Hundert Sesterzen?! Für einen Moment war sie nahe dabei, ihre bisher beherrschte Miene aufzugeben und ihn einfach nur schockiert anzuglotzen. Dafür musste sie zweieinhalb Wochen arbeiten - nur für eine Nacht des Liebesvergnügens. Das war doch Wahnsinn - oder zahlten die Männer in Rom wirklich so viel für eine Nacht mit einer kundigen Frau? Für einen winzigen, kurzen Moment blitzte ein sehr unkonventioneller Gedanke in ihrem Hinterkopf auf, wurde aber von einem deutlich größeren Bereich an Moral, Erziehung und Tradition verscheucht.
"Du scheinst großen Gefallen daran zu finden, eine arme Scriba aus Ostia noch ein wenig ärmer zu machen," versetzte sie schließlich trocken und räusperte sich ein wenig. "Sie würde immerhin in unserem Haus verköstigt, darf dort baden und sie müsste nichts mitbringen an Ölen und ähnlichem ... sagen wir neunzig und ich weine heute nicht still und heimlich in meinem Cubiculum!" Nicht dass sie das tun würde, aber es gehörte immerhin zum feilschen dazu, als seien sie auf dem Markt und die Ware nicht etwa eine schöne Stunde mit einer reizvollen Dame, sondern eine neue Tunika.