Es gab Dinge, die gehörten zum Alltag einer römischen Frau, egal ob man sie mochte oder nicht. Diese Dinge mussten genau wie alles andere zu ihrer Berechtigung kommen, dann und wann. Das Weben gehörte dazu. Für Iulia Musa war das eine Tätigkeit, auf die sie gerne verzichtet hätte, obwohl sie sich darin sehr gut machte. Es lag letztlich daran, dass sie das Sitzen am Webrahmen schnell ermüdete, wenn ihr Gesellschaft fehlte. Musas Mutter hatte vor einigen Jahren aufgehört zu Weben und sich anderen Aufgaben gewidmet, sodass letztlich recht selten jemand da war, um ihr das eintönige Handwerk etwas zu erleichtern. Dennoch hatte sie Geduld bewiesen und wieder und wieder stundenlang gewebt.
Nach ihrer Ankunft in Rom ließ die Alltäglichkeit nicht lange auf sich warten. Die Hausbewohner, die sie bereits kennengelernt hatte, mussten ihren Arbeiten nachgehen und das Wetter pflegte häufig unbeständig zu sein, sodass Tätigkeiten an der frischen Luft auf Rücksicht auf die Gesundheit noch im Hintergrund stehen bleiben mussten. So stand ihr nun ein weiterer Vormittag des Müßiggangs in einer ruhigen Casa bevor.
Warum sich die Zeit also nicht am Webrahmen vertreiben? So war verschenkte Zeit immerhin nicht gleich ungenutzte Zeit.
So hatte Musa sich einen Webrahmen im Atrium aufstellen lassen und sich kurze Zeit später, im hellen Licht eines kühlen und windigen, aber hellen Vormittages an die Arbeit gemacht, während Mictio, ihr Sklave, ihr irgendetwas von Ovid vorlas, dem sie aber so gut wie gar nicht zuhörte. Sie ging eher, etwas abwesend, ihren eigenen Gedanken nach.
Würde mich sehr freuen, wenn jemand einsteigt.