[Officium] Curator Aquarum

  • Ich nickte und runzelte dann die Stirn. Beflissen korrigierte ich den Namen auf der Wachstafel und hoffte, dass nicht noch mehr Namen verwechselt waren. Dann nickte ich dem curator zu.


    Gut, ist geändert. Ich werde mich dann auf den Weg machen, vale bene.


    Dann verließ ich das officium auf dem Weg zum Archiv und den Büros der Aquarii

  • Im Zuge meiner Nachforschungen kam ich nun zum officium des Curators. Kurz klopfte ich an, wurde hereingebeten und grüßte höflich.


    Salve, Curator. Ich habe unangenehme Neuigkeiten für dich.


    Kurzerhand legte ich eine Wachstafel mit den betreffenden Namen auf den Tisch vor ihm.




      [*]Manius Horatius Eraster
      [*]Publius Semionius Strabo
      [*]Decimus Veratius Clodius



    Bei diesen Aquarii habe ich während meiner Arbeit an den Rechnungsbüchern Unregelmäßigkeiten festgestellt.


    Damit er sich selbst überzeugen konnte, reichte ich ihm auch eine Abschrift.



    Manius Horatius Eraster


    Aquarius für Trans Tiberim


    Monatliche Abrechnungen:


    Aprilis DCCCLVII A.U.C. (104 n.Chr.): 3074 Sz


    Maius DCCCLVII A.U.C. (104 n.Chr.): 2986 Sz


    Iunius DCCCLVII A.U.C. (104 n.Chr.): 3024 Sz


    Iulius DCCCLVII A.U.C. (104 n.Chr.): 3110 Sz


    Augustus DCCCLVII A.U.C. (104 n.Chr.): 2965 Sz


    September DCCCLVII A.U.C. (104 n.Chr.): 2010 Sz


    October DCCCLVII A.U.C. (104 n.Chr.): 1526 Sz


    November DCCCLVII A.U.C. (104 n.Chr.): 1434 Sz


    December DCCCLVII A.U.C. (104 n.Chr.): 1599 Sz


    Ianuarius DCCCLVIII A.U.C. (105 n.Chr.): 1489 Sz


    Februarius DCCCLVIII A.U.C. (105 n.Chr.): 1576 Sz


    Das ist die Rechenschaft Erasters. Wie du ganz deutlich sehen kannst, hat er ab September letzten Jahres deutlich weniger verbucht als zuvor. In Gesprächen mit Kunden konnte ich erfahren, dass diese aber den selben Satz gezahlt haben wie zuvor. An deren Schlampigkeit oder schlechter Zahlungsmoral liegt es also nicht. Bei den übrigen zwei liegt der Fall genauso.

  • Langsam kratzte sich Macer am Kinn, während er die Zahlen studierte. "Hm, ja, in der Tat auffällig. Trans Tiberim, keine leichte Gegend dort." Er zog eine Liste aus dem Regal und schaute dort etwas nach. "Die drei teilen sich den Bezirk also. Interessant. Wenn man annimmt, die alten Einnahmen wären fortgeführt worden, wie hoch sind dann die Mindereinnahmen insgesamt?"

  • Ich holte aus meiner Tasche den Rechenschieber heraus und machte einige Minuten lang Rechnungen. Dann kam ich zum hoffentlich richtigen Ergebnis.


    Die Mindereinnahmen belaufen sich laut meiner Rechnung auf 21.375 Sesterzen.


    Erst nachdem ich die Zahl ausgesprochen hatte, realisierte ich, wie riesig sie eigentlich war.

  • In der Zeit hätte Macer auch selber rechnen können, aber er ließ den neuen Mitarbeiter mal machen. Ein bisschen Übung im Umgang mit dem Abacus konnte ihm wohl nicht schaden, um nicht so lange zu brauchen.


    "Keine kleine Summe", kommentierte er dann. "Da kann man schon eine Weile bequem von leben." Immerhin war es beispielsweise ein ganzes Stück mehr, als Macer mal eben so zur Verfügung hätte. Und dabei hatte er gerade relativ viel Bargeld herumliegen, weil er für sein Landgut in Oberitalien noch auf der Suche nach etwas mehr Land war.


    "Die drei Kollegen sind gerade im Außendienst unterwegs, nehme ich an? Lass ihnen ausrichten, dass ich sie sprechen möchte. Morgen früh. Danach sehen wir weiter." Auch wenn der Fall wenig unklar war, musste man schließlich immer beide Seiten hören. "Lass' mir die Zahlen hier. Danke schonmal für die Beobachtungen. Wer war bisher für die Kontrolle der Zahlen zuständig?"

  • In Ordnung, ich werde es ihnen ausrichten...


    Ich machte mir entsprechende Notizen und überlegte dann kurz, wer bisher die Rechnungsprüfung geführt hatte.


    Jetzt, wo es sagst... bisher hat Decimus Veratius Clodius immer die Bücher geführt. Sein Name steht auch auf der Liste.


    Verächtlich lachte ich auf. Das war ja nun an Dreistigkeit kaum zu überbieten.

  • "Nun, das werden wir wohl ändern müssen." Grübelnd schaute Macer auf die Liste vor ihm, dann begann er auf einer weiteren Wachstafel etwas zu notieren. Nach ein paar Pausen und Korrekturen war er zufrieden.


    "Ab Morgen gehörst du zu den drei Verantwortlichen für Trans Tiberim. Metellus macht dann die Gersamtabrechnung. Ich komme nachher mit herüber ins Büro der Aquarii und gebe die anderen Verschiebungen bekannt."

  • Etwas später kam ich in die Basilica auf der Suche nach dem Curator Aquarum und fand bald sein Officium. In der Hoffnung,
    ihn in seinem Büro vorzufinden, klopfte ich leise an die Tür:


    ;;; ;;; ;;;

  • Die Hoffnung war nicht vergebens und Macer war tatsächlich in seinem Büro. "Herein", rief er also von innen und blickte von seinem Tisch auf und zur Tür.

  • Als ich "Herein" hörte, dankte ich den Göttern, öffnete die Tür und trat energisch ein.


    "Sei gegrüßt, werter Curator, ich bin Sergia Severa" - ich nickte höflich -
    " ... und gerade nach einer langen Reise in Rom angekommen und musste leider feststellen, dass die Wasserleitung
    in meinem Haus abgestellt wurde... Aus diesem Grund bin ich nun hier ... denn das Leben ohne einen funktionierenden
    Wasseranschluss kann sich heute kaum jemand vorstellen ... "


    sagte ich in einem Atemzug. In meiner verstaubten Kleidung sah ich nicht unbedingt gepflegt aus, aber ich hatte ja
    keine Möglichkeit mich frisch zu machen. Ich holte tief Luft und blieb abwartend stehen.

  • Macer hörte sich das Anliegen an und deutete dann erst einmal freundlich auf einen Stuhl vor dem Tisch. "Bitte, nimm Platz." Dann dachte er einen Moment über das Gesagte nach und griff schon einmal nach einer Wachstafel, auf der möglicherweise das stand, was ihm bei einer Antwort weiterhelfen würde. Aber nachfragen musste er trotzdem. "Ich nehme an, das betrifft dann die Casa Sergia?" Die Chancen standen wohl etwa gleich, dass die Frau dort lebte oder verheiratet war und eine andere Casa meinte.

  • Dankend nahm ich Platz und seufzte noch einmal tief


    "Ja, werter Curator, es betrifft die Casa Sergia, ich war eine lange Zeit in Griechenland und , wie gesagt, erst heute in Rom
    eingetroffen und mir wurde von meinem Onkel berichtet, dass meine ganze Verwandtschaft ausgereist ist und das Haus leer
    steht, was mich natürlich sehr traurig machte, ich habe aber vor in Rom zu bleiben"
    - ich machte eine kurze Pause und fügte leise hinzu :


    "diese Casa ist mein Zuhause..."

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Nun, das werden wir wohl ändern müssen." Grübelnd schaute Macer auf die Liste vor ihm, dann begann er auf einer weiteren Wachstafel etwas zu notieren. Nach ein paar Pausen und Korrekturen war er zufrieden.


    "Ab Morgen gehörst du zu den drei Verantwortlichen für Trans Tiberim. Metellus macht dann die Gersamtabrechnung. Ich komme nachher mit herüber ins Büro der Aquarii und gebe die anderen Verschiebungen bekannt."


    Innerlich freute ich mich über diese kleine Ernennung zum Verantwortlichen. Andererseits wartete da eine Menge Schlamm auf mich, den ich erstmal auskehren musste. Trotzdem wollte ich es angehen.


    Ich danke dir. Wenn du die Verschiebungen bekannt gibst, willst du dann gleich mit den dreien reden oder soll ich sie trotzdem noch zu dir zitieren?, fragte ich. Der Einfachheit halber war wohl die erste Variante die Bessere, aber vielleicht wollte der Curator auch ganz ausdrücklich im hochprivaten Rahmen mit den Betroffenen sprechen.

  • Zitat

    Original von Sergia Severa
    Dankend nahm ich Platz und seufzte noch einmal tief


    "Ja, werter Curator, es betrifft die Casa Sergia, ich war eine lange Zeit in Griechenland und , wie gesagt, erst heute in Rom
    eingetroffen und mir wurde von meinem Onkel berichtet, dass meine ganze Verwandtschaft ausgereist ist und das Haus leer
    steht, was mich natürlich sehr traurig machte, ich habe aber vor in Rom zu bleiben"
    - ich machte eine kurze Pause und fügte leise hinzu :


    "diese Casa ist mein Zuhause..."


    Bei der abgereisten Verwandtschaft konnte Macer der offenbar leicht erschütterten Dame naturgemäß nicht weiterhelfen. Beim Wasser dafür umso besser. "Das ist so üblich, dass Leitungen abgestellt werden, wenn die Häuser nicht bewohnt sind. Das Wasser muss ja nicht in irgendwelchen Hinterhöfen versickern, von möglichen Schäden an den Gebäuden infolge unentdeckter Leitungsschäden mal ganz abgesehen. Aber die Leitung kann immer kurzfristig wieder in Betrieb genommen werden, wenn du das wünschst."

  • Zitat

    Original von Caius Decimus Scaurus
    Ich danke dir. Wenn du die Verschiebungen bekannt gibst, willst du dann gleich mit den dreien reden oder soll ich sie trotzdem noch zu dir zitieren?, fragte ich. Der Einfachheit halber war wohl die erste Variante die Bessere, aber vielleicht wollte der Curator auch ganz ausdrücklich im hochprivaten Rahmen mit den Betroffenen sprechen.


    "Neinnein, die drei nehme ich mir separat hier ganz hochoffiziell im Büro vor. Es ist ja nicht damit getan, dass sie andere Aufgaben bekommen. Oder vielleicht gibt es doch eine ganz logische Erklärung für die gesunkenen Einnahmen, auch das dürfen wir ja nicht ausschließen." Immerhin war im Zweifel für den Angeklagten zu entscheiden, auch wenn sich Macer nicht vorstellen konnte, dass es tatsächlich eine solche Erklärung gibt.


    "Je nachdem, wie dieses Gespräch ausgeht, werden wir dann weiter sehen. Mal schauen, was die Herren zu sagen haben. Liegt sonst noch etwas an?"

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    "Das ist so üblich, dass Leitungen abgestellt werden, wenn die Häuser nicht bewohnt sind. Das Wasser muss ja nicht in irgendwelchen Hinterhöfen versickern, von möglichen Schäden an den Gebäuden infolge unentdeckter Leitungsschäden mal ganz abgesehen. Aber die Leitung kann immer kurzfristig wieder in Betrieb genommen werden, wenn du das wünschst."




    Einen Moment saß ich sprachlos da ... Es war die erste erfreuliche Nachricht seit ich in Rom ankam. Ich lächelte schüchtern
    und sah Curator Aquarum an:


    "Ja, ich wünsche es mir sehr, deswegen bin ich ja hier ... und ich verstehe jetzt, warum das Wasser abgestellt wurde ... ,
    es war vollkommen richtig, denn das Wasser, dieses kostbare Geschenk der Götter sollte nicht in Hinterhöfen versickern ...
    Ich danke Dir sehr, dass Du mir so schnell helfen konntest, werter Curator, und möchte Deine Zeit nicht mehr in Anspruch
    nehmen ... . "


    Ich wollte mich schon verabschieden, da fiel mir noch etwas ein:


    "Du sagtest kurzfristig ... Wann kann ich damit rechnen?"

  • Auf meiner Wachstafel machte Macer eine Notiz, um diese später an die Zuständigen in dem Bezirk weitergeben zu lassen, die die Casa wieder an das Leitungsnetz anschließen mussten. "Wenn die Leitung noch in Ordnung ist, sollte das Wasser schon morgen wieder laufen. Es empfiehlt sich, nach der Inbetriebnahme ein wenig zu warten, bevor man das Wasser nutzt, damit die Leitung durchgespült ist."

  • "Morgen schon? ... das ist aber fein ... natürlich werde ich aufpassen, dass die Leitung richtig durchgespült wird ...,
    nun, ich möchte Dir noch einmal meine Dankbarkeit auszudrücken und mögen die Götter Dich beschützen, werter Curator ...,
    Vale ..."


    und mit diesen Worten verließ ich gut, gelaunt, das Officium

  • Nicht immer war es so einfach, Bürger glücklich zu machen, fand Macer. Aber er freute sich über das Gefühl, dass Dankbarkeit über die Wasserversorgung bestand. "Danke, aber die Götter sollen sich vielleicht nicht um mich, sondern die Quellen kümmern. Vale."

  • Tiberius schlenderte über das Forum Romanum, anschließend betrat er die Basilica Iulia und suchte daraufhin das Officium des Curator Aquarum auf. Dort angekommen klopfte er an die Tür des Büro's, er wollte sich hier für den Posten eines Aquarius bewerben.

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