Atrium - Helena, Lucianus

  • Hundert Sesterzen?! Für einen Moment war sie nahe dabei, ihre bisher beherrschte Miene aufzugeben und ihn einfach nur schockiert anzuglotzen. Dafür musste sie zweieinhalb Wochen arbeiten - nur für eine Nacht des Liebesvergnügens. Das war doch Wahnsinn - oder zahlten die Männer in Rom wirklich so viel für eine Nacht mit einer kundigen Frau? Für einen winzigen, kurzen Moment blitzte ein sehr unkonventioneller Gedanke in ihrem Hinterkopf auf, wurde aber von einem deutlich größeren Bereich an Moral, Erziehung und Tradition verscheucht.


    "Du scheinst großen Gefallen daran zu finden, eine arme Scriba aus Ostia noch ein wenig ärmer zu machen," versetzte sie schließlich trocken und räusperte sich ein wenig. "Sie würde immerhin in unserem Haus verköstigt, darf dort baden und sie müsste nichts mitbringen an Ölen und ähnlichem ... sagen wir neunzig und ich weine heute nicht still und heimlich in meinem Cubiculum!" Nicht dass sie das tun würde, aber es gehörte immerhin zum feilschen dazu, als seien sie auf dem Markt und die Ware nicht etwa eine schöne Stunde mit einer reizvollen Dame, sondern eine neue Tunika.

  • Jetzt kam das Grinsen wieder zurück..... ah, feilschen wollte sie also, aber anscheinend war sie da weniger bewandert, als bei dem Thema zuvor..... ich an ihrer Stelle hätte wahrscheinlich bei 50sz angefangen....


    Trotzdem versuchte ich ernst zu bleiben und liess noch einen Moment der Stille stehen, um wenigstens so zu tun, als wäre mir der Preis hier wirklich wichtig....


    "Oh, Scriba in Ostia..... nun, das wusste ich ja nicht. Ich kannes natürlich nicht verantworten, dich verarmen zu lassen...." grinste ich nun wieder "....und schon gar nicht, dass dieses schöne Gesicht heute Nacht von Tränen bedeckt wird!"


    Wieder ein Moment der Stille, um ihre Reaktion abzuwarten....

  • Irgend etwas lief hier gerade nicht so, wie es sollte - hätte er nicht nun dagegen feilschen müssen? Oder aber sie hatte den Wert der Lupa zu hoch angesetzt. Zum ersten Mal in ihrem Leben bereute sie es, davon so wenig Ahnung zu haben, aber ein Lupanar war nun einmal kein Ort, an den eine römische Ehefrau ohne Probleme gehen konnte.


    "Ich werde mindestens drei Kissen beweinen, wenn Du bei diesem Preis bleibst!" erklärte sie standhaft und gab sich größte Mühe, als würde sie das alles ernst meinen - wenngleich es nicht wirklich gelang. Allein die Vorstellung, wegen Geld zu weinen! Sie würde sich eher schwarz ärgern, als wegen einer verlorenen Sesterze zu weinen, dafür dachte die Iulierin viel zu praktisch - und so schenkte sie ihrem Gegenüber ein deutlich weicheres, hinreissenderes Lächeln als zuvor. Vielleicht würde er ja auf den Trugschluss kommen, hier eine harmlose, unsichere Frau vor sich zu haben, der man einen solchen Preis nicht zumuten konnte - oder was auch immer im Kopf eines Mannes vor sich gehen mochte.

  • Ui....jetzt kamen die berühmten Waffen der Frauen.... wer sollte da widerstehen....


    "Gut, ich mach dir einen Vorschlag. Die Lupa kostet dich 70sz, dafür gestattest du mir, dich zum Essen einzuladen!"


    Nun war ich aber gespannt....

  • Kurz hoben sich die Augenbrauen der Iulierin an, dann betrachtete sie ihr Gegenüber in neuem Licht. 'Dreist' traf seine Frage nun nicht wirklich, das war schon deutlich mehr als dreist - aber warum denn auch nicht? Wenn er unbedingt mit ihr essen gehen wollte, dann würde er auch sehen müssen, dass das nicht ganz so leicht war, wie er sich das vielleicht denken mochte. Immerhin waren die Iulier kein Geschlecht aus der Subura, sondern achteten auf einen gewissen Anstand.


    "Es wird meinem Bruder ein Vergnügen sein, mich zu einem Abendessen mit Dir zu begleiten ... ach, ich glaube, Du bist der erste Amtsträger hier in Rom, den er kennenlernen wird," versetzte sie mit einem zuckersüssen Lächeln und strahlte ihn an, als könnte sie sich die Möglichkeit, dass er vielleicht lieber mit ihr allein wäre, überhaupt nicht denken. "Siebzig Sesterzen klingt sehr gut für mich... und ich denke, wir müssen ihm ja nicht auf die Nase binden, dass diese kleine Lupa Dir gehört, nicht wahr?"

  • Innerlich musste ich Lachen..... so gesehen war dies nichtmal eine schlechte Idee...... zwei Fliegen mit einer Klappe..... ein Abendssen mit einer schönen Frau und die Chance einen weiteren Klienten zu bekommen....


    Ich nickte, wahrscheinlich ganz entgegen ihrer Erwartungen


    "Sehr gut, dann sind wir uns ja einig! Wann und Wo soll das ganze stattfinden?"

  • "Nun, da mein Bruder derzeit seinen Dienst bei den Cohortes Urbanae ableistet, wird sich dieser Termin nach seinem Dienstplan richten müssen ... aber ich werde Dich gern benachrichtigen, wann es ihm erlaubt ist, abends die Kaserne zu verlassen," sagte sie lächelnd und durchaus zufrieden. Ein weiterer Kontakt, den sie der Liste für Constantius' Fortkommen in de römischen Gesellschaft beimengen konnte - ihr Vater würde sicher zufrieden sein, wüsste er um ihre Arbeit für die Zukunft ihres Bruders. Zumindest hoffte sie das. "Was die Lupa angeht ... hast Du schon eine bestimmte Frau im Auge?"

  • Sie lacht leise auf und schüttelt dabei den Kopf. "Verzeih mir, ich denke eben eher an ein angenehmes Abendessen denn an eine käufliche Frau ... es muss irgendwie am Geschlecht liegen, ich weiss ja auch nicht. Aber wenn es Dir recht ist, dann lasse ich Dir eine Nachricht deswegen zukommen ... das dürfte wohl das leichteste sein. Seinen Dienstplan wird er mir sicher verraten und es soll ja eine Überraschung werden."

  • Sie nickte leicht und atmete dann leise ein. "Ich werde in meiner Nachricht über Ostia schreiben und dazu einen Termin nennen ... nur damit Du Dich nicht wunderst ... Briefe können so leicht in die falschen Hände geraten und in jedem Haushalt gibt es irgend jemanden, der zu neugierig ist ..." Ein vages Lächeln lag auf ihren Lippen bei diesen Worten, als sie ihr Gegenüber recht genau betrachtete. Ob er wohl darauf eingehen würde?

  • "Wenn du es so wünscht, soll es mit Recht sein! Ich werde die Dame dann von einem Sklaven an den Ort des Geschehens bringen lassen. Natürlich diskret!"


    Ich schenkte mir noch ein wenig Wein und fragte "Möchtest du auch noch etwas Wein?"

  • "Sehr gerne," antwortete sie und atmete leise aus. Jetzt, da der ungewöhnliche geschäftliche Teil abgeschlossen war, fiel es ihr ein wenig leichter, hier zu sitzen und sich zu unterhalten. Auch wenn sie irgendwie das dumpfe Gefühl hatte, dass die Lupa es mit ihrem Bruder nicht leicht haben würde - aber das war dann wenigstens nicht ihr eigenes Problem, sondern das der Lupa. Man konnte sich schließlich nicht um alles kümmern.


    "Bekommst Du eigentlich oft solche ... Bitten ... an Dich herangetragen?" Nun war die Neugierde doch größer geworden als die Vorsicht - ihr Vater hätte ihr dazu sicher nie und nimmer etwas gesagt, aber der Besitzer eines Lupanars ...

  • Ich lächelte "Nun, ich denke, du wärst nur wenig erfreut, wenn ich bei anderen über unsere kleine Plauderei reden würde. Deshalb kann ich deine Frage nicht beantworten! Du verstehst, Diskretion ist überaus wichtig in diesem Geschäft!"

  • "Natürlich ... und ich will doch sicher auch keine Namen wissen ... nur verstehst Du vielleicht, dass für mich dieser Schritt ungewöhnlich war und bleiben wird, zum einen trifft man nicht allzu oft jemanden, der ein Lupanar besitzt, zum anderen ... nunja, meine anderen Brüder haben sich ihre Erfahrungen selbst gesucht. Ich habe mit solcherlei Verabredungen nicht wirklich große Erfahrung ..." sie lächelte etwas, aber der Becher war in diesem Augenblick ein sehr guter Halt. Warum hatte sie auch solche Sachen fragen müssen?

  • Ich lächelte noch immer... "Nunja, sagen wir so...... dein Wunsch war nicht aussergwöhnlich, nur dass eine Frau diesen Wunsch äusserte!"


    Das musste reichen, mehr konnte und wollte ich über meine Kundschaft nicht berichten.


    Dann wechselte ich das Thema...


    "Du hast gesagt, du bist Scriba in Ostia? Was gibt es Neues in unserem Hafenstädtchen?"

  • Sie lachte leise auf und nickte dann. "Dann bin ich ja beruhigt und kann heute mit dem Wissen einschlafen, dass Du mich nicht für völlig verrückt hältst ..." Belustigt zwinkerte die Iulierin ihrem Gegenüber zu und sann kurz über seine Frage nach.


    "Eigentlich sehr wenig. Ich habe derzeit keinen Vorgesetzten, in sofern ist es recht ruhig - der Comes Italia und ich haben uns schon Gedanken gemacht, wie man Ostia ein bisschen in das Gedächtnis der Menschen zurückbringen könnte, aber solange der Merkur-Tempel Schrottwert hat, fällt eine wichtige Möglichkeit schon einmal ganz weg ... irgendwie scheint kein Magistrat in den letzten Monaten so recht Lust gehabt zu haben, sich um den Tempel zu kümmern. Du kennst nicht zufällig einen empfehlenswerten Architekten?"

  • Ich lauschte aufmerksam, während ich an meinem Becher nippte, dann antwortete ich...


    "Naja, Architekten gibt es viele..... aber, ob die empfehlenwert sind, kann ich nicht sagen.... ich hatte bis jetzt noch keinen gebraucht...."


    Dann fiel mir plötzlich etwas ein ".... aber soweit ich weiss, wird die Casa hier bald umgebaut, da wird sicher ein Architekt Hand anlegen. Wenn es fertig ist, kannst du dich ja selbst von der Qualität der Arbeit übrzuegen!"

  • "Wenn es zeitlich passt, werde ich das gerne tun ... denn wir brauchen dringend jemanden, der die vorhandenen Trümmer begutachtet und aufschreibt, welche noch für einen neuen Bau verwendet werden können und welche nicht. Ostia hat zwar eine gewisse Menge Sesterzen auf dem Stadtkonto, aber man muss sie ja nicht mit beiden Händen zur porta hinauswerfen, wenn es sich nicht vermeiden lässt ..." meinte sie lächelnd und überlegte sich für einen kurzen Moment, wie es wohl aussähe, würde sie an der Curia zu Ostia stehen und die Stadtkasse unter den Bürgern verteilen. Sicher ein interessantes Bild ...

  • Ich lachte "Da hast du wohl Recht..... man muss sehen, wo man bleibt, nicht nur als Privatperson auch als öffentliche Einrichtung, schliesslich können wir uns ja unsere Münzen leider nicht selbst prägen...." kurz kam mir da eine wunderbare Idee, die aber gleich wieder verwarf "...... aber ich denke, es werden sich sicher auch einige Spender finden, die sich am Aufbau des Tempels beteiligen wollen?!"

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