Triclinium | Conventus Quaestorum

Also fuhr ich fort.

Der Hafen von Ancona liegt etwa 140 Meilen von Rom* entfernt.

Seit geraumer Zeit ist dieser Hafen zwar vorhanden, aber seine Bedeutung hat wohl noch niemand so recht erkannt. Er ist die kürzeste Verbindung nach Illyricum. Ein Handelspartner, den wir nicht unterschätzen dürfen. Wenn wir dort investieren, so wird es ein Gewinn. Und wenn auch WIR, die wir hier vertreten sind, uns dort engagieren, so wird es ehrenhaft sein.

Bedenkt die Worte des alten Cicero: Der Fernhandel ist ehrenhaft, da aus fernen Ländern allerlei Güter dem Volke gebracht werden.

Da Cicero allgemein bekannt war, unterließ ich alle Äußerungen über die Berufe, die eines Römer unwürdig waren.

Durus lauschte interessiert.

"Inwiefern stellst du dir ein Engagement von unserer Seite vor? Möchtest du eine Handelsgesellschaft gründen?"

Finanziellen Profit konnte der Tiberier immer brauchen!

M. Tiberius Durus hatte es auf den Punkt gebracht. Nur musste es in weichen Worten verpackt sein.

Es bedarf vieler Mühen. Es muss gebaut werden, aber es müssen auch kontakte geknüpft und gepflegt werden. Illyricum liegt derzeit brach, nicht einmal einen Praefectus vor Ort gibt es.

Ich hielt inne und ließ die Beteiligten den Faden weiterspinnen.

"Kennst du denn bereits Illyrer? Soweit ich weiß, ist die Provinz noch nicht so recht befriedet..."

Es war zweifelsohne interessant und auch Durus hatte vom Reichtum der neuen Provinz gehört - wenn sie nur etwas friedlicher wäre...

Ich war einmal in Sirmium. Nun, wenn wir eine gute Verbindung dorthin habe, schnell und sicher, so wird auch die Legion uns dort schützen können. Du hast es erkannt. Diese Provinz ist die Flanke, die es zu schützen gilt.

Durus überlegte noch einmal. Hatte er nicht sogar von einem Dacerprinzen gehört, der hier in Rom festgehalten wurde? Der würde vielleicht auch nützlich sein...
"Dazu ist aber unsere Amtszeit nicht sehr günstig - viele Reisen können wir uns wohl nicht erlauben."

Ich lachte dezent.

Nein, wahrlich nicht. Doch ist unser Amt ja nur der Beginn. Stellt Euch doch einmal vor, wenn 'man' zu rechter Zeit den Grundstein legt und in die Zukunft plant. Illyricum ist reich. Und es liegt brach am Boden. Nun, es bedarf vieler kleiner Schrittte. Der erste führt zum Architectus Urbis. Und weitere folgen. Ein gemeinsames Handelskontor könnte eine Vision in die Zukunft sein. Es muss nur noch mit Leben und Persönlichkeiten gefüllt werden.

Auch Geld ist notwenig, das investiert werden will - und Arbeit.

Ungern wollte Gracchus die Euphorie des Aurelius bremsen, doch ganz wohl war ihm bei dessen Plänen nicht. Im Grunde genommen war es ein solides Vorhaben, zumindest die Vorteile schienen bereits durchdacht, und es hörte sich durchaus vernüftig an. Doch Gracchus eigene Erfahrungen mit dem Handel steckten ihm zu tief in den Knochen, er konnte sich auch nun nich davon lösen.
"Wenn es um Kontakte und Beziehungen geht, so sollten wir alle, die wir hier sitzen, sicherlich keinerlei Schwierigkeiten haben. Wenn es jedoch um Investitionen geht, so rate ich zur Vorsicht. Geldgeschäfte sind die Freuden des einfachen Mannes und sollten in den Händen jener bleiben."

Wie der alte Cicero schon sagte: Rühmlich ist nur der Fernhandel, da er dem Volke dienlich ist. Aber geht es ja nicht nur um den Handel. Eine Provinz muss gut verwaltet werden, und das ist derzeit nicht der Fall in Illyricum.

Wenn man es recht anstellt, so könnte man eines Tages vielleicht von Rom mit dieser Aufgabe betraut werden - doch erwähnte ich diesen Gedanken derzeit nicht.

"Nun, wir können viel raten, aber letztendlich wird nur der Kaiser wissen, was er für die Provinz plant - ich denke, wir müssen das Thema auf unser nächstes Treffen vertagen."

Gracchus knetete ein wenig an seiner Unterlippe und warf schlussendlich doch weitere nachdenkliche Fragen ein.
"Wäre es in diesem Falle nicht sinnvoller, die Verwaltung direkt in Illyricum anzusetzen? Nur weil Italia eine Anlaufstelle bietet, so muss dies nicht zwingend dazu führen, dass diese in Anspruch genommen wird. Was ist mit den übrigen großen Häfen an der Ostküste unserer Provinz? Was spricht gegen die Nutzung jener?"

Durus schwieg - die Frage ging wohl eher an Aurelius. Trotzdem störten ihn diese Spekulationen irgendwie - er wollte lieber seine Arbeit beginnen.
Noch einmal schob er sich eine Traube in den Mund. Satt wurde er auch langsam...