• Caius zog eine Grimasse und stipste Axilla mit dem Ellbogen in die Seite.
    »Ulknudel, wie ich dch kenne, wär dir ein Buch eh lieber«, tadelte er sie für das gespielte Sich-nicht-entscheiden-können. Und im Anschluss sah er sie gespielt säuerlich an.
    »Pft. Da halt ich ja mal gar nix von. Außerdem würden wir dich eh nicht einfach so insdomus schmuggeln können, zumindest nicht so schwach und so wenig belastbar wie du grad bist...« Caius kniff die Augen zusammen und konnte das Grinsen gerade noch so unterdrücken. Mei, sah die süß aus, wenn sie so schaute. Wie ein Kitz, kurz bevor der Lastkarren es umfuhr. Caius seufzte ungeniert.


    »Hm... Na gut, ich räum allein auf. Und vielleicht sehen wir uns dann in drei Tagen, hm? Hältst du es bis dahin noch aus oder willst du noch mal gegen mich beim Soldatenspiel verlieren?« stichelte er jetzt selbst. Sie hatten inzwischen eine ganze Runde gedreht und waren nun wieder an der Tür angekommen, durch die sie den Säulengang betreten hatten.
    »Wenn du genug hast, musst du's nur sagen...« fügte er hinzu und grinste nun breit.

  • Ein klein wenig hatte sich Axilla vielleicht sogar gewünscht, er hätte auf ihren Scherz hin ja gesagt. Bestimmt hätte sie es irgendwie erklären können, wenn sie wieder einmal nach draußen ging. So als kleinen Spaziergang, um Kräfte zu tanken. Und sie wäre ja auch nicht irgendwo gewesen, sondern im Palast. Das war ja sicher nichts, was man irgendwie verwerflich finden könnte. Ganz bestimmt nicht. Aber er sagte nicht ja, und Axilla ließ sich nur lächelnd von ihm ärgern.
    “Ach, meinst du, dein Wille ist schon wieder stark genug, um eine weitere Niederlage verkraften zu können? Nicht, dass du noch weinend in der Bibliothek sitzt, weil ich dich schon wieder geschlagen habe.“
    Sie grinste und schaute in den Gang, aus dem sie anfangs das Perystil betreten hatten. “Gehen wir noch eine Runde. Laufen tut gut“, meinte sie kurz und zog ihn auch schon fast wieder ein Stückchen mit sich. Ihr fehlte die Bewegung am meisten, von daher wollte sie noch nicht so schnell wieder umkehren. Vor allem aber wollte sie ihn noch ein wenig bei sich haben, denn er klang so, als ob er sich sonst gleich verabschieden würde. Wenn man bedachte, warum er überhaupt am gestrigen Tage gekommen war, war das fast etwas abstrus. Aber Axilla war froh, dass er bei ihr war, und irgendwie war sie auch froh, dass es kein Geheimnis zwischen ihnen beiden gab.
    “Ach, die Frage ist eher, ob du es denn drei tage ohne mich noch aushältst, oder ob dann das Chaos komplett ist. Aber ich glaube, den Ädil können wir ohnehin nicht nerven, solange die Feiertage noch sind. Du willst diene Betriebe doch noch umschreiben lassen, oder?“

  • »Das werden wir ja noch sehen. Zweimal hintereinander lass ich dich sicher nicht gewinnen«, gab Caius zurück und reckte das Kinn ein wenig vor. Hah, bei der nächsten Partie würde er Axilla ganz bestimmt nichts schenken! Im nächsten Moment sah er dann auch schon ziemlich zufrieden aus.
    »Wusst' ich's doch!« triumphierte er.
    »Du gehst lieber noch spazieren, als dich mir zu stellen. Na wenn das mal nicht der Hinweis darauf ist, dass du nicht verlieren willst.« Caius konnte es nicht lassen. Er streckte Axilla die Zunge raus und zog dann die Nase kraus, um sie zu ärgern.


    »Hm, da hast du sicher recht. Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht, wen du dann damit löchern musst«, gestand er.
    »Wer ist denn jetzt Ädil? Ich komme mit den dauernden Änderungen irgendwie nicht zurecht. Dann lieber fünf Jahre an einem Stück als nur ein Jahr und dann wieder wer anders.« Caius zuckte mit den Schultern.
    »Umschreiben lassen will ich sie auf jeden Fall. Auch mit dem ganzen Scheiß, der da grad abläuft. Der Mosaikenleger und die Häuslebauer sollten eh nach Rom kommen. Ich würde zwar irgendwann gerne wieder zurück nach Ägypten, aber ich glaube nicht, dass das so schnell geht.« Er warf Axilla einen Seitenblick zu.
    »Willst du deine nicht auch umschreiben lassen?« Immerhin würde das bedeuten, dass sie noch länger in Rom blieb. Und zwar so lange, dass es sich lohnte, Geld für eine Umschreibung auszugeben.

  • “Pah, ich will dir nur noch ein wenig Zeit an der frischen Luft lassen, damit du Kräfte sammeln kannst. Vorhin hab ich dich ja noch geschont, aber wenn du so frech bist, werd ich härtere Bandagen benutzen müssen. Du wirst schon sehen.“ Und nun bekam er auch ihre Zunge zu sehen. Bestimmt sah es sehr albern aus, wie zwei mehr oder minder Erwachsene im Perystil herumspazierten und sich gegenseitig die Zunge rausstreckten. Aber es sah ja keiner, und außerdem machte es Spaß!


    “Du fragst mich, wer Ädil ist? Keine Ahnung. Ich war ja schon froh, dass ich wusste, wer Agoranomos war. Und den kannte ich persönlich, und konnte es mir trotzdem fast nicht merken!“ Axillas Gedächtnis für Namen oder Titel und Ämter war wirklich atemberaubend chaotisch. Ein Wunder, dass sie sich an ihren eigenen Namen jeden Morgen erinnerte. “Steht sowas wohl in der Acta? Ansonsten werden wir wohl fragen müssen.“ Axilla zuckte mit den Schultern. Das würde sich schon rausfinden lassen.
    Bei der Frage nach ihren eigenen Betrieben musste sie allerdings etwas mehr nachgrübeln. “Hmmm, also, der Farbmischer sollte eigentlich in Ägypten bleiben. Weißt du, das Zeug, aus dem sie die Farben machen... also die Steine und so, was man da so vermahlt, das gibt’s da unten alles. Hierher müsste ich das immer erst importieren. Und du glaubst ja gar nicht, wie wild die Leute sind, wenn auf Schminke draufsteht, sie kommt aus Ägypten. Ich mein, ich hab hierher ja was mitgenommen, so als Geschenke und zum verkaufen, mal halt ein wenig gucken. Mein Verwalter hat hier ja einen Händler aufgetan, der das ganze Zeug mit den Getreideschiffen mitliefern lässt und dann hier verkauft. Das war alles fast sofort weg. Ist wirklich irre.“
    Wieder ein Schulterzucken, und ein Lächeln. “Aber meinen Weber könnte ich umschrieben lassen. In Ägypten gehen Stoffe recht schlecht, da komm ich nicht gegen die parthischen Händler an mit der ganzen Seide und so. Oder ich schließe ihn ganz, mal schauen. Und ich hab mir überlegt, noch eine Imkerei aufzumachen. Eigentlich wollte ich das ja auch in Ägypten machen lassen.... aber das ginge eigentlich auch hier.“ Axilla kaute kurz auf ihrer Unterlippe, während sie überlegte. Eigentlich war das egal, wenn sie noch ein wenig bleiben würde, könnte sie das schon machen. Das war ja nichts großartiges. Die Bienen flogen ja im Wald rum, man musste nur Bienenstöcke aufstellen und warten. Das war auch schnell wieder abgebaut, wenn sie doch nach Ägypten gehen sollte. “Was meinst du?“ fragte sie einfach Archias nach seiner Meinung.

  • Hah, sie scherzte! Caius kniff wieder die Augen zusammen, sagte diesmal aber nichts. Härtere Bandagen würden ihm zwar gefallen, aber nicht in Verbindung mit dem Soldatenspiel. Er hielt also einfach die Klappe. Axilla sah eh so aus, als könnte sie für eine ganze Weile nicht mal sehr lockere Bandagen wickeln.


    »Mist. Ich hab gedacht, ihr Frauen wisst immer alles. Ich hab nur leider auch keine Ahnung, wo wir das herausfi... Ach doch, klar!« Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
    »Das geht ja alles über meinen Schreibtisch jetzt. Mensch, ich bin ein Depp. Ich schaue gleich übermorgen nach, wenn ich wieder im Büro sitz.« Es hatte eben auch sein Gutes, so einen Job zu haben! Eigentlich hätte es bei ihm ja schon bei der Erwähnung der Acta klingeln müssen, aber scheinbar war der Klöppel kaputt. Jedenfalls klingelte rein gar nichts, und so würde er wohl nachschauen müssen.


    »Achso, ja, dann macht das schon Sinn. Sonst hast du ja nur mehr Ausgaben als Einnahmen. Und du bist flexibler im Einkauf, wenn du das Zeugs gleich vor Ort hast«, sagte er zu den bunten Steinen und der Schminke. Dann stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht.»Wenn du mich fragst, ist das eh alles irre. Meine Verwandte Paulina gibt ganze Schiffsladungen voll Gold aus, um ihre Schönheit zu pflegen, dabei hat sie nicht mal welche. Was ihr Frauen an euren Cremchen und Salben findet, werde ich eh nie verstehen. Zum Glück bin ich ein Mann. Wir werden im Alter schöner. Ihr nicht.« Caius kicherte fies.
    »Wann hast du eigentlich Geburstag?« setzte er nach, und das war teils eine zusätzliche Stichelei, teils eine ernst gemeinte Frage.


    »Hm. Hast du schon mal versucht, deine Stoffe hier zu verkaufen? Wenn das gut geht, würd ich die Konzission ändern lassen. Wenn nicht, verkauf ihn eben. Und mit der Imkerei: Hier steht dein erster Kunde!« Caius blieb stehen und deutete auf sich selber.
    »Ich lass die Früchte aus Brigantium in Honig einlegen. Du glaubst gar nicht, wie gut das ist, wenn du da noch Rosmarin reintust. Wär vermutlich eh besser, wenn du die hier gründest. In Ägypten wird es doch so warm, da fliegen dir die Bienen sicher viel langsamer als hier. Außerdem könntest du hier Waldhonig machen. In Ägypten nicht.« Caius scien kurz nachzudenken.
    »Öh, gibt es eigentlich Feigenhonig? Oder Dattelpalemnhonig oder so? Hab noch nie davon gehört. Also: Mach das besser hier. Dann sind die Lieferwege auch nicht so lang bis in mein Lager.« Jetzt grinste er wieder und setzte sich in Bewegung. Es freute ihn schon, dass sie ihn fragte, was sie mit ihren Betrieben anstellen sollte.

  • Na, das war doch mal ein Plan! Archias würde das an seinem Schreibtisch herausfinden, und dann würden sie respektive Axilla dorthin gehen und das mit den Betrieben machen lassen. Was immer man da auch machen musste. Axilla nahm an, dass es genauso gehen würde wie in Alexandria und man im Grunde nur eine Urkunde erstellen und Stempeln ließ.
    “Das darfst du mich eigentlich auch nicht fragen, was alle daran so toll finden. Das Zeug schmiert und klebt! Also, die Farben. Und so hübsch find ich das ja auch gar nicht. Ich finde, ich seh dann immer angemalt aus, wenn Leander mich doch überredet. Was gefällt euch Männern daran eigentlich?“ fragte sie ihn dann mit einem musternden Seitenblick. Sie verstand es ja wirklich nicht. “Aber naja, du hast ja schon gesagt, ich bin anders. Welches Mädchen klettert schon auf Bäume?“ Sie grinste etwas schief zu ihm hoch und ruckte dann einmal gespielt an seinem Arm, ehe sie sich beim Gehen wieder leicht dagegen sinken ließ. Sie mochte seine Nähe, und ihr Zustand erlaubte ihr, das ein wenig mehr auszukosten.
    “Geburtstag habe ich acht Tage vor den Iden des April (06.04.), also in 6 Wochen. Ungefähr. Wenn du lieb bist, lad ich dich vielleicht sogar ein. Wenn du den anblick einer langsam häßlich werdenden Frau ertragen kannst“, knuffte sie ihn noch einmal. Natürlich würde sie ihn einladen. Das letzte Jahr hatte sie allein gefeiert, dieses Jahr sollte alles anders werden. Ganz anders. “Und du?“ Axilla fiel bei dieser Frage auf, dass sie das gar nicht wusste. Aber natürlich interessierte sie das.


    Die Idee, dem Weber hier erstmal eine Chance zu geben, gefiel Axilla. Zur Not machte sie ihn halt wieder dicht, so ein Problem war das nicht. Eigentlich war sie ja doch recht erfolgreich als Geschäftsfrau, sie machte kleinen, aber beständigen Gewinn. Für ein Mädchen fand sie das gar nicht schlecht. Vor allem, da sie es sich allein aufgebaut hatte. Silanus hatte ihr nur das Startkapital damals gegeben, und seitdem tat sie ihr bestes, dieses zu mehren.
    “Na, wenn du so nett darum bittest, von mir Honig kaufen zu dürfen, noch mit so überzeugenden Argumenten, kann ich's ja mal versuchen. Waldhonig klingt in jedem Fall lecker.“ Sie grinste zu ihm hoch und musste dann lachen. “Keine Ahnung. In Ägypten gibt es aber viele Bienen. Aber ich glaube, die nehmen da alle die Getreideblüten zum Honig machen, und das ganze Pflanzenzeug, was am Nil wächst. Blühen Dattelpalmen überhaupt?“ Axilla hatte keine Ahnung. Sie hatte die Palmen zwar gesehen, aber wer schaute da schon SO genau hin?

  • »Ich mach mir da nichts draus«, verkündete Caius dann und zuckte die Schultern.
    »Stell dir mal vor, du suchst dir als Kerl jemanden, der total hübsch ist. Und am nächsten Morgen bekommst du die Krise, weil die Fassade abbröckelt. Dann lieber ganz natürlich und normal. Ich mag ganz weiße Frauen eh nicht so.« Obwohl das ja das römische Ideal war. Genau genommen war es Caius ja egal, ob die Frau nun sehr käsig war oder nicht, aber weil Axilla eben nicht käsig war, normalerweise jedenfalls, drehte er das einfach mal so hin. Auch wenn sie gerade eher aussah wie ein Sack Mehl (die Farbe, nicht die Form!).


    »Oh, so bald schon?« Dann hatte sie ja kurz nachher Geburtstag. Nach der Hochzeit. Caius' Blick hing einen Moment in der Luft, dann lächelte er wieder. Darüber hatte er ganz vergessen, auf ihren Kommentar einzugehen. Außerdem versuchte er, sich das Datum irgendwie so zu merken, dass er es auch wieder aus dem Gedächtnis kramen konnte, wenn es so weit war.
    »Ich bin ein waschechtes Julikalendenkind«, sagte er und meinte damit, dass er am 01.07. geboren worden war.
    »Kurz nach Mitternacht war ich da.« Caius hatte sich nie was aus seinem Geburtstag gemacht. Für ihn war das ein Tag wie jeder andere auch. Als er noch klein war, hatte er oft die anderen eingeladen, aber seitdem er neun war oder so nicht mehr.


    »In jedem Fall!« bekräftigte Caius glatt noch mal.
    »Öhm, keine Ahnung? Ich bin kein Bo... Botoxianer, frag mich nicht«, erwiderte er auf die Frage nach den Blüten einer Dattelpalme. Und er war sich auch nicht so ganz sicher, ob er wissen konnte, dass man Bienen brauchte, um Früchte entstehen zu lassen.

  • Axilla lächelte kurz zu ihm hoch, als er meinte, er mochte weiße Frauen ohnehin nicht so sehr. Sie selber war ja eher gut gebräunt. Die Ägyptische Sonne hatte sie gern gehabt. Nur durch die Abtreibung war sie im Moment blass, sonst war sie eher einen Tick zu dunkel, als dass es schicklich wäre. Aber sie war schon immer gerne in der Sonne gewesen.
    “Wären die Griechen in Alexandria so wie du, wär ich wohl arm geblieben“, meinte sie neckisch. Bleiweiß war mitunter ihre Haupteinnahmequelle. “Auch wenn ich dich da voll und ganz verstehen kann. Ich könnte mir das auch nicht vorstellen. Zum Glück schminken sich römische Männer ja nicht, als dass ich darüber nachdenken müsste.“


    Sie bogen um die nächste Ecke und schlenderten langsam weiter. So anstrengend war es jetzt gar nicht, aber das lag auch daran, dass Axilla gut abgelenkt gerade war. “Mitten in der Nacht hast du deine Mutter gequält? Das wird sie dir sicher immernoch vorhalten, stimmts?“ Mütter machten sowas gern. Axilla war immer einfach weggelaufen, wenn ihre damit angefangen hatte. Ein schlechtes Gewissen hatte sie sich nicht machen lassen. Nicht von ihr. “Aber das kann man sich wenigstens leicht merken.“ Und so schusselig Axilla auch war und alles andere vergaß, das würde sie sich merken. Vielleicht schenkte sie ihm sogar was, oder aber sie backte einfach nur einen Kuchen für sein Genius, den er dann in sein Lararium stellen konnte.
    Bei Botaxianer allerdings musste sie prustend lachen, was nicht so gut war, denn mit einem lachenden “Au...“ hielt sie sich den Unterleib. Wenn ihr Zwerchfell beansprucht wurde, tat das noch immer etwas weh, und sie musste sich kurz an Archias festhalten. “Aua. Du darfst mich nicht so zum Lachen bringen, das tut noch weh“, meinte sie nur halb vorwurfsvoll und ging dann ganz langsam mit ihm weiter. “Na, vielleicht fahren wir beide ja nochmal nach Ägypten und schauen nach“, meinte sie grinsend, ehe sie mit etwas blasserem Lächeln noch ein “...oder mit Seiana“ anfügte.

  • »Ja, zum Glück sind wir keine Griechen«, bemerkte Caius und dachte daran, dass er dann vielleicht auf kleine Jungs stehen und Axilla den ganzen Tag weggesperrt werden würde. Grausige Vorstellung, also ließ man das besser bleiben.
    »Scheinbar bist du dann eine recht gute Partie, hm?« neckte er sie.
    »Ein Wunder, dass sich da noch niemand an dich rangeschmissen hat.« Ein prüfender Blick wurde in ihre Richtung abgeschossen.
    »Was würdest du denn machen, wenn du plötzlich einen Bewerber hättest?«


    »Och naja, meine Mutter ist da nicht so. Sie hält einem zwar vieles vor, aber das nicht. Dea Dia sei Dank«, plauderte Caius weiter.
    »Und es ist gar nicht so schlecht, dass meine Eltern in Ravenna wohnen, weil da die Luft besser ist« sagte Caius und äffte den letzten Teil des Satzes nach. Kurz darauf sah er sie erschrocken an, als sie zusammenfuhr und Aua sagte und dabei lachte.
    »Ist was? Ist alles in Ordnung?« fragte er gleich und stützte Axilla mit beiden Händen. Dann seufzte er.
    »Mann. Jag mir doch nicht so nen Schreck ein«, beschwerte er sich halb ernst. Zu der Sache mit Ägypten sagte er nichts.

  • Wie er jetzt darauf kam, sie wäre eine gute Partie, verstand Axilla nicht. Sie zuckte nur kurz und sah zu ihm hoch. Und als er dann auch noch davon anfing, warum sie noch nicht vergeben sei und was sie mit einem Bewerber machen würde, wurde sie richtig rot. Das mit dem Lachen war da ganz schnell wieder vergessen, und verlegen schaute sie wieder zu dem Baum in der Mitte des Gartens, als gäbe der ihr etwas mehr Sicherheit und Halt.
    “Öhm, also, das weiß ich gar nicht so genau. Also, was ich dann machen würde. So politisch gesehen bin ich ja auch nicht eine so gute Partie, Silanus ist zwar Procurator dingsda, aber sonst gibt’s ja nicht so viele Iunii. Senatoren haben wir auch keine mehr, das war ja alles früher viel einflussreicher und größer. Aber halt den Namen, den hab ich noch. Der ist ja auch was wert.“
    Irgendwie war es ein wenig seltsam, da mit Archias darüber zu sprechen. Vor allem, was sollte sie ihm denn da sagen? Sie kannte sich ja selber gar nicht so gut aus und hatte sich so tiefgreifende Gedanken ebenfalls noch nie darum gemacht.
    “Und sonst.... also, ich bin ja sui iuris. Also, so richtig sui iuris. Ich hab ja nichtmal nen Tutor.“ Ein klein wenig beschämt schaute Axilla wieder zu Archias auf. Es war gewiss nicht schicklich für eine Frau, keinen Tutor zu haben, mit dem man über eine Heirat verhandeln konnte. Das mit der Frau selbst auszumachen war ganz sicher nicht angebracht. Eigentlich war ihr das ja egal. Bei Archias wäre ihr das beispielsweise wurscht gewesen. Aber ihr zukünftiger Mann würde das vielleicht anders sehen. “Von daher kann ich ja dann selber entscheiden, wen ich will und wen eben nicht. Und dann würde ich halt schauen... so das übliche. Dass der Stand angemessen ist und der Familie keine Schande bringt und das alles. Und ich muss ihn gern haben. Und... also... er muss mir erlauben, dass, wenn wir einen Sohn haben... also...“ Götter, das klang so fordernd! Aber Axilla war das wirklich wichtig. “... also, es ist mir wichtig, dass mein Sohn meinen Vater in seine Ahnenreihe aufnehmen darf. Damit.. also, sein Andenken gewahrt bleibt, und er nicht verblasst. Du verstehst?“
    Seltsames Thema, sehr seltsames Thema. Axilla räusperte sich und legte einen kleinen Zahn zu beim gehen. Sie fühlte sich zwar schon ziemlich erschöpft, aber sie musste sich jetzt bewegen.
    “Aber ich hab ja keine Verehrer, die hier mit Anträgen um sich werfen würden. Von daher mach ich mir da noch keine so großen Gedanken. Hmmm, meinst du, du bist jetzt mental fit genug für noch eine Partie?“

  • So, sui iuris, kein tutor, alles prima. Da hatte es ihr Zukünftiger ganz schön leicht. Und es waren auch nicht so viele da, die man vorher alle um Erlaubnis fragen musste. Das hatte was für sich. Axillas Bewerber würden es da echt leicht haben, glaubte er. Irgendwie machte der Gedanke daran ihn etwas grummelig, aber warum, wusste er auch nicht.


    »Es sollte aber schon auch auf den Menschen ankommen. Find ich zumindest«, sagte er und sah flüchtig zu Axilla hin.
    »Was bringt dir das, wenn du jemanden heiratest, bei dem du dich überwinden muss, auch nur ein Wort zu reden? Oder...andere Sachen zu machen? Die Leute, die sich nur darauf beschränken, machen irgendwas falsch, wenn du mich fragst. Es muss ja nicht gleich Liebe sein, aber sowas wie eine Gemeinsamkeit wär doch schon mal nen Anfang.« Das war vielleicht eine ziemlich neumodische Sicht der Dinge, aber Caius war eben so. Seiana und er hatten sich ja auch gleich auf Anhieb sympathisch gefunden. Caius dachte daran, wie er sie auf dem Markt hier in Rom kennengelernt hatte, aber dann erzählte Axilla weiter und er hörte ihr wieder zu.


    »Was? Wieso sollte jemand das verbieten?« verwundert starrte er Axilla an. Wenn er Kinder hätte, dann würde er das natürlich nicht verbieten. Er würde sogar wollen, dass seine Kinder beide Familien achteten, seine und die seiner Frau. Das gehörte sich so, und außerdem war das wichtig. Dass Axilla ein wenig den Schritt beschleunigte, bemerkte er gar nicht richtig.
    »Ich fänd das falsch. Niemand sollte verblassen. Außerdem sollten Eheleute immer gemeinsam entscheiden. Ich käm nie auf den Gedanken, meiner Frau sowas zu verbieten. Es sei denn, der Ahn wär ein Halunke und Mörder gewesen, dann müsste man schon drüber reden...«


    Und plötzlich kam der Durchgang wieder in Sicht.
    »Ist das ein Scherz? Ich zock dich ab, kleine Imperatorbraut!« 8)

  • Schweigend hörte sich Axilla Archias' Meinung dazu an. Es klang alles wunderbar romantisch! Gemeinsam entscheiden, sich gern haben... das war definitiv anders als das, was eine Frau im allgemeinen erwarten durfte. Axilla konnte ja schon froh sein, sich wenigstens den Mann ohne Einrede selbst aussuchen zu dürfen, anstatt einen vorgesetzt zu bekommen, ob sie wollte oder nicht. Wenn sie sich dann noch vorstellte, sie wäre noch Jungfrau und sollte mit so jemandem das erste Mal das Bett teilen...Nein, sie konnte sich im Grunde wirklich glücklich schätzen. Trotzdem hörten sich seine Worte wunderbar an.
    “Es wäre auf jeden Fall schön, wenn ich mich mit ihm gut verstehen würde. Und wenn ich es mir aussuchen kann, dann werd ich das auch so machen. Noch hab ich ja zwei Jährchen Zeit, bevor es peinlich wird.“
    Mit zwanzig noch unverheiratet zu sein war nicht umsonst von Augustus unter Strafe gestellt worden. Nungut, seine Gesetzgebung war ohnehin sehr streng gewesen, und die strafe hierfür bestand in einer Geldbuße, dennoch zeigte es sehr deutlich, dass die Frau irgendwie versagt hatte. Zumindest empfand Axilla das so. Mit 20 wollte sie unter allen Umständen verheiratet sein. So eine schlechte Partie war sie ja nun auch wieder nicht.
    Als er von seinen Kindern sprach, und wie er sie erziehen würde, sah Axilla ihn die ganze Zeit an. Etwas in ihr schien sich zu verkrampfen, ganz tief drinnen, und es schmerzte. Etwa auf Höhe ihres Zwerchfell war es, vielleicht etwas tiefer, wie ein schwerer Stein. Sie legte kurz eine Hand auf ihren Bauch und schwieg. Sie wusste nicht, wie sie darauf etwas sagen könnte.
    Auch, als er danach den Scherz wegen dem Spiel machte, fand sie ihr Lächeln nicht voll wieder. Er kannte sie wahrscheinlich jetzt schon gut genug, um zu sehen, dass es ihre Augen nicht erreichte, und auch, dass sie ihre Hand immernoch auf ihren Bauch gelegt hatte.
    “Du kannst versuchen, mich vom Thron zu stoßen, aber Vorsicht, wir Iunier sind nicht zimperlich mit Usurpatoren“ stichelte sie zurück und lenkte dann ihre Schritte wieder Richtung Bibliothek.

  • Draußen angekommen hakte sich Axilla erstmal bei Archias ein und lehnte sich im Laufen ganz leicht gegen ihn, um näher bei ihm zu sein. Sie mochte es, ihn an ihrer Seite zu fühlen, das machte das ganze für sie etwas wirklicher, als wenn sie nur nebeneinander hergegangen wären, ohne sich zu berühren. Sie hörte ihm zu, während er spottete, das mosaik werde ja ohnehin nie fertig bis dahin.
    “Dauert das denn so lange?“ fragte sie also. Immerhin waren es an diesem Tag noch fast vier Wochen bis zur Hochzeit. Gut, das mit den Handwerkern wusste Axilla natürlich. “Hätt ja sein können, du hast hier auch wen bei der Hand...“, brummelte sie noch als schwache Ausrede dazu. Aber gut, dann eben kein Mosaik vor der Hochzeit, würden sie sich eben ganz blamieren und nicht nur zu sieben Achteln.
    “Und wieso denkst du, ich hab nichts mehr davon, wenn die Casa Iunia schöner wird, nur weil es vor der Hochzeit nichts mehr wird. Ab und zu werd ich sicher trotzdem hierher kommen, wenn du mir auf die Nerven gehst“, neckte sie ihn frech und kniff ihm in die Seite. Das würde sie wohl selbst dann nur ab und an während des Tages machen und dann in ihrem neuen Zuhause dennoch nächtigen, aber trotzdem war sie dafür, die Casa zu verschönern.
    “Aber das mit dem Domus Aeliana klingt auch gut. Aber meinst du, das dürfen wir so einfach. Weil... ähm, also, ich meine... gehört ja doch zum Palast dazu... so irgendwie.“ Und Axilla würde sich nie einfallen lassen, im Palast was einfach zu ändern. Da hatte sie dann doch zu viel Respekt vor dem Kaiser, selbst wenn der gar nicht da war.
    “Aber das wär schon irgendwie schön. Du würdest das wirklich nur für mich machen lassen?“ Noch niemand hatte Axilla ein Mosaik geschenkt. Wann denn auch?

  • Es hätte Caius ja gar nicht weiter wundern sollen, dass Axilla ihm nicht glaubte und deswegen noch mal eingehend sich selbst im Spiegel ansah. Sie war immerhin eine Frau. Und die machten sowas. Egal was man sagte. Auf dem Weg hierher hatte sie es auch ziemlich eilig gehabt. Da war scheinbar doch irgendwas echt im Argen mit ihr und ihrer Cousine.


    »Nein, hier hab ich keinen. Macht ja auch keinen Sinn, wenn Scamander und die anderen eh hierher kommen. Die bringen dann übrigens Firas mit. An den erinnerst du dich doch noch?« Caius sah sie fragend an. Immerhin waren sie damals mal zusammen auf Inspektionstour gegangen, auch wenn Caius das meiste davon lieber verdrängte als zu lang drüber nachzudenken...


    »Moment, wenn ich dir auf die Nerven geh, willst du hierher kommen? Wohnt doch dann keiner mehr da, wenn deine Cousine auch weggeheiratet ist. Meinst du nicht, das wär langweiliger, als sich von mir ärgern zu lassen?« stichelte Caius zurück und grinste.
    »Au!« Im Gegenzug für den Kneifer piekste er sie zurück.
    »Lass das, sonst muss ich dich bestrafen«, drohte er ihr an.
    »Dann heiraten wir zusammen mit den andern!« Das zog hoffentlich. Caius grinste breit.


    Zu der Sache mit dem Palast sagte er nicht viel. Was auch? Er wohnte ja da.
    »Wieso nicht? Dein Zimmer, deine Sache. Also, in dem Fall würd ich nicht mal Quarto vorher fragen, ganz ehrlich. Und wenn du sagst, du möchtest das... Außerdem bist du dann eh die Frau im Haus. Adria ist ja in Misenum. Die wird so schnell auch nicht wieder nach Rom kommen. Äh...das ist Quartos Frau«, erklärte er ihr.
    »Na für wen denn sonst? Hab auch schon ne Idee für das Motiv.« Caius wandte sich im Gehen zu Axilla und grinste verwegen.
    »Ich lass dir mein Gesicht legen. Dann denkst du auch an mich, wennste morgens nicht neben mir aufwachst.«


    :D

  • Natürlich erinnerte Axilla sich an Firas. Wenn auch die ganze Reise an sich irgendwie nur schwammig in ihrer Erinnerung war, so war es doch schwer, jemanden zu vergessen, mit dem man mehrere Wochen lang unterwegs gewesen war. “Klar erinnere ich mich an ihn. Hat der denn auch bei deinem Mosaikenleger gearbeitet, oder warum hast du ihn nicht gleich mitgenommen?“ So genau wusste Axilla ja wieder auch nicht, was mit dem Sklaven gewesen war.


    Als er sie zurückneckte, machte Axilla einen Hüpfer beiseite und funkelte ihren Verlobten herausfordernd an. “Duuuuu, ich weiß, wo du kitzlig bist. Und ich werde es gnadenlos anwenden!“ drohte sie gespielt, ehe sie wieder an seine Seite trat und sich wieder bei ihm einhakte. Was natürlich nicht hieß, dass sie ihre Drohung zu späterer Stunde doch mal in die Tat umsetzen würde.
    “Und natürlich komm ich trotzdem noch manchmal her. Ich kann ja nicht nur daheim rumsitzen, und wenn Serrana dann bei den Germanicern ist, [size=6]wo sie auch hingehört,[/size] und Silanus aufs Land fährt mit seiner Krankheit“ von der Axilla annahm, dass sie nur ein Vorwand war, aber nichts dazu sagte “muss sich ja irgendwer um das hier kümmern. Zumindest so ab und an mal nach dem Rechten schauen. Können ja nicht die Sklaven hier alles allein bewirtschaften und so. Und das Lararium muss ja auch gepflegt werden, und das alles. Da kann man das hier schon hübsch machen.“
    Axilla hatte nichtmal daran gedacht, dass ihr Mann, egal wer es wäre, wohl wollen könnte, dass sie nicht mehr ins Haus ihrer Gens ging. Wieso sollte er das auch? Immerhin würde sie sowieso nur manus-frei heiraten, alles andere kam ja gar nicht in Frage. Und da war es doch ganz normal, wenn man ja noch zu seiner gens gehörte, die auch mal zu besuchen? Aber sie glaubte sowieso, dass Archias sie nur aufziehen wollte, also fragte sie nicht weiter nach.


    Bei seinem Vorschlag aber, was er ihr als Mosaik legen wollte, musste sie doch lachen. Sie schüttelte den Kopf und konnte kaum mehr aufhören, zu kichern.
    “Ja, das sieht dir ähnlich!“ meinte sie gespielt übertrieben und knuffte ihn nochmal leicht in die Seite. Ein Bild von ihm in ihrem Schlafzimmer, also wirklich. Auf so Ideen konnte auch nur er kommen.
    “Ich denk, ich nehm eher eine Nymphe, wenn du damit leben kannst.“ ein schöner, grüner Nymphenbaum, vielleicht noch ein Satyr oder etwas ähnlich wildes, das wär nach Axillas Geschmack. Und wenn das wirklich keine Umstände machte und sie das durfte, und sie es sich aussuchen durfte, war das wohl eher ihre Wahl.

  • »Nee, der hat mir im Haushalt geholfen und so«, erwiderte Caius und grinste. Firas als Mosaikenleger, was für ein schrecklicher Gedanke, wenn der da dann genauso arbeitete wie er kochen konnte! Caius konnte sich noch ziemlich genau an die ganzen verbrannten Sachen erinnern, die sie einvernehmlich als fehlgeschlagene Experimente eingestuft hatten, bevor sie zu Meccis gegangen waren, um sich ein paar Bör-Ga zu holen.
    »Jetzt wo ich die Konzession für Italien hab und die Läden umziehen, kommt Firas mit. Den hatte ich zum Aufpassen dagelassen. Manche Griechen machen nämlich lieber Siesta als zu arbeiten.« Caius nickte bestätigend.


    »Aber nicht heute, es sei denn, du kannst das Echo ertragen!« konterte Caius gleich mal locker-flockig und streckte Axilla die Zunge raus.
    »Joa. Kannst du ja gern machen«, sagte Caius leichthin und zuckte mit den Schultern. Er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendwer anders so dachte wie sie und dann regelmäßig hier nach dem rechten sah. Wie sie Serrana beschrieb, war der wohl eh alles egal. Caius glaubte eigentlich, dass Axilla ganz schnell die Nase voll hätte, wenn nie wer hier war, wenn sie kam. Er machte sich da gar keine großen Gedanken. Außerdem war das ja auch Axillas Sache.


    Axilla kicherte ziemlich albern herum, und Caius grinste leicht dümmlich dazu.
    »Ich kann meinen Leuten ja sagen, sie sollen mir einen Fischschwanz dransetzen«, schlug er vor und brachte damit Nymphen und Nixen oder Sirenen durcheinander. Er war eben nicht besonders belesen, sondern interessierte sich eher für Tatsachen.

  • Im Haushalt geholfen? Achso. Klang irgendwie so, als hätte Firas in der Küche die Rüben geschält. Axilla überlegte gerade, wer in der Casa Iunia denn wohl alles in der Küche arbeitete. In Alexandria hatte sie nach dem Hasenvorfall zu den Parentalia das Verbot bekommen, der Küche auch nur noch einmal zu nahe zu kommen, und sich daran gehalten. Und hier in Rom hatte sie es gleich von Anfang an so gehalten. Was dazu führte, dass Axilla eigentlich gar nicht wusste, wer da so alles in der Küche stand.
    “Findest du? Also, alle Griechen, die ich kennen gelernt habe, waren eigentlich ziemlich fleißig.“ Immerhin waren die meisten Freunde, die sie in Alexandria hatte, Griechen. Und Nikolaos war ja sogar Gymnasiarchos gewesen. Gut, der hatte auch manchmal in seinem Büro geschlafen, wenn er dachte, Axilla würde das nicht mitkriegen. Aber sonst... “Aber freut mich, wenn er dann jetzt auch herkommt. Ich fand ihn auf der Reise ziemlich lustig.“


    Irgendwie aber verfehlte ihre Drohung ihre Wirkung. Archias glaubte wohl nicht, dass sie ihn wirklich durchkitzeln würde, ohne Gnade! Fast schon juckte es ihr in den Fingern, aber Axilla hielt sich zurück. Das Gemeine war ja, er hatte Recht, er wusste nämlich auch, wo sie kitzlig war. Und das Kleid heute war leider nicht so dick, als dass sie es hätte riskieren wollen. Wenn, dann musste sie ihn gleich so niederkitzeln, dass er nur mit Defensive beschäftigt war und keine Chance zum Gegenkitzeln hatte.... Ihr würde schon was einfallen.
    “Werd ich auch so machen“, meinte sie noch mit der Andeutung einer herausgestreckten Zunge. Dazu brauchte sie ja seine Erlaubnis nicht. Und irgendeiner musste es ja sowieso machen. Aber sie neckte ihn einfach gern.


    Bei der Idee für das Mosaik musste sie aber dann doch wieder lachen. Archias als Triton! Das war ja schon fast so komisch, dass man es machen sollte. Allerdings nur fast. Und als Axilla sich wieder eingekriegt hatte und die Tränen aus den Augen gewischt hatte – die diesmal ausnahmsweise nicht vom Heulen dort gestanden hatten – grinste sie ihn schelmisch an.
    “Ne, ich dachte eher an eine Baumnymphe, so richtig mit Baum. Und ohne dein Gesicht. Vielleicht noch einen Faun, oder so. Nichts mit Wasser.“
    Sie schlenderten weiter durch das etwas karg wirkende Perystil. Hier könnte man wirklich einiges verschönern lassen.
    “Ist der coelische Berg eigentlich weit weg von hier? Ich hab gehört, dass es dort einen Nymphenwald gibt. Und das Sacellum Querquetulanum, das würd ich gern mal anschauen.“ Wenn man schonmal in der Nähe war. Gemessen an Alexandria oder Tarraco.

  • »Tja, dann hast du die Falschen kennengelernt, mein Schatz. Oder die Richtigen. Wie man's nimmt«, erwiderte Caius grinsend. Zu Firas nickte er nur zustimmend. Der Kerl war für ihn auch eine wahre Bereicherung. Irgendwann würde er ihn auch freilassen, aber nur unter der Bedingung, dass sonst alles so wär wie momentan auch. Auf die Sticheleien von Axilla ging er gerade nicht weiter ein. Er hatte auch gar keine Zeit dazu. Caius sah sich nämlich gerade den Boden an.


    »Also, hier könnte man schon einiges draus machen«, bemerkte er nachdenklich und deutete dann vor ihre Füße, wo viel Platz für ein Mosaik war, wie Caius fand. Axilla kriegte sich inzwischen nicht mehr ein vor Lachen, und Caius grinste abwartend vor sich hin, bis sie wieder genug Luft hatte.
    »Tja also, dann nix mit mir. Auch gut. Ich bin glaube nicht so geduldig wenns ums Modellstehen geht. Außerdem würden die Farben mir wohl nicht so gerecht werden.« Caius reckte das Kinn etwas hochnäsig nach vorn und sah Axilla dabei aus den Augenwinkeln an.
    »Wobei...stell dir mal vor, wenn du tierisch sauer auf mich wärst, dann könntest du mir voller Granatapfel ins Gesicht treten, ohne dass es tatsächlich mein Gesicht wär. Andererseits säh ich wohl auch ziemlich bald ausgelutscht aus, wenn dauernd irgendwer über mich drüber rennt. Also machen wir lieber deinen Baum und deine Viecher. Und für hier suchst du dir auch was aus. Sobald meine Leute dann da sind, sollen die anfangen.« Caius nickte selbstgefällig.


    Und schaute im nächsten Moment dann verdattert, bis er anfing zu lachen.
    »Heheheh...ja...Moment, das hast du ernst gemeint? Du meinst nicht den Palatin mit co-aelischem Berg?« fragte er sie dann, als die Erkenntnis dämmerte.
    »Aber den Querulanten-Sack kenn ich. Da gab es mal einen, der in einem Fass gewohnt hat...aber den willst du dir bestimmt nich anschauen.« Caius rümpfte die Nase.

  • “Die Richtigen“ feixte Axilla und war damit sehr bestimmt. Auf ihre griechischen Freunde ließ sie nichts kommen. Es hatte seinen Grund, warum die Iunii bei den Alexandrienern eigentlich auch immer sehr beliebt gewesen waren, unter anderem eben diese positive Einstellung zu den Griechen.


    “Oh, aber die armen Sklaven, die dann andauernd die Granatapfelreste vom Boden wischen müssen. Das klebt doch!“ Frech streckte Axilla Archias die Zunge raus und nutzte den kurzen Augenblick, um ihn einmal in die kitzlige Stelle auf der Seite zu gieksen, die einen immer so schön zusammenzucken ließ. Es machte ihr einfach Spaß, ihn zu ärgern.
    Sie brachte sich vor einer Gegenattacke ein wenig in Sicherheit und lachte ihn dann an. “Nymphen sind doch keine Viecher. Ich muss mit dir mal wirklich drei Tage in einen Wald gehen, damit du Stadtkind mal wieder lernst, die Stimmen der Natur zu hören.“
    Ja, das wäre doch DIE Idee! Warum war sie da nicht früher drauf gekommen? Das sollten sie wirklich mal machen. Einfach ein wenig aus der Stadt raus und in die freie Wildnis. Einfach mal wieder ein wenig Wind und Erde fühlen. Das wäre sicher toll.


    Als Archias dann aber alles durcheinander brachte, musste Axilla schon wieder lachen. Irgendwann erstickte sie noch, wenn er das dauernd machte. “Nein, den coelischen Berg. Wo die Coelier herkommen. Der muss doch irgendwo in der Gegend sein. Da ist ein Wald drauf, für die Nymphen. Und da will ich hin.“ Irgendwie erinnerte sie das gerade an seine Verwechslung von Dorisch und Dorsch. Archi, der alte Fisch. Vielleicht daher seine Idee mit dem Triton? Auf jedne Fall fand Axilla es sehr lustig.
    “Ich seh schon, ich muss dir noch ganz viel zeigen.“ Wenn Axilla auch von nichts eine Ahnung hatte, wie man das Leben der Natur fühlte, das wusste sie.

  • Caius zuckte zusammen, aber er quiekte nicht, sondern packte Axilla einfach und kitzelte sie ohne Gnade an die nächste Säule. Da brachte auch ihre verzweifelte Gegenwehr nicht viel. Ganz dicht vor ihr stand er dann da und grinste sie an.
    »Wie war das mit dem Echo, hmmm?« ermahnte er sie, dann lachte er und drückte sie nicht mehr mit dem Rücken an den kalten Marmor, bevor da was anderes raus wurde. Er nahm sie bei der Hand und schlenderte weiter mit ihr den Gang entlang.


    »Machen wir doch eh«, antwortete er auf ihren Vorschlag.
    »Ich schulde dir ja noch ein Picknick. Das hab ich nicht vergessen.« Caius grinste Axilla vielsagend an und wackelte kurz mit den Augenbrauen.
    »Vielleicht sehen wir dann ja Nymphen, wenn wir Zeit zum Gucken haben.« Das Grinsen wurde noch breiter, und er fand dass ihr einfach klar werden musste, woran er dabei dachte. So schnell würde das wohl aber nichts werden, nur wussten das beide noch nicht.


    Axilla lachte schon wieder, was Caius diesmal aber nicht wirklich verstand. Sie hatte doch damit angefangen, warum lachte sie ihn dann aus? Oder hatte er was durcheinander gebracht?
    »Öhm«, kommentierte er geistreich, als sie von irgendwelchen Co-Aeliern redete, die er gar nicht kannte.
    »Wer sind die denn?« fragte er vorsichtig und treudoof nach.
    »Äh, ja. Aber nicht jetzt. Jetzt solltest du mir sagen, was du hier für ein Motiv haben willst. Ich könnt mir ja eine Quadriga vorstellen. So ein Peristyl ist ja irgendwie wie ein circus, findest du nicht. Man könnte aber auch ein Schiff nehmen. Oder Wachhunde, falls ihr keine echten habt.«

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!