• Zufrieden nickte Tacitus und zog anschließend die Hand wieder zurück. Dann wunk er einen Sklaven mit einem Tablett, auf dem eine Karaffe Wein und zwei Gläser abgestellt waren, herbei. Der Sklave stellte das Tablett auf einem kleinen mensa ab und füllte die Gläser mit Wein, ehe Tacitus sie ergriff.


    Er reichte dem Helvetius Sulla das Glas.


    "Prosit. Auf eine gewinnbringende Zusammenarbeit."


    Dann widemte er sich dem Interesse Sullas für die Gemälde seiner Familie.


    "Severina ist meine Tochter, das jüngste Kind, keine sechszehn Lenze alt, und Fabia ist meine Nichte. Sie arbeitet am Palast und ist die Tochter des Senators Titus Helvetius Geminus, wenn Dir der Name etwas sagt."

  • Der Wein war gut und meine Kehle trocken. Ich prostete zurück. Als er von den beiden schönen Damen sprach, kam mir ein Gedanke, den ich lieber noch nicht aussprach: Durch eine Verbindung könnte man die beiden Linien der Familie vielleicht wieder richtig vereinigen. Ich nahm mir vor in nächster Zeit dahingehende Möglichkeiten auszuloten und die beiden besagten Damen persönlich kennenzulernen. Vielleicht sollte ich mich darüber mal mit meinem Bruder besprechen, wenn ich ihn, so es die Götter wollen, in nächster Zeit endlich mal wieder sehen werde.


    Ich nickte anerkennend zu Caius:


    " Ausgesprochen anmutige junge Damen, von dem Senator habe ich schon einiges gehört und bin stolz, dass er ein Helvetius ist" Dann wendete ich das Gespräch zunächst auf Belanglosigkeiten. Die Sonne stand langsam immer tiefer. Ich griff das Gesprächthema von vorhin wieder auf und fragte ihn:


    "Welche Art von Laufbahn würdet ihr mir denn nunvorschlagen?"

  • Tacitus trank einen Schluck Wein, ein guter Jahrgang und ein Geschenk seines Patrons Agrippa, dem Proconsul von Hispania. Er war ein wahrer Kenner des irdischen Nektars und verstand etwas von der Auswahl der richtigen Weine.


    "Welche Laufbahn schwebt Dir vor ? Vielleicht die religiöse ? Oder die politische ? Doch die ist in Rom von besonderer Güte. Alljährlich streiten sich die besten Kandidaten auf dem Forum Romanum, wenn die Wahlen des Cursus Honorum beginnen und es gab nicht wenige, die mit einer blutigen Nase nach Hause gegangen sind.


    Die römische Stadtverwaltung sucht auch immer eifrig Beamte, ohne die der Verwaltungsapparat der Urbs nicht funktionieren würde. Bist Du ein Schriftrollenarr und verstehst dich auf das Anfertigen von Tabellen, das Excerpieren endloslanger Liste und das Überprüfen und Siegeln von Urkunden, so wirst Du dort sicher deine Beschäftigung finden. Jeden anderen bringt es hingegen mehr um den Verstand." ;)

  • Ich lachte herzhaft, denn ich sah es genauso wie er, ein Verwaltungsposten war für mich unter solchen Umständen nicht denkbar. Ich überlegte mir eine Antwort und dabei wurde mir schlagartig klar, dass ich nur einen Wunsch hatte, ich wollte wieder zurück zur Armee! Mir war klar, dass ich nach den ...Vorkommnissen in meiner Biographie... wieder ganz unten anfangen musste. Ein Posten als Legionstribun war jetzt für mich unerreichbar, nachdem mein ganzes Vermögen und meine Auszeichnungen beschlagnahmt worden waren und meine alte Identität gelöscht worden war. Meine alten Kameraden von damals waren bereits alle tot, ermordet, geächtet, hingerichtet...
    Ich verdrängte die unangenehmen Gedanken an die Zeit nach Domitians Tod.


    Ich musste Tacitus jetzt meinen Wunsch mitteilen, doch es wäre ihm wohl sehr merkwürdig vorgekommen, wenn mein Berufsziel feststeht, obwohl ich ihn doch gefragt hatte. Also holte ich nun zu einer langen Erörterung aller anderen Berufsmöglichkeiten, insbesondere derer, die er angesprochen hatte, aus. Dabei gab ich mich unschlüssig und tat so, als ob ich mich selbst langsam davon überzeugte(denn ich hob vor allem negative Seiten hervor), dass nichts anderes in Frage käme als die millitärische Laufbahn. Ich hoffe er hat von meinem Schauspiel nichts mitbekommen, denn ich versuchte das ganze so aussehen zu lassen, dass er mich letztendlich auf diese Idee brachte.
    Letztendlich schloss ich meine langwierigen Ausführungen:


    "In welchem Teil des Heeres ist denn derzeit großer Personalbedarf?

  • Ganz und gar nicht durchschaute er die Schauspielerei seines Klienten. Er war vielmehr hingerissen durch seine geflügelte Zunge und seine Eloquenz, mit der er sein Gespräch vortrug. Er verfügte wirklich über eine Beredsamkeit, daß Tacitus glaubte, er würde mal ein guter Politiker werden können, auch wenn zum Politiker mehr dazugehört, als die Kunst der Rede. Und insgeheim fragte er sich wieso so ein Mann seinen Weg nicht schon längst gemacht hatte und er ihm nicht bereits früher aufgefallen war. Vom Alter war er wohl nur einige Jahre jünger als Tacitus, so daß er sich durchaus schon einen Namen hätte machen können, aber er schob seine Ignoranz über den neuen Klienten der Tatsache zu, daß jener in einer weiter entfernten Provinz gelebt haben mußte und so sein Ruf nicht bis nach Rom gedrungen war.


    Noch haderte er, aber das Militärwesen hatte es ihm wohl angetan und nachdem alle Restzweifel beseitigt waren, stand der Entschluss fest. Zu seinem Leidwesen hatte Tacitus nicht viel Ahnung über das römische Militär. Bis auf seinen ältesten Sohn, der bereits in jugendlichen Jahren ausgezogen war und nun seinen Unterhalt in den Militäreinheiten Germaniens verdiente, war er mit diesem Kapitel nicht in Berührung gekommen. So äußerte er sich nur zurückhaltend.


    "Für einen römischen Bürger wird doch nur die Legion in Frage kommen. - Die I. genießt einen guten Ruf, eine absolute Elitelegion. Der alte Kaiser diente in ihr während der Unruhen der republikanischen Revolution. Für ihre Treue trägt sie deshalb auch den Beinamen 'pia fidelis' "

  • An seiner Antwort erkannte ich, dass auch das Millitärwesen zu seinen Spezialgebieten gehören musste, ein beeindruckender Mann!


    Da ich selbst keinerlei Kenntniss davon hatte, wie man als einfacher Soldat zur Legion kommt und meine Zeiten bei der Armee schon lange zurück liegen, fragte ich ihn "Wo kann ich mich einschreiben? um das Thema jedoch zu beenden fragte ich auch ihn noch gleich "Wo kann man eigentlich hier gut in Ostia nächtigen?"

  • Tacitus erinnerte sich dunkel, daß die Legion I in Mantua stationiert sein mußte. Er meinte es, in der Acta Diurna, der Staatszeitung Roms, gelesen zu haben.


    "Am besten begibst Du dich nach Mantua. Dort wird man dir sicher weiterhelfen können."


    Die Dämmerung setzte ein und im Atrium wurde es dunkler, was die Sklaven dazu veranlasste, die Kerzen anzustecken.


    "Aber freilich nicht mehr heute." und das brachte ihn gleich zur zweiten Frage. "Für ein bis zwei Nächte will ich dich gerne in meiner Casa beherbergen. Ich will Dir das Gästezimmer anbieten."


    Kaum hatte Tacitus die Worte gesprochen, war er sich schon nicht mehr sicher, ob er das richtige tat. Der Typ war zwar sein Klient, doch er schien ihm ebenso suspekt. Möglicherweise zu suspekt, um ihn in sein Haus einzuladen ? Aber das Haus war gut bewacht und die Sitte verpflichtete ihn, dieses Angebot zu machen. Hoffentlich würde Longina, seine Frau, nicht ihre Nase überall reinstecken.
    Bei dem Gedanken an seine Frau fiel ihm aufeinmal auf wie ruhig das Haus war. Es war einer der wenigen Abende, wo er mal wieder zu hause war. Viel zu lange schon hatte er die traute Beschiedenheit seines eigenes domus gemieden, wenn er den Tag über in Rom war. Dann hatte er sich in der Villa seines Bruders auf dem Esquilin einquariert. Die Villa, die nun auch verwaist war und nur von einigen Sklaven und seiner Nichte bewohnt war.
    Seine Gedanken sprangen wieder in die Gegenwart. Longina ? - Lonigina ! Sie sollte doch längst zurück sein ? War sie nicht mit Severina auf den Märkten ?

  • Ich freute mich über sein sehr gastfreundliches Angebot, ich meine aber bemerkt zu haben, dass er kurz darauf innerlich mit sich rang und ich glaube seine Gedanken waren nicht zu meinem Vorteil. Ich wusste seine Geste aber zu schätzen und fragte um eventuelle Zweifel seinerseits zu zerstreuen, wo ich meine Waffen ablegen könnte. Danach begab ich mich in mein Gemach um die Eindrücke des Tages zu verarbeiten...

  • ...und wurde nach einer Weile durch den Hausherrn und seinen Klienten, Helvetius Tacitus, begrüßt.


    "Direkt aus Hispania ? Ich freue mich, daß Du mich mit deinem Besuch beehrst, Agrippa !"


    Das Wiedersehen mit Agrippa lenkte ihn von den Qualen des Seins ab. Der schleppende Gerichtsprozess wirkte sich sehr auf seine Hybris aus und der Tod seines Sohnes war auch noch in junger Erinnerung.

  • "Den Umständen entsprechend. Große Trauer bestürzte unser Haus als ich erfahren mußte, daß einer meiner Söhne, Egnatius, verschollen und kurz darauf man seinen Leichnam fand.
    Ein Bote der officia civilia brachte uns die Schreckensnachricht. Mein Weib ist gänzlich aufgelöst deswegen, sie kommt nicht mehr viel raus.


    Zusätzlich zehrt dieser elende Gerichtsprozess an meinen Knochen. Ich nahm an, man trug Dir bereits entsprechende Informationen zu ? Naja, was auch anderes, die Acta berichtete ja groß davon."


    *wechselt kurzerhand das Thema*


    "Wie geht es in Hispania ? Wie macht sich mein Sohn Gabor ? Ich nehme an, deine Anwesenheit in Rom - so sehr es mich ehren würde - dient nicht allein dem Zweck des Besuchs deines Klienten." ;)


    Bei dem Gedanken an Gabor erinnert er sich an den Brief und an die Tatsache, daß er eine Antwort schreiben wollte. Doch er war in den letzten Tagen derart aufgewühlt, daß er nicht dazu kam, die richtigen Worte zu Papier zu bringen. Aber gleich morgen wollte er sich daransetzen.

  • "Mein herzlichstes Beileid wegen deinem Verlust, es ist immer schwer ein geliebtes Familienmitglied zu verlieren."


    Da er selbst schon darauf zu sprechen kam ...


    "Vom Gerichtsprozess hab ich bereits gehört, deshalb wollte ich auch mit dir reden, was ich da alles in Spanien gehört habe, hat mich sehr bestützt und ich verstehe auch nicht, was dich dazu verleidet hat, ein solches Edikt zu veröffentlichen ..."


    "In Spanien ist es am Laufen und nein, leider muss ich dich enttäuschen, der Besuch in Rom dient nicht einzig dem Zweck des Besuches bei dir. Dein Sohn hat einen Bericht an den Senat gesendet und wie soll ich es am besten sagen, der Senat war nicht gerade sehr angetan von der Arbeit deines Sohnes ..."

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    DOMINUS FACTIONIS - FACTIO PURPUREA

    SODALIS MAIOR - GERMANITAS QUADRIVII

    Stadtpatron - Tarraco

  • Tacitus hat nicht vor, sich vor seinem Patron zu verteidigen. Wieso sollte er auch ? So blieb er besonnen und antwortete


    "Der wahre Tathergang wird ja nun im Prozess ermittelt. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber ich denke, daß ich Dir im Vertrauen sagen kann, daß das Edikt eine offensichtliche Fälschung ist, nichts anderes habe ich erwartet. Der wahre Täter ist hingegen flüster...brmmmlll....der....Senator...flüster..."


    Dann kam er auf das andere Thema zu sprechen. "Der Senat ist nicht sehr angetan von der Arbeit meines Sohnes ? Fürwahr kein gutes Zeichen. Was hat er denn getan ?"

  • Agrippa blickte ihn verwirrt an ...


    "Es war doch dein Siegel mit welchen das Edikt veröffentlich wurde? Haben den alle Magistrate mittlerweile dieses Siegel?"


    Jetzt blickte Agrippa noch verwirrte drein.


    "Wieso sollte er sowas machen, gibt für mich irgendwie keinen Sinn?"


    "Jedenfalls wäre das beste gewesen, du hättest bereits nach der Veröffentlichung des Siegels, etwas veröffentlichen sollen, wo du dich von diesem distanzierst, aber was solls, nun ist es zu spät und im nachhinein ist man immer klüger ..."


    "Er hat dem Senat einen Bericht über die letztens geschehnisse in Spanien übermittelt, nu ja, ich denke du kannst dich am besten selber vom Bericht überzeugen, wenn mich nicht alles täuscht, ist er an der Curia ausgehängt ..."

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    DOMINUS FACTIONIS - FACTIO PURPUREA

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  • Mußte er sich von seinem Patron so tadeln lassen ? Er überhörte die Worte und fügte nur hinzu "Allein die Götter wissen um die Schuld oder Unschuld eines verdienten Mannes. Ich habe keinen leichten Stand im Gerichtssaal, das gebe ich zu."


    Er hatte nicht vor, sich vor seinem Patron zu verteidigen. So wechselte er das Thema auf den Bericht seines Sohnes Gabors.


    "So ? Ich habe ihn noch nicht gelesen. Ich hoffe doch, daß er sich gut bei Dir macht."


    Irgendwie dachte er ja, daß wenn der Senat von einen Provinzbereicht nicht zufrieden war, immernoch der Statthalter dafür verantwortlich war, in dessen Namen dieser Bericht ja abgeschickt wurde. ;)

  • "Nun gut, wollen wir hoffen, dass Justizia dir beisteht und der wahre Schuldige gefunden wird ..."


    "Das solltest du aber, Caius Helvetius ..."

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  • Was vermochte dieser Bericht brisantes zu enthalten, wenn Agrippa ihn direkt dazu riet, diesen zu lesen. Er beschloß dem einfach mal nachzugehen, auch wenn er seinen Patron nicht wirklich verstand. Stattdessen wechselte er das Thema.


    "Aber lass uns zu vergnüglicheren übergehen. Ich wäre ein schlechter Gastgeber, wenn ich Dich nicht anständig bewirten würde. Die Köchin hat gerade etwas auf dem Herd. Darf ich Dich einladen, so folge mir in das Triclinium"


    Mit einer einladenden Geste wies Tacitus seinem alten Freund Agrippa den Weg.

  • Ein erstickter Schrei war unter Hannibals Hand zu hören als er Philippos in das Atrium drängte und ihm dabei den Mund zuhielt. Der Ianitor schien überrascht über die Kraft der ‚Frau’ zu sein als diese ihn in den Schwitzkasten nahm. Alles geschah in einem sehr schnellen Moment, deswegen betrachten wir uns das doch kurz etwas genauer:


    Starr und mit aufgerissenen Augen versuchte Philippos Luft zu holen, doch ein Arm von Hannibal hatte sich um seinen Hals geschlungen, die andere Hand hielt seinen Mund zu. In Hannibals Augen glitzerte das in das Atrium einfallende Licht, vor den Augen des Ianitor tanzten schwarze Punkte, doch dann löste sich die Hand von seinem Mund. Mühsam wollte der Ianitor Luft holen, doch Hannibal hatte seinen Dolch unter dem Gewand gezogen, dabei klaffte das Blumenmuster an seinem Bein etwas auf, und mit dem Knauf schlug Hannibal dem Ianitor über den Schädel, kräftig, aber nicht zu kräftig, um den Mann nicht zu töten. Mit sich verdrehenden Augen sackte der Sklave zusammen. Vorsichtig, schon fast behutsam ließ Hannibal den Ianitor auf den Boden sinken. Er gedachte doch nicht einen unschuldigen Menschen zu töten. Wenngleich Hannibal es auf Tacitus abgesehen hatte, so würde er keinem einzigen Sklaven etwas antun wollen. Das wäre schließlich nicht richtig.


    Erst dann drehte sich Hannibal zum Eingang zu. „Hurtig, komm rein und schließ die Tür hinter Dir!“ flüsterte er Scintilla zu. Die Tat hier im Atrium war zwar etwas unelegant gewesen, aber notwendig. Just kam Fabus heran geschlichen und spähte an Scintilla vorbei. „Ja, bei Pluto, was hat das zu bedeuten? Ist er tot? Hannibal rollte mit den Augen. „Still, schnell! Rein oder soll euch jemand am Eingang sehen?“

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