Wie es das Schicksal wollte, war Seia eins der zahlreichen Geschöpfe, die in ein Leben geboren wurden, das ihnen nicht mehr als das Schicksal der Eltern versprach. Das Kind war in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen und hatte früh gelernt, was es für sein Dasein benötigen würde: Fleiß, einen starken Geist und Umsicht. Das waren nach der Weisheit ihrer Mutter die Tugenden einer guten Sklavin. Und jetzt hatte ihr das Schicksal beschert, dass sie auf dem Sklavenmarkt zu Roma verscherbelt wurde, als eine unter Hunderten.
Man hatte sie und ihre Leidensgenossen am Morgen präpariert. Sie hatten sich waschen müssen. Dürfen, sollte es heißen! Und einige von ihnen hatten andere Kleidung bekommen, damit andere Markel an ihnen leichter übersehen wurden.
Seia hatte keine neue Kleidung bekommen, sondern hatte in die vor Dreck starrenden Hüllen zurückkehren müssen. Es war ein Elend. Ein Elend, dem sie sich nicht länger ausgesetzt fühlen wollte.
Wie es das Schicksal will, hatte ihre Mutter immer zu sagen gepflegt. Nein, heute werde ich mein Schicksal in die Hand nehmen.
Was das genau bedeuten sollte? Tja, das würde man noch sehen, Seias Gedanken konnte man nicht immer gleich erraten. Nun, um es nicht allzu spannend zu machen noch etwas zu dem, was geschah, nachdem sie das gedacht hatte: Sie kämmte sich mit ihren bloßen fingern das dunkle Haar und ließ den Blick über die Marktbesucher schweifem.
Keinen Tag länger.