Audienz für den Pontifex Titus Claudius Imperiosus Iulianus

  • Imperiosus nickte ruhig.


    "Mein Kaiser, diese Entscheidung habe ich vor den Geschehenissen in Germania getroffen, genauer gesagt, einige Monate, nachdem ich Germania kennengelernt hatte habe ich mich mit dieser Frage beschäftigt. Ich lebte in Achaia, war Duumvir in Piraeus, doch hergekommen bin ich in das große Rom, um auch hier in der Verwaltung zu dienen. Doch am Abend vor dem Gang in die Kurie hatte ich einen sonderbaren Traum und entschied mich daher meinen Pflichten den Göttern gegenüber nachzugehen.
    Doch schon seit langem habe ich das Gefühl, dass ich schon genug gedient habe, dass es mich wieder zu etwas anderem hinzieht. Mein Entschluss stand vor diesen Geschehenissen, lange davor, schon fest. Ich zweifelte damals, doch nun bin ich sicher, dass es das Richtige für mich wäre."


    Er machte eine kurze Pause und sprach weiter.


    "Dies ist keine Flucht, mein Kaiser, und ob du mich aus meinen Pflichten als Pontifex entlässt oder nicht, ich wäre dennoch nach Germania gereist und hätte es zum Ende gebracht, was ich nun von dir erfahren habe. Ich wäre auch ohne den Namen Pontifex nach Germania gereist, wäre der Priesterin gefolgt, so wie ihr es wünscht, hätte mit ihr ein Gespräch über die andere Sacerdos Publicus geführt. Ich würde meine Pflichten erfüllen, ob als Pontifex oder nur als Mensch, ich würde es zu ende bringen, doch mein Entschluss steht fest.
    Doch wenn du mich noch nicht entlassen willst, so kehre ich als Pontifex zurück, bringe es zu ende und kehre wieder, um noch einmal vor dir zu knien und dich zu bitten mich meines Amtes zu entheben."


    Es war ihm sogar lieber als einfacher Mann und nicht als Pontifex zurück zu kehren, denn scheinbar fehlte Valeria die Anerkennung seines Amtes, wenn er als einfacher Mann und nicht als Pontifex vor ihr stehen würde, so war er sich sicher, dass es anders verlaufen würde.

  • "Dann soll es so geschehen. Du kehrst nach Germania zurück, sorgst in dieser Angelegenheit für Klärung, damit der Dienst an den Göttern auch in Zukunft mit der nötigen Aufmerksamkeit in allen Städten der Provinz versehen wird und erstattest danach mir und dem Collegium Pontificium über die Ergebnisse persönlich Bericht."


    Der Kaiser entlässt den Pontifex jedoch noch nicht sofort, sondern winkt den Magister Domus Augusti herbei.


    "Wir geben ihm ein Schreiben für die Priesterin mit. So wie sich ihr Verhalten in seiner Beschreibung darstellt, kann ich es nur missbilligen. Ihre Briefe sprechen auch eine zweideutige Sprache.
    Und einen Brief an Decimus Meridius. Ich will seine Stellungnahme dazu, soweit er involviert ist."

  • Nach wenigen weiteren Worten mit dem Magister Domus Augusti wendet sich der Kaiser wieder an den Pontifex.


    "Dann können wir unser Treffen nun beenden. Reise nicht sofort, sondern erst morgen und lasse dir vorher an der Regia einen Brief für Decima Valeria mitgeben.


    Mögen die Götter deinen Weg sicher führen."


    Sim-Off:

    Um den umständlichen Einsatz zusätzlicher Threads und IDs zu sparen, kommt der Brief doch schon hier. ;) (Natürlich verschlossen und versiegelt und Imperiosus kennt den Inhalt nicht.)


    - persönlich auszuhändigen -


    Das Collegium Pontificium grüßt die Sacerdos Publicus Decima Valeria.


    Mit großer Sorge haben das Collegium Pontificium und der Pontifex Maximus zur Kenntnis genommen, was du ihnen schriftlich zu den frevelhaften Einbrüchen im Tempel des Mars mitgeteilt hast. Die Geschehnisse in der Hauptstadt der Provinz werden auch in Rom nicht ohne Folgen bleiben.


    Mit fast ebenso großer Sorge mussten das Collegium Pontificium und der Pontifex Maximus jedoch auch zur Kenntnis nehmen, was über dein persönliches Verhalten berichtet wurde. Zwistigkeiten zwischen Priestern, die nicht miteinander sprechen wollen und ihre gegenseitigen Wünsche und Bedenken nicht achten, kann und wird das Collegium Pontificium nicht tolerieren. Mäßige dich in deinem Eigensinn und stelle den Dienst an den Göttern in den Vordergrund. Suche den Dialog, wo es Spannungen gibt und gehe ihm nicht aus dem Weg.


    Auf dass die Götter deinen Weg immer führen mögen und du ihrer Führung immer folgst.


  • Imperiosus verharrte in seiner Position, als sich die Beiden besprachen und stand sogleich auf, nachdem ihn der Kaiser entließ. Mit einer leichten Verbeugung und einigen Worten verabschiedete er sich.


    "Wie ihr wünscht, mein Kaiser. Mögen auch euch stets die Götter wahren."


    Ruhig drehte er sich um und begab sich auf den Weg hinaus.

  • Zusammen mit dem Pontifex Claudius Imperiosus Iulianus kam der Magister Domus Augusti Aelius Quarto einige Wochen später erneut in die Aula Regia.


    Zu einem der Palastdiener sagte er: “Pontifex Titus Claudius Imperiosus Iulianus ist hier und bittet darum, mit dem Imperator Caesar Augustus zu sprechen.“

  • Der für die Ankündigung von Audienzbesuchern zuständige Diener nimmt die Ankündigung des Audienzbesuches entgegen und macht sich auf den Weg zum Kaiser, um ihm den Audienzbesucher anzukündigen. Währenddessen öffnet der für die Öffnung der Türen zum Audienzsaal zuständige Diener die Türen zum Audienzsaal.

  • Imperiosus verhielt sich still und versuchte während der Wartezeit ein wenig Aufregung abzubauen. Er atmete tief und langsam, wischte sich ab und an vorsichtig und unauffällig die schweißbenetzten Handflächen an der Seite seines Gewandes ab und hoffte sich beruhigen zu können.
    Die letzte Audienz fing nicht besonders gut an. Dies war zwar seiner Aufregung sehr wohl anzurechnen, doch heute wollte er sich zusammenreissen und versuchen möglichst langsam und klar zu sprechen, Rhetorikstunden brauchte er sicherlich nicht, auch wenn der Kaiser dies erwähnte.
    Mit welchem Knie er auf den Boden gehen würde stand ohnehin schon fest, da das rechte bei der letzten Audienz zu sehr beansprucht wurde, der kaiserliche Marmor unerbittlich schien.

  • Sofort, als er des Kaisers Umrisse im Schattenspiel der Wände erkannte, begab er sich auf ein Knie und senkte das Haupt, wartete geduldig angesprochen zu werden. Als dies geschehen, so hob er sein Haupt, hätte alles dafür gegeben in diesem Augenblicke ganz tief ein- und ausatmen zu können, um sich zu beruhigen.


    "Seid auch ihr gegrüßt, Vergöttlichter, mein Imperator Caesar Augustus."


    Eine Pause war wie immer an solchen Stellen angebracht gewesen, dann fuhr er langsam, sich gar selbst zurückhaltend, fort.


    "Wie mir von euch aufgetragen, Pontifex Maximus, nahm ich das Schreiben für die Sacerdos Publicus, Decima Valeria, in empfang und reiste nach Germania - genauer gesagt, nach Moguntiacum, um über den Einbruch mehr zu erfahren.
    Doch, wie ich es befürchtete, konnte ich den Priestern keine weiteren Informationen entlocken, die bereits schon bekannt waren. Und einen Tag nach meiner Ankunft lud mich der Legatus Augusti pro Praetore und Legionskommandant der Legio II zu einer Audienz in die Regia.
    In diesem Gespräch ging es vordergründig um die Geschehenisse in der Priesterschaft und meiner Position innerhalb der Provinz und des Kultes.


    Danach reiste ich, da die Sacerdos Publicus nicht in Moguntiacum weilte, nach CCAA und erreichte den Tempelbezirk auch einige Tage später.
    Dort ersuchte ich sie um eine Unterredung.
    Sie schien nicht gerade erfreut darüber, doch dies ist verständlich. Trotzdem bemühte ich mich meine Emotionen und Gedanken um ihre Person zurück zu halten, konzentrierte mich auf das Wesentliche - die Sicherstellung des Dienstes in CCAA und eine Lösung zwischen den beiden Sacerdotes Publici.
    Decima Valeria war in dieser Hinsicht kompromissbereit und offen meinen Vorschlägen gegenüber.
    Wir einigten uns darauf, dass sie sich zusammensetzen sollten und einen gemeinsamen Plan erarbeiten, wer opfert und wann. Dieser sollte möglichst ausgeglichen sein und zugleich etwaige Wünsche oder Vorlieben der beiden Priesterinnen beinhalten.
    So einigten wir uns darauf, denn die besten Freunde würden sie sicherlich nicht werden können, darum bat ich auch nicht, ich bat um Kooperation und einen geregelten, zwistfreien, Dienst in den Tempeln. Und ich denke, dass dies nun gewährleistet wäre, wenn..."


    Er machte eine kurze Pause und fand erstmal ein wenig Zeit, um durchatmen zu können.


    "Wenn die Saerdos Publicus, Aurelia Antonia, von ihrer Reise nach Rom zurückgekehrt wäre.
    Nach dem Gespräch mit der Priesterin in CCAA übergab ich ihr das mir anvertraute Schreiben und wartete einige Tage, versuchte herauszufinden, ob Aurelia Antonia noch immer in Rom weilte und sich nicht schon auf dem Weg nach Germania befand.
    Da alle Hinweise darauf zuführten, dass sie noch immer in Italia, in Rom war, so zog ich es vor ihr nachzureisen.
    So erreichte ich zum wiederhalten Male Italia, Rom.
    Nach meiner Ankunft kümmerte ich mich sogleich um eine Information an die Sacerdos Publicus, sie möge mich doch bitte im Tempel des Mercurius, in welchem ich viele Jahre als Sacerdos verbrachte, aufsuchen.
    Zu meiner Freude hatte sie einer meiner zahlreichen Briefe erreicht und wir sprachen über Germania und ich versuchte sie davon zu überzeugen, dass es besser sei persönliche Zwistigkeiten nicht in den Vordergrund zu stellen, eher an den Dienst an den Göttern zu denken - doch dies war in gewisser Sicht vergebens.
    Ich erfuhr von ihr, dass sie schon vor Tagen nach einer Versetzung in das italische Mantua gebeten hatte und dieser auch stattgegeben wurde.
    Daher ist das Problem im germanischen CCAA nun gelöst, da die Priesterinnen kompromissbereit scheinen und sie nun sowieso viele Meilen trennen.
    Natürlich teilte ich der Sacerdos Publicus Decima Valeria in einem Eilschreiben mit, dass sie nicht auf Aurelia Antonia warten müsse, sich keine Sorgen machen, da diese nun in Mantua dienen würde.


    Und nun, mein Imperator Caesar Augustus, knie ich reinem Gewissens vor euch meine Aufgaben erledigt zu haben."


    Sogleich, nachdem er geendet hatte, versuchte er ganz langsam und tief zu atmen. Diese Aufregung musste er irgendwie bekämpfen, ein Medicus müsste konsultiert werden, es konnte so nicht weitergehen.

  • Der Kaiser folgt dem Bericht konzentriert und weitgehend regungslos. Dann leht er sich etwas entspannter zurück und gibt dem Pontifex ein Zeichen, sich zu erheben. Einen weiteren Augenblick lang schweigt der Kaiser.


    "Gut, die Differenzen scheinen damit zwar nicht überwunden, aber angesichts der großen Distanz zunächst einmal ohne praktische Relevanz. Ich danke dir für deinen Einsatz.


    Was konnte der Legatus Augusti zu diesem Thema beisteuern? Ich hielt brieflichen Kontakt zu ihm, aber ein direkter Eindruck ist sicherlich noch aussagekräftiger."

  • Bevor er sich auf des Kaisers Zeichen hin erhob, nahm er den Kopf in den Nacken und sprach.


    "Durch des Pontifex Maximus Infallibilität wurden mir meine Fehler klar, ich hätte diese vermeiden können und sollen. Ich danke euch für diese Erkenntnis."


    Es war sehr verwunderlich, dass der Kaiser ihm nun dankte, dies war Imperiorus nicht gewöhnt, er selbst kannte keinen, welchem der Imperator seinen Dank aussprach. Seine Miene musste er deutlich angestrengt zügeln, denn ein mildes Lächeln aufgrund dieser Ehre wollte auf seine Lippen kommen, doch er verhinderte dies, den guten Gesichtsmuskeln sei Dank.
    Nun erhob er sich langsam und voller Würde, einem noch immer neutralen Gesichtsausdruck.


    "Der Legatus Augusti wunderte sich, dass er selbst nichts von dieser Sache wusste, so dass ich ihm die Gründe dafür darlegte und er machte mir deutlich klar, dass er keine weiteren Beschwerden in Rom tollerieren würde, denn dies würde auf seine Statthalterschaft, auf ihn, zurückfallen. Darum begrüßte er meine Einstellung dies nicht publik machen zu wollen, so, wie es auch geschah.
    Er sagte mir gegenüber ebenfalls, dass er seine Verwandte diesbezüglich noch sprechen würde.
    Im weiteren Verlauf, dessen war ich selbst überrascht und geschmeichelt, appellierte er an meine Tugenden und versuchte mich zum Bleiben zu bewegen, nachdem ich ihm meine Gedanken und Zukunftspläne offenbarte.
    Dies war der hauptsächliche Gesprächsverlauf und der Eindruck, den ich habe - der Legatus Augusti nimmt seine Arbeit ernst, ist ein Mann voller Tatkraft und Interesse."

  • "Gut. Der Cultus Deorum in Germanien sollte also in naher Zukunft keine Sorgen bereiten.
    Deine Gedanken den Cultus Deorum verlassen zu wollen, hast du also auch wieder verworfen?"

  • Noch einmal fasste er sich, versuchte nicht der Aufregung ein weiteres Mal zu verfallen, beruhigte sich selbst ein wenig und fuhr sodann fort.


    "Nein, mein Kaiser. Ich kam in das lebendige Rom, um hier dem Reiche, euch, in der Verwaltung zu dienen. Mein Weg führte mich davon ab, in den Dienst der Götter, doch nun sehe ich meine Pflicht an ihnen als erfüllt an und hoffe euch, sowie auch Rom, hier dienlich sein zu können.
    Ich hörte, dass viele wichtige Ämter, die der Stadt Rom und den Einwohnern Stabilität und Sicherheit geben, nicht besetzt sind."


    Vordergründig dachte er an die plebs frumentaria, die um diese Zeit etwa 200.000 Bürger auflistete, an die suarii, die negatiatores und die wichtigen Männer des Transports, die navicularii. Es war die cura annonae, die ihm nicht gerade positiv aufgefallen war, als sich die Menschen unkontrolliert am Ausgabeort der Brote, der Porticus Minucia und den gradus, sowie am Ausgabeort des Olivenöls, den mensae oleariae und der Weinausgabe am Tempel des Apollo dicht aneinander drängten und auf ihre Getreidemarken, die tessa frumentaria, an Bronzetafeln verwiesen. War die cura annonae nicht konstant, so konnten die Brot-, Olivenöl- und Weinpreise in die Höhe schnellen. Und einen Aufstand oder Unmut beim Volk konnte die Stadt, sowie auch der Imperator, nicht gebrauchen.

  • "Dir ist sicherlich bewusst, dass ich dich auch weiterhin gerne an oberster Stelle des Cultus Deorum in Germanien sehen würde, auch wenn du nun Frieden heingebracht hast.
    Doch ich werde deine Entscheidung respektieren müssen.


    Wenn du von viele wichtigen Ämtern die zu besetzen sind, hörtest, hast du dir doch bestimmt Gedanken gemacht, welches davon du annehmen möchtest?"

  • "Ich danke euch, mein Imperator."


    Imperiosus verspürte ein Gefühl der Befreiung, ein Gefühl, welches er ersehnt hatte und doch noch immer an der Erfüllung zweifelte. Nun war er also seinem Amte enthoben.
    Seine Aufregung wich, der Moment der Anspannung war nun vorüber.


    "Mein Imperator, ich würde mich gerne der cura annona widmen, um die Pflichten des praefectus annonae zu deiner Zufriedenheit zu übernehmen."


    Die Reaktion des Imperatos nicht abwartend fuhr er sogleich fort.


    "Mein Kaiser, die Geschichte lehrt uns, dass die Versorgung der Bevölkerung, insbesondere die Versorgung Roms, ein Politikum ersten Ranges ist.
    Die Getreideversorgung sehe ich als sensiblen Mechanismus, der leicht durch Naturkatastrophen, Kriege und schlechte Ernten gestört oder zum Erliegen gebracht werden kann. In Rom können Versorgungskrisen zudem auch durch Überschwemmungen des Tibers, durch Erdbeben oder auch durch Brandkatastrophen wie im Jahre 64 entstehen.
    Und die Geschichte lehrt uns, dass die Einwohner bereits auf die Nachricht einer möglichen Lebensmittelknappheit sehr empfindlich reagieren.
    Wie im Jahre 42, als aufgrund einer Trockenheit Getreide nicht in ausreichendem Maße vorhanden war und das Volk Kaiser Claudius auf dem Forum mit Schmähungen entgegen trat und diesen mit Brotkrusten bewarf. Auch ihr, mein Imperator, werdet eure Machtstellung nicht unnötig in Gefahr wissen wollen.


    Auch die Kaiser der Vergangenheit wollten dies nicht, Kaiser Augustus übernahm sogar selbst im Jahre 22 v. Chr. Die Aufsicht über die Lebensmittelversorgung und ließ Brot und Getreide verteilen. Ebenfalls Kaiser Tiberius, der im Jahre 19 aufgrund einiger Klagen der Plebs den Brotpreis festlegte und zwei Sesterzen für jeden Scheffel an die Getreidehändler zahlte. Kaiser Claudius, der aus diesen Tummulten die Bedeutung erkannte, ließ in Ostia um das Jahr 50 den portus augusti errichten, um die Belieferung der urbs aetaerna zu verbessern, da dadurch die Schiffe schneller entladen werden konnten. Auch die Häfen Antium und Astura ließ Kaiser Nero und sein Nachfolger zu jenem Zwecke errichten.
    Selbst Kaiser Traianus persönlich, dessen Nachfolger ihr, von den Göttern auserwählt, wurdet, er beschäftigte sich intensiv mit den großen Mühlen, staatlichen Bäckereien und ihrer Organisation.


    Da die Lebensmittelversorgung stetig anwuchs schuf Kaiser Augustus im Jahre 14 dies Amt, welches ich zu erfüllen strebe.
    Ich bin mir über die Aufgaben und die Verantwortung solch eines bedeutungsvollen Amtes bewusst, mein Kaiser, ich weiß, dass dieses Amt Verpflichtungen besitzt.
    Derpraefectus annonae übt die Kontrolle über den Transport, die Lagerung und Verarbeitung der Lebensmittel aus und unterhält natürlich geschäftliche Beziehungen nach Hispania aufgrund des Olivenöles und Nordafrika durch das Getreide.
    Er beaufsichtigt die Schiffseigner und Händler, schließt mit diesen die Verträge ab und empfängt auch ihre Klagen.
    Der praefectus annonae achtet auf das Getreide, so dass dieses ohne irgendwelche Schäden in die Speicher, horrea, kommt und inspiziert somit auch die Ladung der Schiffe, besitzt damit die Oberaufsicht über das Hafen- und Speicherpersonal.
    Zudem überprüft er die Güte der Backwaren und die Gewichte der Brote, hat somit Einfluss auf die Brotherstellung und Brotpreise.
    Geht ein Schiff verloren, besitzt die Ladung nicht das vereinbarte Gewicht oder ist gar schlecht, so leitet auch er die Untersuchungen, da er wie die anderen führenden Amtsträger mit jurisdiktionellen Vollmachten ausgestattet ist.


    Aus der Fülle von Informationen weiß ich bereits, dass für die Versorgung der Stadt pro Jahr etwa 40 Millionen Scheffel, modii, gebraucht werden.
    Zum Transport dieser sind an die 1300 Schiffe notwendig, die dazu noch aufgrund von Witterungsverhältnissen das Mittelmeer von Mitte November bis Mitte März nicht befahren können.
    In Rom stehen an die 250 horrea und etwa 260 staatliche Großbäckereien, die 210.000 bis 220.000 Portionen Brot pro Tag produzieren.


    Erstaunliche Zahlen, mein Kaiser, und für einen Mann alleine nicht unter Kontrolle zu halten – besonders, wenn noch dazu mehrere Hafen angesteuert werden und das nicht nur in Ostia, sondern auch in Puteoli, zu denen auch noch etwa 700 Schiffe pro Jahr gelangen.
    Daher benötigt der praefectus annonae Hilfe durch Untergebene und steht somit einem Ring voller Ämter vor. In diesen Kreis gewann ich bereits Einblick.
    Verträge die Getreidelieferungen betreffend werden mit dem praefectus aegypti, das Olivenöl betreffend mit dem proconsul Hispanias abgeschlossen.
    Die curatores der corpora naviculariorum kümmern sich um die Gestellung der Transportschiffe. Um die Stadt Ostia kümmert sich der procurator Ostiensis und bezahlt aus dem fiscus frumentarius die navicularii, die Schiffseigner.
    Wenn das Getreideschiff ankommt löschen die saccarii die Ladung, die mensores wiegen das Getreide, anschließend bringen die caudicarii jenes tiberaufwärts zum Emporium-Bezirk, wo es in die horrea kommt, die patroni die Aufsicht über jene horrea haben.
    Die catabolenses verteilen dieses dann an den entsprechenden Ausgabeorten an der portus minucia und den vielen Treppen, gradi.
    Die Mühlen werden von den pistores und manceps betrieben, sowie auch die Großbäckereien.
    Ferner gibt es noch die Gehilfen, accensi, und die vielen Schreiber, scribae und librarii."


    Imperiosus lächelte milde.


    "Mein Imperator, du sollst nicht denken, dass ich dich mit diesen Ausführungen quälen will, sondern dir aufzeigen, wie ernst ich diese Entscheidung nehme. Ich bin mir sicher, dass ich diesen Verpflichtungen gewachsen bin, sonst würde ich solch bedeutendes Ressort der Verwaltung nicht ausfüllen wollen.
    Die Lebensmittelversorgung, der Dienst an Rom, liegt mir nahe am Herzen, denn dafür kam ich aus der schönen Provinz Achaia und hoffte mich einbringen zu können, von Nutzen zu sein.
    Vor allem du, mein Imperator, sollst wissen, warum ich dies Amt einzunehmen gedenke, denn die cura annona wirst du nicht in unerfahrene oder nicht vertrauensvolle Hände legen wollen."


    Dass ihn dies schon immer interessierte verschwieg er lieber, denn der Imperator wollte sicherlich nicht hören, dass Imperiosus als Sacerdos öfters auf den Märkten anzutreffen war, um die nötigen Opfertiere und –gaben zu besorgen und sich daher schon intensiv mit den Preisen und der Qualität beschäftigt hatte.

  • Der Kaiser unterdrückte ein Gähnen, tat dies jedoch nicht unauffällig. Lange historische Belehrungen langweilten ihn, vor allem in Audienzen hielt er sie für unangebracht.


    "Der Posten als Praefectus Annonae ist als ein ritterlicher eingeführt. Des weiteren sehe auf diesem Posten gerne Personen, die schon Erfahrung in der Politik, dem Cursus Honorum gesammelt haben.


    Doch die Entscheidung über die Besetzung würde beim Praefectus Urbi liegen."


    Der Kaiser hofft damit seine Meinung klar gemacht zu haben und dass sich Imperiosus für einen anderen Weg entscheidet.


    "Was wäre deine zweite Wahl?"

  • Imperiosus wunderte sich, warum dieser Posten mit der Voraussetzung des Cursus Honorum ausgestattet war, da dieser doch rein gar nichts mit der Politik und ihren Launen zu tun hatte.
    Er war stets ein treuer Diener gewesen, wie auch hier und heute, verschwieg seine Bedenken und die dadurch entstehende Versorgungsgefahr, nickte stumm.


    "Wie ihr wünscht, mein Kaiser."


    Doch nun fühlte er sich wieder der Aufregung ausgesetzt, er fand keine Worte.
    Wo gab es denn heutzutage noch einen anderen Platz für einen verdienten Mann in der ewigen Stadt? Imperiosus war zunächst ratlos, doch vermutlich wusste der Kaiser selbst, dass hier nichts mehr übrig blieb.


    "Eine zweite Wahl innerhalb Roms habe ich nicht.
    Doch wenn ich euch in Hispania dienlich sein kann, so könnte ich mich um die Vermehrung des aerarium Saturni kümmern. Als procurator patrimonii wäre dies auch meine Aufgabe."

  • "Ich plante bislang keine derartigen Neubesetzungen. Sollte es dazu kommen, werde ich es dich wissen lassen, sofern deine Suche dann noch aktuell ist."


    Der Kaiser sah keine Notwendigkeit, eine direkte Zusage oder Absage zu erteilen. Immerhin verließ der Pontifex aus eigenem Antrieb einen Posten, den ihm der Kaiser gerne anbot. Einem Patrizier mehrere Zusagen zu geben, hielt er für nicht notwendig.

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