Triclinium | Conventus Flaviorum

  • "Garum!"


    Ich hielt ein angebissenes, halbes Ei einer Sklavin unter die Nase. Entweder meine Familienmitglieder waren ausgehungert - zumindest einer erweckte den Anschein - oder zu schüchtern in meiner Gegenwart auf mangelnde Würze aufmerksam zu machen.
    Zufrieden mit dem korrigierten Geschmack orderte ich, auch die übrigen halbierten Eier nachzuwürzen. Die ganzen, gefüllten Eier waren ohnehin schon aufgegessen...


    Kaum einer meiner Verwandten schien jedoch etwas von meiner Errettung des ersten Ganges mitbekommen zu haben, hatte sich doch in der Zwischenzeit ein Riesentumult ergeben. Eine junge Frau stand mitten im Raum, und der Ausgehungerte - ha! das musste Aristides sein - tanzte singend in der Gegend herum. Naja, beinahe.
    Ich betrachtete das Schauspiel mit gehobener Augenbraue. Und versuchte mir ihren Namen zu merken.


    "Sei gegrüßt, Arrecina. Bitte, setz dich doch. Du kannst dich auch wieder hinlegen, Aristides..."


    Ein Sklave hatte nämlich die Initiative ergriffen und einen Korbsessel für die junge Dame herbeigeschleift.


    Dann wurde es Zeit für eine zweite Eihälfte. Ich griff ins Leere, und blickte mich verwundert um. Die Schüssel stand vor einem zufrieden dreinschauenden Milo - und war leer.


    "..."


    Ich sehnte mich bereits nach der Abgeschiedenheit auf Sardinien. Nach einem Seufzer, einem bösen Blick für Milo und einem kurzen Magenknurren wandte ich mich dem einzigen Flavier zu, den ich halbwegs kannte.


    "Wie ergeht es deiner Verlobten, Gracchus?"


    Verdünnter Wein ertränkte ein erneutes Knurren.

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  • Irritiert blinzelte Gracchus ob der dieser abstrusen Geschehnisse um ihn herum und wandte sich wieder seinem Vetter zu, froh sich nicht weiter mit diesen auseinandersetzen zu müssen. Die Frage jedoch, welcher jener unvermutet in den Raum warf, war nicht eben dazu angehalten ein ausführliches Gespräch darüber zu führen.
    "Es geht ihr gut. Die Hochzeit wird am zwölften Tag vor den Kalenden des Oktobers* stattfinden."
    Gracchus hatte die Claudia zwar schon einige Zeit nicht mehr gesehen, doch die Kunde besorgniserregender Zustände wäre ihm sicher nicht entgangen, beziehungsweise seinem Sklaven Sciurus. Doch es gab wichtigeres als Gracchus' Verlobte und so führte er das Gespräch direkt in jene Richtung, welche ihm von größerem Nutzen sein konnte.
    "Aber sag, wie ist es dir auf Sardinien ergangen und was führt dich nun nach Roma?"
    Es gab ein Thema, auf welches er im weiteren Verlauf des Abends gerne eingehen wollte, doch noch erschien es ihm verfrüht seinen Vetter damit zu überrumpeln so lange er sich nicht darüber im Klaren war, was jenen überhaupt in die Kapitale trieb.



    * 20.9.2006/103 n.Chr.

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  • Und die Stille schien schon langsam in ihren Ohren zu dröhnen und die Blicke hafteten an ihr wie kleine Kletten die von den Bäumen fielen. Ja keiner hatte damit gerechnet, dass sie auf einmal hier stehen würde, lächelnd, jung und total verändert im Gegensatz zu früher. So wie sie gemustert wurde, musterte sie alle anderen auch. Auch sie hatten sich verändert und an einige konnte sie sich gar nicht mehr erinnern so klein war sie damals noch gewesen.
    Caius gehörte wohl zu den einzigsten neben ihrem Vater der sie "Kleines" nennen durfte, aber wahrscheinlich dürfte er einfach alles zu ihr sagen und sie haftete einen Moment lang mit ihrem Blick an ihm. Er hatte sich ganz schön verändert, aber seine Augen waren immer noch die von früher und entlockten ihr ein weiteres Lächeln in seine Richtung bis ihr Vater ihre ganze Aufmerksamkeit bekam.


    Als hätte sie es nicht geahnt schaffte er es wirklich sich zu verschlucken und ihr eben noch erheiterter Blick wurde mit einem Mal etwas besorgnis erregend, aber auch das legte sich als sie mit einem mal herumgewirbelt wurde, dass ihr schon schwindlig wurde und sie sich an ihm festkrallte weil sie das Gefühl hatte jeden Moment abzuheben. Doch nicht vor der ganzen Familie Vater dachte sie sich und war froh wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Dennoch umarmte sie ihren Vater noch einmel herzlich, vielleicht ein wenig fester als eine normale Umarmung sein sollte, aber das hatte er alleine schon für ihren Kosenamen verdient. Das Blut war ihr ins Gesicht geschossen und sie musste sich erst mit einem verlegenen Lächeln noch ihre Haare und wieder die Tunika zurechtzupfen.

    "Ja Vater, du siehst aber auch gut aus und es ist schön wieder bei dir zu sein"
    sagte sie und lächelte die anderen an. Und gut, dass du nicht fragst warum ich hier bin und vor allem wie ich hier her kam. Bevor er noch auf die Idee kam in ihren Gedanken zu lesen widmete sie sich lieber ihren ganzen Verwandten. "Es freut mich euch wieder zu sehen oder auch neu kennenzulernen." Titus brachte sie einen Moment aus ihrer sicheren Ruhe, denn er musste es sein, der fragte was sie hier mache. Arrecina schenkte ihm einen bittenden Blick still zu sein und danach wieder ein zauberhaftes Lächeln. "Ähm ja." Wie gut sie hätte auch gar nichts erzählen können, denn irgendwie war jeder abgelenkt......mit Essen oder dem Versuch zu essen. Kein Wunder, dass die meißten Patrizier auseinandergingen wie Hefeklöße wenn sie soviel futterten. "Danke Onkel" meinte sie und löste sich nun gänzlich von ihrem Vater um ihn einfach wieder zu seinem Platz zu ziehen und ihn dabei ein wenig anzugrinsen. Sie setzte sich in den Korbsessel den man für sie gebracht hatte und wartete darauf, dass bei ihrem Vater der Groschen fallen würde, dass sie eigentlich nicht hier sein dürfte. Nur würde es bezüglich der ganzen Anwesenden wenigstens keinen Streit geben. Unauffällig warf sie Caius einen kleinen Blick zu und besah sich dann die Überreste des Essens ob sie vielleicht auch etwas nehmen sollte.

  • Lächelnd legte Marcus seine Hand auf Arrecinas Schulter und ging mit ihr, nach der Begrüßungsrunde, zu seiner Kline. Erst dort ließ Marcus seine Hand sinken, damit Arrecina sich auf den Korbstuhl setzen konnte. Warm lächelnd sah Marcus zu seiner Tochter und seinem Ein und Alles. Dann wollte er sich auch wieder den Eiern widmen und sie sogar mit seiner Tochter teilen. Enttäuscht sah er auf die leere Stelle. Hatte er schon alle gegessen? Ja, warum hatte er dann immer noch einen Mordshunger. Verlobte? Sprachlos klappte Marcus Mund etwas auf und er sah Gracchus erstaunt an. Gracchus und verlobt? Und die Hochzeit würde schon recht bald sein? Gerade wollte Marcus nachfragen, wer denn die 'Glückliche' war, die bald Gracchus Ehefrau sein würde. Aber die Frage an seinen Bruder interessierte Marcus durchaus.


    So wanderte sein Blick wieder zu seiner jungen Tochter. Marcus rutschte auf der Kline etwas höher um leise ein paar Worte mit ihr Wechseln zu können, wenn ihm danach war. Und dem war auch so.


    "Seit wann bist Du schon in Rom, Cinilla, Mäuschen?"


    Irgendwas juckte an seinem Nacken. Wie eine Erinnerung daran, daß er etwas vergessen hatte. Und tatsächlich, irgendwie war doch etwas komisch daran, daß seine Tochter plötzlich hier in Rom aufgetaucht war. Hmm, was war es nur? Na, ihm würde es mit Sicherheit noch einfallen. Ob seine Mutter Arrecina einen Brief mitgegeben hatte. Seine Mutter...seine Mutter? Aber....! Mit einem Schlag kam es Marcus. Sollte seine Tochter nicht in den behüteten Armen, metaphorisch gesehn, seiner Großmutter weilen. Was, bei den Sandalen des Merkurius, machte sie bitte in Rom? Marcus Erkenntnis spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder und erneut klappte sein Mund herunter. Na, vielleicht hatte das alles ja auch seine Erklärung. Vielleicht war ja Agrippina hier? Einen Moment hüpfte Marcus Herz hoffnungsvoll hoch, doch dann versandete die Freude auf dem Boden der Enttäuschung. Nein, sie hätte es sich nicht nehmen lassen auch ins Triclinium zu kommen.


    "Herrje, wie bist Du überhaupt hierher gekommen?"

  • Gespannt hörte sie ihrer Familie zu, von der sie nur die Hälfte wirklich kannte und ihr Intresse immer wieder von einer dieser Personen auf sich gezogen wurde. Nein sie brauchte keinen Namen nennen, denn den an den sie dachte und dem sie immer wieder einen kleinen und unauffälligen Blick zuwarf würde sich schon angesprochen fühlen. Aber was war das? Eine Hochzeit in der Familie, das war doch mal eine Neuigkeit die sie ina Baiae sicher nicht erfahren hätte. Eigentlich schade, dass sie so wenige Nachrichten dort unten erreichten und bestimmt hätte man sie nicht eingeladen zumal ihre Großmutter es ganz bestimmt nicht gutgeheißen hätte wenn sie nach Rom gekommen wäre. Wo sie wieder beim Thema war welches sie sehr gerne in die hinterste Ecke eines Tunnels schieben würde und ihn zum Einsturz bringen würde.


    Ein paar Sklaven wuselten hier rum um neues Essen aufzutischen, da diese gefräßige Familie ja schon alles vertilgt hatte was es zu vertilgen gab. Sie konnte sich zwar nicht mehr wirklich so genau an ihren Onkel Felix erinnern, aber sicher war er nicht immer so stattlich gebaut gewesen, auch wenn sie ihn grade nicht beim essen sah sondern es eher die jungen Leute war die in sich reimmampften. Ihrem Vater schenkte sie ein süßes Lächeln und stützte ihren Ellenbogen auf der Lehne ihres Sessels ab um seinen Worten zu lauschen. Seit heute?, dachte sie sich was ja auch fast stimmte, denn Rom wirklich betreten hatte sie heute und in der Nähe war sie schon ein klein wenig längerm schließlich musste sie in einer Absteige schlafen wo jeder andere Flavier sicher die Hände über den Kopf zusammengeschlagen hätte. Aber was tat man nicht alles um den Klauen einer liebenden Großmutter zu entkommen. Der Gedanke brachte sie dazu ihre Augen etwas zu verdrehen und es schauderte ihr.


    Das Unausweichliche geschah und noch bevor sie es schaffte zu einer Antwort anzusetzen die sie sich mühseelig eben zurecht gelegt hatte fragte ihr Vater die Frage die sie gar nicht hören wollte. Sie beugte sich etwas zu ihrem Vater rüber und wich seinem Blick aus. "Per Anhalter, was denkst du denn? Ich bin mit einem Wagen gekommen, der noch draussen steht, mit zwei Sklaven wovon einer meiner ist" flüsterte sie ihm entgegen und wandte sich dann ganz schnell wieder ab. "Eine Hochzeit? Das wird sicher ein schönes Ereignis werden" meinte sie fröhlich in die Runde um ihrem Vater keine wirkliche Gelegenheit zum reagieren zu geben.

  • Die ersten Eier hatten Milo noch wunderbar gemundet. Doch plötzlich schienen sie einen unangenehm starken Geschmack nach Garum zu haben. Bei dem ersten Ei des neu eroberten Tellers verzog er unwillig das Gesicht. Doch der Hunger überwog und so war er anschließend zumindest satt. Er nahm sich dennoch fest vor, demnächst einmal ein ernstes Wort mit dem Koch zu reden. Die stumme Bitte seiner Cousine nahm er mit einem breiten Grinsen hin und zwinkerte ihr nur zu, das Thema damit ruhen lassend. Stattdessen folgte er dem allgemeinen Gespräch mit mäßigem Interesse und sinnierte parallel gedanklich schon über den nächsten Gang.

  • Da die Eier schneller als geplant aufgegessen waren, eilten die Sklaven hektisch durch die Gegend, um den Hunger ihrer Herren mit weiteren Gängen zu stillen - und so schlimmeren Bestrafungen zu entgehen. Ich schnappte mir ein paar Oliven und ein Stück Käse, dazu einen ordentlichen Brocken Brot.


    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    [...]
    "Es geht ihr gut. Die Hochzeit wird am zwölften Tag vor den Kalenden des Oktobers* stattfinden."
    [...]
    "Aber sag, wie ist es dir auf Sardinien ergangen und was führt dich nun nach Roma?"
    [...]


    "Sehr schön, ich freue mich schon über euren Nachwuchs."


    Sofern er nicht zu viel brüllte und auch sonst recht gut unter Kontrolle gehalten wurde.
    Apropos Kontrolle... ich ignorierte das Gequassel im Hintergrund. Das Mädel war wohl doch noch nicht alt genug, einem ordentlichen Gesprächsessen beizuwohnen. Der Sklave, der den Korbsessel herbeigezerrt hatte, würde dafür büßen müssen.


    "Es lebt sich gut auf der Insel. Zwar ist das Volk großteils unzivilisiert, und das kulturelle Angebot beschränkt sich auf Privatveranstaltungen auf unserem Landsitz, doch niemand belästigt mich dort. Die Ruhe bekommt mir wohl."


    Vor allem konnte ich mir auf dem Landsitz das andauernde verstecken und wieder ausgraben meiner Mal-Utensilien ersparen - und das brachte einen enormen Qualitätsgewinn.


    "Ein weiterer Nachteil ist aber die lange Anreise nach Rom, wenn Iulianus zu Sitzungen seines Beraterstabes ruft. Ach, übrigens... die Oliven waren exzellent. Wo hast du sie erstanden?"

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  • Auch ich hatte mir eins der Eier genommen und war kurz davor, es wieder auszuspeien - welcher Idiot von einem Sklaven hatte die Eier denn in Garum ersäuft? Mit Todes- und Würzverachtung würgte ich das gute Stück irgendwie herunter und ließ mir gleich doppelt Wein nachschenken, damit mir das Ei nicht im Schlund stecken bleiben würde. So ließ ich mir eine Schale mit Oliven reichen, zumindest mit denen, die mein Vetter übrig gelassen hatte, und verspeiste einige dieser mitsamt einem Stück Fladenbrot, während ich den Gesprächen lauschte, die um mich herum stattfanden. Das also war meine Familie, zumindest die Zweige der Familie, die sich nicht unmittelbar blamiert hatten wie mein eigener. Mein Blick glitt über die einzelnen Gesichter, ließ sich von den Stimmungen einfangen, die sich hier konzentrierten.


    Aristides, der sichtlich erfreut über den Besuch seiner Tochter schien, die Ähnlichkeit zwischen den beiden wurde immer unverkennbarer. Eine ähnliche Kinnlinie, dieselbe Stellung der Augen, mein Vetter hatte das Glück gehabt, Vater zu werden und gleichzeitig ein Kind damit geschenkt zu erhalten, das wohlgeraten schien. Ich gönnte ihm sein Glück, ausserdem mochte ich die Kleine ja selbst sehr, ihre frische Art brachte etwas Leben in die doch eher unterkühlten Flavier. Gracchus, der sich gerade mit Felix unterhielt, fand danach meine Aufmerksamkeit, und ich betrachtete sein Profil zuerst. Er hatte mir nicht gesagt, dass er kandidieren wollte, und fast war ich deswegen ein wenig verstimmt, hatten wir uns doch in der Vergangenheit alles sagen können. Felix hingegen, der Senator, der mir nicht mehr wirklich bekannte Vetter, schien sich damit zufrieden zu geben, sein Leben zu leben, wie er es wollte - eigentlich beneidenswert. Ob mir auch einmal dieses Glück beschieden sein würde?


    Aber ich sah noch so manchen Tag im Tempel vor mir. Und die beiden Flavier, die ich von allen am wenigsten kannte - Milo, den wiedergefundenen Sohn des Felix, auch hier gab es unverkennbare Familienähnlichkeiten, und Lucullus, den Vetter, den ich als Kind das letzte Mal gesehen hatte. Im Grunde hätten wir Flavier glücklich sein müssen, so viele erwachsene Männer waren gut für die Sicherung der Bedeutsamkeit unserer gens. "Wir sollten uns langsam Gedanken um eine angemessene Hochzeitsfeier für Gracchus machen," warf ich in den Raum. "Dass wir nun so zahlreich in Rom wohnen, sollten wir dazu nutzen, die Bedeutung der Familie ein wenig zu unterstreichen."

  • Gracchus war gerade im Begriff einen Schluck Wein seine Kehle herabrinnen zu lassen, als Felix seine Freude über baldigen Nachwuchs Kund tat. Natürlich war sich Gracchus im Grunde darüber bewusst, dass dies eines der Hauptziele der Hochzeit war, natürlich war er sich seiner Pflicht in der bevorstehenden ersten Nacht mit Antonia bewusst und natürlich war er sich dessen bewusst, dass er noch mindestens zwei weitere Nächte mit ihr würde verbringen müssen, schlimmstenfalls gar noch mehr. Doch im Grunde seines Herzens war er sich ebenfalls darüber im Klaren, dass dies zu den Dingen gehörte, über die er weder nachdenken, noch sprechen wollte, und die gleichsam zu den schlimmsten gehörten, die mit der Hochzeit in Zusammenhang standen. Selbst mit seinen Erben würde er frühestens etwas anfangen können, wenn sie bereit waren, über Politik, Religion und Weltgeschehen zu diskutieren. All dies zusammengenommen führte dazu, dass Gracchus sich bei den so leichtfertig geäußerten Gedanken seines Vetters an seinem Wein verschluckte und mehrmals hustete, bis er sich halbwegs wieder gefangen hatte. Er schob den Becher Wein von sich und hatte bereits keinen Appetit mehr, noch bevor die Hauptspeise aufgetragen wurde. Das Thema ignorierend, antwortete er Felix.
    "Wieviele Tage sind es um von Sardinia aus Rom zu erreichen? Im Übrigen wäre ich dir dankbar, wenn du die Mitteilung über solche Termine ein wenig zeitiger machen könntest. Nicht nur, dass ich vollkommen überhastet vom Tempel aufbrechen musste, es war mir zutiefst unangenehm, dem Kaiser verspätet unter die Augen zu treten. Wie dem auch sei, die Oliven stammten von einem dieser Händler am Forum. Ich habe mir seinen Namen nicht gemerkt, doch Sciurus wird ihn sicher noch wissen."
    Für Gracchus war damit die Frage nach dem Erscheinen Felix' geklärt. Der Conventus hatte ihn nach Rom geführt, nichts weiter. Er wollte gerade das Gespräch weiter in die richtige Richtung treiben, da fiel ihm auch noch Aquilius in den Rücken. Was, bei allen Göttern, war an Hochzeiten nur so erfreulich, dass jeder sich darauf stürzte, als gäbe es nichts wichtiges dieser Tage? Vermutlich lag es daran, dass sie alle nur Gäste sein würden, dass sie alle am Abend nach dem Brautzug zurück in ihre Zimmer verschwinden und Gracchus mit dem größten Unglück auf Erden alleine zurücklassen würden.
    "Die Feierlichkeit wird im Hause Claudia stattfinden, wie es tradition ist. Die Gens Claudia wird sich daher auch um die Ausrichtung kümmern. Für den Abend wird Sciurus dafür sorgen, dass die Gäste hier in der Villa ausreichend versorgt sind und sich gewisse Personen, welche die Situation gebietet zu laden, nicht allzu lange aufhalten werden. Weiters wird sich Sciurus auch um das Mahl am folgenden Tag kümmern, es gibt also nichts, was zu tun bleibt, Vetter."
    Damit war das Thema hoffentlich abgeschlossen und Gracchus wandte sich wie beiläufig wieder seinem Vetter Felix zu, um sein Anliegen anzubringen.
    "Aufgrund meines Einstieges in die Politik, und auch der bevorstehenden Vermählung, habe ich in den letzten Tagen über meine Stellung im Reich nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es angebracht wäre, einen Patron zu wählen."
    Er hielt kurz inne und blickte seinen Vetter dann ernst an.
    "Ich möchte dich bitten, mich als deinen Klienten aufzunehmen, Felix, denn ich könnte mir keinen Mann vorstellen, unter dessen Patronat ich mich lieber stellen wollte und dem ich mehr vertrauen könnte, als einem Flavius. Natürlich würden wir damit bis nach der Hochzeit warten, wenn du es wünschst, dies soll nicht ein finanzielle Notlage implizieren."

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  • "Sardinien ist nicht weit, Vetter. Doch die Überfahrt ist stark vom Meer abhängig. Mit etwas Pech muss man einige Tage ausharren, bevor die Witterung ein Übersetzen zulässt. Und dein Auftritt vor Iulianus war doch wunderbar... lieber durch ein wenig Verspätung auffallen als ein graues, feiges, unauffälliges Mäuschen sein dessen Gesicht und Name der Kaiser auch sofort wieder vergisst."


    Ich aß und schwänzte das Essen mit einem guten Schluck hinunter, um den folgenden Sätzen eine würdige Pause voranzustellen.


    "So sei es dann, Gracchus, mein Klient. Ich will dein Patron sein. Ob nach der Hochzeit oder schon vorher, ganz wie du wünschst."


    Alsdann wandte ich mich auch den übrigen Anwesenden zu.


    "Habt ihr euren Patronen schon gefunden, Flavier? Benötigt noch jemand meinen Beistand?"

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  • "Ah, sehr gut," sagte ich in Gracchus' Richtung, wohl wissend, dass diese Thematik mit der Hochzeit weit weniger angenehm für ihn sein mochte, als die anderen es vielleicht glauben würden. Dafür kannte ich ihn zu gut, und dafür stand er mir auch zu nahe, dass ich sein leises Unbehagen hätte übersehen können, das er so meisterhaft zu überspielen wusste. Wie mochte es da erst in seinem Inneren aussehen? Es gab in diesem Moment kaum etwas, was mir eingefallen wäre, um ihn zu trösten, denn ich empfand seine Braut weit weniger abschreckend, als sie vielleicht für ihn sein mochte, aber meine Vorlieben waren auch in beide Richtungen gelenkt, nicht nur in eine. Ich beschloss, dass ich ihm nach diesem Abendessen meine Hilfe anbieten würde, wie auch immer sie geartet sein würde, denn von allen hier im Raum stand er mir neben Aristides noch am nähesten.


    Mit einem unwilligen Wink in Richtung der auftragenden Sklaven ließ ich mir einen Teller mit eingelegtem Hühnerfleisch reichen und bediente mich davon großzügig, angesichts des hier im Raum herrschenden Appetits war mir eine Vorratshaltung der Dinge, die ich mochte, als die vorteilhaftere Taktik erschienen. Ausserdem wollt ich nicht wieder irgend etwas erwischen, das im Garum fast ertränkt war.
    "Ich habe mir noch keinen patronus gesucht," sagte ich auf die Frage des Felix und wandte den Blick in seine Richtung. "Und es wäre mir eine Freude, diese Thematik mit Dir in aller Ruhe erörtern zu können." Vor allem nicht beim Abendessen, wenn die halbe Familie dabei saß. Es gab bessere Gelegenheiten.

  • Endlich kamen substantiellere Dinge auf den Tisch. Hauchdünne Scheiben von Schweinefleisch, mit einem zarten Geschmack nach Zitrone. Ich nahm eine ordentliche Portion.


    "Nun, Aquilius..."


    Mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, welcher Name welchem Gesicht angehörte.


    "... die Freude ist auch meinerseits. Und die Ruhe dieses Mahls sollte doch ausreichen, findest du nicht?"


    Ich blickte mich um. Tatsächlich war etwas Ruhe eingekehrt. Arecilla und Aristides beschränkten sich darauf, sich mit großen Augen irgendwie ungläubig-verträumt anzusehen, und der Rest der Bande fraß annähernd geräuschlos.


    Sim-Off:

    :D

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  • Ich war mir sicher, das jene Situation nur zum Nachteil gereichte. Doch Felix war durchaus ein geeigneter Patron. Man war so keinem geringeren als dem Imperator selbst Klient und das sollte einem Manne mehr Wert sein, als alles andere, was Rom hervor brachte. So aß ich meine Oliven auf und wischte mit einem gewebten Tuch gewisse Essensreste aus meinem Gesicht.


    "Meine Zeit in Rom war doch recht kurz bisher, Felix. Ich glaube es kann einem Flavier kein anderer Mann als der Imperator selbst zum Patron reichen. Wie ich aber aus den Analien gelesen habe, bist du bereits dieser Würde anheim gegangen. Kein Flavier würde sich diesem Weg verstellen und so glaube ich das es nur dem Sein entsprechen wird, wenn wir alle hier dein Patronat anerkennen. Solltest du also auch mich nach den Regeln unserer Vorfahren als dein Klient annehmen, so sei es gelebt, wie es unsere Väter und Götter wünschen."


    Dehmutsvoll senkte er den Blick. Was konnte mir besser geschehen, als wenn Felix jene Klientschaft annahm?

  • Irgendwie war das hier ziemlich langweilig und öde und das Geschwätz nicht sonderlich interessant. Ihr Vater schien schon wieder irgendwie nicht wirklich was mitzubekommen und ob er überhaupt mitbekommen hatte, dass sie alleine hier her gekommen war bezweifelte sie ja. Wenigstens konnte er ihr hier so keine Szene machen. Sie staunte immer noch darüber wie die Flavier hier das Essen nur in sich reinschaufelten und man selber gar nicht dazu kam nach etwas zu greifen. Gab es hier denn nur zu besonderen Anlässen etwas zu Essen? Hmm sie sollte der Sache mal irgendwann auf den Grund gehen. Hin und wieder versuchte sie ihrem Onkel den ein oder anderen Blick zu schenken, aber ob dieser überhaupt ankam bezweifelte sie und da kam ihr ein Gedanke und das dazugehörige Schmunzeln.


    "Duuuu Onkel Felix?" begann sie mit lieblicher Stimme "Sag mal wäre es nicht schöööön wenn du mit mir mal zusammen etwas durch Rom gehen würdest? Du könntest mir mal ein wenig von der Stadt zeigen und so weiter." Mit einem unwiederstehlichen Hundeblick sah sie ihren Onkel an und eigentlich konnte ihr doch nie einer wiederstehen und vielleicht könnten sie dann auch gleich ein paar neue Sachen einkaufen gehen.

  • Zitat

    Quartus Flavius Lucullus
    Solltest du also auch mich nach den Regeln unserer Vorfahren als dein Klient annehmen, so sei es gelebt, wie es unsere Väter und Götter wünschen.


    Ich neigte Lucullus mein Haupt zu.


    "Aber sicher doch, Lucullus. Ich heiße dich als Patron willkommen."


    Das ungezogene Gör schaffte es natürlich, genau in die danach folgende ehrwürdige Ruhe zu platzen. Ich winkte Sica zu mir herbei und sprach ihm leise ins Ohr. Danach wandte ich mich Arrecina zu.


    "Wir sprechen über wichtige Dinge, Mädchen. Du kannst inzwischen in die Küche gehen. Sica wird dir etwas zu essen besorgen."


    Ich deutete ihm, den Befehl auszuführen.

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  • In die Küche? Sie sollte in die Küche gehen? Arrecina verdrehte die Augen und fühlte sich gleich wie bei ihrer Großmutter. Herrjeh waren alle Flavier so? Sie beherrschte sich noch einen tiefen Seufzer loszulassen und blickte kurz zu ihrem Vater und dann zu ihrem Onkel Aquilius. Er hätte sie doch begleiten können, aber warum musste es dieser Sklave sein, der von allen Sklaven hier im Haus einem Eisklotz am nähesten war. Nicht, dass sie schon einen Blick hatte auf die anderen Sklaven werfen können, schließlich war sie nicht einmal länger als eine Stunde hier, aber der Blick auf diesen Sklaven lange doch schon aus.
    Was sollte sie eigentlich in der Küche? Ahja essen, schließlich hatten die Flavier hier schon alles verputzt. Arrecina presste ihre Lippen aufeinander und erhob sich dann mit raschelnder Tunika um dem Sklaven gegenüberzutreten. Wahrscheinlich würde er es sein, der ihre leicht aufsteigende Wut zu spüren bekam, aber das konnte ihr egal sein, schließlich war er nur ein Sklave. "Nun?" sie sah den Sklaven an und wartete, schließlich kannte sie sich hier nicht aus, noch nicht. Hmm einen Eisblock konnte man sicher auch einmal auftauen, kam ihr dieser Gedanke.

  • Sica hatte sich die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten und die Geschehnisse still verfolgt. Aus seiner Sicht hatten sich einige interessante Beobachtungen über die verschiedenen Flavier machen lassen. Begeistert war der Sklave nicht über seine neuen Anweisungen. Er war es jedoch gewohnt, sich davon nichts anmerken zu lassen. Die Worte seines Herrn kommentierte er mit einem verstehenden Nicken.


    Ja, Herr


    Ungerührt wandte Sica sich der jungen Frau zu und deutete in die Richtung, in welcher die Culina sich befand.


    Folge mir.


    Dann ging er ihr voran aus dem Triclinium hinaus und führte sie zur Küche.

  • Langeweile kam bei Marcus beim Essen eigentlich nicht auf. Warum auch? Er war schwer damit beschäftigt zu essen und immer wieder erfreut zu seiner Tochter zu sehen. Das weitere Essen lenkte Marcus auch wieder völlig von der Frage ab, was seine Tochter überhaupt hier machte. Das Gespräch rauschte an Marcus vorbei, denn das Essen war ihm im Moment viel wichtiger. Immer mal wieder ließ er sich seinen Becher füllen, den er schnell leerte und auch sein Teller musste öfters mal aufgefüllt werden. Bei den Mengen, die Marcus verdrücken konnte, war es kein Wunder, dass er früher immer schnell angesetzt hatte. Erst die Legion hat ihn wieder etwas schrumpfen lassen im Bauchumfang, was ihm gut stand. Aber auch vorher war es noch passabel gewesen. Er war zwar durchaus etwas fülliger, aber wirkte immer noch stattlich dabei. Mäßigung war von je her ein griechisches Fremdwort für Marcus. Erst als der Kaiser erwähnt wurde und das Ganze mit dem Patronat, blickte Marcus auf.


    „Ich war gestern beim Kaiser...“


    Marcus verstummte, denn gerade wurde ihm wieder etwas zu Essen gereicht. Drum aß er lieber weiter. Er hatte eh das Gefühl, daß es hier nicht der richtige Rahmen zum Erzählen von der Audienz war. Er spülte einen Bissen mit einem tiefen Schluck Wein herunter als er schon seine Tochter hörte. Gerade wollte Marcus runterschlucken, um etwas zu seiner Tochter zu sagen, aber sein Bruder war einfach schneller. Felix Reaktion verblüffte Marcus dann jedoch, Marcus verschluckte sich und hustete heftig. Ein Sklave klopfte Marcus kräftig auf dem Rücken, Marcus nickte ihm dankbar zu und war hin und her gerissen, zwischen Empörung und Zorn. Wie kam bitte Felix dazu, seine Tochter Maßzuregeln? Da war Arrecina schon draußen. Kopfschüttelnd sah Marcus zu Felix.


    “Secundus, Cinilla ist immer noch meine Tochter! Ich möchte Dich drum bitten so was mir zu überlassen!“

  • Mein Blick bohrte sich in Aristides' Gesicht. Sich entschuldigen oder Härte zeigen?
    Die Erinnerung an Aristides' Tischgewohnheiten halfen meine Entscheidung zu beschleunigen; mein Blick wurde streng, mein Tonfall blieb jedoch ruhig.


    "Und dies ist mein Haus, Marcus. Wenn du dafür sorgen kannst, dass deine Tochter Anstand zeigt...",
    '...und du selbst', fügte ich in Gedanken dazu,
    "... so werde ich nächstes Mal deiner Bitte gerne nachkommen."


    Ich fixierte Aristides' Augen noch eine lange Sekunde, dann ließ ich die Schärfe aus meinem Blick entweichen.


    "Du warst beim Kaiser? Das wusste ich nicht."


    Hoffentlich war ihm dort kein Imbiss vorgesetzt worden.

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  • Schon kurze Zeit später kehrte Sica wieder aus der Culina zurück. Seinem Herrn bedeutete er durch ein unauffälliges Zeichen, dass die Angelegenheit ohne Probleme erledigt worden sei und begab sich wieder auf seine Position im Hintergrund. Auf dem Rückweg in das Triclinium hatte er sich noch zwei Wachstafeln und einen Stilus organisiert, die jedoch vorerst unbenutzt blieben.

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