[Laden] Nephetep, der Barbier von Rom

  • Dankbar nahm der Ägypter die Vorlage auf und plapperte auch schon los, seine Schleifarbeit beendend, während Itsenmut dem Kunden vergnügt zuzwinkerte und ihm einen winzigen Kleks der kühlen, schaumigen Masse auf dessen Nasenspitze platzierte.
    "Na, hast Du das mit diesem Schaf gehört, vor dem Tempel der Iuno? Das soll ja wie vom Blitz gefällt auf den Boden gefallen sein, obwohl es ganz gesund war vorher. Wenn ich nicht irre, wird gerade auch im Senat darüber beraten, ob es nun ein Götterzeichen sein soll oder nicht, aber wenn Du mich fragst ..."
    Damit griff der Barbier mit geübter Geste unter das Kinn seines Kunden, setzte mit der anderen Hand das Messer an der Wange an und begann, eine Bahn von Haaren und Schaum freizuschaben.


    "...also wenn Du mich fragst, ist das eindeutig. Ihr Römer seid bei sowas immer viel zu langsam. Wäre das jetzt ein Tempel des Horus gewesen und Er hätte aus Zorn dieses Schaf getötet, dann wäre inzwischen eine veritable Heuschreckenplage in Rom unterwegs oder sowas - lieber ein Opfer zuviel als eins zuwenig, sage ich immer! Götter sollte man nie warten lassen." Ein kühner Strich entfernte einen Schwung Haare mehr und ganz offensichtlich wusste der dicke Ägypter mit der Klinge umzugehen, die kühl und geschickt über die Wange des Septemvirs glitt.

  • Den Schaum auf der Nase quittiert Vic mit einem missglückten "Hrhr." - mit Schaum vor dem Mund lässt es sich einfach schlecht lachen. Er hört dem Barbier zu und gibt ab und an einen zustimmenden Brummlaut von sich. Als der Aegypter das Messer wieder einmal an seiner Schürze abswischt, wagt es Vic wieder, den Mund aufzumachen. "Das Problem ist der Verwaltungsapparat. Jede Entscheidung muss erst durch fünf Officien und mit drei Beschlüssen beschlossen werden, worauf noch ein paar Siegel eingeholt werden müssen, damit am Ende etwas passiert. Natürlich könnten sich die Bürger auch selbst mehr drum kümmern, aber sie verlassen sich alle auf den Cultus Deorum. Zu Recht, immerhin existiert dieser lahme Verein nur dazu, um sich um die Götter zu kümmern und dafür zu sorgen, dass diese dem Staat gewogen sind. Allerdings ist es dort wohl noch schlimmer, als im Rest der Verwaltung, bis da mal was in die Gänge kommt sind die Saturnalien da. Da fehlen ein paar, die einfach mal was tun ohne vorher bei einem Pontifex Schlange zu stehen. Und wenn sie hinterher eine aufs Maul bekommen, na und? Besser, als dass die Götter so mit Missachtung gestraft werden und die Feiertage vergehen, während die Zuständigen noch um Genehmigung zum Feiern betteln." Ganz unbeabsichtigt redet sich Vic mehr in Rage, als er eigentlich wollte. Allerdings ist es nicht übel, auch mal von Außen auf den Cultus Deorum schimpfen zu können.

  • "Das klingt ziemlich kompliziert," meinte Nephetep sinnierend und schüttelte den Kopf, sodass seine zwei oder drei Doppelkinne besorgt schwabbelten. "Kein Wunder, dass die Götter es mit euch Römern bisweilen schwer haben, wenn es so schwierig ist, richtig zu opfern. Bei uns ist das viel leichter, und wenn man bedenkt, dass vor der römischen Herrschaft alle Pharaonen Göttern gleich waren, ist es auch viel wichtiger, den Göttern möglichst viel zu opfern - immerhin war deren verlängerter Arm auf der Welt für jeden sichtbar." Wieder ergriff er sanft, aber bestimmt das Kinn seines Kunden und führte seine Arbeit fort.


    "Aber es gibt ja auch hier in Rom einen Tempel der Isis, Itsenmut war überglücklich, als sie das gemerkt hat. Nicht dass ich nicht auch den Göttern opfern würde, die ihre Hände über das Reich schützend halten," fügte er eilig an und grinste etwas. "Vor allem Merkur scheint mir in den letzten Wochen sehr hold zu sein, wahrscheinlich mochte Er die Kekse, die Itsenmut etxra mit einem kleinen Zusatzgebacken hatte, wer weiss?" Schmunzelnd ließ er das Rasiermesser einen weiteren Strich über Victors Wange vollführen, bevor er sich dem Kinn näherte, um dort der kräftigen Linie zu folgen. "Warum ist das mit den Feiern eigentlich so kompliziert bei euch? Ich dachte immer, die Priester hier seien engagiert und um das Wohl der Götter und des Kultes besorgt."

  • "Och, so schwer is dat mit dem Opfer gar nicht." Wirft Vic schnell ein, bevor er den Mund wieder zumachen muss, da ihm der Meister das Messer wieder über das Kinn zieht und ihn so zum Zuhören zwingt. Als Nephetep das Messer hebt um den Schaum abzuwischen, fährt Vic fort. "Im Grunde sind die Priester schon engagiert, glaub ich. Es is nur so, dass immer noch Mangel an ihnen herrscht und es verdammt zermürbend is, wenn man sich um alles selber kümmern muss. Wenn die Feste gefeiert werden, dann interessierts die Hälfte der Bevölkerung nich, aber wenn ein Fest aufs Mindeste reduziert wird, damits überhaupt gefeiert wird, dann gibts nen rießen Aufschrei und in der Acta Diurna steht gleich wieder wat über kultische Versäumnisse. Und in den Collegien isses den hohen Herren alles egal. Nuja, ich weiß auch nich, wat man da noch tun soll. Letzten Endes erlischen die Feuer der Begeisterung und aus ehemals engagierten Sacerdotes werden dann hohe Herren, die längst aufgegeben haben und denen alles egal is."


    Er grinst. "Aber solang die einfachen Leute wie wir die Götter nich im Stich lassen is alles halb so schlimm. Wat packt die gute Itsenmut denn dem Merkur in die Kekse? Ihr wisst schon, dass Merkur nen extrem nachtragender Gott ist?"

  • Nephetep lauschte seinem Kunden schmunzelnd und zumindest nun überlegte er, wo er den Mann bisher schon gesehen haben mochte, denn seine Worte verrieten ein Maß an Beschäftigung mit dem Thema, das einem normalen Römer, der ab und an opferte, um mit den Göttern keinen Ärger zu bekommen, abging.
    "Na, Du weisst Doch, wie die Menschen sind. Alles Gute nimmt man dankend an und sobald dann irgendwo auch nur ein kleines Stückchen fehlt, kommt der große Aufschrei, ohne zu bedenken, in welch glücklichen Zeiten wir eigentlich leben." Geschickt umrundete das Barbiermesser das Kinn des Septemvir und schlich sich auf die andere Wange des Kunden, wo der Ägypter schmunzelnd sein Rasierwerk weiterführte.


    "Ist er? Bisher hat er sich noch nie über unsere Kekse beschwert," meinte er auf den Einwurf des Valeriers grinsend, was alle weißen Zähne des Ägypters offenbarte. "Aber im Vertrauen," damit neigte sich der Barbier ein wenig zu Victor herab und senkte auch den Klang der Stimme ein wenig. "Ein klein wenig Rauschkraut hat sie mit hinein gebacken, Du kennst das Zeug sicher, es hebt die Stimmung ungemein, wenn man es auf Kohle verbrennt. In Keksen hat es dieselbe Wirkung, wenn man richtig viel hinein tut - mit wenig darin entfaltet sich der Geschmack nur vollmundiger. Schließlich soll es ja auch ein angemessener Dank sein, nicht wahr?"

  • "Hrm." brummt Vic zustimmend und lässt sich den Kopf etwas zur anderen Seite drehen. "Wahrscheinlich schicken die Götter deshalb immer mal wieder nen Krieg oder ne Seuche, damit die Menschen dadran erinnert werden." Er greift sich an die rasierte Backe und reibt über eine juckende Stelle. Der Barbier leistet saubere Arbeit, das muss man ihm lassen.


    Auch Vic senkt seine Stimme etwas, als der Ägypter zu den interessanten Dingen übergeht. "Rauschkraut also, das stellt die Götter sicher zufrieden. Ist nur leider recht schwer ranzukommen." Vic hat da natürlich weniger Probleme, beim Cultus Deorum gibt es alles, was der Mensch sich in dieser Hinsicht wünschen kann. Allerdings ist es auch dort nicht möglich, als Priester unbegrenzt große Mengen für den Hausgebrauch mitzunehmen, ohne, dass es auffällig wird. Priester, die Zuhause zuviel - vor allem die ungeöhnlichen Gaben - opfern, fallen genauso auf, wie die, die überhaupt nie opfern.

  • Nachdem die Versteigerung der Sklavin zuende war und eine neue Ware aufgetischt wurde nahm ich mir noch ein kleines wenig Zeit zum Barbier zu gehen. Ich war zwar kein Stammkunde, aber hatte einiges Gutes von ihm gehört. Also ging ich zu dem Laden wartete auf eine Bedienung.


    Sim-Off:

    Ich hoffe, das geht in Ordnung, Iulia Helena, wenn ich hier ein wenig simme. Du musst ja kürzer treten, wie ich las...


    Schließlich kam ein Mann zu mir und frage mich was ich brauche, aber er sah es mir schon an, dass ich wohl eine kleine Rasur vertragen konnte. Also drückte ich ihm das Geld in die Hand und er machte sich schnell an das Werk. Aus den Augenwinkeln versuchte ich Taschendiebe zu erkennen, aber ich wusste, das nur Schlechte sich erkennen lassen.

  • Jakobus war bereits seit einiger Zeit in der Stadt unterwegs und inspizierte eine Unmenge von Betrieben. Die meisten liefen vorschriftsmäßig, nur wenige hatten Unregelmäßigkeiten und bei einem war er sogar bedroht worden, was die Cohortes Urbanae jedoch gelöst hatten.


    So stand er nun auch am Frisiersalon des Nepheteb, der auch seinen Herrn frisierte.
    Er trat ein und sah sich um.


    "Jemand zu Hause?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!