[Officium] Tribunus Angusticlavius H. C. Vesuvianus

  • Antoninus saß ebenfalls unter den Offizieren und nickte bekräftigend bei jeder Aussage seines Waffenbruders und Freundes. Das war das wenigste, ihn hier zu unterstützen, denn Antoninus hatte längst eine Entscheidung getroffen. Er fühlte sich dabei zwar wie ein Verräter, aber es war ein Unterschied, ob man als Tribun Befehle erteilen konnte oder als Optio sich etwas sagen lassen musste. Unter seinem alten Centurio, der seine Ansichten kannte, sie teilte, ja unterstützte, hätte er weitergedient. Unter den alten Verhältnissen, an deren Erhalt er aber nicht mehr glaubte, auch.


    Soilchen Tonfall hatte Antoninus in dieser Kaserne auch noch nie gehört. Da konnte er nur mit dem Kopf schütteln und war über seinen Entschluss doppelt erfreut.


    "Du, Centurio, kannst dir kein Urteil über Fähigkeiten bilden, aber es ist seit langem bekannt, dass die Söhne guter Familien in unsere Einheit geschickt werden und nicht in die II, die II. oder gar die IX."

  • Keine Frauen im Lager? Die anderen Punkte der Besprechung waren in dem Moment vergessen auch die Rede von zuvor. Keine Frauen im Lager! Grauenhaft, schrecklich! Grübelnd zerfurchte sich Marcus Stirn zu einer Landschaft von kleinen Hügeln und Tälern wie in der endlosen Wüste. Sein Blick wanderte verwirrt von einem der Offiziere zu den Anderen. Sollte er was sagen? Was für ein Dilemma. Er als Patrizier konnte unschwer seinen Standesgenoßen in den Rücken fallen, gewisse Familiendifferenzen hin oder her. Schließlich würde seine Mutter das mit Sicherheit über sieben Ecken und von ihrer Amme oder einer entfernten Cousine erfahren. Aber seinen Kameraden wollte er auch nicht die Unterstützung entziehen. Außerdem würde es sicherlich die ein oder andere Situation geben, wo er mal eine Frau mitbringen wollte. Und was, wenn seine Mutter zu Besuch kommen würde? Na, eine Patrizierin würden sie sicherlich nicht vor den Toren stehen lassen.


    All diese Überlegungen führten dazu, dass Marcus etwas tiefer im Stuhl rutschte und versuchte während der ganzen Diskussion nicht gesehen zu werden. Bloß nicht den Blick eines der anderen Offiziere erhaschend, betrachtete Marcus seine Fingernägel. Zu schade, dass der Senatorenring nicht mehr an seiner Hand prankte. Der stand ihm wirklich gut. Überrascht hob Marcus dann jedoch seinen Blick und starrte den Aurelier verblüfft an. Zorn stieg in sein Gesicht und seine Wangen röteten sich. Abrupt richtete sich Marcus etwas auf.


    "Was soll DAS bitte heißen? Willst Du etwa behaupten ich, oder einer der hier anwesenden Offiziere, entstammen nicht aus guter Familie?"

  • Mit wütendem Blick sah Avitus zu Aristides.
    "Du vergisst dich, Optio..."
    sagte er leise und zähneknirschend
    "... ich werde es nicht dulden, dass Männer der Hispana eine solche Disziplinlosigkeit an den Tag legen und ihre Weltansichten in einer formellen Besprechung austragen, zumal sie sich ihres Wertes und Könnens als Soldaten Roms..."
    die letzten beiden Wörter sprach er betont aus und schaute zu dem anderen Optio
    "... bewusst sind. Setz dich..."
    sagte er dann, wieder an Aristides gewandt und schaute dann wieder nach vorn.

  • Wut brodelte in Marcus. So hatte er sich tatsächlich ein wenig erhoben, um seiner Empörung mehr Gewicht zu verleihen. Wie konnte es jener Mann wagen? Nicht nur die Familien der Anderen in den Dreck zu ziehen, nein, er wagte es sogar die gesamten Flavier zu schmähen. Nicht nur Marcus Mutter, was Marcus wie ein Peitschenhieb mitten ins Gesicht traf, sondern auch seinen Ziehbruder, Milo, seinen Bruder, Felix, seine Vettern, Aquilius und Gracchus und auch seinen, ihm wenig bekannten, Neffen, Furianus. Das würde all jenen Männern bestimmt nicht gefallen. Doch als Avitus eingriff, wurde Marcus Wut etwas abgelenkt. Marcus nickte langsam und ließ sich wieder auf seinen Stuhl heruntersinken.


    "Natürlich, Centurio. Ich hab mich tatsächlich bei dieser Beleidigung vergessen!"


    Doch Marcus Augen durchbohrten den Aurelier wie vergiftete Pfeile. Nur mühsam, aber mit all seiner Willensbeherrschung, die er seit seiner Jugend gelernt hatte, unterdrückte er jegliche weitere Unmutsäußerung. Seine rechte Hand jedoch hielt die Lehne des Stuhls fest umgriffen. Das Holz knarrzte leise, wegen der Kraft, die er auf sie einwirkte.

  • Primus Pilus Plautius wandte sich an Centurio Avitus und Optio Aristides.
    „Unter normalen Umständen würde ich dem Centurio zustimmen, aber der Tribunus hat ja gesagt, dass er Wert auf aufrichtige Worte und Offenheit legt. Also kann das hier jetzt auch ruhig zur Sprache kommen.“


    Optio Aristides schien etwas empfindlich in Sachen Mutter und Familie zu sein. Das hatte er schon mal an einer bemerkung von Tiberius Vitamalacus erlebt. So wandte er sich auch an seinen Optio.


    „Obgleich ich ich Dir sagen muß, dass der Patrizier, der meine Abstammung, meine Familie und mich beleidigen kann noch geboren werden muß. Es gibt Dinge da steht man als Plebeier drüber.“


    Plautius erinnerte sich an das germanische Sprichwort mit der Eiche, die es nicht stört, wenn sich degenerierte Schweine daran reiben, aber das wollte er aus Rücksicht auf seinen Optio nicht sagen. Der schien da ohnehin etwas positiv aus dem Rahmen zu fallen, was gewisse Vermutungen zuließ.

    Semper Fidelis - zum ewigen Ruhme des Imperiums und seines Imperators!

  • Zitat

    Original von Camillus Matinius Plautius
    Desweiteren erlaube ich mir dich zu zitieren: “Weiters lege ich im Allgemeinen gesteigerten Wert auf offene Worte und Aufrichtigkeit”.
    Nun, wenn du dies jetzt als Respektlosigkeit auslegt, daß ich das tue, was du sagst oder worauf du Wert legst, dann widersprichst du Dir, Tribunus.


    "Der Inhalt einer Botschaft und der äußere Ton sind zwei verschieden Dinge, die du lernen musst zu trennen. Für die Inhalte bin ich jederzeit offen, der Tonfall muss sich ändern, sofern du eine Antwort von mir erwartest."


    Sodann war Vesuvianus erstaunt, als sich Antoninus zu Wort meldete. Er kannte den stets gesetzt agierenden Mann seit langem und wusste um dessen Pläne. Daher hatte er angenommen, dass der Unteroffizier bereits mit allem abgeschlossen hatte. Umso mehr erstaunte Vesuvianus, was dieser äußerte. Der Tribun verstand den Sinn seines Einwands, andere offensichtlich nicht. Interessant war auch das Verhalten der neuen Offiziere.
    Bei aller - zugegeben kurzen - Betrachtungsmöglichkeit dieser Männer war Claudius insgeheim froh, dass seine ehemalige Centurie offenbar von einem umsichtigen Centurio kommandiert wurde. Er nickte dem Offizier anerkennend zu und sparte sich ein weiteres Eingreifen.



    "Ich habe den Eindruck, dass mancher hier nicht verstanden hat, was Antoninus ausdrücken wollte. Rufen wir uns ein Zitat des Plautius noch einmal in Erinnerung.
    Und wenn ich mir manche Männer hier anschaue, dann stellen die Frauen sie in ihren Leistungen schwer in den Schatten.


    Dabei vergisst jener Offizier, dass gerade in diese Einheit bevorzugt die Söhne edler Familien geschickt werden, Aurelier, Flavier, Ulpier, Claudier und zwar deswegen, weil diese Einheit den allerbesten Ruf hat. Nicht umsonst hat sie der Caesar als die erste, die stärkste, die treuste, die kampferprobteste, die geehrteste und die tapferste Legion des Römischen Reiches bezeichnet. Oder willst du die Einschätzung dieses Mannes etwa in Frage stellen, Plautius?"


    Claudius musterte kritisch den Offizier und fällte kurzerhand eine Entscheidung. Er beugte sich vor, hob den Zeigefinger und ließ ihn eindringlich federn.


    "Wir zwei, Plautius, sehen uns in - sagen wir - zwei Stunden auf dem Exerzierplatz, wo ich mich erst einmal über deinen Leistungsstand informieren werde und ich hoffe für dich, dass du dem der hiesigen Männer in nichts nachstehen wirst, denn sonst sind deine Worte eine noch größere Beleidigung, deren Makel du sicher nicht mehr loswerden wirst."


    Der Tribun richtete sich auf, drehte sich Centurio Avitus zu und sagte in ruhigem Tonfall:


    "Dir, Centurio Avitus, würde ich empfehlen, den Übungen als Beobachter beizuwohnen, denn du hast einige Probati in deiner Centurie, denen dieses Training ebenfalls noch bevorsteht, wobei ich bei Probati diese Übungen immer auf freiwilliger Basis habe durchführen lassen, denn sie gehen in ihrem Schwierigkeitsgrad über die normale Grundausbildung hinaus. Sie sind die hohe Schule des Exerzierens, aber jeder Probat soll bei uns die Möglichkeit erhalten, diese hohe Schule absolvieren zu können, die es eben nur in der Prima gibt. Wie gesagt, kein Befehl, es ist eine Empfehlung.



    So, meine Herren. Gibt es weitere Schuhe, die drücken, oder Unklarheiten bzw. ein Unsicherheitspotential?"

  • Die Gespräche während der Besprechung währten noch geraume Zeit - es gab viel zu klären, zumindest machte man den Versuch. Nach einer guten Stunde des Diskutierens beendete Claudius die Zusammenkunft, denn vieles würde sich ohnehin nicht in der Theorie, sondern nur während des Lageralltags klären.


    Als einer der Letzten war Antoninus geblieben und kam nun auf den Claudier zu.


    "Natürlich. Nimm Platz! Und wenn wir unter uns sind, kannst du die förmliche Anrede auch weglassen."


    Claudius hatte längst dem ständig anwesenden Lagerburschen ein Zeichen gegeben, einen der Besucherstühle heranzuholen.


    "Schließe hinter dem letzten die Tür und sorge dafür, dass wir nicht gestört werden", wies Claudius den Burschen an.


    "Sprich! Um was geht's?" Der Tribun blickte gespannt auf den Aurelier vor sich.

  • "Die Zeiten für die Prima werden nicht besser, wenn du gehst", erwiderte Claudius mit einer Sorgenfalte auf der Stirn. "Wobei du natürlich Recht hast - kein Stein bleibt auf dem anderen."


    Vesuvianus versank in Schweigen, ehe er sich erhob und zwei Becher mitsamt Tischamphore holte, einschenkte und dem Freund einen hinschob.


    "Nie zuvor habe ich es derart bedauert, dass Sophus seine Chancen auf das Kommando über die Prima verschenkt hat. Ich hätte ihm zugearbeitet, ihn unterstützt. Ob nun beim Examen Tertiam letztes Jahr oder bei der noch nötigen Amtszeit im Cursus Honorum. Hoffentlich ärgert er sich wenigstens selbst."


    Kein Grund zum Anstoßen, aber Claudius hob dennoch den Becher. Ihm war danach, die Gedanken mit Alkohol zu betäuben.

  • "Andererseits wird man als Legatus auch mitunter vom Kaiser versetzt. Als Offizier weniger. Da haben sich eigene Versetzungswünsche durchgesetzt. Du musst also immer wieder mit einem neuen Kommandeur rechnen."


    Antoninus hob auch den Becher.


    "Auf was willst du Trinken?" Sein Lachen klang bitter.


    "Mir fällt nichts ein."

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Antoninus
    "Andererseits wird man als Legatus auch mitunter vom Kaiser versetzt. Als Offizier weniger."


    "Sag das nicht. Das geht schneller als du denkst."


    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Antoninus
    Antoninus hob auch den Becher.


    "Auf was willst du Trinken?" Sein Lachen klang bitter.


    "Mir fällt nichts ein."


    "Aber mir: Wir wär’s mit "Zusammenhalt"? Hm?"


    Ohne eine Antwort abzuwarten, stand Claudius auf, öffnete die Tür und gab nach kurzen Instruktionen dem Lagerburschen den Auftrag, zum Officium des Präfekten zu gehen.

  • Dieser traf denn auch ein. Wenig hatte er letzte Nacht geruht, allein die Möglichkeit, sowohl Antoninus, als auch Claudius wiederzusehen, hatte ihn dazu angespornt, dem Ruhelager noch ein Weilchen zu entsagen. Noch etwas von der kühlen Nachluft fröstelnd, welche die steinernen Lagerbauten mit blassem Nebelgewande sanft umschloss, klopfte er an die Porta, welche das Officium des gerade ernannten Tribunen eröffnete.

  • Nicht umsonst hatte sich Claudius für die Dienste dieses Burschen entschieden, war er doch stets mit Eifer bei der Sache, stand, wann immer er gebraucht wurde, zur Verfügung und war zudem nicht dumm. Ein Vermögen, das der Tribun im Besonderen zu schätzen wusste.
    Daher bedurfte es auch keiner Aufforderung, damit der noch im Knabenalter befindliche Gehilfe zur Tür ging, sie für den Praefectus öffnete, zur Seite trat und nachdem der Offizier sie passiert hatte, die Porta von draußen schloss, um als Posten weiterhin Sorge für eine ungestörte Zusammenkunft zu tragen.


    Claudius hingegen schenkte dem Burschen keinerlei Beachtung. Er erhob sich, als der Präfekt das Officium betrat und ging ihm entgegen. Dabei fiel ihm durchaus die Müdigkeit des Mannes auf. Gleichzeitig erinnerte er sich an die Wiederaufnahme seines Dienstes nach der Quaestur, als er vom Praefectus auf seine Blässe hin angesprochen wurde. Er grüßte und thematisierte gleich den Gedanken.


    "Freut mich, dass du es dir einrichten konntest, Sophus. Allerdings … nimm es mir nicht übel, aber heute kann ich dir kein Kompliment über dein Aussehen machen. Du hast ziemlich dunkle Schatten unter den Augen. Hält dich der Dienst vom Schlafen ab, sind es Sorgen oder schmerzende Knochen?"

  • "Verachtet Leibesblässe, Kameraden, denn ein Soldat ruht in der Ewigkeit.", erwiderte er mit einem dünnen Lächeln.
    "Und wieder einmal erkennen wir, dass die Legion, den Göttern sei Dank, nicht Rom ist - der richtige Mann auf dem richtigen Posten. Meine Anerkennung, Vesuvianus."
    Aurelius machte einige kleine Schritte auf die beiden Männer zu und grüßte ebenfalls den Verwandten mit einer Umarmung.
    "Antoninus - schön, dich zu sehen."

  • Claudius nickte ob der anerkennenden Worte, ließ seine Gedanken aber eher um die Bemerkung, die Legion sei nicht Rom, kreisen. Vielleicht war Mantua nicht Rom, aber die Prima stand außerhalb der Stadtmauern Mantuas.


    "Antoninus hat mich nicht ohne Grund aufgesucht und ich teile im Übrigen seine Auffassung. Die Legion ist nicht Rom, das ist wohl wahr, aber ebenso wahr ist, dass die Prima offiziell zwar noch die Prima ist, inoffiziell aber mit einer 'X' nach der 'I' geschrieben wird. Das hat die Sachlage erheblich verändert. Aber nimm erst einmal Platz."


    Claudius wies auf einen längst bereitgestellten Stuhl und kümmerte sich zunächst um einen weiteren Becher.

  • "Neugierde?" Claudius musste schmunzeln, während er einschenkte. Sodann nahm er selber Platz. "Ein vornehmlich weibliches Laster, ich kann’s nicht leiden und es gehört auch nicht wirklich zu dir. Wann immer sich Frauen treffen … Nach meiner Ansicht gehören viele Dinge nicht an jedermanns Ohr, woran sich leider auch nicht immer alle Männer halten. Aber gut, ich weiche vom Thema ab."


    Er hob seinen Becher und genehmigte sich zunächst einen Schluck, bevor er nach den passenden Worten suchte.


    "Nach einer Unterredung mit dem neuen Legaten und einer Besprechung mit allen Offizieren - einschließlich denen, die von der IX. gekommen sind - steht unzweifelhaft fest, dass in der Prima praktisch nichts mehr Bestand haben wird, was einst diese Einheit ausmachte.


    Du wirst belächelt, wenn du die Prima eine Eliteeinheit nennst,
    das einstige Militärlager wird - wenn es ganz dumm läuft - zum Auffanglager für die gesamte Sippschaft der neuen Stabsoffiziere und unseres Legaten
    und in den Stab kann zukünftig ein Offizier mit Expressaufstieg gelangen, denn kommt er nicht von hier, hat er den - unzweifelhaft.


    Haben wir eigentlich jemals einen Stabsoffizier von außerhalb genommen? Wie war das noch mit Geta? Auf jeden Fall kamen in der Vergangenheit alle großen Kommandeure von hier und nirgendwo anders her. Zukünftig kann man das aber vergessen; angestrebt wird eine Durchschnittslegion - eben keine Elite."


    Natürlich hatte Claudius scharfe Worte gewählt, denn ihm war nicht danach, die Dinge zu beschönigen.

  • Der Präfekt faltete die Hände und lehnte sich zurück, um mit einem müden Lächeln die Ausführungen des Tribunen zu verfolgen.


    "Claudius, Claudius...du wirst noch einmal nach Rom aufbrechen und den Senat eigenhändig umkrempeln. Ich sehe es kommen."


    Aurelius seufzte tief.


    "An wechselndes Schicksal bin ich nun wahrhaft gewöhnt. Man dürfte es nicht offen aussprechen, die Weisheiten der einfachsten Legionäre, doch es ist wahr: Fortuna ist eine Hure! Viel zu leer ist unser Geldsäckel, um etwas Glück zu erkaufen. Was folglich hindert uns daran, den Wechsel der Dinge mit Gleichmut des Geistes zu betrachten, Verfehlungen still zu belächeln und so lange im Leben zu harren, bis wir fallen? Was, so frage ich demnach, ist der Zweck deines Vortrages?"

  • "Der Zweck meines Vortrags war das Stillen deiner Neugier", antwortete Claudius grinsend. Dann jedoch winkte er ab und war bemüht, zum Ernst zurückzufinden.


    "Sophus, uns unterscheiden grundlegende Dinge: Während du die Stoa scheinbar verinnerlicht hast, pulst in meinen Adern heißes Blut. Würde ich dich nicht vor mir sehen, sondern nur reden hören, könnte ich annehmen, du gehst hart auf die Fünfzig zu. Zumindest findet man solche Abgeklärtheit vorwiegend im hohen Alter.
    Dennoch, momentan verstehe ich dich nicht. Ich kann nicht glauben, dass du deine Meinungen wie andere mit dem Wind wechselst. Woher nimmst du also die Gelassenheit, mit der du diese Veränderungen trägst? Mir ist das nicht möglich. Mehr noch: Ich lebe auch nie nach der Devise, 'so lange im Leben auszuharren, bis man fällt', weil das kein LEBEN ist. Leben pulst, es steht nicht still; Leben heißt agieren und nicht abwarten; Leben mobilisiert alle möglichen Säfte des Körpers, lässt uns an unsere Grenzen gehen und sämtliche Tiefen ausloten. Wenn du das von dir fern halten willst, wäre Panaitios sicher stolz auf dich, aber leben … leben tust du nicht."


    Zumindest waren das Claudius’ Überzeugungen und ob sie nun von einem Philosophen befürwortet wurden oder nicht, war ihm letztlich egal.


    "Bei den Göttern, jetzt sind wir schon wieder vom Thema abgekommen. Zurück zur Legion. Mittelmaß, eine Einheit wie jede X-beliebige andere … Das ist nichts, was ich mittragen kann und will. Ich rebelliere, aber ich gehe nicht; und was machst du, Antoninus?"

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