Hortus | Nadias Gedanken an einem lauen Abend

  • Sie wollte sich selber nicht mehr aufgeben und nun waren einige Tage vergangen und es schien ihr etwas, zumindest äusserlich, besser zu gehen. Innerlich sah es natürlich ganz anders aus, sie war aufgewühlt, durcheinander, traurig und noch vieles mehr. Ihr Herz schmerzte von Tag zu Tag immer mehr. Auch auf die Gefahr hin anderen zu begegnen lief sie wieder in den Garten. Sie konnte sich nicht verstecken bis sie von hier wegging, also musste sie das Beste draus machen. Versuchen wieder etwas von ihrer früheren Stärke wiederfinden welche sie verloren hatte.


    Es war war, auch wenn die Sonne schon am untergehen war. Schatten lagen in ihrem Gesicht, solche Schatten die sich bildeten wenn man zu lange nachdachte und weinte, auch noch die leichten Schatten der Schläge die sie kassiert hatte.


    Sie war hier zum nachdenken, denn die Worte von Furianus gingen ihr einfach nicht aus ihrem Kopf. Sie setzte sich in das warme Gras bei einigen Rosenbüschen an eine kleine Mauer und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Als sie ihre Hand öffnete hielt sie in ihrer linken eine Kette mit Perlen. Es war die Kett die Strabo ihr geschenkt hatte. Nachdenklich sah sie diese an und strich mit dem Finger über jede einzelne Perle die sich kühl unter ihren Fingern anfühlte.


    Nadia erinnerte sich noch sehr genau an die Zeit die sie mit ihm gehabt hatte und dann wieder an die Worte von Furianus und an seinen Kuss, an seine Berührungen. Nadia war sich nicht sicher, dass sie einem Mann überhaupt ihre Liebe schenken konnte, da es immer einen Platz in ihr gab der vergeben war, daran würde sich nie etwas ändern. Sie hatte die Worte von Furianus schon verstanden, aber war es nicht schon zu späte für all diese Worte? Hatte sie nicht schon so vieles falsch gemacht, und es war nicht mehr rückgängig zu machen? Ich wünschte ich hätte Antworten auf meine nie ausgesprochenen Fragen. Ich wünschte die Götter würden mir einfach beistehen und mir sagen was ich machen soll, auch wenn ich nur eine Sklavin bin, aber sind nicht alle Menschen vor euch gleich?" Sie sah in den Himmel als würde sie auf ein Zeichen von ihnen warten.


    Eine blonde Haarsträhne hing ihr über ihre blauen Augen und sie konnte schon die ersten Sterne schimmern sehen, auch wenn es nur dämmerte wollten sie schon ihre Pracht verteilen. Liebe konnte grausame Wege gehen und das spürte sie immer mehr. Sie sollte ihr Herz nicht leichtfertig verschenken, aber hatte sie es nicht vor wenigen Wochen getan und es einfach von heute auf morgen an jemanden verschenkt? Wer sagte ihr ob das richtig gewesen war oder nicht. Die Peren glitten durch ihre Finger bis die Kette auf die Wise fiel, als sie keinen Halt mehr in ihren Händen fand. Ihr Blick glitt hinunter und die Kette lag im Gras und sah aus wie ein Herz welches gebrochen war.........ihr Herz.


    Nadia schloss ihre Augen und lehnte ihren Kopf an die kleine Mauer an und hielt ihren Kopf immer noch hoch in den Himmel. Sie sehnte sich doch nur nach Liebe und Zärtlichkeit wie jeder andere auch, aber warum war das alles so schwer und brachte sie um ihren Verstand. Vielleicht würde es besser werden wenn sie aus Rom weg war, vielleicht konnte sie dort wirklich ein neues Leben beginnen, mit neuen Gedanken und all dem. Wenn sie doch nur Antworten hätte........

  • Lange hatte sie nun dagesessen und über alles nachgedacht, aber keine Antworten erhalten. Als sie ihre Augen wieder öffnete waren sie getränkt von einer ungeheuren Leere die man so bei ihr noch nie gesehen hatte. Und doch war als hätte eine leise Stimme ihr etwas ins Ohr geflüstert, etwas was all ihre Pläne wieder über den Haufen warf. Ihr Blick ging durch den Garten, sie war alleine hier und ein Gedanke tränkte ihr Innerstes. Würde es jemand bemerken und wenn ja wann?


    In der Zeit des Nachdenkens hatte sie gespürt, dass sie wirklich keine Kraft besaß und auch nicht ihre Stärke von früher und dass diese wohl auch nicht mehr zu ihr zurückkehren würde. Fast unbewusst spielte sie mit der Kette die am Boden lag und formte verschiedene Muster mit dieser, dann zog sie einen ganz kleinen, aber scharfen Dolch hervor und legte ihn in das Gras. Sie betrachtete sich die beiden Dinge am Boden und wusste nicht wie sie sich entscheiden sollte und ob es überhaupt eine richtige Entscheidung geben würde.

  • Langsam ging ihre Hand nach unten und griff nach etwas kühlem und schweren. Sie hatte sich den Dolch genommen und betrachtete ihn sich genauer. Er war einfach und doch schon und vor allem hatte dieses kleine Teil soviel Macht wenn man wusste wie man es einsetzen musste. Die Sonne spiegelte sich in der Klinge und malte Muster in das Gras in dem sie saß, angelehnt an die Steinmauer. Dann drehte sie sich der Mauer zu und begann etwas in den Stein zu ritzen.


    Nemo ante mortem beatus (Niemand ist vor dem Tod glücklich)


    Darunter schrieb sie noch etwas


    Si vis amari, ama (Wenn du geliebt werden willst, liebe)


    Als sie die einzelnen Buchstaben in den Stein geritzt hatte fuhr sie diese mit ihren Fingern nach. Wahre Worte, vielleicht fand sie ihr Glück dort wo man sie hinschickte, wenn die Götter es zuließen.

  • Wieder fuhren ihre Finger über die letzten Worte die sie eingeritzt hatte. Si vis amari, ama sie hatte es getan, sie hatte geliebt und sie liebte immer noch, aber diese Worte stimmten einfach nicht, sie waren unwahr und auf der anderen Seite wieder wahr, aber nicht für eine Sklavin wie sie. Nein diese Worte waren sicher für die "normalen" Frauen und Männer gedacht. Eigentlich war sie immer zufrieden gewesen mit dem was sie hatte. Ihr Leben war gut, auch als Sklavin. Sie war gehörsam gewesen, hatte auch mal ihre Meinung gesagt, aber sie hatte bis auf die letzten Male niemals daran gedacht frei sein zu wollen. Sicher wäre es ein schönes Gefühl, aber sie brauchte den Schutz den sie hier bekam oder bekommen hatte, denn auch dieses Mauerwerk hatte Risse bekommen und bröckelte nach und nach bis es zusammenstürzte und nicht mehr zu retten war.


    Sie lehnte ihre Stirn an den kühlen Stein und hatte eine Hand immer noch auf den Worten liegen. Es schien als brannten sie sich in ihre Handfläche. Auch dies würde sie mitnehmen. Dum spiro, spero (Solange ich atme, hoffe ich) sie schloss ihre Augen Auch dieses Hoffen wird bald ein Ende haben.

  • Seine Worte schallten immer noch in ihren Ohren. Sie war frei, aber sie hatte nie nach dieser Freiheit verlangt. Sie wollte nicht frei sein, allein der Gedanke daran machte ihr Angst. Sie hatte ihn angefleht es nicht zu tun. "Warum nu tust du mir da an? Was habe ich getan, dass du mir das antust?" Sollten andere sie für verrückt halten weil sie so dachte, aber nur wer ihr Innerstes sehen konnte würde wissen wie sehr sie litt und wie sehr sie liebte. Es war eine bedingungslose Liebe, allerdings ohne Erwiederung. Omnia vincit amor (die Liebe besiegt alles) die größter Lüge von allen, denn sie besiegt nicht alles, sie kann nicht alles besiegen, sonst hätte sie es geschafft.


    Als sie ihren Kopf etwas anhob, weg von der Mauer hatte sie einen leichten Abdruck von den Steinen. Die Worte konnte man deutlich lesen und erkennen. Sie fasste neben sich und nahm die Kette. Würde er es je erfahren? Sie schloss ihre Augen und dachte an die Zeit die sie mit ihm zusammen hatte. "Verzeih mir bitte." Sie legte die Kette neben der Mauer ab. Niemand wusste von wem sie war, keiner, nicht einmal Furianus. Er wusste nur, dass da wer war der sie ihr gegeben hatte, aber nicht von wem sie war.


    Sie spürte es gar nicht als sie es tat, es kam erst danach, das Stechen und Brennen und die Frage ob es richtig war und wie lánge es dauern würde und ob sie es noch bereuen würde. Vielleicht......aber die Gedanken waren wohl zu spät. Wieder hatte sie Tränen in den Augen "Ich liebe dich Furianus ich hoffe du weißt das."


    Nadia legte sich hin und den Kopf in das weiche und hohe Gras. Sie konnte nichts weiter tun als warten.....................Neben ihr lag der Dolch, rot beschmiert.................

  • Furianus, der schon in der ganzen Villa nach ihr hat suchen lassen, fand den Weg in den Hortus. Wollten es die Götter oder war es sein Schicksal, entdeckte er sie auf dem Boden liegend.
    Sogleich lief er zu ihr hin, sa apathisch den Dolch und die blutverschmierte Frau.


    "Einen Medicus!"


    Rief er sogleich einigen Sklaven zu, die ihm gefolgt waren. Sogleich legte er die Hände auf die Wunde, war noch immer im Schock dieser unerwarteten Fügung.


    "Warum nur?!"


    Flüsterte er ihr leise zu.

  • Ihre Sinne waren langsam am schwinden gewesen und sie spürte nicht einmal mehr das Ziehen und Stechen in ihren Händen. Es war ein langes Warten, zumindest schien es eine Ewigkeit zu dauern und sie fühlte sich unendlich müde. Es war gar nicht schlimm, es war ruhig und sie atmete sogar normal und langsam bis sie eine Stimme hörte.
    Es war seine Stimme, es war Furianus, aber das konnte nicht sein, er konnte nicht bei ihr sein. Der Schleier das alles wurde durchbrochen und die ganzen Eindrücke brachen nur über sie rein. Sie wollte aus diesem Strudel raus und kämpfte dagegen an. War es schon zu spät, kam nun die Stelle an der sie in Panik über ihre Tat ausbrechen würde?


    Nadia meinte ihn zu sehen, aber das konnte eigentlich nicht sein, denn sie hatte ihre Augen geschlossen und war doch gar nicht mehr hier. Da war auf enmal die Wärme seiner Hände, die auf ihre Wunden drückte, ein Schmerz, der sie am Einschlafen hinderte.


    "Dum spiro, spero" kam es kaum hörbar über ihre Lippen "Es tut mir leid" Ja sie hatte wirklich gehofft ihn zu sehen, hatte wirklich gehofft, dass er sie finden würde. Schemenhaft konnte sie ihn erkennen als sie ihre Augen öffnete, aber es fiel ihr alles so schwer, als würden unendliche Lasten auf ihr liegen.

  • Hannibal hatte den Ruf von Furianus bis ins Haus gehört. Einen Medicus!, das hallte noch in seinen Ohren. Erstaunt lief Hannibal in die Richtung. Ein Medicus war er zwar nicht, aber er kannte sich doch in den hippokratischen Schriften durchaus aus. Und um den kranken Aristides oder dessen Verletzungen hatte er sich auch öfters gekümmert. Hannibals Füße trugen ihn in den Garten und in die warme Abendbrise hinaus. Es war wirkliche in schöner Abend, nicht zu warm, nicht zu kalt. Das Gras unter seinen Füßen dämpfte Hannibals Schritte. Einige Fuß von Furianus und Nadia entfernt blieb Hannibal stehen. Er brauchte einen Herzschlag ehe er erkannte, was geschehen sein musste. 'Bei den Göttern, nein!' schoß es ihm durch den Kopf. 'Nadia, was hast Du nur getan?' Vor kurzem war er doch noch mit ihr am Fluß, aß mit ihr Käse und Wein, dachte über Training und ihre Zukunft nach und jetzt lag sie blutverschmiert auf dem Boden. Hatte sie aber da nicht schon zu lange in die Fluten des Tibers gesehen, dass er Angst bekam, sie würde gleich springen wollen? Doch dann keimte ein Verdacht in Hannibal auf. Wer weiß, vielleicht steckte auch einer der Sklaven dahinter!!


    So verlor Hannibal keine Zeit! Schnellen Schrittes näherte er sich den Beiden und kniete auf der anderen Seite neben Nadia nieder. "Herr!" murmelte Hannibal und riß von seiner Tunika Stoffstreifen ab. Ohne ein Wort zu verlieren, aber mit sicherer Hand griff er nach einem Arm von Nadia. Er presste das Stoffstück auf die Wunden an ihrem Handgelenk und band einen anderen Streifen fest darum herum. Auf der anderen Seite wiederholte Hannibal dasselbige und tastete erst danach nach ihrem Puls am Hals. Besorgt runzelte er die Stirn und hob den Blick um zu ihrem Herren zu sprechen. "Wir müssen sie reintragen, Herr!"

  • Furianus, in der Panik des Momentes, hörte ihre Worte kaum, war zu beschäftigt, zu geschockt.
    Ein befreiendes Gefühl, als würde die Last der Verantwortung von ihm entfernt, durchdrang ihn bei den Schritten des Hannibal.


    Stumm wie er war ließ er ihn gewähren, beobachtete sein Handeln akribisch genau.
    Als sich dieser an ihn wandte riss er apathisch den Kopf hoch.


    "So sei es, geschwind."


    Sprach er sogleich, von der Vernunft und dem Ernst der Situation geweckt.
    Ein leichtes Nicken bedeutete dem Sklaven, dass er bereit war.
    Schon einmal hatte er sie hier im Garten auf die Arme genommen und schon damals erschien ihm der Gedanke, dass er dies wohl nochmal machen müsse, sehr abwägig.
    Furianus hob sie hoch und eilte ins Innere.

  • Der Schleier vor ihren Augen wollte sich nicht lichten, denn er begann sich grade wieder dichter zuziehen und riss sie wieder mit sich in die unergründlichen Tiefen ihres Inneren. Ihr Geist war benebelt und sie nahm es kaum wahr, dass nun auch Hannibal bei ihnen war. Ihre Gedanken kreisten und es fühlte sich an, als würde genau dies auch ihr ganzer Körper machen, als wäre er in einem Strudel gefangen und schlug nun von der einen Seite an die andere.
    Bilder taten sich vor ihrem inneren Auge auf, so viele und ein solches Durcheinander. Es war als würde sie alle schönen Momente in ihrem Leben noch einmal sehen können, als würde man ihr zeigen was sie grade wegwarf, was sie getan hatte. Es war wie eine Strafe das alles zu sehen.


    Sie lagen zusammen im Heu und jeder von ihnen hatte einiges davon in den Haaren. Engumschlungen sahen sie sich in die Augen und küssten sich. Jeder konnte bei dem anderen in den Augen lesen wie sehr sie sich mochten. Sie waren jung..............


    .......auch hier konnte sie sich noch gut erinnern wo sie zusammen mit drei Leuten am Tiber saß und sich mit ihnen unterhalten hatte. Sie hatte bis auf einen keinen mehr von ihnen wiedergesehen............


    .......er hatte sie getröstet und ihr Mut zugesprochen und war ihr eine große Stütze gewesen, Ganymed. Sie hatte ihnnie vergessen........


    .......ihm hatte sie als zweiten Mann in ihrem Leben ihr Herz geschenkt und er sagte genau dies auch zu ihr. Sie hatte eine Kette von ihm bekommen und eine wundervolle Zeit gehabt. Ob er ihr jemals verzeihen konnte wenn er erfuhr was geschehen war. Der Gedanke, dieses Wenn...wie sollte er es denn erfahren?.........


    .....sie sah sogar sich und Hannibal am Tiber, der ihr helfen wollte.....


    ..........Sie lag nun in seinen Armen aber sie wusste es nicht, nicht wirklich, aber sie spürte immer noch seinen Kuss, seinen Abschiedskuss und seine Worte.....die letzten die sie gehört hatte nachdem sie hier her gekommen war.....


    Ja es waren nicht nur schöne Bilder und Momente die in ihren Gedanken durcheinander rasten und sich langsam vermischen taten, aber sie waren da und verschwanden nicht aber sie verschwammen und wurden zu einem einzigen Bild welches für sie undeutbar war. Hannibal verband ihre Hände, aber das bekam sie nicht mehr mit. Als Furianus sie auf seine Arme hob rutschte ihr Kopf etwas zur Seite und sie schien so schlaff in seinen Armen zu sein wie nie zuvor. Damals, solange war es ja noch nicht her, wo er sie hier wegetragen hatte konnte sie sich noch an ihm festhalten, aber das war ihr heute vergönnt. Ihre rechte Hand rutschte von ihrem Bauch und hing schlaf an ihr runter, als Furianus sie wegtrug......

  • Hannibal stand auf als Furianus Nadia hochhob. Das schien wohl in der Familie zu liegen, sann Hannibal darüber kurz nach. Unschlüssig blieb er stehen, da Hannibal das Gefühl hatte, Furianus wäre wieder bei Sinnen. Doch dann folgte er ihm langsam hinter her. Hannibal mochte sich nicht in der Rolle eines Helfers. Und normalerweise hätte er auch keinen Finger gerührt, aber Freunden, und Nadia zählte fast dazu, oder Familienmitgliedern, Marcus würde dazu zählen, half er. So ging er hinter Furianus hinter her und ins Innere des Hauses. Zwischendrin holte er auf und legte Nadias Hand wieder sanft auf ihren Leib zurück, damit sie nicht an die Hausecke stieß oder hin und her schlenkerte. Im Haus angekommen, hielt Hannibal einen der Sklaven an. "Hol einen Medicus, aber schnell!" Hannibal sah Furianus hinter her. Aber dann wandte er sich ab. Er hatte genug getan und im Moment hatte er noch anderes zu erledigen. So verschwand der Sklave schnell wieder.

  • In einem der Nebenräume wurde Nadia von ihm auf eine Kline gelegt.
    Sein sorgenvolles Mienenspiel verriet Befürchtungen, Ängste, Sorgen.


    Sein Blick galt nun Hannibal.


    "Hast du Kenntnis im Gebiete der Medizin?"

  • Ihr Gesicht war blass und sah aus wie aus Marmor gemeißelt. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen und nur ihre Lippen waren noch rosig und wirkten wie gemalt. Ihr Gesichtsausdruck hatte endlich etwas friedliches an sich, etwas was sie schon lange nicht mehr hatte spüren können, oder spüren dürfen.
    Sie spürte nicht, dass man sie sachte auf eine Kline legte und ihr Kopf rutchte dabei auf die Seite und man konnte noch Schatten, der Würgemale sehen, die sie dank Sica hatte.
    Nadia selber war immer noch gefangen in diesem Strudel der Bilder aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben schien, vielleicht nie wieder.


    Sie stand am Tiber, der gemächlich seinen Gang ging. Ihn konnte wohl gar nichts aufhalten. Er hatte seinen Weg und den hielt er immer ein, sogar wenn man einen Stein in ihn hineinwarf, es störte ihn nicht, aber legte man einem Menschen einen Stein in den Weg, konnte es passieren, dass derjenige über diesen fiel und alles durcheinander kam, aber das konnte diesem Fluß scheinbar nicht passieren. Ihr Blick ging in das nicht wirklich saubere Wasser und sie konnte nicht einmal ihr Spiegelbild erkennen. Es war als hätte sie keines, als wäre sie ausgelöscht, ausgelöscht aus dieser Welt, denn der Baum, die Weide wurde wiedergespiegelt und man sah die Äste wie sie sich in dem Wind wiegten. Auch ihre Haare taten es und flatterten vor ihren Augen. Der Wind versuchte ein paar mal den Saum ihrer Tunika zu fassen aber dafür war er noch nicht stark genug. Alles hatte etwas so idyllisches an sich und doch lag ein Schatten über ihr, der nach ihr greifen wollte


    Als sie ihren Kopf anhob sah sie auf der anderen Seite jemanden stehen. Es war jemand den sie sehr gut kannte. Stumm stand sie da und sah ihn nur schemenhaft, er bewegte seinen Mund und der Wind trug seine Worte zu ihr hinüber. Nein, sie wollte sie aber nicht hören, denn sie waren wie Gift, pures Gift welches begann in ihr Herz einzudringen.


    WARUM?????


    Sie sah ihn schockiert auf diese Entfernung an und wusste immer noch nicht warum er ihr das antat, warum nur, warum?? Eine Frage die ihr nicht mehr aus dem Kopf ging. Ihr Herzschlag beschleunigte sich mit jeder Sekunde und immer wieder brachte der Wind dieses Wort an ihre Ohren.


    Frei....Nadia du bist frei!


    Sie schloß ihre Augen ohne ihn noch einmal anzusehen und breitete ihre Arme aus wie ein Vogel der bereit war seinen ersten Flug zu wagen, doch sie war kein Vogel, sie war eine junge Frau, eine Sklavin, die auf der Suche nach Gebprgenheit und Liebe in eine Sackgasse gelaufen war. Es war eine Sackgasse die nur den Weg zurück kannte oder aber der Sprung in die tiefe Schlucht unter ihr.


    Freiiiiiiiiiiiiiiiiiii


    Nadia fiel nach vorne und wurde von den Fluten des Tiber mitgenommen und in seine unergründbaren Tiefen gerissen.


    Ihre Finger die auf ihrem Bauch lagen zuckten, wie auch ihre Lippen als wollte sie etwas sagen, aber der Ton dazu fehlte, dann lag sie wieder reglos auf der Kline, neben ihr Furianus.

  • Es war ein Traum. Anders konnte er es nicht deuten. Wahrscheinlich ein Fiebertraum, denn sie schwitzte.
    Sein Blick wich von ihr, hing an den Türpfosten, zwischen denen er einen Medicus vermutete. Doch, wie das Schicksal oft mit ihm spielte, war nichts. Kein Medicus, keine Hilfe, kein Mensch, der helfen mochte.


    Ahnungslos, gar vorwurfsvoll saß er am Rande der Kline.
    Warum nahm er die Kursangebote an, warum hatte er niemals daran gedacht einen Kurs über Medizin zu besuchen?
    Vorwurfsvoll fasste er sich an den Kopf, fuhr sich durchs Haar. Er war machtlos, nichts half.
    Voller Sorge bangend saß er, blickte auf ihren Körper, den er nicht reparieren konnte.
    Sie war schließlich keine Vase.
    Sein Gedankengang ließ ihn erschrecken.
    Wahrlich, sie war keine Sache, wie viele Römer behaupteten, sie war ein Mensch.
    Einen Menschen konnte man nicht reparieren, nicht zusammensetzen. Man konnte ihn heilen, doch eine Sache war er wahrlich nicht.
    Furianus seufzte, denn er war dumm gewesen diese Sichtweise angenommen zu haben. Es würde sich ändern.

  • Wahrscheinlich hätte sie ihn gerne gesehen wie er neben ihr saß und sie beobachtete. Sicher hätte sie ihn angelächelt mit ihren strahlend blauen Augen, die früher immer gelächelte hatten, zumindest schien es immer so. Sie hatten immer etwas so lebendiges und fröhliches inne, bis sie eines tages erloschen waren und sich nun vielleicht nie wieder öffnen würden, aber das vermochten wohl nur die Götter zu sagen wenn überhaupt einer dann sie.
    Nadia hätte ihn wohl jetzt gerne getröstet und in ihre Arme gezogen um ihm den Halt zu geben der ihm zustand. Sie konnte spüren, dass jemand bei ihr war, es war ihr Herz welches zu ihr sprach und das einzige was sie verstehen konnte.


    Nach einer ziemlich langen Weile betrat wirklich ein Medicus das Zimmer und kam gemächlich auf die beiden zu und sah auf Nadia hinab. Er konnte nicht verstehen warum man so ein Trara um eine einfache Sklavin machte. Eine weniger die Ärger machen würde. Er schüttelte nur den Kopf und brummte leise etwas vor sich hin. Ich schau sie mir mal an, aber so nen Aufstand wegen einer Sklavin zu mache is lächerlich. Dachte schon hier wäre etwas schlimmeres passiert als der Sklave gerannt kam.
    Er wartete nicht bis Furianus etwas sagen würde sondern nahm die blutigen Streifen Stoff ab und lies sie achtlos auf den Boden fallen.


    Die Schnitte die sie sich zugefügt hatten waren ziemlich tief, aber noch nicht so tief, dass sie ausgelangt hätten sie umzubringen, zumindest war sie kurz davor gewesen aber es hatte ausgelangt es zu verhindern und dazu hatte auch ihre Rettung beigetragen sonst hätte sie es wohl nicht geschafft, denn trotz allem hatte sie schon reichlich Blut verloren.


    Der Medicus betastete die Wunden und ihm blieb nicht viel anderes übrig als diese zu nähen auch wenn er nicht wirklich Lust dazu hatte. Brummelig wie er war begann er mit seiner Arbeit und ging dabei sicher nicht sanft vor. Zuvor hatte er die Wunde gereinigt. Wahrhsceinlich wird sie eine Hand nicht mehr so gebrauchen können wie sonst, aber das ja auch egal. Besser so als tot oder eigentlich hmmm. Er schwieg lieber und konzentrierte sich lieber auf seine Arbeit. Nach einer Weile war er fertig. So nicht wie neu aber dennoch heil.


    Nadia hatte nichts von all dem mitbekommen, denn sie war wieder oder immer noch in ihrer eigenen Welt gefangen aus der es kein Zurück mehr gab, aber vielleicht wollte sie das gar nicht mehr vielleicht wollte sie da bleiben wo sie war.


    Alles andere hängt von ihr selber ab. Sie hat viel Blut verloren, aber ihr Lebenswille scheint nicht grade stark zu sein und sie hat Fieber. Ich lasse dieses Säckchen Kräuter da und man muss es ihr als einen Sud einflößen damit das Fieber wieder sinkt. Der Rest liegt in ihren Händen. Er zuckte mit der Schulter.

  • Furianus, welcher den Mann seine Arbeit machen ließ, stand mit den Armen vor der Brust verschränkt.
    Seine Miene war besorgt, seine Unterlippe schon fast blutig gebissen. Eine Angewohnheit, welcher er wohl nie Herr sein würde.
    Als der Mann dann fertig war, besah sich Furianus seine Arbeit, blickte zum Alten.


    "Du bist hier noch nicht fertig."


    Sagte er in vollem Ernst und ein wenig erbost.


    "Um sicherzugehen, dass sie die beste Behandlung bekommt, bleibst du hier. Natürlich wirst du hier üppig verköstigt und bekommst eine Schlafgelegenheit, eine komfortable. Am Ende der Behandlung, wenn sie wieder wach und das Fieber verschwunden, sagst du mir den Preis und ich zahle."


    Auf eine Zusage wartete Furianus erst recht nicht, beugte sich statt dessen zu Nadia und strich ihr sanft über die Stirn.

  • Der Medicus beobachtete den Mann argwöhnisch und total überrascht. Was war denn in den Kerl gefahren, schließlich war das eine Sklavin die durch eine x.beliebige ersetzt werden konnte und er selber sollte alles tun damit sie nicht aufgab? Wo kamen wir denn dahin. "Ich kann nicht die ganze Zeit am Bett einer Sklavin sitzen und darauf warten, dass es ihr besser geht, schlielich gibt es auch noch wahre Patienten und nicht sowas" er deutete mit einer abfälligen Bewegung auf die junge Frau und sah dann wieder zu Furianus der wieder bei der Sklavin war. Herzzerreissend dachte er sich nur und rollte mit den Augen. "Nun gut" sagte der alte Mann "Ich werde bleiben und mein Bestest geben, aber ich kann dir keine Versprechungen machen wie es mit ihr weiter gehen wird. Es gibt Dinge die liegen in den Händen der Götter oder bei einem selber und da kann auch ich nicht viel tun." Er wandte sich an einen der anderen Sklaven und besprach mit ihm etwas und dieser eilte dann davon. Er hatte ihn weggeschickt um Wasser zu holen, denn sie mussten das Fieber runter bekommen, was wohl schon länger in ihrem Körper brodelte und nun nachdem sie ihren Körper weiter geschwächt hatte zum Ausbruch kam. In der Zwischenzeit wo der Mann auf das Wasser wartete bereitete er einige Kräuter vor, die er in einem Schälchen klein rieb bis es ein feines Pulver ergab. Ihre Hände hatte er schon verbunden, und nun ging es darum das Fieber zu bändigen.


    Furianus Berührung an Nadias Stirn war wie ein sanfter Lufthauch, den sie spürte....................als sie auf der Wiese vor ihm stand. Sie hatte ihre Augen geschlossen aber sie wusste, dass er es war der sie berührte. Es war ein Gefühl welches es ihr sagte und das war so groß und unbeschreiblich. Sie spürte seine Nähe als wäre er da. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und lächelte ihn an, wie damals als es ihr noch Freude bereitet hatte zu Lächeln, als alles unbeschwert war und als die Welt sich noch nicht aufgehört hatte zu drehen für sie.
    "Lass mich nie wieder gehen oder alleine" bat sie ihn mit leiser Stimme und berührte seine Hand mit ihrer. "Versprichst du mir das?"


    Als Furianus sie berührte bewegten sich unter ihren geschlossenen Lidern ihre Augen und auch ihre Finger zuckten etwas. Der Medicus hatte das Wasser bekommen und füllte es in einen Becher um dann die Kräuter hinzuzufügen und ging damit zu Furianus. Es war seine Sklavin "Das soll sie trinken" meinte er tonlos und hielt ihm den Becher hin.

  • "Ich verspreche es."


    Sagte er leise, den medicus nicht weiter beachtend.


    "Zügel deine Zunge, Medicus, mache deine Arbeit."


    Sagte er kurz und knapp auf die diskriminierenden Äußerungen dieses Mannes.
    Sogleich nahm er den Becher entgegen und führte ihn ihr sachte an den Mund, in der Hoffnung sie würde trinken.

  • Der Medicus beäugte ihn nur kritisch und stand dort wie bestellt und nicht abgeholt, denn weiter etwas machen konnte er nicht, also suchte er sich einen Platz wo er sich hinsetzen konnte und sinierte darüber nach was den jungen Kerl geritten hatte sich solch große Gedanken um die Sklavin zu machen. Nun gut er wusste ja selber, dass Bettsklavinnen teuer waren und hier schien es sich sogar um eine ganz besondere zu handeln, aber er war nun einmal aus einem anderen Holz geschnitzt.


    Sie hatte tatsächlich seine Worte gehört, ein Versprechen was er nicht mehr brechen sollte. Als sie den Becher an ihren Lippen spürte trank sie auch wenn ihr das vielleicht nicht bewusst war und nachdem er den Becher wieder abgesetzt hatte öffnete sie langsam ihre Augen in denen die Tränen standen. Nadia war glüklich ihn zu sehen und zu wissen, dass er für sie da sein würde. Alles was sie tat war i´hm einfach in die Augen zu sehen, etwas was sie an ihm so liebte und ein ganz zaghaftes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab über die sie gerne Worte gebracht hätte.


    Nadia hob ihre Hand an, schwach und eine kaum wahrzunehmende Bewegung, denn sie suchte die seinige.

  • Er ergriff ihre suchende Hand sogleich und wandte sich an den Medicus.


    "Sieh, sie öffnet die Augen. Ein gutes Zeichen, nicht wahr?"


    Hoffentlich war es eines, denn vergebens schien nichts zu sein und der alte Mann kannte sich sicherlich gut mit der Beschaffenheit menschlicher Wesen aus.

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