Stuten- und Jungtierstall

  • "Verpassen?", murrte Lando das schon zu so nachtschlafener Zeit aufmüpfige Ding mit geschlossenen Augen an, als er da so auf dem Stroh lag, "Das hier kann jetzt noch gut vier bis sechs Stunden dauern. Nicht einmal die Fruchtblase ist geplatzt, also tut sich in den nächsten zwei Stunden sicherlich nichts... also raus mit euch, warme Klamotten an."


    Ende der Diskussion, Lando war eingeschlafen.

  • "Ja, ich habe schon welche gesehen, aber ich glaub an seine eigene geburt kann sich niemand erinnern. Also wenn ich mir das vorstelle... und Lando hat wohl Recht. Wenn die Fruchtblase noch nicht geplatzt ist, hat das noch viel Zeit. Wollen wir nicht doch lieber zu Marga in die Küche gehen? Ich denke Leif wird uns sicher holen. Ich will ja nicht, dass du krank wirst!"


    Ein wenig find Ragin schon an zu bibbern. Normal wäre er einfach näher an sie heran gerutscht, aber er hatte Angst, dass er dann sowas fühlte wie damals bei Axilla in Alexandria. Das konnte er hier jetzt ganz und gar nicht gebrauchen. Außerdem war ihm wirklich schon saukalt! Und Hunger bekam er auch schon.

  • "Einmal hinschauen und sagen können nicht geplatzt? Willst du mich auf die Folter spannen?" empörte sich Sontje wegen angeblich schlafenden Lando und dem schweigsamen Leif. Aber Lando schien schon wieder eingeschlafen zu sein. "Och Mensch.. ich hasse warten bis etwas passiert." Sontje murmelte zudem etwas unverständliches und zog die Pferdedecke für sich und Ragin höher bis über die Knie.


    Ragins Argument mit dem Krankwerden überzeugte Sontje dann doch wegen dem Gedanken im Kopf nicht so wie die arme Dagny zu enden. "Nicht erinnern können? Hm, ich hätte schon gerne Mutters Gesicht gesehen, als sie erlebte, dass zwei Babys aus ihrem Bauch kamen. Na gut, gehen wir eben in die Küche..." Sie erhob sich, schnappte die angewärmte Decke als Erste und legte sie Ragin um. Sontje verliess die Box mit einem großen Bogen um Lando herum, suchte und fand für sich eine weitere Decke. Etwas weiter weg von der Box, flüsterte Sontje Ragin folgendes ins Ohr. "Wir könnten doch per Leiter zu Leifs Kammer hoch, oder? Er hat bestimmt ein Loch für jede Box in den Boden gebohrt, um die Stuten zu überwachen."

  • "Meinst du nicht, der hat da was dagegen? Wenn nicht, hätte er es uns sicher angeboten. Und wenn Loki uns erwischt, wird er sicher sauer auf uns werden, weil wir uns ihm widersetzt haben."


    So ganz recht war ihm das nicht. Er wolte sich seinem Vetter eigentlich nicht widersetzen. Andererseits würde er einem Überredungsversuch seiner Cousine wohl hilflos ausgeliefert sein. Wenn es nicht gerade um körperliche Nähe ging, war er wohl ein hoffnungsloser Mitläufer...

  • "Und wenn er nichts dagegen hat.." Sie verdrehte die Augen. ".. dann ist es egal." brummelte Sontje, sah zur Box zurück. "Na gut.. gehn wir rein und führen aus was er aufgetragen hast.. ich mach nur weil du mit dabei bist.." fügte sie ihren Worten zu, schlüpfte durch die Stalltür und erreichte den Vorplatz. "Hoffentlich schickt Leif Pepino noch einmal los.."

  • Leif:
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    Still hockte Leif, der keine Stube über den Ställen hatte, sondern bei seiner Frau in einer Insula in einer der günstigeren Wohngegenden der Stadt wohnte, in der Tür zum ersten Stutenstall. Er hatte zwischendurch immer wieder bei den anderen Stuten geschaut, die allerdings noch keine Anzeichen von Geburtswehen zeigten, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als zwischendurch immer wieder den Puls von Kerrin zu checken, und darauf zu warten, dass sich die ersten Anzeichen des Pressens zeigten.


    Irgendwann, als Leif mal wieder eingenickt war, schreckte er aus dem Halbschlaf auf, rieb sich die Augen und blickte in den Stall. Die Stute lag immernoch im fahlen Licht einer blauen Laterne, und blinzelte ihm müde entgegen... dann fiel ihm auf, dass das Stroh unter ihrem Schweif glänzte... nass glänzte. Schlagartig war Leif wieder wach, stolperte die paar Schritte in die enge Box hinein, nahm die Nässe mit den Fingern aus, und roch kurz daran, weil er im farbigen Licht nicht erkennen konnte, ob es nun Fruchtwasser oder doch Blut war.


    Es war Wasser. Erleichtert atmete Leif auf, und rief in den stillen Stall hinein: "Leute, aufwachen... es geht los... das Wasser kam... sie wird gleich mit dem Pressen beginnen..."

  • Nach dem Aufenthalt in der Küche, schlenderten sie zurück Richtung Stall und hörten Albins Rufen. "Ragin.. nimm die Füße in die Hand und lauf.. Es geht endlich los!" rief Sontje begeistert aus, schmiss den angebissenen Apfel in die Büsche und rannte los. Bestimmt würde Ragin sie ohnehin überholen. Mit klopfendem Herzen, wieder einmal außer Atem und hustend kam sie an. Sie steuerte die Box der gebärenden Stute an. "Was sollen wir tun, Leif? Kerrin verliert ja Wasser!?!" fragte Sontje entsetzt. Tja, das duccische Küken hatte wieder einmal keine Ahnung! Vor Aufregung legte sie die wärmende Decke beiseite und hatte Landos Anwesenheit ebenfalls vergessen.

  • Lando, aus einem tiefen Schlummer gerissen, brauchte zwei Sekunden um überhaupt zu bemerken dass er nichtmehr neben Elfleda in der obersten Kammer der Casa schlief, sondern auf einem Haufen Heu im Stutenstall. Eine weitere Sekunde brauchte er, bis er checkte was Leif da gerade gerufen hatte.


    "Kommäääääh... schon.", gähnte er während er sich aufrappelte, ging zu der Box in der Kerrin lag, lehnte sich an den Türpfosten und schaute über Sontje und Ragin hinweg.


    "Wie atmet sie? Und wie sieht das Wasser aus? Ist Blut dabei?"

  • Ragin ließ Sontje vor und schmiss seinen Apfel nicht in die Büsche. Dafür hatte er früher zu oft Hunger leiden müssen, als etwas zum Essen wegzuwerfen. Aber nach dre weiteren großen Bissen war sowohl das fruchtfleisch als auch das Kerngehäuse in seinem Mund verschwunden und er kam kauend an der Pferdebox an.

    "Ja das ist das Fruchtwasser. Das verlieren alle Tiere und Frauen, wenn sie Kinder bekommen."


    Natürlich nahm ragin die gelegenheit gerne wahr um mit seinem Wissen zu glänzen, auch wenn er nicht hätte sagen können warum das eigentlich so war.


    "Kann ich auch irgendwas helfen?"

  • Ach.. Lando war immer noch da. "Gut geschlafen? Wir sind längst vor dir da." Sontje drehte sich kurz zu ihm um und sah schliesslich zurück zu Kerrin. "Sie verliert Wasser? Fruchtwasser? Willst du mich veräppeln, Ragin?" wunderte sie sich kopfschüttelnd über Ragins Bemerkungen. "Äpfel verlieren Wasser, wenn man in sie rein beisst. Und Kerrin ist ein Pferd und keine Frucht... und auch keine Frau!" Nach gründlichem Grübeln fügte sie dann noch hinzu. "Doch.. sie ist eine Frau. In Figur einer Stute halt. Sie hat bestimmt Schmerzen, muss sie nichts dagegen trinken? Was kommt denn zuerst raus? Kopf? Schwanz? Beine?"

  • "Ja bevor ein Kind oder ein Jungtier kommt, ergießt sich ein Schwall Fruchtwasser...also...heraus...aus...du weißt schon! Und dann geht die Geburt los. Also zuert kommen die Vorderbeine und dann der Kopf und anschließend der Rest. Da ist dann aber noch die Fruchtblase außenrum, das ist so ein Sack, der aussieht wie ein aufgeblähter Schweinedarm. Da muss man dem Fohlen noch raushelfen und ihm die Reste aus dem Maul und der Schnauze holen, damit es Luft bekommt."


    Ragin hatte schon ein paar Mal bei Geburten zugeschaut-also zumindest bei Pferden und Kühen. Das bei Menschen hatte ihm seine Mutter erzählt und er hatte bisher nicht den Drang gehabt, dessen ebenfalls Zeuge zu werden.


    "Nein die braucht nichts gegen die Schmerzen. Aber wenn das Fohlen festhängt, können wir Kerrin Met einflößen, dann geht das meist ganz schnell. Das habe ich mal bei einer Kuh gesehen. Da steckte das Kalb fest. Dann hat man ihr zwei große Krüge Met eingeflößt. Darauf hat sie einmal laut gerülpst, und der ganze Stall hat nach Met gerochen, und schwupps kam auch schon das Kalb raus."

  • Leif:
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    Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis sich wirklich etwas tat. Die Stute lag mittlerweile vollkommen erschöpft am Boden, aber es sah gut aus... sie atmete angestrengt, aber regelmäßig, und als sich endlich der Geburtskanal öffnete, hatte Leif keine Mühe hereinzugreifen und das Fohlen an den Hinterbeinen voran heraus zu ziehen.


    "Fertig machen.", kommandierte er die beiden Youngster, die mit heißem Wasser und trockenem alten Tuch und mit Stroh bewaffnet hinter ihm standen, und mit einem letzten Schwung hatte er das ziemlich unansehlich verklebte Fohlen heraus gezogen, "So... abrubbeln. Sofort."


    Als die beiden sich daran machten prüfte Leif Atem und Herzschlag des neugeborenen Pferdes, danach das der Stute, und sah Lando verwirrt an, als er registrierte, dass die Stute sich alles andere als entspannte: "Ich glaube, hier ist etwas nicht in Ordnung!"

  • "Aaacchhhsssoooo....." lautete Sontjes lang gedehnte Antwort. Sie beschloß lieber nicht nachzufragen, was dann mit diesem ominösen Sack geschah. "Das ist aber eine ziemlich eklige Sache mit dem Sack.. Und dann auch noch Schleim rausholen.. brrr... igitt." kommentierte sie dennoch Ragins Erklärungen zu dieser einen Fohlengeburt. Sie grinste bei der Vorstellung, wie es wäre, wenn es im Stall nach Met stinken würde. "Die übrigen Tiere wurden aber nicht vom Einatmen des Rülpsers betrunken..?" Während sie so redete beobachtete sie die Männer bei der Stute und führte einen Hinweis Pepinos aus.


    "Bin schon dabei.." Eifrig rubbelte sie das nasse Fohlen mit einem alten Leinentuch ab. Äußerst hellhörig wurde sie bei Landos Worten. "Kerrin? Was ist mit ihr?" Sie konnte nicht zur Stute rüber rutschen und wollte es irgendwie auch gar nicht. Die Stute war die älteste hier im Stutenstall, fiel Sontje ein. Bang schaute sie Ragin an und rutschte etwas zur Seite, als das Fohlen Anstalten machte aufzustehen. "Schaut mal.. es will schon aufstehen. Es will bestimmt an Kerrins Milch ran." plapperte Sontje aufgeregt.

  • Lando hatte zufrieden die Geburt beobachtet, und sah mit einem Anflug von stolz auf das neugeborene Fohlen, als Leif ihn auf ein Problem mit der Stute aufmerksam machte: "Nicht in Ordnung? Was meinst du?"


    Sofort stellte sich Sorge ein, Kerrin war eine der zuverlässigsten Zuchtstuten der Hros, ihr Nachwuchs strotzte quasi nur so vor Gesundheit. Ihm war es ein Graus, mit ihrem Verlust rechnen zu müssen.


    Leif:
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    "Ehm... da kommt noch eins.", schlussfolgerte der etwas perplexe Leif aus dem sechsten Paar Hufe, das die Stute gerade aus ihrem Leib presste, "MACHT PLATZ DA! ZIEHT DAS FOHLEN ZUR SEITE!!!", blaffte er die beiden Jungleute an, damit sie so schnell wie möglich Platz für die zweite Geburt machten, "Zwillinge, so ein Ding... jetzt aber.... und.... zieeeeeeeeeheeeeeeeeen...."


    Leif zog professionell sachte, damit die Stute und das Fohlen keinen Schaden nahmen. Eigentlich war es mehr ein Führen, schließlich machte der Körper der Stute alles schon alleine...


    "Mehr Stroh!!! Mehr Stroh!! PEPINO!!!!", rief er dem jungen Italiker zu, der sich mit einem lauten "ai ai ai" gleich aufmachte zwei Arme voll Stroh in die Box zu werfen, ohne Rücksicht auf Sontje oder Ragin, damit auch das zweite Fohlen so schnell wie möglich trocken wurden. Zwei weitere Arme Stroh folgten, bis schließlich die ganze Luft erfüllt war von Staub und Fasern...

  • "WAS? Noch eins?!?" rief Sontje perplex aus und machte Leif Platz. Sanft zog sie das erstneugeborene Fohlen zu sich und zur Seite bis an die Boxenbretter. Sontje blieb aber nicht untätig, sondern rubbelte mit ihrem Lappen an dessen Fell weiter herum, um es allmählich trocken zu kriegen. Das Fohlen wackelte auf seinen vier Beinchen ziemlich, aber es blieb auf allen vieren stehen. Es entpuppte sich als ein äußerst hübsches Fohlen! "Du bist sehr hübsch, Kleines!" flüsterte sie dem namenlosen Tier zu. Unglauben und Stolz mischten sich in Sontjes Blick. "Und dann warst du mit noch einem Fohlen im Bauch deiner Mama!!! Jesses.. was für ein Ding!" wiederholte sie ales letztes Leifs Worte. Der Stroh'nebel' erschwerte ihr einen ersten Blick auf das zweite Fohlen zu werfen. Bestimmt war es genauso hübsch! Mit den Händen strich sie das Stroh vom beinahe trockenen Fell des ersten Fohlens "Pepino.. der Stroh soll zu den Vieren. Nicht zu mir.. hatschi! Oh verflixt.. hatschi!" Sontje bemühte sich dem Niesen Einhalt zu bieten und griff nach einem sauberen Lappen, um das Brüdherchen oder Schwesterchen des erstens Fohlens trockenzurubbeln. "Komm her, Kleines,.. ja.. ist gut.. keine Angst.. ist nur Stroh." redete sie auf den vierbeinigen Winzling ein. "Kerrin, dir muss ich aber gratulieren!" fügte Sontje vor Freude über die gelungene Überraschung der Stute strahlend hinzu.

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