Der Brautzug von der Casa Duccia

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    Die Sonne versank langsam hinter dem Horizont und malte den Himmel sowie die Baumwipfel in zarten Rot- und Orangetönen an. Es war ein milder Abend und das gute Wetter hatte vom Morgen bis zum Abend gehalten. Ein leichter Wind wehte und spielte mit den Blättern und dünnen Ästen der Bäume und Sträucher, die durch den Sonnenuntergang und ihrer Herbstfärbung wie bunt angemalt aussahen. Ebenso raschelte es leise, wenn die leichte Brise sich ihren Weg durch die Blätter suchte um weiter zu ziehen und wieder auf neue Hindernisse zu stoßen..


    Die Zeit für den Brautzug war gekommen. Doch ehe dieser beginnen konnte, stand ja noch ein kleines Schauspiel an. Man hatte sich darauf verständigt es im Freien zur Schau zu stellen. In der Casa war es zu eng dafür und es war hier auch wesentlich angenehmer als in den Räumen im Haus.



    Venusia stand nun neben ihrer Cousine und wartete bis die anderen Gäste auch hinauskamen. Sie hatte ihr nur kurz erzählt um was es ging und wusste selbst nicht so genau wie das jetzt am dümmsten oder besten ablaufen sollte, aber darum musste sie sich ja zum Glück nicht allein sorgen, es gab ja noch jemanden, der dabei mitmachen musste.

  • Er trat aus dem Haus und stellte sich mit den Gästen auf, gespannt darauf wartend, was und wie es als Nächstes weiter gehen würde. Irgendwie war er froh, dass sein Aufgabenpart, wenn auch einerseits gewaltig, so doch andererseits eher klein bisher gewesen war und auch noch sein würde und er somit eher der Zuschauer sein konnte. Auch wenn ihm das ein oder andere immer noch suspekt war. Doch so stand er entspannt in der Menge und sah dem Treiben zu, sich in Gedanken und mit einem Lächeln an seine damalige, sehr heimliche Hochzeit erinnernd, ehe er wieder seinem Blick auf die Braut richtete.

  • Als einer der Gäste gesellte sich auch Maximian an die frische Luft, die angenehm herbstlich nach Vergangenem und Zukünftigem schnupperte. Er hatte sich den Bauch schon ordentlich vollgeschlagen, hatte hier und dort mit Familienmitgliedern oder anderen Bekannten Austausch betrieben und natürlich dem Paar seine Glückwünsche überbracht. Während hinter ihm die Menschen nach draußen strömten, stellte er sich festlich gekleidet und sich von Zeit zu Zeit über den göttlich verwöhnten Bauch fahrend an den Rand der anwachsenden Menschentraube, an deren Kopfende er die hübsche Braut ausmachte. Sie strahlte, fand Maximian, was sicherlich nicht nur an der gerade untergehenden Sonne lag. Apropos untergehende Sonne. Der junge Decima wandte sich dem blutigen Spektakel am Ende des Himmels zu und sog entspannt die frische Luft ein, während er sich noch ein paar Nüsse, die er in der Hand aufbewahrt hatte, in sich hineinschaufelte.

  • Sie war ihr Huhn schließlich doch noch los geworden, ohne selbst eine nennenswerte Menge davon zu essen, und ging nun als einer der Letzten aus dem Haus und damit auch am Ende des Zuges. Es war nicht wirklich kalt, aber doch schon kühl. Selbst der Umhang, den sie sich um die Schultern gelegt hatte, konnte nicht wirklich die Gänsehaut vertreiben, die ihren sehr schmal gewordenen Körper überzogen hatte wie Rauhreif die Grashalme im Winter. mit um den Körper geschlungenen Armen schritt Valeria dahin, nicht sonderlich auf ihre Umgebung achtend, sondern immer weiter dem Tross folgend, der sich alsbald in Bewegung gesetzt hatte. Livianus war irgendwo in der Menge und das war ihr ganz recht so, denn sie wusste immer noch nicht, wie sie es ihm sagen sollte oder ob es überhaupt das war, was sie wollte. In tiefen Gedankenversunken ging sie so voran.

  • Ich wurde mehr aus dem Haus geschoben, als dass ich freiwillig gegangen wäre, aber da ich den Brautzug ohnehin sehen wollte, hielt sich der Schaden in Grenzen. :]
    Leise lächelnd sah ich zur offenbar mehr als glücklichen Braut und verkniff mir einen Seufzer. Hachja, Hochzeiten waren schon etwas Feines. Außerdem gab es Essen und Trinken umsonst.
    Neugierig sah ich mich um. Für gewöhnlich würde es ja nun unter "Talassio"-Rufen in Richtung Bräutigams-casa gehen, doch war ich mir nicht sicher, ob diese "Mischhochzeit" ebenso ablaufen würde.

  • Grell war das Licht, sodass Maximian die Augen zusammenkneifen musste, um nicht zu erblinden. 'Sieh nicht zu lange in die Sonne', hatte seine Mutter ihn immer getadelt, wenn er sich wieder einmal gefragt hatte, wie ein Stern so hell leuchten konnte. Die Gefahr war gebannt, als die Sonne recht schnell hinter die Erdkugel fiel und das Licht des Tages mit sich zog. Die Farben am Himmelszelt veränderten sich langsam und schnell war das Fehlen der warmen Strahlen spürbar, oblgeich es nicht ungemütlich frisch wurde.


    Der junge Mann ging los, sobald der Zug in Bewegung geriet. Immer an Rand verfolgte er das so häufig beobachtete Geschehen und ließ den Blick schweifen. Er erkannte in der Menge einen ihm bekannten Duccier und andere Gesichter, die vor allem seiner großen Familie entsprangen. Als er den Kopf gerade nach links wandte, war es ihm, als habe er einen Moment lang Valerias Gesicht gesehen.
    Er ließ sich sogleich ein wenig zurückfallen. Tatsache, da war Valeria. Er überflog die Gesichter der Menschen oder besser gesagt Männer, die in ihrer Nähe liefen, um herauszufinden, ob sie in Begleitung war. War sie aber anscheinend nicht. Zumindest in diesem Moment und nicht in Begleitung dieses einen Mannes.


    Sogleich schlich sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht, das es auch noch trug, als er sich neben Valeria hatte treiben lassen und sie von der Seite her ansah.
    "Hmmm. Ein wunderschöner Abend, nicht wahr? Erinnert mich beinahe ein wenig an die Sonnenuntergänge in Hispania, wenn es Herbst geworden ist" sprach er schmunzelnd und sah nach vorn, weil es zu diesem Thema viele Erinnerungen gab.

  • In Gedanken versunken, registrierte sie den jungen Decimer erst, als er neben ihr lief und sie ansprach. Überrascht wollte sie den Kopf wenden, denn sie hatte Maximian bei der Feier drinnen im Haus gar nicht gesehen, doch sie unterdrückte diesen Impuls und hob stattdessen nur den Blick, um ebenfalls, gen Sonnenuntergang zu schauen. Das letzte Rest des Tages war schön anzusehen, doch ließ es seinerseits Valeria nicht schön aussehen. Die ausgemergelte Gestalt war nun deutlicher als in der Casa zu erkennen, ebenso wie die Ringe unter Valeria Augen. Aber sie sah sich glücklicherweise nicht selbst. Ihre Gedankenwelt lief ohnehin schon Amok, da wäre das nicht sonderlich gut gewesen.


    Eine ganze Weile sagte sie gar nichts, dann ging sie ebenso unverfänglich auf seine Worte ein, wie er sich angesprochen hatte.
    "Ein schöner Sonnenuntergang. Aber anders als in Hispania. Die in Tarraco haben mir besser gefallen."


    Sie ließ den Grund aus, aus dem sie ihr besser gefallen hatten, griff nach ihrer Palla und zog sie zurecht, dann erst wandte sie den Kopf und musterte Maximian. Er schien oft zum Ringen in den Thermen gewesen zu sein, denn er sah breiter gebaut aus, als sie ihn in Erinnerung gehabt hatte. Valeria konnte nicht umhin, ihm wenigstens ein kurzes Lächeln zu schenken.


    "Wie geht es dir, Lucius?" wollte sie dann wissen.

  • Maximian lächelte leicht nickend, mit Valeria den Blick nach vorn gewandt. Die Sonnenuntergänge in Tarraco wahren fürwahr anders gewesen. Die wenigen schönen Abende in Germanien waren ein schlechter Ersatz, aus vielerlei Hinsicht, und er vermisste die Sonnenuntergänge Tarracos.


    "Ganz gut" antwortete er auf ihre Frage, den Blick immer noch nach vorn gerichtet. Ein wenig Stolz klang wohl in seiner Stimme mit, weshalb er den Kopf mit einem Lächeln Valeria zuwandte.
    "Und dir?" Sein Blick war wohl immer noch recht geschult, was ihr Befinden anging. Er sah natürlich, dass sie sich sehr verändert hatte. Zu ihrem Nachteil, wie er fand. Sie war kaum mehr als ein Strich in der Landschaft und ihre Augen sahen müde drein.


    Es überraschte ihn, dass er sich in ihrer unmittelbaren Nähe nach diesen Wochen, in denen sie absolut keinen Kontakt gehabt hatten, nicht mehr unwohl fühlte und es sogar bewältigte, all die Erinnerungen beiseite zu halten und seine Gefühle selbstkritisch aber ohne größere Anstrenungung auf einem für Anwesende, vor allem aber für sich selbst angenehmen Niveau zu halten und Valeria sogar wieder mit Neugier zu begegnen.

  • Nun trat auch ich aus der Casa und ging auf meine Barut zu, neben jener ihre Cousine Verina stand, die die Aufgabe von Venusias Mutter übernahm.


    Lächelnd, aber bestimmt trat ich nun vor die Braut und ihre Cousine, nahm die Hand meiner Frau und zog sie von ihrer Cousine weg.


    Sklaven verteilen Hochzeitsfackeln aus Weißdornholz und kleine Beutel mit Nüssen, welche von den Gästen ausgestreut werden um Unheil abzuwenden und Fruchtbarkeit zu bringen.


    So setzte sich der Brautzug in Bewegung, durch die Strassen von Confluentes. Zwischen den Scherzen und Gesängen erklingt auch immer wieder der typische Ruf des Brautzugs.

  • So langsam hatten sich alle Gäste draußen eingefunden und der Brautzug konnte somit langsam starten. Doch erst musste ja noch der Raub nachgestellt werden. Sie fand sich ein wneig komisch dabei, aber wenn es so sein sollte...dann würde sie es auch mitspielen. Als sie nun ihren "Räuber" entdeckte, griff sie die Hand ihrer Cousine und hielt diese fast. Auch versteckte sie sich ein wenig hinter ihr. Als er nun nach ihrer Hand griff und sie zu sich zog, ließ sie nur ganz zögernd Verinas Hand los. Das war sicher nichts spektakuläres oder großaufregendes Schauspiel gewesen, aber der Punkt war dennoch abgearbeitet.


    Nun startete der Zug und sie beide führten ihn an. Schräg
    neben und hinter Magnus lief ein Flötenspieler. Hinter Venusia liefen drei Jungen und auch der Spinnrocken sowie eine Spindel wurden ihr nach getragen. Es war noch ein ganzes Stück Weg bis zum Castellum zu laufen und sie war gespannt, was sie sich so alles Nettes anhören durften.

  • Etwas erstaunt sah er nun das Geschehene. Unspektakulär war es, aber was vor Allem war es? Er beugte sich zu einem seiner NAchbarn rüber und fragte leise nach, worum es eigentlich ging. Dieser erklärte ihm das Prozedere und er sah sich das ganze Stirnrunzelnd an. Komische Sachen, die die Römer da hatten. Und dann sollte er nachher doch auch noch was machen, was war das doch gleich gewesen? Ach ja, dachte er schmunzelnd. Dann aber konzentrierte er sich wieder auf den Zug, der nun langsam sich in Bewegung setzte. Der Flötenspieler spielte auf und die Jungen waren voller Eifer bei der Sache die Dinge hinter ihnen her zu tragen. Und immer wieder hörte man:


    TALASSIO

    TALASSIO


    TALASSIO

    TALASSIO


    TALASSIO

  • Neben den Tallasiorufen begannen aber auch einzelne Spottverse zu deklamieren. Mal lauter, mal leiser:


    Ite, agite, o pueri, pariter sudate medullis
    omnibus inter vos, non mumura vestra columbae,
    brachia non hederae, non vincant oscula conchae.


    Doch blieb es nicht nur bei diesem einen, es folgten noch viele mehr!

  • Meridius und Iulia waren mit den anderen Gästen nach draußen gekommen und wohnten dem kleinen Schauspiel vor dem Haus bei. Es schien noch gar nicht solange her, dass Venusia und Magnus bei ihnen in Moguntiacum gewesen waren und nun waren die beiden schon verheiratet. Iulia freute es für die beiden, dass bisher alles ohne Pannen verlaufen war und zumindest einer von ihnen hatte ein sehr gutes Gedächtnis.


    Dann ging der Zug los, vergnügt und beschwingt setzte man sich in Bewegung, die Hochzeitsfackeln wurden angezündet. Ohne sie hätte die Hochzeitsgesellschaft vermutlich auch nur schwer ihren Weg gefunden, denn es war inzwischen dunkel geworden.

    Tallasio


    rief Iulia.Wenn man nicht selbst heiratete konnte man das alles viel mehr genießen. Kurz warf Iulia einen Blick zu den Häusern die den Weg säumten den sie nun gingen. Den Bewohnern war sicher nicht entgangen, dass heute jemand geheiratet hatte und lauschten vermutlich neugierig den Spottversen die einige riefen.

  • Auch ich kam nach draußen und verfolgte mit der Begeisterung den Brautzug. Dann dachte ich an meine Hochzeit, die nach germanischen
    Sitten verlief, aber schön war die auch... ich seufzte und sah mich um...


    "Tallasio, Tallasio..." hörte ich von überall her
    und erblickte doch ein bekanntes Gesicht,
    "wo habe ich den Mann schon mal gesehen...", dachte ich nach und.... dann wusste ich es: Auf dem Stadtfest, es gab ein kleines
    Missverständnis zwischen ihm und Gaius Raeticus!
    Ich blickte in eine andere Richtung und rief auch:


    "Tallasio....Tallasio..."

  • Eine relativ lange Schlange aus rufenden Menschen sah man nun durch die Stadt gehen. Allen voran das Brautpaar, hinterdrein die Gäste. Die Rufe und Sprüche würden noch Weile zu hören sein, denn der Weg war noch weit. Die Weißdornfackeln gaben ein dumpfes Licht ab und die Sterne über ihnen funkelten. Weiße Wolken zogen vom Wind getrieben über den Himmel und verdeckten nicht selten teilweise das Antlitz des inzwischen dunklen Abendhimmels. Hin und wieder konnte man die schmaler werdende Mondsichel in den Wolkenlücken erkennen.


    Venusia hatte seit dem kleinen Schauspiel vorhin Magnus Hand nicht mehr losgelassen. Irgendwie fühlte sich die Situation seltsam an, aber nicht schlecht. Sie war verheiratet. Kurz ging ihr Blick zu ihm und ein liebevolles Lächeln lag auf ihren Lippen...

  • Venusias Blick fand den Meinen und ich lächelte zurück. Leise sprach ich zu ihr, während sich der Brautzug seinen Weg durch die Stadt bahnte...


    "Na, meine Liebe, wie fühlst du dich? Geht es dir gut?"

  • Mir geht es gut,
    sagte Venusia weiter lächelnd.
    Und ich so fühle ich mich auch. Es ist alles in bester Ordnung.
    Sie hatten nun die Gegend mit den Casae und Villen verlassen und waren am Forum angelangt. Nun mussten sie noch an einigen öffentlichen Gebäuden sowie kleineren Häusern vorbei. Bald hatten sie die letzten Häuser der Stadt erreicht. Zum Castellum war es von hier auch nicht mehr so weit.

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