• "Es ist schwierig seine Fragen zu konkretisieren, wenn man so wenig weiß wie ich," stellte Licinus recht nüchtern fest. Er merkte, dass Lea nicht so ruhig war, wie er es sich gewünscht hätte, aber da konnte man wohl nichts tun. Er verstand warum.


    "Über ihre Kulte vielleicht? Bauen sie beispielsweise Tempel oder verehren sie die Göttin in der Natur? Mir ist klar, dass du nicht alles wissen kannst, aber ich bin froh um jede Information."
    Die letzten Worte sollten ihr als Brücke dienen, dass sie jederzeit die Aussage verweigern konnte.

  • Lea schaute den Mann fragend an. Es war irgendwie merkwürdig dieses kryptische reden.
    „Nun da du keine konkreten Fragen stellst, werde ich dir einfach erzählen, was ich über jene weiß und wenn du dann noch fragen hast, dann stellst du sie.“ Sagte sie und begann ihre Erzählung.
    „Diese Frauen haben einen Ehrenkodex Der Ehrenkodex der Amazonen verlangte Eheverzicht, das heißt sie verpflichten sich zum Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnern, der bevorzugt Zeugungszwecken dient, des Weiteren verpflichten sie sich zu Gehorsam in militärischer Hinsicht und zur Arbeit, sie verdienen ihren Lebensunterhalt unter anderem durch Jagd und Raub.
    Sie leben in dem Gebiet um die Stadt Themiskyra sie heißt genau so wie die Landschaft, in der sie liegt.
    Es ist ein fruchtbarer Landstrich, eine der wenigen größeren Ebenen an der Südküste des Schwarzen Meeres. Etliche Flußdurchbrüche sichern die Fruchtbarkeit, Sie ist eingebunden in die Flüsse Thermodon und Iris, von deren Mündung Schiffe direkt ins Mittelmeer und umgekehrt verkehren können.
    Ihr kultisches Zentrum ist die Insel Aretias an der Südküste des Schwarzen Meers. Mittelpunkt der Aresverehrung ist ein schwarzer heiliger Stein, die Verkörperung der Yoni, des weiblichen Geschlechtsteils. Dort verehren sie die große Göttin Artemis.
    Sie gelten im Kampf als bestialisch, sind aber weitblickende Herrscherinnen, die nicht selten von den Besiegten verehrt werden.
    Sie bauten Städte, Tempel, Grabmonumente und Handelsplätze. Die Artemis von Ephesos, ist wohl das berühmteste Kultbild. Es ist gebaut aus Weinstockholz und mit Rubinschnüren behängt.
    Davor werden Reigen-, Schwert- und Schildtänze durch die Frauen aufgeführt. Hier werden auch der Göttin zu ihren Ehren Männern kastriert.
    Ihre Kleidung besteht aus langen, engen Beinkleidern und Joppe, wichen, hohen Stiefeln manchmal einem Cape. Doppelaxt und Schild sowie auch manchmal ein Kurzschwert ihre Waffen- Einige kämpfen aber auch mit der Lanze die sie von den Griechen übernommen haben.
    Eine wichtige Rolle spielt der Gürtel. Der Gürtel ist eine Art Schlange, die aus Stoff, Leder und Metall gefertigt ist. Ein Symbol sexueller Energie, kanalisiert und in zivilisierten Schranken gehalten. Er steht für ihre Jungfräulichkeit. Dies bedeutet das sie männerfrei also "gattenlos" sind. Den Gürtel einer Amazonen zu besitzen oder zu stehlen, bedeutete also nichts anderes als ihre Unterwerfung.“
    Nun sah Lea den Mann fragend an. „Gibt es noch etwas was du wissen möchtest?“

  • Licinus lauschte und unterbrach Lea nicht. Erst hinterher stellte er seine Fragen, als die jugne Frau geendet hatte.
    "Folgen alle Frauen diesem Kodex oder sind die Amazonen eine Elite under den Themiskyrerinnen?" hakte Licinus nach. Es konnte doch kaum alle Frauen Kriegerinnen sein? In Rom waren es auch nicht alle Männer, bei weitem nicht und er traute Frauen das Kriegshandwerk eigentlich noch weniger zu.


    "Das mit dem Gürtel finde ich interessant. Etwas ähnliches gibt es bei uns auch. Das cingulum militare ist DAS Abzeichen des Soldatenstandes, es ablegen zu müssen eine der stärksten Ehrstrafen, die unser Militärrecht beinhaltet." kurz hielt er inne.
    "Wie ist das mit dem Recht bei ihnen. Gibt es ein codifiziertes Recht oder basiert es auf Überlieferung? Sind Gottesurteile gebräuchlich oder gibt es eine Struktur von Beweis und Gegebeweis?"

  • Lea sah den Mann nachdenklich an und spielte dabei mit ihrem Anhänger. “Nun dem Kodex, dass sie keine Ehe eingehen folgt jede Amazonen, aber nicht jede Amazone ist eine Kämpferin wenn es das ist was du meinst. Die kräftigsten und gesündesten werden im Alter von vier bis fünf Jahren auserwählt und fort an täglich trainiert und an den Waffen ausgebildet. Wenn man sie für gut und reif genug hält, dann ziehen sie mit den Kriegerinnen in die Kämpfe diese Hiera die du wohl treffen woltest war elf als sie das erste Mal in den Kampf zog.
    Es gibt mehrere Gruppen. Ihr nennt so was wohl Einheiten? Jede dieser Einheit hat eine Anführerin. Die Garde der Königin ist die Elite der Kriegerinnen und sie wird von der Tochter der Königin, also der zukünftigen Königin der Amazonen geführt.“
    Lea schaute den Mann nun direkt an. „Ihr seid dieser Tochter hier in Röm begegnet wie ich hörte. Ihr Name war Varia. Sie wäre die nächste Königin gewesen, wenn ja wenn sie nicht in Gefangenschaft geraten wäre. Auch eine weitere Kämpferin dieser Garde soll sich hier in Rom aufgehalten und den Tod gefunden haben. So weit mir bekannt war ihr Name Hiera.“ Sagte sie leiser. Dann ging sie auf den Gürtel ein. „Ja es ist ein großer Ehrverlust, wenn man in abgenommen bekommt. Aber es gibt auch Umstände, da übergibt eine Amazone diesen an einen Mann, den sie sich unterwirft. Dies gebietet ihr die Ehre. Dies geschieht zum Beispiel nach einem verlorenen Zweikampf.“ Erklärte sie kurz. Da der Mann ja einem solchen Zweikampf beigewohnt hat würde er wohl wissen, wovon die Frau sprach. „Recht nun ja es gibt Regel. Wenn dieses gebrochen werden gibt es Strafen dafür.“ Leas Blick geht in den Garten. „Leichte Verstöße werden entsprechen leicht geahndet und schwer eben schwer bis hin zum Tod bestraft. Nur bei den Kriegerinnen wird schon das kleinste Fehlverhalten schwer bestraft. In den Reihen der Kämpferinnen wird keine Abweichung geduldet. Ein mal im Jahr wurden alle Einheiten zusammengerufen und es gab ein großes Fest. Hier musste dann jede Anführerin diejenige unter ihren Kriegerinnen auserwählen, die am schwächsten von allen war. Sie wurden dann an Pfähle gebunden und mit Hieben bestraft. Den ganzen Tag und die ganze Nacht mussten sie dort ausharren, während die anderen feierten. Es sollte ein Ansporn für alle sein, dass sie immer ihr Bestes geben.“ Lea sah nun den Mann an. „Jede hatte Angst, dass es sie treffen könnte. Nur die Kriegerinnen der Garde der Königin fehlten jedes Jahr Varia an,dass sie nicht wieder vortritt und erklärt. Dass jeder ihrer Kämpferinnen ihr Bestes gibt und sie als Anführerin für sie im vollen Umfang verantwortlich ist und daher kann nur sie es sein, die wohl versagt hat, wenn eine ihrer Kriegerinnen schwächer ist als die anderen. Jedes verdammte Jahr hat sie diese Schmach der Schläge und der Zurschaustellung über sich ergehen lassen für die Frauen, die ihr unterstanden.“ Sagte Lea und nun konnte er wohl auch die Trauer in ihren Augen sehen. Kurz wischte sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Entschuldige ich bin wohl vom Thema abgekommen. Nein so was wie Beweis und Gegebeweis wie in den Gerichten hier in Rom soll es dort nicht geben.“

  • Licinus beobachtete, dass Lea mit ihrem Anhänger spielte, aber das spielen war es auch, das verhinderte, dass er erkannte, aus was er gearbeitet war. Er nahm an, dass es eine Art persönlicher Glückbringer oder ähnliches war. Eine letzte Verbundenheit an ihren alten Stamm, ihr altes Leben. Aber für ihn selbst vermutlich nicht bedeutsam, daher versuchte er auch nicht ihn näher zu betrachten.


    Obwohl es eine private Unterhaltung war und bleiben sollte gewann Licinus auch Informationen, die ihm einige eher dienstliche Fragen beantwortete. Der Befehl die Amazonen auszulöschen erschien auf einmal beinahe sinnvoll, wenn man wusste, dass Varia die Aufständische die Königstochter dieses Stammes war. Auch über ihre Persönlichkeit hatte er soeben entscheidendes erfahren. Hieras Bewunderung für sie war aber auch etwas, was Licinus Beruhigung nicht zuträglich sein sollte.
    Das generelle Ritual war Licinus ein wenig archaisch.
    Licinus nickte zu allem, was Lea sagte. Es war eine ganze Menge an Information.


    "Eine letzte Frage vielleicht noch. Wie ehren die Amazonen ihre Toten?" noch etwas, wo seinem Gefühl nach jede Kultur ihre Besonderheiten zeigte.

  • So langsam fand sie ihre Selbstsicherheit wieder und die aufkommende Traurigkeit rang sie nieder. So ließ sie nun also auch ihren Anhänger los, der auf ihrer Tunika zum liegen kam und man konnte nun eben jene römische Prägung erkennen.
    "Nun es kommt ganz darauf an. Wenn eine große Kriegerin stirbt, so wird sie in allen Ehre bestattet. Mit ihrer gesamten Ausrüstung und zumeist auch mit ihrem Pferd. Sie wird in der Erde begraben und zumeist werden diese Gräber mit Steinen bedeckt und ein Gedenkstein auf diesem Grab errichtet." Leas Blick ging wieder an dem Mann vorbei in den Garten. "Zumeist aber werden die Toten dem Feuer übergeben. Wir ehren die Toten in dem wir uns an sie erinnern. Indem wir ihnen gedenken." Kurz stutzte sie . "Ich meine natürlich jene Amazonen tuen diese. Jene die in Schade sterben jedoch die werden vergessen, und nicht geehrt. So geht es jener Hiera, die vor ein paar Tagen gestorben ist. Sie ist in Schande gestorben. Sie hat sich unerlaubt entfernt und war so was wie ein Geächtet. Eine die nicht mehr hätte zurück gekonnt. Ihr Tod war wohl so etwas wie eine Erlösung für sie."

  • "Der Tod eine Erlösung?" Ein Konzept, dass er nicht wirklich fassen konnte. Für einige Helden mochte das stimmen, aber das apathische "Leben", dass sich Römer und Griechen für das Elysium vorstellten erschien ihm so viel wahrscheinlicher, greifbarer.
    "Nun, vielleicht wird sich vielleicht doch der ein oder andere an sie erinnern." Versuchte er gerade sie zu trösten? Nein, das war es sicher nicht.
    "Nanu,", lenkte er sich selbst ab, mit einem Blick auf den nun auf ihren Beinen liegenden Anhänger. "Römisch?"

  • "Ich denke es ist besser für sie, dass sie nicht mehr am Leben ist. Das war wohl ihre Strafe." Sagte Lea nachdenklich. Nein es würde sich wohl kaum einer an sie erinnern oder auch nur ihrer gedenken.
    Sie war so in ihren eigenen Gedanken gefangen, dass sie fast automatisch auf die nächste Frage antwortete. "Ich denke ja. Meine Mutter gab ihn mir. Sie hatte ihn von dem Mann bekommen, der mein Vater ist. Wäre ich ein Junge geworden, dann hätte sie mich zu ihm geschickt und daran hätte er mich erkannt. Ich aber blieb bei meiner Mutter und habe den Mann der ihr dies gab nie kennengelernt. Willst du ihn sehen?" fragte jedoch ohne eine Antwort abzuwarten, nahm sie den Anhänger ab und reichte ihn an den Mann weiter. Das Wappen auf der Rückseite war nur noch undeutlich zu erkennen.

  • Sim-Off:

    Mea Culpa


    "Gerne." Licinus sprachs und ließ sich den Anhänger reichen. "Das könnte eine tessera sein. Ein Erkennungszeichen für römische Soldaten." Licinus fuhr mit dem Daumen über die abgegriffene Rückseite, die Buchstaben waren abgegriffen. Er sann über den Lägeplänen der Militärverwaltung, die er in Rom ebenso gut kannte, wie früher die Standorte der einzelnen vexillationes und der der II. zugeordneten Hilfstruppen. "Legion, würde ich denken." die ersten Buchstaben waren abgegriffen und es war schwierig zu erkennen ob ein LEG oder COH am Anfang standen, ein ALA schloss er aus und ein LEG schien ihm wahrscheinlicher. Auch weil die folgenden beiden Buchstaben eindeutig waren XX. Danach wurde es undeutlicher.
    "XXIX. oder XXXI. vermutlich." vermutete er. "In Dacien und Moesien."
    Mehr konnte er nicht sagen. Er gab ihr den Anhänger zurück.

  • Auf Grund der Temperaturen hatte ich mich entschieden, im Peristylum meinen Studien nachzugehen. Da kam Araros und brachte mir eine Schriftrolle.


    "Domine, da waren gerade zwei Soldaten der Cohortes Urbanae. Sie haben diesen Brief gebracht und mir mitgeteilt, dass du diesen schnellstmöglich lesen solltest und, wenn möglich, das Mandat annehmen. Das würde ihrem Gefangenen und auch ihnen entgegen... sehr entgegen kommen."


    Er verneigte sich leicht, als er mir den Brief übergab. Ich nahm diesen an und las ihn durch. Der Kleidung beraubt, kopfüber aufgehängt, Gift verabreicht, gedroht, den Verdächtigen aufzuschneiden... und das alles durch den Vigintivir? Erhalt der Quittung verweigert... Vigintivir ein Günstling des Praetor Urbanus? Das konnte nur der Aemilier sein... stimmt, später stand da 'Aemilius Secundus'. Verhindern wollen, dass dem Verdächtigen ein Advocatus sehr Seite gestellt wird... Da war doch noch was... richtig, Sella Curulis des Praetor Urbanus. Ich las alles noch einmal durch. So etwas konnte doch nicht sein!


    Schließlich traf ich eine Entscheidung. Ich würde den Fall übernehmen. Aber ich würde zugleich versuchen, Schaden von Aemilius Secundus abzuwenden. Am besten besprach ich den Fall am nächsten Morgen mit meinem Patron.

  • Nachdem ich noch die relevanten Gesetze zur Sicherheit noch einmal nachgeschlagen hatte, kam mir die Idee, dass der Prozess möglicherweise für meinen Verwandten Iunius Stilo interessant sein könnte. So ließ ich nach ihm schicken, um mit ihm zu besprechen, ob er mir assistieren wollte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!