Der Vorplatz des Praetoriums

Valeria stand am Fenster und sah nach draußen. Da war er also. Meridius. Sie hatte von fern schon den Apell gehört. Nun fanden sich neben den beiden Legaten noch Livianus' Stabsangehörige ein. Sie seufzte und zog es vor, ersteinmal hier drinnen zu bleiben. Über was sie wohl reden mochten? Sicherlich würde Livianus nicht vor allen anderen über die Entwicklungen der letzten Zeit sprechen. Das glaubte sie zumindest. Aber sie könnte nichts hören, nur sehen. Aber sie würde sicher an Meridius' Gesicht ablesen können, wenn er wirklich nach seinem Enkel fragte oder wenn Livianus von Valeria und sich erzählte. Irgendwie wollte sie auch dabei sein, wenn dieses besagte Gespräch geführt werden würde. Immerhin ging es auch um sie.

Centurio Plautius erreichte den Vorplatz, während er sich Namen von Legionären auf einer Wachstafel notierte. Es galt in Kürze einige Einzelgespräche nach diesem Appell zu führen. Dann klappte er die Wachstafel zu und schaute sich in Ruhe um, wer denn alles bereits da war.

Mittlerweile hatten sich einige Soldaten auf dem Platz eingefunden, allesamt mit verzierten Paradeuniformen.

Der Praefectus ließ sich neben seinem Legatus nieder.

Ein Sklave brachte ihm verdünnten Wein aus Italia.

Avitus ging neben Plautius und erreichte gemeinsam mit diesem den Vorplatz. Ihm war aufgefallen, dass der Centurio ungewohnt schweigsam blieb, nachdenklich wirkte und irgendwelche Notizen machte. Trotz seiner Neugier sprach er ihn nicht darauf an und nahm seinen Platz. Die beiden Legaten waren schon da, Seneca und eine Menge anderer Offiziere und Unteroffiziere ebenfalls. Gespannt erwartete Avitus das, was kommen mochte...

Crispus folgte ins Praetorium, wo schon eine reich gedeckte Tafel wartete. Aber auch Offiziere in den schimmerndsten Rüstungen. Ein Blick an sich herab zeigte, dass er selbst wohl recht schäbig wirkte mit seinem kleinen Federbüschchen, der halb glänzenden Lorica Squamata und der rostroten Tunika.
So hielt er sich erst einmal in der Nähe von Avitus auf, wo noch einige andere Optiones herumstanden...

Plautius bestellte bei dem Sklaven sein Lieblingsgetränk: warmen Kräutersud mit einem Löffel Honig. Offensichtlich ließ die Organisation zu wünschen übrig und der Legatus kannte nicht die Vorlieben seiner Offiziere und Unteroffiziere, denn das getränk war nicht sofort verfügbar.
Mit verlegenem Gesichtsausdruck und einem Hauch von leichter Panik in der Augen verschwand der Sklave in Richtung Küche um den exotischen Wunsch vielleicht dort erfüllt zu bekommen. Auf dem Weg zur Küche fragte sich der Sklave mit was für Getränken er erst bei den Optios konfrontiert werden würde. Warme Milch? Apfelessig mit Wasser? Das ominöse germanische Bier?

Avitus verschonte den Sklaven mit irgendwelchen ausgeflippten Wünschen und beließ es beim Wein, der schon vorbereitet in Amphoren aufgestellt war. Hier fand er endlich Gelegenheit, Crispus wieder zurück in der Legio willkommen zu heißen und wandte sich diesem zu.
"Salve Crispus"
sagte er und hob kurz den Becher hoch, um die Begrüßung zu untermalen.
"Willkommen zurück, mein Freund. Wie war deine Reise? Was gibt es neues aus Rom zu berichten?"

Crispus sagte dem Diener
"Ein Wein - verdünnt bitte!"
Dann wandte er sich an Avitus.
"Die Reise war anstrengend, aber ich hab' wenigstens mal wieder die Familie getroffen. Mein Onkel hat sich verlobt, musst du wissen!"

"Aha. Das freut mich für dich..."
sagte Avitus in Bezug auf Crispus' Wiedersehen mit der Familie.
"...und natürlich auch für deinen Onkel"
sagte er und nahm einen Schluck von dem Wein. Er kannte den Onkel von Crispus zwar nicht, aber eine Verlobung war doch eine Sache von Wert und Bedeutung.
"Tja, bei uns hier ist alles wie gewönnt. Ausbildung, Ausbildung und noch mehr Ausbildung. Aber das hast du bestimmt auch schon schnell gemerkt nach deiner Rückkehr. Manchmal, Crispus, sehne ich mich wieder nach einem Einsatz. Ich wünschte, die verdammte Ausbildung mit der Classis wäre endlich abgeschlossen, damit wir endlich losschlagen können"
sagte Avitus und nahm noch einen Schluck.

Auch ich erreichte mit den Decurionen den Platz, und bestellte mir bei einem Sklaven erstmal etwas Gewürzwein...

"Ja, langsam wird's wieder langweilig im Castellum. Ich hab' meine Rüstung in den letzten Wochen vor Langeweile bestimmt fünfmal geputzt - ohne sie auch nur einmal zu benutzen! Und einmal davon ausgerechnet heute!"
Er deutete auf einige Stellen, die noch etwas schmierig wirkten.
"Sie hätten aber auch wirklich früher Bescheid geben können, dass der Lap kommt!"
Hoffentlich hatte der Legatus Augusti diese Abkürzung, die man hier aber öfter hörte, nicht gehört...

Zitat

Original von Marcus Decimus Livianus
Die beiden Legaten kamen gemäßigten Schrittes vom eben abgehaltenen Truppenappell direkt zum Vorplatz des Praetoriums, wo man bereits einige Tische aufgebaut hatte, die mit frischem Obst, Weinamphoren und Blumenschmuck ausgestattet waren. Einladend hob Livianus seine Hand und deutete auf die Tische.

„Fühl dich ganz wie zu Hause Maximus!“

Dabei musste er schmunzeln. Immerhin war es ja noch nicht all zu lange her, wo dies hier wirklich Meridius zu Hause war. Einige Sklaven kamen sofort herbeigeeilt um den beiden Männern Becher zu überreichen und gekühlte Getränke anzubieten.

„Ich hoffe du hattest eine angenehme Anreise. So weit ich hörte, bist du ja schon einige Zeit durch die Provinz unterwegs? Gibt es etwas neues aus den anderen Regionen?“

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Meridius war für die Erfrischung äusserst dankbar. Der Tag war bis dato tatsächlich anstrengend gewesen. Und die Hitze tat das ihrige dazu. Es konnte in Germanien in der Tat wärmer sein, als erwartet.

"Nun, die ist erst die erste Etappe meiner Reise. Ich fahre mit dem Schiff den Rhein hinunter und versuche so viele Städte und Stützpunkte auf der Strecke mitzunehmen wie möglich. Danach geht es wieder nach Mogontiacum zurück und das Hinterland der anderen Regiones wird auf späteren Etappen an die Reihe kommen."

Er nahm einen Schluck von dem kühlen Nass. Sein Blick wanderte über die Optiones. Mit einem Schmunzeln nahm er zur Kenntnis, dass diese sich offensichtlich auch zu den Offizieren zählten.

Ich blickte zum Legatus Augusti hinüber, welchen ich damals noch als Eques nach Roma und Hispania begleitet hatte.... Viel Zeit war vergangen und mittlerweile gehörte auch ich zum Offiziersstab... Wie dem auch sei der Sklave kam und überreichte mir den Wein, worauf ich mit den anderen Decurionen anstieß...

Zitat

Original von Marcus Decimus Livianus
Livianus schmunzelte.

„Dann hast du ja noch einiges vor mein Lieber. Ich nehme an du wirst während deinem Aufenthalt hier in Colonaia Claudia Ara Agrippinensium hier im Castellum wohnen und mein Gast sein.“

Er sah sich kurz um. Mittlerweile trafen nach und nach die gelandenen Offiziere und Unteroffiziere ein.

"Diese Angebot nehme ich gerne an, Marcus."

antwortete Meridius und blickte sich um. Es gab in der Tat eine Menge neuer Offiziere. Viele andere Gesichter waren ihm jedoch noch immer bekannt.

Auch ich hatte mich eingefunden, stand aber etwas abseits und unterhielt mich mit einem der alten Centuriones, welcher mir noch aus der gemeinsamen Zeit in Hispania vertraut war. Er hatte verdammt viel zu erzählen wie mir schien und kam aus dem Berichten nicht mehr heraus. Immerhin kam ich so auf das Laufende und es war fast so, als wäre ich nie von der Legion weg gewesen. Nachdem er einige Namen mehrere male genannt hatte, dieses und jenes in den farbigsten Bildern schilderte, hätte ich schwören können, jeden einzelnen der Genannten so gut wie meinen Bruder zu kennen...

Der Sklave kam mit einem leicht dampfenden Becher auf einem kleinen Tablett zurück und Plautius bekam seinen Kräutersud. Zufrieden widmete er sich den restlichen Anwesenden und dem Essen und betrieb Konversation.

Ich grinste nachdem Livianus zu uns Sprach und hob mit den anderen Deucrionen den Becher...

"Auf den Kommandanten Decimus Livianus! Und auf den Legatus Augusti Pro Praetoriae Decimus Meridius!"

riefen wir und stießen an...