• Im Prinzip gab es keine unehelichen Kinder. Akzeptierte das Familienoberhaupt das Kind, dann war es sein Sohn, seine Tochter. Ansonsten war die Wahrscheinlichkeit groß, das das Kind dem Tode geweiht war, wenn die Mutter keine Ersatzmutter fand.

  • Uneheliche Kinder waren nicht selten. Vor allem waren ja im Prinzip alle Soldaten nicht verheiratet, die Bengel hatten also alle offiziell nur ihre Mutter. Und? Hat in diesen Schichten eh niemand gestört. Relevant werden so Anerkennungsdinge eh nur in gehobenen Klassen. Auf dem Land schert sich keiner groß darum, wenn man mal davon absieht, dass Bastarde vom Erbe ausgeschlossen sind.

  • also hießen die dann einfach wie die Mama bei "alleinerziehenden Müttern"?
    Und in höheren Schichten? Wie war das da dann?
    Z.B. wenn eine Frau ein Kind kriegt, obwohl sie keinen Mann hatte? Oder hat die sowieso abgetrieben?

  • Zitat

    Original von Manius Tiberius Durus
    Wie sah es denn bei den Römern mit unehelichen Kindern aus?
    Wie wurde die benannt, wie in der Gesellschaft angesehen?


    Da empfehle ich dir einmal ein Stück meines Werkes ;)
    Über die Legitimät der Kinder.
    Dort drin steht schon mal ein Gutteil deiner Frage. Natürlich ist das nur der rechtliche Aspekt beschrieben, wie es sozial ausschaut ist natürlich eine andere Frage.


    Im gleichen Artikel ist auch die (wiederum rechtliche) Frage der Soldatenkinder angerissen:
    Aus Gründen der militärischen Disziplin wurde im 1. und 2. Jh n Chr Soldaten die Begründung einer Ehe verboten. Dauerverbindungen gab es gleichwohl auch hier; sie waren aber Konkubinate, die erst nach der ehrenvollen Entlassung aus der Armee (missio honesta) legalisiert werden konnten. Die sich daraus ergebenden Erbrechtsprobleme wurden durch Sonderregelungen zugunsten der Soldaten gelöst.

  • Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Uneheliche Kinder waren nicht selten. Vor allem waren ja im Prinzip alle Soldaten nicht verheiratet, die Bengel hatten also alle offiziell nur ihre Mutter. Und? Hat in diesen Schichten eh niemand gestört. Relevant werden so Anerkennungsdinge eh nur in gehobenen Klassen. Auf dem Land schert sich keiner groß darum, wenn man mal davon absieht, dass Bastarde vom Erbe ausgeschlossen sind.



    Meinst du jetzt die unehelichen Kinder von Huren und Sklavinnen? Da waren die kinder nicht besser dran als ihr Mütter. Rechte hatten die überhaupt keine.
    Oder meinst du etwa, daß die Männer auf dem Lande zugeschaut haben, wie irgendein Legionär ihre Frau schwängerte? In Kriegszeiten mag das so wohl oder übel gewesen sein, wenn die Massenvergewailtungen anstanden, aber im Frieden?


    Zitat

    also hießen die dann einfach wie die Mama bei "alleinerziehenden Müttern"?


    Eine Frau war nie allein. Sie stand immer unter der patria des Familienoberhauptes. Später dann in "lockereren" Zeiten konnte ein Vormund für sie bestellt werden.



    Zitat

    Und in höheren Schichten? Wie war das da dann?
    Z.B. wenn eine Frau ein Kind kriegt, obwohl sie keinen Mann hatte? Oder hat die sowieso abgetrieben?


    Der Ehemann entschied, ob er das Kind annahm oder in die Katakomben Roms warf. Oder die Frau versuchte abzutreiben oder warf ihr Kind selber in die Katakomben oder fand irgendeine Sklavin, andere Familie, die es an ihrer Statt aufzog..

  • Zitat

    Original von Marcus Petronius Glabrio
    Ich hab gelesen, dass uneheliche Kinder von Soldaten häufig Spurius hießen, da das "ohne Vater" oder so heiße...


    Stimmt das?? -.^


    Hmm das wirft ein ganz neues Licht auf meinen werten Patron Macer :D

  • Ja, "spurius" heißt "unehelich". Woran man schon sieht, dass es ganz so schlimm nicht gewesen sein kann, wenn man uneheliches Kind war, denn sonst hätte man es wohl kaum als Vorname verwendet und es würden sich dann nicht mehrere "Spuriusse" in der Liste der historischen römischen Censoren finden. ;)

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Ja, "spurius" heißt "unehelich". Woran man schon sieht, dass es ganz so schlimm nicht gewesen sein kann, wenn man uneheliches Kind war, denn sonst hätte man es wohl kaum als Vorname verwendet und es würden sich dann nicht mehrere "Spuriusse" in der Liste der historischen römischen Censoren finden. ;)


    Ich nehme an wegen letztern hast du den Namen gewählt^^ (Nur keine falsche Bescheidenheit :D)

  • Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob der Pränomen "Spurius" wirklich in diesem Zusammenhang zu sehen ist. Irgendwo hab ich gelesen (ich verteufle mein schlechtes Gedächtnis), daß gerade Spurius ein Pränomen war, der in der Oberschicht verbreitet war.


    Hmm... :D Ein Schelm, der dabei böses denkt. :D

  • Danke an alle :)


    Daraus schließe ich, dass es bei den Römern als uneheliches Kind nicht so schlimm war wie etwa im Mittelalter und alleinerziehende Mütter auch keine Randgruppen der Gesellschaft waren?

  • Kann man so pauschal auch nicht sagen. Es kommt immer darauf an, ob Du Dich auf dem Land oder in der Stadt befindest, in den unteren oder mittleren Gesellschaftsschichten. Uneheliche Kinder sind nicht nur eine Frage der Moral, sondern auch des Besitzes und Erbes. Wer nichts besitzt und nichts zu vererben hat, auch kein Ruf zu verlieren hat, der geht mit der Situation anders um, als einer, bei dem alles zutrifft.


    Die Kirche im Mittelalter ist dabei nur ein Faktor, und mit ihrer "Kinderklappen"-Praxis etc. reagiert diese ja auf die Aussetzungspraktik der Gesellschaft.


    Treibende Kraft in der Gesellschaft dürfte vielmehr das Bürgertum sein, bedingt durch den Besitz. Besitz, den man mühsam erringt, muss zusammengehalten werden, uneheliche Kinder sind da ziemlich schlecht und auch ungeschickt. Ergo war es vor allem das Bürgertum, welches im Laufe des Spätmittelalters, der Renaissance und den folgenden Epochen die moralische Schraube angezogen hat und weniger die Kirche.


    Aber das ist ein anderes Thema, und die Diskussion will ich erst gar nicht anfangen, weil sonst gleich wieder zig Leute daher kommen und behaupten, wie Rückständig die Kirche war, usw. usw. und das muss ich mir echt nicht antun.


    @ edit:


    Der Begriff "alleinerziehende Mutter" gefällt mir im Übrigen gar nicht. In früheren Gesellschaften gab es ganz andere Familienverbände, eine allein lebende Frau, ist eher undenkbar und auch die Erziehung wurde ganz anders gehandhabt.

  • Das kommt wieder auf den Einzelfall an. Wenn die Frau die Kebse eines Soldaten war, dann lebte der Soldat im Castellum, und vor dem Castellum sammelte sich schnell ein Siedlung an, in der neben Handwerkern, Zulieferern, Geschäftemachern, Nutten, auch die Kebsen der Soldaten lebten, mit deren unehelichen Kindern. In dieser Gesellschaft halfen sich die Soldatenliebenden, bzw. mit Soldatenzusammenlebenden Frauen gegenseitig, und so weit es der Kerl aus dem Lager heraus konnte, war er für die Frau ja auch da.


    Die Situation in den Dörfern auf dem Land, in der Suburbs der großen Städte, unterscheidet sich dann wieder einmal grundlegend von der Situation der Bürger und Patrizier. Selbst auf dem Land macht es einen Unterschied, ob man selbst Herr und Besitzer eines Landguts ist, oder aber einfacher Coloni, Knecht oder Tagelöhner. Selbiges trifft auf Frauen zu. Die Tochter eines römischen Bürgers oder Großbauern hat ein ganz anderens Verhältnis zu Sexualität, als eine Dienstmagd. Man muss das immer in Relationen und in den unterschiedlichen Kontexten sehen und Pauschalantworten sind da immer problematisch.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!