• Den Schwall an Informationen galt es erstmal zu verarbeiten, aber diesmal spielte das Hirn Maximians schon wesentlich besser mit. Fast ohne Verzögerung konnte er den genauen Inhalt Valerias Aussage verstehen und für sich verwerten, sodass er sie schließlich blinzelnd ansah und sich mit der Hand über die kurzen Haare im Nacken fuhr.


    "Ja, Hunger. Ich... ich tu das hin und wieder, wenn ich großen Hunger habe. Das kommt selbst zu den verrücktesten Tageszeiten vor, sodass es mich inzwischen nicht mehr wundert." Er lächelte dennoch leicht verwirrt (vielleicht allmählich auch ein wenig peinlich berührt) und schüttelte dann den Kopf. Schlafwandeln tat er nicht. "Und nein, ich bin hellwach."


    Etwas versetzt neben ihr stehend, wanderte sein Blick also hin zur leeren Amphore. Dafür brauchte sie also das Wasser bzw. besser gesagt sollte es dort rein. Maximian lupfte kurz die Brauen, nahm sich das gläserne Gefäß und ging zu einem Eimer, der mit frischem Wasser gefüllt war. Sein Blick war inzwischen strenger geworden, denn ihm gefiel ganz und gar nicht, dass Valeria in ihrem Zustand durchs Haus lief. Mit diesem Blick begegnete er ihr auch, während er mittels einer Kelle Wasser in die Amphore umfüllte.


    "Alesia ist eine Sklavin. Du hättest sie wecken sollen" sprach er. Jetzt war er also wieder ganz er selbst und voller Sorge um Valeria, die nicht umsonst eine Sklavin zur Überwachung abgestellt bekommen hatte. Während sie immer noch an Fieber litt, machte er sich Gedanken, ob sie durchkommen würde und da stand sie nun zu mitternächtlicher Zeit vor ihm. Er würde mit der Sklavin ein ernstes Wörtchen reden.
    Mit der gefüllten Amphore ging Maximian zurück zu Valeria. Er schloss das Gefäß und stellte es neben die kranke Decima auf die Anrichte. Dann stützte er beide Hände darauf und sah Valeria mit schräg gelegtem Kopf und fragender Miene an.


    "Geht es dir etwa schon besser?"

  • Männer, dachte sich Valeria nur und musste schmunzeln, wobei sie die Hand wieder sinken ließ und Maximian mit den Augen folgte um zu sehen, wie er die Amphore nahm und nach und nach füllte. Er tat das hin und wieder. Aha. Was tat er hin und wieder? Sich in die Küche stehlen und eine Fressorgie veranstalten? Valeria kicherte und wippte mit den Füßen, während maximian mit der vollen Amphore zurück kam.


    "Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten du seist schwanger", witzelte Valeria und schauderte ob der Kühle der Culina. Sie lächelte den verschlafen wirkenden Maximian an und sah dann auf den Krug, den er mit den Händen abdeckte, während er mit ihr sprach.


    "Sie hat so tief geschlafen. Sogar geschnarcht hat sie. Es ist doch auch gar nichts passiert, sei nicht so streng. Du kannst mich ja auch zurückbringen", bemerkte sie und sah ihn dann herausfordernd an mit ihren vom Fieber glasigen Augen. Wieder fröstelte sie und zog diesmal das roséfarbene Etwas fester um die Schultern. Kurz maß sie den Tisch mit einem flüchtigen Blick und entdeckte Oliven darauf. Och, ein oder zwei, darauf hätte sie schon appetit. Aber sie sagte nichts, sondern sah Maximian kurz darauf wieder an.


    "Hmm. Wenn ich nein sage, dann wirst du mit mir schimpfen", schlussfolgerte sie folgerichtig und griff dann kurzerhand nach seiner Hand, um sie mit beiden Händen festzuhalten und darauf niederzublicken.


    "Es ginge mir besser, wenn ich nicht den halben Tag allein im Zimmer sein müsste - glaube ich. Ich weißja, dass ihr viel zu tun habt... Hast du schon in der Legio angefangen? Und...ich habe eine dunkelhaarige Frau gesehen, als sie an meinem Zimmer vorbeigegangen ist. Ungefähr so groß. Sie sah auch ein bisschen krank aus und war in eine Decke gehüllt. Wer ist das?"


    Ein geschicktes Ablenkungsmanöver. :D

  • Schwanger? Wie kam sie darauf? Ach ja, die Essgelüste. Maximian schmunzelte und schüttelte dann den Kopf. Nein, diese Option gab es in seinem Falle wohl nicht. Dann folgte er mit einer hochgezogenen Braue ihrer Ausrede dafür, dass sie die Sklavin nicht geweckt hatte und bemerkte, dass sie ihn zu beschwichtigen suchte. Nun gut, er wollte nicht so sein und so atmete er tief ein, um ein wenig milder gestimmt sein zu können.


    "Das steht fest" antwortete er trocken. Natürlich würde er sie zurück auf ihr Zimmer bringen, denn so wie sie aussah, musste er befürchten, sie würde auf halber Strecke einfach zusammenbrechen. Wenn sie Glück hatte, wachte einer der anderen noch vor Sonnenaufgang auf und würde sie am kalten Boden auffinden. Wenn nicht, würde sie noch ein paar Stunden dort liegen, auskühlen.... Nein, das musste nun wirklich nicht noch passieren.


    Wieder musste Maximin schmunzeln. Valeria scherzte, aber das hatte sie auch vor Tagen nicht verlernt gehabt, als es ihr weitaus schlechter gegangen war. Es freute ihn. Aber es war gefährlich ihr die Scherze abzunehmen, denn sie dienten dem Zwecke, dass man zu schnell darüber hinwegsehen wollte, wie es ihr in Wirklichkeit ging. Aus irgendeinem Grund glaubte Valeria, dass es ihr nicht schlecht gehen durfte, und so verleugnete sie ihren besorgniserregenden Zustand zu schnell.
    Sie nahm seine Hand und legte ihre beiden auf sie. Maximian sah auf ihre Hände, die kalt waren und sah hinauf in Valerias durch die Krankheit dauermüden Augen, die ihn aber nicht ansahen, sondern ebenfalls auf die Hände herab.


    "Eine dunkelhaarige Frau sagst du? Das kann nur Claudia Aureliana Deandra gewesen sein, denn meine Mutter kennst du ja. Keine Ahnung. Ist sie krank? Ach ja, ich habe meine Eltern über etwas diesbezüglich reden hören..." antwortete Maximian ihr und zuckte dann mit den Schultern. Apropos Decke, dachte er sich, Valeria würde so eine auch nicht gerade schlecht tun. Er sah sich kurz um, konnte aber nichts entdecken, dass den Dienst sinnvoll erfüllen konnte, sah zurück zu Valeria und entzog ihr seine Hand, denn hier konnte sie nicht bleiben.


    "Nein, bei der Legio habe ich noch nicht angefangen. Ich habe noch ein, zwei Dinge zu erledigen, aber dann..." erzählte er und machte sich daran das Schlachtfeld, das er hinterlassen hatte, ein wenig zu ordnen. Halbherzig wischte er die Krümel vom Tisch und stellte immerhin auch das Olivengefäß zurück, ehe er die Milch trank und sich hinterher den weißen Bart abwischte. Anschließend ging er langsam zu Valeria, die immernoch auf der Anrichte saß, den Umhang fest um ihre schmalen Schultern gezogen und schon leicht zitternd. Er musste aufstoßen, aber dann nahm er mit je einer Hand eine von Valerias und stand so direkt vor ihr.
    "Wenn ich weiß, dass du auf dem Weg der Besserung bist, werde ich mich mustern lassen. Vorher nicht." Er seufzte ganz leise und sah sich dann nochmal um. Hunger hatte er nun keinen mehr, aber er hoffte inständig, dass er vielleicht bei Valeria in dieser Hinsicht noch irgendetwas bewirken konnte.


    "Und du magst wirklich nichts essen? Ein wenig Apfelmus vielleicht? Ein Stückchen Brot?"

  • Valeria seufzte tief, weil Maximian sich so trocken anhörte und sie vermutete, dass er keinen Spaß mitmachen würde. Dann aber sah sie seinen Gesichtsausdruck und schmunzelte. Ein heiseres Husten ertönte und sie beobachtete ihn dabei, wie er die Spuren seines Mitternachtsimbisses einigermaßen zu verdecken suchte. Natürlich wäre es nicht einmal Meridius selbst gelungen, eine solche Orgie vor der dicken Köchin zu verbergen. Valeria hatte ohnehin das Gefühl, dass die Köchin jede Olive zählte und am nächsten Morgen genau wusste, wie viele des Nachts gegessen worden waren. Anhand der Krümelspur in Maximians Zimmer würde es wohl auch nicht sonderlich schwer sein, den Übeltäter zu fassen.


    Endlich kam er zurück und griff nach ihren Händen. Valerias waren kühl, aber Maximians schön warm. Seine Worte überraschten sie, und dementsprechend sah sie wohl auch aus.
    "Du willst wirklich warten, bis es mir besser geht? Warum?" wollte sie wissen, stellte aber recht schnell fest, dass sie damit vielleicht ein Eingeständnis machte und schüttelte kurz den Kopf.
    "Ich meine, es geht mir schon viel besser, wirklich", log sie daher schnell.


    Langsam wurden ihre Hände wieder warm und in diesem Moment streifte die kleinen graue Katze aus Rom wieder um die Ecke in die Küche und maunzte kläglich. Valeria lächelte auf sie hinab.
    "Nein, ich möchte nichts. Aber ihr könntest du ein Schälchen Milch geben. Sofern du sie nicht leer gemacht hast", witzelte Valeria, hielt Maximian jedoch zugleich auch fest an den Händen. Ihr glasiger Blick fand seinen und verlor sich einen Moment darin, ehe sie sich räusperte und verlegen den Kopf senkte.

  • Er hatte schon mit einem knappen und einfachen 'Ja' antworten wollen, da fragte Valeria ihn doch tatsächlich, warum er das wollte. Er blinzelte einen Moment lang, dann schüttelte sie den Kopf und verleugnete einmal mehr ihren Zustand. Maximian seufzte liese und senkte den Kopf, als die Katzen den Raum betrat und maunzend alles abstrich, was sich ihr da in den Weg stellte. So auch um Maximians Beine und von dort aus weiter zum Tisch, um den herum viele Krümel ihr Interesse weckten. Aber dem Brot und den Olivenfetzen konnte das Tier nicht viel abgewinnen.


    Maximian hätte dem Tier nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, schließlich waren Katzen da um Mäuse zu fangen. Valeria aber forderte, dass er dem kleinen, weichen Tierchen ein wenig Milch hinstellte. Zugleich hielt sie jedoch seine Hände fest und als er ihren Blick suchte, gab es einen kurzen aber sehr besonderen Moment, der Valeria sogar in Verlegenheit brachte.
    Ihm zauberte das ein Lächeln auf die Lippen, denn nach all dem, was sie er- und durchlebt hatten, wusste er nicht mehr genau, ob es jemals wieder solche Momente zwischen ihnen geben würde. Dieser Blick eben war der Beweis dafür, dass Valeria eben immer noch Valeria war, und er immer noch er. Es war nur einfach ein wenig Zeit ins Land gegangen. Nur ein wenig Zeit.
    Abermals atmete Maximian tief durch, dann suchten seine Hände nach Freiraum, entfernten sich aber nicht von Valeria. Ganz im Gegenteil. Sie langten nach Valerias Hüften, umfassten sie vorsichtig und zogen sie langsam von der Anrichte herunter. Gestützt durch ihn landete sie weich auf dem Boden und bekam Hilfe, während sie die ersten Augenblicke sicherlich unsicher stand. Maximian blickte Valeria dabei unentwegt in die Augen und rührte seine Finger kaum. Aber sein Herz pochte, weil sie sich so nahe standen.


    "Geht es? Kannst du stehen? Also gut, die Milch kann sie haben. Aber dann wird es Zeit für dich wieder ins warme Bett zu kommen. Wenn der Medicus erfährt, dass du länger als nötig gefroren hast, werde ich Ärger bekommen."
    Er hörte sich an wie seine Mutter. Seltsam. Maximian schmunzelte und überlegte, wie jemand hiervon erfahren sollte, denn nur er und Valeria wussten von diesem nächtlichen Zusammentreffen, niemand sonst.


    Damit löste er prüfend seine Hände, ließ Valeria diesen Moment allein stehen und nahm ein Schälchen aus dem Regal, füllte es zur Hälfte mit Milch. Eine Tätigkeit, die vom fordernden Maunzen der Samtpfote begleitet wurde. Er platzierte die Schale direkt vor dem kleinen Geschöpf, strich ihm dann einmal über das weiche Rückenfell und erhob sich wieder.


    "Kannst du gehen?" fragte er dann und war schon wieder bei Valeria. Die Amphore nahm natürlich er.

  • Aha, also wollte er nicht antworten auf die Frage nach dem Warum. Valeria konnte sich ja denken, warum. Er machte sich Sorgen um sie. Valeria fand das süß, das heißt, sie fände es süß, wenn das der Wahrheit entspräche. Irgendwie wunderte sie sich wieder über ihre eigenen Gedanken. Sie war eine erwachsene Sacerdos und sollte soetwas eigentlich nicht denken, hätte es unter normalen Umständen vermutlich auch nicht gedacht. Die aufmerksamen Augen der Katze behielten die ganze Zeit über die Küche im Auge und sahen auch, dass der junge Mann Valeria sanft von der Anrichte hob. Valeria war ihm dankbar, dass er sie nicht sofort wieder losließ, denn in der Tat schwankte sie einen Moment und griff nach seinem Unterarm, um sich zu halten. Sie sie so voreinander standen, durchströmte Valeria ein warmes Gefühl, das ausnahmsweise einmal nicht vom Fieber kam, sondernvon innen heraus.


    "Ja, es geht", sagte sie und schenkte den anderen Worten absichtlich keine Beachtung.


    Sie blinzelte und drehte den Kopf der miauenden Katze zu, die inzwischen laut schnurrend auf die Milch wartete, die Maximian soeben in eine Schale goss. Mit sichtlichem Appetit schlabberte das zierliche Tierchen die Zwischenmahlzeit auf. Das Schnurren war nun eingestellt, denn es störte beim Trinken. Liebevoll blinzelte Valeria auf das graue Tier herunter, das während der Reise ganz schön etwas hatte aushalten müssen. Zum Glück hatte Leah daran gedacht, das kleine Tierchen mitzunehmen.


    Als Maximian nun wieder zu ihr kam, schmunzelte sie kurz, nickte dann aber.
    "Sicher. Auch wenn ich gerade gar nicht mehr müde bin und viel lieber bei dir bleiben würde."

  • Die Amphore mit dem Wasser im Arm haltend und Valeria ansehend, vernahm Maximian ihren Wunsch. Sie wollte viel lieber bei ihm bleiben. In den vergangenen Tagen hatte er die ein oder andere Stunde an ihrem Bett verbracht. Meistens hatte sie geschlafen und nicht einmal bemerkt, dass er da gewesen war, und war sie dann mal aufgewacht, war ihre Anwesenheit meist nur von kurzer Dauer gewesen oder jemand anderes hatte ihr einen Besuch abstatten wollen.


    "Ist das so?" fragte Maximian Valeria mit einem gespielt skeptischem Lächeln, das sogar ein wenig verriet, wie sehr auch er sich ein wenig Zweisamkeit mit Valeria wünschte. Dann überlegte er einen Moment vorgeblich angestrengt. Einschlafen konnte er eh nicht sofort, weil sein Körper nach mitternächtlichen Mahlzeiten arg mit der Verdauung beschäftigt war. Bedeutete, er wäre jetzt sowieso noch mit zu Valeria gegangen, damit er sich sicher sein konnte, die junge Ausflüglerin habe direkt den Weg ins Bett zurückgefunden.


    "Vorschlag: Ich werde noch mit auf dein Cubiculum kommen und bei dir bleiben, bis du eingeschlafen bist, hm? Und morgen komm ich dich ja sowieso wieder besuchen."

  • Valeria überlegte eine Weile auf der Unterlippe kauend vor sich hin. Zurück in ihr Zimmer? ganz bestimmt würde Alesia aufwachen und Maximian sogleich mit einem Verweis auf die Uhrzeit aus dem Zimmer scheuchen. Und außerdem war sie gar nicht müde. Naja, zumindest redete sie sich das ein, damit sie länger bei Maximian bleiben konnte. Und so kam es, dass sie ihn leicht vorwurfsvoll ansah und sich eine Idee in ihrem Kopf bildete, bei der Meridius wahrscheinlich böse geworden wäre, die Valeria in diesem Moment aber ausßerordentlich gut gefiel.


    "Och. Hm. Magst du mir nicht dein Zimmer zeigen? Ich kann meine vier Wände allmählich nicht mehr sehen, wenn ich ehrlich bin. Es ist zwar wirklich hübsch eingerichtet, aber ein Tag kommt einem wie ein Jahr vor, wenn man im Bett liegen muss und nicht aufstehen darf. Eigentlich, meine ich", sagte sie und lächelte verlegen, denn immerhin lag sie nun augenscheinlich nicht im Bett.
    "Und wenn man danach geht, habe ich das Zimmer schon fast fünf Jahre aus immer dem gleichen Winkel betrachtet."


    Sie blinzelte und verstand sich gerade selbst nicht mehr. Was redete sie wieder für einen Unsinn? Verwirrt sah sie Maximian an und rettete sich in ein schiefes Grinsen, sah ihn zugleich aber auch erwartungsvoll an und konnte dem Drang nicht wiederstehen, ein unglaublich herzerweichendes "Büttööö" nachzuschieben.

  • Auch Maximian blinzelte, nachdem Valeria geendet hatte, weil er sie irgendwie nicht ganz verstehen konnte. Wie war das mit ihrem Zimmer? Und wie kam sie auf die fünf Jahre? Hä? Am Ende blieb ihm nur im Gedächtnis, dass Valeria ihn gebeten hatte ihr sein Zimmer zu zeigen. Gerade als in Maximian die gesunde Gegenwehr zu dieser Bitte aufkeimen wollte, setzte Valeria noch eins mit ihrem beinahe schon gewinselten "Büttööö" drauf.
    Dieser Schmollmund. Maximian hatte Valeria in der Vergangenheit immer schon nur unschwer Bitten abschlagen können, in jüngster Vergangenheit hatte er es gelernt, um sich selbst zu schützen, und jetzt fand er sich in einem Zwiespalt wieder, der ganz beträchtlich in die eine Richtung zu kippen drohte, nämlich pro Valerias Bitte, die ja mehr schon einem Gegenvorschlag für seinen eben gemachten glich.


    Natürlich musste der junge Mann an sich zweifeln, aber in Anbetracht der Umstände fand er die Idee, Valeria mit zu sich aufs Cubiculum zu nehmen (vorerst, er würde sie dann eh zurück zu ihr ins Zimmer bringen) nicht mal so schlecht.


    "Hältst du das für so eine gute Idee?" fragte er dennoch vorsichtig nach, Valeria prüfend musternd. Er war innerlich trotz allem sehr angespannt. Es war noch so vieles offen zwischen ihnen.

  • Maximians Gesichtsausdruck bestätigte Valeria darin, dass sie eben wirr geredet hatte. Er schien keine Ahnung davon zu haben, was sie sich gedacht hatte, aber das war auch nicht weiter verwunderlich, denn er war ein Mann und wie war eine Frau. Eine kranke, um genau zu sein, was den Unterschied zwischen den Geschlechtern vermutlich noch verstärkte. Kurz sah es so aus, als haderte Maximian mit sich selbst, ob er nachgeben und Valeria mitnehmen sollte, oder ob er hart bleiben und sie zurück in ihr eigenes Cubiculum geleiten sollte. Als er noch einmal nachfragte, wusste sie, dass sie so gut wie gewonnen hatte.


    "Ja", sagte sie daher nachdrücklich und griff nach seiner Hand, nach der, die die Amphore nicht hielt. Valeria machte zwei Schritte und blieb dann stehen, griff sich an den Kopf und fühlte sich schwindelig. Sie seufzte und sah Maximian an, der noch immer da stand, als wisse er nicht, was er nun tun sollte oder ob sie es wirklich ernst meinte. So ging sie die zwei Schritte zurück und umarmte ihn einfach, den Kopf an seine Brust gelegt und kurz seufzend.


    "Ich muss dir noch etwas erzählen", murmelte sie.

  • An Maximians Blick änderte sich nicht großartig etwas. Er war ein wenig verwirrt, ein wenig verunsichert und nach wie vor besorgt. So beobachtete, wie Valeria leicht wankte und sich an den Kopf fasste. Inzwischen mussten ihre Füße auch wieder kalt geworden sein, denn sie stand ja immer noch barfuß da. Er zweifelte in dem Moment noch mehr daran, dass es eine gute Idee war den Umweg über sein Cubiculum zu gehen, aber kaum hatte er sich durchgerungen etwas zu sagen, schmiegte Valeria sich an ihn und er blinzelte auf ihren Kopf herab.


    Damit und der Aussage, sie hätte ihm noch etwas zu erzählen, stellte sie den Schalter bei ihm um. Das wichtigste war, Valeria kam an einen Ort, an dem es Wärmer war. Das konnte beispielsweise sein Cubiculum sein, denn dort würden sie niemnden stören und er hatte ein Bett, dass er Valeria überlassen konnte, während sie ihm erzählte, was es zu erzählen gab. Nun galt nur noch zu hoffen, dass es nicht nur ein Vorwand war, den sie da angeführt hatte.


    Maximian schlang den freien Arm um Valerias Hüfte und atmete ihren Duft ein, dann nickte er.
    "Na schön. Dann komm jetzt, es ist viel zu kalt hier unten."


    Und so gingen sie los. Maximian ließ seinen Arm um Valerias Hüfte gelegt, denn so war stützte er sie im Notfall nicht nur gleich, sondern vergrößerte die Distanz zwischen ihnen nur kaum mehrklich.

  • Ein paar Sklavinnen hielten sich in der Culina auf und bereiteten die nächste Mahlzeit vor. Cephalus schaffte es, eine von ihnen zu überreden, ihm eine Kleinigkeit zu essen zu überlassen.
    „Das ist Phaeneas“, erklärte er, „der neue Sklave.“ Der Bithynier nickte in die Runde. Die Sklavinnen wandten sich wieder den Speisen zu und Cephalus schob Phaeneas einen Becher Wasser hin. Dankend nahm er ihn an und blickte fasziniert hinein. Schade, dass Trinkwasser nur zum trinken da war. Dann nahm er einen Schluck. Das Wasser war kalt und verstärkte das Kältegefühl in ihm, doch er ignorierte es so gut es ging.


    Sim-Off:

    Damit ist der Rundgang jetzt beendet! ;)

  • Je näher man der Küche kaml, desto stärker wurden die Gerüche von Minze, Safran, Nelken, Pfeffer, Ingwer, Kardamon, Fenchel, Dill, Koriander, Kümmel, Salbei, Thymian, Majoran und so manchen anderen Gewürzen. Aber besonders schlug Phaeneas die Wärme des Ofens entgegen. Bei den Göttern, ein ganz anderes Lebensgefühl!
    In der Culina stand der bithynische Sklave nicht lange herum, sondern sah sich nach einer Beschäftigung um. Er entdeckte Syria, die sich am Mörser mit etwas besonders hartnäckigem abmühte, und löste sie ab. Mit einem erleichterten Lächeln überließ sie ihm den Stößel. Berenice rührte in einem Topf herum. "Was machen eigentlich deine Schnecken?", wandte sich Phaeneas an sie. Berenice war Griechin und in etwa so alt wie der Herr. Sie hatte schwarze wellige Haare, die sie stets zu einem strengen Knoten gebunden hatte, und ein herzliches warmes Lachen, mit dem sie jeden so oft bedachte. Die Küche war ihre große Leidenschaft und sie liebte nichts mehr als den Herrn tagtäglich wieder zu bekochen. "Meine Schnecken?", wandte sich Berenice um. "Oh, denen geht es gut. Sie fressen schön." Sie trat an ein Regal heran, wo die Schnecken in einer Schüssel voll Milch gemästet wurden. "Wenn sie nur nicht so viel Umstände machen würden... Fast als wüssten sie, was für eine Spezialität sie sind." Mit dieser etwas sarkastischen Bemerkung füllte sie vorsichtig Milch nach.

  • „Iotape, Nicaea, Thessalonice, der Tisch muss noch gedeckt werden! - Smyrna, hilf ein wenig beim Verzieren, der Tisch soll nicht so leer aussehen! Nimm einfach, was du willst, du kriegst das schon hin!“ Berenice strich dem kleinen pechschwarzen Mädchen aus Mauretania über den Kopf. „Ach ja, Syria, schau bitte auf den Hasen! Wehe, wenn etwas anbrennt! – Arete, du weißt ja, die Gewürze müssen dazu, Pfeffer, Liebstöckel, Kümmel und so weiter!“
    Arete, die ganz genau wusste, nickte nur stoisch zu Berenices Anordnungen. Schließlich war sie kein junges Mädchen, dem man alles einzeln erklären musste. Aber sie kannte Berenice aus langer Erfahrung und wusste, dass diese aus Sorge um die Speisen am liebsten jedem alles doppelt auftrug und das eben auch bei Arete, die doch schon lange Zeit als ihre rechte Hand fungierte und ohne die so manches in der Küche um einiges langsamer vorangegangen wäre.
    Berenice sah sich um. „Evanoridas“ - man sah ihr an, dass ihr der Name viel zu lang war für die Geschwindigkeit, in der sie gerne Anweisungen geben würde – „kümmer du dich um die Gewürze!“ Evanoridas ging am Mörser an die ihm zugewiesene Arbeit. „Lichas, ... Ach nein, lass nur.“ Berenice brach ab und sah sich dann in der Culina um. Sie stellte zufrieden fest, dass nun endlich alles so lief, wie es sollte.

  • Phaeneas, der zusammen mit Cephalus, Mania und Lysias Gemüse schnitt, lauschte ein wenig amüsiert der Fülle an Anweisungen und die Geschwindigkeit, mit der alle sie ausführten. Gleich darauf wandte sich Berenice auch an ihn. Allerdings wirkte ihr Tonfall jetzt nicht mehr so befehlend, sondern verriet mehr die Besorgnis einer Hausfrau: „Phaeneas, der Boden im Triclinium sollte auch mal wieder gewischt werden.“ Der Bithynier blickte hoch und meinte: „Ich kümmere mich darum.“ Er überlegte, wen er alles dazu einteilen sollte, und beschloss auch Hedda einzuteilen – und selber mitzuhelfen. Er hielt nicht viel davon, nur die anderen Sklaven herumzukommandieren. Und auch ansonsten hielt er sich mit Befehlen weitgehend zurück, solange es nicht nötig war, eigentlich lief ja im Haus alles wie von selbst.

  • Lysias erzählte gerade einen Witz und Phaeneas verfolgte aufmerksam dessen Mienenspiel und die Selbstverständlichkeit, mit der er weiter Gemüse schnitt.
    „Vor ein paar Tagen wollte ich gerade das Fleisch klein schneiden, und stellt euch vor, ich habe das Messer nicht mehr gefunden“, berichtete Mania jetzt lachend. „Dabei lag es direkt vor meiner Nase! Und ich habe die ganze restliche Küche auf den Kopf gestellt!“
    „Ich finde heute noch nicht das Mohndöschen wieder!“, mischte sich da Berenice ein.
    „Weißt du was“, versprach Phaeneas ihr, „beim Einkaufen in der Stadt darfst du dir ein neues aussuchen.“
    Berenice lachte – dass ihre Klage ernstgenommen würde, hatte sie nicht erwartet – und ging wieder an den Herd zurück, um die Soße weiterzurühren. „Mania, du darfst mir öfter die Culina umräumen! Die alte Dose sah schon recht mitgenommen aus.“
    „Solange du nicht auf die Idee kommst, mir absichtlich das Messer zu verräumen – gern!“, amüsierte sich die.

  • Antias, Cephalus und Lichas betraten die Küche, Phaeneas kam etwas unsicheren Schritts hinterher, ließ sich kurzerhand auf einen Hocker neben dem Tisch fallen, füllte sich einen Becher mit Wasser und stürzte es durstig hinunter. In vollem Bewusstsein, dass man ihm ansehen konnte, dass er müde und kaputt war, lehnte er sich erschöpft gegen die Wand. Antias warf ihm einen teils spöttischen, teils mitfühlenden Blick zu.
    Cephalus hatte Phaeneas am Morgen zu überreden versucht, im Garten zu helfen. „Was anderes würdest du denn jetzt sonst tun als sehen, was gemacht werden muss, und dich dann irgendwo einbringen? Wieso dann nicht im Garten? Die anderen kümmern sich auch so um alles.“ Worauf Lichas ausgerufen hatte: „Leiste uns Gesellschaft! Damit wir was zu lachen haben!“ Cephalus hatte sich beeilt zu sagen: „Nein, nein! Mehr tatkräftige Unterstützung! Schau – spätestens wenn du den Garten siehst, willst du von selber helfen!“ Ein recht durchsichtiges Argument, weswegen Cephalus leicht entschuldigend gelächelt hatte, weil Phaeneas es ihm sowieso nicht abgenommen hätte. Schließlich hätte Phaeneas es nie geduldet, wenn Cephalus und die anderen für den Hortus zuständigen Sklaven auf der faulen Haut liegen würden und der Garten vernachlässigt wäre. „Nun gut, nun gut... Aber weißt du was, die Arbeit an der Sonne würde dir gut tun. Ich glaube, du bist schon ganz blass geworden, seit du hier bist.“ Entsetzt hatte Phaeneas seine Arme betrachtet, dabei aber keine Veränderung feststellen können.
    Irgendwie, Phaeneas wusste selbst nicht wie, hatte Cephalus es doch noch geschafft ihn zu überreden.
    Anfangs war es noch wie eine etwas andere, ganz nette Beschäftigung gewesen. Langsam war es dann in die Arme gegangen, auch am Rücken hatte er gemerkt, dass er es nicht gewohnt war. Und mit der Zeit war es nahezu richtig anstrengend geworden.
    Nach getaner Arbeit war er jetzt jedenfalls erschöpft und wünschte sich nichts mehr als irgendwo sitzen können und vorerst nichts mehr tun müssen. Phaeneas schenkte sich zum zweiten Mal ein und der Becher war wieder genauso schnell geleert wie der erste...

  • In der Culina war wie üblich Berenice am Werk, und mit ihr Arete.
    Als Phaeneas hereinkam, stellte er ihnen den neuen Sklaven vor: „Das hier ist Crinon.“ Und im Gegenzug erfuhr der, wer vor ihm stand: „Berenice und Arete.“
    Dann entsann er sich der äußerst zuvorkommenden Behandlungsweisen mancher Sklavenhändler und erkundigte sich: „Hast du Hunger?“

  • Nach einem Blick durch die erstaunlich geräumige Küche wusste Crinon wo er des Morgens das Wasser für die Schüssel her bekam. Er grüßte die beiden anwesenden Frauen mit einem schlichten aber freundlichen Kopfnicken und vernahm dann erfreut die Frage nach seinem "Bauchgefühl".


    Aber sicher. Ich könnte durchaus einen Happen vertragen.


    Und weil er wusste, dass man sich mit dem Küchenpersonal immer gut stellen musste - schließlich nahm dieses in einem wichtigen Aspekt des täglichen Lebens die mächtigste Position ein. Und dies noch vor den Herrschaften - fügte er hit einem Zwinkern hinzu:


    Zumal ich mich in so reizender Gesellschaft befinde ;).

  • Und kaum befand man sich unter Damen, wurde Crinon zu einem Verhalten hingerissen, das Phaeneas nur jedes Mal wieder staunen ließ, wenn er solche Worte aus dem Mund eines Mannes vernahm.
    Aber vielleicht war Phaeneas dieses Verhalten ja auch nur fremd, weil ihn die Natur nicht dazu befähigt hatte Frauen zu lieben, und ihm deshalb nicht daran gelegen war, bei ihnen besonders Eindruck zu machen...
    Jedenfalls beobachtete er diese "Verwandlung" interessiert.
    Arete reagierte überhaupt nicht, denn sie war durch das Umrühren in einem Topf abgelenkt, während Berenice ihm sofort ein warmes Lächeln schenkte.
    Phaeneas stellte einen Teller und einen Becher auf den Tisch, dazu Brot, Käse und ein Stück kalter Braten. Dann schob er Crinon einen Krug Wasser und einen mit Wein hin. Selbstverständlich alles von geringerer Qualität als das, was der Herr gewöhnlich zu sich nahm.
    Für sich selbst holte Phaeneas ebenfalls einen Becher und setzte sich zu Crinon. "Sag mal", begann er, "deine Lebensgeschichte, war das die lange Version oder die kurze?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!