Cubiculum | Sklavenunterkunft

  • Seine Frage war eine gute Frage, denn diese konnte sie nicht beantworten. Es war schwer zu sagen ob ihr etwas an sich selber lag. Bis jetzt war das wohl eher nicht der Fall, aber wie sollte es auch anders sein nach einer so langen Zeit im Carcer.
    Aber sie konnte doch nichts gegen den Verlauf machen, das war zumindest ihr Gedanke und sie wusste ja nicht, dass sie da vollkommen falsch lag. Sie brauchte jemanden der ihr dabei half und für sie da war, aber bis jetzt hatte sie noch keinen in ihrem Leben gefunden der diesen Platz hätte einnehmen können.
    Wirst du mir dabei helfen? war das einzigste was sie dazu zu sagen oder fragen hatte. Sie schien grade an einem Punkt wo sie kurz davor war sich komplett aufzugeben. Das heute war wieder ein Schnitt in ihre Seele den man nicht so leicht kitten konnte und es schien einfach von Tag zu Tag immer schlimmer zu werden.

  • Diese Frage überraschte Phaeneas doch etwas, aber er nahm es gelassen hin und antwortete: „Wenn du mich dir helfen lässt“
    Der bithynische Sklave ahnte nichts von ihrer seelischen Verfassung, konnte er doch nur ihre Hülle sehen, die, die schon so oft freundlich und dann wieder spöttisch gewesen war...
    „Und eines musst du verstehen, Hedda. Wenn ich dir helfen soll, werde ich des öfteren auch Dinge sagen müssen, die dir nicht gefallen werden. Das sind die Dinge, die von einem Sklaven erwartet werden, die man von dir erwarten wird. Du wirst dich damit abfinden müssen und mach bitte mich nicht dafür verantwortlich, nur weil ich es bin, der es dir sagt.“

  • Hedda legte ihre Hand wieder auf die Wange aber ohne den kühlen Lappen. Sie begann wieder zu brennen und es schien nichts zu helfen ausserdem war eine kleine Schwellung zurückgeblieben und natürlich eine Verfärbung ihrer Haut, noch konnte man nicht sagen welche Farbe es zum Schluß annehmen würde.
    Ich habe es verstanden. Ich werde es versuchen auch auf dich zu hören. Sie hatte ihren Blick starr auf den Boden gerichtet damit er nicht sehen konnte woe feucht ihre Augen waren. Diese Eingeständnisse schnitten in ihre Seele und sie hatte das Gefühl sich komplett aufzugeben und etwas riss innerlich, dass sie hätte schreien können. Tränen tropfen auf den Boden und auf ihre Beine, doch sie wischte sie nicht weg. Tut mir leid, dass ich dich vorhin angegriffen habe, konnte er ihre brüchige und rauhe Stimme hören.

  • „Versteh doch, Hedda, du brauchst nicht auf mich zu hören. Sklaven helfen sich untereinander, so habe ich es zumindest bisher immer gemacht, weil wir untereinander gleichrangig sind. Ich habe noch nie jemandem etwas befohlen und hoffe auch, dass dieser Tag nie kommen wird... Ich will dir eine Hilfe sein, bei deinem schwierigen Anfang, das ist alles.“
    Phaeneas stellte fest, dass er Heddas Entschuldigungen sehr gerne hörte. Sie klangen jedes Mal heilsam und schafften wieder eine kleine Sache aus der Welt.
    „Der Angriff an sich ist schnell verziehen, Mädchen. Mich stört mehr, dass du in mir neben dem Herrn deinen Peiniger zu sehen scheinst. An sich hast du mir nichts getan, nur was du von mir denkst, das tut weh.“
    Und hoffentlich würde Hedda sich das zu Herzen nehmen! Phaeneas war schließlich auch nicht gefühllos, auch wenn er es sich so manches mal gewünscht hatte, und er wollte nicht alles aushalten müssen und erst recht nicht an etwas die Schuld tragen, was die Sache des Herrn war...

  • Sklaven helfen sich, aber sie....ja genau sie war jetzt eine Sklavin. Ihre Schultern sackten weiter nach unten und ihre Haare fielen nach vorne in ihr Gesicht. Die blaue Wange prangte auf ihrem Gesicht und sie fühlte sich schlecht wie die ganze Zeit. Anstatt, dass sie versuchte ein neues Leben zu beginnen kämpfte sie gegen jeden an.
    Ich werde versuchen deine Hilfe anzunehmen und dich nicht mehr zu beschimpfen. Ich weiß, dass du nicht mein Peiniger bist, ich denke es, ich weiß auch nicht was ich denken soll oder nicht. Ich wollte niemanden verletzen denn ich weiß wie es ist verletzt zu werden. Mit ihren Worten meinte sie nicht nur die seelichen Verletzungen sondern auch die körperlichen. Ihre Finger fassten wieder an die schmerzende Wange und sie mochte nicht wissen wie sie aussah.

  • "Gut", nickte Phaeneas und war erleichtert, schon einmal so viel erreicht zu haben. "Vor allem musst du an eines denken, Hedda: Beherrsch dich gegenüber dem Herrn. Meinetwegen hass ihn, so viel du nur willst, aber lass es ihn nie wissen! Ein Feind, von dem man nicht weiß, ist ein wesentlich gefährlicherer." Damit zitierte er wieder einmal Mahir. Mahir, den Inder mit dem arabischen Namen. Der eine wesentlich dunklere Haut als die von Phaeneas gehabt hatte und der ein ganzes Stück älter als der Bithynier gewesen war, so wie alle Geliebten, die Phaeneas jemals gehabt hatte. Es war stets so viel Wärme von ihm ausgegangen und er hatte immer ruhig und gefasst gewirkt. Dazu hatte er jederzeit ein aufmunterndes Lächeln auf den Lippen gehabt. Phaeneas hatte ihn für seine Weisheit bewundert, die stets so schlicht aber einleuchtend gewesen war, und zu jeder Gelegenheit hatte er einen weisen Spruch auf den Lippen gehabt. Außerdem erinnerte sich der junge Bithynier noch gut an seine sanfte Art einem Küsse auf den Hals zu hauchen...
    Mahir hatte seinem Herrn schon seit schier ewigen Zeiten treu und pflichtbewusst gedient, wahrscheinlich war er immer noch bei jenem.
    Doch Phaeneas' Belehrungen für Hedda waren noch nicht zu Ende: "Und behalte deine Gedanken für dich, Mädchen! Sag dem Herrn nie geradeheraus, was du über irgendetwas ihn betreffendes denkst! Es sei denn, er sollte zu irgendetwas dein Urteil verlangen, aber dann formuliere Kritik vorsichtig, beziehungsweise lass sie ganz weg, wenn schon von vornherein klar ist, dass der Herr sie nicht hören wollen wird."

  • Hedda verstand nicht warum sie ihrem Herrn einmal doch etwas sagen sollte und dann doch wieder alles mit größter Vorsicht. Wenn er ihre Meinung verlangte würde sie doch nicht einfach lügen. Es gab so vieles was sie lernen musste, denn so vieles verstand sie einfach nicht.
    Aber wenn ich nicht wirklich Kritik ausüben darf warum gebe ich ihm dann überhaupt Antwort? Warum kann ich nicht wenigstens da ehrlich sein? Das verstehe ich nicht. Wenn er mich etwas fragt muss ich doch ehrlich antworten!? Wenn ich ihn anlüge dann bekomme ich wieder Ärger, werde wieder geschlagen oder was auch immer ihm einfällt zu machen.
    Erneut nahm sie das nasse Tuch aus der Schüssel und wrang es gründlich aus um ihre Wange noch einmal zu kühlen. Das Pochen hatte langsam mit der Zeit wo sie mit Phaeneas sprach nachgelassen und war erträglicher geworden, aber man konnte sehen, dass es weh tat.
    Ich kann keine Versprechungen geben sondern nur sagen, dass ich es versuchen werde mich ihm gegenüber zu beherrschen. Es ist nur, dass ich mich so erpresst fühle und doch selber auch ein Opfer bin. Ich weiß, dass meine Taten nicht gut waren, aber ich habe so lange in dieser dunklen Zelle gesessen sollte das nicht langen um zu büßen?

  • "Schau, Hedda, manchen Freien macht es Spaß, Sklaven Fangfragen zu stellen. Es sind Fragen wie, ob man mit seinem Leben zufrieden ist, ob einem seine Arbeit gefällt, ob der Herr ein guter Herr ist. Selten verlangen solche Fragen eine ehrliche Antwort, ganz einfach weil der Fragesteller eine genaue Vorstellung davon hat, was er hören will, bzw. es ist gesellschaftlich festgelegt, was man zu antworten hat. Oder derjenige will die Loyalität eines Sklaven testen. Besonders vorsichtig muss man auch bei Fragen nach eventuellen Wünschen sein. Manche fragen nur, um zu wissen, was der Sklave in Zukunft nicht mehr bekommen wird...
    Es ist natürlich nicht immer so, aber manche Dinge sollte man besser für sich behalten. Ängste beispielsweise lohnt es sich zu verschweigen."
    Langsam musste Phaeneas darum besorgt sein, Hedda könnte ihn verpfeifen... Material dazu hätte sie ja inzwischen genug...
    "Solche Fragen jedenfalls meine ich, bei denen einem nur eine Antwortmöglichkeit gelassen wird. Wenn der Herr wirklich dein Urteil zu etwas wissen will, solltest du natürlich schon so ehrlich wie möglich antworten. Aber ich denke du wirst es unterscheiden können, Hedda, Fangfragen sind leicht zu erkennen.
    Und du musst mir nichts versprechen, es reicht mir, wenn du dir Mühe gibst!"

    Bei den weiteren Worten schien Hedda sich verplappert zu haben, denn sie gaben Phaeneas einen tiefen Einblick in das, was sie eigentlich verschweigen musste... Blitzschnell verband er die Wortfetzen miteinander und wagte so eine Vermutung: "Dann bist du für ein Verbrechen versklavt worden!" Auf die Antwort darauf war der Bithynier jetzt gespannt... Es war ja schließlich erst einmal nur eine waghalsige Vermutung...

  • Zum zweiten Mal betrat Phaeneas dieses Zimmer in Begleitung eines Neuen, den er einzuführen hatte. Mit einer ausladenden Geste zeigte er in den Raum. "Das hier ist die Sklavenunterkunft, Crinon. Hier schlafen alle Sklaven oder halten sich sonst irgendwie auf, wenn es nichts zu tun gibt." Wobei letzteres natürlich rigoros einschränkbar war... Schließlich konnte man ein Haus auch doppelt und dreifach schrubben.

  • Schweigend und mit einem wachen Blick für die Umgebung war er Phaeneas gefolgt. Sauber war es überall, sehr sauber. Selbst hier in der Sklavenunterkunft. Kein Vergleich zu den Pferchen, die Titus "Unterkünfte" genannt hatte.


    Welche der Schlafstätten darf ich die meine nennen?


    Etwas genauer als den Raum wollte er schon wissen wo er in Zukunft schlafen sollte.

  • „Such dir einfach eine aus“, antwortete Phaeneas und deutete auf die, die noch frei waren. Dann fiel ihm noch ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Raumes ein. Vermutlich das, was dem jungen Bithynier daran am besten gefiel und wovon er jeden Tag wieder regen Gebrauch machte. „Ach ja, in der Schüssel dort drüben kannst du dich morgens waschen. Der erste, der wach ist, darf sie in der Küche auffüllen.“
    Er ging davon aus, dass hier ansonsten alles klar war, und fragte weiter: „Was willst du als nächstes sehen, Crinon? Es gäbe noch die Küche oder den Garten...“ Was gab es sonst so an diesem Haus interessantes?
    Phaeneas dachte gerade nicht sehr zweckmäßig :D ;)

  • Nun gut, eine der augenscheinlich noch freien Schlafstätten. Somit war das geklärt. Bei der Erwähnung wessen Aufgabe das morgendliche Befüllen der Waschschüssel war, musste Crinon ein Aufstöhnen unterdrücken. Als notorische Frühaufsteher würde diese Tätigkeit wohl in Zukunft des öfteren an ihm hängen bleiben. Zum Befüllen sollte man in die Küche? na dann sollte dieser Raum wohl der nächste sein. Zudem machte sich sein Magen bemerkbar, schließlich hatte der Sklavenhändler es nicht für nötig gehalten ihn anschtändig mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Im gegensatz zu jenen die er regelrecht gemästet hatte, weil sie zu wenig her machten.


    Ich denke Ich würden gerne den Ort der Zubereitung der kulinarischen Labsal besuchen.

  • Ein Schmunzeln erschien auf Phaeneas’ Gesicht, als er Crinons Worte hörte. Zweierlei gefiel dem bithynischen Sklaven besonders: Redekunst und blumige Formulierungen. „Kulinarische Labsal“ hätte er Crinon auf den ersten Blick nicht sofort zugetraut.
    „Nun gut, dann gehen wir dort hin, meinte er mit einem Nicken.

  • Sim-Off:

    Schön dass ihr euch amüsiert habt, das hab ich nämlich auch! :]
    Danke Crinon, dass du mich da rausgehauen hast! :D


    Dank Berenices magenfreundlichen Tees und Crinons Bemühungen sowie sehr viel Ruhe erholte sich Phaeneas’ Magen und so war der Bithynier nach ein paar Tagen wieder auf den Beinen.
    Voller Vorfreude stürzte er sich jetzt auf die Wasserschüssel und ließ sich einen Schwall Wasser ins Gesicht schwappen. Wasser war einfach sein Lebenselixier. Jeden Tag wurde er aus ihm wiedergeboren und es gab ihm unentbehrliche Lebenskraft. Phaeneas schätzte die Kühle und Klarheit und nicht zuletzt den wichtigsten Aspekt des Wassers: es reinigte. Doch nicht nur äußerlich, Phaeneas schien es, als würde auch die Seele dabei reingewaschen. Alles Beschwerliche der Vergangenheit wurde weggewischt, an einem erneuten Morgen, für kurze Zeit lang, doch es war lösend und fühlte sich befreiend an.


    Nach dieser anfänglichen Wasserplätscherei machte sich der Bithynier daran sich mit einer ausdauernder Sorgfalt zu waschen, die er jeden Morgen wieder an den Tag legte. Ein Außenstehender hätte diese übergenaue Gründlichkeit vielleicht als Eitelkeit ausgelegt. Doch um eitel sein zu können musste man Selbstbewusstsein haben.

  • Endlich von der leidigen Abtrocknerei befreit machte sich Crinon auf die Suche nach Berenice, wie Phaeneas ihm aufgetragen hatte und tatsächlich fand er sie in der Sklavenunterkunft beim Tratsch. Nicht das es ihn gestört hätte. Doch hätte nicht auch sie das Geschirr abtrocken können? Er verdrängte diesen Gedanken der Missgunst und unterbrach das Geschnatter der Sklavinnen.


    Berenice? Phaeneas wünscht deine Anwesenheit in der Küche!


    Aber...?!!!


    Crinon hob abwehrend die Hände und unterbrach Berenice`s Einwand


    Das erzähle nicht mir, sondern Phaeneas in der Küche. Ich bin nur der Bote.


    Berenice erhob sich theatralisch, warf Crinon einen giftigen Blick zu machte sich wohl auf den Weg zur Küche, wie Crinon annahm. Dieser beschloss angesichts der späten Tageszeit eine Mütze Schlaf zu sich zu nehmen und legte sich auf sein Lager, wo der zu dem Gemurmel der verbliebenen Sklavinnen einschlief.

  • In Anbetracht dessen, dass die momentan noch Verlobte des Herrn nun seit geraumer Zeit hier in Germania war, war auch der Herr nicht mehr der einzige, der Post bekam.
    Phaeneas interessierte es herzlich wenig, wer ihr da wohl schreiben mochte, bei seinem Herrn konnte er in etwa ausrechnen, von welcher Art die Briefe wohl waren.
    Da Crinon ja eh schon "Erfahrung" im Umgang mit der Herrin hatte, hatte sich der Bithynier der Einfachheit halber gedacht, Crinon dazu zu überreden, dieses Schreiben bei der Empfängerin abzuliefern.
    "Crinon? Kannst du eventuell der Herrin diesen Brief bringen?", wandte sich Phaeneas deshalb an ihn.


    Germania
    Mogontiacum
    Regia et domus legati Augusti pro praetore
    Aelia Paulina



    M. AELIUS CALLIDUS PAULINAE SUAE AMANTISSIMAE S. D.


    Liebste Base, wie freute ich mich über deinen Brief aus Germanien und über die Nachricht, dass du die beschwerliche Reise wohlbehalten überstanden hast.
    Auch wenn die Provinz dir allzu wild und rauh erscheint, so bin ich doch der Überzeugung, dass dir dein Ehemann Lucianus alles bieten wird, was sich für eine Frau deines Standes geziemt.
    Der Brief über deine Vermählung erreichte mich so spät, dass in der Kürze der Zeit keine Möglichkeit bestand eine Reise nach germania in die Wege zu leiten, besonders aus den Gründen, die dir selbst schon so nahe lagen. In der Tat habe ich täglich Arbeit, die meiner Aufmerksamkeit und der schnellen Erledigung bedarf. Besonders in Zeiten, in denen ich verantwortlich für den gesamten Schriftverkehr bin, ist es schwierig, Dinge an andere abzutreten, denn jedes Verschulden wird der princeps mir als Vorsteher der Kanzlei anlasten.
    So sehr es mich beschämt und traurig stimmt, dass ich deiner Hochzeit nicht beiwohnte, so sehr war ich jedoch in Rom gebunden. Doch sollte nach den schwierigen Zeiten die Möglichkeit bestehen, so werde ich es veranlassen, dich einmal in Germanien besuchen zu kommen.
    So bleibt mir nur, dir an dieser Stelle den Segen der Götter für eure Verbindung zu wünschen und dich zu bitten, auch deinem Ehemann diese Wünsche zu überbringen.
    Vale.

  • Ein Grinsen machte sich auf Crinons Gesicht breit. Da hatte wohl jemand Angst vor den Launen der Herrin.


    Aber sicher kann ich das.


    Er nahm den Brief entgegen und machte sich sogleich auf den Weg ihn zu überbringen.

  • Phaeneas kam zwar nicht recht dahinter, was für Crinons plötzliche Erheiterung verantwortlich war, aber wenn ihm diese Aufgabe Spaß machte, perfekt!
    Phaeneas hätte es ja natürlich auch selbst machen können, doch er hatte vermutet, dass Crinon so etwas lieber war als irgendeine Hausarbeit.
    So sah er ihn jedenfalls entschwinden und der Bithynier wandte sich wieder seiner eigenen Beschäftigung zu.

  • Wind, Wind im Haar, der mit jeder einzelnen Locke spielt...
    Bäume, Bäume mit goldenen Blättern oder dunklen Nadeln, die im Wind rauschen...
    Gras, Gras auf einer Lichtung, das die Bäume am Saum umspielt.
    Dickicht, morsches Dickicht, das die Gräser überwuchert...
    Sprung, Sprung des über das Dickicht...
    Hufe, wirbelnde Hufe nach dem Sprung...
    Pferd, ungestümes Pferd wie ein Wirbelwind...


    Er sog die Eindrücke und Gerüche auf, die von Freiheit erzählten. Sog gewissermaßen die Freiheit selbst in sich auf. Durch tiefe Wälder und über satte Wiesen ließ er sich tragen. Ohne Sattel oder Zügel immer dem Willen des Tieres unter sich folgend. Ohne Ziel und ohne Plan. Nur frei, unendlich frei...


    Doch dann teilte sich der Wald und er sah weder eine keine Weitere Lichtung noch weite Flur vor sich. Nein! Ihm starrten Baumpfähle entgegen, angespitzte Baumpfähle, die auf ihn ausgerichtet waren. Er griff in die Mähne des Pferdes, doch dieses machte keine Anstalten langsamer zu werden. Unaufhörlich strebte er endlos lange dem Unausweichlichen zu. Der Aufprall stand unmittelbar bevor. Er öffnete den Mund zu einem letzten Schrei...


    AHHH!!!


    Crinon schrak aus seinem Lager hoch. Er fühlte sich wie gerädert. Dunkel erinnerte er sich an seinen Traum. Nur das Ende hatte er klar vor Augen. Mühsam richtete er sich auf. Er schien niemanden geweckt zu haben. An Schlaf war ohnehin nicht zu denken, also stand er auf und machte sich auf, um die Waschschüssel schon mal neu zu befüllen.


    Bald darauf war er zurück und erquickte sich am kühlen Nass, das seine Lebensgeister zurückkehren lies. Was solle er nun tun? Die Nacht hatte das Domus wie die gesamte Stadt fest im Griff. Nach einigem hin und herüberlegen, entschied er sich, seine Fähigkeiten mal wieder zu erproben.

  • Es war noch immer tiefe Nacht, als er von seinem kleinen Ausflug zurückkam. Viele Erinnerungen hatte sein Traum in ihm wach gerufen und nun fragte er sich, was dieser Traum wohl zu bedeuten hatte. Dass die Freiheit in ungekannte Fernen gerückt war? Das eine Flucht zum Scheitern verurteilt war? Er hatte lange nicht mehr an Flucht gedacht. Warum also quälte ihn dieser Traum derart? Was wollten ihm seine Götter mitteilen? Oder waren dies die Gedanken seines Unterbewusstsein, die sich hier wiederspiegelten? Mit diesen Gedanken fiel er wieder in unruhigen Schlaf.

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