[Taberna] Zum gerupften Huhn

  • Servianus fürhte Musa an den Tischen vorbei direkt zum Wirt und grüßte diesen jovial. Dann meinte er:


    "Ich bringe dir übrigens einen Gast mit. Matinia Musa. Matinia, das ist Pecunius Maius, der Wirt."


    In der Zwischenzeit hatten einie der Gäste (darunter wie in Mantua üblich ein großer Teil Soldaten) die junge Frau bemerkt. Da hier aber auch immer viele Offiziere vor Ort waren hielten sie sich mit anzüglichen Sprüchen zurück und blickten nur auf. Wenn sie sich überhaupt von ihrem Wein und irhen Würfelspielen ablenken ließen.

  • Auch Fontinalis war der Einladung des Tribuns gefolgt und hatte sich auf den Weg gemacht.
    Dort angekommen war bereits einiges los. Viele Offiziere waren bereits da und tranken ihren Wein.
    Da das Treffen nach Dienst stattfand und privater Natur war grüßte man sich, aber nicht militärisch.
    Suchend blickte sich der Centurio nach dem Gastgeber um, schließlich erspähte er ihn und bahnte sich seinen Weg.
    Salve Iunius, hab Dank für deine Einladung. dann nickte er dem Präfektur zu.

  • Noch bevor die beiden das Gasthaus erreichten, also quasi auf dem Weg dorthin, meinte Musa zu Servianus. "Sei froh, dass Mantua nicht wie Roma ist. Rom ist prächtig, aber auf der anderen Seite, ähhh... miefig. Da bin ich viel lieber in einer kleinen friedlichen Stadt wie es Mantua ist. So ähnlich ist auch meine Heimatstadt Tarraco, weißt du, wenn sie auch wärmer, grüner und luftiger ist. Und, ja, sehr wichtig, am Meer gelegen, doch dafür habt ihr wunderschöne Berge und viel viel SCHNEE..." Ein Ereignis was sie bisher noch nie erleben durfte.


    Angekommen traten die beiden und ein paar ihrer Begleiter ein. Darunter befanden sich auch zwei junge neunzehnjährige Sklavinnen, die Musa als Zofen dienten. Es war ja äußerst wichtig gewesen, dass sie äußerlich ihres Standes entsprach. Doch die lange Reise wie die Müdigkeit zerrten an ihr, sodass sie eher wie eine gewöhnliche Magd wirkte. Okay, nur ihr Gesicht und ihre langen Haare. Die Kleidung jedoch war alles andere als billig, sondern so sehr teuer, dass man damit eine 10-köpfige Familie hätte für ein Jahr ernähren können.


    Sie versuchte sich umzublicken, doch vor Müdigkeit erschienen einige Gesichter ihr eher verschwommen, besonders bei denen die weit weg saßen. Sodass sie das Gaffen der Soldaten gar nicht mitbekam, sondern nur Richtung Servianus schielte. "Würdest du bitte meine Hand halten?", fragte sie leise. Dass er bereits sie vorgestellt hatte, dass bekam sie schon gar nicht mehr mit.

  • Langsam füllte sich der Laden und Seneca begrüßte den ein oder anderen Kameraden, etwas ungewohnt unmilitärisch, das hatte es bei der Garde nicht gegeben, aber das war tatsächlich ganz nett, und wirkte etwas ungezwungener..
    "Iulius, Hadrianus, ich freue mich dass ihr der Einladung gefolgt seid. Setzt euch doch bitte und bedient euch.", sagte der Iunier erfreut und zeigte auf die zahlreichen Kannen und kleinen Amphoren auf den Tisch, "Ich weiß noch nicht wirklich ob die Geschmäcker hier oben anders sind, deshalb hab ich einfach von allem was bestellt." scherzte der Tribun und lehnte sich wieder etwas zurück, um sich umzublicken, "Es ist doch erstaunlich dass so viele Offiziere erschienen sind. Wenn es was umsonst gibt ist wohl jeder zur Stelle." bemerkte Seneca und grinste bevor er einen Schluck trank, und den Becher wieder vor sich abstellte.

  • Fontinalis nahm den angebotenen Platz dankend an und schenkte sich gleich einen Becher Wein ein. Dann sah er sich kurz um, der Wirt hatte alle Arbeit geleistet und die Taverne wieder so hergerichtet wie sie vor dem kleinen zwischenfall war.
    Wein ist Wein. Zur Not trinkt ein Soldat alles.
    Der Centurio grinste frech und nahm den ersten Schluck, der Wein wurde hier normalerweise nicht ausgeschenkt, soviel konnte er sagen. Wahrscheinlich war es ein mitbringsel aus Rom. Aber er schmeckte, das war die Hauptsache.
    Nun, viele lassen sich einen Rausch nicht entgehen, noch dazu wenn er umsonst ist. Das war schon immer so und wird wohl auch immer so bleiben.
    Kurz lies Fontinalis seinen seinen Blick schweifen.
    Und hast du dich gut eingelebt?

  • Ob er sich hier eingelebt hatte? Naja, Dienst war Dienst, und auch wenn er diesen mittlerweile weitesgehend selbst bestimmen konnte, so war immer noch viel zu tun, sodass er sich über das Leben außerhalb der Armee wenig Gedanken machen konnte, auch wenn ihm Rom schon fehlte..
    "Es gefällt mir hier. Sicher, es ist im Vergleich zu Rom sehr provinziell, aber ich mag die Ruhe, und dass man nicht an jeder zweiten Ecke von irgendwelchen Banden bedroht wird." scherzte der Iunier, Rom war nun mal im Grunde ein großes Rattenloch, mit einigen Lichtblicken jedoch, "Andererseits hat Rom natürlich eine Menge zu bieten, und natürlich fehlen mir auch die Familie und die alten Kameraden." aber das konnten sicher die meisten Soldaten nachvollziehen, "Aber ich denke wir werden gut auskommen, auch wenn ich schon bemerkte dass einige Milites recht reserviert waren wenn sie von meiner Vergangenheit bei der Garde erfuhren." merkte der Tribun an und sprach eines der Probleme direkt auch, "Was ich ihnen angesichts der jüngeren Vergangenheit nicht verübeln kann."

  • Und wenn es etwas gibt, was die Herren hier noch lieber hatten als Wein, dann die Gelegenheit anständig zu klatschen, dachte sich Licinus. Denn nach seiner Meinung waren die rund 60 centurionen einer legion ungefähr so schlimm wie 6000 Waschweiber.


    Statt sich an der Unterhaltung wie der tribunus sich eingelebt hatte zu beteiligten, ging Licinus die Weine durch. Er war kein Kenner und blieb lieber bei altbekanntem, also suchte er genau so etwas. So schien er auch abgelenkt und konnte umso besser zuhören.
    Das Problem mit dem Gardedienst hatte er kommen sehen, aber wenn es nur eine Reserviertheit war, sah er da kein Problem. Oder untertrieb der tribunus. Licinus spitzte die Ohren.

  • Fontinalis lauschte den Ausführungen des Tribun, während er hin und wieder einen Schluck aus seinem Becher nahm. Der Praefectus schien sich aus der Unterhaltung raus zu halten. Ebenfalls verköstigte er alle Weine, so als sei er auf der Suche nach dem einen.
    Ich war nur ein paar mal in Rom. Und was soll ich sagen. Mir ist es zu groß und zu laut. Sicher, Theater und ausladenden Thermen haben ihre Reitze, aber das hat eine kleine Stadt wie Mantua auch.
    Dann kam die Garde zum Gespräch, vieler der Anwesenden Offiziere verzogen leicht das Gesicht, andere wandten sich ab.
    Nun, du, besser gesagt die Garde hat gegen den Kaiser gekämpft. Viele Soldaten verloren ihr Leben durch die Klingen eurer. Mann kann es ihnen nicht verübeln. Aber das ist die vergangenheit, auch die werden es irgendwann erkennen. Also mach dir keine Gedanken. Spätestens wenn sie merken das du ein fähiger Offizier bist werden sie ihre Meinung ändern.
    Fontinalis hob seinen Becher.
    Auf dein Tribunat bei uns, auf alle Gefallenen der letzten Zeit und auf eine gute Zukunft

  • Ob jetzt der Schnee von den Bewohnern der Stadt als Standortvorteil gesehen wurde, wagte Servianus dann doch zu bezweifeln. Aber bevor er auch nur Gelegenheit bekam etwas in dieser zu bemerken Richtung zu bemerken hatten sie das Gasthaus erreicht.


    Leise hörte er Musas wispern und statt einer Antwort schob er seine Finger zwischen die ihren hielt ihre Hand und drückte sie kurz, um zu signalisieren, dass sie sich ruhig auf ihn stützen könne.


    Noch während dessen erklärte er dem Wirt, dass die Dame an seiner Seite aus einer der wichtigen Familien Roms stammte und daher das beste Zimmer des Hauses benötigte. Welches sie auch prompt bekam. Erstens war es ohnehin meist leer und zweitens sagte das Kleid dem Wirt nur eines: Die konnte zahlen.


    "Wünscht du morgen früh etwas zu speisen? Ich kann dir von meiner Tochter etwas auf's Zimmer bringen lassen." erkundigte der Wirt sich. Nicht ohne den Hintergedanken, dass er das extra berechnen konnte. "Und weißt du schon wie lange du bleiben wirst? Wenn es länger ist, kann ich dir mit dem Preis durchaus noch etwas entgegen kommen."


    Nachdem die finanziellen Dinge endlich geklärt waren, wandte sich Servianus wieder an Musa:
    "Soll ich dir zeigen, wo dein Zimmer liegt? Ich hab selbst eine Weile dort gewohnt, daher weiß ich es."

  • Sie hielt die Hand von Servianus ganz fest, soviel Kraft hatte sie noch. Sie bemerkte beiläufig wie sanft und warm doch seine Hand war. So richtig angenehm war sie. Sie bekam das Gespräch zwischen ihm und dem Wirt nicht mit, außer wie lange sie bleiben würde. Daraufhin antwortete sie, dass sie mindestens einige Tagen bleiben werde. "Ja, bring mich bitte ins Gemach." Die beiden Zofen folgten natürlich ihre Domina, sie werden die Nacht mit ihrer Domina verbringen, ihr nicht von der Seite weichen. Vor der Tür werden zwei Wachen stehen. Der Rest des Tross werde sich schon irgendwie einquartieren. Doch vorab mussten unter anderem die Pferde versorgt werden.
    Sie lehnte sich also an Servianus linker Schulter und gingen gemeinsam langsam zum Zimmer. Der Wirt öffnete die Tür und wurde daraufhin von den beiden starken Wachen nach draußen gebeten. Er blickte im ersten Moment verstutzt, doch als er die ersten Sesterzen erhielt, grinste er nur gierig und verschwand. Die Sklavinnen bereiteten unterdessen eine Schüssel mit Wasser in der einige Tropfen Mich enthalten waren, legten die mitgebrachte Seife ab, nahmen die Seidentücher zur Hand und waren bereit ihre Domina zu entkleiden und zu waschen. Doch erst, wenn niemand männliches anwesend war. Also warteten sie ab, ob ihre Domina den Befehl gab, dass der Gast doch den Raum zu verlassen hat, oder aber, ob die beiden selbst einschreiten mussten. Auch wenn ihre Domina durch die Müdigkeit im siebten Himmel war, so durfte niemand Fremdes sie entblößt sehen. Vor allem wenn sie geistig abwesend war.

  • Servianus geleitete Musa also bis an ihr Zimmer und übergab sie dort in die sicheren Hände ihrer Zofen. Immerhin hatte er schon auf der Treppe das Gefühl gehabt, dass die junge Frau ihm gleich in den Armen einschlafen würde. Ein Gefpühl, dass Musa unglaublich niedlich wirken ließ, wir er sich eingestand.


    Er fand allerdings die Zofen hätten sich auch mit dem Vorbereiten der Waschgelegenheit noch Zeit lassen können sich zu verabschieden. So fühlte er sich dann doch etwas hinausgedrängt. Vielleicht fiel seine Verabschiedung deshalb so knapp aus. Er sagte nur wenige Worte und bot an, zur Verfügung zu stehen, wenn eine ortskundige Person benötigt wurde. Dann nannte er die beiden Adressen, zu denen sie den Jungen des Wirts schicken können würden, sollte er benötigt werden. Die curia wie auch seine private Wohnung.


    "Ich wünsche eine ruhige Nacht und wohles Ruhen. Ich empfehle mich" sagte er zuletzt und verließ den Gästeflügel. In der Wirtsstube genehmigte er sich auch nur noch einen starken Schluck an der Theke, dann brach er in seine Wohnung auf, die ihm merkwürdig einsam erschien an diesem Abend.

  • Die Nachtruhe verlief alles andere als mucksmäuschenstill, immer wieder erschallte lautes Gelächter, sodass Musa immer wieder mal die Augen öffnete. Zusätzlich war das Bett hart wie Stein, zumindest empfand sie es so. Es war eben kein ein Meter hohes Bett gefüllt mit Gänsefedern. Doch für die Nacht musste es reichen, auch wenn sie bestimmt am nächsten Morgen mit blauen Flecken aufstehen würde.


    Gegen zwei morgens verließen allmählich auch die letzten Trinkfesten das Wirtshaus. Es wurde anschließend sehr still um das Wirtshaus herum, fast schon zu still, man hörte gar aus den umliegenden Wäldern das Wolfsgeheul, so leise war es vor Ort. Musa jedoch wachte erst auf, als es knallähnlich r-u-m-m-s machte. Ihr Körper nahm eine sitzende Haltung ein und ihre beiden Hände klammerten sich ruckartig an die jeweilige Bettkante. Eine der Sklavin, die ebenso einen leichten Schlaf hegte, weckte die andere auf. Allesamt starrten nur zur Wand. "Was war das?", fragte sie bibbernd. "Weiß nicht, hörte sich so an, als sei jemand vor der Tür umgefallen." "Vor der Tür?" Sie blickte zeitgleich auf die Klinke. Doch es klopfte am Fenster. Allesamt erschraken sich: "HILFE, AHHH!" Doch den Göttern sei Dank, es handelte sich nur um einem der beiden Wachen, Theagenes. "Domina, öffne bitte das Fenster. Wir sollten die örtlichen Wachen rufen. Hecatomnus wurde bei seiner Wachrunde schwer verletzt.", sagte er laut von draußen. Die Zofen warteten erst gar nicht auf die Beendigung des Satzes ab, sondern wickelten ihr Domina in eine warme Decke. Dann öffnete Musa ihre Arme, um die beiden zu umarmen und drückte sie an sich. "Alles wird gut." Zwischenzeitlich waren weitere Sklaven in das Zimmer von Musa eingetroffen, um sie zu beschützen.

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