Saturnalia Flaviae

  • Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    „Cinilla, Sonnenschein, das macht doch nichts. Du mußt nichts tun, um mir zu gefallen damit. Die Menschen dort drin sind Deine Familie, Arrecina. Sie werden Dich nicht bedrängen oder Dir schaden wollen!“


    „Mein Sonnenschein, das werde ich tun. Bei Iuppiter und allen Göttern, ich verspreche es Dir. Wir werden den Fluch brechen und Du kannst Dich dann wieder erinnern. Mach Dir keine Sorgen.“


    „Warum willst Du den Germanen alleine sprechen, Arrecina? Er hat Dich entführt und Dir all das Schlimme angetan, weswegen Du Dich nicht mehr an uns erinnerst.“



    War sie denn jemals schon so verzweifelt gewesen wie jetzt? Sie hatte keine Ahnung und wusste nur, dass sie sich an Angst erinnern konnte. Fürchterliche Angst die sie gespürt hatte als sie mit Rutger zusammen weg war, aber es war nicht die Angst vor diesem Mann sondern die Angst was alles geschehen war und über was sie mit niemandem sprechen wollte, nicht einmal mit ihrem Vater. Sie würde mit Rutger reden und sie wollte nicht, dass man ihn wegen ihr schlecht behandelte. Nein das wollte sie auf keinem Fall. Er hatte ihr das Leben gerettet und sie würde alles tun um das seinige zu retten und wenn sie ihm dafür zu einer erneuten Flucht verhelfen müsste. Arrecina würde es tun, das wusste sie tief in ihrem Herzen. Ihr Vater sprach von einem Fluch, doch er hatte doch keine Ahnung, aber wie sollte sie ihm etwas erklären was sie selber nicht wusste, was sie selber nicht verstehen konnte?


    Wenn sie sich erinnern könnte, vielleicht würde sie Rutger dann endlich hassen können, aber sie bezweifelte es, denn er hatte sich schon zu tief in ihre Seele gefressen, aber auf eine angenehme Art und Weise und sie hatte ihn sehr gerne. "Was?" fragte sie ihn einen Moment doch etwas entsetzt und sah ihm in die Augen, da sie keine andere Wahl hatte. "Du hast doch keine Ahnung was alles geschehen ist. Er hat mir das Leben gerettet. Wie oft muss ich das denn noch sagen? Ohne ihn würde ich nicht leben und, dass ich mich nicht erinnere liegt an dem Sturz. Ich bin bei diesem Unwetter gefallen und dann erinner ich mich nicht mehr. Alles was davor war liegt hinter diesem Nebel, aber Rutger hat mir nichts angetan. Er war für mich da als ich Hilfe brauchte er wäre selber beinahe ums Leben gekommen nur um mich zu retten. BITTE glaube mir und lass mich zu ihm Vater! Ich muss mit ihm einfach sprechen und kann dir nicht sagen über was alles."
    Flehend sah sie ihren Vater an und sie meinte es sehr ernst. Sie musste zu Rutger, er war der einzige der wusste was wirklich alles geschehen war und sie wollte endlich die ganze Wahrheit wissen. Sie wollte wissen was alles vor dieser Villa geschehen war.

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    Original von Manius Flavius Gracchus


    [...]
    Gracchus wandte sich seinem Bruder zu, der ein wenig abwesend schien.
    "Lucullus, der du den Namen eines großen Genießers trägst, was ist deine Ansicht über den Genuss von Austerngetier?"
    Nachdem Gracchus das Saturnaliengeschenk für seinen Bruder hervorgeholt hatte, bemerkte er, dass sein Weinbecher bereits wieder gefüllt war. Ein wenig irritiert stellte er erst jetzt fest, dass die Becher kontinuierlich aufgefüllt wurden und er fragte sich, wie oft er schon getrunken und dies aufgrund dieser Tatsache nicht bewusst wahrgenommen haben mochte. Er reichte seinem Bruder, noch immer ein wenig verwirrt, das Geschenk hinüber. Es war ein wenig unpersönlich, doch war sein Bruder einer von jenen gewesen, für die es ihm am schwersten schien, ein Geschenk zu wählen, kannte er ihn doch kaum, wusste wenig von seinen Gedanken und Wünschen. So hatte er sich letztlich für ein äußerst fein geschmiedetes Opfermesser entschieden, um Lucullus Weg Rechnung zu tragen. Es war eingeschlagen in purpurnen Stoff, zusammengehalten von einem breiten goldenen Band.
    "Bona Saturnalia, Quartus."


    Ich versuchte den Schreck nicht sichtbar werden zu lassen, überspielte ihn mit einem Griff zum Wein. Über was hatten sie nur geredet? Doch mein Bruder erfüllte mit seinen Worten meine gedankliche Frage.


    "Austern? Nun sie waren einmal unsere liebste Leckerei, doch heute wo sie in Salzwasserbänken vor Baiae regelrecht angebaut werden, sind sie eine Speise nicht mehr nur für die reichen Leute geworden. Nichts desto trotz esse ich sie immernoch gern. Wir nehmen ja auch vom Ei, selbst wenn jene zu Hauf vom Pöbel gespeist werden."


    So wollte ich mir noch einige Austern greifen, doch hob Gracchus in jenem Moment ein Geschenk für mich vor. Ein wunderschönes Opfermesser. Selbst wenn man es als etwas unpersönlich ansehen mochte, so glänzte es im Schein.


    "Danke Manius. Mein Geschenk für dich fällt hingegen etwas kleiner aus."


    Die Schnüre um den Stoff ließ sich eine Weile nicht öffnen, der Knoten war zu fest. Doch mit dem Opfermesser dann konnte ich den Riemen lösen. Dabei fuhr ich noch einmal sanften Fingers über die Schneide. Sie war unheimlich scharf. Mit den Händen war das Gemälde, gestickt auf feinem Tuch dann schnell entrollt und ich gab es Gracchus zu Ansicht. Vielleicht erkannte er den Ort. Nein eigentlich war ich mir sicher, das er wußte, wo das war.

  • Als einer der wenigen Menschen, die diese Austern genießen konnten, gar zu gerne speisten, folgte natürlich auch Furianus der kleinen Austern-Diskussion.
    Ihn interessierte es nicht sonderlich ob die Meeresfrucht nun vorzugsweise in gehobenen Kreisen einzug fand oder ob sie der Pöbel in den Garküchen serviert bekam, denn es war lediglich Kost. Sich nun von Preis und Klischees in diesem Falle leiten zu lassen hielt er für absurd.


    So nahm er eines der Schalentiere und verspeiste es genüsslich, bevor er sein Augenmerk wieder auf die Familie richtete, besonders auf den kleinen Serenus, von dessen Existenz er erst seit zwei Tagen wusste, nachdem er von Sklaven aufgeklärt wurde wer denn zugegen sein würde.

  • Als das Tuch sich entrollt hatte und den Blick auf das aufgestickte Bild frei gab, zog ein Funken der Erkenntnis kurz über Gracchus' Gesicht, nur um daraufhin baldigst wieder zu erlischen. Er war sich sicher, den dargestellten Ort schon einmal gesehen zu haben und er war sich sicher, dass er ihn hätte kennen müssen, doch es wollte ihm nicht in den Sinn kommen, wo der Erschaffer des Bildes sich seine Inspiration geholt hatte.
    "Ich danke dir, Quartus. Ich denke, ich weiß bereits welchen Platz es bekommen wird."
    Er strich über den Rand des feinen Tuches und rollte es sodann sorgfältig wieder zusammen, um es beiseite zu legen, auf dass es auf dem Tisch nicht verschmutzte. Die Bediensteten räumten bereits die beinahe leeren Platten und Teller ab, um alsbald mit dem zweiten Gang fort zu fahren. Ein Geschenk, welches Gracchus sehr am Herzen lag, verweilte jedoch noch immer bei ihm und wartete auf die Übergabe. Er zog die drei aneinander gebundenen Lederrollen hervor, nicht unähnlich jenen, welche er selbst von seinem Vetter Aristides erhalten hatte. Im Inneren dieser Rollen jedoch verbargen sich Schriften des Xenophon, genau genommen jene über das Symposion im Hause des Kallias, und außen herum waren sie in hauchdünnes, rotfarbenes Leder eingeschlagen. Als Gracchus das Paket seiner Base anreichte, zitterten seine Hände beinahe unmerklich.
    "Gutes kannst du von Guten nur lernen; doch mengst du dich unter Schlechte, so büßest du noch was du selbst Gutes hast ein. Darum wähle deine Lehrer weise. Bona Saturnalia, Leontia."
    Es schien viel zu lange, bis sie das Geschenk griff, so legte er es vorher auf dem Tisch ab, zog seine Hände zurück, nur um gleich wieder nach dem Becher zu greifen, welcher bereits wieder mit Wein gefüllt war. Es schien Gracchus, als wäre die Mischung bereits ein wenig verfeinert.

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  • Kopfschüttelnd wandte Marcus für einige Herzschläge den Blick von Arrecina ab und betrachtete eine marmorne Statue an ihrer Seite, es war mehr eine Büste und der Mann sah mit grimmiger Entschlossenheit auf Marcus herunter. Wenn er doch auch diese Entschlossenheit hätte, er hatte sie nicht. Aber eines war für Marcus glasklar, Arrecina würde Rutger auf keinen Fall alleine sprechen. Dieses törichte kleine Mädchen, der Gedanke schoß ihm durch den Kopf. Wo hatte er das noch mal her? Ach ja, seine Mutter hatte Arrecina oft so genannt und hatte ihm immer gewarnt davor, daß Arrecina noch was Schlimmes anstellen würde, die Ehre der Familie beflecken. Aber das war hier nicht der Fall, Marcus gab sich immer noch die Schuld für das, was vorgefallen war. Seufzend sah Marcus zu ihr, hatte den kurzen Anflug von Enttäuschung und Wut wieder aus sich verdrängt.


    “Sehen wir mal, Arrecina. Aber wenn, dann erst morgen. Gehen wir zurück, Du kannst Dich doch neben mich auf einer der Klinen legen und ich erklär Dir, wer das alles ist, den Du da siehst. Vielleicht siehst Du doch Vertrautheit in ihnen, ja? Außerdem haben sie bestimmt noch Saturnaliengeschenke für Dich. Die willst Du doch nicht verpassen, oder?“


    Marcus holte ein kleines Tüchlein hervor- es war mit seinem Monogramm bestickt (von seiner Mutter)- und er trocknete Arrecinas Tränen damit, strich ihr eine dunkle Locke aus dem Gesicht und richtete sich auf, zog seine Tochter auch mit sich die Höhe. Bestimmt nahm er ihre Hand und führte sie wieder zu den Anderen zurück. Daß das Verschenken schon weiterging, bemerkte Marcus am Rande, doch er mußte sich selber bemühen wieder ein einigermaßen festlichen Ausdruck auf sein Gesicht zu bekommen und nicht ständig finster zu Rutger zu sehen. Neben seinem Geschenkkorb und Hannibal ankommend, deutete Marcus auf eine Kline neben sich, die noch nicht von einem Sklaven, Sklavin oder Flavier besetzt war.


    „Setzt Dich doch, Arrecina. Also, fangen wir mit dem Naheliegendsten an. Der Mann neben mir, das ist Hannibal. Er ist mein Sklave und er hat Dich früher unterrichtet und oft auf Dich aufgepaßt.“


    Dabei fiel Marcus ein, daß es mal an der Zeit war, weitere Geschenke zu verteilen. Marcus griff in den Korb hinein und zog ein dickeres Packet hervor, spähte auf das Namensschild und sah fragend zu Hannibal. Schnell tauschte er sich mit seinem Sklaven aus, zwar hatte Marcus schon vorher ertastet, was darin sein könnte, doch nicht genau was. So gewappnet, was er dazu sagen konnte, wandte sich Marcus an Furianus.


    „Nun werter Neffe, auch an den Saturnalien sollte man an die nahe Zukunft denken. Somit möchte ich Dir ein Geschenk geben, was Du baldig gebrauchen kannst. Bona Saturnalia!“


    Mit einem seiner Natur naheliegenden freundlichen Lächeln reichte Marcus das Packet, was in dunkelblauen Stoff gehüllt war und mit goldenen Stickereien an der Seite. Innen sollte sich eine prachtvolle Toga entpuppen, aus dicker und kostbarer ägyptischer Baumwolle verwoben mit byssischen Fasern. Der breite purpurne Streifen über der Toga verriet, es war eine Senatorentoga.

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    Original von Manius Flavius Gracchus


    Milos Auftauchen versetzte Leontias Saturnalien-Heiterkeit einen gewaltigen Dämpfer. Ihre Miene verdüsterte sich, als er den Raum betrat, sie ignorierte ihn geflissentlich, und griff mit schmalen Lippen nach ihrem Becher. Ihrem gekränkten Stolz nachhängend, saß sie eine Weile schweigend und am Wein nippend, setzte auch beim Verteilen der Geschenke aus, und sann darüber nach, wie sie Milo wohl am empfindlichsten treffen könnte.


    Gracchus’ Zitat vom Guten riss sie aus diesen bösen Gedanken. Mit großen Augen sah sie ihn schuldbewusst an. Wie hatte er das denn ahnen können? Aber die Ermahnung war angebracht, sie nickte reuig und war froh, dass sie ihn als Lehrer, und er sie als Schülerin auserkoren hatte. „Hab Dank, Manius.“ sagte sie kleinlaut, und griff etwas zögerlich nach dem Geschenk. Seltsam, einen Moment lang schien es ihr, als wären seine Hände nicht ganz ruhig.


    Andächtig nahm sie die Schriftrollen entgegen, fuhr sanft über die weiche Lederumhüllung hinweg, und schlug sie dann auseinander. Mit einem glücklichen Lächeln sah sie die Schriftrollen an, genoss den typischen Geruch des feingegerbten Leders, den Duft der Weisheit. Neugierig zog sie die erste Schrift aus der schützenden Rolle, entrollte sie – oh, wie sie dieses Knistern dabei liebte! – und vertiefte sich in die ersten Zeilen.


    „Das Symposion des Xenophon! Das ist wunderbar, oh Manius, vielen Dank!“ Sie strahlte und wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, war sich aber bewusst, dass solch Überschwang, bei den albernen und unschönen Gerüchten, die über sie beide möglicherweise noch immer im Umlauf waren, nicht ratsam war. „Ich freue mich über die Maßen.“, fügte sie also ruhig hinzu, holte das für ihn bestimmte Geschenk aus dem Korb und reichte es ihm lächelnd. „Und das ist für dich, teuerster Vetter. Bona Saturnalia!“


    Unter dunkelblauem Linnen und einer kunstvollen Schleife aus silbern schimmernder Seide verbarg sich - wer hätte es gedacht? – eine Schriftrolle. Dunkles Hirschleder, mit labyrinthartigen Mustern verziert, bildete das eher schlichte Behältnis, darin befand sich der „Prometheus in Ketten“ von Aischylos. Unter dem Titel sah man, in griechischem Stil gehalten, eine ausdrucksstarke Illustration des Feuerbringers, der sich kraftvoll gegen seine Bande auflehnte. Dieses Bild hatte Leontia als so ästhetisch empfunden, dass es sofort ihre Bedenken zerstreut hatte, zu den Saturnalien eine Tragödie zu verschenken.

  • Serenus ging im Kopf seine Verwandten hier in der Villa durch. Da fehlten noch Tante Agrippina, die bei den Vestalinnen war und Tante Claudia Antonia. Warum war Zweitere nicht da? Die wohnte doch in der Villa. Serenus beachtete zwar augenscheinlich die Sklaven nie, aber er hatte gute Ohren und er wurde oft übersehen, wenn er alleine mit Nero durch die Villa stromerte. Und die Sklaven unterhielten sich wie die Marktweiber, wenn sie sich alleine glaubten. Tante Antonia hatte angeblich eine sehr große Nase, woran man die Claudier auf den ersten Blick erkennen sollte. Schämte sie sich etwa ihrer riesigen Nase? Oder war sie so hässlich, dass Onkel Gracchus sie weggesperrt hatte? Hatte man sie nur vergessen? Heute waren die Saturnalien und alle waren gleich. Da selbst Sklaven mit am Tisch waren konnte es sicher nicht daran liegen, dass dies heute als eine elitäre Gesellschaft von ausschließlich Flaviern gehändelt wurde. Außer seinem Hund und der hatte sogar eine patrizische Abstammung, aber Onkel Gracchus sah nicht so aus, als ob er das diskutieren wollte. Außerdem gab es hier ja noch ein Geschenk von ihm. Nero konnte also noch später heimlich neben die Kline kommen.


    Serenus entschied sich die Tante holen zu gehen. Er stand auf. "Ich bin gleich wieder da." sagte er zu Dido und den anderen.


    Und schon war er aus dem Raum verschwunden.

  • Er war stur, das hatte sie schon bemerkt, auch wenn sie sich nicht erinnerte. Er war stur und verschloss sich vor der Wahrheit. War Rutger denn nichts wert nur weil er ein Sklave war? Er hatte ihr doch das Leben gerettet, ohne ihn hätte sie nicht überleben können und ausserdem war da noch so viel mehr. Sie wusste es und sie wollte ihn so viele Dinge Fragen, die nur Rutger wissen konnte und ganz sicher wollte sie niemanden bei sich haben. Sie musste Rutger einfach noch vieles sagen und wollte vieles wissen, warum vertraute ihr Vater ihr nicht? Was sollte geschehen wenn sie beide zusammen in einem abgeschlossenen Raum waren wo keiner raus konnte? Immer noch versuchte sie ihn mit ihren Blicken zu überzeugen aber sie sah, dass sie wenig erreichen würde, was sie trauriger stimmte als sie schon war.


    “Am liebsten wäre mir noch heute Vater. Vertrau mir doch bitte einfach. Ich glaube er ist der einzige der mir meine Fragen beantworten kann,“ sagte sie leise und etwas resegnierend. “Ich werde es versuchen Vater und werde neben dir bleiben.“ Arrecina ließ sich ihre Tränen trocknen und hielt neue zurück, denn sie spürte wie mehr kommen wollten, viel mehr, aber sie wollte nicht das schwache Mädchen vor ihm sein. Wenn sie eines genau wusste dann, dass sie sich verändert hatte, auch wenn sie keine Ahnung hatte wie sie früher gewesen war. Mit ziemlich schlimmen Herzklopfen ließ sie sich nach oben ziehen und dann zu den anderen führen. Bildete sie es sich ein oder spürte sie wirklich die Blicke auf sich? Fest hielt sie seine Hand oder umgekehrt, aber auch jeden Fall klammerte sie sich schon fast an seine Hand. Keines der Gesichter war ihr wirklich bekannt. Sicher hatte sie welche davon heute schon gesehen aber das Vertraute fehlte ihr und das machte ihr Angst.


    Dem einzigen dem sie vertraute war der Sklave den sie kurz anblickte, Rutger! Sie warf ihm einen fast flehenden Blick zu, wie als würde sie sagen befreie mich hiervon, mache das wahr was du gesagt hast und dann musste sie ihren Blick auch schon wieder abwenden und setzte sich auf den Platz den ihr Vater ihr zuwies. Vorsichtig faltete sie ihre Hände in ihrem Schoß zusammen und besah sich den Mann, den er ihr vorstellte. “Freut mich dich kennen zu lernen,“ sagte sie auch wenn es sich dämlich anhören mochte. Entschuldigend blickte sie Hannibal an.

  • Unscheinbar betrat die junge Sklavin den Raum wo alle schon am ´feiern´waren. Eben hatte sie noch das junge Mädchen zusammen mit dem Mann beobachtet, natürlich versteckt, der sich um sie gekümmert hatte. Sie hatte sehr merkwürdig traurig ausgesehen und Anaxandra fragte sich was ihr widerfahren sein mochte. Sie war noch nicht so lange im Besitz der Flavier und kannte auch noch nicht alle Gesichter, aber dafür war der heutige Tag wie geschaffen um sich diese zu merken und auch die Namen zu den Gesichtern zu finden. Anaxandra war noch jung, aber älter als Arrecina, 16 Sommer zählte sie nun schon und sie konnte sich an kein anderes Leben erinnern, als an das einer Sklavin, doch bis jetzt hatte sie sich schon immer mit diesem Leben abgefunden, denn sie kannte ja nichts anderes.


    Etwas schüchtern blickte sich das Mädchen um und entdeckte dann die andere von eben zwischen den Männern auf einer Kline sitzend. Glücklich sah sie immer noch nicht aus. Ob man sie zwang hier teilzunehmen? Nur schlecht konnte sie das sagen. Langsam ging sie durch den Raum zu den anderen zu und setzte sich auf einen freien Platz. Es gab nicht mehr viel Auswahl da sie ziemlich spät dran war und so fand sie nur noch etwas gegenüber von Rutger und den anderen wo sie sich setzte und einfach nur beobachtete. Noch nie hatte sie viel gesprochen, aber ihr Blick ging immer wieder die einzelnen Gesichter ab und beobachtete einfach nur.

  • Auch Hannibal hatte angefangen sich dem Essen zu widmen, er hatte mittlerweile völlig das Interesse an dem kleinen Spiel rund um Rutger, Gracchus und Sciurus verloren. Prüfend musterte Hannibal die Auswahl der Speisen und bediente sich dann bei jedem der Speisen mit kleineren Kostproben, er konnte dem Meisten viel abgewinnen. Nur kurz lenkte ihn sein Herr vom guten Essen ab, schnell teilte er ihm den Inhalt des Geschenkes mit und lächelte dünn. Hannibal hatte sich natürlich in der Villa informiert, schließlich gehörten die Geschenke für die Flavier, die er nicht kannte, zu den Schwierigsten. Doch einer der Sklaven konnte ihm von dem Gang von Flavius Felix zum Kaiserpalast berichten, den er kürzlichst begleitet hatte und was wohl der Hintergrund davon war. Nachdenklich knabberte Hannibal an einem Tintenfischstück als sein Herr ihn der jungen Arrecina vorstellte. Eine Mischung aus Mitleid über ihren Zustand, Aristides hatte ihm schon davon berichtet, und aus Zuneigung zu dem Mädchen keimte in Hannibal auf. Er lächelte ihr zu, schluckte den Fisch herunter und beugte sich etwas nach vorne. „Grüss Dich, Arrecina.“ erwiderte Hannibal. Es war schon seltsam, er hatte mehr familiäre Gefühle gegenüber der Tochter seines Herren als bei seiner eigenen Tochter, die ihm äußerst fremd war. „Dir hat Dein Vater noch gar nicht Dein Saturnaliengeschenk überreicht? Dem müssen wir doch abhelfen!“


    Hannibal lächelte und winkte einen der Freien heran, flüsterte ihm leise etwas ins Ohr. Der Mann nickte und verschwand aus dem Raum. Mit einem kleinen Korb aus Bast kam jener Mann zurück, reichte ihn an Hannibal weiter. In dem kleinen Körbchen lag ein kleiner goldweißer Welpe, sein Köpfchen war auf den Pfötchen abgestützt, doch als er die vielen Gesichter über sich sah, hob er seinen Kopf und spähte hechelnd von rechts nach links. Hannibal beugte sich zu Arrecina. "Das ist Argos. Er ist erst drei Wochen alt, Arrecina. Er kennt auch noch niemanden hier in der Villa."


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    Argos- der kleine Welpe von Arrecina


    Um seinen Hals trug der kleine Hund eine goldene Halsbandkette mit Bernsteinen und Rubinen geschmückt, eine lange Hundeleine aus weichen Hanf mit roten Bändern umwickelt lag daneben. Als Hannibal Arrecina den Korb reichte, sprang der Hund sofort heraus und auf Arrecinas Schoß. Neugierig schnüffelte der Welpe an der jungen Frau und leckte ihr mit seiner Zunge über die Wange. Seine dunklen Knopfaugen richteten sich auf sie und erneut roch der Hund mit seinem kalten, feuchten Näschen an ihr.


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    [Blockierte Grafik: http://img116.imageshack.us/img116/1306/didobr5.jpg]
    Dido- die junge Sklavin von Serenus.


    Ein Kampfhund? Dido lächelte äußerst zufrieden, ihre Zukunft bei ihrem Herren schien doch nicht allzu öde und blöde zu sein. Prüfend musterte sie Serenus noch mal. In Baiae hatte Dido immerhin eine kleine Bande von Sklavenkinder hinter sich gewusst, aber hier in Rom würde sie das alles nicht haben. Und viele Kinder hatte sie in der Villa bis jetzt noch nicht gesehen. Skeptisch musterte Dido das Essen, das Meiste sah wie ekelhaftes Glibberzeug aus. „Also, ich kann ein wenig Lesen und Schreiben, ich kann schon bis 30 zählen und ich kann Latein und ein paar Brocken Numidisch, Ägyptisch und Gallisch. Auf Gallisch kann ich Fluchen und Schimpfen, auf Numidisch drohen und auf Ägyptisch was zu Essen bestellen.“ Stolz grinste Dido. „Außerdem kann ich schwimmen, sehr gut auf Bäume klettern, mit der Zwille umgehen, ich kann Kirschkerne über 9 Fuß spucken, zwischen meine Zähne hindurch pfeifen und ich kann mich prügeln.“ Auf das mit den Kirschkernen war Dido besonders stolz, sie hatte alle Kinder in Baiae geschlagen und sich somit zur Kirschkernkönigin und Anführerin der Kinderbande hochgeschwungen.


    Dido sah ihrem Herren hinter her und dann wieder auf das Essen herunter. Sie griff nach den grauen Dingern, die halb offen waren und roch daran. Einigermaßen unverdächtig! Sie hatte zwar die Erwachsenen in Baiae das Zeug haufenweise essen sehen, aber es nie selber gekostet. Vorsichtig pulte sie sich das glitschige Ding da raus und nahm ihn in den Mund. Angewidert riss Dido die Augen auf. Suchend sah sie sich um, griff nach einem Becher und spuckte das ekelhafte Teil in das Honigwasser hinein. „Bäh...ieeehh!“ Mist! Das war ja Serenus Becher. Unauffällig ließ Dido den Becher unter der Kline verschwinden und nahm ihren eigenen Becher. „Uähh..“ gab sie noch von sich und spülte schnell den abartigen Geschmack herunter. Sie schauderte und besah sich die Speisen jetzt vorsichtiger. Sah alles ekelhaft aus! Doch die Eier schienen ihr unverdächtig. Schnell nahm sie ein Ei und probierte. Ja, das ging. Schwupps, schon stopfte sie sich ein Ei rein und das nächste und noch eines. Mit vollen und aufgeplusterten Backen mampfte Dido die Eier und sah sich schon nach dem nächsten Essen um. An ihrer Wange klebte schon das erste Eigelb und sie hatte Mühe beim herunterschlucken. Man musste doch vorsorgen für die mageren Zeiten. Ob sie noch was vom Essen stibitzen konnte ehe alles vorbei war? Sie hatte eigens dafür ein kleines Tüchlein mitgebracht.

  • Zitat

    Original von Sica
    Das Mahl der Götter wird reichhaltig und Apollo zufrieden sein. Der andere König wurde bereits erwartungsgemäß bestimmt?


    "Der König der Narren sitzt vor dir." Er sagte dies ohne jegliche Regung. Auch Sica war zur Teilnahme an diesem Mahl gezwungen, womöglich nicht durch seinen Herrn, doch durch die Gesamtsituation gebunden. Sciurus winkte einen Bediensteten herbei und trug ihm auf, die Mischung stärker auf Wein auszurichten und mehr Wasser zurückzunehmen. Er bemerkte bereits die ersten Anzeichen der Wirkung an seinem Herrn, und um diese zu halten musste während des Hauptganges der Weinanteil erhöht werden. Kurz darauf brachten die Männer Schüsseln mit warmem Wasser und trugen sie zu den Klinen, damit die Anwesenden sich die Hände reinigen konnten. Andere trugen bereits die nächsten Speisen auf. Es gab eine reichliche Auswahl an Fleisch. Gebratenes Kaninchen umgeben von Kohl auf Athenische Art mit Honigessig, Fleischragou mit Marillen, porchiertes Schweinseuter, Wachteln in Kräutersauce, kräftig gewürztes Hammelfleisch, angebraten und in einer Weinsauce angerichtet, Faschiertes im Schweinenetz und dazu würzigen Püree aus gekochtem Kürbis und Zucchinistäbchen mit Datteln und Pinienkernen, süß-scharf gewürzt.


    Da Sciurus seine Angelegenheiten mit Sica alleine besprach und Schweigen zu seiner Art gehörte solange man ihm nicht auftrug zu sprechen - denn verlangte sein Herr dies, konnte er durchaus vorgeben, äußerst redselig zu sein - schwieg er auch nun wieder und gab sich an allem eher unbeteiligt.


  • Mit einem dezent freundlichen


    "Ich danke dir, Onkel."


    Nahm er das Geschenk entgegen und machte es voller Vorfreude auf. Zuerst war er doch überrascht, denn er wusste nicht recht was dies darstellen sollte. Doch nachdem er die Senatorentoga ausgebreitet hatte, erkannte er die Anspielung. Ein deutliches Lächeln zierte sein Gesicht.


    "Wie vorsorglich von dir, Onkel. Ich danke dir vielmals für dein Geschenk, ich werde sie zu gegebenem Anlasse tragen."


    Und doch machte er nur eine gute Miene zum bösen Spiel. Sehnlichst wartete er auf die nachricht von seinem Vater, noch mehr auf ein kaiserliches Schreiben oder eine Bekanntmachung. Und doch, vergebens, er war und würde vermutlich als der am längsten geschundene Senatorenkandidat in die Geschichte Roms eingehen müssen. Damit fand er sich ab, nicht jedoch mit dem erheblichen Ansehensverlust, den ihm der Kaiser dadurch einbrachte - es ärgerte ihn in jeden Tag, jede Stunde, aufs Neue. Langsam begann er den Mann zu hassen.
    Doch nun waren Saturnalien und das Geschenk war mehr als passend gewählt. Hoffentlich mit keinem Hintergedanken, der sich um seine Ernennung drehte, so hoffte er.


    Sogleich griff er in die Seite und hielt Aristides etwas langes, in roten Stoff gehülltes, Geschenk entgegen. Es war sehr lang und dünn.


    "Und dies für dich, Onkel, die nahe Zukunft verheißend."


    Zwar wusste er nicht, ob der Onkel dem Militär weiterhin treu bleiben würde oder sein Weg ihn in die verheißungsvolle Politik Roms führen würde, doch es war wie mit jedem Geschenk, ein Spiel der Geschmäcker und Bedürfnissen.
    Das Geschenk war nämlich nichts anderes, als eine den Status eines Centurio kennzeichnende vitis, der Centurionenstab, wie sie es damals nannten. Dieser war in diesem Falle in dunklem, gar schwarzem, Zitrusholz gehalten, mit edlen Verzierungen aus Silber. Er hoffte, dass dies des Onkels Zukunftserwartungen entsprechen würde. Stattdessen hätte er ihm sicherlich eine toga candidatus geschenkt.

  • Zitat

    Original von Flavia Leontia et Flavia Arrecina


    Schon an der Kontur des Geschenkes seiner Base war zu erkennen, um was es sich handelte. Wie kaum anders zu erwarten, war es eine Schrift, welche er von Leontia erhielt. Da dies so war, da dies eine Schrift war und da diese von Leontia stammte, verlangte sie jedoch besondere Aufmerksamkeit. Gracchus löste den blauen Stoff um die Rolle herum, fuhr prüfend mit dem Zeigefinger über das feine Hirschleder und entnahm sodann das dünne Pergament. Die weiche Bewegung, in welcher er das Schriftstück entrollte, dabei nicht zu wissen, welcher Inhalt auf ihn wartete, dies war etwas, was Gracchus ein jedes mal aufs neue ein leichtes, wohliges Schaudern über den Rücken ziehen ließ, bis er endlich die ersten Zeilen las.
    Wir stehn am fernsten Saum der Welt, dem skythischen Gelände jetzt, in unbetretner Einsamkeit.
    Hephaistos, du wirst eingedenk jetzt sein des Amts, das dir der Vater übertrug, den Frevler hier
    in diamantner Fesseln unlösbarem Netz hoch anzuschmieden auf den gipfelsteilen Fels.

    Seine Lippen bewegten sich und er formte lautlos die Worte, die er vor sich sah. Schließlich wandte er sich seiner Base zu, ein erfreutes Lächeln zeichnete sich auf seinen Gesichtszügen ab.
    "Kein Dank könnte dazu in der Lage sein den meinigen zu übertreffen, teuerste Leontia."
    Er verwahrte das gerollte Pergament sorgsam in der Schutzhülle und legte sie zu jenem Päckchen, welches er von Aristides erhalten hatte. Sodann wandte er seine Aufmerksamkeit, wohl berechnend, wieder dem familiären Geschehen zu und eine heimliche, gar kindliche Freude überkam ihn, dass dieser Teil des Abends noch immer nicht vorüber war.
    "Noch immer gibt es Kinder an diesem Tisch, die ohne Geschenke sind."
    Beinahe hätte er sich zu einem 'verlorene Kinder' hinreißen lassen, doch noch war der Weinpegel in seinem Blut dazu nicht hoch genug. Ein kleiner Beutel fand darum ohne weitere Kommentare seinen Weg zu Aristides' Tochter.
    "Bona Saturnalia, Arrecina!"
    Der rotfarbene, seidig glänzende Beutel für seine Nichte zweiten Grades enthielt zwei kleine Schmuckstücke, zwei Ohrringe. Sie glänzten goldfarben, bestanden aus je einer kleinen halbmondförmigen Platte, welche eine perlmuttfarbene Perle umschloss. An diese angebracht befand sich je eine Volute, an welcher drei kleine, kegelförmige Pendilien mit gleichartigen Perlen herab hingen. Natürlich hatte Gracchus jene Schmuckstücke nicht selbst gewählt, doch es war ihm glaubhaft versichert worden, dass die zurückhaltende Tongebung in Verbindung mit dem dezenten Schimmern des Goldes perfekt mit Arrecinas braunfarbenem Haar und ihren dunklen Augen harmonieren würde. In dieser Hinsicht waren weibliche Verwandte ohnehin von Vorteil, konnte eine Frau doch nie zu viel Schmuck bekommen. Darum war sie zu Beschenken beinahe so mühelos, wie dies bei Kindern der Fall war, welche allgemein einen solch reichhaltigen Fundus an Wünschen aufwiesen, dass man nur einen passenden herausgreifen musste, wie dies bei Serenus der Fall gewesen war. Gracchus blickte sich verwundert um, sah er seinen kleinen Neffen doch nicht mehr am Tisch, obwohl gerade erst die Hauptspeise aufgetragen worden war. Wahrscheinlich jedoch war der Junge nur austreten, seine Geschenke würde er sicherlich nicht versäumen. Gracchus wandte sich dem Faschierten zu, nahm sich ein wenig Hammelfleisch und garnierte seinen Teller schließlich mit einigen Zucchinistäbchen. Das Essen war im allgemeinen kräftig gewürzt, so dass es den Durst antrieb, welchen Gracchus nur allzu bereitwillig mit dem immer wieder aufgefüllten Wein ein wenig zu löschen versuchte. Nicht nur die Schärfe der Speisen trieb ihm darum langsam die Hitze in den Körper.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM


  • Minervina... sehr abwesend und in Gedanken blickte auf.


    Ich danke dir mein liebster Bruder. Wenn es in Orndung ist werde ich dein Geschenk im Stillen öffnen.


    Auch sie hatte ein Geschenk für ihren Bruder. In einem kleinen Schächtelchen aus Holz. Es war schön geschnitzt und vereinte zwei oder mehr dunkle und helle Holzarten. Ein kleiner in Golf gefasster türkiser Stein prangte am Deckel.
    Im Inneren war ein Ring. Er war aus schlichtem Weissgold und hatte keine auffälligen Merkmale. Auf der Innenseite war aber ein Schriftzug eingraviert.


    Öffne es auch im Stillen. Es liegt auch ein Brief dabei, den du, nachdem du das Geschenk geöffnet hast lesen solltest.


    Minervina war sehr blass und der Anblick des Essens machte es nur noch schlimmer.


    Ich denke, ich muss auf mein Zimmer, sonst überkommt mich die Ohnmacht...


    Sie stand auf, ein Sklave half ihr dabei, und verließ den Raum. Noch ein letztes mal drehte sie sich um.


    Die restlichen Geschenke werde ich meiner Familie später bringen. Es tut mir leid.

  • Bestürzt sah Leontia wie blass ihre Cousine war. Die Arme! Hoffentlich war es nichts Ernstes. „Gute Besserung, Minervina.“, wünschte sie ihr besorgt. Sie selbst bekam langsam Hunger, die Speisen dufteten gar zu köstlich, doch bevor sie nicht ihre Geschenke verteilt hatte, würde sie sich dem Essen nicht in Ruhe widmen können. So steckte sie wieder die Nase in ihren Korb. Das nächste Geschenk wog schwer, sehr schwer, und sie war froh, dass sie es heil bis hierher hatte schaffen können.


    Sorgfältig hielt sie die, nur lose mit einem hellen Tuch überdeckte, große runde Form aufrecht, trug sie achtsam in beiden Händen, als sie auf Lucullus zutrat. Insgeheim befürchtete sie, dass das Geschenk keinen Anklang finden würde. Aber für jemanden, den man kaum kannte, den man zuletzt als kleines Mädchen gesehen hatte, war es nun mal nicht einfach, etwas Passendes zu finden.


    „Io Saturnalia, Lucullus!“ grüßte sie ihn gemessen, lächelte höflich, etwas nervös, und hoffte, dass sie seine Interessen getroffen hatte. Vorsichtig setzte sie das Geschenk vor ihm auf dem Tisch ab, und zog, schwungvoll wie ein Bühnenzauberer, das leichte Tuch zur Seite. Darunter kam ein dickwandiges gewölbtes Glas zum Vorschein, die Wand leicht grünlich mit kleinen Bläschen darin. Es war mit Wasser gefüllt, in dem zwei gedrungene kleine Zierkarpfen von sattroter Farbe mit langen goldgetupften Schleierschwänzen gemächlich ihre Kreise zogen.


    Man hatte ihr versichert, dass diese Art – sie trug den poetischen Namen Sterne der Semiramis - gerade ungeheuer in Mode war, und obwohl sie für gewöhnlich keine Gedanken an das schnöde Geld verschwendete, war doch auch ihr aufgefallen, wie außergewöhnlich kostspielig diese Tiere waren. „Du kannst sie natürlich auch in einen Teich setzen, oder eine Piscina.“ erklärte sie. „Sie sind winterfest.“


    Der Rückweg zu ihrer Kline führte sie an Milo vorbei. Sie schwankte, ob sie ihm ganz die kalte Schulter zeigen sollte. Verdient hätte er es! Doch dann besann sie sich eines besseren, und schenkte ihm ein stählernes Lächeln. „Bona Saturnalia, Vetter Milo.“ wünschte sie frostig, und zog aus ihrem Geschenkekorb zwei weitere Schriftrollenbehältnisse hervor, adrett in taubenblaues Linnen eingeschlagen.


    Sie waren sehr groß, und überaus gewichtig, denn darin befand sich, in zwei Bänden, die gesamte Magna Moralia des Aristoteles. „Nimm doch bitte diese Kleinigkeit an“, bat Leontia ausnehmend liebenswürdig, und reichte ihm das moralschwere Geschenk. „Ich bin sicher, lieber Milo, das Studium dieses Werkes wird dir viele neue Erkenntnisse bringen….“

  • Serenus kam zurück in den Raum. Sein Kampfhund Nero begleitete ihn. Er wies den Hund an neben der Säule Platz zu machen. Dann ging er wieder zu seiner Kline und setzte sich zu Dido.


    “Dido! Du siehst aus wie ein Feldhamster mit den vollen Backen! Iss langsamer. Es ist genug für alle da und dir nimmt keiner was weg. Und wenn doch, dann wird er Ärger mit mir bekommen. Und das will in dieser Gesellschaft keiner der Anwesenden riskieren. Das da hinten ist übrigens Nero. Er war im Garten und hat einer ganz speziellen Katze aufgelauert. Und sie auch erwischt. Deshalb hat es auch so lange gedauert. Ich mußte ihm das blutige Maul etwas abwischen.”


    Serenus wies einen Diener an ihm etwas von dem Kaninchen und den Wachteln zu servieren. Dann schaute er sich nach seinem Becher um, konnte diesen aber nicht mehr entdecken. Das Personal schien in der Tat handverlesen und aufmerksam zu sein, denn schon offerierte man Serenus einen neuen Becher. Er trank einen Schluck. Oh! Man hatte das Mischungsverhältnis geändert. Das Honigwasser schmeckte deutlich süßer.


    Serenus wandte sich an Onkel Gracchus.
    “Ich war bei Tante Antonia und habe versucht sie zu überreden auch noch zu kommen. Na ja, vielleicht hat es ja geklappt und sie taucht noch auf. Sie scheint etwas schüchtern zu sein. Was ist denn mit Tante Minervina los?”


    Er schielte zu seiner Schwester. “Schwesterchen! Was ist denn das für ein Hund? Ich vermute doch mal, daß dieses Fellknäul da mal ein Hund werden soll? Der ist aber klein. Das wird sicher mal so ein “Wedelt-immer-mit-dem-Schwanz-Hund”. Es wird sicher schwer daraus einen Kampf- und Wachhund zu machen.”

  • Zitat

    Original von Flavia Minervina et Lucius Flavius Serenus


    Noch eben ließ Gracchus seine Finger über die feinen Schnitzereien auf der Holzschachtel, dem Geschenk Minervinas, gleiten, während ihre Worte in seinen Sinnen nachhallten, da war seine Schwester bereits aus dem Raume entschwunden. Dies trübte seine Stimmung mehr noch, als es Antonias Abwesenheit je vermocht hätte, denn dass dies gerade im Nachklang zu seinem Saturnaliengeschenk geschah, dies ließ aus Gracchus' Sicht nur eine einzig mögliche Schlussfolgerung zu. Sogleich schob er sich die Schuld für Minervinas Unwohlsein selbst zu, mochte es das Geschehen auf dem Markt gewesen sein, die Erinnerung daran ausgelöst durch das Geschenk, oder mochte es seine bloße Anwesenheit sein, die, aus welchen Gründen auch immer, seiner Schwester so zusetzte, doch dass er der Auslöser jenes Unwohlseins war, daran bestand keinerlei Zweifel. Womöglich hatte er sie doch mehr verärgert mit seinem Gespräch, als ihm bewusst war. Zudem hätte er sie längst aufsuchen sollen, um mit ihr über ihre Mutter zu sprechen. Er schämte sich dessen, dass er diese Pflicht bisweilen vernachlässigt hatte, doch gerade am heutigen Abend sehnte er sich so sehr danach, alle Pflichten Pflichten sein und ruhen zu lassen. Durch den berauschenden Wein gelöst, ließ sich Gracchus zu einem tiefen Seufzer hinreißen, gleichzeitig rang er mit sich, Minervina zu folgen. Doch stattdessen versuchte er letztlich die Gedanken nur mit mehr Wein zu ertränken, was jedoch nur mäßigen Erfolg brachte. Er verfolgte das Geschenkeverteilen am Tisch und bedachte Leontias Geschenk für ihren Neffen Milo mit einer Spur aufkeimenden Neides, da jene Schriftrollen doch so viel größer und schwerer schienen, als diejenige, welche er von ihr erhalten hatte. Doch rechtzeitig besann er sich der alten Weisheit Nicht auf die Größe, sondern auf den Inhalt kommt es an. und aß statt sich weiter zu grämen von den Speisen, bis Serenus seine Aufmerksamkeit zurück auf jene Dinge brachte, welche er soeben gerade erfolgreich zu verdrängen versucht hatte. In leichtem Entsetzen hielt er inne und ließ das Stück Hammelfleisch, welches er im Begriff war zum Mund zu heben, wieder sinken.
    "Minervina ist es ein wenig unwohl, wie wohl auch Antonia, da sie nicht hier ist. Du musst lernen, Entscheidungen zu akzeptieren, Serenus. Antonia wird ihre Gründe haben, weshalb sie nicht anwesend ist und es ist nicht an dir darüber zu urteilen, ob diese gerechtfertigt sind, oder nicht."
    Seine Tonfall war ungewohnt scharf. Doch Gracchus konnte nicht dulden, dass Serenus letztlich mehr Erfolg haben würde, als er selbst, Antonia zu irgend etwas zu bewegen. Am Ende glaubte sie noch, er wäre selbst nicht in der Lage ihr gegenüber zu treten, unabhängig davon, dass dies tatsächlich so war, glaubte, er hätte den Jungen geschickt und fühlte sich zu allem Überfluss bemüßigt tatsächlich noch zu erscheinen und die familiäre Eintracht zu zerstören. Dies konnte er nicht dulden, nicht an diesem Abend, und um dies in sich selbst zu bekräftigen, trank er noch einen Schluck des Weines, hatte er doch den Eindruck, dass dies durchaus dazu beitrug, seine Vorsätze zu festigen. Sodann ließ er sich eine Schale warmen Wassers reichen, um sich die Hände zu reinigen, und ein Tuch, um sie zu trocknen. Der Appetit war ihm vergangen und je eher das Essen beendet sein würde, desto eher würde sich Serenus mit dem Rest seiner Geschenke beschäftigen, statt auf dumme Gedanken zu kommen. Es galt daher die restlichen Pakete zu verteilen, so dass die übrigen sich weiter dem Essen zuwandten. Darum griff er zu dem Geschenk für Milo. Die Auswahl dessen hatte sich ein wenig komplizierter gestaltet. Doch Gracchus hatte es letztlich seinem Sklaven überlassen und jener mochte hoffen, dass die Informationen, welche er beschafft hatte, korrekt waren. Gracchus musste sich aufsetzen, um das schwere Paket fassen zu können, und er reichte es über Sciurus weiter zu Milo.
    "Bona Saturnalia, Milo! Ich hoffe, es trifft deinen Geschmack."
    Die Form des in groben Leders eingeschlagenen Geschenkes ließ bereits auf den Inhalt schließen, war das Leder doch mit Bändern eng um die kleine Amphore herum gebunden. Der Inhalt jener war ein über die Maßen teurer Wein, dessen Beschaffung alleine schon eine kleine Oddysee für sich gewesen war, was Gracchus jedoch nicht ahnte. Es gab nichts, was Sciurus in dieser Hinsicht nicht beschaffen konnte, und Gracchus wusste nie genau, wo es her kam, geschweige denn wollte er dies wissen.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Irgendwie fühlte sich Marcus bei dem Wort ‚Onkel’ doch bedeutend älter als er bereit war sich einzugestehen. Doch es war nun mal so und schließlich war selbst Gracchus von der Verwandtschaft eine Generation über Furianus und nicht bedeutend älter...oder war er sogar jünger als Furianus? Marcus wusste es nicht so genau, er hatte sich noch nie Geburtstage und ähnliches gut merken können. Doch trotz der Grübelei freute sich Marcus sehr, daß das Geschenk Furianus zu gefallen schien. Endlich mal hatte Hannibal darauf verzichtet Marcus in Verlegenheit zu bringen, mit der Tatsache, daß Marcus leider jedes Jahr aufs Neue die Geschenke vergaß. Marcus lächelte freundlich, mit seiner gutmütigen Art und nickte.


    „Das freut mich sehr, Lucius. Es wird viel für die Familie bedeuten, wenn endlich wieder ein Flavier, nach Secundus natürlich, in den Senat einziehen darf, Neffe.“


    Marcus war sich sicher, daß seine Mutter sich sehr darüber freuen würde, wahrscheinlich ging das Geschenk sogar auf die vorsorgliche Agrippina zurück, die doch immer Bestens in Baiae über die Geschehnisse in Rom informiert war und somit wohl vom baldigen Aufstieg Furianus in den Senat gerüchteweise gehört hatte. Zärtliche Gefühle an seine Mutter stiegen in Marcus auf, sie dachte doch wirklich an alles. Und was Marcus neben den Saturnalien noch liebte, außer das gute Essen, mit der Familie zusammen zu sein und ihre freudigen Gesichter zu sehen, das war selber Geschenke zu bekommen. Wie ein Kind lächellte er, als Furianus ihm das Geschenk überreichte, und schlug den roten Stoff zur Seite. Ein Blick und er strahlte auf. Ein vitis, ein Offiziersstab? Grandios! Woher wußte Furianus bloß, daß der Optiostab jetzt schon sein liebstes Spielzeug in der legio war und er darauf hoffte, baldig zum centurio befördert zu werden? Herrlich! Bewundernd drehte Marcus den Stab in seinen Händen und betrachtete die Silberarbeiten, das schöne und edle dunkle Holz, wenngleich nicht aus Rebenholz, aber genau das machte ihn noch mehr zu etwas Besonderen.


    „Wundervoll, Neffe. Ein wunderschöner Stab und ebenfalls sehr vorrauschauend. Ich werde ihn immer in Ehren halten! Ich danke Dir!“


    Oh ja, wenn er erst mal centurio war, würde er den Stab mit Sicherheit nicht mehr aus den Händen legen. Marcus lächelte vergnügt und freute sich jetzt schon sehr auf jenen Tag. Außerdem bedeutete centurio sein neben der Tatsache, so einen Stab tragen zu dürfen, eine größere Unterkunft, mehr Sold und weniger Arbeit- so stellte sich das Marcus zumindest vor. Die Dämpfe des guten Essens stiegen Marcus in die Nase und er konnte nicht widerstehen, kostete von den verschiedenen Gerichten und Fleischköstlichkeiten, die seinen Appetit nur steigerten. Doch er hatte noch drei Geschenke zu verteilen in der Familie. Ein Blick in sein Geschenkekorb und es traf ihn eine bittere Erkenntnis. Da lag ja nur noch zwei Geschenke. Marcus spähte auf die kleinen Tabulae, Lucullus und Milo standen darauf. Aber was war denn mit Leontia? Hatte Hannibal seine liebste kleine Base vergessen? Verwirrt griff Marcus zu dem Geschenk von Lucullus. Jenes war in tiefblauen Stoff gehüllt mit silbergoldenen Ornamenten an der Seite. Herrje, schon wieder Schriftrollen?, dachte sich Marcus. Die Familie würde ihn am Ende noch für einen tiefsinnigen, gelehrten Geist halten. Obwohl, vielleicht war so ein unbegründeter Ruf gar nicht so schlecht. Lächelnd reichte Marcus die in Stoff gehüllten Lederrollen mit den Papyri an Lucullus weiter. In ihnen fanden sich in einem klaren und präzisen Latein verfasste Schriften des Cato, gerüchteweise sollten diese Schriften wohl noch von einem seiner Anhänger kopiert worden sein. Zum einen handelte es sich um Teile der origines, aber ganz besonders viele Schriften aus seinem Werk de agricultura.


    „Bona Saturnalia, Quartus. Möge es Dir einige vergnügliche Stunden bieten!“


    Marcus hatte natürlich wieder nicht den blassesten Schimmer, welche Schriften es waren und daß man Cato nicht gerade als ‚vergnüglich’ einstufen sollte, trotzdem sagte er das mit einer unerschütterlichen Zuversicht, daß es so sein würde. Einer der Freien trat heran, beugte sich runter und flüsterte Marcus etwas ins Ohr. Verdutzt sah Marcus denn Mann an, sah auf dessen Hand herunter, wo jener Mann sich ein Tuch herumgebunden hatte.


    „Aha...ja...bringt es rein...ist es gefährlich?...na, bringt es her...!“


    Verwirrt schüttelte Marcus den Kopf und warf Hannibal einen warnenden Blick zu. Wenn der Leontia einen bissigen Sklaven schenken wollte, würde doch wieder eine Blamage Marcus bevor stehen. Marcus seufzte, schloß die Augen und machte sich auf alles gefasst. Der angemietete Diener kam zurück und trug einen aus Holz nachgeschnitzten kleinen Baum, der nur zwei dicke Äste trug und aus hellem Birkenholz gefertigt, worin Verzierungen aus Rosenquarz und dunklem Kirschholz eingefasst waren. Doch nicht jenes kleines Kunstwerk von einem Bäumchen war das Geschenk, sondern die kleine Kreatur, die darauf, angebunden mit einem feinen Silberkettchen, herumkletterte- es war ein Graupapagei. Seine Federn plusterten sich auf, als er die ganzen Menschen sahen und er reckte seinen grauen Kopf nach vorne, hangelte sich mit Schnabel und Klaue auf einen der beiden Äste und spreizte seine roten Schwanzfedern, flatterte mit seinen dunkleren Flügeln.


    [Blockierte Grafik: http://img225.imageshack.us/img225/7489/platonlf4.jpg| Der besagte Papagei


    „Heilsa!“


    Ähnlich wie die Stimme eines Menschen krächzte der Graupapagei jenen Gruß in den Raum und knabberte dann an seiner Fußkette, spähte wieder nach oben und schnappte schnell nach seinem Träger, der den Baum hastig bei Leontia abstellte.


    „Sinnbild bin ich der Seeeeele Platooon!“


    Schnell bekam Marcus ein Lächeln zustande, nachdem er den Papagei selber etwas begafft hatte und seinen Worten gelauscht hatte, die auf Griechisch gesprochen waren.


    „Bona Saturnalia, liebste Base. Der Vogel spricht, wie Du gerade hören konntest, sogar Griechisch. Ich hoffe, er kann Dir Vergnügen bereiten. Einen Namen hat er, meines Wissens nach, noch nicht!“


    Das war wieder glatt geblufft, aber was würde es so einem Vieh schon aussmachen, eine neuen Namen zu bekommen? Das Geschenk an Minervina würde Marcus ihr dann wohl auch erst morgen geben können, wenn es der jungen Frau besser ging. Marcus lehnte sich zurück, seufzte und verfluchte sich innerlich. Warum mußte er nur immer die Geschenke vergessen? Dann würden nicht solche unangenehmen Momente wie eben auftauchen.


    Schnell leerte er einen Becher und ließ sich einen vollen Teller mit Speisen reichen. Verschenken regte wirklich den Appetit an. Aber nun galt es das letzte Geschenk zu verteilen. Marcus griff in den Korb und holte das Geschenk hervor, jenes für Milo. Wehe, wenn Hannibal hier was völlig Falsches besorgt hatte oder es waren wieder Schriftrollen. Sein kleiner Ziehbruder steckte seine Nase sowieso viel zu oft in die Schriftrollen, er war ja schon ganz blass um die Nase und hatte für Marcus bedenklicherweise zu dunkle Ringe unter den Augen, wirkte seltsam abwesend und nicht wirklich in feierlicher Stimmung. Marcus machte sich schon ein wenig Sorgen um den jungen Milo. Ob er wirklich verliebt war? Vielleicht wollte Milo viel lieber bei seiner Angebeteten sein und empfand das hier alles als üble Last. Marcus musterte ihn einige Herzschläge lang prüfend ehe er mit einem Lächeln ihm das Geschnk reichte.


    "Bona Saturnalia, kleiner Bruder. Ich hoffe, Du kannst damit etwas anfangen!"


    Vergnügt zwinkerte Marcus Milo zu. Es war recht wahrscheinlich, daß Milo um Marcus vergessliche Art wußte, hatte er doch oft genug die Saturnalia mit ihm erlebt. Jenes in ägyptische dunkelrote Leinen geschlagene Geschenk, mit Bestickungen von orientalischen Ranken verziert, enthielt auch ein längliches Geschenk, ein langes silbernes Kästchen mit kleinen Saphiren versehen. Wenn man es öffnete lag darin auf schwarzem Stoff eine lange kupferne, mit goldenen und silbernen Verzierungen versehene, Rauchpfeife, wie die Orientalen sie zu nutzen pflegten. Feine Schmiedearbeiten offenbarten exotische ägyptische Muster auf dem Gold und Silber. In kleinen Döschen aus dunklem Zedernholz, welches gar selber wunderbar duftete, befand sich hochwertiges Hanfkraut und die dunklen kleinen Körner, die aus dem Mohn gewonnen wurden und den Geist auf ferne Reisen zu schicken vermochte.

  • Der Germane saß zurückgelehnt auf der Kline, hielt eine Wachtel in der Hand und grub die Zähne tief in das zarte Fleisch, er riss Fetzen aus der knusprigen Kruste, und saugte gierig das Mark aus den Röhrenknochen.
    Wenn er aufsah, galt sein brennender Blick nur Arrecina. Gewaltsam musste er sich beherrschen, sie nicht ständig anzustarren. Er wollte sie nicht noch mehr kompromittieren, als er es sowieso schon getan hatte.
    Arrecina! Ihr flehender Blick als sie den Raum betrat hatte ihn verdammt noch mal mitten ins Herz getroffen. Als ob er hier irgendwas ausrichten könnte, bei Fenris' Fängen, er war hier doch viel hilfloser als sie. Frustriert zerknickte er das abgenagte Geflügelskelett in den Händen, warf es dann dem Hund hin, der neben einer Säule hockte, und griff sich ein Stück Hammelfleisch.
    Wenn er doch mit ihr sprechen könnte! Aber sie saß direkt neben ihrem Vater, der das wohl weniger gutgeheißen hätte. Kurz kam ihm der Gedanke, dass es tatsächlich gut wäre, schreiben zu können, dann hätte er ihr jetzt vielleicht einen Fetzen Papyrus mit einer Botschaft zustecken können.
    Er lauerte förmlich darauf, dass sich Flavius Aristides entfernte, aber der verhasste Neiding blieb auch während des dekadenten Geschenke-Spektakels immer an ihrer Seite. Rutger ertappte sich, einen beschämenden Moment lang, sogar bei dem Gedanken, dass er den kleinen Hundewelpen beneidete, der seine weiße Schnauze so tollpatschig an ihre Wange stupste.


    Zu Hel mit den Römern! Er leerte seinen Becher, und bemerkte, dass der Wein schon weniger verwässert war als zu Anfang.
    Da drang plötzlich ein Gruß in seiner Sprache an sein Ohr. Perplex bestaunte er den sprechenden Vogel. Er wusste ja von Helden, die die Sprache der Vögel verstehen konnten – aber dass ein Vogel der Menschensprache mächtig war, und dann auch gleich noch verschiedener Mundarten – unglaublich! Natürlich hatten die Römer - in ihrer vollkommenen Ignoranz gegenüber dem Zauber in der Welt - auch dieses Märchentier in Ketten gelegt, wenn auch in feine silberne.
    Wieder biss er grimmig in das Fleisch, fasste aber den Entschluss, sich beim Wein ein bisschen zurückzuhalten. Wenn Flavius Aristides ordentlich becherte, dann würde hoffentlich seine Aufmerksamkeit nachlassen, und vielleicht würde er, Rutger, doch noch irgendwie an Arrecina herankommen…

  • Das Geschehen rund um den Tisch war äußerst fad anzuschauen. Geschenke wurden hin- und her- und von der einen zur anderen Seite gereicht, wo sie ausgepackt und betrachtet wurden, manches mal mit anscheinend eher vorgetäuschter, manchesmal dagegen gar mit echter Freude. Dazwischen ging immer wieder jemand hinaus oder kam hinein, doch sonderlich spektakulär war nichts. Selbst der Sohn der Lupa und der Germane beherrschten sich, zu ihrem eigenen Glück, und trugen in zurückhaltender Weise zur allgemeinen Farce bei. Sciurus bedachte seinen Herrn mit großer Aufmerksamkeit. Für eine Weile schien ihn etwas zu beunruhigen, Sciurus kannte den nachdenklichen Ausdruck auf Gracchus' Gesicht nur allzu gut und er hätte gerne gewusst, was im Kopf seines Herrn genau vor ging. Doch sobald dieser sich wieder am Geschenkereigen beteiligte, war auch jenes Zögern von ihm gewichen.


    Einer der Bediensteten trat zu Sciurus hin und teilte ihm leise mit, dass nun der Falerner geöffnet wurde, welchen der Herr Milo vom Markt mitgebracht hatte. Ein hintergründiges Lächeln trieb über Sciurus' Gesicht, er nickte und erhob seinen Becher. Mit seinem Messer in der anderen Hand schlug er drei mal leicht an das Gefäß, um die Aufmerksamkeit der Tischgesellschaft auf sich zu ziehen. "Verzeiht die kurze Störung, doch der Wein wird nun gewechselt. Um den Frevel einer Mischung zu vermeiden, fordert der Rex Bibendi die Becher nun zu leeren, auf dass sie mit neuem, noch schmackhafterem Wein gefüllt werden können."


    Um seiner Forderung Ausdruck zu verleihen hob Sciurus seinen eigenen Becher an den Mund und trank ihn leer. Er hatte dafür Sorge getragen, dass dieser sein eigener Becher gegensätzlich zu den übrigen nur immer mit einer äußerst leichten Wein-Wasser-Mischung befüllt wurde, zudem trank er äußerst mäßig, weshalb ihn der Inhalt des Bechers nur kaum eine Wirkung spüren ließ.

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