Triclinium | Furianus, Lucullus, Gracchus

  • Es war bereits alles für das Abendmahl angerichtet. Das Geschirr stand bereit und kalte Vorspeisen warteten auf Platten darauf, dass sich die Herren des Hauses einfinden würden. Sciurus führte den Gast, der kein Gast war, bis in den Raum.

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    VILICUS - MANIUS FLAVIUS GRACCHUS

    Einmal editiert, zuletzt von Sciurus ()

  • Furianus wurde selbstverständlich sofort von dem Neuankömling unterrichtet und lag nun gelassen in Erwartung auf der Kline. Als besagte Person hineintrat lächelte er und wies mit der rechten Hand auf die Kline neben sich.


    "Salve. Gehe ich recht der Annahme, dass du besagter Quartus Flavius Lucullus bist, der Bruder des Gracchus?"

  • Ein relativ junger Mann erwartete mich bereits. Es mußte dieser Furianus sein. Er selbst hatte dieser Geschichte, die damals vor einigen Jahren die Runde durch die ganze Familie machte, nur wenig Glauben geschenkt. Doch sein Vetter Felix wohl mehr. Ich betrachtete ihn eine ganze Weile schweigend und nahm dann auf jener Kline Platz.

    "Ich bin der Bruder des Gracchus nur kenne ich ihn sehr wenig. Unsere Eltern hatten verschiedenen Ausbildungswege für uns eingeplant, die sich nun vor dem Altar der Götter wieder vereinen werden."


    Ich vermied es meinen Namen zusätzlich zu nennen. Ein Flavier kannte die Familienchronik und wußte das dem Bischof seine gerechte Strafe ereilt hatte.

  • "Verschiedene Ausbildungswege?"


    Fragte er interessiert nach, bevor er sich nach einer Traube streckte.


    "Ich weiß, dass Gracchus in der Rhetorik bewandert ist, doch zu welchen Künsten hat dich dein Weg geführt?"


    Verschiedene Ausbildungen. Dies klang zuerst gar nicht mal so schlecht, wusste er doch, dass sich noch kein Mitglied der Familie der Verwaltung hingab und nur Aristides als Einzelfall dem Militär diente. Doch die letzte Einfügung wollte er lieber überhören. Vor dem Altar der Götter. Er wusste, dass dies bedeutete ein weiteres Familientmitglied unter den Göttern finden zu müssen. An sich keine unehrenvolle Aufgabe, doch schienen schon Gerüchte aufzukommen, dass sich die Familie der Götter Unterstützung herbeisehnt und daher so viele Männer zu jenen entsendet.

  • Gab es die Möglichkeit, das sein Vetter Felix jene Briefe die er selbst schrieb nicht an jene wie Furianus weiter gab? Es war mir eigentlich auch so recht. Besser konnte ich nicht in das Gespräch kommen.

    "Unsere Eltern entschieden sich dafür Gracchus nach Achaia zu einer angesehenen Familie zu schicken. Dort lernte er seine Künste. Unsere Schwester trat in frühen Alter in den Dienst der Vestallinnen ein und hat es seither weit gebracht. Mich führte der Weg auf unser Landgut am Lago Larius in Oberitalien. Dort lehrte man mich mehr der praktischen Dinge, wie die Organisation von Vieh-, Fisch- und Taubenzucht. Auch die Arten des Landbaus und der nachhaltigen Forstwirtschaft lernte ich dort und eben wie man ein Landgut jener Größe wirtschaftlich hält. Zum Ziel stand es trotzdem, daß wir unsere Linien also Gracchus und die Meine wieder vereinen, sobald ich das Alter dazu erreicht habe.


    Mein Vater sieht dabei für mich die religiöse Karriere vor, an welche sich nahtlos ein politisches Leben anknüpft oder sie durchspringt. Dazu muß ich natürlich auch weltliches Wissen mit dem Religiösen vereinen, was mir eine besondere Freude bereiten wird."


    Ich hoffte nicht zuviel verraten zu haben, doch waren meine Ansichten damit ganz gut erklärt.

  • "Ich verstehe. Natürlich werde ich dir bei deiner Anknüpfung oder doch der Durchdringung der Politik gerne behilflich sein, war ich doch vor einiger Zeit selbst Aedilis Curulis."


    Sagte er mit einem Lächeln gepaart und nahm sich sogleich noch eine Traube. Zu hastig wollte er nicht kauen, obwohl ihm eine Frage auf der Zunge brannte, die keinen Aufschub duldete.


    "Sage mir, Lucullus, du solltest doch im Gebiete der Fischzucht sehr bewandert sein, wenn du solch eine Ausbildung genossen. Ich selbst würde mich gerne zu den piscinarii zählen, denn die Bauarbeiten an meiner villa maritima werden in Kürze anfangen. Natürlich will ich mir daher zeitig um die Anlegung von piscinae Gedanken machen, muss ich sie doch in Stollen anlegen, denn die morphologischen Gegebenheiten der Küste lassen nichts anderes zu. So sage mir, Lucullus, sollte ich Moräne und Austern in den Becken halten oder doch Seebarbe? Oder vielleicht doch Süßwasserfische, die als pflegeleichter anzusehen sind?

  • "Das wäre gut möglich, wenn die Zeit reif dafür ist..." sagte ich um danach gleich bei seinen nächsten Worten die Nase zu rümpfen. Schon der Gedanke an Süßwasserfische ließ ihn den Magen umdrehen.


    "Ich denke nicht, das es im Sinne von den Gaumenfreunden ist, wenn man sich einen Teich voller Süßwasserfische anlegt. Es wäre völlig gleich ob man darin Barsche pflegt oder Frösche. Das ist was für den Plebs."


    Dabei wischte ich jenen Gedanken mit der Hand weg, um meine Worte zu unterstreichen und fügte hinzu:


    "Die Becken müssen am Meer gelegen sein, einzigst der stetige Zufluss von salzigem und frischen Wasser hat zur Folge, das man besten Fisch wie Orata, Muraena oder Seebarben züchten kann und du solltest dabei bedenken, das es zwar ein elitäres Hobby ist, doch schon die Menge des Futters ganze Vermögen verschlingen kann."

  • Furianus versuchte nicht zu viel Verwunderung zu zeigen, als er den Plebs erwähnte, wurde er doch selbst in diesem Gebiete ausgebildet. Daher war es für ihn nicht gerade sinnig nun von Aufgaben des Plebs zu reden.


    "Nun, du missverstehst mich, Lucullus. Eine piscina will ich nicht im Sinne der Gaumenfreude halten, einzig und allein durch die Freude an den Fischen. Nur die Austern kommen mir da ein wenig gelegen, da ich diese zu gerne speise."


    Um das Vermögen bräuchte sich Lucullus nun wirklich keine Sorgen zu machen, wenn schon Furianus genug Geld für eine villa maritima aufzubringen wusste, welche doch nicht ansatzweise so billig zu erbauen war, als ein Fischteich und dessen Unterhaltung.


    "Unser Ahn, Kaiser Domitian, dieser war selbst ein piscinarius. Natürlich interessieren mich diese Geschöpfe, scheinen sie doch solch Männer in ihren Bann ziehen zu können. Selbst Martial schrieb, dass des Ahnen Fische auf ihre Namen hörten und zu diesem schwammen, wenn er sie rief. Eine großartige Vorstellung, wie auch die, dass ein Licinius Lucullus seine Moräne beweinte."


    Diese Tiere mussten eine gewisse Anziehungskraft ausgeübt haben und dieser Erkenntnis wollte er sich natürlich nicht entziehen.

  • Ich zeigte mich überrascht, wußte jedoch auch um die Austernzucht des L.Sergius Orata, der damals im Brackwasser des Lucriner Sees durchaus lukrative Erfolge feierte.


    "Oh du bezweckst es also im Sinne der deliciae. Nun dann kann ich dich nur beglückwünschen. Wobei ich im Falle der Geschichte um des Licinius dich berichtigen muß, denn es war zweifelsohne nicht Lucullus der seine Moräne beweinte, sondern vielmehr Lucius Licinius Crassus, der Censor. Aber er hatte auch allen Grund dazu. Immerhin schmückte er das edle Tier nicht nur mit Ohrringen, sondern erfreute sich auch daran, das jene Moräne mit Edelsteinen besetze Halsbänder trug und nur zu gerne zu einer persönlichen Fütterung angeschwommen kam."


    Oh was für eine angeregte Diskussion ich war förmlich in meinem Element.

  • Furianus musste sich zügeln nun nicht die Hand vor seine Stirn zu halten. Welch Fehler ihm da unterlaufen und das noch beim ersten Aufeinandertreffen.


    "Wahrlich, ein Fehler, welchen du doch mit Bravour berichtigt hast, Lucullus."


    Vielleicht sollte er hierbei erwähnen, dass es eine art Überprüfung seiner Kenntnisse bezüglich der Fischzucht war, ein beabsichtigter Fehler seinerseits. Aber das wäre wahrlich nicht glaubhaft gewesen, nicht nach seiner Reaktion.


    "Aber ich bezweifle, dass ich selbst dem Tier so verfallen sein werde, dass ich diesem crotalia an die Ohren hänge."


    Sagte er nun lächelnd und bedeutete Lucullus von dem Aufgetischten ruhig etwas zu nehmen.

  • Er nickte ihm freundlich zu. Versuchte er doch nur das Gespräch auf hohem Niveau am Laufen zu halten. Natürlich hätte er nun noch auf die Behänge des Flurianus eingehen können, doch wollte er nicht zu tief dringen, gleich bei ihrem ersten Gespräch.


    "Wo wirst du jene Villa errichten lassen und ist es ein bekannter Architekt, der jenes Vorhaben realisieren wird?"

  • Furianus nahm einen Schluck des guten Falerners.


    "Es war vielmehr ein direktes Angebot, als eine Planung. Vor nicht allzu langer Zeit wurde ein Brief abgegeben, der um eine Villa im Gebiete Misenums warb. Nun, so nahm ich mir die Zeit und besuchte jenen Ort, ein wahrlich wunderschöner. Der Architekt ist, soweit ich mich noch erinnern kann, ein gewisser Apollonius von Samolthrake. Doch bisweil ergab sich keine Gelegenheit mit ihm über meine Wünsche und Pläne diesbezüglich zu reden. Aber ich denke, dass ich dies vor meiner Abreise noch schaffen kann.


    Gerade wurden Austern an den Tisch gebracht, welch glücklicher Zufall. Natürlich nahm sich Furianus ihnen sogleich an.

  • "Nicht doch, frage ruhig."


    Winkte er sogleich lächelnd ab.


    "Kürzlich sprach ich mit unserem Kaiser. In mir drängte sich die Frage auf warum er mir nicht den Senatorenring schenkte, doch auch eine andere Frage bezüglich meiner jetzigen Position. Ich bin ohne Amt gewesen und fragte ihn ob er denn Verwendung für mich finden würde. Und naja, aus dem Angebot die Provinz Hispania zu bereisen und mich um die ehemaligen Militärareale in dieser Provinz als Architectus Provincialis zu kümmern, wurde eine Zusage. Und ich muss bald aufbrechen, denn ich gedenke zu den übernächsten Wahlen schon hier zu sein und hoffentlich als Senator für das Amt des Prätors kandidieren zu können."


    Sogleich nahm er sich wieder den Muscheln an und ließ die Frage in sich aufkeimen welchem Gott Lucullus zu dienen beabsichtigte.

  • Einige Gedanken flossen mir daraufhin durch den Kopf, doch ich kam nicht umhin sie auszusprechen.


    "Dein Vater ist Senator und deine Worte werden immer der selben Meinung meines Vetters sein. Ich denke es ist nicht unerheblich der Sohn eines Secundus Flavius Felix zu sein. Solange dein Vater die Politik beherrscht, wirst du nur sehr schwer aus seinem Schatten treten können."


    Ich versuchte mich so behutsam wie nur möglich auszudrücken. Ich wußte nicht viel vom Senat, doch konnte ich auf die Worte, Geschichten und Ereignisse eines guten wie bekannten Vaters zurückgreifen. Der mir die wichtigsten Tugenden lehren ließ und dazu gehörte auch die Politik. Weniger erfreut war ich über Furianus Worte bezüglich einer Arbeit, die er demnächst anstieg. Ich mußte arg an mich nehmen um meine Zunge im Zaum zu halten.


    "Du wirst eine sehr weltliche Tätigkeit annehmen, ich muß gestehen ich bin überrascht dies von dir zu hören."

  • Auf die ersten Sätze ging Furianus nicht ein, musste er doch selbst erfahren welche Vor- und Nachteile es mit sich brachte der Sohn eines Senators zu sein.
    Doch die weiteren Worte des Lucullus überraschten ihn.


    "Du bist überrascht? Hattest du denn eine andere Reaktion von mir auf des Kaisers Angebot erwartet?"


    Die Provinz zu bereisen, dazu noch seinen architektonischen Interessen nachzugehen, es war für Furianus ein Geschäft der Vorteile.

  • Ich kratzte mir eine Weile am Kopf, denn ich war in meinem jungen Leben noch nicht am Kaiserhof gewesen, so blieb meine Antwort eine Vermutung.


    "Oh ich weiß nicht, wie es dazu kam, das der Kaiser dir eine solche Stelle vermittelte, doch nunja wie soll ich es ausdrücken. Wir Patrizier haben unsere Vorstellungen was dem Dienst am Staat anbelangt und dazu gehören Handwerksbetriebe nunmal nicht. Ich hätte in solch einer Situation womöglich unterwürfig an eine Prüfung gedacht und dankend eine Ablehnung formuliert, denn wir sollten uns mehr um unsere Gründer sorgen und den Göttern huldigen, als jenen weltlichen Arbeiten nachzusteigen. Ich muß gestehen, das ich davon kein ein Freund werden kann. Das liegt aber wohl auch an meiner Erziehung und daran, das ich mich dem Wort meines Vaters niemals aufmüpfig zeigen würde.


    Du hast einen besseren Dienst verdient Furianus. Eine Berufung, eine Tat für das Heil Roms. Eine Karriere im Cultus Deorum. Doch du hast dich wohl weltlich entschieden.


    Ich wog ab, ob meine Worte zu scharf waren, denn ich kannte den Sohn des Senator Felix nicht, doch ich versuchte meine Wort abzurunden und setzte ein Lächeln auf.

  • "Ich habe einen Kursus der Architektur besucht, diesen mit Auszeichnung bestanden, Lucullus. Auch bin ich der Architektur nie abgeneigt gewesen, nein, ich bewundere diese Werke aus Menschenhand und einer Vision, die Vision eines Mannes, welcher diese zu verwirklichen weiß. Dies mag nun ein wenig lächerlich in deinen Ohren klingen, aber ich suche, Lucullus. Warum sonst bilde ich mich in den verschiedensten Richtungen weiter, warum habe ich denn selbst den Religionskurs besucht. Doch der Kaiser hat mir dies Angeboten und abschlagen konnte ich es ihm nicht, nicht nachdem ich ihn so direkt nach der Nichtaufnahme angsprochen habe. Der Religion haben sich schon, dein Bruder, unser Vetter Aquilius und du verbürgt. Ich suche nach etwas Neuem, wer weiß, vielleicht werde ich mich euch anschließen, doch derzeit haben die Götter einen anderen Weg für mich bestimmt. Doch sage mir, welchem Gott gedenkst du speziell zu dienen?"


    Furianus dachte gerade nach was er nicht alles versucht hatte. Das Militär, ja, sogar die Vigiles, nun die Architektur. Er schien wahrlich zu wandern, doch über die Politik war er sich im Klaren, dieser würde er immer folgen.

  • Die Diskussion schien etwas hitziger zu werden. Ich versuchte das Tempo mit beruhigenden Worten zu senken.


    "Ich konnte nicht wissen, das du einen Lehrmeister in den Künsten der Architektur hattest und doch wäre es einfacher zu sehen, das du es als deine Deliciae betrachtest, als einen auszuführenden Beruf. Doch es ist dein Weg den du beschreitest. Aber weil du darauf ansprichst... gab es denn göttliche Zeichen, wie einen Vogelflug zum Beispiel, die dir anzeigten, das die Götter dir jenen Weg auferlegt haben? "


    Natürlich wollte ich ihm nicht zu nahe treten, denn erstens war ich sein Gast und brauchte diese Unterkunft und zweitens standen wir in familiären Verhältnis zueinander und waren keineswegs verfeindet auf der Rosta.


    "Ich werde mich dem Quirinus unterwerfen und ihm dienen wie es sich eines Flaviers geziehmt."


    Die Worte sprach ich mit Ehrfurcht und Stolz aus. Zu diesem Grundsatz würde ich mich nie anders bekennen.

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