Triclinium | Conventus Flaviorum

  • Schon kurze Zeit, nachdem der Senator in der Villa eingetroffen war, begann sich im Triclinium rege Geschäftigkeit zu entwickeln. Vom Vilicus angetrieben kümmerten sich zuerst einige Sklavinnen um eine gründliche Reinigung des Raumes. Zwar wurde dieser stets sauber gehalten, doch für den Besuch des mächtigsten Flaviers überhaupt gönnte Sica dem Haushalt keine Nachlässigkeiten. So wurde in kürzester Zeit alles noch einmal auf Hochglanz gebracht. Anschließend wurde dafür gesorgt, dass ausreichend Klinen für sämtliche anwesenden Flavier bereit standen und mit frischen Bezügen und Polstern ausgestattet waren. Einige Tische wurden dazwischen arrangiert, so dass viel Platz für den angeforderten Imbiss zur Verfügung stand.


    In der Culina wurde währenddessen parallel unter Hochdruck gearbeitet, da man sich auch hier nicht lumpen lassen wollte. So konnte Sica bald darauf streng überwachen, wie die ersten großen Teller mit einigen Kleinigkeiten aufgetragen wurden. Er selbst übernahm traditionell die Auswahl des Weines und kümmerte sich persönlich darum, dass dieser in ausreichendem Maß unmittelbar verfügbar war. Wasser zum Verdünnen würde vorerst separat serviert, auf dass der Gastgeber das Mischverhältnis wie üblich selbst bestimmen konnte. Als ein Abschluss der Vorbereitungen abzusehen war, schickte Sica einen jungen Sklaven los, die Bewohner der Villa zu benachrichtigen. Er selbst nutzte die restliche Zeit, das Arrangement noch einmal zu überprüfen und zog sich anschließend in eine unauffällige Ecke des Raums zurück, von wo aus er das Geschehen zuverlässig im Blick hatte ohne zu stören.

  • Ich war augenscheinlich der erste, der den Raum betrat, und fand diesen Umstand nicht allzu nachteilhaft. Angetan mit einer schlichten, dunkelroten Tunika hatte ich auf allen Tand verzichtet, einem angehenden Marspriester stand derlei auch nicht an, und war nach einem kurzen Zurechtmachen durch Nefertiris kundige Hände der Einladung ins Triclinium gefolgt. Still blickte ich mich um und betrachtete, die Hände auf dem Rücken ineinander verschränkt, die Wandmalereien, um mir die Zeit bis zum Eintreffen der anderen ein wenig zu verkürzen.

  • Die Nachricht darüber, dass sein Vetter die Villa besuchte, hatte Gracchus ein wenig verwundert, dass jener mit allen anwesenden Flaviern speisen wollte noch ein wenig mehr, hielt er Felix doch nicht unbedingt für einen geselligen Familienmenschen, der darauf Wert legte mit seinen Vettern Belanglosigkeiten auszutauschen. So trieb ihn ein wenig die Neugierde, als er sich von Sciurus entsprechend ankleiden ließ und schließlich nur unwesentlich nach Aquilius den Raum betrat. Ein feines Lächeln kräuselte seine Lippen beim Anblick des Vetters.
    "Salve, Aquilius."
    Die vergangenen Tage hatten nicht allzuviel Zeit geboten, ausführliche Gespräche mit seinen Verwandten zu führen, doch nach Sciurus Bericht hatten sich auch jene nicht übermäßig viel in der Villa aufgehalten.
    "Wie geht es dir? Was machen deine Bemühungen um den Dienst der Götter?"

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  • "Salve, Gracchus," erwiederte ich, als ich seine Stimme hörte, und wandte mich langsam in seine Richtung, den auftauchenden Anblick in einem der hintersten Winkel meines Selbst genießend. Er hatte schon auf der Rostra zum Anbeißen ausgesehen, aber noch lieber war er mir im privaten Umfeld, mit diesem Hauch der familiären Intimität in seinem Auftreten, das andere sicherlich nie erblicken würden.


    "Ich kann mich nicht beklagen, es war hier recht ruhig - Aristides hat mir aus Germania einen Sklaven geschickt, ein recht anstelliger Bursche. Allerdings fehlen ihm noch etwas die städtischen Manieren, was meinst Du, könnte ich Sciurus dafür gewinnen, ihm das ein oder andere beizubringen? Er soll mich schließlich nicht beim ersten Ausflug blamieren," fügte ich noch an und konnte den Anflug eines Schmunzelns nicht verhehlen, denn dass der Germane ein Prachtbursche war, würde weder Gracchus noch Sciurus entgehen können. "Ansonsten arbeite ich daran - meine zweite Prüfung steht bald an, und ich denke, langsam bin ich darauf angemessen vorbereitet. Wie ist es Dir in den letzten Tagen ergangen?"

  • In einem tiefen Einatmen inbegriffen genoss Gracchus den Augenblick, in welchem sein Vetter sich umwandte. Langsam ließ er den Atem wieder entweichen und hörte den gesprochenen Worten zu.
    "Tatsächlich? Ein Germane? Ist er..."
    Gracchus blickte fragend, winkte dann jedoch ab.
    "Ach, unwichtig. Ich werde sehen, ob Sciurus ein wenig Zeit erübrigen kann, doch ich werde zuerst abwarten müssen, wie sehr ich ihn in der nächsten Zeit selbst benötigen werde."
    Er bedauert nun ein wenig, dass er seinen Klienten dem Sohn seines Vetters als Scriba personalis nachgesandt hatte, womöglich würde er bald selbst gut daran tun, einen solchen zu beschäftigen.
    "Die zweite Prüfung ist das Opfer, nicht wahr? Dies sollte dir nicht allzu schwer fallen, immerhin ist es die Aufgabe, welche dich auch später am meisten fordern wird. Ich selbst versuchte in den Tagen nach der Wahl meine Aufgaben als Sacerdos abzuschließen. Es wird wohl etwas dauern, bis die Vereidigung ansteht, doch ich möchte es vermeiden, unerledigte Pflichten zurückzulassen."

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  • Milo war gerade von seiner Arbeit in der Regia des Cultus Deorum zurückgekehrt, als ihn der Sklave von der Ankunft seines Vaters unterrichtete. Er war bereits sehr hungrig und hätte sich wohl umgehend etwas zu Essen bringen lassen, so diese 'gesellschaftliche' Verpflichtung nicht wäre. So begab er sich stattdessen eilig in sein Cubiculum, wo er ein Glas Wasser trank und sich kurz ausruhte. Hermes half ihm noch seine Kleidung zu richten, woraufhin er direkt in das Triclinium ging. Gracchus und Aquilius warteten dort bereits, so dass Milo ihnen freundlich grüßend zunickte.
    "Salvete."
    Er zögerte auch nicht lange und nahm auf einer der Klinen Platz, wo er sich an einer Schale Obst bediente und schon einige Weintrauben aß.

  • Völlig verkartert wurde Marcus von dem losgeschickten Sklaven in dem Gästezimmer angefunden worden, ein eigenes Zimmer hatte Marcus in der Villa nicht bezogen gehabt. Schließlich wohnt er die meiste Zeit in Mantua und würde nur selten nach Rom kommen. Die Neuigkeit, daß Marcus Bruder nach Rom gekommen war, hatte ihn mehr als verblüfft gehabt. Wie lange war es her gewesen, daß er Felix gesehen hatte? Lange und Marcus hatte es nie wirklich bedauert. Das ominöse Auftauchen aus der Gens Claudia, die Wiederaufnahme bei den Flaviern hatte Marcus damals sehr erstaunt gehabt. Daß er einen Bruder hatte, wußte Marcus zwar, seine Mutter hatte jedoch keine Ahnung gehabt, wo dieser war.


    Mit all diesen verwirrenden Gedanken machte sich Marcus einigermaßen repräsentabel. Sorgfältig kleidete er sich in eine rostrote Militärtunika, gürtete sie mit einem schlichten goldbraunen Ledergürtel und schnallte sich Sandalen an. Grummelnd sah er in einen Spiegel, was ihn davon überzeugte, sich schnell noch mal rasieren zu lassen. Wieder passabel vom äußeren und wachsender guter Laune machte er sich auf zum Triclinium. Es würde bestimmt gut zu essen geben. Etwas, was Marcus zu schätzen gelernt hatte beim Militär. Mit federnden Schritten einem breiten Grinsen trat Marcus ein und nickte seinen Anverwandten zu.


    "Caius, Manius, Titus, seid gegrüßt. Was für ein erstaunliches Ereignis, Felix kommt nach Rom. Habt ihr ihn schon gesehen?"


    Marcus ging zu einer Kline und flenzte sich darauf. Ah, Wein, das war gut! Gegenwein half immer gegen die Kopfschmerzen einer durchzechten Nacht, wie Marcus sie gestern erlebt hatte, dort ganz wieder in seinem alten Element.

  • Nachdem ich mich ausgiebig erholt und frisch gemacht hatte, begab ich mich ins Triclinium. Schon von weitem konnte ich Stimmen hören - ich war also, wie erwartet, nicht der erste. Mit einem Gruß betrat ich den Raum und warf mich auf den lectus imus.


    "Salvete, Flavier!"


    Ich blickte in die Runde, und versuchte Namen den Gesichtern zuzuordnen. Gracchus erkannte ich sofort, auch Milo hatte ich mir eingeprägt. Die anderen beiden mussten Aristides und Furianus sein? Nein, irgendetwas stimmte nicht. Aquilius? Einer fehlte augenscheinlich...


    "Sind wir vollzählig?"

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  • Sica verließ seinen Platz im Hintergrund und trat seitlich an seinen Herrn heran. Er beantwortete die gestellte Frage in nüchternem Ton.


    Euer Vetter Quartus Flavius Lucullus, der Bruder des Flavius Gracchus, sollte sich ebenfalls im Haus befinden, Herr. Er wurde benachrichtigt.


    Anschließend blieb er in respektvollem Abstand zu dem Senator stehen und wartete ruhig auf mögliche weitere Befehle. Seine Augen verfolgten währenddessen aufmerksam das Tun der anderen anwesenden Sklaven. Zwei Sklavinnen betraten den Raum und stellten sich unauffällig an die Seite. Sie waren zum Servieren abbestellt und warteten still, bis das Mahl eröffnet werden würde.

  • Jener Junge fand Lucullus nicht in seinem Cubiculum worauf sich die Suche etwas schwieriger gestaltete. Doch ich war in der Villa. Völlig zurückgezogen erschrak ich fast, als jene jugendhafte Stimme mich von hinten im Lararium ansprach. So eilte ich mich die Worte an die Götter gesprochen zu vollenden und ließ mich in meine Räumlichkeit begleiten. Dort wusch man mich, kleidete mich an und zog den Bart ab. Wenig später, wohl etwas nach den anderen Bewohnern erreichte ich schließlich das Triclinium.


    Mit wenigen Worten begrüßte ich alle. Meinen Vetter zuerst, dann den Bruder, dann die Anderen. Ein Platz war noch frei und wurde durch mich belegt. So nun waren wohl alle anwesenden Bewohner der Villa Flavia Felix vor Ort. Neugierig doch mit ausdruckslosen Gesicht wartete ich ab.

  • Jetzt fiel es mir auf. Mein Sohn, Furianus, war gar nicht anwesend!
    Dann machte alles Sinn. Gracchus, Milo, Lucullus, und die beiden anderen waren Aquilius und Aristides. Wer welcher war würde ich schon noch bemerken...


    "Nun denn, lasst das Mahl beginnen!"


    Ich freute mich schon auf die vielen Leckerbissen, die hoffentlich serviert wurden. Und dann sprach ich in die Runde.


    "Was erzählt ihr mir denn neues, Flavier? Was ist in letzter Zeit alles vorgefallen?"

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  • Die übliche Vorspeise wurde aufgetragen, dazu gehörten natürlich Eier und ich nahm mir anständig wie ich war nur eine Hälfte davon. Da Felix das Gespräch begann, blickte ich ihn eine Zeitlang an und wußte sogleich, das seine Reise zum Landgut ihm nicht nur Entspannung, sondern auch Farbe gebracht hatte. Ich lächelte und wand mich wieder der Vorspeise zu.


    Wie würde die Sache mit seinem Sohn behandelt werden? War ich in jener Position das Thema anzuschneiden? Es schmeckte mir und meinen Idealen der alten Geschlechter nicht, aber wie lange war ich hier in Rom? Wie würden die anderen im Triclinium darauf reagieren? Würde ich Furianus anschwärzen? Fragend und Hilfe suchend wand ich meinen Blick vom Vetter Felix ab und blickte meinen Bruder Gracchus an. Sicher war er in einer intimeren Position zu seinem Vetter Felix. Erstmal wartete ich also ab, hielt mich gelassen, nein! angespannt zurück. Aber schwieg.

  • Gemeinsam mit seinen Verwandten hatte Gracchus auf einer Kline Platz genommen, nachdem die allgemeine Begrüßung ihr Ende gefunden hatte. Das Gespräch mit seinem Vetter würde er später fortführen, die Anwesenheit seines anderen Vetters musste genutzt werden, solange sie währte, war sie doch etwas äußerst seltenes. Dass Felix nicht darüber informiert war, was in der Villa und der Gens Flavia vor sich ging, dies nahm er nicht an. Dennoch setzte er zu einer kurzen Zusammenfassung der letzen Ereignisse an.
    "Einige Flavia haben zurück zu ihren Ursprüngen gefunden, wie du siehst. Dass Aristides heute hier ist, ist ein glücklicher Zufall, er wurde nach Mantua versetzt."
    Genau genommen wusste Gracchus nicht, weshalb Aristides nun in Rom war. Es hatte vermutlich etwas mit der Versetzung zu tun, immerhin war er mit einigen seiner Kameraden bei der Feier der Vinalia Rustica erschienen und daher nicht allein in der Hauptstadt. Es hätte Gracchus jedoch nicht verwundert, wenn Aristides selbst für diesen kleinen Ausflug gesorgt hätte, hatte er doch gegenüber Milo erwähnt, dass sich kein Lupanar in Mantua fand und dies musste ihn wahrlich sehr bedrücken.
    "Aquilius beendete vor einigen Monaten seine Studien in Achaia, Lucullus tat eben jenes vor einigen Wochen am Lago Larius. Beide haben sich dafür entschieden, den Göttern im Cultus Deorum zu dienen. Auch Milo hat sich auf seine Weise den Göttern verschrieben, er trat der Verwaltung des Cultus Deorum bei. Einzig ich selbst kehrte dem Cultus den Rücken, die Wahlergebnisse sind dir sicher geläufig."
    Er hielt kurz inne, um zu rekapitulieren, ob noch etwas Gewichtiges geschehen war und wurde sich dabei des Blickes seines Bruders bewusst, welchen er jedoch nicht deuten konnte.
    "Dein Sohn Furianus wurde nach Hispania beordert, vom Kaiser persönlich. Er verdingt sich dort als Architectus."

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  • Marcus winkte einen Sklaven heran und ließ sich etwas Wein reichen. Ja, bei den Göttern, in letzter Zeit tummelten sich nur noch männliche Sklaven hier in der Villa. Na, Marcus konnte sich denken, wem das zu verdanken war. Doch da kam schon sein Bruder hereingeschneit. Wie der alte Herr persönlich. Marcus Schulter zuckte etwas amüsiert. Grinsend nickte er Felix grüssend zu. Schnell trank er ein paar Schlücke und überließ das ganze Gerede seinem Vetter. Dafür war Gracchus ja auch ausgebildet, Marcus hatte die Lektionen geschwänzt. Ah, Eier! Marcus griff nach der Vorspeise und fing an, die Leckereien zu genießen. Ein Ei, ein Stück Brot, Oliven, noch ein Ei, noch mehr Brot, etwas Käse, Brot, wieder ein Ei und gleich noch ein Ei. Warum griff sich dieser Vetter Lucullus eigentlich alle Eier? Mit leicht empörten Blick beugte sich Marcus vor und griff, Futterneid war bei ihm immer schon ausgeprägt gewesen, nach einem von den Eiern vor Lucullus weg. Dreist grinste er und nahm sich noch ein Ei. Beide mampfte er gut gelaunt. So konnte die Vorspeise beginnen.


    Marcus leckte sich die leicht fettigen Lippen, schließlich waren die Eier gut gefüllt gewesen. Das Essen spülte er sich genüßlich mit viel Wein herunter. 'Mußte er gar schon reden?', fragte sich Marcus als eine Redepause entstand. Fragend hob Marcus den Blick, sah zu seinem Bruder, zu seinen vielen Vettern und zu seinem Neffen und auch Ziehbruder Milo. Nein, wohl doch nicht. Also noch ein Ei! Gedacht, getan und gegessen.

  • Arrecina war dem Sklaven hinterhergelaufen und versuchte unterwegs genügen von der Villa zu erspähen um sich ein Bild zu machen. Hier war es ganz anders als bei ihrer Großmutter, viel schöner und vor allem war sie nicht anwesend. Nicht ohne Grund war sie von ihr abgehauen um zu ihrem Vater zu kommen, denn sie meinte zu wissen, dass sie bei ihm auf jeden Fall besser aufgehoben war als bei ihr. Zumal war es bei ihr todlangweilig und sie wurde immer nur in so einigen Sachen unterrichtet. Sie wollte auch einmal etwas erleben und nicht immer nur das kleine enkelkind sein, was sie schon lange nicht mehr war, schließlich würde sie bald 15 werden und war eine junge Frau die etwas von der Welt sehen wollte und wo fing man da schon an wenn nicht in Rom.


    Der Sklave betrat das Triclinium und kündigte einen Besucher an. Arrecina, die mit klopfenden Herzen kurz stehen geblieben war trat langsam nach ihm ein und musterte die Anwesenden alle der Reihe nach. Ein erfreutes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie ihre Onkels sah und dann ihren Vater, der gerade dabei war ein Ei zu verdrücken. Hoffentlich verschluckt er sich jetzt nicht ging der Gedanke durch ihren Kopf. "Salve, Vater." Bildete sie sich das nun ein oder wurde es mit einem mal hier drinne so leise, dass man die Mäuse schon hören konnte?

  • "Ich denke schon, dass ich das schaffe, immerhin habe ich auch dafür geübt - nichts ist peinlicher, als vor dem Opfertier zu stehen und sich von oben bis unten mit dem Blut zu besudeln, weil man sich nicht rechtzeitig zur Seite gedreht hat," erwiederte ich auf die Worte meines Vetters Gracchus, bevor nach und nach alle anderen Verwandten eintrudelten und von mir mit einem leichten Nicken begrüßt wurden. Natürlich suchte ich mir, spätestens als Flavius Felix eintraf, auch einen Platz auf der Kline, das Herumstehen war ohnehin nur ein Zeitüberbrücken gewesen, wenngleich ein angenehmes. Ich genoss es, mich neben Gracchus platziert zu haben, und langte nach einer der Schalen mit dem Obst, kleingeschnittene Melonenstücke machten mir eindeutig den Tag zu einem angenehmeren. Während ich meine Melonenstücke genoss und ich Aristides beim geübten Traubenvernichten zusah, fasste Gracchus die notwendigen Tatsachen flavischer Geschichte der jüngsten Vergangenheit zusammen. Ein Familientreffen.


    Eigentlich hasste ich Familientreffen, weil irgendwer mich stets daran erinnerte, welchem Zweig der gens Flavia ich entstammte - zumindest schien sich das heute noch etwas heraus zu zögern, oder aber der dicke Hammer lauerte irgendwo noch. Meine Erinnerung an Felix war ohnehin schwammig gewesen, unser letztes Treffen lag viele Jahre zurück - ebenso wie ich Lucullus noch als Knaben in meiner Erinnerung gehabt hatte, nicht als jungen Mann. Die Zeit verging deutlich schneller, wenn man nicht darauf achtete, stellte ich für mich fest und seufzte innerlich, den Unhalt der Melonenstückschale nach und nach dezimierend. Kurz blickte ich zu Aristides und musste grinsen, ein Stück Ei klebte an seinem Kinn, was ich mit einem leichten Deuten auf die entsprechende Partie meines Kinns andeutete - aber das Eintreten der jungen Arrecina lenkte mich dann doch ab. Tempus fugit! Als ich das letzte Mal dieses junge Mädchen gesehen hatte, war sie noch mit Tunika durch die Gegend getollt und nun - langsam begann ich mich wirklich alt zu fühlen. "Salve, Kleines," begrüßte ich meine Nichte und lächelte ihr leicht zu.

  • Genüßlich mampfte Marcus das gefüllte Ei. Was war das darin wohl? Fischeier oder Trüffelfüllung? Marcus war noch nie ein kulinarischer Experte gewesen, nur daß es ihm schmeckte war wichtig. Gerade bei dieser Überlegung hörte Marcus eine vertraute Stimme. Verblüfft sah er auf, sah seine Tochter und bekam einen heftigen Hustenanfall, als er sich verschluckte und sich gleichzeitig das Kinn abwischen wollte. Keuchend klopfte er sich auf die Brust und stand auf. Nachdem er auch noch das letzte Ei von seinem Kinn gewischt hatte, ging er schnellen Schrittes auf seine Tochter zu. Stürmisch nahm er sie in die Arme, hob sie kraftvoll nach oben und wirbelte sie einmal herum. War seine Kleine doch nur ein Fliegengewicht für den trainierten Marcus.


    "Mein Herz, oh Du Goldschein, Wonne in meinem Herzen und größte Freude in meinem Leben! Mäuschen! Ist das schön Dich wieder zu sehen."


    Jedes Wort war mit voller Inbrunst und Wahrhaftigkeit gesprochen worden. Und Marcus meinte es auch ganz genau so, wie er es sagte. Einige Momente hielt Marcus seine Tochter in seinen Armen fest, störte es ihn in keinster Weise, daß die gesamte Familie zusah. Schließlich sah er seine Tochter das erste Mal wieder seit langer Zeit. Viel zu langer Zeit, wie Marcus im Geiste feststellte. Dann ließ er sie wieder sanft auf den Boden herunter und setzt sie ab. Mit seiner vom Waffentraining rauhen Hand strich Marcus ihr sanft über die Wange. Aufmerksam und strahlend musterte Marcus seine Tochter. Und natürlich fiel ihm auf, was jedem Vater auffallen würde.


    "Bist Du groß geworden, Cinilla, Mäuschen. Komm, setzt Dich zu mir. Du kennst ja noch Manius, Caius und Titus!"


    Marcus legte einen Arm um Arrecinas Schulter und deutete mit dem Kinn auf seine Vettern und seinen Neffen. Marcus sah fragend zu seinem Bruder.


    "Secundus, Du erinnerst Dich noch an Deine Nichte, Arrecina?"


    Marcus war sich nicht so sicher darüber. Manchmal hatte Marcus selber das Gefühl, daß sein Bruder ihn nicht mehr so recht erkannte. Aber was solls!! Mußte die Claudiererziehung sein. Da wußte man ja, dass lauter Verrückte a la Nero heraus kamen. Gut, daß die Flavia so normal waren, dachte sich Marcus und sah zu Lucullus.


    "Quartus, ich glaube, Du kennst meine Tochter noch nicht, oder? Das ist Arrecina, mein ganze Stolz und Frucht meiner Lenden! Cinilla, das ist Dein Großcousin, Quartus Flavius Lucullus. Er ist der Bruder von Manius!"

  • Ein wenig missbilligend schweifte Gracchus' Blick zu seinem Vetter, während er zu einem Weinbrötchen griff. Aristides war schon immer wenig zurückhaltend beim Essen gewesen, doch wie er die Eier - ausgerechnet - eines nach dem anderen ohne Maß und Zurüchaltung in sich aufnahm, war regelrecht besorgniserregend. Womöglich bekam ihm die Legion wirklich nicht gut. Bevor Gracchus jedoch weiter darüber nachdenken konnte, betrat eine junge Frau den Raum und nannte Aristides ihren Vater. Die Aufmerksamkeit Gracchus' wurde darüber gänzlich auf sie gelenkt und er stöberte eilig in den Winkeln seines Gedächtnisses, wie ihr Name war. Dass er sie gesehen hatte, war Jahre her, dass Aristides in Briefen von seiner Tochter gesprochen hatte, war ebenso selten vorgekommen, wie er überhaupt Briefe gesendet hatte. Calvinia? Warum hatte ihn niemand davon benachrichtigt, dass seine Nichte im Haus war? Ocellina? Irgendeine Merkbrücke hatte es gegeben, sie hatte etwas mit Arristides zu tun. Arrecina? Möglicherweise. Glücklicherweise hatte Gracchus seinen Bissen noch nicht heruntergeschluckt und kaute ein wenig länger darauf herum, was ihn tatsächlich vorerst vor einer Begrüßung bewahrte. Schließlich, nachdem Aristides die Begrüßung übernommen hatte, nickte Gracchus seiner Nichte zweiten Grades zu.
    "Salve, Arrecina."

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  • Während ich die eine Eihälfte fein filetierte, stopfte sich mein Vetter Aristides gleich mehrere nach einander in den Mund. Das Soldatendasein verlangte wohl sehr mächtig die Enthaltsamkeit. Die Edelhuren Roms hatten sicher Hochkonjunktur dieser Tage. Ich sah jenen tadelnden Blick meines Bruders Gracchus und verfolgte das vulgäre Essgemetzel nicht länger. Der Anstand verlangte etwas mehr Ruhe auf dem Buffett und so blickte ich statt dessen unseren Vetter Felix an. Er war noch immer sehr ruhig, was in seiner Art lag, wie er Dinge zu beurteilen vermochte. Doch viel lieber wollte ich erfahren, ob er demnächst sich in der politischen Laufbahn zurück meldete und damit der ganzen Gens einen kräftigen Impulsschub geben würde.


    Meine Gedanken wurden jeh unterbrochen, als eine junge Dame die Versammlung betrat. Üblicherweise kam also hier nicht vor. So blickte ich sie an und wurde von Aristides auch gleich zurecht gewiesen, aus welchen Lenden sie stammte. Nun da fragt man sich doch, warum der Eierkonsum so unenthaltsam von statten geht.


    "Salve, Arrecina ich müßte lügen, wenn ich mich noch an Dich erinnern könnte, doch soll dies mit nichten heißen, das ich mich nicht gern an dich erinnern würde."


    Ich nickte ihr zu und wanderte danach wieder in meineGedanken zurück. Der Faden war zwar herunter gefallen, die geistige Verfassung aber so gut, ihn mit Lockerheit wieder aufzunehmen...

  • Um seinem Hunger genüge zu tun, hatte Milo sich die ganze Zeit über still mit der vor ihm stehenden Obstschale beschäftigt. Allein für einen stummen Gruß an seinen Vater hatte er dies kurz unterbrochen. Den Gesprächen hörte er dennoch einigermaßen aufmerksam zu und dachte sich seinen Teil. Als Arrecina den Raum betrat sah er auf und grüßte sie mit einem Schmunzeln.
    "Salve Cousinchen. Was treibt dich denn hierher?"
    Er legte sich auf seiner Kline etwas zurecht und ließ nun von dem Obst ab. Stattdessen zog Milo sich die von Aristides im Stich gelassenen Eier heran und begann den dortigen Bestand systematisch zu dezimieren.

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