Stadttor von Mogontiacum (Alles was über die Strasse kommt, muss zwangsweise hier durch!!!)

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/10.jpg In diesen Tagen, ob des Bürgerkriegs und der schwachen Garnison in der Stadt, waren die wachhabenden Soldaten an den Toren der Stadt darauf gedrillt worden besonders pingelig bei der Durchsuchung der Leute zu sein, die tagtäglich zu hunderten Einlass in die Stadt verlangten. Dementsprechend winkte einer der Soldaten dem Mann zu und deutete auf den Boden: "Wen auch immer. Absteigen, umdrehen und Arme sowie Beine auseinander..."
    Für die Geschichte des Mannes interessierten sie sich natürlich nicht, bekamen sie doch hunderte Geschichten jeden Tag auf's neue aufgetischt. Nachdem der Mann durchsucht worden war, und nichts gefunden wurde was irgendwie verdächtig war (was ohnehin nicht viel war, immerhin war das Führen von Waffen nur in Städten wie Rom verboten, während es in der Provinz quasi lebensnotwendig war) wurde der Mann einfach durchgewinkt: "Weitergehen..."


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  • Noviomagus, Borbetomagus, Bauconia Nova, vorbei an einigen kleinen Vici und durch die Canabae von Mogontiacum. Das Stadttor war erreicht. Das Vorwärtskommen auf den Kiesstraßen in dieser Gegend war viel bequemer als auf den alten, mit Steinplatten gepflasterten Straßen in Italia. Rechter Hand hatte sie in den letzten Tagen seit Argentorate stets der in viele Rinnen verästelte Rhenus begleitet, dessen Auwälder nur an wenigen Stellen gelichtet waren.


    Pacatus ging auf das Tor zu. "Salve, Centurio. Ich bitte um Einlass. Ich will mich in Mogontiacum niederlassen".

  • Im Süden konnte es gelegentlich ein kleines Wunderchen bewirken, wenn man einen Soldaten mit 'Centurio' anredete, aber hier waren die Kerle anders gestrickt. Wenn's eben nicht anders geht, dann muss es halt sein, dachte sich Pacatus; anderes Land, andere Folklore und drehte sich zur Mauer.


    "Beim Hades, was suchst du eigentlich?" fragte er den Soldaten. Eventuell könnte man dem alten Knurrhahn ja behilflich sein.

  • Verwundert ob der außergewöhnlich gründlichen Durchsuchung am Stadttor ging Clemens weiter. Er stieg lieber nicht auf sein Pferd auf, sondern führte es neben sich her. Dass die Situation angespannt war, wusste er, aber dass sie so angespannt war... er würde seinen Vater fragen, wie ernst die Lage wirklich war.

  • Zitat

    "Sage ich dir, wenn ich es gefunden habe...",


    Pacatus war unzufrieden. Da gab es eine unbeantwortete Frage. Eben, weil der Knurrhahn nicht das gefunden hatte, wonach er suchte. Auch die Durchsuchung von Struthas erbrachte kein entsprechendes Ergebnis. Pacatus überlegte, ob er da nicht doch noch mal nachfragen sollte. Aber er sagte sich, dass dumme Fragen bei Militärs manchmal erratische Gefühlsregungen hervorrufen können und ließ es fallen. Er hatte wichtigeres zu tun.


    "Vale, Soldat. Lass dir dein Abendessen schmecken! Komm, Struthas, wir müssen uns ein Quartier suchen". Und trollte sich.

  • Es waren Wochen gewesen die sie nun unterwegs waren. Ab und zu hielten sie an und machten länger als üblich Halt um die Nachricht zu verbreiten dass Rom vom Vescularier befreit war. Die Stationen verliefen entlang der Küste, Cemenelum, Arelas, nach Norden über Vienna und Lugdunum wobei es dort freidlich ablief da ja dort ein Kommando der Rebellentruppen die Münzerei abgefackelt hatte.
    Die Nachricht dass der Krieg nun beendet war und der Möchtegern-Kaiser nun nicht mehr unter den Lebenden weilte erlaubte nun auch den Gefangenen Mitgliedern der Rebellen die neue Freiheit zu geniessen.
    Es wurde ihnen freigestellt noch einige Tage hier zu verweilen um das Leben etwas zu geniessen oder sich gleich anzuschliessen um zurück nach Germanien zu gehen. Alle bis auf einen kamen mit.


    Entlag des großen Gebirges ging es weiter nach Norden um endlich da anzukommen wo das Ziel der Reise war.


    Bei Mogontiacum trennte sich der Großteil der ALA und ritt sogleich weiter nach Confluentes um ins Castellum zurückzukehren und dort ebenfalls zu verkünden was geschehen war.


    Atius Scarpus und 1 Contubernium blieben zurück und wandten sich direkt nach Mogontiacum wo sie nun am Stadttor ankamen und Einlass

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/08.jpg Ortwini, der Sohn des Siguhelm, hatte Wachdienst am Tor der Palisade. Zusammen mit Farold stand er auf seinen Speer gestützt, gähnend. An diesem Tag war nicht viel los gewesen. Ein, zwei Bauern mit ihrem Ochsengespann, ein Kaufmann mit drei Maultieren, fünf Waschweiber. Killefit.


    Aber dann nahten Reiter! Neun Mann kamen da zu Pferd auf sie zu geritten. Ortwini und Farold strafften sofort ihre Muskeln und versuchten möglichst wachsam zu wirken. Als das Contubernium (das keines war, weil es bei der Ala nur den Begriff der Turma gab, da ja das Contubernium lediglich die kleinste Infanterieeinheit einer Legion bezeichnete) das Tor erreicht hatte, meldete Ortwini sich zu Wort:


    "Salvete, Equites! Ihr kommt von Süden her? Habt ihr neue Nachrichten aus Italia?" Dabei versuchte er zu erkennen, welcher Einheit die Männer angehörten. Eigentlich konnten sie nur Equites aus Confluentes sein. Kam die Ala etwa endlich zurück nach Germania Superior?



  • Sim-Off:

    Gut aufgepasst :D


    Scarpus blickte freundlich vom Pferd herab ohne Anstalten zu machen auch abzusteigen. Nicht aus Unhöflichkeit sondern einfach aus der Bequemlichkeit heraus. Er würde sowieso wieder aufsitzen müssen und das wollte er sich ersparen.


    Salve Männer. grüsste er zurück


    Du hast es erfasst. Wir kommen aus Rom. Und haben Nachrichten von dort. Wenn ihr gestattet so würde ich gerne Neuigkeiten überbringen. womit er nun den Grund kund tat weswegen er hier war.



    Was war in der Zwischenzeit hier los? Irgendwelche Aufregungen? Gerüchte? wollte er nun im Gegenzug wissen um wenigsten ein paar Neuigkeiten zu kennen.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/08.jpg Aus Rom! Ortwini reckte sich vor Neugierde und auch Farold riss die Augen auf und glotzte die Soldaten erwartungsvoll an.


    "Aufregungen? Nee", beantwortete er dann zunächst mal die Frage des Decurios. "Es gab wohl ein paar Übergriffe von Banditen draußen auf'm Land. Sagt dir der Name Petronius 'was? Ist einer unserer Decuriones. Dem haben sie die komplette Villa Rustica abgefackelt." Er zuckte leicht bedauernd mit den Achseln.


    "Was gibt's denn Neues aus Rom? Oder ist das geheim? Kommt schon, das wird sich sowieso in Windeseile verbreiten, lasst mal hören!" Er grinste den Decurio verschmitzt an. Der sollte mal rausrücken mit der Sprache, immerhin hatte Mogontiacum eine ganze Legion mitgeschickt und vom Verbleib ihres Statthalters wussten sie auch noch nichts.



  • Ähhh....nö. Kenn ich net den Mann. antwortete Scarpus ein wenig überrumpelt.


    Decurio der Stadt sagst du? Und seine Hütte wurde abgefackelt?...Na vllt war denen enfach nur kalt und sie machten Feuer gab er nun sein Interesse an der Neuigkeit preis und ebenso sein Mitgefühl für den Petronier.


    Der Kerl, also der Vescularier, wurde tot im Palast gefunden. Wo und Wie genau weiß ich nicht. Ich habs nur gehört da ich zu der Zeit in Ostia war. Genauer, vor Ostia. Aber das ist eine andere Geschichte. Und....ein ziemlich böses Gemetzel hats gegeben bevor wir nach Rom sind. er lachte kurz auf....aber die Truppen des Vescularier wurden besiegt und haben den Arsch voll bekommen. Wir sind mitten in ihre Linien rein und haben alles mit dem Spatha bearbeitet was uns unter gekommen ist. Vergesst es gleich. Es ist ein grausamen Spiel. Wenn man nicht gleich tot ist kann man hoffen dass man nicht irgendeine Gliedmasse verliert um dann jämmerlich zu krepieren. Das Blut floß nur so. Vergesst es gleich wieder.


    Palma hat gesiegt. Das ist alles was zählt. Nur der Tribut ist für meinen Geschmack zu hoch. Selbst der Legat Annaeus blieb davon nicht verschont und befindet sich noch in Rom da er gesundheitlich nicht in der Lage ist nach Germanien zurückzureisen.So stellte der Atier nun die Geschehnisse recht knapp klar. Ihr seid ja nun im Bilde dabei schmunzelte er und ich hoffe ich kann nun weiter damit ich die Geschichte auch in der Regia erzählen kann.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/08.jpg Und auf einmal begann der Decurio loszureden, als gäbe es kein Morgen mehr.


    Den schlechten Scherz über den Brand des Hofes vom Petronius quittierte Ortwini lediglich mit kurz hochgezogenen Augenbrauen. Mit Soldaten legte man sich lieber nicht an. Auch nicht, wenn man selbst so etwas in der Art wie ein Soldat war.


    Dann jedoch wurde es interessant. Farold und Ortwini sahen sich mit aufgerissenen Augen an, als die Neuigkeit vom Tod des Vesculariers zu ihnen vordrang. Das war ja unglaublich. Sollte dieses Spektakel nun endlich vorüber sein? Es schien so. "Das sind ja tolle Nachrichten!", kommentierte Ortwini erstmal den Tod des Usurpators. "Meinst du mit dem Blutbad Vicetia?", fragte er dann noch nach. Dass der Statthalter schwer verwundet worden war, schmälerte die gute Laune allerdings ein bisschen.


    Letzten Endes traten Farold und Ortwini aber zur Seite und winkten die Männer durch. "Natürlich dürft ihr passieren! Danke für die Information. Der Legatus Statilius wird sich freuen."



  • Nicht wahr?.....antwortete Scarpus lax und nickte dann... Ja genau. Bei Vicetia. Blutbad. Scheusliche Sache das. Vergesst es gleich wieder.....Und da nun Neuigkeiten ausgetauscht wurden konnte Scarpus nun auch in die Stadt um zum Princeps zu gelangen.


    Vale, Männer. Mögen die Götter euch wohlgesinnt sein. dabei machte er ein vielsagendes Gesicht und ritt nun durch das Tor.

  • “Also wirklich, Leute! Fußfesseln?“ Immer noch ein wenig perplex starrte ich auf die eisernen Manschetten an meinen Knöcheln. Das war das erste Mal in meinem zugegebenermaßen nicht sonderlich langen Leben, dass ich gefesselt worden war. Als ob ich hier am Ende der Welt plötzlich auf die Idee käme ‚Freiheit’ zu schreien und im nächsten Wald zu verschwinden. Verdammt, ich könnte in der Gegend hier vermutlich nicht mal nach dem Weg fragen. “Außerdem scheuern sie ganz furchtbar, hättet ihr sie nicht mal vorher entrosten können?“ Mal ganz davon abgesehen, dass sie auch mindestens zwei Nummern zu groß für meine Beine waren und ich mich schon ein bisschen anstrengen musste, um sie nicht zu verlieren. Immerhin hatten mir meine zwei Begleiter keine Handfesseln verpasst, was es auf der einen Seite zwar wesentlich leichter machte das Gleichgewicht zu halten, auf der anderen Seite aber die ganze Sache noch sinnloser machte. Wenn dann wollte ich wenigstens schon ordentlich gefesselt sein und so richtig bei jedem Schritt klimpern und klirren, aber so war das ja nichts Halbes und nichts Ganzes.


    “Hör auf zu jammern, das is’ auch ’ne Frage von dem Stieeeel.“ Einer meiner mächtig großen und vermutlich auch mächtig dämlichen Begleiter sah mit einer dramatisch hochgezogenen Augenbraue zu mir rüber, während wir uns langsam dem Stadttor von Mogontiacum näherten. So verzweifelt, wie sich der Glatzkopf bei dem Wort Stil um eine deutliche Aussprache bemühte, vermutete ich stark, dass er weder einen Stil noch einen Stiel erkennen würde, selbst wenn er das eine verschlucken und das andere in den Allerwertesten gerammt bekäme. “Solltet ihr mich dann nicht auch mit einer Peitsche vor euch hertreiben?“ Huch, verdammt, das hatte ich ganz sicherlich nicht laut sagen wollen. Nicht, dass die beiden (sehr, sehr muskelbepackten!) Hohlnüsse noch auf eine Idee kamen. Die Strafe für meine lose Zunge kam auch postwendend, als ich plötzlich ganz kräftig nicken musste und mir dabei natürlich auch gleich auf das vorlaute Ding im Mund biss. “Nein,“ sagte der andere Typ nur und ließ seine rechte Hand sinken, mit der mein Hinterkopf gerade eine unerfreuliche Bekanntschaft geschlossen hatte. Für einen Moment sah ich jetzt auch nur Sterne und während ich mit einer Hand meinen Nacken rieb (und gleich mal überprüfte, ob mein Kopf nicht ein paar digiti auf dem Hals nach vorne gerutscht war), versuchte ich mit der anderen das Gleichgewicht zu halten.


    Das war wirklich schwieriger als es jetzt klingt, aber wenn man nur einen Ausfallschritt von einer knappen Elle Länge machen konnte, stellte das einen schon vor eine gewisse Herausforderung. Zugegeben eine solcher Art, die ich gerade dabei war zu verlieren, denn obwohl ich immer schneller mit meinen angeketteten Füßen trippelte, hatte ich doch das unschöne Gefühl gleich vornüber in den Schlamm zu fallen. Im letzten Moment spürte ich aber wieder eine Hand in meinem Nacken, die mich ein wenig rüde festhielt und dann wieder aufrecht auf den Boden stellte. “Danke...“ “Klappe!“ “Na schön...“ Da ich nicht noch einen Schlag in den Nacken bekommen wollte (das konnte doch ganz einfach nicht gut für meinen Verstand sein), verstummte ich an dieser Stelle und da ich auch nicht mehr um mein Gleichgewicht kämpfte, sah ich sogar, dass wir vor der Wache des Stadttors standen. Meine Güte, hatte ich es tatsächlich hierher geschafft ohne mir den Hals zu brechen... wenn das mal nicht ein Zeichen der Götter war. Wobei, ein kurzer Blick in den grauen Himmel zeigte deutlich, dass die von da oben eh gerade nichts von mir sehen konnten. Also doch einfach nur Glück gehabt. Unterdessen holte mein glatzköpfiger Begleiter ein gesiegeltes Schriftstück aus seinem Lederbeutel und hielt ihn der Wache hin. “'ne Lieferung für die Civitas Mogontiacensis aus Argentorate.“


    Wen immer es angeht
    Dieser Sklave mit Namen Ictis wird aufgrund eines Gerichtsbeschlusses der Civitas von Argentorate der Civitas Mogontiacensis zur weiteren Verwendung überstellt. Es wird gebeten, ihm den Weg zur Curia Mogontiacensis zu weisen.


    S. Oblongius Fufidio
    Duumvir


    Während der gute Wachmann seine Lektüre beenden konnte (falls er überhaupt lesen gelernt hatte), wandte ich mich an meine zwei Wachhunde. “Also wo wir jetzt hier sind und ich keinen Fluchtversuch unternommen hab, wollt ihr mir die,“ ich deutete recht deutlich mit beiden Händen auf meine Fußfesseln und wackelte zur Betonung auch noch mal mit den Beinen, sodass es recht vernehmlich klirrte (und ein paar der rostigen Gliedmaßen der Kette leicht arthritisch knirschten). “nicht abnehmen?“ Als sich daraufhin die beiden nur stumm erst sich und dann mich anguckten ohne sich sonst weiter zu rühren, schwante mir schon übles. “Leute, Leute, was wird euer Quaestor dazu sagen, wenn ihr ohne diesen, äh... wertvollen Schro... oh oh... hm ohne diese unbezahlbaren Antiquitäten zurückkommt? Das wird er euch bestimmt vom Lohn abziehen!“ Jetzt sah ich doch zum ersten Mal heute ein bisschen verzweifelt drein, nach dem ich mich bis jetzt ein wenig fatalistisch in mein Schicksal gefügt hatte. Aber der Gedanke in den Dingern vermutlich eine Treppe hochwatscheln zu müssen, lud verschiedene Vorstellungen von verdrehten Gliedmaßen und zertrümmerten Genicken geradezu ein.

  • http://imageshack.us/a/img651/9167/homer2k.jpg Homer ...
    zottelte mit dem domitischen Maultier die Via Borbetomagna lang und schwitzte. Die Hitze machte ihm eigentlich nicht so viel aus, das war er von seiner Heimat her gewohnt. Unseligerweise hatte der Südwestwind aber feuchtwarme Luft hereingeweht und jetzt war es widerlich schwül geworden. Das Maultier schwitzte auch, aber das Viech hatte wenigstens einen Grund dafür, denn es musste ein paar dicke Körbe mit Äpfeln schleppen. Als er an den Hütten der Canabae vorbei war, sah er, dass am Stadttor eine kleine Reisegesellschaft stand. Und natürlich ein gähnender Wachtposten.


    Die Reisegesellschaft bestand erstens aus zwei bewaffneten, vollgefressenen Schlagetots mit echt winzigen Köpfen und zweitens aus einer merkwürdigen Figur mit viel zu großen Fußfesseln. Das sah exakt so aus, wie sie im Theater in Komödien einen typischen Sklaventransport ausstaffierten. Egal, was für eine Komödie das war und egal wer sie geschrieben hatte, immer sahen Sklaventransporte im Theater so aus. Homer brachte sein Maultier direkt neben der Reisegesellschaft zum Stehen. Dann beugte er sich neugierig vor, um die Fußfesseln näher zu betrachten.


    "Salve, die Herren! Ah, salut, Kollege. Merde, wo hast du denn diese sauschicken Fußfesseln her? Ist das die neueste Mode aus Roma?"

  • Wie es schien lag ich mit meiner Vermutung, dass der Wachmann des Lesens kaum oder gar nicht kundig war, nicht daneben. Zumindest schien er für den kurzen Text ziemlich lange zu brauchen. Vielleicht aber hatte er auch nur gerade im Stehen geschlafen und brauchte jetzt ein paar Minuten, um wieder auf Touren zu kommen. Wäre angesichts des unglaublich dichten Verkehrs hier auch nicht überraschend gewesen. Da ich ja gerade eh nicht reden durfte, blickte ich mich ein wenig um, aber außer einem einsamen Reisenden auf einem ebenso einsamen Maultier war nicht viel zu entdecken. Sicherlich, ich hatte in Begleitung meines ehemaligen Herrn schon trostlosere Gegenden gesehen, aber immerhin wusste ich da, dass wir diese (recht schnell!) wieder verlassen würden. Herrje, hätte er mich nicht wenigstens irgendwo im zivilisierten Ostteil des Reiches an die öffentliche Hand verlieren können? Aber nein, musste natürlich das kalte Ende des Imperium Romanum sein, wo ich strande.


    So ein bisschen in meinem Selbstmitleid versunken, bekam ich kaum mit, dass der eben noch entfernte Reisende auf einmal neben unserer kleinen (und nicht so feinen) Gruppe zum Halten kam. Nunja, wie es schien, war er recht freundlich, was man von den beiden Herren, die darauf geachtet hatten, dass ich mich auf dem Weg hierher nicht verirrte, nicht sagen konnte. Vom Glatzkopf kam nur ein ungeduldiges Knurren, während der andere Typ überhaupt nicht reagierte, sondern stur weiter zum Wachmann starrte. Wirklich sehr unhöflich von den beiden. Einen Moment lang schwankte ich dazwischen ebenfalls lieber zu schweigen - eigentlich sollte ich ja die Klappe halten - oder doch etwas zu erwidern. Ich entschloss mich für letzteres. Erstens war mir eh langweilig und ein kleiner Plausch war da nicht schlecht und zweitens konnte es nicht schaden, hier mal jemanden kennen zu lernen.


    "Salve! Hübsch die Dinger, nicht?" Ich hob einen Fuß ein bisschen an und wackelte damit ein bisschen hin und her, sodass die rostigen Kettenglieder schön knirschten. Nebenbei hielt ich auch ein Auge auf die beiden Muskelprotze, ob nicht einer ausholte, um mir das Maul zu stopfen. Dem war nicht so, also redete ich einfach mit meinem Gegenüber weiter. Der schien auf den ersten Blick auch nicht aus dieser Gegend zu stammen und eher ein Südländer zu sein. "Aber aus Roma? Ach i wo! Das ist der neueste Schrei aus Argentorate im aktuellen Iulius-Caesar-Gedächtnis-Retro-Look. Nur echt mit Original-Equipment von vor 150 Jahren." Genau so alt mussten die Fußfesseln nämlich sein, so wie sie aussahen. Da kam mir übrigens eine Idee. "Wie du siehst passen sie mir aber nicht so richtig. Vielleicht willst du ja mein Paar kaufen und zu den modischen Vorreitern hier in Mogontiacum gehören? Kann nicht mehr lange dauern, bis die auch hier das Accessoire schlechthin werden." Plötzlich spürte ich jedoch eine Hand, die sehr schwer und sehr schnell auf meine Schulter fiel, sodass ich doch ein wenig in die Knie ging. Begleitet wurde das Ganze von einem unüberhörbaren Knurren, des nicht glatzköpfigen Wachhunds. Ein wenig schmerzverzerrt lächelte ich den Reisenden und sein Maultier daraufhin an. “Wenn ich es mir recht überlege, hänge ich aber doch sehr an ihnen. Tut mir leid...“

  • Es war Farold, der an diesem Tag Wache am Tor der Palisade von Mogontiacum hielt. Er war natürlich nicht allein, aber Undorich war erst vor wenigen Augenblicken mal um die Ecke verschwunden, um eine Stange Wasser an die Wand zu stellen. Beide Männer waren Mitglieder der hiesigen Miliz und in dieser Funktion dafür zuständig, lästiges Gesindel aus Mogontiacum herauszuhalten. Dass nun ausgerechnet in diesem Moment, in dem Undorich pinkeln war, das kleine Reisegrüppchen heranmarschiert kam, passte Farold natürlich gar nicht. Undorich musste die ja auch schon längst gesehen haben und war trotzdem abgezischt, der Sack. Misstrauisch beäugte Farold die beiden Wachhunde mit ihrem Anhängsel. Und dann hielt der Glatzkopf ihm auch noch einen Wisch hin!


    Farold konnte doch gar nicht lesen, aber das zu zeigen war er viel zu stolz. Also starrte er wie gebannt den Papyrus an und versuchte irgendetwas darauf zu entziffern. Aaaargeeeeen...das musste Argentorate meinen, das kannte Farold! Und Du...uuu...m....na, Duumvir kannte Farold auch. Aber der Rest des Schreibens blieb ihm verschlossen. Der Wachmann blickte vom Schreiben auf und glotzte den Glatzkopf grimmig an. Er wollte nicht zugeben, dass er gar nicht verstand, was da geschrieben war. Einen Moment der Ablenkung brachte zum Glück der merkwürdige Kauz mit seinem Apfelesel, der den Pimpf in Ketten anquatschte. Farold brummte missgelaunt.


    http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpg "Ah, salvete die Herren", erklang schließlich Undorichs Stimme, der nun doch endlich vom Wasserlassen wiedergekommen war. Der Milizionär war jung, gut gelaunt und brauchte Kohle, weshalb er überhaupt erst Milizionär geworden war. "Na, was haben wir denn da Schönes? Farold, zeig mal her?" Undorich konnte nämlich ein bisschen lesen, im Gegensatz zu seinem Kameraden. "Gerichtsbe..schluss. Mogontiacum bekommt also 'nen neuen Sklaven? Ist der das?" Die Frage war an die beiden Wachhunde des Pimpfs gerichtet, den er jetzt mal etwas genauer musterte. Eine ziemlich jämmerliche Gestalt war das mit ihren übergroßen Fußfesseln...
    "Und wer bist du?", fragte er schließlich den Apfelmann mit seinem Esel, der sich irgendwie dazu gedrängelt hatte.


    Sim-Off:

    So, nach ein paar Tagen mit Aktivitätsschwierigkeiten gibt's auch mal ein Lebenszeichen von der Stadtwache. - NDM

  • Als sich plötzlich die Denkkapazität der Wache am Tor (und auch ihre Anzahl) verdoppelte, ging es auf einmal richtig schnell. Naja, zumindest im Vergleich zu vorher. Auch der neue Mann schien nicht gerade nur mit einer guten Schriftrolle als Lektüre ins Bett zu gehen. Ohje, vielleicht wurde man hier in der Wildnis ja auch gesteinigt, wenn man Wörter benutzte, die mehr als drei Silben hatten. Immerhin schien der Wachtyp ganz schön Probleme damit zu haben. Hatte er vielleicht Angst vor dem Wort Gerichtsbeschluss? Solange wie er brauchte um, das zu entziffern und so wie er dabei stotterte konnte man fast zu dem Schluss kommen. In der Zeit hätte ich den Brief ja schon dreimal in Stein meißeln können... dabei kann ich nichtmal meißeln. Naja, vielleicht lag es auch an dem Klima hier im Norden, dass alles ein bisschen langsamer voranging. War bei uns auf der Insel ja auch alles eher gemächlich voran gegangen.


    Hier und jetzt fand ich das aber eher unschön. Ich wollte endlich abgeliefert werden und diese verdammten Fußfesseln loswerden. Was zu essen und zu trinken war bestimmt auch nicht verkehrt, aber erstmal war meine Priorität klar. Immerhin erbarmte sich Glatzkopf und schaffte es sogar dem intelligenteren Schwachmann, äh Wachkopf... nunja dem zweiten Typen vor dem Tor zu antworten. Mehr oder weniger. "'ve! Kein' Ahnung wovonne redest... Wir soll'n Winzknirps hier nur abliefern." Herrje, hatte dem Typen etwa keiner gesagt, warum sie mich hierher schleifen sollten? Aber doch sicher wenigstens dem Nicht-Glatzkopf, der konnte doch bestimmt einfach ein 'Ja!' loswerden... aber nein, der hüllte sich in vornehmes Schweigen.


    An der Stelle konnte ich nicht mehr an mich halten, auch wenn niemand nach meiner Wortmeldung gefragt hatte und sie letztendlich wohl auch nicht mehr nötig war, aber ich wollte jetzt so schnell wie möglich durch dieses Stadttor und die beiden gewalttätigen Wachhunde und ihren Eisenschrott an meinen Beinen loswerden. "Ja! Ja, das bin ich! Ictis ist mein Name und der müsste auch in dem Schreiben stehen. Kann ich jetzt durch? Ich soll mich so schnell wie möglich bei eurem Duumvir melden. Von meinen beiden Begleitern hier steht da ja nichts drin, da müssen die doch bestimmt leider vor dem Tor bleiben, oder?"


    Sim-Off:

    Kein Problem und willkommen zurück unter den Lebenden. ;)

  • http://www.kulueke.net/pics/ir…manen-maenner-jung/32.jpg "Aha", kommentierte Undorich die Ahnungslosigkeit des Glatzkopfs. Der schien ja nicht sonderlich helle zu sein. Oder hatte zumindest keinen blassen Schimmer, was genau überhaupt der Inhalt seines Auftrags war.


    Da meldete sich der Pimpf zu Wort. "Hmhm. Jap. 'Ictis' steht hier tatsächlich." Er musterte den Kleinen. "Also, alleine lasse ich dich ganz bestimmt nicht durch die Stadt schlendern. Deine beiden Freunde werden dich schön bis vor die Curia begleiten und dort abliefern." Er sah wieder den Glatzkopf an. "Nicht wahr?"


    Farold bohrte sich derweil vor Langeweile in der Nase. Als er etwas Interessantes gefunden hatte, rollte er es zwischen den Fingern hin und her. Als ihm das schließlich auch zu langweilig wurde, schnippte er den Popel von sich.

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