Praefecti Castrorum Caius Furius Helios

  • Ohne mit der Wimper zu zucken zeigte Stella auf einen Stuhl:


    "Du erlaubst....?"


    und setzte sich hin, nahm aus ihrem Beutel ein Gefäß aus feinem Leder,
    machte ihn auf und trank einen Schluck davon. Dann gab sie das Gefäß ihrer
    Begleiterin, die wie eingewurzelt da stand:


    "Hier, Darya, trink.."


    Den Brief, der Helios ihr wieder geben wollte, nahm sie aber nicht .
    Die Mischung aus Bestürzung und Enttäuschung machte ihr schwer
    sich zu aüßern. Aber die Strapazen, die sie auf sich genommen hatte
    um ihren Bruder zu finden zwingen sie doch weiter zu sprechen:


    "Diesen Brief haben unsere Eltern geschrieben und zwei Menschen
    haben es bezeugt. Ein hochgeachteter Priester und Archidamia, die
    Hohepriesterin der Artemis. Diese Frau hier, meine Begleiterin ist
    auch eine Priesterin der Göttin... und ich wurde in Artemis Orthia Tempel
    aufgewachsen, die Göttin selbst ist meine Zeugin, sie war mir immer
    eine Mutter, denn meine eigene habe ich ja nie gekannt..."


    Stella schwieg eine Weile, die Tränen stiegen ihr in die Augen, dann fuhr sie fort:


    "Die Priesterin Archidamia war nicht nur bei meiner Geburt anwesend, aber auch bei
    Deiner..., ... sie sagte, Du hättest ein Muttermal auf Deiner rechten Schulter, so wie unser
    Vater ...auch... In der Form eines "T"... Ist es wahr?..."


    Gespannt wartete nun Stella auf die Antwort und sah Helios herausfordernd an

  • Gabriel hatte nicht damit gerechnet, dass Helios auf seinen Vorschlag, zusammen in eine Taverne zu gehen, eingehen würde und so war seine Freude um einiges grösser, als er erwartet hatte. Und so lachte er, vollkommen unüblich bei einem Untergebenen in solchen Räumen, könnte man denken, aber so war er nun einmal, der gänzlich grinsende Gabriel.


    »Oh, das mit dem kurzen Spruch war auch eher als Scherz gemeint. Aber ich werde mir sicherlich etwas gutes und spruchreifes einfallen lassen.«
    Das er nun unter die Werbetreibenden gehen würde, hätte er sich auch nicht erträumt.


    »Es freut mich, dass du mein Angebot annimmst. Meinst du etwa die Taverna Apicia? Aber soweit ich weiss, hat sie wieder neu eröffnet!« sprach Gabriel sichtbar gutgelaunt. Er selber hatte dort gesessen. War es nicht so gar mit Strabo? Für einen kurzen Moment verfinsterte sich sein Gesicht, als er an diesen Mann dachte ... doch es hielt nicht lange an.

  • Anfänglich überzeugte ihn nichts, nicht einmal die Priester, welche ja bestimmt nicht logen. Doch als sie das Muttermal erwähnte, musste er es einsehen, es ging nicht anders. Er hatte wirklich ein "T"-artiges Muttermal an der Schulter. Meistens erzählte er, es sei eine Verletzung, im Kampfe entstanden. Aber es war eindeutig immer da gewesen und tat nie weh.
    Die anfänglich aufgebaute Mauer brach langsam in sich zusammen und er musste es sich eingestehen nun eine Schwester gewonnen zu haben.


    "Nun..."


    Gab er etwas sprachlos von sich und strich sich erleichtert durch die Haare. Ein ehrliches Lächeln entstand auf den so steinernen Zügen des Spartaners.


    "Nun habe ich wohl eine Schwester."


    Mehr fiel ihm im Moment nicht ein, doch dann musste er die Stille doch durchschneiden. Er musste schließlich von der neuen Sachlage berichten.


    "Ich heiße dich willkommen, Schwester.
    Nach dem Brand auf unserem Landgut..."

    Er biss sich vor tief sitzenden Schmerzen auf die Unterlippe uns senkte den Blick gen Boden. Seine Mutter hatte er immer geliebt, doch er war nicht zur Stelle, als sie ihn brauchte und schließlich in den Flammen umkam.
    "Nach dem Brand verkaufte ich alles und ging nach Rom. Ich trat schließlich in die Classis ein, in der Hoffnung mein Schwert weiterhin führen zu können. Doch das Leben auf dem Meer, das Meer an sich - wir Spartaner haben uns nie damit anfreunden können, wir sind keine Athener.
    So trat ich, da ich kein römisches Bürgerrecht hatte, den Vigiles bei und erlangte dieses schließlich vor geraumer Zeit.
    Als meine Schwester wirst du wohl auch Römerin sein, wie ich einer bin. Und wie du bereits herausgefunden hast bin ich Praefectus Castrorum der Vigiles. Ich bin nicht verheiratet, habe keine Kinder."


    Vielleicht wusste sie alles schon, doch er wollte es ihr persönlich sagen. Doch er selbst kannte sie nicht mal im geringsten.

  • Helios nickte nun und sein Lächeln verschwand auch schnell, als von der Stammtaverne gesprochen wurde.


    "Wirklich? Vor der letzten Wahl war sie noch zu. Bist du dir sicher, dass sie wieder geöffnet hat?"


    Er hoffte es inständig, doch aus dem Grund, dass sie diesem Mann gehörte, hatte er sich eigentlich vorgenommen nicht mehr dorthin zu gehen, Aber wo sonst sollte man den Feierabend verbringen? Alle anderen Tavernen waren nur schlichte Kopien der einen, der wahren Apicia.

  • Gabriel war eigentlich ein guter Menschenkenner und verstand es, jede noch so kleine Regung in den Gesichtern der Menschen zu lesen und so las er auch in Helios Gesicht. Irgendwas war da, nur wusste er nicht was. War es Abscheu? Oder was auch immer.


    »Ja, ich bin mir sicher. Aber wir können auch woanders hingehen! Sie ist eh teuer!« Wieder grinste Gabriel. Wurde dann aber ernster: »Ja, soweit ich weiss, hat sie neu eröffnet! Heute Abend dann, oder wo anders?« Genau studierte Gabriel nun sein Gegenüber, allerdings unauffällig.

  • Ein Gefühl, mehr ein Gemisch aus Freude und Misstrauen, durchfuhr ihn. Die Taverne hatte neue eröffnet und er musste sich nun entscheiden. Doch da er keine andere kannte und es nirgendwo einen vergleichbaren Koch gab, entschied er sich der Taverne eine zweite Chance zu geben.


    "Gut, wir treffen uns dort."


    Noch immer war er aufgrund dieser schmerzlichen Erinnerung etwas wortkarg.

  • Zitat

    Original von Caius Furius Helios:
    "Nun habe ich wohl eine Schwester."


    Einen Augenblick lang glaubte Stella, die Welt dreht sich um sie, aber nur einen Augenblick...
    Dann stand sie auf, zog ihren Mantel aus, kam auf Helios zu, löste eine Spange an ihrer Tunika und zeigte ihm ihre
    rechte Schulter, wo ein "T" - artiges Muttermal sich offenbarte...


    Von Emotionen überwältigt konnte Stella kein Wort herausbringen, sie stand nur neben ihrem Bruder und
    schien in einem Gefühl von Zärtlichkeit zu ertrinken... Sie hatte nur Angst, es wäre alles wieder nur ein Traum und
    wenn sie wach wird, wird alles verschwinden, wie es schon so oft passierte...


    "Helios, mein Bruder, ich bin glücklich Dich gefunden zu haben..."

  • Was einem spartanischer Mann, was ihm, überhaupt nicht beigebracht wurde waren jegliche Emotionen solcher Art. Zwar waren die spartanischen Frauen ebenfalls so erzogen worden, doch seine Schwester sicherlich nicht - wie auch, es war ein Tempel und sie lebten nicht 400 Jahre in der Vergangenheit, als Sparta noch zwei Könige hatte und den Peloponnesischen Krieg gewann, Athen endgültig erdrückte.
    Doch Helios verstand was er nun machen musste. So ging er langsam auf sie zu und umarmte seine Schwester. Er vermutete schon Tränen oder etwas Ähnliches, mit dem er nicht rechnen würde, was er selbst niemals öffentlich zeigen würde. Aber so schien sie zu sein, sie war emotional und er musste ihr entgegen kommen.
    Nachdem er sich aus der Umarmung löste, lächelte er aufmunternd.


    "Nun hast du mich ja gefunden. Aber sag, Schwester, wie wirst du unter den Römern genannt?"

  • Stella konnte ihre Gefühle in so einem Moment einfach nicht
    verbergen... In seiner Umarmung fühlte sie sich verborgen und
    vor allen Gefahren geschützt... Und sie versuchte aus aller Kraft
    ihre Tränen zurückzuhalten, was ihr doch nicht gelangte und so weinte
    sie und lächelte gleichzeitig:


    "Ich bin zum ersten Mal in Rom und es hat noch keiner gefragt wie
    ich heisse... Man nennt mich aber normaleweise "Stella"..."

  • Die Priesterin, welche mit seiner Schwester gereist und hineingetreten war, beachtete er kaum.


    "Dann heisst du wohl Furia Stelle, denn ich habe mir diesen Gensname auserwählt, als ich das Bürgerrecht bekam."


    Dann trat er zu seinem Schrebtisch und goss aus der Karaffe verdünnten Wein in drei Becher. Während er dieser Beschäftigung nachging, sprach er munter weiter.


    "Wirst du hier in Rom bleiben oder weiterhin der Diana im Tempel dienen? Falls du letzteres vorhast, so muss die verbleibende Zeit weise genutzt werden..."

  • "Furia Stella... oh, es ist klingt so schön..., ja ich möchte in Rom bleiben,
    nichts könnte mich jetzt von Dir trennen, aber ich habe im Artemis
    Tempel nur gewohnt und eine gute Erziehung bekommen, aber
    ich habe der Göttin nicht gedient, wie Du es meinst, ich wollte niemals Priesterin werden... ich wollte immer schon die Welt sehen ..."


    Stella machte eine Pause, dann sah sie Helios an:


    "Möchtest Du, dass ich Priesterin werde?"

  • "Ich verstehe."


    Merkte er an und musste ein wenig über ihre Frage nachdenken. Dann lächelte er sanft.


    "Dies ist deine Entscheidung. Es stehen dir noch sehr viele Wege offen, nicht nur der Kult."


    Wenn es nach ihm ginge, würe sie einfach Vestalin werden und er musste keine Männer von der Schwester scheuchen oder einen geeigneten Kandidaten für sie finden, den es ja sowieso nicht gab, alle waren schlecht. :D
    Aber auf der anderen Seite wäre sie als Vestalin ziemlich eingeschränkt und er würde sie nie zu Gesicht bekommen.

  • Da Stella ihr ganzes Leben im Tempel verbrachte, wollte sie nicht mehr
    zurück. -.^ Der Kult war einfach nicht für sie, sie hat viel zu viel im
    Tempel erlebt, wollte sich aber in Anwesenheit ihrer Begleiterin, die
    auch ihre gute Freundin war nicht äußern....


    "Ach, lieber Bruder, es freut mich, dass Du mich nicht in Tempel
    zurück schickst... ich danke Dir dafür..."

  • Helios war sich nicht sicher, aber er konnte da heraushören, dass die absolutistische Stellung des Mannes in der Familie wie seit je her in Sparta war. Es änderte sich also doch nichts. Aber hier war kein Sparta, hier war Rom und da hatte er sich den meisten Bräuchen und Sitten sowieso entledigt.


    "Es steht dir frei zu wählen, Schwester. Doch darüber kannst du in Ruhe nachdenken, ich dränge dich zu nichts."


    Doch auf Dauer wollte er ihre Unterhaltungskosten nicht tragen, schließlich sparte er schon lange für eine Landparzelle, nur der Markt war schwierig.


    "Zuerst müssen wir dich irgendwo unterbringen, in eine Insula vielleicht. Ein eigenes Haus habe ich nicht, ich lebe hier im Kastell, wie es Sitte ist."

  • Die ganze Spannung und Aufregung der letzten Tagen liessen sich langsam nach und Stella fühlte sich auf ein Mal
    sehr müde, sie setzte sich wieder auf einen Stuhl und nickte:


    "Oh ja, ich bin sehr, sehr müde... Wir werden uns später über alles ... alles unterhalten... wir haben jetzt
    die ganze Zeit der Welt, Helios... "


    Sie wollte noch unbedingt so viel wie möglich über ihre Eltern erfahren, aber nicht heute, es war alles zu viel für sie.

  • Helios nickte und es war nur allzu gut nachvollziehbar, dass sie außer Kräften war und sich nun der Ruhe widmen wollte.


    "Ich werde nach Dienstschluss mit dir in ein gutes Gasthaus gehen, dort kannst du dann übernachten. Morgen werden wir dann eine Insula für dich finden."


  • Gabriel entging die leichte Veränderung in seinem Gegenüber nicht und was auch immer Helios beschäftigte, so würde Gabriel ihn nicht jetzt danach fragen. Er war schon froh, dass er die Einladung angenommen hatte, da wollte er Helios Zeit nicht zu sehr in Anspruch nehmen.


    »Gut, dann treffen wir uns nach Dienstschluss dort. Ich melde mich dann mal bei Centurio Traianus!«


    Gabriel erhob sich, salutierte und grinste noch ein letztes Mal, bevor er dass Officium verliess, um das Officium von Centurio Traianus aufzusuchen.

  • Zitat

    Original von Caius Furius Helios:
    "Ich werde nach Dienstschluss mit dir in ein gutes Gasthaus gehen, dort kannst du dann übernachten. Morgen werden wir dann eine Insula für dich finden."


    Obwohl Stella fast vom Stuhl fiel, aber so müde sie auch war hörte sie Helios aufmerksam zu und sagte
    mit einem zartem Lächeln:


    "Ja, Helios, wir warten so lange,... hoffentlich stören wir Dich nicht bei Deiner Arbeit... "

  • "Nein, es ist nicht viel Zeit übrig und wir können gehen."


    Sagte er kurz und besah seine Schwester mit sorgenvollem Blick. Danach begab er sich zur Tür seines Officiums.


    "Ich muss noch etwas erledigen, ich werde bald zurück kommen. Ruht euch in der Zwischenzeit aus."


    Und dann begab er sich auf seinen allabendlichen Rundgang.

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