Ich kam mit dem Tribun in der Audienzhalle an.
"Wenn du bitte hier warten würdest. Der Legat wird bald erscheinen."
Ich kam mit dem Tribun in der Audienzhalle an.
"Wenn du bitte hier warten würdest. Der Legat wird bald erscheinen."
"Aber sich doch." Und so wartete er gemütlich auf das Auftauchen des Legaten Meridius. Maximus wusste nicht genau, ob er aus einem speziellen Grund hierhin eingeladen wurde, aber er würde sich was dies anging wohl einfach mal überraschen lassen.
Meridius betrat wenig später den Raum und ging direkt auf den Senator zu. Marcus Octavius Maximus. Er hatte es in der Tat weit gebracht in den letzten Jahren.
"Salve, Tribun."
sprach er und wählte die militärische Anrede um klar zu machen, um was es in diesem Gespräch gehen würde.
"Ich hoffe Du hattest eine gute Reise."
Es dauerte nicht lange, da erschien der Legat auch schon. Maximus wurde in diesem Augenblick bewusst, dass es schon wieder eine ganze Weile her war, seit er den Decimer das letzte mal gesehen hatte.
"Salve, Legatus." begrüßte er ihn nun ebenfalls und senkte währenddessen für einen kurzen Augenblick sein Haupt. Anschließend fuhr Maximus mit einem lächeln fort und antwortete locker: "So angenehm, wie es nur gehen kann. Immerhin sind es derzeit in der Legio IX auch etwas ruhigere Zeiten, weshalb mir eine Unterredung mit dir in diesen Tagen recht gelegen kommt. Somit bin ich gespannt, wohin mich dieses Gespräch führen wird."
Meridius schmunzelte. Der Tribun war durch und durch Senator und grüßte nicht, wie es sich eines Soldaten gebürte mit einem Schlag der Faust auf die Brust, sondern mit dem Nicken eines Senators.
"Ruhige Zeiten bei den Truppen tun hin und wieder auch mal gut. Wir hatten erst im letzten Herbst größere Auseinandersetzungen mit den Germanen und lecken zur Zeit unsere Wunden. Ich hoffe nicht, dass es wieder los geht, sobald diese ihrerseits ihre Verluste wett gemacht haben..."
Er nahm Platz und wartete bis auch der Tribun saß.
"Du kommst in der Legio gut zurecht?"
"Nun, wem sagst du das?" Sprach Maximus mit einem Schmunzeln. "Bei der großen Krise damals war ich selbst noch Centurio und habe auch persönlich viel Schaden bei der großen Schlacht genommen. Wenn ich daran so zurückdenke, dann sind mir diese ruhigeren Zeiten von heute wohl doch deutlich lieber."
Maximus nahm anschließend das Angebot einer Sitzgelegenheit gerne wahr und machte es sich soweit es ging gemütlich.
"In der Tat habe ich mich schon sehr gut eingefunden. Eine lange Eingewöhnungszeit bedarf ich ohnehin nicht, denn wenn man schon einmal in einer anderen Legion gedient hat, dann fällt es auch nicht sonderlich schwer in einer neuen zurecht zu kommen. In meinem Fall ist es ja bereits die Dritte in der ich heimisch werde." Ja, es war schon verrückt, wenn Maximus bedachte wo er schon überall gewesen ist. Ohnehin hatte seine Kariere ja schon immer einen recht eigenartigen Verlauf genommen.
"Ich hoffe dir ergeht es hier in Mogontiacum ähnlich gut? Allzu lange bist du ja, im Verhältnis gesehen, auch noch nicht der Herr über diese Provinz."
Meridius winkte einem Sklaven, damit dieser Wein und ein paar Kleinigkeiten zum Essen herbeibringen solle.
"Ja, noch nicht lange hier, aber schon mitten drin. Die Schonfrist für mich ist allerdings schon vorbei. Am Anfang gesteht man einem ja noch einen gewissen Spielraum zu, danach sollte der Betrieb dann laufen. Aber ich denke, Rom kann sich bisher nicht beklagen."
Er lachte.
"Doch kommen wir gleich zur Sache. Da mein Cousin zur Zeit dienstlich unterwegs ist, und Du faktisch die Legion gerade verwaltest, wollte ich anfragen, ob etwas dagegen spricht, wenn ich euren Tribun Prudentius Balbus zur Zweiten versetzen lasse. Ich habe mich neulich mit ihm auf meiner Hochzeit unterhalten und ihm das Angebot unterbreitet in meinen Stab zu wechseln..."
Ah, darauf lief es also hinaus. Zum ersten Mal wurde Maximus etwas stutzig, aber da es sich wohl kaum vermeiden lies, wusste er bereits jetzt, dass die Chancen wohl schlecht standen ihn in der eigenen Legion zu halten. Dennoch musste er natürlich etwas nachhaken und zumindest symbolisch etwas um den Tribun kämpfen.
"Nun, ich sage ganz ehrlich, dass ich darüber nicht unbedingt erfreut bin, weil man sich ja grundsätzlich darum bemüht den Kommandostab weitestgehend und so lang wie möglich zusammen zu halten. Du hast ihm also ein Angebot gemacht? Möchte der Tribun denn auch von sich aus wechseln?"
Meridius schmunzelte erneut.
"Ja, sonst würde ich es hier nicht ansprechen. Balbus war bis vor kurzem und über einen längeren Zeitraum als Regionarius in Hispania abkommandiert gewesen. Also noch aus der Zeit, als die Legio in Hispania stationiert war. Er kehrte vor ein paar Monaten zur Legio zurück und ich bot ihm einen ähnlich unabhängigen Posten wie damals an. Ich denke kaum, dass er die IX groß fehlen wird. Er muss sich sowieso erst noch einarbeiten."
"Ich habe schon meine Gründe weshalb ich das noch einmal extra hören wollte." Maximus lächelte leicht und hatte einen Blick als wenn er irgendetwas bösartiges vermutet hätte. Man konnte ja nicht wissen, was man den fähigen Offizieren heutzutage alles anbot, um sie in die eigene Einheit zu ziehen. Dieser Gedanke blieb aber natürlich unausgesprochen, da es ohnehin fern der Realität zu sein schien. "Dann danke ich dir für die Informationen und unter diesen Umständen werd ich wohl einschlagen müssen. Dennoch soll sich der Tribun vor der endgültigen Versetzung noch einmal im Castellum der Legio IX blicken lassen, reine Formalität."
Jetzt musste Meridius lachen. Denn als Oberkommandierender aller Truppen in Germanien, was das Amt des Legatus Augusti Pro Praetore faktisch bedeutete, könnte die reine Formalität auch ganz anders ablaufen.
"Nur nicht zu kompliziert machen, Tribun. Einfach ein Versetzungsschreiben aufseten, nach Rücksprache mit dem Legatus Augusti Pro Praetore, etc.... Ansonsten kann auch ich ein entsprechendes Dokument aufsetzen."
Endlich kam der Wein und der Sklave schenkte beiden ein.
"Ich bitte dich, Legat. Es hat nichts damit zu tun wie schnell so etwas ablaufen könnte. Es gehört sich einfach und zeugt von Respekt, wenn sich die entsprechende Person beim direkten Befehlshaber persönlich abmeldet, sei dies ich oder Livianus. Sicher, dies ist eher meine eigens eingeführte Tradition, aber einen Wechsel der Legion sollte man schließlich auch nicht mit dem überstreifen einer neuen Toga gleich setzten und so lange dies im Bereich des möglichen liegt und die Distanzen nicht unüberwindbar scheinen, sollte man es auch so handhaben, wie ich es befürworte."
Maximus nahm mit Freude den Wein entgegen und nippte fürs erste genüsslich an seinem Becher.
Meridius Augenbraue wanderte nach oben. Belehren lassen musste er sich von einem Tribunen wirklich nicht.
"Tribun, dass sich ein Offizier von seinem Kommandeur verabschiedet ist selbstverständlich. Das funktioniert auch hier in Germanien nicht anders und wird unter meinen Kommando auch niemals geschehen. Darauf kannst Du Dich gerne verlassen. Mir ging es nur darum, dass der Wechsel schnell und unbürokratisch von statten geht."
Als die Augenbraue des Legaten sich schlagartig nach oben bewegte hielt Maximus gleichsam danach Ausschau ob er irgendwo eine Ader pulsieren sah. Dem war allerdings augenscheinlich nicht so, weshalb der Bogen wohl noch nicht allzu sehr überspannt war und wieder musste Maximus sein verschmitztes Grinsen aufsetzen.
"Nun, dann scheint ja alles in Ordnung. Ich wollte dies lediglich klar stellen, da wir wohl offensichtlich ein wenig aneinander vorbei geredet haben, umso besser ist es für mich festzustellen, dass du diese Angelegenheit ganz genau so siehst wie ich." Wieder nahm Maximus einen kräftigen Schluck von dem Wein, der ihm irgendwie sehr vorzüglich schmeckte. "In diesem Fall darfst du die ganze Sache natürlich auch, durch deine dir gegebenen Möglichkeiten, beschleunigen und ein entsprechendes Dokument aufsetzen."
Meridius griff nun selbst nach einem Becher Wein.
"Wie Du möchtest. Ich kann es aber auch Dir überlassen. Eilen tut es nicht. Es reicht wenn Balbus im Laufe der nächsten Tage hier in Mogontiacum eintrifft."
Er nahm einen Schuck.
"Welche Ambitionen hast Du, wenn ich fragen darf? Geht es weiter im Cursus Honorum oder nimmst Du vorerst mit dem Senat vorlieb?"
"Also ich bin für jedes bisschen Schreibarbeit, die du mir abnehmen kannst dankbar. Insofern sei es dir überlassen und du kannst den Vorgang durchführen wann du willst."
Dadurch, dass Maximus dem Legaten alle nun Zügel in der Hand lies, sollte es nun eigentlich keine weiteren Schwierigkeiten geben.
"Ah, gut dass du das erwähnst. In der Tat plane ich den Cursus Honorum noch weiter zu durchlaufen. Es steht zwar noch nichts fest, aber wahrscheinlich werde ich zur nächsten Wahlzeit meine Kandidatur zum Praetor bekannt geben." Maximus sah den Legaten freundlich an. "Ich hoffe, dass die alte Freundschaft zwischen den Gentes Decima und Octavia noch greift und ich mir deiner Unterstützung gewiss sein kann."
"An der Freundschaft der Gens Decima zur Gens Octavia hat sich nichts geändert. Du kannst Dir also sicher sein, dass wir Deine Kandidatur unterstützen werden."
Er überlegte noch einen Moment, ob einer seiner Klienten oder eine andere befreundete, oder verwandte Familie einen Kandidaten für dieses Amt aufstellte, doch fiel ihm niemand ein.
"Was gibt es eigentlich grundsätzlich Neues aus Deiner Familie zu berichten? Oder aus Rom? Zuweilen kommt man sich hier in Germanien etwas weit ab vom Schuß vor und die Acta berichtet längst nicht von allem."
Maximus war sehr erfreut über die Unterstützung von Meridius. Auf das Wort eines Decima konnte man sich erfahrungsgemäß immer gut verlassen.
"Nun, die wirklich bedeutenden Angelegenheiten liegen inzwischen schon wieder etwas länger zurück, wie z.B. die Neubesetzung des Praefectus Praetorio, über die du sicherlich schon ausreichend informiert bist. Ansonsten gibt es wahrlich nichts, was du groß verpasst hättest oder nicht auch bereits in der Acta nachlesen konntest. Von seiten meiner Familie gibt es auch nicht allzu viel Neues zu berichten. Das letzte große Ereignis, dass wir feiern konnten war Victors Ernennung zum Praefectus Urbi. Wir sind alle immer noch sehr Stolz auf diese steile Kariere, die er durchlaufen hat und insgeheim hoffe ich, dass er irgendwann noch mal seine Kandidatur zum Consul bekannt gibt. Überhaupt wird man in politischer Hinsicht bald wieder sehr oft den Namen eines Octaviers hören, davon bin ich überzeugt.
Wo du gerade auch meine Familie ansprichst. Wie macht sich eigentlich mein geschätzter Verwandter Octavius Augustinus, der für dich als Scriba arbeitet. Erfüllt er seine Aufgaben zu deiner Zufriedenheit?"
Meridius hatte seinem Gegenüber interessiert zugehört. Das Conuslat schien das allgemeine Ziel in der Familie zu sein.
"Augustinus macht sich recht gut. Er ist ein engagierter und ambitionierter Mann, wie fast alle Octavier. Nur sollte er sich manchmal ein wenig zurücknehmen, mehr Geduld üben und die Dinge kommen lassen. Aber vermutlich gilt auch dies für die meisten Octavier."
Er lachte und nahm erneut einen Schluck Wein.
Man merkt, die Familie hatte schon einen gewissen Ruf weg. Dieser kam auch wirklich nicht von ungefähr.
"Freut mich zu hören. Er erzählte mir auch vor einiger Zeit, dass er davon träumt eines Tages das Amt eines Duumvir zu übernehmen. Vielleicht wäre auch ein provinzialer Verwaltungsposten, wie der des Comes, ein erstrebenswertes Ziel für ihn. Wenn du ihn in dieser Richtung etwas fördern könntest, wäre ich dir sehr dankbar. Denn, wie du ja selbst festgestellt hast, besitzt er schon ein gewisses Potenzial, dass man auf jeden Fall ausschöpfen sollte."
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