Ein Angehöriger des Cultus Deorum kam wie vereinbart auf Serenus zu und nahm diesem die Räucherschale ab. Serenus bemerkte den auffordernden Blick von Onkel Gracchus. Und erinnerte sich an diesen Teil der Zeremonie und rief ihn sich noch einmal in Erinnerung. Tonfigur nehmen! Kerzen anzünden! Ja, das Verteilen der Kekse kam später.
Serenus trat mit dem majestätischen Schritt und dem erhabenen Gesichtsausdrucks eines Patriziers im Kleinformat vor. Was äußerlich routiniert und souverän wirkte sah innerlich ganz anders aus.
Er gestand sich ein, dass er schon etwas aufgeregt war. Zum Glück hatte Onkel Gracchus ihn und die anderen jüngeren Minister vor der Zeremonie noch einmal zur Latrine geschickt. Angeblich ein alter Geheimtipp der Priesterschaft mit dem verhindert wurde, dass man während der Zeremonie ganz dringend dorthin mußte.
Serenus trat an seinen Onkel heran und nahm mit aller Würde die Sigilla entgegen. Die sah sehr nett aus. Ob er sie behalten durfte? Oder wurde sie jedes Mal wieder verwendet?
Andererseits gab es zu Hause ganz, ganz sicher einen Riesenberg von Saturnaliengeschenken für ihn. Schließlich hatte er eine Menge Onkels und Tanten in der Villa Flavia und er war das einzige Kind dort. Na gut, es gab da noch seine Schwester. Aber die war viel größer als er und hatte gar keine Geschenke mehr verdient! Und sein Vater hatte im sicher aus Mantua ein Geschenk mitgebracht. Vielleicht ein eigenes Pferd oder einen riesigen Sklaven oder einen eigenen Löwen, wie es sie im Zirkus gab. Ja, bestimmt bekam er einen Löwen, denn laut Oma lag Mantua „in der Nähe von Plutos Hintern“. Das bedeutete basierend auf seinen geographischen Kenntnissen also eine Tagesreise vor der persischen Grenze, direkt neben Palaestina und Iudaea! Und in Persien gab es Löwen hinter jedem Busch. In den anderen Ländern sollte es nur Sand, Esel und Juden geben, die sich in wilden Stämmen organisierten. Und was sollte er mit einem Esel anfangen? Esel waren doof.
Serenus ging gemächlichen Schrittes zu einer Öllampe und entzündete an dieser einen Span. Mit dem brennenden Span entzündete er die Kerzen bei den Statuen. Das war schön!
Und dann würde ich später noch Kekse verteilen dürfen.
...
Etwas wenig Styrax in der Schale befand der Tempeldiener, welcher Serenus die Schale abgenommen hatte und räucherte erst einmal ordentlich nach. Zum Wohlgefallen der Götter und weil er seine Schwiegermutter in der zweiten Reihe entdeckt hatte. Auf den Anblick wollte er heute verzichten ...