• Ich grübelte. Das war wie in alten Zeiten bei den Vigiles. Nur dass ich diesmal keine Mannschaft hinter mir hatte, die eventuell mitmischen konnte. Wenn es diesmal haarig wurde, konnte das böse für mich enden.


    "Ermittlungen haben immer ihren bestimmten Reiz und Nervenkitzel. Vielleicht hälst du es nicht für möglich, aber vor Dir sitzt ein ehemaliger Optio der Vigiles.", sagte ich zwinkernd und versuchte meine Anspannung zu überspielen.

  • Diese Antwort überraschte sie, beantwortete aber ihre unausgesprochene Frage. Er würde sich nicht nur umhören. Er würde da viel tiefer einsteigen.
    Nein, das habe ich nicht für möglich gehalten. Ein ehemaliger Vigiles und dann noch dazu Optio. Das überrrascht mich. Und es verwundert mcih auch, dass du solch einen osten aufgibst um hier in der Provinz weit ab von Rom einen Verwaltungsposten annimmst.

  • Beim Gedanken an die Vigiles kamen wieder Erinnerungen an meinen Abschied zurück. Gedanken an Crassus. Gedanken an andere Dinge, die besser unausgesprochen blieben. Ich lächelte Britannia entgegen.


    "Nun, sagen wir es so... zuerst schlug mich die Politik in seinen Bann, danach mein jetziger Vorgesetzter. Ich wurde bei den Vigiles niemals mit seidenen Handschuhen berührt, doch zuletzt verließ ich aus Trotz die Einheit und wandte mich ganz der Politik zu. Und so landete ich dann hier..."

  • Ein interessanter Weg. Erst die Vigiles, dann die Politik und dann die Verwaltung. Was hat dich an der Politik so gereizt? Ich frage mich immer wieder was Leute dazu bewegt dieses Schritt zu machen.
    Für sie hatte die Politik bisher nichts reizvolles an sich und sie wollte mal wissen was daran so besonders war.

  • "Ich glaube es war dieses brisante Klima in Rom. In jeder Straße, an jeder Ecke haben die Leute ihre Meinung ausgetauscht. Und ich dachte mir, bevor ich zu einem dieser Schwätzer ohne Rückgrat werde, schwätze ich lieber auf der Rostra. Davon hat dann auch das ganze Volk Roms etwas. So kam es dann..."

  • Und hatte das Volk dann wirklich etwas davon? Ich stelle mir das nicht wirklich einfach vor seine Meinung dort laut zu vertreten. Man hört ja doch so einiges von der Rostra in Rom und den großen Redeschlachten in der Wahlzeit.
    Sie hoffte, dass sie ihn nicht zu sehr ausfragte, aber man hatte ja nicht jeden Tag jemanden zur Hand, der etwas dazu zu berichten wusste.

  • "Nun ja, ich habe in meinem Elternhaus noch eine kleinere rhetorische Ausbildung genossen, die ich dann in Gesprächen an und auf der Rostra vervollkommnet habe. Aber gerade diese Rednerschlachten sind das Spannende dabei. Sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen, das ist das Geheimnis..."

  • Ich wilde Redeschlachten liefern, das war nichts für sie. Sie konnte verhandeln, wenn es sein musste auch überzeugend sein, aber sich mit einer ganzen Stadt anlegen, das war ihr zu viel.
    Das hört sich ja fast so an als ei Politik nur großes Redenschwingen und nicht viel anderes.
    Was sie hier erfuhr, machte ihr wieder klar, dass sie nicht in die Poliik wollte. Ihr Ziel war es etwas zu bewegen und das konnte sie hier viel besser als In Rom wo man seine Schlachten mit Reden schlug und auch gern Versprechen gab, die man nicht einhielt.

  • Ich nickte wehmütig.


    "Ja, oftmals war es so. Aber soweit habe ich meine Versprechen eigentlich gehalten. Jeder versucht Stimmen zu bekommen und jedem ist dabei jedes Mittel recht. Darum habe ich mich auch vorerst hierher zurückgezogen."

  • Du willst es also in Zukunft noch einmal in der Politik versuchen? Es hörte sich gerade so an als sei das Thema nicht ganz abgeschlossen.
    Sie sha ihn fragend an und hatte so langsam alles aufgegessen was sie sich bestellt hatte.

  • "Nein, wirklich abgeschlossen wird das für mich niemals sein. Aber mir gefällt es hier derzeit so gut, dass ich noch keinen weiteren Gedanken an Rom verschwendet habe. Und das wird wohl auch noch lange zeit so bleiben..."

  • Die Provinz hat ihre Vor- und Nachteile. Man kann hier viel bewirken, viel erschaffen...
    Sie schwieg einen kleinen Augenblick.
    Doch dann gibt es noch die andere Seite, die gefährliche, die bedrohliche. Dies alles kann binnen kurzer Zeit zerstört werden, einfach zu Nichte gemacht werden. Germania fordert uns alle und sie fordert heraus. Langweilig wird es hier nie, zu tun gibt es immer etwas. Ich glaube dies kann Italia nicht bieten.
    Sie lächelte ein wenig verlegen, weil sie dies recht stark ausschmückte und dennoch dies diese Provinz ausmachte und sie reizte ihre Energien in sie zu stecken.

  • "Du solltest vielleicht doch in die Politik gehen. Wenn ich nicht schon davon überzeugt gewesen wäre, dass Germanien besser für mich ist, du hättest mich ganz sicher überzeugt...", scherzte ich schmunzelnd und nahm einen letzten Bissen vom Brot, bevor ich mich satt im Stuhl zurücksinken ließ.

  • Dann setze ich diese Überzeugungskraft lieber für die Provinz ein.
    Sie lächelte ein wenig verlegen, weil sie solch Hymne auf die Provinz eigentlich gar nicht vor gehabt hätte.
    Ich glaube in der Politik würde ich mich nur verloren vorkommen. Ich fühle mich hier wohl und will so lange ich es vermag hier etwas verbessern.

  • Ein Kompliment...das machte sie doch immer sofort verlegen und man sah es ihr auch an.
    Danke,
    sagte sie leise und prostete ihm dann ebenso zu und trank einen Schluck.
    Ich stehe zu meiner Meinung und die kann keiner ändern außer mit guten Argumenten. Ich glaube, da braucht man keine Angst haben, dass sich etwas an meiner Einstellung ändern kann.

  • "Sei Dir da mal nicht so sicher. In Rom habe ich andere Methoden gesehen, mit denen man jemanden, der von sich behauptete standhaft zu sein, sehr schnell für sich gewinnen konnte."


    Dass ich diese Methoden als Vigil nur zu gern angewandt hatte, verschwieg ich ihr lieber. Das waren Dinge, die besser unausgesprochen blieben und die nur meine ehemaligen Kameraden kannten. Diese Methoden waren mir peinlich und zugleich immer noch sehr geläufig. Einige Falten zeichneten sich auf meiner Stirn ab, während ich daran dachte, wie ich den einen oder anderen Täter zum Sprechen gebracht hatte.

  • Das schockte sie jetzt. Würde jemand wirklich soweit geht...Sie hatte genug gehört, aber würde man das auch hier versuchen. Hier in dieser Prpovinz, bei ihr oder anderen? Man konnte sehen wie sie ins Grübeln geriet und sich ihre Gedanken machte. Sie erinnerte sich an ihre Gefangennahme und wie man sie immer wieder ins Wasser stukte...ob er so etwas meinte? Es war schrecklich, doch sie vermochte nicht zu sagen, ob man sie damit zu einer anderen Meinung überzeugt hätte.
    Dann kann man nur hoffen nie ins Blickfeld von Leuten zu kommen, die anderer Meinung sind und diese mit allen Mitteln durchsetzen wollen.

  • "Ich habe Dir doch erzählt, dass ich bei den Vigiles gedient habe. Vielleicht kannst Du Dir vorstellen, wie peinlich es mich berührt, über diese Methoden zu reden..."


    Ich machte eine längere Pause.


    "...wo ich sie doch selbst oft genug angewandt habe."


    Ich senkte den Kopf und bekam kein Wort mehr heraus. Das war eine Vergangenheit, die mich plötzlich wieder einholte.

  • Sie sah wie er den Kopf senkte und er tat ihr irgendwie leid. Auf der anderen Seite konnte sie sich so einige Dinge ausmalen, die man dort wohl so machte. Sicher ähnliches wie sie auch schon einmal erfahren musste wenn nicht gar noch schlimmere Dinge.
    Ich weiß, dass diese Worte keinen Trost spenden können. Doch ich denke, dass es Teil deiner Aufgabe war Informationen zu erhalten und es irgendwo zur Sicherheit beigetragen hat.
    Mehr fiel ihr nicht ein, was sie hätte sagen können und sie versuchte sogar ein kleines bischen zu lächeln.

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