• Zusammen mit ein paar Begleitern und einem Schreiber der cura viarum erschien Victor vor dem Haus der Acta Diurna und hieß einen Sklaven anzuklopfen. Selbiges tat dieser auch sofort, um dann auf eine Reaktion aus em Inneren zu warten.

  • Wie üblich öffnete Ion die Tür. „Salve. Wie kann ich dir behilflich sein?“, brachte er höflich das Sprüchlein hervor, dass in den verschiedensten Variationen unzählige Male in den nobleren Stadtteilen Roms ausgesprochen wurde.

  • Seiana saß an ihrem Schreibtisch im Domus der Acta Diurna. Sie war schon vor ihrer Hochzeit regelmäßig hier gewesen, aber seitdem war sie es noch häufiger... Zum einen war da der simple Fakt, dass sich die Casa Terentia für sie fremd anfühlte. Nicht, dass es dort nicht schön war, oder angenehm sich dort aufzuhalten, nur... es war eben nicht ihr Zuhause. Ihr war durchaus bewusst, dass sie es auch nicht zu ihrem Zuhause machen konnte, wenn sie die Casa mied, aber im Moment erschien es ihr als die einfachere Alternative, so viel Zeit wie möglich außer Haus zu verbringen. Es blieb immer noch genug übrig, um dort zu sein – immerhin war sie Hausherrin, sie musste wenigstens eine gewisse Zeit dort verbringen, um sich um alles zu kümmern, was anfiel. Nicht zu vergessen die Abende und Nächte, die sie ohnehin immer dort war.
    Das war also einer der Gründe. Ein weiterer war, dass sie dort nicht mehr all das aufbewahren konnte, was sie in der Casa Decima aufbewahrt hatte. Nicht dass sie ihrem Mann unterstellen wollte, ihre Räumlichkeiten zu durchsuchen... wobei. Doch. Eigentlich wollte sie genau das. Sie konnte einfach nicht vergessen, wie ihr erstes Treffen abgelaufen war, wie diese Ehe zustande gekommen war. Sicher waren sie jetzt verheiratet, was einige Dinge grundlegend änderte, aber das hieß noch lange nicht, dass sie ihm tatsächlich vertraute. Schon gar nicht, was ihre Unterlagen anging. Die ihrer Betriebe und die der Schola waren harmlos genug... und auch private Post, obwohl ihr der Gedanke nicht gefiel, er könnte die lesen. Aber die Acta? Nein. Bei ihrem Umzug hatte sie sehr genau darauf geachtet, dass sämtliche Acta-Sachen ins Domus der Acta kamen. Nicht in die Casa Terentia. Auch wenn sie dort sogar ein eigenes Officium hatte, etwas, was sie sich in der Casa Decima nie selbst erlaubt hatte... obwohl es genügend Räume dafür gegeben hätte, hatte sie doch immer davor zurückgescheut, sich selbst dieses Recht zuzugestehen, sondern stattdessen ihr Schlafzimmer so eingerichtet, dass es auch als Arbeitszimmer dienlich war. Ihr Gatte allerdings hatte gar nicht gefragt gehabt, sondern ihr von vornherein auch ein Officium zur Verfügung gestellt. Was sie aufrichtig gefreut hatte, und einer der bislang noch seltenen Momente gewesen war, in denen sie so etwas wie... nun ja, nicht Zuneigung oder Vertrautheit oder etwas in der Art, aber... zumindest weniger Fremdheit verspürt hatte ihm gegenüber.


    Wie in letzter Zeit also ziemlich häufig war sie auch heute im Acta-Gebäude. Ihrem Mann konnte das kaum auffallen, war er doch selbst den ganzen Tag über nicht daheim – meistens jedenfalls. Und seitdem Seiana ungefähr wusste, wann er heimkam, achtete sie in der Regel darauf, vor ihm da zu sein... was irgendwie lächerlich war, immerhin wusste er ja, dass er die Auctrix geheiratet hatte, und dass sie ebenso außer Haus arbeitete – nicht wie viele andere Matronae daheim. Allerdings musste man ja auch nichts herausfordern, und Seiana war einfach vorsichtig. Und davon abgesehen mochte sie ihren festen Rhythmus.
    Der heute allerdings durcheinander gebracht würde, in Form der heftig aufgerissenen Tür zu ihrem Officium, die mit einem Knall an der dahinter liegenden Wand krachte, durch die ein atemloser Subauctor stürmte. Stirnrunzelnd sah Seiana auf und wollte gerade fragen, was um alles in der Welt in den Mann gefahren war, aber der kam ihr zuvor. „In der Stadt ist der Notstand verhängt worden!“

  • Einen Moment lang war sie einfach nur sprachlos. Dann fing sie sich. Halbwegs. „Der was?“
    „Notstand, Auctrix“, wiederholte der Subauctor. „Ausgangssperre, aufgeregte Leute überall, Patrouillen der Urbaner in den Straßen, die sie nach Hause treiben... das ganze Programm.“
    Es dauerte noch einen weiteren Moment, bis Seiana wieder klar denken konnte. Nun, nicht völlig klar, dafür rasten ihre Gedanken nun zu schnell, wo sie vorher einfach nicht vorhanden gewesen zu sein schienen – aber klar genug. „Weiß man warum?“
    Der Mann schüttelte den Kopf. „Nicht offiziell. Noch nicht.“
    „Und inoffiziell?“ bohrte sie in scharfem Tonfall nach, und jetzt zögerte der Subauctor kurz, bevor er weitersprach. „Es... es gibt Gerüchte...“
    „Muss ich dir jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen?“ fauchte Seiana, in einem ihrer seltenen Anflüge, in denen sie ihre sorgsam gewahrte Beherrschung fahren ließ... nicht unbedingt freiwillig, aber aus gutem Grund. Der Notstand verhängt über Rom? Das konnte nur etwas Übles bedeuten. Und sie wagte zu bezweifeln, dass es irgendeine Barbarenhorde geschafft hatte, unbemerkt von sämtlichen Legionen bis hierher, ins Herz des Römischen Reichs, vorzudringen, um nun völlig überraschend die Hauptstadt anzugreifen.
    „Es heißt, der Kaiser sei tot.“


    Jetzt herrschte erst mal wieder Stille. Für einen Moment. Einen endlosen Moment, in dem Seiana zu begreifen versuchte – nicht was der Mann gesagt hatte, denn das war deutlich genug. Aber was es zu bedeuten hatte. Was für Folgen das haben konnte. Der Kaiser hatte einen Sohn, sicher, aber der war noch nicht ganz in dem Alter, in dem man ihm wohl die Regierungsgeschäfte allein anvertrauen konnte. Und er hatte ihn noch nie wirklich als seinen Nachfolger vorgestellt... Sie atmete ein und erhob sich, ging mit schnellen Schritten um ihren Schreibtisch herum, an dem Subauctor vorbei und durch die Tür hindurch. „Wir brauchen mehr Informationen. So schnell wie möglich. TULLIUS rief sie laut, noch bevor sie den Redaktionsraum erreicht hatte, und als sich die Tür öffnete, schwappte ihr ein deutlich höherer Geräuschpegel entgegen als normalerweise – und das, obwohl sie noch mehrere Schritte entfernt war. Der Gerufene war es allerdings nicht, der ihr den Kopf entgegen reckte.
    „Wo ist Tullius?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, betrat sie den Redaktionsraum... wo sich alle Anwesenden die Köpfe heiß diskutierten. „Anwesend“, meldete sich nun der Angesprochene von irgendwo, aber noch bevor Seiana etwas sagen konnte, hagelte auf einmal ein Stimmengewirr auf sie ein.


    „Ist das-“
    „Ist-“
    „Was sollen-“
    „Götter...“
    „-der Kaiser wirklich-“
    „War das ein-“
    „Gibt es-“
    „-wahr?“
    „-schon weitere-“
    „-Unfall oder-“
    „-Bekanntmachungen?“
    „Stimmt das-“
    „-wir-“
    „-tot?“
    „-seine Krankheit?“
    „-denn überhaupt?“
    „-tun?“


    Seiana verzog das Gesicht bei dem Lärm, der nun auf sie einprasselte, und hob beschwichtigend die Hände. RUHE! Der Ausruf ließ das Stimmengewirr ersterben, und als tatsächlich so etwas wie Ruhe eingekehrt war, fuhr Seiana mit normaler Lautstärke fort. „Wenn keiner genau weiß, was los ist – lasst uns das ändern. Und wir sollten die Zeit jetzt nutzen, wo noch jede Menge Leute unterwegs sind, weil die Urbaner erst dabei sind, alle nach Hause zu schicken. Tullius, wo steckst du?!

  • In der Uniform der classis, drängte sich ein Legionarius mittleren Alters an den Karren vorbei in die Stadt. Der Notstand war ausgerufen. Durch die hereinbrechenden Ereignisse hatte sich sein Ritt nach Rom um Tage verzögert. Optio Decimus hatte ihm genaue Instruktionen erteilt.
    Das Haus der acta Diurna war ein möglicher Anlaufpunkt von insgesamt dreien. Er bahnte sich einen Weg hinein zu den Räumlichkeiten, in denen er hoffte das zu finden, was er suchte. " Salve, ich suche Decima Seiana. Ich komme aus Misenum." Trotz Winter standen ihm die Schweißperlen auf der Stirn.

  • „Immer noch da“, grinste der. Seiana warf ihm einen scharfen Blick zu – und machte dann eine auffordernde Kopfbewegung. „Informier die Lectrix. Und dann versuch was rauszufinden.“ Ohne ein weiteres Wort sprang der Mann auf und verschwand. Und Seiana machte nahtlos weiter. „Decrius und Trebius, seht zu, dass ihr nach Misenum kommt und dort in Erfahrung bringt, was passiert ist. Denkt daran, dass ich einen Verwandten bei der Classis habe... vielleicht weiß der was. Siculus und Marcius, ab nach Mantua. Ich will wissen, wenn sich bei der Legio I was tut. Und reitet getrennt voneinander, falls einer aufgehalten wird!“ Natürlich würden die vier nicht so blöd sein und an den Toren zugeben, dass sie Stadtrömer waren, sondern selbstverständlich aus besagten Städten stammen und nur das Weite suchen wollen, nachdem in Rom jetzt alles auf dem Kopf stand... aber man wusste ja nie. „Columnus und Salonia: Kaiserliche Kanzlei, Forum, Märkte – klappert alles ab. Schnappt Gerüchte auf. Kommt mit den Urbanern ins Gespräch, wenn möglich – versucht es mit den Ausrufern des Notstands, die sind vielleicht eher gewillt, zu reden, bevor sie euch heimschicken. Nehmt noch ein paar mit und verteilt euch. Geht aber kein Risiko ein. Wenn die Urbaner euch weghaben wollen, verschwindet, bevor ihr Ärger kriegt. Seid brav, gebt vor auf dem Heimweg von der Arbeit zu sein. Und macht woanders weiter. Vibienus, zur Castra Praetoria. Der Praefectus Urbi wird dich kaum empfangen, aber lass ihm die Nachricht überbringen, dass die Acta jede Mitteilung veröffentlicht, die er hat. Und vielleicht lässt sich bei der Gelegenheit auch was rausfinden.“ Und hier machte Seiana eine kleine Pause, ging das Gesagte im Kopf durch und überlegte, ob sie etwas vergessen hatte.
    Hatte sie tatsächlich. Vibienus machte sie darauf aufmerksam. „Was ist mit deinem... dem Praefectus Praetorio?“
    Ja. Was war mit dem. Seiana presste die Lippen aufeinander, während sie überlegte, was sie mit dem tun sollte. Sicher eine gute Quelle... nur was sie sich bei weitem nicht sicher, ob sie von ihm irgendwas erfahren würde. Sie wusste noch zu genau, was er ihr über die Reise ihres Bruders verraten hatte – nämlich nichts. Und Faustus selbst war nicht hier, den sie irgendwie hätte versuchen können abzufangen und auszufragen... was schwierig genug werden dürfte, bei dem was gerade los war, ganz davon abgesehen, dass Seiana sich auch bei ihrem Bruder ganz und gar nicht sicher war, ob der ihr etwas verraten würde, was er eigentlich nicht sagen durfte... enges Verhältnis hin oder her. „Ja, zu ihm muss auch jemand“, antwortete sie nach einem Moment. Blieb nur noch die Frage offen, wen sie schicken sollte. Nachdenklich rieb sie sich über ihr Kinn, während sie überlegte, was wohl besser war – im Sinne von: wer mehr Erfolg haben würde. Ein Acta-Mitarbeiter oder einer ihrer Sklaven? Sie zögerte einen Moment... dann entschied sie, dass einer ihrer Sklaven wohl mehr Chancen haben würde, vom Terentius tatsächlich empfangen zu werden. „Álvarez wird dich begleiten, Vibienus.“
    „Was ist, wenn uns die Urbaner aufhalten?“
    Seiana zögerte kurz, dann antwortete sie: „Sagt ihnen, wer ihr seid und wo ihr hin wollt. Wenn sie euch trotzdem zurück schicken: bittet sie, die Botschaft zu überbringen.“


    Und dann... wartete sie. Wartete. Und wartete. Entgegen ihrer üblichen Angewohnheit blieb sie im Redaktionsraum, gemeinsam mit dem Rest, den sie nicht losgeschickt hatte... und der sich auch nicht verabschiedet hatte. Sie kannte ihre Leute, sie wusste, wen sie für was einsetzen konnte... und so verwunderte es sie auch nicht bei denen, die nach und nach zu ihr kamen und sie fragten oder darum baten, gehen zu können. Angesichts der Ungewissheit... Ausgangssperre... es waren hauptsächlich freie Mitarbeiter, keine Subauctores, die es heute in die Acta verschlagen hatte und die verschwanden, und schließlich war Seiana fast allein, nur ihr zweiter Leibwächter hielt sich noch wie ein Schatten im Hintergrund auf, und zwei weitere Subauctores waren da. Hin und wieder führten sie eine leise Unterhaltung, stellten Mutmaßungen an – was passiert war. Wer schuld war. Wie es weiter ging. Aber im Großen und Ganzen hing jeder seinen eigenen Gedanken nach, während sie warteten.


    Wer allerdings als erstes eintraf, war nicht etwa einer ihrer Leute, sondern jemand völlig anderes. Ion brachte einen Mann in Classis-Uniform herein, und noch bevor Ion, der Türhüter, den Mann ankündigen konnte, stand Seiana stirnrunzelnd auf und betrachtete den Mann. „Salve, Nauta... was willst du?“

  • War das hier die Redaktion der acta diurna ? Kein Stimmengewirr. Es lief keiner durcheinander. Nichts mit aufgeschrecktem Bienenschwarm, dabei wusste doch jeder was auf der Tagsordnung stand. Die Anzeichen, wie Notstand und Ausgangssperre ließen es vermuten.
    Ein aufmerksamer Blick durch die Räumlichkeit. Eine Frau die aufstand als er mit dem..., für was auch immer er zuständig war, den Raum betrat. Sie fragte sehr direkt. Das Aussehen passte zu der Beschreibung des Optio. Eine mündliche Bestätigung wollte er trotzdem als Sicherheit. " Spreche ich mit Decima Seiana?" ( ich setzte es voraus um fließend fortfahren zu können)


    Er holte den Papyrus aus seiner Tasche und übergab ihn ihr. " Optio Decimus Massa, schickt mich. " Er sah zu den Mitarbeitern die im Raum waren. " Falls du Fragen hast, entweder mündlich oder schriftlich. Bei der derzeitigen Lage, fasse dich bitte kurz." Ein gewisse Ungeduld war in seiner Stimme zu hören. Er wollte nicht länger als nötig verweilen. Der Optio hatte vollstes Vertrauen in ihn gesetzt, das wollte er nicht enttäuschen.



    Decima Seiana
    Casa Terentia
    Roma



    Salve Seiana,


    Das Erbe Titus Decimus Verus wurde mir übertragen. Darunter befindet sich das Schiff Xenophon. Es liegt im Hafen von Ostia. Der Kapitän des Schiffes ist informiert, dass ich dich als Miteigner betrachte. Du kannst jederzeit über das Schiff verfügen.


    Vale


    Decimus Massa




    Sim-Off:

    der Brief.... -.^

  • „Ja, die bin ich in der Tat...“ antwortete Seiana – und ließ sich die Schriftrolle reichen. Schnell brach sie das Siegel, öffnete die Rolle und überflog sie. Ein wenig überrascht sah sie auf. „Ich danke dir, Nauta... Nein, Fragen habe ich keine. Nur den Hinweis, dass die Stadt Ostia seit neuestem Liegegebühren fordert... Darum sollte Decimus Massa sich vielleicht kümmern. Beizeiten, wenn die Lage wieder ruhiger ist...“ Seiana musterte den Soldaten einen Moment lang, mit einem forschenden Blick, der ihm das Gefühl geben sollte, dass er ihr ohnehin nichts verheimlichen konnte... weil sie es erkennen würde. „Was weißt du aus Misenum noch zu berichten, Nauta?“ Er war Classis. Und natürlich wusste Seiana, dass die Classis im Grunde nichts mit dem Landsitz des Kaisers zu tun hatte – ergo die Soldaten der Classis wohl auch kaum mehr wussten. Aber Misenum war nun mal Misenum, und dort mussten naturgemäß die Gerüchte früher angefangen haben sich zu verbreiten als hier... einen Versuch war es immerhin wert.

  • Die Blicke waren unmissverständlich. Der Optio hatte nicht gesagt, dass er um die Vorgänge in Misenum schweigen müsste. Er sollte sich in Rom wegen Neuigkeiten umhören. Hier war das Zentrum Italia's, des gesamten römischen Reiches. Und nachdem, was er beim Betreten Rom's mitbekommen hatte, musste es hier schon angekommen sein, was sich in Misenum zugetragen hatte.


    " Nachdem Tod des Kaisers und seiner Familie, versucht Praefectus Octavius Ruhe in den Reihen der classis zu halten. Wir haben Ausgangssperre, es wird hart durchgegriffen. Desertionen gab es meines Wissens noch nicht. Die Informationen sickern nur spärlich nach außen. Die Prätorianer sind sehr angespannt. Wer weiß, wie es jetzt in Misenum aussieht. Ich bin seit 4 Tagen unterwegs. " er räusperte sich. " Ist hier schon bekannt, wie der Kaiser und seine Familie zu Tode gekommen sind?" Sein fragender Blick, traf einen Mitarbeiter nach dem anderen und blieb dann bei Decima Seiana hängen.


    Das Erwähnen von Liegegebühren in Ostia drang so langsam in sein Bewußtsein vor. Das war wichtig für den Optio. Sonst hatte sie nichts weiter, oder wusste man hier mehr? 4 Tage weg und 3 Tage wieder zurück, überschlug er. Hoffentlich suchten sie ihn nicht schon. Das einzig beruhigende, das Schreiben des Optio, dass er offiziell als Bote unterwegs war.

  • Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    Die Blicke waren unmissverständlich. Der Optio hatte nicht gesagt, dass er um die Vorgänge in Misenum schweigen müsste. Er sollte sich in Rom wegen Neuigkeiten umhören. Hier war das Zentrum Italia's, des gesamten römischen Reiches. Und nachdem, was er beim Betreten Rom's mitbekommen hatte, musste es hier schon angekommen sein, was sich in Misenum zugetragen hatte.


    " Nachdem Tod des Kaisers und seiner Familie, versucht Praefectus Octavius Ruhe in den Reihen der classis zu halten. Wir haben Ausgangssperre, es wird hart durchgegriffen. Desertionen gab es meines Wissens noch nicht. Die Informationen sickern nur spärlich nach außen. Die Prätorianer sind sehr angespannt. Wer weiß, wie es jetzt in Misenum aussieht. Ich bin seit 4 Tagen unterwegs. " er räusperte sich. " Ist hier schon bekannt, wie der Kaiser und seine Familie zu Tode gekommen sind?" Sein fragender Blick, traf einen Mitarbeiter nach dem anderen und blieb dann bei Decima Seiana hängen.


    Das Erwähnen von Liegegebühren in Ostia drang so langsam in sein Bewußtsein vor. Das war wichtig für den Optio. Sonst hatte sie nichts weiter, oder wusste man hier mehr? 4 Tage weg und 3 Tage wieder zurück, überschlug er. Hoffentlich suchten sie ihn nicht schon. Das einzig beruhigende, das Schreiben des Optio, dass er offiziell als Bote unterwegs war.


    Also stimmten die Gerüchte. Und mehr als das... der Nauta sprach nicht nur vom Kaiser, sondern auch von dessen Familie. Hätte Seiana nicht über eine solche Selbstbeherrschung verfügt, hätte sie den Mann wohl schockiert angestarrt – so allerdings war es hauptsächlich ein noch schärferer Blick unter gerunzelter Stirn, der ihn traf. „Seine Familie? Willst du damit sagen, sein Sohn ist ebenfalls tot?“ Das konnte doch kein Zufall sein. Dass der Kaiser tot war, mochte tragisch sein und Maßnahmen wie den Notstand für den Moment rechtfertigen – aber irgendwie war es zu erwarten gewesen. Er war ja schon krank gewesen, als dessen Vater in Parthien umgekommen war. Dass allerdings sein Sohn – und offenbar auch seine Frau – tot waren... „Nein“, antwortete sie tonlos. „Der Notstand ist erst heute in Rom ausgerufen worden. Öffentliche Informationen gab es noch keine. Was weißt du über die Umstände?“

  • Zitat

    Original von Appius Terentius Cyprianus
    Ziemlich wütend erschien Appius in der casa der Acta:"Schafft meine Frau hierher!" meinte er zu den Sklaven und Schreiberlingen der Acta:"Und zwar Pronto!"


    Nachdem der Nauta der Classis wieder verschwunden war, hatte Seiana sich doch wieder in ihr Büro zurückgezogen, um hier darauf zu warten, dass irgendjemand zurückkam von denen, die sie losgeschickt hatte. Erneut war es allerdings jemand anders, der zuerst erschien... als es jedenfalls an der Tür zu ihrem Officium klopfte und diese gleich darauf aufging, ohne auf ihre Antwort zu warten, stand da einer der Mitarbeiter, die hier geblieben waren – und sah ziemlich verschreckt aus. Den Grund dafür begriff Seiana, als er verkündete: „Verzeih mir, aber dein, äh, dein Mann ist hier. Er möchte dich sehen. Äh. Schnell.“


    Ohne ein weiteres Wort erhob Seiana sich und ging in den Redaktionsraum, und tatsächlich sah sie ihn da stehen, ihren Mann. Und er sah... nicht sonderlich erfreut aus. Selbst für das, was passiert war, selbst für die momentanen Verhältnisse fand Seiana, dass er zu finster dreinblickte, und das wiederum ließ sie sich unwillkürlich fragen, ob noch irgendetwas anderes los war, irgendetwas, wovon sie noch nichts wusste, wovon noch niemand etwas wusste. „Salve“, grüßte sie ihn, während sie auf ihn zuging und den anderen mit einem Wink zu verstehen gab, zu verschwinden. „Was führt dich her?“

  • -.^ Sie fragte was ihn herführte?I Irgendwie fragte er sich ob sie ihn auf den Arm nehmen wollte:"Du fragst ernsthaft was ich hier suche?! In Rom ist der Asnahmezustand und du bist nicht etwa zuhause , sondern hier! Wie bist du auf die Idee gekommen hierherzukommen?! Was wenn man dich verhaftet hätte?!" Seiana du mußt nachdenken bevor du Dinge tust!" meinte er abschließend etwas sanfter um die Schärfe aus seinen Worten ein wenig rauszunehmen.

  • Sie starrte ihn verblüfft an. Zum Teil wegen seines Tonfalls, weil er sie ziemlich wütend anfauchte – zu einem weitaus größeren Teil allerdings wegen des Inhalts seiner Worte. Er war wegen ihr hier? Und wegen ihr wütend? Da war nicht noch irgendetwas passiert, kein Bürgerkrieg, nichts dergleichen – sondern sie war der Grund? Hieß das etwa, dass er sich Sorgen um sie machte... irgendwie?
    Das war... damit hätte sie nicht gerechnet. Und ein wenig fühlte sie sich deshalb davon überfordert, wie so häufig in solchen Situationen. „Eh...“ Sie rieb sich kurz über die Stirn und strich sich eine imaginäre Strähne hinters Ohr. Sie musste sich zusammenreißen, und die Sorge, die sie meinte heraushören zu können, ignorieren... besser sie konzentrierte sich auf den Tonfall – den sie ganz und gar nicht in Ordnung fand. Und dass er ausgerechnet ihr an den Kopf warf, sie würde nicht nachdenken, war fast schon wieder lustig.
    Zwischen all dem musste sie allerdings versuchen, eine passable Antwort zu finden – und nichts davon war geeignet darauf einzugehen. Also versuchte sie es erst mal schlicht mit den Fakten. „Ich bin schon seit heute morgen hier.“ Deutlich bevor der Notstand ausgerufen worden war. „Ist... in der Stadt so weit alles in Ordnung?“

  • "Und selbst wenn du schon seit gestern hier wärst, du weißt selbst am besten was nun folgen wird. Also sei kein Dickkopf und lass dich von meinen Soldaten außerhalb der Stadt bringen. Wer weiß wann dieser Kochtopf namens Rom explodiert. Da möchte ich nicht, daß meine Frau hier ist."
    Ihre Frage überging er geflissentlich, daß war nicht die Zeit ein Interview zu führen.

  • Jetzt war Seiana erst recht verblüfft. Er wollte WAS? Sie aus Rom fortschaffen? Und bezeichnete sie gleich noch als Dickkopf in der Annahme – freilich richtig, aber trotzdem vorschnell –, sie würde sich weigern? Für einen Moment war sie sprachlos und starrte ihn einfach nur an, weil seine Worte sie kalt erwischt hatten. Mal abgesehen davon, dass der Begriff Dickkopf implizierte, sie sei nicht viel mehr als ein trotziges Kind… sie konnte Rom nicht verlassen. Sie wollte es nicht. Zu versuchen aus der Stadt hinaus zu kommen, der Gedanke war ihr überhaupt nicht gekommen in den letzten Stunden. Sicher hatte ein Teil ihres Bewusstseins durchaus realisiert, dass es in Rom gefährlich war im Augenblick, und vielleicht noch gefährlicher werden würde. Aber das war für sie irgendwie… weit weg gewesen. Nichts, was tatsächlich sie berührte, nicht weil sie das nicht betreffen könnte, sondern einfach weil sie es nicht zuließ. Wegzulaufen kam nicht in Frage.


    Seiana war sich bewusst darüber, dass sich ihr gerade ein ziemliches Luxusproblem stellte. Andere wären heilfroh um die Gelegenheit, Rom jetzt verlassen zu können – und das sogar unter dem Schutz der Garde, so dass für ihre Sicherheit nahezu garantiert war. Aber sie… der Gedanke, jetzt gehen zu müssen, abgeschnitten zu sein von jeglicher Information, von der Chance zeitnah zu erfahren, was los war, was geschah, und vor allem von der Möglichkeit, selbst zu handeln, wenn auch nur im kleinsten Rahmen… die bloße Vorstellung dessen ließ sie sich bereits jetzt hilflos und unfähig fühlen. Sie brauchte etwas zu tun. Und zwar keine Hausarbeit auf irgendeinem Landgut irgendwo weit ab vom Schuss, sondern etwas was sinnvoll war, und das hier, in Rom.


    Nein. Sie war die Auctrix. Sie war eine Decima. Sie konnte Rom nicht verlassen. Und entsprechend schüttelte sie jetzt den Kopf. „Das ist nicht dein Ernst“, antwortete sie, in leicht ungläubigem Tonfall. „Bring mich meinetwegen nach Hause, da dürfte es sicher genug sein. Aber ich werde Rom nicht verlassen.“

  • "Man könnte meinen du willst dich in Gefahr begeben Weib. Aber in diesem Falle dulde ich keinen Widerspruch, du wirst Rom verlassen und wenn die meine Soldaten raustragen. Also mach es uns beiden nicht so schwer und gehe freiwillig mit ihnen mit. Wenn sich die Lage beruhigt hat, in ein zwei Wochen kannst du ja wieder zurückkehren!"

  • Er meinte es tatsächlich ernst. Seiana starrte ihn noch einen Moment lang an, dann schloss sie die Augen und überlegte, überlegte fast schon verzweifelt, ob ihr nichts einfiel, was ihn umstimmen könnte. Denn dass er seine Worte in die Tat umsetzen, dass er sie notfalls wirklich hinaus zerren lassen würde von seinen Leuten, daran zweifelte sie nicht – nicht so wie ihn kennen gelernt hatte. Der Mann setzte seinen Willen durch, gleich wie. Es spielte gar keine Rolle, was sie dachte. Oder was sie wollte. Und es spielte auch keine Rolle, dass sie sui iuris war und eigentlich selbst entscheiden konnte, was sie tat... Es interessierte ihn nicht. Und seine Soldaten vermutlich auch nicht.
    Ihre Gedanken rasten für Momente dahin. Sie war sui iuris, natürlich dachte sie dennoch an dieses Argument. Sie war Auctrix, hatte hier einen Posten, hatte Verantwortung. Sie war seine Frau... und wenn er Rom zeigen wollte, dass nichts zu befürchten war, war es doch am besten, wenn sie hier bleiben würde.


    Seiana sah ihren Mann wieder an, und gleich, was sie eben noch gedacht, was sie sich zurecht gelegt hatte – nichts davon kam über ihre Lippen. Er würde sich nicht umstimmen lassen, das konnte sie erkennen. Ein harter Zug bildete sich um ihren Mund. „Das Landgut meiner Familie in den Albaner Bergen bietet sich an“, antwortete sie, aber so sehr sie es auch versuchte – ihre Stimme klang nicht so kühl, wie sie es gerne hätte, sondern hatte eher einen leicht bitteren, fast schon verletzten Unterton. Selbst der Gedanke nur zwei Wochen irgendwo untätig auf einem Landgut verbringen zu müssen, war schon zu viel für sie. Noch dazu wo sie gar keine Zeit hatte das vorzubereiten, also entsprechend Arbeit mitzunehmen... oder wenigstens über Boten in Kontakt mit Rom und den Vorgängen hier in Kontakt zu stehen. Sie hoffte nur, dass er sich wenigstens nicht einbildete auch noch bestimmen zu müssen, wo sie hingehen sollte. Dass es ihm Recht war, wenn sie zu besagtem Landgut ging – was ihr wichtig war, weil das wenigstens ein Ort war, den sie kannte, wo sie sich nicht allzu fremd fühlen würde... und wo sie die Menschen kannte, die Sklaven und Angestellten ihrer Familie. Für einen Moment war sie außerdem versucht, ihm zu sagen, er solle Leute zur Casa Terentia schicken, um Sachen von ihr zu holen, Kleidung, irgendetwas. Wenn er schon den Praefectus Praetorio heraushängen ließ, dann konnte er auch das für sie tun. Nur... bei dem, was gerade in Rom los war, wäre es absolut unangebracht gewesen. Es reichte schon, dass die Praetorianer sie aus Rom eskortieren. Es mussten nicht noch mehr Männer von wichtigeren Aufgaben abgezogen werden, nur wegen ihr. „Kann ich hier noch etwas mitnehmen?“

  • "Es freut mich, daß du einsichtig bist." ohne groß auf ihren Ton zu achten. Es war ja immerhin nur zu ihrem Besten!"Meine Männer werden dich dort hin bringne und nim einfach mit hier was du brauchst. ich werde dich so schnell wie möglich nach Rom zurückkehren lassen."

  • Einsichtig. So konnte man es auch nennen, ja. Seiana hätte es eher gezwungen genannt, denn freilich hätte sie es niemals darauf ankommen lassen, von seinen Soldaten hinaus geschleppt zu werden. Das war so weit unter ihrer Würde, dass es nicht einmal ansatzweise in Frage gekommen wäre, das zu riskieren. „Ja“, antwortete sie nur einsilbig. Und dann verschwand sie ohne ein weiteres Wort im hinteren Teil des Gebäudes, um zu ihrem Officium zu gehen. Hinter der Tür zum Redaktionsraum hatten sich, natürlich, die paar ihrer Mitarbeiter versammelt, die noch hier waren. Als sie so urplötzlich erschien, starrten sie sie erschrocken an, aber Seiana ging überhaupt nicht darauf ein, dass sie offensichtlich gelauscht hatten. Sie weiß einen von ihnen an mitzukommen, und auf dem Weg zu ihrem Büro gab sie eine knappe Erklärung und ebenso knappe Anweisungen. Sie sollten hier die Stellung halten – was Seiana kein schlechtes Gewissen bereitete, denn die, die noch hier waren, waren ohnehin jene, die ein Zuhause hatten das so sicher war wie hier... oder weniger. Die Stellung halten, also, und falls sich eine Gelegenheit bot... sie informieren. Was kaum passieren würde, darüber war sie sich im Klaren, aber nur für den Fall dass die Ausgangssperre weit genug gelockert wurde, ihr Mann sie aber noch nicht zurückholen ließ, weil er die Situation in Rom als noch zu gefährlich einschätzte.


    Es dauerte nicht lang, bis sie wieder zurückkehrte in den Redaktionsraum, wo ihr Mann auf sie wartete. Ein paar Dinge hatte sie dabei, an denen sie gearbeitet hatte, ein paar, die ihr wenigstens etwas Beschäftigung verschaffen würden... und gerade, als sie gehen wollten, kamen der Vibienus und Álvaro zurück. Und Seiana hätte zu gern mit ersterem geredet, hätte zu gern erfahren, was er gesehen und erlebt hatte, aber ihr blieb nicht viel anderes übrig ihm kurz zum Abschied zuzunicken, und Álvaro anzuweisen, sich zu Bran zu gesellen, so dass ihr Leibwächterduo, ohne dass sie seit ihrer Hochzeit nie das Haus verließ, wieder vollständig war.
    Der anschließende Abschied von ihrem Mann fiel, wenigstens von ihrer Seite, denkbar kühl aus, bevor die Prätorianer sie fortbrachten, durch Rom hindurch und hinaus aus der Stadt... und weiter, immer weiter, bis sie nach einigen Stunden das Landgut erreichten, von dem sie zuvor gesprochen hatte. Viel zu schnell, wie es ihr erschien.

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