Hallo miteinander,
als relativ neues Mitglied des IR's habe ich mir aus Jux und Tollerei das Forum in weiten Teilen durchgelesen, auch wenn ich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann und will, denke ich, dass ein gewisser Überblick vorhanden ist. Was mich bei vielen Threads sehr gefreut hat, sind die alltäglichen Begegnungen, die interessant gestalteten Gespräche, das politische Belauern, die gegenseitig geschriebene Situationskomik, ein hintergründiger, in vielem zu findender Humor, der einen Threads und Unterhaltungen bestimmter Charaktere einfach mit viel Vergnügen verfolgen lässt. Ein Lesegenuss, den ich als Spielerin wirklich immer wieder mit Freuden entdecke und wieder-lese.
Allerdings scheint sich dieser Spaß nicht auf einem Sektor zu spiegeln, der hier nicht minder intensiv bespielt wird wie politisches Geplänkel, Alltagsunterhaltungen und ähnliches - die Erotik. Die Anzahl der einzeiligen Ereignisbeschreibungen ("Er strich ihre Tunika herauf und berührte ihre Brüste.") und Ereigniserwiederungen ("Sie fühlte seine Hand auf ihren Brüsten und stöhnte lustvoll auf.") überwiegt atmosphärisch verfasste Erotik bei weitem, sodass man schon fast den Eindruck gewinnen könnte, es gibt nur die Einzeilererotik, nicht aber andere Szenerien, die man, wenn man sich auch dafür interessiert, wirklich angestrengt suchen muss. Ich will dabei dazu sagen, dass ich mich selbst nicht für prüde halte (wer's mir nicht glaubt, der Link zu meiner HP steht in meinem Profil, ein, zwei Dinge dort dürften Kritiker überzeugen) und ich auch mit Vergnügen gut geschriebene Erotik lese und immer lesen werde, genau wie ich erotische Kunst schätze.
Aber was hier so allgemein zu lesen ist, lässt mich persönlich fast immer mit der Frage im Hinterkopf zurück, ob nicht das Rollenspiel zu einem bloßen Ausleben real vorhandener Defizite genutzt wird, die man innerhalb von 20 nichtssagenden Boardeinträgen herunterradebrecht, damit es eben getan ist - keinerlei szenische Beschreibung, keine Stimmung, keine Atmosphäre, die Handlung entspricht in etwa den Szenenvorgaben eines billigen Pornofilms, ebenso das Vokabular ("Du bist soooo gut!"; "Ohhhh ..ohh!"). Ich frage mich dabei: Was ist daran noch erotisch? Erotik lebt von Momenten, Stimmungen, dem Zusammenspiel von Gedanken, Möglichkeiten, Sichtbarem, Fühlbarem, Schmeckbarem und Handlungen - schriftliche Erotik, die den Stempel des billigen Einzeilenvögelns vermeiden möchte, sollte doch mehr zu leisten imstande sein als eine simple Beschreibung von Handlungen, die dann irgendwann in einem ausgeblendeten Höhepunkt munden. Oder sollte sich da mein Anspruch an schriftliche Erotik so sehr von dem der breiten Masse unterscheiden?
Ich bin gespannt auf eure Meinungen.
Die hinter Iulia Helena