Der Cursus Publicus auf Inspektion

  • Nicht wenig betröpfelt blickt er drein, als er erfährt: eine Eisenwanne gegen ein ausgiebiges Warmbad tauschen zu müssen. Doch gibt sich der Badesklave alle Mühe trotzdem den Senator vom Sand und Stress der letzten Tage zu befreien. Die vielen Kleidungssätze werden gereinigt und gedampft, während Avarus sich sicher ist, das dies der erste Gang in Rom sein wird. Er braucht eindeutig mehr Togen und Tuniken und vorallem die Schnitte müssen seinem Körper besser angepasst sein. Einige dieser Dinger hasste er schon nach wenigen Stunden auf dem Kamel, oder durch die Hitze, die mit ganzer Kraft auf den Körper drang.


    Er lehnt sich zurück und läßt sich den Bauch waschen. Der Schwamm bewegt sich einfühlsam über seinen geschundenen Körper. Als er fühlt, das der meiste Dreck ab ist, läßt er das Wasser tauschen und nun die lang vermisste Stutenmilich mit einschütten. Gut eine Stunde liegt er so im Bad und siniert über dies und das.


    Als Avarus sich zum Atrium aufmacht, stehen bereits einige Tischsklaven bereit um ihn einzuweisen. Er nimmt sich einen guten Becher Falerner und begibt sich hinein ins Triclinium. Die Liegen sind platziert und er nimmt auf jener Platz, die zur Linken des Gastgebers ist. Lucilla ist natürlich noch nicht zurückgekehrt, doch drückt Avarus so der Bauch, das er einen kleinen Bissen trotzdem vorher nimmt. Die kleinen Happen werden ihnen auf silbernen Tabletts gereicht. Der Wein in gleichwertigen Bechern serviert.


    Der Senator ist zufrieden und erfreut endlich wieder die Zivilisation erreicht zu haben und versinkt im Gespräch mit dem Gastgeber....

  • Natürlich braucht Lucilla länger als Avarus und länger auch, als sie eigentlich brauchen wollte, doch sie schiebt das auf den extrem langen Weg von der Mansio bis zu den Thermen, den man schließlich ersteinmal zurücklegen muss. Denn natürlich hat es überhaupt nichts damit zu tun, dass sie kaum mehr aus den Wasserbecken herausgekommen ist, nachdem sie ersteinmal drinnen lag.


    Als sie im Atrium auftaucht könnte man meinen, sie würde von innen heraus strahlen, denn verborgen unter dem Schmutz der letzten Tage ist tatsächlich wieder Lucilla hervorgekommen und sie hat es sich nicht nehmen lassen nun, da sie sich wieder rundum wohl fühlt, ein sehr feines Kleid anzuziehen, auch wenn es für den Anlass ein wenig übertrieben ist.


    "Salvete, die Herren!" Mit einem wohligen Seufzer lässt sie sich neben Avarus auf die Kline nieder und lächelt dem Sationarius zu. "Die Thermen in dieser Stadt sind wirklich fantastisch, vor allem die Auswahl an Ölen hat mich sehr beeindruckt."
    Ihr Gastgeber lächelt charmant zurück. "In einer Stadt wie dieser, umgeben von Sand und Gestein muss man schon sehen, wie man die Bevölkerung bei Laune hält. Das wissen auch die, die dafür zuständig sind. Die Öle stammen zum großen Teil aus Aegyptus, wie das meiste, was hier ankommt. Nach Alexandria haben wir feste Handelsverbindungen, alle anderen Schiffe liegen nur zufällig oder auf der Durchreise in unserem Hafen."
    Lucilla nickt höflich und schielt auf das Essen. Nach einer armen Stadt sieht das wirklich nicht aus, aber es ist durchaus möglich, dass der Stationarius die Vorräte für Wochen aufgefahren hat, um sie zu beeindrucken, der Legatus Augusti kommt schließlich nicht jeden Tag vorbei.


    Das Essen geht einigermaßen schweigend von statten und endet erst, als auch die letzte Platte geleert ist. Lucilla fühlt sich nach den letzten, entbehrungsreichen Tagen tatsächlich etwas gemästet. Es folgt ein wenig höfliche Konversation, durchaus auch schon mit dem Thema Cursus Publicus, welcher hier zwar nicht viel zu tun hat, aber trotzdem gut zu laufen scheint.
    "Dann kann ich morgen die Prüfung der Listen übernehmen und du kannst dich in den Thermen vergnügen, wenn du möchtest?" bietet Lucilla ihrem Verlobten an. Er sieht zwar sauber aus, aber gegen ein Besuch in den Thermen kommt keine Wanne der Welt an.

  • Mit diesem großzügigen Angebot von Lucilla hatte er irgendwie gerechnet. Natürlich würde er nicht hier vor dem Stationarii darauf eingehen, sondern sagte mit einem Lächeln: "Nein, nein wir werden die Listen zusammen durchgehen, dann sind wir schneller fertig. Du kannst dir den Markt anschauen und ich komme rechtzeitig zum Ringen."


    Der fragende Blick in ihrem Gesicht ist nicht zu übersehen und so fügt Avarus an. "Oh ich habe mir ob dem Umstand mit den Thermen erlaubt für Morgen das ganze Programm in der Therme zu buchen. Zwei Partner zum Rumsuhlen bereits gefunden und nunja es wird ja auch nötig nach dne letzten Wochen..."


    Sein Lächeln war äußerst breit geworden, das er sogleich im Weinbecher verbarg. Dann wand er sich dem Mahl wieder zu oder besser gesagt dem nachessen. Ein paar Trauben hier, zwei drei Birnenscheibchen da, dort eine Olive, oder eingelegte Honigdatteln.


    Der Abend strich so dahin und der Morgen würde vor Schwernis nicht aus dem Bett kommen...

  • Wider erwarten kommt der Morgen ziemlich schnell aus dem Bett, ganz im Gegenteil zu Avarus und Lucilla. Da sie während der letzten Tage immer schon kurz nach Sonennaufgang aufgestanden waren um die Kühle des Morgens so gut es geht zu nutzen, gönnen sie es sich an diesem Tag, etwas später aufzustehen, auch wenn die Nacht dadurch nicht viel länger wird als die letzten. Lucilla genießt es, sich nach dem Aufwachen an einer Waschschüssel ausgiebig reinigen zu können und sie genießt es, die ihr zur Wahl stehenden Kleider betrachten zu können, ohne dabei zu befürchten, dass ein Windhauch aufkommt und den Sand ins Gewebe bläst. Sie entscheidet sich für eine einfache Tunika und eine passende Palla aus hauchdünnem Stoff, die gerade gut genug ist, als Palla zu dienen, aber keine unnötige Hitze bringen wird.


    Nach einem einfachen aber reichlichen Frühstück machen sich Avarus und Lucilla an die Arbeit, die Arbeit in der Mansio zu inspizieren. Der erste Weg führt sie in das Officium des Stationarius, der bereits seit dem frühen Morgen auf den Beinen ist und schon alle Listen und Tabellen bereitgelegt hat. Lucilla überlässt Avarus die Prüfung der Versandliste und prüft selbst die übrigen Dokumente, berechnet Wertkartenkontingente und notiert sich einige Zahlen über die monatlichen Einnahmen und Ausgaben. Es stellt sich heraus, dass die Station sich aufgrund des wenigen Postverkehrs als Mansio tatsächlich nicht rechnet, doch da sie aus genau diesem Grund auch nicht viel mehr Kosten als eine Mutatio verschlingt, kann der Legatus den Stationarius letztendlich beruhigen, dass sein Arbeitsplatz nicht gefährdet ist.


    Es ist schon etwas nach Mittag, als die Arbeit beendet ist und Avarus und Lucilla nach einer kleinen Mittagsmahlzeit zu getrennten Zielen aufbrechen. Zwar hat Lucilla schon am Vortag von einigen einheimischen Frauen erfahren, dass es nicht viel auf dem Markt zu kaufen gibt, doch gleichzeitig hat sie ein paar Insidertipps bekommen, wo es besonders gute Badeessenzen sogar günstiger als in den größeren Städten gibt.


    Lucilla haucht Avarus einen Kuss auf die Lippen und streicht ihm über die Wange. "Viel Vergnügen beim Planschen und vergiss die Rasur nicht." Mit einem Lächeln verlässt sie die Mansio gefolgt von mehr Packsklaven als es in dieser Stadt brauchen würde.

  • Instinktiv streicht er sich über dei Stoppeln und massiert dabei sein Kinn. War es also schon wieder Zeit den Barbier aufzusuchen. Doch bis dato sollte er ersteinmal den Spaß finden. Avarus verabschiedete sich auch von ihr und sah Lucilla noch eine Weile nach, bevor er sich auf den Weg in die Therme machte.


    Dort angekommen erwartete ihn ein recht baufälliges Gemäuer, dessen Putz nicht abfallen konnte, denn er war es bereits. Mit einem Seufzer betrat er die Therme dann doch. Sie würde ihn schon noch aushalten. Die Ringer hatten nicht gewartet, sondern schliffen ihre Kräfte bereits aneinander. Der Sand im Kreis half ihnen die Strapazen der Griffe und Würfe gut abzufangen. Avarus setzte sich auf eine der Holzbänke und schaute den Beiden eine Weile zu. Bis sie ihn wohl bemerkten und freudig auf ihn zukamen. Zuerst war der Kleine dran. Ein guter Techniker mit flinker Beinarbeit. Doch das Gewicht des Senators half ihm dabei einen Sieg davon zu tragen. Gestützt von diesem kam der Andere zum Wurf, nein eher zum Werfen, denn dessen Gewicht und Größe überragte Germanicus Avarus um nicht viel, aber die lange Erfahrung und vorallem die Jugend hatte den Senator schon bald eingeklemmt. So ging er zum Kaltbecken über und verabschiedete sich damit von den beiden Tabellarii, die sich dem gegenseitigen Kampf wieder widmeten.


    Avarus hielt es nicht lange in der Kälte aus, sondern wechselte zu den Warmbecken, die hier jedoch kaum mehr als eine laue Brühe waren. Frisch geschruppt und kurz danach von einem Mann der Klinge rassiert, wand er sich dem Massagestudio zu, wo er von einer bildhübschen Araberin erwartet wurde. Mit Ölen eingefettet und Salben berieben knetete diese ihn mehrere Minuten durch. Am Ende war es fast eine ganze Stunde geworden, so verspannt waren die Muskeln.


    Als er sich dann in eins der Ruhebecken zurück zog, hatte der Abend schon begonnen und Avarus würde die Zeit nicht mehr ewig genießen können, denn der Stationarii hatte Lucilla und ihn zu einem Abschiedsbankett in die Mansio geladen. Zwar gab es nicht viele Prominente in der Stadt, aber jene die da wohnten, waren geladen und da durfte es sich ein Senator Roms nicht nehmen lassen zu erscheinen.


    Germanicus Avarus verließ die Thermen kurz vor dem Termin und eilte mit großem und hastigen Schritten zurück zum Quartier. Dort angekommen ließ er sich eine seiner besten mitgenommenen Togen anziehen und begab sich zum Abendmahl.


    Im Innersten seines Gedankenverlaufs wünschte er sich einen ruhigen Abend herbei. Gänzlich allein oder nur mit Lucilla vereint. Diese ganzen Bankette, Essen, Schwatzrunden und Geschäftsessen hingen ihm langsam zum Halse heraus. Doch es war Sitte und Tradition und als Senator und Legat mußte er sich diesen beugen.... mal wieder.

  • Viel früher schon als Avarus ist Lucilla wieder zurück in der Mansio. Die Stadt hat wirklich nicht viel mehr als drei Fläschchen voll Öl hergegeben und da die einzige Straße mit Läden auch nicht dazu taugt, sie aufgrund des Überangebots mehrmals abzugehen, ist der Einkauf sehr schnell beendet. Schlecht ist das allerdings auch nicht, denn ein Nachmittag ganz in Ruhe und gepflegtem Nichtstun ohne dabei einen rumpelnden Wagen unter dem Gesäß tut Lucilla ausgesprochen gut, vor allem da das kleine Peristyl der Mansio wunderbar schattig und kühl ist.


    Ehe sie sich versieht, ist der Nachmittag auch schon rum und Lucilla steht schon wieder in ihrem Cubiculum um sich für den Abend fein zu machen.
    "Ambrosius, findest du, dass ich dicker geworden bin? Schau mal, da." Missmutig zwickt sich Lucilla an der Hüfte. "Dieser ständige Wechsel von Einschränkung und üppigen Gelagen tut meiner Figur wirklich nicht gut." Ihre Hand reibt über ihren Hintern. "Mhm, ich fürchte, da habe ich auch etwas angesetzt, kein Wunder, ich sitze ja den ganzen Tag lang nur immer auf diesem Wagen. Vielleicht sollte ich mal eine Weile nebenher laufen. Bald seh ich aus wie eine Matrone und dabei bin ich noch nicht einmal verheiratet! Wenn wir wieder in Rom sind, werden wir eine Trauben-Diät machen. Ja, das werden wir."
    Ihr Kleid passt trotz der Befürchtungen perfekt - wahrscheinlich war es vorher etwas zu weit - und nachdem die Frisur zu einem kunstvollen Gesteck hergerichtet und die Schminke dezent aufgetragen ist, sieht Lucilla nicht schlechter aus, als zu der Zeit, bevor sie sich auf die Inspektionsreise aufgemacht haben - aber das liegt wahrscheinlich nur am Licht.


    Wie der Zufall es so will trifft Lucilla noch vor dem Atrium auf Avarus. Frisch erholt, rasiert und in seine Toga gekleidet, gibt er ein hervorragendes Bild ab. An der Seite so eines Mannes würde es gar nicht auffallen, wenn Lucilla ein paar Gramm zu viel hätte. So betreten sie gemeinsam das Atrium und lassen Vorstellungen, belanglose Gespräche und inhaltslose Diskussionen über sich ergehen, wie schon so viele Abende zuvor. Die Themen sind beinahe in jeder Gesellschaft die gleichen und mittlerweile ist Lucilla sehr geübt darin, darauf einzugehen, und ihre Antworten sind, da immer wieder die gleichen, perfekt ausformuliert, so dass sie tatsächlich einen sehr weltmännischen Eindruck macht. :]

  • Die Karawane reiste von Berenice weiter über Straße und Land. Die Landschaften begannen wieder zu blühen und die Laune stieg dazu merklich an. Lucilla hatte die Worte des Draba Medicus näher gebracht und er hatte lange gegrübelt, wie sie den Missstand in Cyrene umgehen konnten und gleichzeitig trotzdem ihre Arbeit dort verrichten würden. Doch ihr nächstes Ziel hieß ersteinmal Ptolemais. Eine Hafenstadt mit Kleinstadtflair und wichtiger Handelsumschlagplatz für die größere Siedlung Cyrene welche etwa dreißig Kilometer weiter östlich auf einer Hochebene lag.


    Die Kontrolle verlief recht planungsgemäß. Es gab nur kleine Beanstandungen, wie die Listenführung und eine Ungereimtheit beim Versand. Da sie noch von der Krafttankung in Berenice profitierten, nahmen sie den Weg bs Cyrene wahr. Doch zogen nicht alle in die Stadt ein, sondern man bezog eine kleine wie hübsche Taverna auf ländlicher Flur, die in Olivenhaine gebettet war. Avarus und die beiden mtgeführten Tabellarii ritten dann in die Stadt ein. Die durch Drabas Berichten bereits schon schlimm gerdet war, dies aber bei weitem übertraf. Hier regierte nicht Rom sondern das Chaos. Die Stadteinheiten hatten sich wohl schon in ihr Castellum zurückgezogen und überließen den Bürgern der Stadt ihr Schicksal. Nein hier wollte auch der Senator nicht länger bleiben las nötig und suchte so mit großer Hatz die örtliche Poststation auf.


    Das Tor war verriegelt und wurde erst nach mehrmaligen Anschlagen nebst energischen Worten geöffnet. Ein eher hagerer Tabellarii blickte versteinert in die Augen des Legaten und versuchte diesen mit Ausflüchen vom Officium seines Vorgestezten fern zu halten. Doch wie Avarus war, nahm er diesen Weg trotzdem auf sich.


    Ihm bot ein Bild des Schreckens, als er das Officium betrat. Der Praefect war nicht anwesend, die Stube jedoch verwüstet und kein Pergament lag mehr auf dem Anderen. Kein Stuhl stand mehr, der Tisch war zerschlagen, die Regale umgekippt. Mit einem Stammeln in der Stimme berichtete der noch junge Tabellarius von den Vorkommnissen, die diese römische Institution vor mehreren Monaten heim gesucht hatte.


    Avarus führte seinen Rundgang fort. Die Mansio gab es praktisch nicht mehr, der Geschäftsbetrieb war seither wohl eingestellt. Die wenigen noch verbliebenen Angestellten ernährten sich von en letzten Mitteln, die das Gästehaus der Station zu besseren Zeiten angehäuft hatte. Es war da keine schwere Entscheidung, denn wie sollte der Cursus Publicus eine solche Station in einer revoltierenden Stadt we dieser halten. Er ließ die wenigen noch in takten Fensterscharten verschließen, andere wurden mit Brettern vernagelt und das Tor von Außen verriegeln. Der Tabellarius, ein Wagenbauer, zwei Knechte und der Wirt der Herberge würden bis Apollonia die Reisegruppe verstärken. Ein guter Tagesritt entfernt. Die Station hindes war für eine Weile verloren. Ob und wie man sie wieder in Stand setzen und öffnen konnte, blieb abzuwarten und würde sicher nicht hier entschieden.


    So begaben sie sich zurück zum außerstädtischen Quartier und von dort noch am selben Nachmittag in Richtung Apollonia. Sie würden so ein Zeltlager errichten müssen, um die Nacht zu verbringen, aber immer noch besser, als Opfer einer Aktion nahe Cyrene zu werden. Nur wenige Miles vor der Hafenstadt Apollonia geschah dies dann auch und sie verbrachten eine halbwegs ruhige wie schwüle Nacht im Freien.


    Die Zielstadt war gänzlich anders in ihrer Art, wie konnte nur eine Siedlung wie Cyrene sich derart nieder reißen in solch einer Flur. Medicus machte sich darüber jedoch keine weiteren Gedanekn, sondern zog zu Fuß neben seinem Kamel in die Stadt ein. Der Handel blühte auch hier. Der Hafen war voller Schiffe und die Straßen proppe voll. So war es für sie schwierig die Gruppe beieinander zu halten, doch erreichte man dann tatsächlich die Mansio im Verbund.


    Eine herzliche Empfängnis folgte und mit einem Weh und Oh wurden die Ereignisse in Cyrene zur Kenntnis genommen. Die ehemaligen Angestellten jedoch in neue Dienste eingewiesen, denn irgendwie boomte hier das Geschäft mit den Briefen und Frachtsendungen. Während die Station wuchs, war es schwer neue arangierte Mitarbeiter zu gewinnen, da kamen jene gerade recht.


    Die Praefecta und der Senator hingegen suchten ihre Quartiere auf. Erst am nächsten Morgen wollten sie sich der Überprüfung widmen, am Abend davor jedoch eine zuvor gesehene kleine Fischgaststätte aufsuchen, um den Abend mal allein zu sein. Das Angebot des Stationarius mußten sie so leider af einen anderen Tag verschieben und konnten es fast kaum erwarten endlich in jenem Stübchen zu sein.


    Mit Blick auf das Mare Internum und einem herrlich großen Terassengarten würde es ein vielversprechender Abend zu zweit werden...

  • Was der erste Blick von Außen auf die Taberna schon versprochen hat, das kann sie tatsächlich auch halten. Die Terasse zum Meer hin ist in angenehme abendliche Sonnenstrahlen getaucht, am Rand stehen schon Feuerkörbe und Kohlebecken für die späteren Stunden bereit. Ein leichter Wind weht vom Meer herrüber, gerade stark genug um ein wohltuendes Gefühl auf der Haut zu hinterlassen. Ein Angestellter führt Avarus und Lucilla zu einem kleinen Tisch mit drei Einzelklinen. Außer ihnen sind nur wenige weitere Gäste in der Taberna, zwei ältere Herren, die sich jedoch an einen Tisch in der Kühle des Gebäudes zurückgezogen haben und ein Paar ein paar Tische weiter, welches ganz in sein Gepräch vertieft ist.


    Lucilla zupft ihr Kleid auf der Kline zurecht und blickt aufs Meer hinaus wo ein Segler die lauen Winde ausnutzt, um noch vor Einbruch der Dunkelheit in den sicheren Hafen zu gelangen. Es wird ihr etwas bang, als sie an die bald bevorstehende Schiffsreise denkt. Der Weg von Catabathmus nach Rom wäre nicht nur läger, sondern damit auch gefährlicher, als der von Rom nach Caesarea. Mindestens acht Tage müssten sie sicherlich rechnen, im schlimmsten Fall würden es noch einige mehr werden.


    "Bald werden wir wieder in Rom sein." Lucillas Stimme klingt abwesend, ihre Gedanken sind noch immer auf dem Meer. "Es wird einiges zu tun sein." Sie sucht Avarus Blick und lächelt. "Auch in Hinsicht auf uns beide."

  • Medicus verfolgt ihre Augen und blickt genau auf jenen Segler, der den Hafen ansteuert. Doch er schweift weiter und denkt wehmütig an die letzten Wochen und Monate zurück. Rom mag eine großartige, zivilisierte Stadt sein, doch verspürt man keine Freiheit in ihr.


    "Das werden wir." kommentiert er nur kurz und freut sich bereits auf die Fischkarte.


    Ein Sklave mittleren Alters kommt auf sie zu. Zwei Wachstäfelchen hält er bereit und ein Tablett mit einer Kanne Wasser nebst zwei Bechern. Das Angebot ist rießig und so stellt sich der Senator ein Menü zusammen, das mit einer Fischsuppe beginnt. Dann folgen gebratene und gebackene Fischhäppchen mit Seasongemüse und kleinen Näpfchen mit allerlei Soßen.


    "Rom wird uns wieder die Luft zum Atmen nehmen und s werden nicht nur angenehme Arbeiten auf uns zukommen. Du wirst dich aus dem aktiven Dienst zurückziehen, das ich leider nicht verhindern kann. Der Cursus Publicus wird die größte Umstrukturierung seit Jahren durchstehen müssen und sein Legat wird damit einige graue wie schwarze Haare lassen. Aber auch sonst wurden sicher unsere "nebenbei" Aufgaben nicht weiter geführt. Wir sollten die Zeit hier noch nutzen, so gut es geht. In Rom wird sie uns fehlen."


    Er nippt an einem guten Fernhandelswein und fragt auch Lucilla aus, wie es ihr mundet. Dann schweift sein Blick wieder auf die hohe See. Schon bald werden sie in einer Nusschale wieder über das Meer reisen müssen. Schade nur, das es eine Rückfahrt ist.


    Ihr Lächeln bringt auch ihn dazu...


    "Ohja es wird Zeit klare Verhältnisse zu schaffen und ich werde ja auch nicht jünger." Er grinst breit und schiebt sich dann einen gebackenen Fischhappen in den Mund.

  • Lucilla wählt sich zur Vorspeise eine kleine kalte Platte mit Meeresfrüchten und zum Hauptgang gebratenen Tintenfisch mit säuerlichem Lauch. Sie denkt an die Aufgaben, welche in der Redaktion der Acta Diurna sicher schon auf sie warten, dann an die Verwaltung ihrer Betriebe. Mittlerweile müssen die ersten Ladungen des caesariensischen Marmors Ostia erreicht haben und es wäre notwendig zu prüfen, ob es sich trotzdem rentiert, an allen Konzessionen des Marmorbruchs bei Pula festzuhalten, oder ob sie einige davon verkaufen würde. Auf jeden Fall würde eine Menge Schreibarbeit auf sie zukommen, von der gewaltigen Aufgabe, ihr Officium zur Übergabe an einen neuen Praefecten vorzubereiten ganz zu schweigen.


    "Ich werde dem Cursus Publicus ja nicht von einem Tag auf den anderen weglaufen. Ich habe mein Amt damals in Hispania ohne große Einweisung übernommen, ich weiß, wie planlos man bei so etwas da steht. Das möchte ich dem nächsten Praefecten auf jeden Fall ersparen, vor allem in Rom. Hauptsache, ich bin nicht mehr Praefecta wenn wir heiraten. Keine verheiratete Frau sollte zum Geldverdienen arbeiten, weder es müssen, noch es tun."


    All die Aufgaben, die einer verheirateten Frau zukommen fallen Lucilla ein, und es kommt ihr so vor, als wäre die Tradition nichteinmal darauf begründet, dass irgendwer sie sich irgendwann einmal ausgedacht hat, sondern vielmehr auf praktische Erfahrung, denn wo sollte bei all dem noch die Zeit bleiben, ein Officium zu leiten? Lucilla ist natürlich von Großtante Drusilla bestens auf die Zeit der Ehe vorbereitet worden. Auch, wenn ihre Großtante in den letzten Jahren etwas von den ehelichen Pflichten abgekommen ist, als dreifache Witwe hat sie doch so einiges an Erfahrung angesammelt.


    Die Meeresfrüchte wandern eine um die andere in Lucillas Magen, während sie Avarus noch immer mit einem Lächeln mustert. "Wir müssen uns noch Gedanken darüber machen, wer unsere Pronuba sein soll. Soviele Frauen, die in erster Ehe verheiratet sind kenne ich überhaupt nicht. Die Vorbereitungen am Vorabend wird sicher Großtante Drusilla übernehmen, aber sie kommt als Pronuba nicht in Frage." Lucilla grinst breit. "Sie war schon drei mal verheiratet. Meine Schwester geht auch nicht, ebenso wie Valeria und Alessa. Selbst Iulia kommt nicht in Frage, falls Meridius überhaupt mit ihr kommt, sie ist ja schon in zweiter Ehe. Bei den Germanica sieht es ebenfalls schlecht aus, Aelia ist nicht verheiratet, Adria schon zum zweiten mal... ist nicht dein Sohn verheiratet? Ist es seine Frau zum ersten mal?" Ein hoffnungsvolles Leuchten taucht in Lucillas Augen auf. Wenn sie niemanden aus einer der Familien finden würden, dann gehen ihr langsam die Ideen aus, denn sehr viele Frauen in Rom kennt sie nicht wirklich, vor allem keine, welche sie bitten würde, diese Rolle auf ihrer Hochzeit zu übernehmen.

  • Ohja das war eine schwierige Entscheidung. Wer würde als Brautführerin in Betracht gezogen werden können. Claudia war sicher solch eine Frau, die in erster Ehe stand. Doch hatte Avarus schon lange nichts mehr von ihr gehört. Auch Sebastianus hatte nie in letzter Zeit geschrieben und auch sonst reiste sein Sohn immer alleine nach Italien. Doch wer sonst? Wer stand ihnen so nah, das eine Pronuba gefunden sei?


    Sichtlich überlegend warf er kleine Häppchen ein und wandte sich dann doch wieder von jenem Gedanken ab, er würde später sein Ziel finden.


    "Ich weiß nicht, ob Claudia dafür die Richtige wäre. Kann man nicht eine Priesterin der Juno damit betrauen?" :idee:


    Zum Thema des CP winkt er ab, naürlich wußte er dies und trotzdem würde Lucilla in den Mühlen fehlen. Sie wußte das er wußte es und die anderen Bediensteten ebenfalls. Doch war es Müßig darüber zu diskutieren. 8)

  • "Eine Priesterin?" Lucilla mustert zweifelnd den Teller vor sich. "Ich weiß nicht. Das erscheint mir so unpersönlich. Wenn schon niemand aus der Familie, dann wenigstens jemand aus dem Bekanntenkreis. Ich habe daran gedacht ob wir nicht... ob ich vielleicht Tiberia Livia frage. Immerhin arbeiten wir sehr gut in der Acta zusammen und jetzt ist sie ja auch noch mit Hungi...garicus... verheiratet und das bringt sie der Freunschaft zur meiner Familie noch näher." Lucilla denkt an die Nacht in Rom mit Hungi und daran wie lange das schon alles her ist. Zur Erklärung ihrer Worte für Avarus setzt sie jedoch hinzu: "Hungaricus und mein Bruder waren gemeinsam in der Legion."


    Die Hauptspeise wird herbeigebracht und das Gespräch verstummt vorerst wieder, während Avarus und Lucilla das Essen genießen. Später einigen sie sich darauf, dass Lucilla erst einmal vorsichtig bei Livia anfragen wird, ansonsten können sie immer noch nach einer Alternative suchen. So langsam wie sich die Tage auf der Reise manchmal ziehen, so schnell verfliegt der angenehme Abend und nach einer großen Portion Tyropatinam zum Nachtisch begeben sie sich zurück in die Mansio.


    Am nächsten Morgen steht die Überprüfung der Poststation an. Da es eine kleine Station ist, gibt es nicht allzuviel Arbeit und nach dieser steht fest, dass es auch keinen Grund zur Beanstandung gibt. Die Listen und Dokumente sind vollständig und sauber geführt, die Einnahmen im Verhältnis zu den Ausgaben ausreichend. Der Stationarius lässt es sich nicht nehmen, die Angestellten des Cursus Publicus an diesem Abend zu einem Essen zu laden und so lassen Avarus und Lucilla den Tag wieder pflichtbewusst in Gesellschaft ausklingen. Wenigstens dient der Hinweis auf eine frühe Abreise am nächsten Morgen als Grund, sich recht bald wieder verabschieden zu können.

  • Der Tross des Cursus Publicus zieht tatsächlich früh am Morgen aus Apollonia weiter. Die letzten Ausläufer des schmalen fruchtbaren Landestriches lässt er bald hinter sich und taucht erneut ein in das karge, steinig-sandige Land, welches von der Küste Marmaricas aus bis weit, unglaublich weit ins Hinterland hineinreicht - möglicherweise vielleicht sogar bis zum Ende der Welt. Draba, der weitgereiste Tabellarius erzählt Lucilla von Völkern, die in dieser Ödnis leben, die sie durchwandern und davon berichten, dass jenseits der Wüste üppiges, fruchtbares Land liegt.


    Trotz der Erzählungen die sie noch immer mit ungebrochener Begeisterung in sich aufnimmt, scheinen die Wege Lucilla immer länger zu werden. Die eintönige Landschaft lässt ihr jeden Sinn für Entfernungen schwinden und auch die Zeit teilt sich nur noch in 'Vor Aufbruch', 'Reise in glühender Hitze', 'Ankunft im Nachtlager' und 'Nacht' auf. Eine Rast, um die Mittagshitze zu überdauern rentiert sich nicht mehr, denn die Mittagshitze füllt fast den ganzen Tag.


    "Ich bin schon ganz braun." beschwert sich Lucilla irgendwann bei Ambrosius. "Und du auch. Es wird Wochen dauern, bis wir das halbwegs wieder los sind." Sie seufzt ausgiebig und lehnt sich auf dem Wagen zurück. Nichteinmal Wolken kann sie zum Zeitvertreib zählen, denn der Himmel ist wolkenleer.


    Das nächste Ziel ist Darnis, eine kleine Stadt an der Küste. Noch ein ganzes Stück vor der Stadt senkt Draba seine Stimme, als er davon berichtet, dass die Sekte der Christen in dieser Stadt recht aktiv sein soll. Nicht nur aus diesem Grund legt die Inspektionsgruppe dort nur einen einzigen Tag Rast ein. Während Avarus und Lucilla die Mansio inspizieren, sorgt der Karawanenführer für reichlich Vorräte, denn die nächste Etappe bis nach Antipyrgos ist eine noch längere, als die letzte und bei der vorherrschenden Hitze muss für ausreichend Wasser gesorgt sein.

  • Zitat

    Original von Decima Lucilla
    "Ich bin schon ganz braun." beschwert sich Lucilla irgendwann bei Ambrosius. "Und du auch. Es wird Wochen dauern, bis wir das halbwegs wieder los sind."


    8o


    "Wie bitte? Ich will das nicht los werden! He, ich fiinde, mir steht so eine schöne Bräune! :] Ich seh damit voll knackig aus." :D


    Immerhin das einzig Gute an dieser Reise, die wohl niemals aufhört... Wenn wir wenigstens ab und an schwimmen gehen würden. ;(


    "Außerdem: Selber schuld! Was reisen wir auch mitten in der ärgsten Sommerhitze da in der Wüste herum... Und ich habe wieder die Arbeit. Nein nein nein, beschwer dich jetzt ja nicht bei mir, junge Dame!" :beleidigt:


    Ist doch wahr... :fad:

  • Die Nacht in Darnis ist kurz, der Weg nach Antipyrgos weit, die Karawane zieht trotzdem am nächsten Morgen unermütlich weiter. Ebenso unermütlich scheint die Sonne und sie scheint dies nicht nur an diesem Tag zu tun, denn um die Reisenden herum ist nichts, was darauf schließen lässt, dass es hier überhaupt irgendwann einmal regnen könnte. Die Straße führt nahe an der Küste entlang, doch jenseits der Dünen wartet nur salziges Wasser und sandiger Wind.


    Lucilla sitzt gelangweilt auf dem Wagen und kann schon nach einem halben Tag fast nicht mehr ruhig sitzen. Ständig wechselt sie die Position, verlagert das Gewicht von einer Pobacke auf die andere, schlägt ein Bein übers andere und wieder andersherum, lehnt sich zurück, setzt sich aufrecht hin, beugt sich mal nach vorn, stützt einen Ellenbogen auf die Oberschenkel und legt ihr Kinn auf die Hand, setzt sich wieder zurück, lässt die Füße baumeln und seufzt. Man könnte meinen, sie wäre mittlerweile daran gewöhnt, doch je näher sie sich dem Ende der Reise sieht, desto unerträglicher wird das Sitzen und sie hat sogar schon darüber nachgedacht, doch noch auf ein Kamel zu wechseln - allerdings nur sehr kurz, dann hat sie den Gedanken wieder verworfen. Sie dreht sich zu Ambrosius, doch mit dem ist überhaupt nichts anzufangen. Also winkt sie Draba zu sich.


    "Lass uns ein Spiel spielen. Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist gelb."
    "Sand."
    "Mist... ich meine, ja."
    "Ich sehe, was, was du nicht siehst, und das ist blau."
    "Der Himmel."
    "Ja."
    "Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist blau."
    "Das Meer."
    "Pff. Ja."
    "Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist gelb."
    "Sand."
    "Ja."
    Lucilla schüttelt den Kopf. "Es war immerhin einen Versuch wert." Sie dreht sich wieder zu Ambrosius um. "Brosi, gib mir noch einen Becher Wasser nach vorne. Ich wünschte, ich wäre so ein Kamel." Lucilla schaut zu dem Tier, auf welchem Avarus ein Stück vor dem Wagen reitet. "Sie trinken kaum und trotzdem haben sie keinen Durst. Ich könnte die ganze Zeit nur trinken und habe trotzdem das Gefühl, dass alles nur durch mich hindurch fließt und nichts davon in meinem Körper hängen bleibt. Wenn ich bald anfange Falten zu werfen, weil ich austrockne wie eine Dattel, dann weiß ich wirklich nicht mehr, was ich tun soll. Wie weit ist es noch Draba?"
    "Wir haben höchstens ein Viertel des Wegs geschafft."
    "Herrje." Seufzend lässt sich Lucilla zurücksinken und ruckelt das Kissen unter sich zurecht.

  • Der schleichende Gang des Kamels unter ihm läßt Avarus mit dem Körper mitgehen. Zwar sieht es so aus, er würde am Reiten Spaß finden, doch lähmelt er mehr zwischen den Höckern und versucht seine Haut vor der Sonne zu schützen. Nebenbei döst er dahin und bemerkt erst später, als sein Tier neben dem Wagen zurück fällt, das er nicht der Einzigste ist, dem diese Hitze mächtig stinkt.


    Demonstrativ nimmt er nur einen winzigen Schluck aus dem Trinkschlauch und hängt ihn dann wieder an den Krimsgrams.


    "Diese Hitze bringt mich noch um, wir hätten uns in Germanien auf die Reise machen sollen, da gibt es dicht bewachsene Wälder und schattige Täler."


    Seufzend reitet er ein stückchen näher an den Wagen.


    "Es geht noch Lucilla? Du schaust ein wenig leidlich aus. Sollte es an der Zeit sein, machen wir eben eine Pause. Sandstrände haben wir hier ja genug."


    Mitfühlend blickt er zu ihr hinab und dann zu Draba hin.


    "Wäre es nicht schlauer gewesen, das Hinterland auszulassen und statt dessen die Reise weg von dieser Einöde auf dem Mare Internum vorzunehmen?"


    Mit einem schon tief getränkten Stofffetzen wischt er sich erneut und immer wieder über das Gesicht und die Arme, doch es bringt nichts, sobald er einen nur winzigen Schluck in sich aufgenommen hat, drückt es der Körper auch gleich wieder hinaus. Heiße Getränke müßte man haben, dann wäre dieser Effekt nicht ganz so schlimm. Doch hält sich das Süßwasser in den Trinkschläuchen angenehm kühl und Avarus möchte nebenbei bemerkt auch nur ungern vom erfrischendem zum hitzigen Getränk umsatteln.


    Er schüttelt den Kopf und blickt kurz nach hinten, die Karawane ist noch gut beieinander, doch keiner sieht mehr so frisch und rüstig wie Draba der alte Haudegen aus...

  • "Ich weiß schon gar nicht mehr, wie Wälder aussehen..." sagt Lucilla verträumt vor sich hin, lächelt dann jedoch tapfer zu Avarus auf. "Es geht schon."


    Draba schaut die beiden forschend an. Der Gedanke, dass jemand die Reise aufs Gemüt schlagen könnte ist ihm bisher noch nicht gekommen. Zu oft ist er schon alle möglichen Strecken durch die Provinz gereist, bei Regen, bei Sonne, bei Eiseskälte und bei sengender Hitze. Er schaut zum Meer und fragt sich, was der Legatus mit Hinterland meint, sehr weit im Land sind sie nicht gerade. "Wir werden etwas nach Mittag ein kleines Fischerdorf erreichen. Dort können wir in einer Mutatio rasten. Ich werde mit dem Stationsvorsteher sprechen und das wenige, was er für den Cursus Publicus verwaltet, sichten, während ihr euch ausruhen könnt."


    "Rasten," echot Lucilla und reist schon einmal einige Meilen voraus und räkelt sich gemütlich in einem schattigen Atrium auf eine Kline, einen Becher kühlen Mulsum in der Hand und einen palmwedelnden Sklaven hinter sich.


    Doch es dauert noch lange, bis der Mittag vorbei ist und das kleine Dorf in der Ferne sichtbar wird. Der Begriff Dorf ist eigentlich auch viel zu hoch gegriffen, genau genommen handelt es sich um vier kleine Häuser aus Lehm und eine Holzhütte, mitten in einer winzigen Oase. Da man hier jedoch gewohnt ist, Fremde als Gäste zu begrüßen, werden auch die Mitarbeiter des Cursus Publicus freundlich aufgenommen. Die sogenannte Mutatio besteht aus einem Haus mit einem einzigen großen Raum, der nur durch das spärlich durch schmale Fenster einfallende Licht beleuchtet wird. Im Hintergrund ist durch einen Vorhang ein Teil als Zimmer für den Stationarius abgetrennt, ein weiterer Teil dient als Nachtlager für Reisende. Der restliche Raum teilt sich auf in den Platz für einen niedrigen Tisch mit noch niedrigeren Liegen außen herum und einer Kochecke. Neben dem Haus liegt ein Kamel und döst vor sich hin - das einzige Reittier, welches Tabellarii hier wechseln können. Der Stationarius spricht außer "Salvete!" kein weiteres Latein und Draba geht mit ihm zu einer Kiste, aus welcher der Stationarius seine wenigen Listen hervorholt und sie mit dem Tabellarius bespricht.


    Die Frau des Stationarius, eine dunkelhäutige, dauerlächelnde Schönheit, die kein Wort Latein spricht, bedeutet Avarus und Lucilla mit Handzeichen sich an den Tisch zu legen und bringt ihnen neben Getränken auch eine aufgeschnittene Melone und feuchte, kalte Tücher zur Erfrischung. Dann setzt sie sich noch immer lächelnd auf eine Liege und blickt fröhlich drein.
    Lucilla lächelt freundlich zurück und macht sich über die saftige Melone her, nachdem sie einen Becher voll was auch immer getrunken hat. "Köstlich, vielen Dank!" Noch immer lächelnd und in freundlichem Tonfall plaudert sie wie beiläufig mit Avarus. "Wie kann man hier nur leben? Das muss ja furchtbar sein, mitten im Nirgendwo."

  • Mit ein paar Sesterzen und beherzten Handgriffen war es aber auch möglich diesen kleinen Ort in ein Paradies zu verwandeln. Sicher mochte das für einen Großstädter unmöglich erscheinen, doch für Avarus nicht.


    Da er aber weniger zum Phantasieren aufgelegt war, als sein Geist dachte. ... Moment! Wie kann mein Geist denken, während ich über andere Dinge sinniere? Die Hitze!


    Auch er nickte der durchaus zu braunen Schönheit zu und dankte ihr mit einem Handschütteln für die Gaben. Sein Blick fiel dabei auf eine handwerklich feinstrukturierte Kette, die sie um den Hals trug und welche kurz vor den sieben Bergen einen wunderschönen Stein hielt.


    Der Senator trank einen Schluck, nicht ohne jene Tücher bereit zu halten, die das ausweichende Nass aufsaugen würden und dies auch taten. Er fing einen Blick der Frau ein, die durch ihr Lächeln hindurch etwas Mitleid zeigte.... oder war es Hohn? Nein Avarus die Sonne ... nur die Sonne.


    Draba hatte wenig später die Überprüfung abgeschlossen und man entschied sich dazu die laue Abendsonne und Luft zu nutzen, um noch einige Kilometer weiter zu ziehen. Hier gab es sowieso nicht viel und zum Abend hätte es wohl Fisch gegeben, denn dieser lag bereits auf einem rußendem Feuerkreis und sah nicht wirklich appetitlich aus.

  • Wenig spektakulär zieht sich der restliche Tag dahin. Oben gelbe Sonne und blauer Himmel, unten gelber Sand und blaues Meer. Wohl oder übel harren die Reisenden auf ihren Kamelen und Wägen bis zum Abend aus, bis endlich das Lager aufgeschlagen wird und die untergehende Sonne ein angenehm frisches Entrinnen vor der Hitze des Tages ankündigt. Lucilla verweilt nur noch sehr kurze Zeit im großen Zelt bei Avarus, isst kaum etwas und trinkt nur viel. Ihr Kopf pocht, als hätte sie zuviel germanischen Wein getrunken und so ist sie froh, als sie endlich auf die unbequeme Liege in ihrem kleinen Zelt fallen kann, deren mangelnde Bequemlichkeit ihr längst nicht mehr auffällt.


    Auch der nächste Tag verläuft nicht viel angenehmer, statt sich endlich auf Hitze einzupendeln scheint die Temperatur mit jedem Tag ein Spur weiter zu steigen. Selbst den Africanern wird dies zu viel und da sie die Strecke nach Antipyrgos an diesem Tag eh nicht ganz schaffen würden, legen sie um den Mittag herum doch noch eine lange Pause ein, die sie möglichst bewegungslos im Schatten einiger Sonnensegel am Strand ausharren. Nur Draba ist nicht unterzukriegen und baut hingebugnsvoll einen kleinen Sandpalast.


    Meilen und Stunden später wiederholt sich das Spiel des Vorabends. Die Zelte werden aufgestellt, das eintönige Essen wird aufgetischt und Lucilla und Avarus liegen von der Hitze erschlagen um den kleinen Tisch.
    "Vielleicht könnten wir von Antipyrgos aus schon ein Schiff nehmen?" wirft Lucilla in den Raum. "Draba könnte Catabathmus noch alleine besuchen. Oder wir fahren auf einem Schiff von Antipyrgos nach Catabathmus. Die paar Stationen, die auf dem Weg liegen können wir uns doch sparen?" Hoffnungsvoll schaut sie ihren Verlobten an. Auf einem Schiff würde immerhin ein wenig Wind wehen und in der Kabine wäre es immer schattig.

  • Mit jedem Morgen und dem darauf folgenden Abend hoffte Avarus auf ein klein wenig Abkühlung im dämsigen Africaklima, doch die Sonne schien täglich unermüdlich und nutzte auch die späten Abendstunden noch dazu aus, den Reisenden das Fell zu gerben.


    So war er auch an jenem Abend ihren Worten sehr angetan, war sich auf der anderen Seite aber nicht so sicher, ob Draba eine große Postwechselstation wie in Catabathmus maior allein zu überprüfen in der Lage war. Doch der Mann hatte zu seinen örtlichen Fähigkeiten in den letzten Wochen viel gelernt und der Legatus wollte ihm diese Chance nicht verwehren.


    Ihr Lager war um eine Gruppe von Palmen gruppiert. Ein Brunnen spendete das Wasser für die Rast und den weiteren Weg und eine eher unfachmännisch errichtete Schuttsteinmauer nur wenig Schatten in der untergehenden Sonne. Er würde nie verstehen, warum es am Tage so erbrechend heiß war, in der Nacht aber auf kalte Temperaturen absackte.


    Mit einer Hand fuhr er sich durch die seit Leptis magna arg gewachsenen Haare und dachte eine Weile über das Vergangene nach, dann blickte er zu Draba, der unbeteiligt wirkte, dessen Ohren aber aufgestellt schienen. Natürlich hörte dieser jedes Wort und sicher war er auch gespannt, wie der Senator sich entscheiden würde. Es konnte für ihn ein Sprungbrett sein, oder aber für den Legaten eine Enttäuschung. Dies abzuwiegeln dauerte seine Zeit, Avarus nahm sie sich und ließ Draba etwas zappeln.


    Nachdem er sich eine Handvoll Weintrauben in den Mund geschoben hatte und den Blick zwischen Lucilla und Draba lange genug hin und her geschwenkt hatte, sagte er zu ihr:


    "Eigentlich ist das garnicht so eine schlechte Idee. Ich weiß zwar nicht, wie schwer es sein wird in Antipyrgos ein Schiff zu finden, das uns aufnehmen kann und wird, aber die Reise dauert nun schon Ewigkeiten, doch so gerne ich mit dir auch verreise, wissen wir nichteinmal ob Rom noch steht."


    Leicht verzieht er den Mund zu einem Lächeln und winkt ohne ihn anzuschauen Draba zu sich. Die Sache ist dann schnell geklärt und Avarus hatte den Mann richtig eingeschätzt. Ganz klar natürlich neben seinen Überlegungen bedacht.


    So vergeht auch dieser Abend schleppend wie die Vergangenen und irgendwann nach langem Wälzen auf dem Lager schläft auch Medicus ein, um am nächsten Morgen wieder erschöpft von der Nacht auf sein Kamel zu steigen. Wieder dehnen sich die Miles im staubigen Wüstensand dahin und wieder ist es der Wind, der jedwede Aussicht zu Nichte macht.


    Ihr Ziel ist Antipyrgos, Hafenstadt am Mare Internum und ca. einhundertfünfundfünfzig Kilometer vor Catabathmus maior. Handelsplatz all jener Waren, die Rom so begehrt: Sklaven, Papyrus, Drogen und Wildtiere.

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