Cursus De Rebus Germanorum
Kursunterlagen Teil I
Die Siedlungsformen
Die Germanen haben keine Städte wie die Römer. Sie wohnen in Einzelgehöften, wo der Boden urbar gemacht worden war, der Wald Holz, Früchte und Pilze liefert und das Vieh auf Lichtungen und Wiesen grasen kann. Neben diesen Einzelgehöften gibt es noch die Kleinsiedlungen und größere geschlossene Siedlungen. Überall dort wo ein Haus steht, kommen bald neue hinzu. (Bekannt sind auch burgenartige Siedlungen mit Werkstätten, in denen sich die Handwerker tummeln und welche von starken Wällen umgeben sind.
Meist werden die Häuser in Westost- Richtung errichtet, um den Winddruck zu mindern. In Nordwest- Germanien herrscht der dreischiffige Hallenbau vor. Dabei handelt es sich um ein kombiniertes Wohn- und Stallhaus, mit einem heruntergezogenen Dach, das von den inneren Pfeilern getragen wird. Die Wände sind aus lehmverschmiertem Flechtwerk oder Rasenplacken. Mensch und Tier leben hier unter einem Dach. So wird die Wärme der Vierbeiner genutzt, selbst ihr Mist dient als Wärmespender. Die Länge der Häuser beträgt in der Regel 9- 10 Meter. Aufgeteilt ist das Haus in Wohn- und Stallteil, der Eingang befindet sich an den Längswänden, wo diese beiden Bereiche zusammenstoßen. Außer dem Haupthaus gibt es häufig auch Nebengebäude, so Webstuben, Kochgebäude und Vorratskeller.
Diese Einzelgehöfte und Siedlungen sind von einer bäuerlichen Lebensweise geprägt. Als Siedlungsplätze werden Erhebungen oder Terrassen entlang von Flusslandschaften, höher liegende Geländesporne und Höhenlagen bevorzugt.
Ein Bauernhof besteht zumeist aus einem Wohngebäude, mehreren Grubenhäusern und einem Pfostenspeicher sowie Nebeneinrichtungen. Die Größe eines Einzelgehöftes beträgt oft zwei Hektar. Das Zentrum bildet das Wohngebäude, in dem ein Wohn-, ein Wirtschafts- und ein Stallbereich untergebracht sein können.
Zu den charakteristischen Nebengebäuden zählen sechspfostige Grubenhäuser, deren Bodenniveau bis zu einem Meter eingetieft sein kann. Die Baugruben sind 10 bis 16 qm groß, meist West-Ost orientiert und von rechteckigem Grundriss. An der südlichen Längsseite befindet sich meist der abgetreppte Eingang. Die Wände werden aus Flechtwerk mit oder ohne Lehmbewurf gebildet. In diesen Bauten finden sich bäuerliches Handwerk wie z.B. Weben und Spinnen, aber auch Erntevorräte. Es gibt aber auch Getreidespeicher, die in luftiger Höhe auf frei stehenden Pfosten errichtet sind, um das Erntegut vor Feuchtigkeit und Mäusefraß zu schützen. Ebenerdige Häuser, kleiner als das Haupthaus, können sowohl als Scheunen dienen wie auch witterungsgeschützte Arbeitsflächen bieten. Ein solches Gehöft wird nicht selten von einem Zaun umschlossen, der Raubzeug fern und das eigene Vieh zusammenhalten soll.
Weitere Einrichtungen sind überdachte Werkplätze für Keramikherstellung und Eisenverarbeitung sowie Kalkbrennerei und Brotbacköfen. Für die Aufbewahrung der Vorräte legt man Speichergruben, gestelzte Pfostenspeicher sowie Stroh- und Heulagerplätze an.
Ackerbau und Viehzucht
Die Siedlungsplätze werden mit Bedacht gewählt unter den Gesichtspunkten von Wasservorkommen, Bodengüte und klimatischer Gunst.
Die Landwirtschaft stellt die wesentliche Lebensgrundlage aller germanischen Stämme dar. Nur wenige bestreiten ihr Auskommen auf andere Weise, durch Handel und Handwerk etwa. Die landwirtschaftlichen Güter sind bei allen germanischen Stämmen gleich. Nur die Nutzpflanzen und Tiere können etwas variieren. Je nachdem wo sich das Dorf befindet. Aber für die Geographie ist geplant diese in einem anderen Kurs zu behandeln.
Unter den Haustieren dominiert überall das Rind, von kleinem Wuchs, das als Milch- und Fleischlieferant und überdies als Zugtier dient. Daneben finden wir mit regionalen Schwerpunkten das Schwein und Schaf bzw. Ziege. Pferd, Hund und Katze. Nicht zuletzt Geflügel, wie Hühner, Gänse und auch Enten. Wild hingegen spielt als Nahrungsmittel nur eine ganz untergeordnete Rolle. Nur maximal 10% des Nahrungsaufkommens, besonders gegen Ende des Winters werden damit abgedeckt.
Die Rinder leben mit den Menschen unter einem Dach. Da Freilandhaltung im Winter aus klimatischen Gründen nirgendwo in Germanien möglich ist, finden wir diese im Stallteil eines Langhauses, in Boxen beiderseits eines Stallganges. Der oft kleinere Teil des Hauses wird von der Familie bewohnt.
Die Auswahl der angebauten Kulturpflanzen richtet sich nach den Grundbedürfnissen der menschlichen Ernährung. Als ergiebige Nahrungsgrundlage dienen mehrere Getreidearten. Da Fleisch und Milch nicht ständig zur Verfügung stehen, wird vor allem auf Hülsenfrüchte zurückgegriffen. Auch Ölpflanzen gehören zur Ernährung. Verschiedene Gemüsearten, Obst, Nüsse und Beeren ergänzen den Speisezettel.
Auf den Feldern wird daher hauptsächlich Gerste angebaut. Andere Getreidesorten sind bekannt, spielen aber eine geringere, zudem regional unterschiedliche Rolle: verschiedene Weizenarten, Hafer, Roggen, Emmer, Einkorn und Rispenhirse. Daneben findet man je nach Region die Ackerbohne, Linse, Saubohne und Linsen-Wicke und die Erbse, Flachs (Lein), Leindotter und in geringem Maße auch Hanf werden wegen der ölhaltigen Früchte als auch wegen der Fasern angebaut. Der Obstbau das Sammeln von Wildfrüchten hat kaum eine Bedeutung. Als Gemüse- und Salatpflanzen dienen verschiedene Melden-, Kohl- und Gänsefußarten, außerdem Sellerie, Löwenzahn, Brennnessel und Karotte. Sammelpflanzen sind Brombeeren, Haselnüsse, Himbeeren, Holunder und Erdbeeren. Als Bierwürze wird auch Hopfen und als Heilpflanzen z. B. Eibisch und Bilsenkraut gesammelt. Gezielt angebaut werden hingegen Färbepflanzen wie z. B. den Waid, der zum Blaufärben von Textilien dient.
Als Ackergerät nutzt der Germane den Pflug von alters her und zwar in Form des Ritzpfluges (Arder, Ard), den man, um ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen, kreuzweise über die Ackerfläche führen muß. Ein weiteres von Tieren gezogenes Ackergerät ist die Egge. Von Menschenhand werden Spaten, Hacke und Ziehharke geführt, als Erntegeräte Sichel bzw. Erntemesser und Sense.
Hausrat.
In den germanischen Hausrat gehören Gefäße aus Ton, Messer, Schlüssel, Äxte und Werkzeuge aus Eisen, Metall- und Glasgefäße, Webgewichte und Spinnwirtel sowie Mahl-, Schleif- und Wetzsteine, Möbel, Geräte oder Gefäße aus Holz, Trachtgegenstände, Schmuck oder Waffen. Diese stellen nebenbei auch charakteristische Grabbeigaben dar.
Wichtig ist hier im Besonderen die Keramik, da sie zum Zubereiten und Kochen von Speisen, zum Trinken und Aufbewahren von Vorräten dient. Neben handgeformten Gefäßen aus der Eigenproduktion gibt es auch über den Handel erworbene scheibengedrehte Gefäße aus den römischen Provinzen.
Vor allem in grenznahen Gebieten besteht zwischen den primär auf Selbstversorgung ausgerichteten Gehöften und den römischen Provinzen eine rege Handelstätigkeit. Beliebt bei den Bewohnern der römischen Provinzen sind Gänsedaunen, Seife, blondes Frauenhaar für Perücken, Bernstein zur Schmuckerzeugung sowie Felle und Häute. Im Gegenzug kaufen Germanen auf römischen Märkten feines Tafel- und Gebrauchsgeschirr, Metall- und Glasgefäße, Trachtzubehör wie Gürtel, Fibeln und Schmuck. Je weiter man jedoch in das germanische Gebiet vordringt, um so seltener werden römische Handelsgüter, doch ist es nicht unwahrscheinlich selbst im äußersten Nordosten noch etwas römisches zu finden. Dazu kommen wir aber gleich noch.
Handwerk, Handel und Verkehr
Wie schon weiter oben angedeutet vollzieht sich in den Siedlungen nicht nur die landwirtschaftliche Produktion, sondern finden auch handwerkliche Tätigkeiten ihren Raum, in erster Linie zur Befriedigung des örtlichen Bedarfs. Die Frauen sind für die Herstellung von Decken, Kleidung und Textilien durch Spinnen und Weben zuständig. Das Gerben von Leder und dessen weitere Verarbeitung ist mehr Sache der Männer. Das Arbeiten mit Holz wie zum Beispiel das Zimmern beim Hausbau, Tischlern, Drechseln, Schnitzen von Kleingerät, die Verhüttung und das Schmieden von Eisen, das Verarbeiten von Buntmetallen und Bein, ja sogar die Herstellung von Tongefäßen liegen dort in den Händen der Handwerker.
Bei einer so weitgehend auf Autarkie eingestellten Gesellschaft ist nicht zu erwarten, dass die Mechanismen einer weiträumigen Warendistribution, namentlich durch Handel, in besonderem Maße ausgebildet sind. Es fehlen städtische Siedlungen oder große Ansiedlungen mit Hafen und Markt, die als Umschlagplätze für Waren dienen können. Ein Wegenetz, das einzelne Siedlungen miteinander verbindet ist, auch über größere Entfernungen hinweg, vorhanden. Aber das sind keine für den Wagenverkehr ausgebauten Straßen wie im Römischen Reich. Wagen sind zwar gebräuchlich doch dienen sie nur selten für einen weiträumigen und umfangreichen Warenverkehr. Entsprechendes gilt für Schiffe.
Gegenstände des gehobenen Bedarfs, teils sogar ausgesprochene Luxusgüter, gelangen bis in die hintersten Winkel Germaniens und das nicht einmal selten. Römische Tafelgeschirre und andere Attribute feiner Lebensart dienen als Ehrengeschenke zu politischen Zwecken, die in den Besitz germanischer Herren gelangen. Zu einem gewissen Teil gelangen solche römischen Produkte aber auch als Handelsgüter nach Germanien. Als Äquivalent gelangen Pelze und Bernstein, Sklaven und blondes Frauenhaar nach Rom. Besonders rege und sozusagen alltäglich ist der Handel mit den Römern nur in den grenznahen Bereichen. Hier erstreckt sich der Austausch von Gütern auch auf die Gegenstände des täglichen Gebrauchs, auf Küchengeschirr und landwirtschaftliche Produkte.
Römisches Geld ist in Germanien allenthalben bekannt und im Besitz von vielen. Soweit es aus Edelmetall besteht, wird es zum Ansammeln und Aufbewahren eines Vermögenswertes benutzt, sicher auch zuweilen als Wertäquivalent beim Tauschhandel. Von einer regelrechten Geldwirtschaft kann aber keine Rede sein, geschweige denn von eigener Münzprägung. Die Germanen leben in einer Gesellschaft des reinen Tauschhandels."
Aussehen der Germanen
Die Germanen sind groß, kräftig gebaut und haben helles, rötlich- blondes Haar, einen hellen Teint und blaue Augen. Das glaubt im Allgemeinen jeder Römer über die Germanen. Aber wohl kaum sieht so jeder Germane aus." Er deutete grinsend auf sich und Venusia um damit zu beweisen, dass es nicht so war. "Germanen sind sehr stolz auf ihr helles Haar und behandeln es diesbezüglich mit einer Mischung aus Asche und Talg. Körperpflege ist ihnen entgegen der allgemeinen Meinung über sie sehr wichtig!
Sie waschen und kämmen sich täglich. Langes Haar ist das Zeichen der Freien, Kurzgeschorenes das der Knechtschaft. Üblich ist es, sich zu rasieren, nur selten gibt es Bärte, aber wenn, dann sind sie sauber gestutzt. Die Frauen tragen ihre Haare generell lang.
Männer tragen Hosen, die bis zum Knie reichen und von einem Gürtel gehalten werden. Es gibt auch Hosen mit angenähten Füßlingen. Germanen kämpfen nackt oder zumindest mit nacktem Oberkörper, tragen aber ansonsten üblicherweise einen Hemdkittel mit halblangen Ärmeln. Darüber trägt man einen Mantel, der über der rechten Schulter mit einer Fibel gehalten wird. Mantel und Fibel sagen viel über den sozialen Rang des Trägers aus. An den Füßen tragen die Germanen Bundschuhe und niedrige Schaftstiefel. Germanische Frauen tragen ärmellose, bis auf die Füße reichende, hemdartige Kleider. An der Schulter werden auch diese Kleider mit Fibeln gerafft und mit einem Gürtel unter der Brust, eventuell auch noch mit einem um die Hüfte, in Form gebracht. Auch sie tragen dazu Mäntel, die denen der Männer glichen.
Der Gürtel hat eine besondere Bedeutung, ihm schreibt man Kraft und Magie zu, er soll auch schützen. Zugleich ist er Macht- und Würdezeichen, also Statussymbol. Da die Kleidung keine Taschen hat, trägt man an dem Gürtel einen Beutel. In diesem werden allerlei Dinge, wie etwa Messer, Kämme und Schüsseln verwahrt.
Je nach Stand und Vermögen, vielfach zweifellos auch in gruppenspezifischer Ausprägung tragen die Frauen Halsschmuck aus Glas- und Bernsteinperlen, mit goldenen Anhängern und anderem mehr, sie tragen - wie gelegentlich auch Männer - Hals-, Arm- und Fingerringe.
Die Frauen tragen ihr langes Haar in der Mitte gescheitelt und lang herabfallend oder zu zwei dicken Zöpfen geflochten. Die verheirateten Frauen stecken ihr Haar in ein Harrnetz oder unter ein Kopftuch bzw. Schleier. Sie schmücken ihr Haar mit Bändern und Blumen und hellen ihre Haare mit einer Beize aus Milch und Kalklauge auf. Die Männerfrisuren unterscheiden sich nach ihrer Stammeszugehörigkeit. Bekannt ist hier zum Beispiel der Suebenknoten.
Frauen, Männer und Jugend
Ein letzter Blick in die Runde, ehe er eine kleine Wanderung aufnahm und zu erklären began. "Der Mann ist gewöhnlich für den Fischfang, die Jagd und die Feldarbeit zuständig. Der Frau untersteht der Garten und das Haus. Eigentlich tut sie alles Übrige, wie etwa Mehl mahlen, backen, Kleidung und Schuhe fertigen und töpfern. Sie ist eben für alles zuständig was im Haus und Garten anfällt.
Die Ehe wird durch die Munt begründet. Der Mann haftet für die Frau. Das Haus ist streng hierarchisch gegliedert. Der Munt des Hausherren unterstehen Ehefrau, Kinder und freies Gesinde, während Sklaven dem Sachenrecht, wie alle Unfreien unterworfen sind.
Die germanischen Frauen werden jung mit einem von ihren Eltern für sie auserwählten Mann vermählt. Diese Ehe ist unfreiwillig, doch jegliche Wehr dagegen zwecklos. Dennoch ist auch die Liebeshochzeit bekannt, wenn sie auch nur selten vorzufinden ist.
Über die Frau erwirbt der Mann die Munt durch ihren Vater oder das Oberhaupt des Hauses in dem sie lebt und zwar durch einen Sippenvertrag. Der so genannte Ehevertrag dient lediglich zum Zweck den Besitz zu vergrößern. Um den Vertrag zu vollenden, zahlt die Familie des Bräutigams an die Familie der Braut eine bestimmte Anzahl an Vieh oder Getreide. Ist die Ehe rechtskräftig, wird die Frau nach außen durch ihren Mann vertreten. Im Inneren des Hauses besitzt sie jedoch die Schlüsselgewalt und hat so manches Mitspracherecht.
Während eines Kampfes verbringen die germanischen Frauen ihre Zeit bei der Wagenburg und verarzten ihre Männer und Söhne. Sollten ihre Männer einmal einen Kampf verlieren, scheuen sich die Frauen nicht selbst zum Schwert zu greifen und sich sowie ihre Kinder in schlimmen Fällen sogar auf grausamste Weise zu töten um nicht in Gefangenschaft zu geraten. Andersherum sind sie es aber auch, die gerne ihre Männer zurück aufs Feld treiben, wenn die Männer einmal aufgeben sollten. Für die Männer sind die Frauen ein Ansporn die Schlacht zu gewinnen. Denn nichts ist einem Germanen wichtiger als die Familie.
Von klein an beschäftigen sich die jungen Germanen mit der Jagd und dem Krieg. Die Kinder wachsen nackt oder nur leicht mit Fellen bekleidet auf. Diejenigen die möglichst lange keine Schamhaare bekommen, tragen das meiste Lob, denn ihrer Meinung nach werden dadurch das Wachstum, die Kraft und die Sehnen gefördert, wobei dies nicht verborgen werden kann, da gemeinsam in Flüssen gebadet wird. Es gilt als Schande, vor dem 20. Lebensjahr mit einer Frau verkehrt zu haben.
Die Germanen schätzen die Familie sehr; für einen Onkel sind seine Neffen wie seine eigenen Kinder.
Normalerweise erben die Kinder das Vermögen ihrer Eltern. Wenn es in einer Familie keine Kinder gibt, erben die Verwandten. Kinderlosigkeit bringt keinen Vorteil mit sich. Bei einer großen Verwandtschaft wird den Menschen im Alter mehr Ehre zuteil.