Am Stadttor - Wer nach Rom will soll sich Zeit für die ordentliche Durchsuchung und Befragung nehmen!

  • Verwundert wandte sich Antias von der stolzen Südländerin ab dem ächzenden Stadttor zu. Dafür, dass es eigentlich für jedermann strikt verschlossen bleiben musste, ging es heute morgen erstaunlich oft auf und zu. Erst für den Sardinier mit seiner Tabula und für wen jetzt? Dass Hispo nicht wie erwartet miesepetrig herum schimpfte, sondern im Gegenteil ein launiges Gebrüll erschallen ließ, trug auch nicht gerade zur Klärung der Situation bei. Eilige Jungs? Was für eilige Jungs? Um eben dies herauszufinden stapfte Antias gespannt zum Tor hinüber, wo er sich abermals vor einer plötzlich daher jagenden Reiterschar in Sicherheit hechten musste. Der Witz wurde so langsam öde. Fluchend kämpfte sich Antias wieder auf die Beine und sah die prall gefüllten Ledersäcke auf den Pferderücken. Die schickten die Boten raus! Das konnte doch eigentlich nur eines heißen ..


    Unter den Reisenden begann es zu gären. Erfreutes Gelächter, Einlass fordernde Rufe und zorniges Raunen wurde laut, als sich die Boten unterstützt vom Sardencontubernium durch die Menge arbeiteten. „Ist das offiziell? Bleibt das Tor offen?“ rief Antias dem grinsenden Hispo durch den sich hebenden Lärmpegel zu. „Die Boten schickt der Senat!“ blökte Hispo freudig zurück. „Und laut Meldegänger von der Castra bleiben die Tore offen wenn die Reiter erst durch sind!“


    Antias gönnte sich einen Moment der Erleichterung. Ein Stück Normalität war also dabei, in die Urbs zurück zu kehren. Keinen Tag zu früh. Möglicherweise würde schon bald ein neuer Kaiser ausgerufen. Vielleicht wurde ja auch die Urlaubssperre demnächst aufgehoben und damit seinen Kameraden der wohlverdiente Ausgang ermöglicht. Aber so weit war es noch nicht, wahrscheinlich noch lange nicht. Zuallererst galt es mal, die in Bewegung geratene Menge zu kanalisieren, sonst würde hier doch noch das Chaos ausbrechen, welches die Urbaniciani bislang hatten verhindern können.


    Als Antias die Reihen der Kameraden wieder erreicht hatte, waren die Boten schon hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden. Immerhin, das war wenigstens glatt gelaufen. Die zunehmenden Aktivitäten unter den Wartenden verhießen allerdings nichts gutes. Langsam aber unaufhörlich wogte die murrende Menge ungeordnet dem Tor zu. Ganze Menschentrauben wurden in die Büsche gedrängt, Sänften wurden umgeworfen, schwächer gebaute Reisende einfach zu Boden gedrückt. Ohne all zuviel Zuversicht pfiff Antias drei mal gedehnt auf den Fingern und versuchte sich winkend, Gehör zu verschaffen. „CIVES! HERHÖREN!“ Die Cives hörten aber nicht her, die dachten gar nicht daran, herzuhören.


    Frustriert drehte er sich wieder zu den grinsenden Urbanern um. „Ziemlich unmilitärisch, dein Gepfeife.“ ließ sich der belustigte Sarde vernehmen. Antias begann ebenfalls zu schmunzeln. Der Insulaner hatte wirklich die Ruhe weg. Nun denn, dann würden sie eben etwas Spaß haben, schließlich hatten sie sich lange genug dem Gemaule der Masse aussetzen müssen. „Also gut, Kameraden, legt die Hastae ab. Machen wir uns ein bisschen wichtig. Milites! Gladius stringite! Scuta pulsate!“ Die Schwerter fuhren aus den Scheiden und donnerten unheilverkündend gegen die Schildränder. Einmal, zweimal, dreimal. Beim vierten Hämmern der martialischen Darbietung war die Menge endlich in’s Stocken geraten und glotze die Milites verunsichert an.


    „Macht ruhig noch weiter, das hat was.“ raunte Antias den Kameraden erheitert zu, und trat dann mit gezwungen ernster Miene erneut vor das Volk. CIVES! HERHÖREN! Wie ihr seht, sind die Tore wieder offen! Das bleiben sie auch, wenn ihr euch zusammenreißt! Nehmt eure Bündel, reiht euch ein und wartet bis ihr an der Reihe seid! Sollte das hier nicht reibungslos vonstatten gehn’, sind wir angewiesen, die Tore umgehend wieder zu schließen!“ Das war natürlich eine glatte Lüge, belastete sein Gewissen allerdings nicht erwähnenswert. Das dröhnende Stakkato der gegen die Scuta krachenden Gladii hallte noch immer über den überfüllten Vorplatz. Irgendwie hatte der Frühjahrstag plötzlich etwas leicht beschwingtes an sich.

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    Cossus Orbius Blandus


    Nachdem sie den Boten eine Bresche in die Masse gedrückt hatten, schlurften die Sardinier gemächlich wieder in’s Glied zurück und verfolgten dort amüsiert den kläglich scheiternden Versuch des Germanicus, die in Bewegung geratenen Reisenden für seine Ansprache zu begeistern. Auf den Fingern zu pfeifen mochte bei einer Schafherde hinhauen, bei einer aufgebrachten Menge Cives war es hoffnungslos. Schafe waren immerhin kluge organisierte Wesen mit sozialem Verantwortungsgefühl. Blandus ließ eine diesbezügliche Bemerkung fallen, wischte sich mit dem Handrücken eine paar Schweißtropfen von der Stirn und betrachtete sie fasziniert. Sowas hatte er lange nicht mehr gesehen.


    Die nun folgenden Schlachtkommandos überraschten ihn dann aber doch etwas. Der Germanischer mochte zwar ein unverbesserlicher Anhänger des gesprochenen Wortes sein, kam aber mitunter auf recht unterhaltsame Ideen. Zögernd legten die Sarden ihre Hastae ab und beteiligten sich an der lärmenden Darbietung. Es funktionierte. Die aufgewühlte Menge begann eingeschüchtert zurückzuweichen. Nur dieser ungeschickte Domestik des Flaviers stand noch immer bockig vor den Urbanerreihen. Wollte er sich den ersten seiner hochverdienten zehn Stockschläge vom Profi abholen oder war das nur eine trotzige Zurschaustellung ohnehin nicht vorhandener Würde? „Was glotzt du? Noch nie `n offenes Stadttor gesehn ?“ Der Servus indes geruhte nicht, zu reagieren. Eigentlich hätte Blandus ihm das Scutum auf die hoch getragene Nase knallen sollen, aber ein eigenartiger Gefühlsanflug hielt ihn davon ab. Fühlte sich fast an wie gute Laune.


    „Also schön. Sag deinem Herrn und Meister, dass sein Schreiben ein paar wichtige Ärsche in Brand gesetzt und dem sicher unfassbar dankbaren Volk schließlich die Tore geöffnet hat. Wenn seine polierten Ebenholzständer nicht zu lange rumtrödeln, kann er selbstverständlich als erster passieren. Und jetzt Abmarsch, offener wird’s nicht!“ Doch, es musste gute Laune sein, so viel Zusammenhängendes hatte er seit Jahren nicht mehr von sich gegeben.

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    Sextus Peducaeus Hispo


    Hispo erschrak sich fast am unerwarteten Organ des Optios. Die Freude über das baldige Ende der Doppelschichten hatte ihn etwas unaufmerksam gemacht. Schneidig fuhr er herum und salutierte.
    "Optio Aemilius Classicus! Das war ich! Der Meldegänger hat von der Castra Order überbracht, die Tore nach dem Passieren der berittenen Boten offen zu halten! Angeordnet von Consul Duccius und ausgewiesen durch Senatssiegel." Einen kleinen Anflug von Erleichterung konnte er sich dennoch nicht verkneifen. "War auch höchste Zeit, Optio".

  • Der gute Philon ließ sich keineswegs beirren. Standhaft folgte er dem Befehl seines Herrn und wartete solange am Tor, bis man ihm eine positive Antwort auf das Schreiben des Aetius übergab. Der Sklave hatte fest damit gerechnet, noch Stunden hier stehen zu müssen. Doch dann kam Bewegung in die Sache. Das Tor hatte sich für einen Boten geöffnet. Die wartende Menge, die bereits schon seit Tagen ausgeharrt hatte, wollte ihre Chance nutzen, um endlich die ewige Stadt zu betreten. Doch Blandus und seine Kameraden kamen ihnen zuvor. Von den Ereignissen völlig unbeeindruckt, blieb Philon wie angewurzelt an seinem Platz und harrte der Dinge, die hoffentlich noch kommen sollten. Und sie kamen! Blandus, jener unsympathische Sarde, der ihm bereits zehn Schläge eingebrockt hatte, kam auf ihn zu. Offensichtlich hatte er heute seinen guten Tag, denn er wollte seinen Herrn sogar als erstes durchlassen. Wobei Philon gar nicht wissen wollte, wie der Sarde sich wol gebärdete, wenn er seinen schlechten Tag hatte.
    Wenn das kein positiver Bescheid war! Philon ließ sich das nicht zweimal sage und nahm seine Beine in die Hand. Da er ja nun nicht mehr der Jüngste war und auch schon einige Kilos zu viel auf der Hüfte hatte, musste er dem Betrachter wohl ein recht amüsantes Bild geboten haben.
    Völlig außer Atem vermeldete er Flavius Aetius, dass seine Bemühungen erfolgreich gewesen waren und dass man einem so wichtigen Reisenden gerne den Vortritt ließ. Innerhalb weniger Minuten setzt sich der flavische Tross in Bewegung und konnte gerade noch rechtzeitig das Tor passieren.

  • Ein abgehetzter Bote überbrachte dem Kommandeur der Torwachen eine dringenden Nachricht aus der Castra Praetoria.



    Die Abriegelung der Stadt ist mit sofortiger Wirkung aufgehoben und die Stadttore sind bei erhalt dieser Nachricht umgehend zu öffnen.


    Waren- und Personenverkehr in und aus der Stadt Rom sind wieder uneingeschränkt zugelassen.



  • Classicus nichte Hispo zu.


    Last die Wache am Tor vorerst noch verstärkt, bis sich alles normalisiert hat.


    Dann nickte er ihm zustimend zu.


    Ich befinde mich im Wachhaus.


    Gerade als Classicus eintreten wollte, erreichte der Bote aus der Castra das Stadttor.


    Etwas vewundert nahm er die Nachricht zur Kenntnis

  • Die einhellige Freude über das geöffnete Stadttor war schnell wieder abgeflaut, sowohl bei den Reisenden als auch bei den Wachmannschaften. In Antias machte sich allmählich Ernüchterung breit. Die Wirkung seiner, wie er fand, durchaus sinnstiftenden Ansprache hatte gerade einmal so lange vorgehalten, bis der erste Tross, ein eleganter Patrizier nebst Diener und Leibwächter, von Blandus durchgewinkt worden war. Ab diesem Moment hatten die Wartenden, nun endgültig des Wartens müde, begonnen, sich eher auf Körperkraft als auf das Organisationstalent eines klug daherredenden Miles zu verlassen. Wieder stauchte sich die Menge drängend vor den Urbanerreihen zusammen, wieder wurden Schwächere beiseite, teilweise sogar zu Boden gedrückt, wieder hätte es einer markigen Zurechtweisung bedurft, nur war Antias mittlerweile jegliche Lust an exponierten Auftritten vergangen, schon weil sie ohnehin nur seine Stimmbänder zu beeindrucken vermochten.


    Nein, keine Volksreden mehr. Stattdessen ließ er die drei angetretenen Contubernia ein nach Osten offenes Rechteck bilden, an dessen Längsseiten das Dritte und Sechste unter großzügigem Einsatz der Scuta die Masse einigermaßen geordnet auf die Kontrollposten zuleiten sollte. Es funktionierte. Seine Genugtuung darüber hielt sich allerdings in deutlichen Grenzen. Bis diese Menge an Reisenden auf üblichem Wege abgefertigt sein würde, mochte es Abend werden. Von wegen Ende der Doppelschichten! Sie würden hier erst wegkommen, wenn sich der schier unübersehbare Pulk wieder auf die gewohnt dünne Menschenschlange reduziert hatte. Antias spuckte fluchend aus. Es half ja alles nichts, die Routine hatte sie wieder. „Salvete Cives, woher kommt ihr, wohin wollt ihr, führt ihr Waffen mit?“ erkundigte er sich also sachlich bei der nächsten Reisegruppe, wohl wissend, dass er diese Fragen heute noch so oft stellen musste, bis sie ihm schließlich ganz von selbst aus dem fusselig geredeten Mund poltern würden.

  • Auch wenn man die Strecke nach Rom an einem halben Tag zu Pferd Schaffen konnte, würde es wohl mit dem Reisewagen einen ganzen brauchen. Deshalb waren sie schon in aller Frühe aufgebrochen und Drusllia haste das Ganze jetzt schon. Dieses Geschunkel und klappern der Räder raubten ihr den letzten Nerv sie würde drei Kreuze machen wenn sie endlich da waren. Wer sollte den bei Dieser Schaukellein lesen können. Genervt sah sie ihren Onkel an, der im Wagen neben ihr saß und ihren genervten Blick gekonnt ignorierte. Gelangweilt hob sie den Vorhang an und sah aus dem Fenster. Wenigstens die erblühende Landschaft war etwas fürs Auge. Langsam aber sicher machte sich der Frühling breit was ihre Laune etwas bessert.
    Eine ganze Weile ging sie so ihren Gedanken nach bis sie ein größeres Schlagloch aus ihren Gedanken holte. Was hatte sie sich nur dabei gedachte? Ach ja der schnöde Schmuck. Na ja was sollte es vielleicht ergab sich ja was in der Stadt. Man konnte ja nie wissen was so alles auf einen zu kam.


    Auch wenn es in den Augen von Drusilla eine Ewigkeit gedauert hatte kamen sie gegen späten Nachmittag vor Rom an und ihr Reiswagen steckte in einem riesigen Stau fest. Drusilla rollte mit den Augen. Sie und ihr Onkel stiegen aus dem Wagen und begaben sich zum Tor. Und da standen derart viele Menschen das sie gleich wieder einstigen. Bis sie am Tor waren war es so späht das schon Händler mit ihren Fuhrwerken in die Stadt eingefahren waren. Der Kutscher hielt die Kutsche bei der Wache an. „Lucius Aurelius Batiatus Minor und seine Nichte.“ Sage der Kutscher der Wache vom Kutschbock herunter ohne, dass die Beiden ausstiegen.

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    Iulius Tarquitius Molo
    Miles · Cohortes Urbanae


    Genüsslich an seinen geliebten Pinienkernen kauend nahm Molo die Menschenschlange in Augenschein. Er wusste wirklich nicht, was die Burschen von der Tagwache immer hatten. Sicher war hier grade ziemlich viel los, aber so schlimm wie es die Milites beschrieben, konnte es in den vergangenen Tagen vor dem Tor auch nicht zugegangen sein, oder? Leichen lagen jedenfalls keine rum, nicht mal Tierkadaver, und die Wartenden waren zwar sichtlich genervt, begehrten aber nicht auf. Schade eigentlich. Nach dem öden Kasernendienst hatte sich der Tarquitier von der Einteilung zur Nachtwache schon etwas mehr Nervenkitzel versprochen. Stattdessen wieder nur Ödnis und Routine, vor allem aber Lärm und Gestank. Karren mit Weinamphoren, Karren mit Gemüse, Karren mir Bauholz, Schweinehälften, Wildbret, Gewürzen und wusste der Henker was noch allem, gezogen von stinkenden Ochsen, Maultieren und Lastgäulen, die ihre dampfenden Dungspuren völlig ungeniert über das Pflaster verteilten.


    Immerhin vermochte eine heranratternde Reisekutsche wenigstens einigermaßen sein Interesse zu wecken. Da hatten sich offensichtlich ein paar bedauernswerte Cives in den stinkenden Transportverkehr verirrt. „Salve Civis.“ entgegnete Molo mäßig begeistert den Ausführungen des Kutschers, während er das Gefährt langsam umrundete. „Wenn du die Güte hättest, deine Passagiere zum Aussteigen zu bewegen.“

  • Der Kutscher war einen Moment perplex als der Miles verlangte die Passagiere sollen aussteigen. Verwirrt sah er den Mann an, hatte der nicht verstanden wer da im Wagen saß? Noch immer gewillt alles im Ruhigen ablaufen zu lassen. Hob er kurz den Ledervorhang zum Fahrgastraum und spähte hinein. Der dicke Aurelius schlief was sollte er jetzt machen? „Der hohe Herr beliebt zu schlafen. Ich fürchte er wir nicht glücklich sein wenn ich ihn hier wecke.“ Erklärte der Kutscher seine Lage.


    Drusilla indes war wach und durch die weitere Verzögerung erneut genervt. Der ganze Tag war ein Desaster und die letzten Stunden des Wartens hatte ihr übriges dazu getan. Wär sie doch bloß nicht mitgekommen. „Was ist denn los Aristomenes? Warum geht es nicht weiter?“ Sagte sie kratzig und durch die Vorhänge wurde ihre Stimme noch mehr gedämpft. Sie klappte den Ledervorhang an der Seite zurück und luckte hinaus. „Was ist? Wir wollen rein.“ Sagte sie mehr in den Raum als zu jemanden speziellen.

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    Iulius Tarquitius Molo
    Miles · Cohortes Urbanae


    Molo verzog die Mundwinkel zu einem müden Schmunzeln. Soso, nicht glücklich würde der hohe Herr sein. Klar. Sicher. Wer auch immer dem verdutzen Wagenlenker den Floh ins Ohr gesetzt haben mochte, die Aufgabe der Urbaniciani bestünde darin, hohe Herren glücklich zu machen, lag meilenweit neben den Fakten. „Hör zu, Kutscher ..“ knurrte Molo gedehnt, „.. ich steck meine Rübe nur ungern in dunkle Kisten, ohne zu wissen, was mich drin erwartet. Klar? Wenn der Bursche vorhatte, sich noch ein wenig zu zieren, konnte Molo auch problemlos veranlassen, die Kutsche um den schlafenden Reisenden herum Brett für Brett auseinander zu nehmen und den widerspenstigen Kutscher hernach dazu verdonnern, den übrig geblieben Holzhaufen schnellstens von der Straße zu räumen. Etwas Spaß konnte den Wachmannschaften nur gut tun. Allerdings würde das ein recht schweißtreibendes Vergnügen werden, also versuchte es Molo lieber noch einmal mit Güte und Höflichkeit. „Aussteigen oder umkehren!“


    Gerade als er dazu ausholte, gütig und höflich gegen den Karren zu donnern, lies sich eine quengelnde Mädchenstimme aus dem Innenraum vernehmen. Der Ledervorhang schob sich zur Seite, und ein übellauniges, wenn auch durchaus hübsches Gesichtchen funkelte ihm aus dem Dunkel entgegen.
    „Willkommen in der Urbs Aeterna, werte Dame.“ säuselte er grinsend. „Ich muss eure Schaukel nach Waffen durchsuchen. Wenn ihr vielleicht für einen Moment aussteigen würdet, es dauert nicht lange. Hoff ich zumindest.“

  • Was Waffen ihn ihrem Reisewagen der Mann war wohl nicht ganz gescheit! Drusilla war ja sonst eher ein Sonnenschein aber die Fahrt. Das ganze Geschaukel und das alles hatten ihr Nervenkostüm sehr Dünn werden lassen. Und jetzt wollte dieser Flegel ihre Sachen durch wühlen. „Was erlaubst Du dir wir sind aus einer der angesehensten Familien in Rom. Wir schmuggeln keine Waffen nach Rom. Schon gar nicht in so einem kleinen Reisewagen. Wenn dann lassen wir ein Schiff am Emporium anlegen.“ Sagte sie Stolz und herablassen wie sie es sonst nur selten tat. Als wenn sie es nötig hätten Waffen in so einer kleinen Karre zu verstecken.
    Auf einmal wackelte es hinter ihr in dem Reisewagen, denn ihr Onkel war nun endgültig wach.


    Lucius Aurelius Batiatus Minor stieg behäbig aus dem Reisewagen ohne einen Ton zu sagen. Er hatte den ganzen Nachmittag ein Schläfchen gemacht und war nun, anders als Vermutet bester Laune. Er baute sich mit seiner Leibesfülle (und das war nicht wenig) vor dem Miles auf. „Was soll denn der ganze Radau hier? Wir wollen in die Stadt also lass uns schon hinein.“ Brummte der Mann den Miles an.


    Sim-Off:

    Ist echt nicht Bösen gemeint ich hab echt Spaß dran.

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    Iulius Tarquitius Molo
    Miles · Cohortes Urbanae


    Kauend nickte Molo vor sich hin. Sicher. Klar. An dem, was die junge Frau da sagte, genau genommen sogar keifte, war durchaus was dran. Unwahrscheinlich, dass sich Waffen in der Kutsche befanden, wenn man von der spitzen Zunge der Kleinen mal absah. Unter normalen Umständen hätte er einen kurzen Blick auf Reisende und Kutsche geworfen und es dann dabei bewenden lassen. Aber die Umstände waren nicht normal, auch wenn die Stadttore wieder offen standen. Nur allzu gerne hätte er das zeternde junge Ding gefragt, ob es lieber eine sichere Metropole oder ein waffenstarrendes Rattennest betreten wollte, aber er kam leider nicht dazu.


    Aus dem plötzlich erbebenden Karren presste sich ein feister Civis, dem der Schlaf sichtlich gut getan hatte. So, er wollte also in die Stadt? Darauf wäre Molo auch von alleine gekommen. Ohne große Gefühlsregung wies der Tarquitier auf die endlose Schlange der wartenden Fuhrwerke. „Klar, sicher. Da bist du nicht der einzige, die wollen alle in die Stadt, Civis.“ Aber wozu diskutieren, der aufgequollene Langschläfer hatte die Kutsche verlassen, mehr hatte Molo gar nicht verlangt. Wenn die Frau unbedingt sitzen bleiben wollte, bitteschön.


    Ohne Civis oder Kutscher weiter zu beachten, steckte Molo den Kopf in den Innenraum. Gepolsterte Bänke, ein paar Kissen, ein paar kleine Beutel und Taschen und eine wohlriechende junge Dame, die ganz offensichtlich eine zuvorkommendere Behandlung gewohnt war. Keine Waffen. „Na also.“ lächelte er sie amüsiert an. „Wozu der Aufruhr? Das war’s im Grunde schon.“ Unkooperative Kutscher machten ihn eben bockig, und bockige Fahrgäste machten ihn unkooperativ, so einfach war das. „In Ordnung, Cives“ wandte er sich an den beleibten Reisenden, „Du kannst wieder einsteigen. Das Tor steht euch hoffen.“


    Sim-Off:

    Aber nicht doch. Alles in allerbester Ordnung.:)

  • Als ihr Onkel dann wach war hatte sie damit gerechnet das dieser dem frechen Büttel Einhalt gebot. Doch nicht ihr Onkel, der war ein Bespiel an Gemütlichkeit wenn er ausgeschlafen hatte. So geschah nichts der Gleichen. Mehr noch der Büttel steckte einfach den Kopf in den Reisewagen und Drusilla presste die Knie an einander. Obwohl ihre Tunkia lang genug war um alles zu verdecken. Mit geweiteten Augen sah sie ihren Onkel an.


    Lucius Aurelius Batiatus Minor in des, lies alles geduldig geschehen. Den er hatte nichts zu verstecken und im Grunde kein Lust sich auf zu regen. Als ihn seine Nichte so perplex ansah machte er eine ausladende Geste mit beiden Händen. „Siehst Du alles in bester Ordnung.“ Sagte er fröhlich und verstand gar nicht warum sich seine Nichte so aufregte, Sie war doch sonst nicht so. Mit beiden Händen griff er in den Türrammen und zwängte sich in den Wagen. „Vale Milites.“ brummelte es von drinnen durch den Ledervorhang. Dann fuhr der Reisewagen in die Stadt ein.




    Sim-Off:

    Soll noch mal einer sagen Torposten sei langweilig.

  • Na endlich...


    Ich hatte bewußt die Möglichkeit des Soldaten ausgeschlagen. Heute gab ich ihm einen Brief mit und Morgen würde er darauf bestehen, das er einen Gefallen bei mir gut hatte. Nein darauf konnte ich verzichten und tat das auch. So wartete ich zwar noch eine geschlagene Woche länger, aber zumindest vorerst blieb mein Wesen rein.


    Als es endlich soweit war, passierten wir das Tor und würden uns recht schnell der bekannten Adresse zuwenden. Zuviel Zeit war schon verloren gegangen.

  • Der Tag näherte sich seinem Ende, als der Wagen mit Corvina und dem Sklaven Rufus schließlich die stadt Rom erreichte. Corvina war beeindruckt. Zwar war auch Athen durchaus eine große Stadt mir altehrwürdiger Geschichte gewesen, aber das hier war wirklich bedeutend größer. Sie hatten die Via Osteniensis noch vor dem eigentlichen Stadttor in Richtung Westen verlassen und fuhren nun in Richtung des Tibers. Es war verwirrend, denn bereits hier waren Wohngebäude, Tempel und alles, was zu einer Stadt gehörte, dennoch versicherte Rufus ihr, dass hier außerhalb des Pomeriums das Wagenfahrverbot noch nicht galt. Ein Umstand, den auch diverse andere Wagen zu nutzen wussten und sich schon auf den Weg machten, um mit Anbruch der Nacht ebenfalls nach Rom hinein zu fahren.
    “Aber keine Sorge, Domina. Wir haben ja einen Bonus“, zwinkerte Rufus ihr zu, als sich ihre Birota an einem Eselgespann vorbeischummelte. Der Händler schimpfte nur kurz, ehe er mit Blick auf Corvina abrupt verstummte. Zuerst hatte sie gedacht, dass die Leute hier wohl freundlicher waren als in Athen, dass sie junge Damen nicht anmaulten. Dann aber ging ihr auf, dass er wohl doch eher ihre Schuhe und damit ihren Stand gesehen hatte, und daher auf allzu lautstarken Protest verzichtete.


    So ging es am Tiberufer weiter. Der Fluss roch doch recht streng, und Corvina zog sich die Palla vor die Nase. Über Seitenstraßen führte Rufus ihren Wagen weiter nach Norden. Inzwischen war Corvina eigentlich sicher, dass sie schon innerhalb des Pomeriums sein müssten. Das hier fühlte sich an wie die Mitte einer Stadt. Ringsherum waren Häuser mit Tabernae für verschiedenste Dinge: Schuhe, Stoffe, Öl, Wein... Der Geruch einer Garküche trug bis zu ihnen heran. Aber noch immer war Rufus sich sicher, dass sie mit dem wagen hier entlang fahren durften. Corvina war kurz davor, doch vom wagen zu steigen, nur um wirklich sicher zu gehen.
    Und da, mitten drinnen in diesem Gewühl, war auf einmal ein Tor.
    “Da! DAS ist die Porta Quirinalis. Jetzt müssen wir da durch und wieder ein Stück nach Südosten, und dann sind wir auch schon da.“ Rufus grinste verschmitzt. Zumindest, bis er einen Blick gen Himmel warf und bemerkte, dass die Sonne noch da war. “Mist. Naja, mal schauen. Eventuell müssen wir warten.“


    Sie ratterten also über das Pflaster zu dem Tor – drängelten sich dabei wieder an ein paar Händlerwagen vorbei, die ebenfalls auf das Startsignal warteten – und kamen so schließlich bis vorne vor das Tor.
    “Und was jetzt?“ fragte Corvina etwas verschüchtert.
    “Lass mich einfach mal machen. Hey da, Urbaner! Könnt ihr heute nicht mal ein bisschen früher Feierabend machen ? Ist doch nicht mehr lange, bis die Sonne weg ist.“

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    Paullus Triarius Tubero


    „Also komm, Tubero , das stinkt doch, oder? Ich meine, erzählen kann man viel. Mal ehrlich .. du als kluger altgedienter Miles .. du glaubst das doch sicher auch nicht, oder?“
    Tubero schwieg. Äußerst dankbar für das kontinuierliche Fortschreiten der Zeit ließ er den Redeschwall seines quirligen Kameraden wortlos über sich ergehen. Noch eine knappe Stunde und der Wachwechsel würde ihn erlösen. Einstweilen zog er es vor, sich so gut wie möglich auf seine Arbeit zu konzentrieren und Lyso nicht durch irgendwelche Kommentare noch weiter anzuheizen. Viel gab es allerdings nicht mehr zu tun. Es war Abend geworden. Der Hauptstrom der Reisenden hatte das Tor längst passiert. Außer ein paar Nachzüglern waren kaum mehr Fußgänger unterwegs. Dafür staute sich bereits der allabendliche Pulk aus Maultierkarren, Pferdekutschen und Ochsengespannen vor den Mauern. Aber das war Sache der Nachtwache. Den Göttern sei Dank.


    „Hast du in deinen ganzen Dienstjahren jemals eine Naumachie gesehen, Tubero? Also ich nicht. Aber ich war mal in Ravenna .. und ich sag dir, von diese Riesendingern, die da vor Anker liegen, bekommt man kein einziges in ein Theater rein. Wie denn auch .. ich meine .. schau dir doch mal die Zugänge an .. wie sollen die da .. also, das muss dir doch auch schon aufgefallen sein ..“
    Lyso war ein guter Junge. Nur eine Idee zu redselig. Zudem noch dumm wie ein Eimer. Trotzdem mochte Tubero den zappligen Burschen. Der hatte wenigstens Respekt. Anders als der vorlaute Servus, von dem der alte Haudegen eben angesprochen wurde. Hey da, Urbaner? Der Kerl hatte wirklich Nerven. „Nein, nicht mehr lange.“ bestätigte Tubero mit eisigem Blick. „Ist mir auch schon aufgefallen.“



  • Corvina hätte es bereits an dieser Stelle gut sein lassen. Sie sah betreten beiseite und versuchte, möglichst unsichtbar zu sein. Einen fremden Mann anzusprechen wäre ihr schon peinlich genug gewesen. Bei einer Stadtwache hätte sie es sich erst gar nicht getraut. Und erst recht nicht so direkt und unverfroren. Aber den Sklaven ihres Onkels schien der finstere Blick der Stadtwache nur mäßig zu beeindrucken. Rufus lächelte unbekümmert freundlich. “Na, na, kein Grund, so ein Gesicht zu machen. Der Feierabend ist doch schon in Reichweite. Da sollte man sich doch eigentlich freuen! Oder habt ihr heute Abend nichts schönes vor?“

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    Paullus Triarius Tubero


    „.. so, und jetzt frag ich dich, Tubero .. wenn man sowas veranstalten will, warum dann nicht in einem Hafenbecken oder unten am Tiberis, hä? Ich meine .. wozu die ganzen Schiffe in die Urbs schaffen? Das ist doch völlig unlogisch. Beim Emporium zum Beispiel wär doch genug Platz ... ist schon mal jemand drauf gekommen? Nein. Und warum nicht? Weil das alles so gar nicht stimmt wie’s erzählt wird .. ich hab da einen Verdacht ...“


    Tubero hörte kaum hin, pulte sich stattdessen mir der Zunge zwischen den Zähnen herum und blickte den leutseligen Servus ausdruckslos an. Noch so ein Schwätzer. Was wollten die nur alle von ihm? Hatte er besonders wohlgeformte Ohrmuscheln oder was sonst trieb die Leute immer wieder dazu, ihn unaufgefordert voll zu seiern. Er hatte wirklich wichtigeres zu tun als sich dieses gutgelaunte Geplapper anzuhören. In der Lücke beispielsweise, wo vor ewigen Zeiten einmal sein linker unterer Backenzahn beheimatet gewesen war, hatte sich ein heimtückisches Stückchen Traubenhaut übers Zahnfleisch gelegt. Das mit der Zungenspitze heraus zu bekommen, erforderte äußerste Konzentration. Als er es schließlich geschafft hatte, tat er dies mit einem triumphierenden Schmatzer kund und nickte kurz zu dem leichten Einachser hinüber, vor dem der Sklave sich so selbstbewusst aufgebaut hatte.
    „Du willst vorzeitig passieren, Servus, sonst gar nichts, also spar dir das klebrige Gesülze. Wenn du einen Vorschlag zu machen hast, mach ihn. Wenn nicht, geh zu deiner Herrin zurück und warte bis es dunkel ist.“


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