Des neuen Sklaven Einstand | Rutger, Nefertiri

  • Mit der Neuerwerbung ihres Herrn, wo auch immer dieser kräftige Germane nun genau herstammen mochte, war Nefertiri durchaus zufrieden, nicht zuletzt, weil die Auswahl an ansprechenden Sklaven im Haushalt einfach nicht besonders groß war. Sciurus, der Liebling des Vetters ihres Herrn, war ihr zu jung und zu schmal, ausserdem schlief er im Bett seines Besitzers, Sica, der vilicus des Haushalts, erweckte schon von weitem die Leidenschaft eines Backsteins, so eisige Stimmung verbreitete er dauernd um sich, und die anderen Sklaven waren entweder zu jung, zu alt oder einfach zu weiblich.


    Sie war im Grunde froh, dass ihr Herr sich etwas Neues zugelegt hatte und dieser Neue ihr anscheinend auch ein klein wenig zugeneigt war. So führte die schlanke, kleine Ägypterin den gegen sie riesenhaft wirkenden Germanen durch die Korridore der Villa Flavia Felix, zeigte ihm verschiedene Türen, die zu den Wohn- und Arbeitszimmern der Familienmitglieder führten, und brachte ihn schließlich zu einer Treppe, die in das Erdgeschoss führte, steuerte dann den Weg zum balneum an.


    Wie alle Patrizier führten die Flavier ein aufwendiges Leben, was sich auch in diesem prachtvoll verzierten Raum offenbarte, der mit Marmor an Wänden und am Fußboden gestaltet worden war, Fensteröffnungen ließen zudem Licht durch diesen Raum fluten, erhellten ihn so zusätzlich, dass man beim ersten Schritt hinein durchaus geblendet sein konnte. Doch hier verharrte sie nicht, sondern schritt in einen kleinen Nebenraum, der von einem Vorhang verborgen worden war, der weitaus weniger prächtig ausgestattet war, nur Mosaike auf dem Boden und gekachelte Wände, aber zweifelsohne die luxuriöseste Art und Weise, wie man in Rom als Sklave sauber werden konnte.


    "Am besten, Du legst Deine Sachen ab, setzt Dich in das Becken und ich wasche Dich, dann musst Du Dich nicht so viel bewegen. Das sieht sehr schlimm aus," mitfühlend deutete sie auf die Wunden an seinen Handgelenken, wenngleich auch ihr Vorschlag nicht ganz uneigennützig gewesen war. Das Becken war klein, bot vielleicht höchstens vier sitzenden Personen Platz, aber für die Zwecke der Reinigung reichte es auf jeden Fall aus. Selbst hier gab es eine gewisse Helligkeit, auch wenn die Ausstattung niemals auch nur ansatzweise an das andere Zimmer herankommen würde. So blieb sie neben dem Einstieg in das Becken stehen und blickte Rutger auffordernd an.

  • Rutger folgte der schönen Ägypterin stumm, für den Moment gezähmt von ihrer Freundlichkeit und ihrem verführerischen Anblick. Die ganze Pracht, an der sie da vorbeikamen, schien ihn recht unberührt zu lassen, doch als sie in das balneum kamen, blieb er stehen und blinzelte erstaunt.
    Die klare kühle Schönheit des lichtdurchfluteten Raumes, und die spiegelglatte Oberfläche des Wassers, berührten ihn seltsam. Er ging zum Rand des Beckens, und sah hinab. Seine Schritte liessen ganz kleine Wellen entstehen, und als er das Mosaik auf dem Grunde des Beckens betrachtete, sah er, bläulich und leicht verzerrt, die Bilder von Delphinen und Najaden, die sich zwischen Seetang und Muscheln tummelten. Schön.
    In dem kleinen Nebenraum angekommen, kam dann die nächste Überraschung. Irritiert guckte er auf das Becken, in das er hinein steigen sollte. Er hatte eher mit einer Waschschüssel gerechnet, oder im Höchstfall einem Zuber. Erst das ganze Gerede, daß er nun Sklave sei, daß er jedwede Rechte, und auch den Anspruch geachtet zu werden, verloren habe - und nun behandelte man ihn wie einen Ehrengast? Was sollte das eigentlich?


    "Es sind nur Kratzer." erwiderte er reflexartig auf Nefertiris mitleidige Worte hin.
    Er fuhrt sich mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen, und hatte das unwürdige Bild vor Augen, wie er auf die Knie niederfiel und das Badewasser schlürfte.
    "Ne-fahr-thyrri, ich bin sehr durstig. Kannst du mir bitte etwas zu trinken geben?"
    Rutger zog sich sein zerschlissenes Hemd über den Kopf. Die gewalkte Wolle war starr von altem Blut, Dreck und Staub. Noch immer war er breitschultrig und sehnig, aber dabei sehr mager geworden. Als systematisches kreuzweises Muster hoben sich die roten Striemen auf seinem Rücken gegen die helle Haut ab.
    Rutger streifte gerade die zerfetzten Reste seiner Schuhe ab, das Hemd hielt er dabei in der Hand, als sich plötzlich etwas, das bis dahin darin verborgen gewesen war, löste. Mit metallischem Klirren landete es auf dem Boden und glitt da ein Stück entlang. Es war eine Bronzefibel in der Form eines auffliegenden Schwans, bedeckt mit kunstvollen Ornamenten, aber schon dunkel angelaufen. Rutger erschrak. Hastig bückte er sich und hob die Fibel wieder auf. Mit den Fingerspitzen strich er darüber, und schlug sie sorgfältig in die Stoffetzen ein. Stumm sah er Nefertiri an, erschien einen Moment lang halb wütend auf sie, halb hilflos. Dann zuckte er die Schultern und legte das Hemd mit der Fibel zur Seite.


    Unbefangen streifte er auch noch seine, ebenfalls zu Lumpen gewordenen, ledernen Hosen ab. Nackt trat er dann an den Rand des Beckens, stieg hinein und setzte sich, so daß das Wasser ihm bis zum Kinn ging. Seine Wunden begannen zu brennen, und er biß die Zähne aufeinander. Energisch rieb er sich das klebrige frische Blut von den Händen, wusch sich den ärgsten Dreck selber ab, und zuckte kurz zusammen, als sich eine größere Kruste am Hals löste. Etwas Blut sickerte da hervor, und verlor sich in dem schon dunkler gewordenen Wasser.
    Schließlich tauchte er ganz unter und spülte auch aus seinen Haaren den Staub heraus. Glatt hingen sie ihm in die Stirn, als er wieder auftauchte, und Nefertiri schief anlächelte.
    "Ich glaube, ich habe noch nie ein Bad nötiger gehabt. Hilfst du mir mal?"

  • "Ich hole Dir etwas," sagte die Ägypterin leise und wandte sich sogleich ab, um im Nebenraum einen schlichten Tonkrug zu holen, der ansonsten dazu diente, einem Badenden das Wasser gemächlich über Kopf und Haar rinnen zu lassen. Aber es würde schon niemanden stören, wenn sie diesen Krug zweckentfremdete, ausserdem war niemand sonst da. Sie trat zum Zulauf des Beckens und ließ den Krug mit dem frischen, sauberen Wasser vollaufen, welches von der besten Qualität war, auch das gehörte zu Rom, wie sie inzwischen erfahren hatte. Manche Bürger bekamen besseres und saubereres Wasser als andere, je nachdem, wieviel man dafür zu zahlen bereit war. Im Augenblick erschien es ihr nur recht und billig, dass ihr neuer Gefährte, denn als solchen konnte sie den Mitsklaven nur betrachten, in den Genuss der Annehmlichkeiten kam, die ihn vielleicht über seine furchtbaren Wunden hinwegtrösten konnten.


    "Hier. Es ist ganz frisch," sprach sie sanft, als sie zu ihm zurückkehrte und ihm den Tonkrug reichte, diesen so lange festhielt, bis sie sicher war, dass er ihn nicht fallen lassen würde vor lauter Schwäche - dass sich kurz dabei beider Hände berührten, quittierte sie mit einem warmen Lächeln, welches die vollen Lippen wölbte. "Später werde ich Dir auch etwas zu essen bringen, Du siehst aus, als hätte man Dich lange hungern lassen." Ihr Blick glitt über seinen ausgemergelten Körper, dann auf die lumpige und zerrissene Kleidung, seinen Blick wegen der Fibel sehr wohl registrierend, aber sie mühte sich, nicht allzu sichtbar auf diesen zu reagieren.


    Er musste an diesem Schmuckstück hängen, sonst hätte er sie nicht so angesehen, dachte sie bei sich, und vergrub die Überlegung, was er wohl damit verbinden mochte, tief in ihrem Inneren, wartete ab, dass er seinen Durst stillte, der im Augenblick wohl das wichtigste von allem war. Schweigend beobachtete sie auch, wie er sich reinigte und schließlich mit nassem Haar im Wasser sitzen blieb, um sie um Hilfe zu bitten. Der seltsam unreflektierte Wunsch, ihm zu helfen und seinen Schmerz zu lindern, ließ sie ihn unsicher anblicken, dann antwortete sie: "Natürlich helfe ich Dir. Ich werde Dich mit einer Essenz waschen, aber zuerst bekommst Du etwas, was Deiner Haut helfen wird, bald wieder zu heilen."


    Mit einem verschwörerischen Lächeln auf den Lippen erhob sie sich, um mit schnellem Schritt den Raum wieder zu verlassen - sie wusste, dass von der cena am Mittag ein Krug Milch übrig geblieben war, und eilte in die culina, um sich diesen Rest, der ohnehin weggeschüttet oder von einem der anderen Sklaven getrunken würde, zu sichern. Als sie mit dem Krug in den Händen zurückkehrte, wirkte sie zufrieden, und bevor er etwas sagen oder einwenden konnte, hatte sie die weiße Flüssigkeit schon in sein Badewasser gekippt. "Es heilt die Haut," erklärte sie und griff auf einen kleinen Beistelltisch, der neben Hautschabern auch einige kleine Tiegel auf sich trug, dazu ein kleines Tonfläschchen.


    "Und das hier wird machen, dass du gut riechst." Sie öffnete das Tonfläschchen, aus welchem ein süßer Duft aufzusteigen begann, und goss sich etwas der Flüssigkeit in die Handfläche, schäumte diese mit einer Menge des Wassers auf und begann, sein Haar damit zu waschen, sehr langsam und mit gespreizten Fingern, sodass eine gewisse massierende Wirkung entstand. "Was immer ich tun kann, damit es Dir hier gut geht, werde ich tun," erklang ihre warme Stimme erneut, und er konnte hören, dass sie sich auf die oberste Stufe des Beckenzugangs gesetzt hatte, um ihm etwas näher zu sein. Ein verheissungsvolles Versprechen?

  • Als Nefertiri ihm den Tonkrug reichte, setzte Rutger ihn sofort gierig an die schrundigen Lippen und trank in tiefen Zügen das kühle Nass. Erst als er den Krug geleert hatte, ließ er ihn sinken, und lächelte die Ägypterin erleichtert an.
    "Danke."


    Später, als sie sich zur Küche begab, lehnte er müde den Kopf an den Rand des Beckens. Wo er nun so ganz allein war fiel die tapfere "es-sind-nur-Kratzer"-Miene von ihm ab, und leidend betrachtete er eine schwärende offene Stelle am seinem linken Unterarm. Sie hatte sich entzündet, pochte dumpf, und in der Tiefe zeigte sich etwas Eiter.
    Unglücklich legte Rutger den Arm auf dem Rand des Beckens ab, und schloss die Augen.
    Überrascht öffnete er sie wieder, als es dann plötzlich plätscherte, und sich das Wasser milchig färbte. Skepsis trat in sein Gesicht, aber er verbannte sie schnell, um der schönen Ägypterin nicht zu nahe zu treten. Aus eben demselben Grund nickte er bereitwillig, als sie die, für ihn viel zu süß riechende, Flüssigkeit aufschäumte.


    Rutger schloss wieder die Augen, als er ihre sanft massierenden Finger auf der Kopfhaut spürte, und atmete langsam tief ein und aus. Entspannt legte er den Kopf zurück, immer weiter, bis er fast an Nefertiri lehnte.
    "Das tut gut." sagte er leise.
    Ein wenig verwundert hörte er ihre verheissungsvollen Worte. Sie wollte alles für ihn tun, was sie konnte? Alles? Ein versonnenes Lächeln zog über sein Gesicht. Die Augen hielt er weiter geschlossen, aber vor seinem inneren Auge sah Rutger, wie er Nefertiris dunklen Leib in den Armen hielt, und wie sie sich ihm geschmeidig hingab. Ob das in ihrem "was-immer-sie-tun-konnte" mit inbegriffen war?


    Rasch öffnete Rutger die Augen, wandte sich halb zu Nefertiri hin, und sah mit einem wölfischen Lächeln auf den Lippen zu ihr auf. Dann reckte er sich ein wenig, ließ langsam eine Strähne ihres herrlichen schwarzen Haares durch die nassen Finger gleiten, und folgte mit der rauhen Hand zärtlich dem Schwung ihres Nackens. Sanft aber bestimmt zog er Nefertiri etwas zu sich hinab, um sie beim Wort zu nehmen, und ihr ungestüm einen hungrigen Kuss zu rauben.

  • Die Ägypterin lächelte, als er sprach, und sein Körper schien sich unter ihren Fingern ein wenig zu entspannen. Er musste ja nicht wissen, dass diese Art der stillen, gemächlichen Massage auch seinem jetztigen Herrn sehr gut gefiel und sie immer wieder einen Abend damit verbrachte, das kurz geschnittene Haar des Aquilius zuerst zu waschen, und ihm dann die Kopfhaut zu massieren. Vielleicht war es etwas, was die meisten Männer mochten, zumindest hatte sie diese Kunst im viel heißeren Ägypten gelernt, auf kahlen Köpfen, denn wer dort noch etwas auf die alte Kultur hielt, schor sein Haupt und trug tagsüber eine der wertvollen, schwarzhaarigen Perücken, die nicht nur für den Adel, sondern auch für Beamtenränge während der Pharaonenzeit ein Muss gewesen waren.


    Dass er allerdings zugriff, hätte sie so früh nicht erwartet, unrecht war es ihr nicht. Seine Lippen waren rauh, schmeckten nach dem eben getrunkenen Wasser, aber auch nach ihm selbst, und sie unterdrückte mit Mühe ein genüssliches Seufzen bei seinem Kuss, während sie sich dieser Berührung hingab, weich in seinem Arm zu liegen kam. Ihre Lippen fassten ein wenig nach, glitten warm und sanft über die seinen, um seinen Mund zu erkunden, dann neigte sie den Kopf etwas zurück und entzog sich ihm, auch, um über den schneller gewordenen Atem hinweg zu täuschen. "Du scheinst hungrig zu sein, Ruth-gerr," flüsterte sie leise und ein Lächeln hob ihre Mundwinkel ein wenig an. "Möchtest Du nicht, dass ich zuerst Deinen Arm reinige und verbinde, und dann ..." Sie schöpfte mit einer Hand etwas von dem warmen Wasser aus dem Becken und goss es ihm über sein Haar. "... dann machen wir dort weiter?" Die mit schwarzem Khol umrahmten Augen der jungen Frau mochten so größer wirken, als sie eigentlich waren, als sie ihn nun anblickte, eine Strähne ihres in Unordnung geratenen Haars beiseite streichend.


    Wie wäre es wohl, würde er sich einfach über sie legen und das tun, was ihr Herr so gerne mit ihr tat? Das Spiel von Isis und Osiris, hatte es ihre Mutter einst genannt, und während sie daran dachte, dass sie schon sehr lange eigentlich keinen anderen Mann in sich gehabt hatte ausser ihrem Herrn, leckte sie sich unbewusst über die vollen Lippen, hinterließ einen winzigen Schimmer Feuchtigkeit dort. "Jeder Hunger soll Dir gestillt werden," fügte sie leise ein und griff zum Regal hinüber, um dort einen der Hautschaber zu nehmen, mit denen sich die Römer von Grund auf zu reinigen pflegten. Geschickt setzte sie das bronzene, leicht gewölbte Instrument auf seiner Schulter an und begann, es mit einem gewissen, aber nicht zu starken Druck über seine Brust zu ziehen, jene Stellen wohlweisslich auslassend, auf denen sich Schorf gebildet hatte. "Wie lange hast Du keine Frau gehabt?" Die Frage war schneller gestellt, als sie es gewollt hatte, aber nun konnte sie diese nicht mehr zurücknehmen.

  • Rutger atmete schwerer, als Nefertiri sich dem Kuss hingab, und nur widerstrebend ließ er zu, dass sie sich ihm wieder entzog. Seine Brust hob und senkte sich schnell. Wie hypnotisiert blickte er in ihre großen dunklen Augen, und starrte gierig auf ihre köstlichen Lippen, als sie sich mit der Zunge darüberfuhr. Und wie sie seinen Namen aussprach - so warm, etwas gedehnt, das 'r' ein wenig guttural... das machte ihn wahnsinnig! Essen? Wunden verbinden? Rutger wollte gerade nur eines, und das jetzt!
    Mühsam beherrscht folgte er Nefertiri mit den Augen. War das jetzt so ein Spielchen um ihn vollends verrückt zu machen - oder war er ihr einfach noch zu dreckig, und sie wollte, dass er sich erst mal ausgiebig wusch?
    Als sie ihn dann wieder berührte, lief ein heißer Lustschauer durch seinen Körper, und mit der Beherrschung war es vorbei. Fest umfasste er ihr Handgelenk, nahm ihr den Schaber aus der Hand, und legte ihn auf dem Rand des Beckens ab.


    "Viel zu lang." antwortete er rauh, und richtete sich auf. Das Wasser floß an ihm herunter, und offenbarte seine Erregung. Einen Moment stand er so vor ihr, dann zog er sie in rasendem Verlangen heftig an sich, und so wie sie war mit ins Wasser hinein. Heiß strich sein Atem über ihr Gesicht, als er mit ihr halb auf den Stufen zu liegen kam, die in das Becken führte. Er hielt sie festumschlungen, vergrub seine Lippen an ihrem Hals, und stieß seine Zunge in die kleine Grube über ihrem Schlüsselbein, die ihn schon die ganze Zeit gelockt hatte. Eine Hand strich gierig an ihren Schenkeln entlang, und schob ungestüm den nassen Stoff zu Seite.
    "Ich will dich jetzt." keuchte Rutger, und bedeckte Nefertiris Hals mit glühenden Küssen und hungrigen Bissen, so als ob er sie gleich ganz verschlingen wollte.

  • Sein Blick brannte ebenso wie zuvor seine Lippen auf ihrer Haut, und fast hätte sie ohne Zögern sagen können, was er in diesem Moment dachte, denken musste, sein Körper, nicht vollständig verhüllt durch das milchige, aber nicht undurchsichtige Wasser, verriet ihn. Als er ihr Handgelenk mit seiner kräftigen Hand umgriff, erzitterte ihr Körper, obwohl er durch die Reise ausgemergelt und gezeichnet war, war seine Kraft doch fühlbar stark vorhanden. Ihr Blick glitt an seinem Leib hinab, als er sich erhob, und ein Teil von ihr stellte fest, dass es wohl doch alles stimmte, was man über Germanen sagte, während ein anderer Teil von ihr versuchte, nicht zu offensichtlich zu zittern. Das Wasser umschloss beider Körper, aber sein Leib fühlte sich viel heißer an als das Milchwassergemisch, ihr dünnes Kleid war fast sofort durchweicht und klebte nur noch einem Echo gleich an ihrem Körper.


    Ein heißer, brennender Stich in ihren Lenden ließ die heiße Begierde auf diesen tierhaften, groben, so urwüchsig wirkenden Mann durch ihren Körper pulsieren, sie legte den Kopf mit einem lauten, in diesem kleinen Raum deutlich hörbar werdenden Seufzen zurück und presste sich so eng wie möglich an seinen Körper, rieb seinen Leib entlang, als könnte das die Barriere aus Stoff hinfortreißen, die sie noch trennte. Ihr nass gewordenes Haar blieb an seinem und ihrem Gesicht kleben, als sie seinen Kopf mit den Händen fasste, mit hungrig gewordenen Lippen nach den seinen suchte, um sich den Kuss zurück zu holen, den er sich genommen hatte - dass er ihr nasses Gewand hochgeschoben hatte, bekam sie gar nicht mehr mit, schmiegte ihre Leibesmitte an die bebende des Germanen und ließ ihn fühlen, dass nicht nur das Wasser hier eine gewisse Feuchtigkeit hinterlassen hatte. Jeder anständige Römer hätte sie schamlos geschimpft, dass sie kein Lendentuch trug, aber in diesen Dingen hielt sie sich buchstabengetreu an die Anweisungen ihres Herrn - und ebenso an seinen Geschmack.


    "Ruth-gerr," erklang sein Name singend aus den Tiefen ihrer Kehle, bevor sie ihre Lippen wieder auf seine presste, ihre Zunge die seine zu suchen begann, als müsse sie ihn so noch enger an sich heranziehen. "Ich habe auch Hunger," kehlig keuchte sie die Worte aus und schlang dabei ihre Schenkel auf der Höhe seine Hüfte um seinen Leib, ebenso die Arme um seine Schultern.

  • Schwarze Strähnen lagen nass in Rutgers Gesicht, als er eine Hand in Nefertiris Haar vergrub und ihren Kopf weiter in den Nacken zwang. Begierig stieß seine Zunge tief in ihren Mund vor, glitt an ihren Zähnen entlang, und verschlang sich mit der ihren. Keuchend und stoßweise kam sein Atem. Die andere Hand fasste gierig nach ihren Brüsten, zerriss das dünne Kleid, liebkoste sie inbrünstig und rauh, und glitt dann tiefer.
    Mit drängender Lust presste Rutger sich hart gegen ihr Becken, und drückte Nefertiri schwer auf die Stufen nieder. Glühend vor Verlangen strich er über ihr Gesäß und an der Innenseite ihrer Schenkel entlang, tauchte mit den Fingern tief in sie ein, und erforschte lustvoll ihre geheimsten Zonen.


    Er zog die Hand zurück, löste sich von Nefertiris Lippen und sah ihr entrückt in die Augen, als er gierig ihren Geschmack von seinen Fingern kostete. Dann legte er jene Finger leicht und bebend auf ihre Lippen - verharrte - und stieß sie mit einem mal fest in ihren Mund hinein. Rasend vor Lust griff er wieder nach ihren Schenkeln, spreizte sie noch weiter, und ein kehliger Laut kam über seine Lippen, als er mit animalischer Wildheit kraftvoll, und auch brutal, tief in sie eindrang.
    Mit harten Stößen nahm er sie, drang immer tiefer, und keuchte rauh im Takt der Bewegung. Im Taumel seiner Lust begrub er die zarte Ägypterin förmlich unter sich, auch packte er ihre Handgelenke und presste sie über ihrem Kopf eisern auf den Boden, während er sie mit aller Kraft nahm - immer schneller und immer wilder...

  • Die Gedanken erloschen in ihrem Hinterkopf und eine eigentümliche Veränderung nahm von der jungen Ägypterin Besitz, ebenso wie der Körper des Germanen den ihren in Besitz nahm: Sie existierte nur noch in der Bewegung ihrer beider Leiber, konzentrierte sich ausschließlich auf ihn, sein lautes Atmen in der Luft, die stoßartigen Bewegungen seines Körpers, das Gefühl, von ihm einerseits gehalten, andererseits besessen zu werden. Auch ihr Atmen war inzwischen zu hören, sie hielt sich nicht in dem zurück, was sie empfand, gehörte diese Art der Liebe doch zu jenen, die sie bevorzugte, sie musste die Stärke eines Mannes fühlen, um überhaupt einer Flamme gleich entzündet zu werden. Ihre Zunge nahm ihren Geschmack auf, während sie seinen Blick suchte, wissend, dass er sie verstand, ohne jemals gefragt haben zu müssen, und so keuchte sie lustvoll auf, als seine Finger ihren Mund eroberten, sein Körper sich ihren untertan machte, ohne dass sie sich hätte wehren können. Gleichzeitig vor Schmerz und Lust brennend, wölbte sich ihr Leib dem seinen entgegen, fieberte jeder neuen, tiefen Vereinigung entgegen, als sei ihre Welt auf diesen einzigen Zweck zusammen geschmolzen.


    Ihre Beine schlangen sich um seine üften, als wollte sie ihn so schnell nicht mehr gehen lassen, und während ihr Leib sich in seinem Griff hin und her wand, schlossen sich ihre Augen, empfing ihn, stieß sich ihm gar entgegen, soweit sie das vermochte, den Kopf in den Nacken gelegt, während immer wieder ein lautes, intensives Stöhnen über ihre Lippen quoll und in dem kleinen Baderaum widerhallte. Was nur die wenigsten Männer in ihrem Leben bisher auf Anhieb geschafft hatten, geschah einfach so, mischte sich zuerst unmerklich, dann einer Explosion gleich in ihre Bewegungen, ihre ganzen Empfindungen, ihre Beine schlossen sich fast haltsuchend, aber auch kraftvoll um seine Hüften, als tief in ihr die Erlösung begann, ihre ganze Aufmerksamkeit zu beanspruchen, fühlbar nicht nur für sie, sondern auch für ihn spürbar. Weit öffneten sich ihre dunklen Augen dabei, und während sie ihm ins Gesicht blickte, ihr dunkelhäutiger, schlanker Leib unter ihren Empfindungen und seinen Bewegungen immer wieder erzitterte, öffneten sich die Lippen zu einem vernehmbaren Röcheln, das nur verstümmelt eine vage Ähnlichkeit mit seinem Namen besaß.

  • Verschmolzen mit der zarten Ägypterin wurde Rutger vom Widerhall ihrer Lust wie von einer gewaltigen Woge mitgerissen. Kraftvoll presste er sie nieder, trank ihr Stöhnen und seinen Namen von ihren Lippen, und grub seine Zähne in tierischer Gier in ihre köstliche volle Unterlippe hinein. Er schmeckte salzig Blut und Schweiß, sah von ganz nah ihre weit aufgerissenen Augen - so dunkel, so fremd, blitzartig stand ihm das Bild eines Rehs vor Augen, das er einmal erlegt hatte - und ungezügelt stieß er noch heftiger in sie hinein, rasend wie ein ausgehungerter Wolf über der Beute, bis er sich schließlich hoch aufbäumte, kehlig aufstöhnte, und sich heiß in ihr verströmte.
    Bebend sank er dann auf Nefertiri nieder, blieb schwer so liegen, und schlang die Arme um sie herum, während sein Atem langsamer wurde. "Mein kleines Reh..." flüsterte Rutger in seiner Muttersprache, und suchte wieder, jetzt sehr viel zärtlicher, ihre Lippen, um sie leicht zu küssen. Dann löste er sich von ihr, drehte sich auf die Seite, und stützte sich auf dem Ellbogen ab.


    Mit einem gelösten, befriedigten Lächeln im Gesicht strich Rutger mit einer Hand langsam über Nefertiris Körper hinweg, folgte ihren, für ihn so filigranen, Konturen von Kopf bis Fuß. Lange fuhr er auch durch ihr Haar hindurch, das schwarz im Wasser wogte, und ihn an Schlingpflanzen erinnerte, oder an die im Wind schwingenden Zweige einer Weide, oder an dunkel aufsteigenden Rauch von einem großen Feuer.

  • Es dauerte eine ganze Weile, in der sie nur heftig ein und aus atmete, ihren schlanken Körper mit neuer Kraft und Atemluft vollpumpend, denn auch wenn er bei weitem nicht so schwer auf ihr gelegen hatte, um ihr die Luft abzudrücken, das leidenschaftliche Liebesspiel hatte seinen Tribut gefordert und nun verlangte ihr Körper nach neuer Nahrung. Der metallische Geschmack in ihrem Mund war deutlich wahrzunehmen, und sein Biss kribbelte und prickelte noch immer, vager Schmerz gemischt mit dem Echo einer gerade abebbenden Lust.


    Wie konnte er sie so instinktiv verstehen, woher hatte er gewusst, dass dies die Art körperlicher Vereinigung war, die sie schätzte und wollte? Es schien, als hätte Sakhmet ihr diesen Germanen geschickt, um ihr ein besonderes Geschenk zu machen, ein wundervolles Geschenk, das sie weder erwartet hatte noch zu verdienen glaubte. Als sich ihre Lippen teilten, ein leichtes Lächeln sichtbar wurde, dass auch die Zähne entblößte, war das Blut in den Zahnwinkeln zu sehen, aber sie schien sich daran nicht zu stören. "Was hast Du gesagt?" flüsterte sie leise und suchte mit ihren dunklen Augen, um die der schwarze Lidstrich inzwischen hoffnungslos verschmiert war, nach seine Blick.


    Still betrachtete sie ihn, während ihr seine sanften, nun zärtlich gewordenen Berührungen abermals eine leichte Gänsehaut über den Körper laufen ließen. Es tat gut, ihn so ermattet und zufrieden zu sehen, zu wissen, dass sie beide von ihrer gemeinsamen Leidenschaft gekostet und gezehrt hatten; sachte hob sie eine Hand an, strich ihm damit einige seiner an der Stirn klebenden Haarsträhnen zurück, als täte sie dies jeden Tag, um dann mit den Fingerkuppen den Linien seines männlichen, markanten Gesichts zu folgen, über die Wangenknochen zum Kinn hin, dann die Linie seines Halses entlang bis zu den Schultern und zart wieder zurück, bis ihre Handfläche schließlich seine Wange barg, als stelle diese eine besondere Kostbarkeit dar, die sie so schützend zu halten versuchte.
    "Nun bist Du angekommen," flüsterte sie, wieder kurz lächelnd. "Ich hoffe, Du wirst ein wenig bleiben, Ruth-gerr."

  • Ausgelaugt und wohlig erschöpft lehnte Rutger seine Wange schwer in Nefertiris Hand. Ihre Zärtlichkeit und Freundlichkeit waren nach den langen Monaten der Qual und des Ausgeliefert-Seins wie Balsam für ihn, wie ein warmer Sommerregen auf einem ausgedörrten Feld. Er war froh, daß sie nicht wütend war, weil er so ungehemmt über sie hergefallen war, und wollte ihr gerne etwas nettes sagen, aber eine bleierne Müdigkeit legte sich über ihn, und er fand die lateinischen Worte gerade nicht. "Mein kleines Reh..." flüsterte er wieder, schloß die Augen, genoß es, einfach nur den Klang ihrer Stimme zu hören, und nickte ganz leicht mit dem Kopf. "Hmmhmm..."


    Ganz langsam drang dann zu ihm durch, was sie eben gesagt hatte. Er sollte bleiben. In ihm stieg schlagartig das Gefühl auf, gerade einen Köder verschluckt zu haben. Die versuchten hier, ihn einzuwickeln, natürlich, warum sonst hätte sie mit ihrer Gunst so freigiebig sein sollen? Rutger setzte sich abrupt auf. Er war enttäuscht, und fühlte sich genarrt. Wie ein Hund kam er sich vor, der glücklich das Fleisch aus der Hand seines Herren verschlungen hatte.
    "Ich habe jetzt genug gebadet."
    Mit schleppenden Bewegungen stieg er aus dem Becken, griff sich ein Badetuch vom Regal, und setzte sich müde auf einen Schemel. Langsam rieb er sich trocken. Der Dreck löste sich dabei in kleinen schwarzen Röllchen von der aufgeweichten Haut, und das Tuch wurde schnell schmutzig.

  • Etwas hatte sich verändert, und sie konnte nicht genau greifen was es war, hatten ihre Worte doch tatsächlich einen Wunsch ausgedrückt. Der Gedanke daran, dass er in ihrer Nähe sein würde, dass sie ihn wieder würde fühlen können, vielleicht noch einmal diesen gemeinsam geteilten Rausch erleben, ließ ein warmes Gefühl in ihrem Inneren zurück, ein willkommenes, schönes Gefühl - und nun wandte er sich ab, drehte ihr den Rücken zu, ohne dass sie sich erklären konnte, wieso. Glaubte er ihr denn nicht? Nefertiris Blick folgte ihm bis zum Schemel, dann erhob auch sie sich aus dem Becken, gerade noch von den zerrissenen Resten ihres Kleides, die auf der Haut kleben geblieben waren, bedeckt. Langsam schritt sie näher und blieb bei ihm stehen.
    "Ruhe Dich aus, ich helfe Dir," sagte sie leise und sie konnte nicht ganz verbergen, dass sein Abwenden sie verletzt hatte. Die schöne, vertraute Stimmung des Augenblicks war mit einem Mal zerrissen und zerstört, und sie wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte, um das zu ändern.


    Langsam griff sie sich ebenso ein Tuch und begann, seine Beine vorsichtig abzureiben, sie nur trocknend, ohne den vielleicht noch vorhandenen Dreck herunter zu rubbeln, immerhin schien er auch an den Beinen verwundet zu sein und sie wollte ihm keine Schmerzen bereiten. Immer wieder huschte ihr Blick zu ihm auf, während sie an seinen Beinen zugange war, unsicher, gleichzeitig vergewissernd, dass er nicht vollkommen wütend war. Dieser Stimmungswechsel hatte sie mehr verunsichert, als es ihr recht war, die meisten anderen Männer hatten sie bisher eher kalt gelassen, aber er ...
    "Warum bist Du zornig?" kam schließlich, nach langer Zeit des schweigenden Beinefrottierens ihre Frage, und nur ihr Blick verriet, dass diese nicht nur aus Höflichkeit gestellt worden war.

  • "Weil ich ein Gefangener bin." antwortete Rutger unwirsch. Er rieb sich heftig mit dem Tuch über den Arm, und atmete scharf ein, als er aus Versehen eine Wunde streifte. "Zu Hel!" brach es wütend aus ihm hervor, und er ließ das Tuch sinken.
    Sein grimmiger Blick heftete sich auf Nefertiri, auf ihr nasses Haar, ihre dunklen Augen, - da wurde der Blick schon weicher - auf die Spur seines Bisses in ihrer Lippe, auf den Riss in ihrem Kleid - da wurde der Blick ganz verlegen. Diese Frau hatte sich ihm bedingungslos hingegeben, und war eindeutig nicht die richtige Adresse für seinen Groll.
    "Tut mit leid." brachte Rutger über die Lippen, und strich ihr ein wenig ungelenk über das Haar. "Du bist ja auch eine Unfreie, oder?"
    Er stand auf, einen Moment war es ihm schwarz vor Augen, und er hielt sich schnell am Regal fest, dann versuchte er die Schwäche zu überspielen, indem er noch ein Tuch daraus nahm, und es sich um die Hüften herum schlang.
    "Ich bin müde... Aber sag mir doch bitte, Ne-fahr-thyrri, was ist das überhaupt für ein Haus, in dem ich hier gelandet bin?"

  • Seine heftigen, wütenden Worte ließen sie zusammenzucken, und auch wenn sie nun neben ihm kauerte, instinktiv versuchte sie sich kleiner zu machen, als sie war, um dem Gefühl drohender Schläge zu entgehen. Dass sie ihn dabei aus großen Augen beobachtete und nun völlig inne gehalten hatte, ihm die Beine abzutrocknen, war ein weiteres Detail einer ziemlich offensichtlichen Furcht - er hatte sich innerhalb der letzten Momente vom aufmerksamen, zärtlichen Mann zu einem wütenden Fremden gewandelt, dass sie gar nicht anders konnte, als innerlich wie körperlich ein wenig zurückzuweichen, ihre schmalen Hände pressten das Tuch, mit dem sie ihn gerade getrocknet hatte, vor den Bauch. Die dunklen Augen Nefertiris glitzerten ein wenig, während sie seine Bewegungen verfolgte, und sie presste die Lippen leicht aufeinander. Erst als er sich entschuldigte, wich die Anspannung etwas aus ihren Gliedern, und sie schien sich sehr zu beherrschen, bei seiner Geste nicht zurückzuzucken.


    "Ich bin die Tochter von Sklaven und unfrei geboren," sagte sie leise. Das war ein Thema, über das sie nur selten sprach, wenn überhaupt - manche Tatsachen existierten einfach, ohne dass sie diese ändern konnte, und vielleicht war es einfach etwas anderes, wenn man die Freiheit nie gekannt hatte, dass die Sicherheit, einen Herrn zu haben, der für einen sorgte und für einen da war, nicht so erschreckend schien wie bei jemandem, der frei gelebt hatte. "Möchtest Du noch etwas essen oder soll ich Dich gleich zu Deinem Schlafplatz führen?" erkundigte sie sich und wrang sich dabei vorsichtig die Nässe aus den schwarzen, an ihren Schultern und ihrem Gesicht klebenden Haaren, während sie den Blick zu ihm mied.


    "Dies ist das Haus der Familie der Flavier. Sie gehören zu den edelsten und ältesten der Stadt, aus dieser Familie gab es auch Kaiser, die alle Römer beherrscht haben. Das Leben hier ist ... nicht schlecht. Es könnte schlechter sein, viel schlechter, verstehst Du? Wenn man gehorcht, hat man ein ruhiges Leben. Mein früherer Herr schlug mich, wenn ihm danach war, mein jetztiger Herr nur, wenn ich ihm einen Grund dazu gebe. Aber ich verstehe, dass es für Dich schrecklich sein muss. Dein Volk soll die Freiheit sehr lieben, schreibt Iulius Caesar."

  • Rutger war so unendlich müde. Die Gedanken entglitten ihm. Leer starrte er auf eine Wasserlache am Boden, deren Form ihn irgendwie an einen Vogel erinnerte... unfrei geboren... schlimm... war sie deshalb so schreckhaft? Ein ruhiges Leben... keine grundlosen Schläge...'nicht schlecht'... wie unterwürfig, wie erbärmlich das doch klang! Und dabei hatte sie so einen stolzen Gang... merkwürdig... Wegfliegen können wäre jetzt gut... hoch in die Lüfte schwingen... wo war die Fibel nochmal...?
    Abwesend kratzte er sich am Sonnenbrand, und konzentrierte sich mit Mühe auf Nefertiris Worte.
    "Ja, da hat Caesar recht. Ich habe schon immer dafür gekämpft, seit ich wehrhaft bin. Für die Freiheit meines Volkes." Rutger sprach leise, und tonlos, mehr zu sich selbst, fügte er hinzu: "Nun habe ich meine eigene verloren..."
    Er bückte sich und hob seine Sachen auf, umschloss die Fibel schmerzhaft fest mit der Faust, und straffte sich. Selbstmitleid war etwas für die Schwachen. Und es führte zu gar nichts. Er war noch am Leben. Und er würde kämpfen. Wenn er sich ausgeschlafen hatte.
    "Etwas essen würde ich gerne noch." bat Rutger todmüde. "Und ich danke dir, Ne-fahr-thyrri. Du hast mir sehr gut getan."

  • "Ich lebe, um zu dienen," sagte sie leise, tonlos, eine uralte Formel der Diener jener Götter, die man selbst in Rom nun verehrte, auch wenn die fetten Matronen, welche sich im Isistempel zu drängen pflegten, selten verstanden, was dieser Glaube eigentlich bedeutete. Dann erhob sie sich, hüllte sich in eines der anderen Tücher, um ihre zerrissene Kleidung und ihren generell nassen Zustand zu verdecken, einen langen Blick über seinen Leib, dann sein Gesicht schweifen lassend.


    "Nicht alles muss so bleiben, wie es ist, sagte meine Mutter früher. Es gibt immer Hoffnung, auch wenn alles hoffnungslos scheint. Komm," sagte sie, nun etwas besser hörbar, bevor sie ihn kurzerhand an seiner Hand ergriff und ihn mit sich zog, weil sie fürchtete, er könnte im Taumel seiner Müdigkeit stolpern oder sich gar verletzen. So führte sie den Germanen aus dem Bad heraus, auf den Gang zurück und dann in die Richtung des Raumes, in dem die Sklaven aßen. Zu dieser Tageszeit waren die meisten bei der Arbeit, sodass nur eine ältliche Frau anwesend war, die beide misstrauisch betrachtete, weil sie so nass waren, aber auch nur missmutig vor sich hin grunzte. "Möchtest Du Getreidebrei, Ruth-gerr? Er wird Dir viel Kraft zurückgeben. Wenn Du lange Hunger gehabt hast, ist das besser als fettiges, morgen haben wir sicher Fisch auf dem Tisch, und Du kannst Dich dann richtig sattessen." Ein weiterer Vorteil dieses Haushaltes - auch die Sklaven bekamen gute und reichliche Nahrung, hatte man doch in der flavischen Familie den Vorteil gutgenährter Sklaven erkannt.

  • Rutger hatte den Verdacht, daß die berückende kleine Ne-fahr-thyrri ihn irgendwie mißverstanden hatte - aber wie sollte er das in einer fremden Sprache einer noch viel fremderen Frau deutlich machen? Er fand es jedenfalls sehr nett wie sie versuchte ihn aufzumuntern. Überrascht blinzelnd ließ sich der große Germane dann an der Hand nehmen, und kam folgsam mit der zarten Ägypterin - ein seltsames Bild.


    Am Ziel angekommen ließ er sich auf eine Bank sinken, und stützte matt den Kopf in die Hände. Wo er nun das Essen schon riechen konnte, begann sein Magen, der in der letzten Zeit sehr genügsam geworden war, sich wieder zu Wort zu melden, und knurrte hungrig. Rutger lächelte schief und nickte.
    "Hmmhmm, gerne. Fisch, ja, den mag ich auch sehr."
    Er lehnte sich zurück und beobachtete Nefertiri schläfrig bei dem, was sie tat.
    "Von wo bist du, Ne-fahr-thyrri? Du mußt aus der Nähe von Muspelheim stammen, oder? Haben dir die Feuer von da die Haut so dunkel gebrannt, oder die Sonne?" Hoffentlich war die Frage keine Beleidigung für sie. Schnell fügte er noch hinzu: "Es sieht sehr schön aus. So jemanden wie dich habe ich noch nie gesehen."

  • Still war die junge Ägypterin an die Kochstelle getreten und zog den Deckel von jenem Kessel, in dem den ganzen Tag der Getreidebrei für die Sklaven vor sich hin köchelte, damit jeder dann etwas nehmen konnte, wenn er Zeit und Hunger hatte. Nicht immer blieb einem Sklaven im anspruchsvollen Haushalt der Flavier die Zeit, mit den anderen zu essen, aber knurrende Mägen machten sich erfahrungsgemäß schlecht, wenn man anderen diente, die es gewöhnt waren, dass ihre Untergebenen 'funktionierten'. Sie schöpfte langsam eine Holzschale gut voll und achtete auch darauf, einige der Kräuter und Gemüsestücke zu erwischen, mit denen der Brei versetzt war, um den Geschmack zu verbessern - wenn von den Tellern der Herren etwas übrig blieb und noch gut war, wurde es eben auf diese Weise verbraucht, in der Villa Flavia ging nichts verloren. Sie fischte noch einen einfachen, geschnitzten Holzlöffel aus einem der Besteckkästen und stellte Rutger die Schale dann auf den Tisch, brachte ihm noch einen einfachen Tonbecher, den sie mit Wasser aus einem der Vorratskrüge füllte.


    "Ich stamme aus der provincia Aegyptus, wie sie die Römer nennen - meine Heimat liegt tief im Süden, aber Mus..pl ...hai..m ist kein Ort, den ich kenne. Alle Menschen dort sind dunkel wie ich, weil es viel heller ist als hier, die Sonne scheint immer und es gibt nur wenig Regen. Nur nahe des Nils, dem lebendigen Zeugnis der Nähe von Osiris, Isis und all unseren anderen Göttern, können die Menschen ohne Mangel leben." Sie ließ den Blick über seine Gestalt schweifen und sagte dann leise: "Du siehst aus wie eins der Geschöpfe Seths, und doch weiss ich, dass Dein Land im Norden liegt, und wenig mit dem gemein hat, was ich erlebt habe. Vielleicht sind unsere Länder einfach zu weit voneinander entfernt, um sich zu kennen." Dann, ein kurzes Lächeln auf den Lippen tragend, fuhr sie fort: "Meine Heimat war schon ein bedeutendes Land, als die Römer noch Bauern waren. Die Linie unserer Pharaonen, der Könige, reicht viele hundert Jahre zurück, und die Gräber unserer Könige ragen bis in den Himmel."

  • "Danke." Rutger nahm die Schüssel hungrig entgegen, und grub den Löffel tief in die Körner hinein. Als hätte er Angst, jemand könne ihm das Essen gleich wieder entreissen, führte er die Bissen schnell zum Mund, und schlang sie hastig hinunter. Es schmeckte einfach nur herrlich - warm, genug, nahrhaft. Dazwischen trank er große Schlucke Wasser. Eine wohlige Wärme und Mattigkeit erfüllte ihn nun, Dankbarkeit verdrängte den Zorn, und lächelnd hörte er Nefertiri zu. Auch wenn er nicht alles verstand was sie sagte - es klang spannend und exotisch.


    "Das hört sich aufregend an. Dann kämpft ihr wohl auch gegen die Römer?" wollte er wissen, und kratzte mit dem Löffel sorgsam den letzten Rest aus der Schale.
    "Sie scheint immer? Wirklich?"
    Er runzelte ungläubig die Stirn, und konnte sich das nicht so ganz vorstellen.
    "Ja gibt es denn keine Nacht bei euch? Und du hast noch nie von Muspelheim gehört... seltsam. Wie soll ich aussehen - wie ein Sehds? Was ist denn das, es klingt irgendwie unangenehm...hoffentlich ist es kein Ungeheuer?"
    Er grinste und unterdrückte dann ein heftiges Gähnen, reckte und streckte sich. Den Becher trank er noch leer, schob ihn zur Seite und gähnte schon wieder.
    "Kann ich mich irgendwo hinlegen, Ne-fahr-thyrri?"

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