Via | Mogontiacum - Geneva

  • Victor und seine 5 Begleiter hatten sich etwa 30 Meilen vor Mogontiacum verirrt. Unwissentlich waren sie jenseits des Rhenus als sie beschlossen ihr Lager aufzubauen.
    Sie versorgten ihre Pferde und entzündeten ein verdecktes Feuer.
    Gerade als sie ihre Cena und den letzten Rest syrischen Vinums verdünnt zu sich genommen hatten wurden sie von einer Gruppe Barbaren überfallen.
    Sie waren erschöpft und müde, trotzdem gelang es ihnen sich mit Mühe und Not sich ihrer Haut zu wehren. Jedoch kamen immer neue Barbaren hinzu, bedrängten die kleine Gruppe immer mehr und kreisten sie schließlich ein. So wie die Dinge nun lagen brauchten sie nur noch einen nach den anderem mit ihren Spießen abzustechen. Victor war zwar nicht allzusehr verletzt, doch fiel es ihm immer schwerer den zustoßenden Spießen eine Abfuhr zu erteilen. Ihr Glück allein war es, daß nur zwei der Barbaren geeignet lange Spieße besaßen.
    Da erschienen zwei Männer auf Pferden, offenbar Römer und griffen in den Kampf ein. Sofort wandten sich einige Barbaren von ihnen ab und stürzten sich mit Gebrüll auf die Neuankömmlinge.
    Während die Männer im Inneren des Kreises sich weiter der inzwischen fahrig zustoßenden Spieße erwehrten. Die Kampfeswut der beiden Neuankömmlinge war beeindruckend. Von ihren Pferden aus machten sie schweigend die erste Welle der Angreifer nieder, wobei die Pferde selbst auch tödliche Hufschläge austeilten.
    Sie schafften es die teilweise verletzten Männer aus der Einkreisung zu entsetzen und die Angreifer auf sich zu konzentrieren…vor allem die beiden Spießträger.
    Victor und seine Freunde kämpften die verbliebenen Barbaren nieder und eilten dann zu den beiden Kämpfern und den Barbaren um sie herum.
    Zu spät, einer von ihnen stützte sich schwer auf auf seinen Sattel, die Spatha blutgetränkt hing an seinem rechten Arm wie ein verletztes Körperteil. Allein sein Pferd drehte und wendete sich immer wieder.
    Trat gegen Harnische und zertrümmert manchen Schädel…um die beiden herum lagen viele Tote und stöhnende Verwundete.
    Der andere wütete wie ein Beserker unter den langsam zurückweichenden Barbaren. Mit vereinten Kräften gelang es die letzten Angreifer in die Flucht zu schlagen. Während seine Kameraden ihrem Sieg einen lauten Schrei widmeten und den fliehenden Barbaren Schmährufe hinterher brüllten sah Victor nach den beiden Fremden.
    Der eine lag im Schoß des anderen und flüstere etwas.
    Victor trat näher und kniete sich neben die beiden.
    Sein Körper war ein einziger Schmerz.
    Er konnte nicht verstehen was der Sterbende sagte, blutige Blasen quollen über seinen Lippen.
    Sein Kamerad kniete vor ihm, hielt ihn wie ein Kind in den Armen und blickte ihn an.
    Doch sein Blick war leer. Fassungslos legte Victor seine Hand an dessen Schulter um sich zu vergewissern. Ein letztes Seufzen ließ Victor erkennen, daß auch der zweite Mann tot war.
    Hinter ihm standen seine Kameraden und blickten betroffen auf die beiden Toten. Sie hatten die Sterbenden und Verwundeten Barbaren von ihren Leiden erlöst und verharrten inEhrfurcht vor den gefallenen Fremden.
    Das Freunde waren die tapfersten Männer die ich je gesehen habe,...wir werden sie mitnehmen und ehrenvoll bestatten lassen.
    Alle pflichteten ihn bei.
    Ihm war eigentümlich schwer ums Herz. Als er die beiden da sah wie der Tod sie ereilt hatte. Sie mussten sich sehr nahe gestanden haben,…vielleicht waren sie ja Brüder?
    Während die Kameraden die beiden Leichname in ihre Decken wickelten durchsuchte Victor die Packtaschen an den Pferden der beiden nach Hinweisen auf der Identität.
    Er fand eine Urkunde zur Ernennung zum Decurio der ALA II Numidia.
    Der Name des Inhabers des Offizierspatents war Lucius Dexius Nero...er sah zurück zu den Kameraden die einer traurigen Pflicht nachgingen. Lucius,...ich hoffe, daß ich meinem Namen auch soviel Ehre erweise wie du dem Deinen..und ich hoffe, daß ich meinen Freunden immer so beistehe wie du es für Fremde getan hast.
    In der anderen Tasche fand er einen Beutel mit Geld und ein verblasstes Bildnis einer ganz offensichtlich sehr schönen Frau.
    Auf der Rückseite war etwas eingraviert.
    Liebster Primus auf ewig dein, Tullia
    Weiter fand sich nichts verwertbares, außer an der Scheide der zweiten Spatha am Sattel waren die Initialien GTP eingeritzt.
    GTP,...P stand für Primus,...soviel war klar. Sein Blick fiel auf seinen Freund Primus…dann auf die beiden verschnürten Leichnahme.
    Die Decken begannen sich rot zu färben.
    Ein Wunder bei dieser Vielzahl von Verletzungen, daß sie so lange gekämpft haben. Auch einer ihrer Kameraden war seinen Verletzungen erlegen und sie empfanden, daß er einen guten Tod hatte.
    Nachdem sie auch ihn in seine Decke gewickelt hatten versorgten sie ihre Wunden und brachen das Lager ab.
    Sie versuchten die beiden Pferde der Toten einzufangen.
    Nie zuvor hatte Victor solche Pferde gesehen.
    Besonders der schwarze Hengst erschien ihm besonders kraftvoll und von ebenmäßigem Wuchs. Sie gaben es auf und gingen ein wenig in sich, empfahlen die gefallenen Helden den Göttern, als sich der große schwarze Hengst einem der reglosen Körper näherte.
    Victor stieß Primus an und wies mit dem Kinn in die Richtung der Szene.
    Das Pferd beugte den mächtigen Kopf und es stieß unendlich sanft immer wieder gegen den Leichnam. Offenbar war es sein Reiter. Victor ging auf das Pferd zu,… langsam mit beruhigenden Worten. Dann nahm er den Körper vom Boden auf und legte ihn vorsichtig mit Hilfe des herbei gekommenen Primus auf den Sattel.
    Das Pferd stand still und strahlte eine majestätische Ruhe aus. Sie banden den Leichnam fest und verfuhren genauso mit den beiden anderen Toten.
    Vor dem Aufbruch sahen sie sich noch einmal um und stellten erschrocken fest, daß mehr als 20 Barbaren ihr Leben gelassen hatten.
    Betreten warf Victor noch einmal einen Blick auf den Toten. Sie würden in den Zeiten des Krieges eine wahre Lücke hinterlassen.
    Dann ritten sie in die Richtung aus der die beiden gekommen waren...fanden eine Furt und kurz darauf eine Römerstrasse. Sie fragten einen Händler nach dem Weg und waren überrascht wie nah sie an ihrem Ziel waren.
    Mit frischem Mut und trauriger Fracht ritten sie langsam mit schmerzenden Körpern nach Mogontiacum.

  • Endlich war es wieder warm. Pacatus dachte mit Schauern auf dem Rücken an den lausigen Weg über die Alpes. Sie hatten sich dort auf Wegen, die manchmal morastig, manchmal glatt vom nächtlichen Frost, aber immer steinig waren, unendlich lange vorwärts gequält. Oft wurden sie von Schneeschauern aufgehalten oder mussten dem durchziehenden Heer auf noch schlimmere Saumpfade ausweichen oder auch tagelang in der Kälte warten, bis sie wieder die Straße benutzen konnten.


    Jetzt befanden sie sich in der weiten Ebene des Rhenus, wo sie sommerliche Wärme mit flirrender Luft empfing. In der Ferne konnte man durch den Dunst gerade noch die Bergketten erkennen, die diese Ebene zu begrenzen schienen. Ganz im Gegensatz zu den Erzählungen in Roma über das triste Germanien war dies hier ein einladender Ort und, wie der Blick auf die Gutshöfe rechts und links der Straße nahelegte, auch ein blühender Garten. Ungläubig nahm Pacatus dieses Bild in sich auf und fragte sich aber dann doch, ob seine Sinne vielleicht durch das in den Alpes Erlebte anspruchloser geworden waren.


    Vor ihnen lag eine Stadt, die man hier Argentorate nannte. Pacatus beschloss, dort die Reise für einige Tage zu unterbrechen, um sich auszuruhen und Erkundigungen über das Land einzuholen.

  • Auf den Märkten von Argentorate, die recht belebt waren, erzählte man Pacatus viel von reichen Städten am Rhenus. Ja, Mogontiacum sei schon reicher und größer als Argentorate, aber es sei nichts gegen die Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Er solle nur immer dem Rhenus folgen. Agrippina läge hinter einem bewaldeten Gebirge, das man leicht im Tal des Rhenus durchqueren könne.


    Als Pacatus Argentorate nach Norden hin verließ, waren in der Nacht Regenschauer durch das Land gezogen und es war kühler geworden. Die Sommerhitze von vor wenigen Tagen war endgültig vorbei. Schönstes Herbstwetter, versicherten ihm die Bewohner dieser Gegend, aber Pacatus fröstelte es, obwohl die Sonne schien. Nein, sagte er sich, nicht noch ein Gebirge, die Alpes reichten ihm. Da half es auch nichts, dass man ihm gesagt hatte, dieses Gebirge sei leicht zu durchqueren. Für ihn war der frische Nordwestwind schon wie der Hauch des nahenden Winters und in ihm kam der Wunsch auf, bald ein wärmendes Dach über dem Kopf zu haben. "Allenfalls bis Mogontiacum", murmelte er, als sie die ersten paar Meilen auf der Straße hinter sich gebracht hatten.

  • Kurz nach Sonnenaufgang passierten drei Reiter die Hauptstraße des Vicus Bauconia Nova, wo allenfalls einige Frühaufsteher ihren eiligen Ritt bemerkten. Die drei hatten keinen Blick übrig gehabt für die paar Häuser, für die Hunde, die bellend aus den Hoftoren gerannt kamen und die Maultiere, die noch dem Tag entgegendösten. Es war sehr kühl an diesem Morgen und ein kräftiger Nordwest trieb dicke Wolken mit dunkelgrauer Unterseite über ihre Köpfe hinweg gegen die Berge im Osten der Rhenusebene.


    Die drei gehörten zu einer der Turmae der Legio I und waren auf dem Weg nach Italia. Domitius Massula hatte sie geschickt, im Auftrag des Legatus. Es hatte einen längeren Wortwechsel mit ihrem Decurio gegeben, weil der sie nicht herausrücken wollte, aber Massula hatte ziemlich laut klargestellt, dass die Regia ohne Zweifel auf den Kurierdienst der Legio zurückgreifen konnte. Schließlich hatte man die Männer ausgewählt. Paullus Aquinius Ticinus, ein Duplicarius aus Divodurum, hoffnungsvoller Anwärter auf den Rang eines Decurio, war ihr Anführer. Dazu Manius Balventius Cimber aus Cambodunum, der sich in den Alpes auskannte. Und letztlich den Krauskopf Cossus Hirrius Maturus aus Rhegium.


    Ihr Auftrag war, in Italia die Legionen II, VIII oder XXI ausfindig zu machen, dort den Verbleib des Legatus Augusti pro Praetore Annaeus Modestus zu erfragen und den Stand der Ereignisse in Italia zu erkunden. Massula hatte ihnen drei Schreiben mitgegeben. Eines für ihre Legitimation, eines an Modestus und eines für Flaminius Cilo. Und sie hatten den Auftrag, schneller als jede Kuriereinheit zu sein, die bisher je losgeschickt worden war.


    Als sie an der nächsten Mutatio ankamen, schüttete es aus Kübeln.

  • Der Tag war noch herbstlich mild. Die Bäume standen in einem sattem Orange der sterbenden Blätter. Es tat gut die Strasse entlang zu traben. Sie hielten jeden Wagen an und kontrollierten Insassen und Waren. Doch nichts war wirklich verdächtig. Die Menschen kamen aus der Umgebung und waren auf den Weg nach Mogontiacum. Um die Mittagszeit sah Varro ein steinernen Gedenkstein an der Strasse. Er ließ halten und genehmigte eine kleine Cena.
    Kurz darauf kauten die Männer auf ihren Rationen und ein Schlauch verdünnten Weines machte die Runde. Varro kaute auf seinem Streifen Trockenfleisch und betrachtete den Gedenkstein. Hier fielen Gaius Terentius Primus und Lucius Dexius Nero sie retteten 4 römische Leben und nahmen 20. In ewiger Dankbarkeit Lucius Claudius Victor
    Varro nickte anerkennend. Zwei Mann die 20 erledigten bevor sie selbst ins Elysium zogen.
    Alle Achtung. Der Name kam ihm bekannt vor. Terentius Primus...Er biss ein Stück Trockenfleisch ab und kaute es ordentlich durch als er Ocella kommen sah. Terentius Primus,...von dem habe ich schonmal was gehört...damals in Roma...

  • Ocella nahm einen Schluck Vinum aus dem Schlauch Na klar,...wer hat das nicht? Der Vinum war zu dünn. Er wandte sich um und warf den Schlauch Andriscus zu. Zu Varro gewandt sagte er, Das war zur Zeit des Bürgerkrieges,...Terentius war Praefectus der Ala und jeder wollte ihn damals spielen in den Gassen Romas. Er war ein Held und die Kinder mochten Helden.
    Sein Blick fiel auf den Gedenkstein. Allzuviel hat es ihm nicht gebracht, ...sein Heldenmut...und dieser Claudier ist auch verschwunden,...tja,...wen die Götter lieben. Es musste doch noch vernünftigen Vinum geben...auf der Suche danach gin Ocella zu den Pferden zurück und überließ Varro seinen Gedanken.

  • Die Stadt ließen sie hinter sich und ritten nun die Straße entlang welche Richtung Süden führen würde. Gemäß ihrem Auftrag führte die Turm I. Patrouillen in Mogontiacum und im Umland durch, deshalb wurden Reisende und auch Bauern aus dem Nähen Umland angehalten und deren Waren und Gepäck durchsucht. Alles in allem leicht verdientes Geld. Wenn da nicht die Probleme mit dem Sitzen waren. Andriscus war schon öfter am Pferd gesessen aber dies war nur von kurzer Dauer. Jetzt, 1 Stunde nach ihrem Aufbruch begann sich sein Hintern zu verkrampft. Und da mit dem Hintern noch andere Teile des Körpers zusammen hingen meldete sich auch langsam der Rücken. Solidarisch, weil einer allein nicht so viel macht hätte...


    Die Cena kam dann wie gerufen und nach wenigen Augenblicken hatte es sich jeder der Soldaten bequem gemacht, packte seine Ration aus und leise plauderte man über Wichtiges und Sinnlosen.


    Andriscus blickte kurz auf als er den Decurio über einen Gedenkstein signieren hörte... " Dieser Terentius Primus war, soweit ich weiß, Praefect der Ala vor einigen Jahren. Aber da war ich noch zu jung um die Geschichte genauer zu verfolgen. Und das ich selbst nun in der Ala bin stand damals noch in den Sternen"

  • Varro sah den Neu-Eques an und entgegnete, Er ist auf jeden Fall in den Köpfen der Menschen,...wer kann das schon von sich behaupten?!
    Er wandte sich dem Stein zu und salutierte, dann ging er zurück zu seinem Pferd.
    Equites,...fertigmachen,...wir reiten los.
    Der Tag war noch jung und es gab noch den einen oder anderen finsteren Marodeur zu finden. Wenn es dann am Ende nur Nieten waren sollte ihn das nicht weiter kümmern.
    Er schwang sich in den Sattel.

  • "Behält nicht jeder irgendjemanden in Gedanken?" antwortete Andriscus, überzeugt davon etwas ganz gescheite3s von sich gegeben zu haben.



    Und da das Päuschen beendet war blieb die Frage des Italiker mit dem Gedenkstein am Wegesrand zurück. Das viele Üben hatte sich bezahlt gemacht denn keiner der frischen Equites strauchelte beim Aufsitzen.


    Wind kam auf. Üblich für diese Jahreszeit. Und wenn sie Pech hatte würden auch bald Wolken den Himmel bedecken und es regnen lassen.

  • Kurz vor ihrem Wendepunkt trafen sie auf ein Gehöft. Der Bauer war einer der Lieferanten der Legion und Ala für Gemüse und Stroh. Seine Scheune war am Abend abgebrannt und er stand mit seiner Familie und den Knechten vor den rauchenden Trümmern und raufte sich die Haare. Eine Befragung brachte nichts. Als sie den Brand bemerkten hätten sie alles versucht ihn zu löschen. Er ging jedoch von Brandstiftung aus, da die Scheune weder in- noch aussenwändig Beleuchtet war.
    Es folgte das Gejammer der Bäurin wie es denn jetzt weitergehen solle.
    Varro sprach ihr Trost aus und wußte insgeheim, daß diese Bauern für sich vorgesorgt hatten,. Verhungern würden sie nicht, die Einnahmen für die verlustigen Waren jedoch,...naja. Sie verabschiedeten sich und ritten weiter bis zum Wendepunkt.
    Der Bauer hätte die Pferde der Ala für einen Monat mit Hafer und Stroh beliefert...war da was im Gange?

  • Der Ritt wurde immer wieder unterbrochen durch Befragungen von Reisenden auf der Via Geneva. Die anfängliche verkaterte Stimmung hatte sich ein wenig verflüchtigt, denn wenn sie es auch gewohnt waren ihre Waffen zu gebrauchen, so war diese Missio eine Säuberungsaktion. Nicht unbedingt jedermanns Sache, es sei denn man war ein blutdürstiger Irrer. Ocella hatte nichts gegen einen guten Kampf, auch nichts gegen ein Gefecht oder gar eine Schlacht. Hier stand Mann gegen Mann, hier konnte er Ruhm und Ehre erwerben. Ein paar geflohene Sklaven zu erschlagen war eher nicht so sein Ding.
    Die Befragungen hatten bisher wenig gebracht. Die reisenden hielten sich hauptsächlich auf der Strasse auf, vermutet wurden die Gruppen, wenn es denn welche gab jedoch in den Wäldern und angrenzenden Fluss oder Bächen.
    Das Wetter hielt einstweilen, ebenso wie Varros selbstgewählte Aphonie.
    Er machte sich Sorgen um seinen alten Freund. Seit der Missio nach Brittania und dem Gefecht in Gallia war er nicht mehr der Alte. Die Verletzungen waren zwar gut verheilt, aber irgendwie zog sich Varro immer mehr in sich selbst zurück.
    Beim letzten Gefecht mit der Sklavenhorde, deren Überbleibsel sie jetzt suchten, war ihm aufgefallen, daß Varro die Männer zwar präzise wie immer befehligte und zu ahnen schien was als nächstes geschah um entsprechende Maßnahmen einzuleiten, jedoch hat er seine Spatha nicht einmal gezogen. Erst am Schluß als die Horde aus dem Dickicht brach und auch nur weil er angegriffen wurde tötete er seine Angreifer mit fast schon erschreckenden Präzision. Keinerlei Emozionen waren ihm anzumerken. Er nutzte die offene Deckung des Gegners und beendete die Bedrohung meist mit einem einzelnen, gezielten mortalen Stich.
    Ocella selbst war wie eine Katze, er spielte gerne ein wenig bevor er tötete.Daher war ihm Varro immer schon suspekt mit seiner minimalistischen Art die Dinge zu beenden, Aber das hier war schon sehr seltsam.


    Die letzte Gruppe von Reisenden war am Vortag im Lager bestohlen worden, nur Proviant und ein paar Decken fehlten nach dem Nachtlager.
    Sie ritten dorthin, mal sehen was sich ergab...

  • Varro ritt, in Gedanken versunken, an der Spitze der Patrouille. Seine Einsilbigkeit machte sich bei der Truppe bemerkbar und führte zu einer unheilschwangeren Ruhe. Seine Befehle gab er, wenn überhaupt mit knappen Worten, meist genügten kurze Gesten, denn seine Männer hingen nach wie vor an ihm. Er bemerkte das bei Marschpausen und vor allem beim nächtlichen Biwak. Als wollten sie ihm besonders gefallen funktionierte alles ohne sein oder Ocellas Zutun. Abgrenzung des Lagers, Sicherung der Pheripherie, Versorgung der Pferde und Erstellung der Mahlzeit. Fast schon kam sich Varro überflüssig vor und wanderte durch das Lager um sich ein Bild der Lage zu machen. Doch alles war perfekt. Die Wachen eingeteilt, sein Pferd abgerieben und versorgt, sein Sattel gefettet und zum Lüften aufgestellt. Er nickte leicht. Ein zufriedenes Lächeln geisterte kurz über sein Gesicht. Er hatte gute Männer. Auf seiner rastlosen Wanderung kam er an den Beobachtungsposten, welcher die Strasse bestens im Blick hatte. Ocella hatte den Posten inne und nickte ihm ernst zu. Varro stellte sich neben ihn und sah die Strasse hinab. Die Sonne war vor wenigen Minuten untergegangen und auf der Strasse war nichts mehr los. Varro´s rechte Hand legte sich auf den Griff der Spatha, er spürte Ocellas Blick, fühlte dessen Unbehagen, dessen Kampf mit der Etikette. Sie waren im Feld, da gab es gewisse Grenzen, auch für Freunde.
    Varro brach die Ruhe und meinte, Es gefällt mir nicht was wir hier vorfinden Ocella,... Wie konnte es das auch? Im Grunde besagte die Missio jeden verdächtigen und vor allem bewaffneten Germanen entweder gefangen zu nehmen oder zu eliminieren. Im Grunde als jeden Germanen, denn irgendeine Waffe trug jeder Reisende mit sich und verdächtig konnte man hier schnell werden. Wer verhielt sich schon normal im Anblick einer bis an die Zähne bewaffneten Alen Patrouille.
    Sein Blick fiel auf den Horizont wo eine aufkommende Schwärze die letzten orangen Streifen der untergegangenen Sonne verschlang.

  • Mit unwohligem Gefühl im Magen beobachtete Andriscus die beiden Offiziere. Er hattebsich zum Dienst am Herd freiwillig gemeldet und stand nun an der Feuerstelle die, durch die flackernden Flammen, tanzende Schatten produzierte und alles noch ein wenig beunruhigender machten. Um die Stille zu unterbrechen und die anderen aus der vorherrschenden, bedrückenden Stimmung zu holen, rief er halblaut “ Essen is fertig“ Der Puls der in einem tönernen Topf vor sich hinblubberte war nicht das übliche wie es sonst zubereitet wurde.
    Andriscus hatte Speck aufgetrieben und Kräuter die er vor dem eigentlich üblichen Zubereiten im Topf angebraten hatte. Der Geschmack des Specks dirch dessen Fett hatte sich im Puls ausgebreitet und mit den Kräutern wurde es noch appettitlicher.


    Nach und nach kamen die Eques an die Feuerstelle und Andriscus schöpfte mit einen grossen, hölzernen Löffel jedem eine Portion in den Behälter.

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    Es war ein erhebendes, jedoch auch etwas befremdliches Gefühl für Carbo, als er die Mauern Mogontiacums passierte und sich wirklich auf der Straße nach Geneva auf in den Süden machte. Man musste sich das erst einmal bewusst machen, nach Süden! Nach Italia! Nach Roma! Ein Kribbeln erfasste Carbo beim Gedanken an die Ewige Stadt. Er hatte schon so viel von Rom und den Ländern südlich der Alpen gehört, aus Erzählungen von Händlern und Soldaten, jedoch er selbst hatte nichts von all dem jemals mit eigenen Augen gesehen. Alles was er kannte war die halbwegs lateinisch anmutende Welt der Kelten und Germanen in Noricum und hier in Mogontiacum und der Wegstrecke dazwischen. Er wusste daher auch nicht, wie er sich genau den Süden vorstellen sollte. Er hatte gehört, Rom lege am Meer, einer unermesslich großen Ansammlung von Salzwasser, auf dem man mit Schiffen wochenlang unterwegs sein konnte, ohne jemals auf Land zu treffen. Das war etwas, das über Carbos Begriffsvermögen hinausging. Wie konnte es nur so viel Wasser an einem Ort geben? Und wieso versickerte es nicht nach und nach? Noch verwirrender war das, wenn man bedachte, dass es im Süden angeblich auch genauso große Ozeane nur aus Sand geben sollte. Das war für ihn noch unvorstellbarer, denn Sand kannte Carbo nur von den Uferbänken des Danuvius und des Rhenus her. Wie konnten riesige Flächen aus Sand und Salzwasser nur nebeneinander existieren? Und wie schafften es die Leute im Süden in solchen Extremen zu überleben? Ob die Leute in Rom alle Schiffe und zugleich Kamele besaßen, damit sie in den wässrigen und sandigen Ozeanen ihrer Heimat navigieren konnten? Carbo stellte sich das alles als ziehmliche Ödnis vor. Wie konnte dort etwas wachsen, wenn die Wässer salzig und die Böden sandig waren? Wovon lebten dann die Leute in Rom? Das würde er gewiss bald schon herausfinden.


    So fuhr Carbo also mit einer kleinen Kutsche, mit nur einer einzigen großen Truhe darauf, beladen mit all seinen Habseligkeiten darin, in südliche Richtung nach Geneva, das an der Grenze Germania Superiors hin zur Provinz Gallia Narbonensis lag. Wie es von dort aus weiterging wusste er noch nicht wirklich. Für ihn hörte die bekannte Welt an den Rändern Germaniens und Noricums auf und alles jenseits davon war bedeckt von nebligen Schleiern, die es mit seiner Reise zu lüften galt. Sein Ochsengespann lief nur langsam (dafür war es günstig gewesen) und so hatte Carbo alle Zeit der Welt, um sich Gedanken um die bevorstehenden Etappen zu machen und um auf Kamelen reitenden Römern, die an der Küste auf Schiffe umstiegen, um nachhause zu kommen, die Kleidung noch voll von Sand und Salzkrusten. Borbetomagus hatte er schon ziehmlich bald hinter sich gelassen und so ging es immer weiter und weiter die Straße entlang, viele ereignislose Stunden, die sich nach und nach zu Tagen reihten und ehe er es sich's versah war Carbo schon seit zwei ganzen Wochen unterwegs, als er in Argentoratum ankam. Zwei Wochen! In der Taverne, in der er die Nacht verbringen wollte, fragte Carbo einen Reisenden wie lange es noch bis Geneva wäre. Dieser sah ihn von der Seite her an und fragte ihn:



    Lucius Rufus, ein Händler


    "Wie bist du denn unterwegs?" Carbo antwortete per Ochse, als der Fremde daraufhin zu lachen anfing. "Na dann hast du ja noch eine ordentliche Strecke vor dir! Es sind von hier nach Geneva noch gute 250 Meilen. Mit einem schnellen Pferd bist du in einer Woche dort, mit deinen kastrierten Kühen jedoch...hmm ich schätze in einem Monat." Das war nicht gerade das, was Carbo unbedingt gerne hörte. Einen Monat und das gerade mal bis zur Grenze dieser Provinz! Das war untragbar für seine Eile, endlich den mysteriösen Süden zu sehen! "Wohin führt dich denn dein Weg und wie kommst du dorthin?" fragte er aus Neugier.
    Der Händler antwortete: "Ich hatte eine Ladung Amphoren mit Olivenöl darin nach Mogontiacum gebracht und bin jetzt auf den Rückweg mit ein paar Fellen für mein Handelsunternehmen in Massilia und germanischen Schmuckstücken, die für den Weiterexport nach Rom bestimmt sind, wieso fragst du?"
    "Und wie kommst du nach Massilia?" wiederholte Carbo seine Frage.
    "Na mit meinem Pferdegespann, ich will doch nicht alt und grau werden bei meinen Handelsreisen." Der Händler lachte und nippte an seiner Cervisia. Carbo kam eine Idee. "Was hälst du davon, wenn ich mit dir komme? Ich verkaufe mein Ochsengespann und wir teilen uns den Gewinn davon halbe halbe. Sieh das als meinen Transportkostenbeitrag an. Ich würde wenig Platz brauchen, nur ich und eine Truhe mit meinen persönlichen Gegenständen darin, na wie wärs?"
    Der Händler beäugte ihn jetzt mit einem ganz anderen Blick als zuvor noch. "Du hast es wohl eilig weiterzukommen, was? Dein Angebot klingt interessant. Ich schätze sowieso gerne Gesellschaft und nach dem Löschen der Amphoren hätte ich durchaus Platz für eine zusätzliche Truhe. Felle nehmen ja viel weniger Raum ein, als Olivenöl. Nun gut, ich bin einverstanden. Gleich morgen verkaufen wir deine Ochsen und dein Gefährt und dafür darfst du bei mir mitfahren, aber ich fahre nur nach Massilia, nicht weiter, verstanden?"
    Carbo nickte freudig erregt, dass es nun doch schneller gehen würde als einen Monat. "Verstanden! Dann werde ich von Massilia aus alleine weiterreisen! Wenn du mir die Frage erlaubst, wie willst du eigentlich den germanischen Schmuck, von dem du sprachst, nach Rom schaffen lassen?" Ihm war die Idee gekommen, dass er doch einfach dem Weg der Schmuckstücke folgen könnte, wenn diese sowieso für die Hauptstadt bestimmt waren. Vielleicht wäre der eine, oder andere Händler jetzt misstrauisch geworden, wenn ein, ihm völlig Fremder, nach der genauen Exportroute von kostbaren Schmuckstücken gefragt hätte, denn es konnte ja gut möglich sein, dass er zu einer Bande Krimineller gehören könnte, die dem Tross auflauern und die Kostbarkeiten an sich nehmen könnten, doch der gute Händler hatte schon die eine, oder andere Cervisia in sich hinuntergestürtzt, sodass er vertrauensvoll weitererzählte: "Oh, die werde ich im Hafen von Massilia los, wo sie per Schiff nach Ostia gebracht werden. Das ist der schnellste und billigste Weg und ich bin noch längst nicht so senil und lasse sie langsam und teuer über die Alpen schaffen, wo jeder dahergelaufene Bergstamm meine germanischen Kostbarkeiten stehlen könnte!"
    So so, interessant. Von Massilia hatte Carbo in Mogontiacum schon einiges gehört. Es war eine Küstenstadt griechischer Prägung und so ziehmlich der wichtigste Mittelmeerhafen Galliens neben Narbo Martius. Ob sich da auf dem gleichen, oder einem anderen Schiff mit Kurs nach Ostia für ihn eine Passage buchen ließ? Dann würde er zum ersten Mal das Meer sehen! Und mit Glück vielleicht auch seinen ersten Sandozean! Ob Massilia dafür schon weit genug im Süden lag? "Wie lang ist man denn von Massilia nach Ostia unterwegs?" fragte Carbo ganz beiläufig.
    Der Händler legte kurz seine Stirn in Falten, als er nachdachte.
    "Mal überlegen... von Massilia nach Ostia, hmm... das müssen gute 600 Meilen, oder etwas weniger sein. Dafür bräuchte man per Schiff so um die sechs Tage, wenn ich mich nicht irre." Darüber war Carbo sehr erstaunt. Mehr als das doppelte, als die noch fehlende Strecke nach Geneva und trotzdem nur eine knappe Woche unterwegs!
    So vebrachte Carbo mit dem Händler (der sich selbst Lucius Rufus nannte, dabei jedoch offen lassend, ob er Peregrinus, oder Römer war) zusammen den Abend bei der einen, oder anderen Cervisia, bis es Zeit zur Nachtruhe war. Am nächsten Tag fand sich relativ rasch ein Käufer für die Ochsen, ein Bauer aus der Nähe, jedoch interessierte er sich nur für die Tiere selbst, nicht jedoch für die Kutsche. Die musste Carbo extra verkaufen und bis auch das geschafft war, war der Nachmittag schon über Argentoratum hereingebrochen, sodass es unnötig war, heute noch weiterziehen zu wollen, den Worten des Händlers nach. Carbo vermutete eher, dass er lieber hier blieb und im Warmen noch ein paar Cervisia kippen wollte, als weiterzuziehen und dann im Freien zu übernachten, wenn sich das vermeiden ließ. Auch wenn sie damit einen ganzen Tag verlieren würden. Dann jedoch war es soweit, Carbos Reise ging endlich weiter!
    Lucius Rufus besaß ein stabiles Gefährt, wie es für Handelstransporte üblich war. Davor waren Pferde gespannt. Nicht so stark wie Ochsen, dafür aber schneller und das war alles, was den Jungen interessierte. Wäre doch gelacht, wenn er mit seinen Ochsen noch einen Monat zur Provinzgrenze gebraucht hätte, während Schiffe auf dem Meer für doppelt solange Strecken nur eine Woche benötigten!
    Auch beim Reisen selbst merkte er, dass es jetzt sehr viel schneller mit ihm weiterging. Nach zwei Tagen waren sie bereits im ca. 74 Meilen entfernten Cambete, einer Strecke, für die alleine schon Carbo ganze neun Tage benötigt hätte mit seinen Ochsen. Noch war es nicht wirklich spürbar, doch ihr Weg hatte sie unaufhaltsam bergauf geführt, die Alpen rückten näher. Einen halben Tag später dann erreichten Carbo und Lucius Rufus die Stadt Augusta Raurica. Hier blieben sie für zwei Tage zur Rast. Augusta Raurica war eine prächtige kleine Siedlung. Auf einer Hochebene gelegen, zählte sie gut zwischen 10.000 bis 15.000 Einwohner und bot alles, was man zu einem gemütlichen Römerleben brauchte. Carbo ließ an ihrem ersten Abend Lucius Rufus mit seinem Humpen Cervisia in einer Taverne zurück, um im örtlichen Theater eine Vorstellung zu besuchen und zu seiner großen Überraschung (und natürlich auch Freude) bemerkte er, dass die auftretenden Schauspieler genau die gleiche Truppe waren, die er selbst vor kurzem erst als Magister Vici in Mogontiacum ein Jahr lang beschäftigt hatte. Offenbar hatten sie von ihrem Engagement in Mogontiacum direkt zum nächsten, hier, in Augusta Raurica gewechselt. Nach dieser längeren Verschnaufspause stand die letzte große Etappe, innerhalb der Provinz Germania Superior, an; die Reise nach Geneva und dann hinein ins Unbekannte (zumindest für Carbo). Der Junge vermutete, dass diese zweite Etappe Augusta Raurica - Geneva wohl ähnlich verlaufen würde, als die erste von Argentoratum nach Augusta Raurica. Zuerst war Lucius Rufus ein lustiger Geselle gewesen, der Carbo viel über die Länder im Süden erzählt und einige Missverständnisse ausräumen hatte können. Anscheinend bestand Italien doch nicht bloß aus Sand und Salzwasser, sondern war ein fruchtbares, grünes Land wie Noricum, nur eben sehr viel wärmer. Die, für Carbo, so faszinierenden Ozeane aus Sand wurden Wüsten genannt und befanden sich angeblich hinter dem Mare Mediterraneum in einem Land namens Libya*. Das klang alles sehr aufregend, irgendwann einmal wollte Carbo gerne dieses Libya mit seinen Wüsten mit eigenen Augen sehen. Doch je länger die Reise gedauert hatte, desto mürrischer und wortkarger war der Händler geworden. Am Ende hatte er gar nichts mehr sprechen wollen, sondern hatte nur noch finster dreingeblickt und nur noch gebrummt. Erst ihr mehrtägiger Aufenthalt und Unmengen Cervisia hatten den strahlenden Fröhlichmann zurückgebracht, als den Carbo ihn kennengelernt hatte.


    Doch dieses Mal war es nicht ganz so schlimm. Sie kamen jetzt durch dichter besiedeltes Gebiet und bei jeder Gelegenheit stoppte Rufus seine Gäule, um "nachzutanken". So geschehen in Lousonna, Vivisco und Aventicum. Doch es waren nur kurze Aufenthalte, oder, wenn es sich anbot, nur zur Übernachtung, ehe es wieder weiterging. Dann, am Ende des fünften Tages seit ihrem Aufbruch aus Augusta Raurica, hatten sie dann endlich Geneva erreicht, den Grenzort zwischen Germania Superior und Gallia Narbonensis. Insgesamt hatte Carbo ca. 25 Tage benötigt, um Germania Superior von Mogontiacum bis Geneva zu durchqueren. 14 Tage davon hatte die Strecke mit den Ochsen gefressen, während der etwas längere Rest mit den Pferden Lucius Rufus' nur 11 Tage gedauert hatte. Ein klarer Pluspunkt für die Gäule.


    Sim-Off:

    * = Libya, antiker Name Afrikas, damit zunächst nur Nordafrika, westlich des Nils so bezeichnet. Der Name "Africa" selbst bezog sich einzig nur auf die römische Provinz Africa mit der Hauptstadt Karthago im heutigen Tunesien.

  • Die Patrouille traf auf wenige Wagen und Reisende. Alle machten der trabenden Ala bereitwillig Platz, wußten sie doch, daß diese Männer für ihre Sicherheit sorgten. Gelegentliche Stops an den Benefizarierstationen folgten längeren Reitabschnitten. Doch die Strasse war ruhig. Die umliegenden Meiler und Gehöfte intakt. Doch Varro gestattete sich und seinen Männern keine Muße. Die kleinste Unaufmerksamkeit konnte das persönliche Ende bedeuten.

    Bald tauchte in der Ferne Borbetomagus auf und Varro ließ rasten.

    Die Pferde wurden versorgt, zwei Feuer flammten auf und wärmten die Männer.

    Varro winkte Ocella zu sich und sah auf die Stadt die sich in etwa 3 Meilen breit machte.

    Als Ocella bei ihm war nickte er ihm zu. Nun, mein Freund,...wie geht es dir? ein gequältes Lächeln umspielte sein Züge. ...wir haben uns lange nicht gesehen.

  • Fango konnte Tisander immer noch nicht entdecken. So was!


    Also setzte er sich mit seinem Proviantnetz zu Zisimos an das Feuer, wo auch die anderen saßen. Der Grieche bereitete gerade ein paar Grillspieße vor und Fango stellte sein Proviantnetz dazu, damit ihm auch einer gemacht wurde.


    "Wieso bist du eigentlich jetzt in unserer Turma? Hatten sie dich nicht in die Drei gesteckt oder war es die Vier?"


    Zisimos schmunzelte hinter seinem gestutzten und fast zivilisierten Bart und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. Aha! Er hatte irgendwen bestochen, damit er wechseln durfte. Fango freute das, auch wenn er Bestechung natürlich nicht guthieß. Auch das Kaufmannssöhnchen Alwin hatte diesen Trick angewandt und nun waren sie wieder komplett - bis auf Tisander!


    "Tissi versteckt sich", schmollte Fango und nahm seinen Apfel-Käse-Fleischspieß entgegen. Er hielt ihn in die Flammen und bald begann es zu brutzeln.


    Alwin knabberte ein gegrilltes Würstchen. Zwischen zwei Bissen sagte er: "Quatsch. Der ist bei den Pferden. Da ist er doch immer." Mit einem vornehm aussehenden Stofftuch tupfte er zwischen jedem Bissen seinen Mund, was Zisimos fasziniert beobachtete, der mit den Fingern zu essen oder direkt aus der Schüssel zu schlürfen pflegte und sich von Besteck fernhielt. Auch jetzt zupfte er das Essen vom Grillspieß, bevor er es sich in den Mund stopfte.

  • Tisander tauchte auch nach längerer Suche nicht auf. Schließlich erfuhr Fango, dass er wohl im Valetudinarium sei. Wahrscheinlich hatte er sich verletzt, weil er eine Sicherheitsvorschrift missachtet hatte. Fango würde ihn besuchen, sobald sie wieder in der Castra waren, und mit ihm gemeinsam analysieren, was er alles falsch gemacht hatte, damit das nicht mehr vorkam. Ein Kuchen zum Trösten konnte auch nicht schaden.


    Der Wind fuhr Fango ins Gesicht, der kleine Eques entdeckte matschige Schneeflocken auf seinen Ärmeln. "Wird wohl keine langweilige Patrouille", verkündete er.


    "Dafür nass und kalt", maulte Alwin.


    Zisimos nickte und aß noch einen Spieß.

  • Die Pferde wurden versorgt, zwei Feuer flammten auf und wärmten die Männer.

    Varro winkte Ocella zu sich und sah auf die Stadt die sich in etwa 3 Meilen breit machte.

    Als Ocella bei ihm war nickte er ihm zu. Nun, mein Freund,...wie geht es dir? ein gequältes Lächeln umspielte sein Züge. ...wir haben uns lange nicht gesehen.

    Ocella kontrollierte seine Männer auf Zustand und Ausrüstung, dann ging er zu einem der Feuer und hielt seine Hände über das Feuer und starrte in die Flammen. Er hatte Varro nicht gesehen, nicht bewußt nach ihm gesucht. Er reagierte zunächst nicht auf Varro´s Frage und rieb sich die Hände. Ja,...entgegnete er schließlich. ...eine ganze Weile.

    Varro fehlte ihm, sie hatten die letzten 10 Jahre nahezu miteinander verbracht. Das war mehr Zeit als er mit irgendjemand so intensiv zusammen war. Selbst mit Sabo waren es nur 3 Jahre bis er sich von ihm abwandte. Doch er wollte sich nicht beklagen. Varro ging seinen Weg, dabei nahm er ihn ein Stück weit mit.

    Damit musste er sich abfinden. Er konnte nur hoffen und ansonsten endlich erwachsen werden.

  • Varro bemerkte die Distanziertheit zwischen ihm und seinem alten Freund. Er hatte diesbezüglich auch gewisse Skrupel. Doch die Zeiten änderten sich. Die gemeinsame Zeit endete irgendwann. Caesar hatte großes vor und wollte, daß er daran teilhatte. Natürlich würde er sich bemühen Ocella bei sich zu halten, aber das lag nicht ausschließlich an ihm. Ocella war ein Kämpfer, kein Planer, kein Schreibstubenhengst. Es mangelte ihm zuweilen an Disziplin und Einsicht, doch diese Eigenschaften, zusammen mit seiner unerschütterlichen Loyalität machten ihn zu dem was Varro an ihm schätzte. Die Einsilbigkeit der Antwort hatte er erwartet.

    Sie rieben sich noch ein wenig die Hände als einer der Equites mit dampfenden Würzwein umher ging. Varro nahm einen Becher, wartete bis Ocella seinen hatte und prostete ihm zu.

    Vivas Ocella! Auf alles was uns wichtig ist! ein gewagter Trinkspruch unter den Umständen, doch er wollte mehr als einsilbige Brummeleien hören. Sie waren keine pubertierenden Jungschläger mehr.

  • Ocella hielt ihm den Becher hoch und nickte, ...auf alles was uns wichtig ist! Gab es noch ein uns? Es gab Gerüchte, daß Varro demnächst zum Subpraefecten ernannt werden würde. Es gab Gerüchte, daß er die höchste Auszeichnung diese Corona was weiß ich, daß er auch noch zum Ritter geschlagen worden war. Ein bißchen viel auf einmal. Vor allem für ihn. Er sah den Freund entschwinden, und das war es was ihn umtrieb, er hatte Angst ihn zu verlieren. Angst alleine zurück zu bleiben. Angst wieder in die erdrückenden Fänge seines Bruders zu geraten.

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