[Officium] Curator Aquarum

  • "Dein Bruder?" Mit so einer engen Verwandtschaft hatte Macer nicht gerechnet.


    "Nun, er war vor einiger Zeit Aquarius. Er war es nicht sonderlich lange." Bevor er weiter sprach blickte er Decima Pulchra an und wartete auf ihre Reaktion. Zweifellos wäre es für Verus besser, wenn er seine Version der Entlassung aus dem Amt erzählen könnte, als wenn Macer das tun würde, falls seine Schwester danach fragte.

  • "Ja ich weiß das er Aquarius war, aber ich wusste nicht das immer nur einer aus der Familie Aquarius werden darf."


    sagte Pulchra und fragte sich ob Macer etwas gegen ihren Bruder hatte, oder was das jetzt alles überhaupt zu bedeuten hatte. Zu fragen wieso er Entlassen worden war würde sie nicht da sie nicht einmal wusste ob er entlassen worden war oder gekündigt hatte. Pulchra wusste nur das er jetzt ein Amt als Magister Scrinorum angetreten hatte

  • Macer schüttelte lachend den Kopf. "Nein, damit hat es nichts zu tun. Von mir aus kann eine ganze Familie alleine die Arbeit machen. Aber so große Familien gibt es dann wohl doch nicht."


    Er zog eine leere Wachstafel vom Stapel und versuchte sich wieder auf den ernsteren Teil eines solchen Bewerbungsgesprächs zu konzentrieren. "Also, du möchtest Aquarius werden. Wie sieht es mit Lesen, Schreiben, Rechnen aus?"

  • Erfahrung als Verwalterin war zweifellos eine positive Eigenschaft, die Macer gleich notierte.


    "Ah, das ist schon mal sehr gut. Bei wem und wie lange, wenn ich fragen darf?" Vielleicht konnte er sich beim ehemaligen Arbeitgeber erkundigen und eine Meinung zu ihrer Arbeitsleistung einholen.

  • Das erschien Macer nun wieder alles andere als eine Empfehlung zu sein, wenn sie die Stelle nur wenige Monate hatte. Kurze Dienstzeiten schienen in der Familie zu liegen.


    "Ich werde mich möglicherweise beim Consul Prudentius über deine Arbeitsleistung erkundigen. Ich möchte die Entscheidung daher nicht sofort treffen. Kannst du noch andere Leistungen vorweisen, die dich qualifizieren könnten?"

  • Da die Frau noch recht jung aussah, wunderte Macer diese Antwort nicht, machte die Entscheidung aber trotzdem schwer.


    "Nun, normalerweise habe ich nichts dagegen, auch jungen Leuten eine Chance zu geben. Irgendwo muss man ja schließlich anfangen. Trotzdem möchte ich in deinem Fall wie gesagt nicht sofort entscheiden. Komme in einigen Tagen noch einmal vorbei, wenn ich zeit hatte über deine Bewerbung nachzudenken."


    Die Sache mit ihrem Bruder hatte ihn vorsichtig gemacht. Er hatte eine Empfehlung gehabt und sich trotzdem als Fehlgriff erwiesen, da wollte Macer jetzt nicht auch wieder so schnell sein.

  • "Nun gut, dann komme ich in einigen Tagen wieder"


    sagte Pulchra und erhob sich. Das ganze kam zwar einer Ablehnung gleich, aber sie war sich sicher das sie auch ohne diese Stelle in der Casa überleben würde. So verabschiedete sie sich noch freundlich von Macer und ging dann wieder Rchtung Casa.

  • Der Weg von der Curie zur Basilica Iulia war nicht wirklich weit und so hatte Marcellus ihn zu Fuß zurückgelegt. Er wollte seinen neuen Amtskollegen kennen lernen, der ausschließlich für die Wasserversorgung der Hauptstadt verantwortlich war und dadurch eine wesentlich größere Verantwortung trug, als Marcellus als Procurator der Provinz Italia. Erkennen konnte man diesen Unterschied schon daran, dass dieser Posten lediglich durch Senatoren besetzt wurde. Nichts desto trotz führten auch die Aquädukte zur Hauptstadt quer durch die Provinz und so war eine gute Zusammenarbeit bestimmt ein großer Vorteil für beide Seiten. Geduldig wartete er im Empfangsbereich, bis der Curator Zeit für ihn hatte.

  • Der Gast musste nicht lange warten, denn Macer hatte gerade keinen Besucher in seinem Büro und so konnte er bald eintreten.


    "Salve, Claudius Marcellus", begrüßte Macer den Mann, den er noch aus der Senatssitzung und seinem Bericht aus Germania in Erinnerung hatte. "Nimm Platz. Was führt dich zu mir?"

  • Der Patrizier wurde in das Officium des Curators geführt und erwiderte die freundliche Begrüßung des Senators durch ein Kopfnicken. Auch dem Angebot Platz zu nehmen kam er gerne nach und setzte sich auf einen der beiden Stühle, dir vor dem Schreibtisch des Curators standen.


    "Ich danke dir Senator! Zu aller Erst habe ich gehört, dass du vor kurzem ein weiteres absolviertes Lebensjahr feiern durftest. Ich möchte dir im Nachhinein alles Gute wünschen.


    Aber nun zum eigentlichen Grund meines Besuches. Wie du vielleicht schon gehört hast, bin ich seit der Beendigung meiner Amtszeit als Quaestor wieder auf meinem angestammten Posten als Procurator Aquarum der Provinz Italia tätig und in dieser Funktion bin ich heute auch gekommen, um über eine mögliche und vielleicht intensivere Zusammenarbeit zwischen der Hauptstadt und der Provinz zu sprechen. Vor allem aber interessiere ich mich für das neue Verrechnungssystem des Wassergeldes und spiele bereits mit dem Gedanken, es auch für die Provinz zu übernehmen. Aber alles der Reihe nach. Bevor wir ins Detail gehen sollten wir vorher klären, wie du meinen Vorschlag mit unserer Zusammenarbeit siehst."

  • Macer hörte zunächst einmal nur zu und nahm die guten Wünsche mit einem Lächeln entgegen. Dann ging er zur sachlichen Arbeit über und begann wie gewünscht mit der Frage der Zusammenarbeit.


    "Zweifellos ist eine Zusammenarbeit mehr als wünschenswert. Die Aquädukte, die Rom mit Wasser versorgen, fallen zwar auch außerhalb der Stadt ausschließlich in meine Zuständigkeit, aber wir sollten durch ein wenig Koordination ja schon vermeiden, dass wir uns buchstäblich das Wasser abgraben." Das war natürlich der schlimmste anzunehmende Fall, dass sich Stadt und Umland durch eine Fehlplanung gegenseitig das Wasser streitig machten.


    "Aber gehen wir mal nicht vom schlimmsten Fall aus. Alleine schon dadurch, dass man sich gegenseitig über verlässliche oder unzuverlässige Baufirmen für exteren Aufträge austauscht oder die einen auf das technische Wissen oder bereits erkundete Brunnen oder Quellen der anderen zugreifen können, sollte im Alltag zweifellos nützlich sein. Wobei sich unsere Informationen natürlich nur auf den Umkreis der Hauptstadt beziehen würden und wir zu Problemen in Oberitalien oder im Süden nichts sagen könnten."

  • "Das ist mir bewusst Senator. Ich denke jedoch, dass schon ein Informationstausch für das römische Umland einen großen Vorteil für uns beide bedeuten wird. Meine Arbeit wurde während meiner Amtszeit im Cursus Honorum von einem Stellvertreter geregelt und ich muss gestehen, dass ich noch etwas Einarbeitungszeit brauchen werde, ehe ich dir konkrete Daten und Unterlagen liefern kann. Bisher konnte ich lediglich feststellen, dass es keine all zu großen Probleme gibt, die meiner sofortigen Aufmerksamkeit bedürften. Wie sieht das eigentlich mit dem neu herausgegebenen Wassergeld aus? Die Aufstellung dazu kenne ich bereits. Denkst du, dass wir die Preise auch eins zu eins auf die Provinz übernehmen können oder würdest du eher mit niedrigeren Preisen befürworten?"

  • "Das ist ja keine komplette Neuaufstellung des Wassergeldes", korrgierte Macer den Procurator. "Wir haben lediglich die ausgehangenen Listen überarbeitet und dann für dieses Jahr mit der Eintreibung der Zahlungen begonnen. Inwiefern sich unsere dabei vorgenommen Änderungen auf ganz Italia übertragen lassen, kann ich schwer beurteilen. Die Zahl der Hausanschlüsse ist deutlich geringer, oder? Das ändert natürlich die Kalkulation der Kosten." Kleinere Städte, die keine Hausanschlüsse im Wassernetz verfügten, sondern die Bevölkerung nur über Brunnen versorgten, waren ohnehin nicht betroffen.

  • "Da hast du natürlich Recht Senator. Allerdings sollte man vielleicht auch die Tatsache berücksichtigen, dass gerade in den ländlichen Gegenden von Italia vor allem die Landwirtschaft einen relativ hohen Wasserverbrauch hat bzw. die dort lebende Bevölkerungsschicht nicht gerade zur Oberschicht zählt. Ich könnte mir vorstellen für die Villen, Casen und Wochenenddomizile in den größeren Ortschaften die Wasserpreise um einiges höher anzusetzen, als es in Rom der Fall ist. Die restliche Bevölkerung in der Provinz sollte davon jedoch nicht betroffen sein. Denkst du das wäre eine praktikable Lösung?"

  • "Sicher, wenn die Kostensituation dies erfordert, würde ich das so machen", stimmte Macer zu, denn er hatte keineswegs zwingend auf geringere Preise zielen wollen. "Eine Brunnenstube, eine Leitung, ein Wasserverteiler oder was auch immer hat immer dieselben Baukosten und Unterhaltskosten - wenn sich aber nur weniger Abnehmer daran beteiligen, wird es für diese eben teurer. Die Landwirtschaft versorgt sich doch meist über Flüsse, Bäche und Brunnen selbst. Diese hätte ich jetzt nicht berücksichtigt."


    Zumindest war dies bei Macers Landgut so, das Regen in großen Zisternen sammelte, einen eigenen Brunnen hatte und außerdem in der Nähge einen kleinen Bach.

  • Marcellus lehnte sich zurück und ließ sich die Worte des Senators kurz durch den Kopf gehen. Natürlich hatte dieser Recht und es war unentschuldbar, dass der Patrizier nicht selbst daran gedacht hatte.


    "Gut, dann werde ich die Unterlagen noch einmal durchgehen und gegebenenfalls ein paar Aquarii losschicken, die sich ein Bild davon machen sollen, wie der Wasserverbrauch in den einzelnen Regionen und in den Provinzstädten aussieht. Wie geht es dir eigentlich mit den Mitarbeitern? Ich musste leider feststellen, dass die Anzahl der Aquarii in den letzten Jahren sehr zurückgegangen ist. Vielleicht sollten wir gemeinsam einen Aufruf an die Bevölkerung starten und um neue Mitarbeiter werben?"

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