[Officium] Curator Aquarum

  • Jetzt verstand der Decimus, was der Curator wollte. Er musste grinsen. Anscheinend war sein Vorgesetzter zu sehr an Factio-Rennen gewohnt, denn Tiberius' Wissen nach handelte es sich hierbei um ein Rennen für die Bürger Roms. So wollte auch Crassus selbst teilnehmen.


    "Oh...ich glaube wir verstehen uns falsch. Es handelt sich um ein Rennen für die Bürger Roms. Fahrer ist der Bürger selbst und deshalb würde auch ich selbst den Wagen lenken. Hierzu bräuchte ich noch ein Gespann, das ich hoffte bei dir zu bekommen."

  • Macer machte einen entwas verblüfften und verwirrten Gesichtsausdruck, fing sich aber innerhalb kürzester Zeit wieder. "Ach so. Sowas ist das." Was genau er von solchen Rennen hielt tat nichts zur Sache und folglich sprach er es auch nicht aus. "Das macht es natürlich einfacher. Du brauchst also einfach nur einen Wagen und zwei Pferde?" Erst jetzt bemerkte Macer, dass es ja tatsächlich um Zweiergespanne ging und folglich nicht um die üblichen Quadriga-Rennen. "Das ist kein Problem. Du hast Zeit, zu den Stallungen der Factio Russata zu kommen, um dort ein paar Proberunden zu drehen, damit die Pferde sich an dich gewöhnen? Bist du schonmal Rennen gefahren?"

  • Tiberius dachte sich bereits, dass Macer ihn falsch verstanden hatte.


    "Richtig. Ich brauche nur Wagen und Pferd."


    Crassus war über die Hilfsbereitschaft von seinem Vorgesetzten in dieser Sache äußerst erfreut, schließlich war es keinesfalls selbstverständlich, dass Themen die für die eigentliche Arbeit irrelevant waren einfach so mit seinem Chef besprochen werden konnten.


    "Wo genau sind die Stallungen der Russata?"


    Ohne Macer viel Zeit für eine Antwort zu lassen schloss der junge Decimus mit der nächsten Antwort an.


    "Nicht direkt. Ich bin viel geritten in Griechenland...mit einer kleinen Aufwärmphase sollte das Lenken eines Zweiergespanns keine großen Schwierigkeiten darstellen...hoffe ich zumindest."

  • Der Optimismus des Decimers erschien Macer doch relativ überwältigend, hatte Wagenrenne mit Reiten doch in etwa so viel zu tun wie Seefahrt mit Brückenbau. Wobei sich Macer mit Seefahrt nun auch nicht allzu gut auskannte.


    "Die Ställe liegen ein kurzes Stück außerhalb der Stadt. Vielleicht sollten wir noch heute hingehen, denn allzu viel Zeit haben wir ja nicht mehr", kam er dann wieder zu den praktischen Dingen zurück. Zweiergespanne hatte die Russata auch nicht regelmäßig im Einsatz, so dass sicher noch die eine oder andere Vorbereitung nötig war.

  • Der Decimus nickte zustimmend bei Macer's Vorschlag. Zwar zweifelte er etwas, dass der Curator wirklich genug Zeit hatte sich auch noch um solch nebensächliche Dinge zu kümmern, doch wusste es dieser bestimmt am besten, was er zu tun oder zu lassen hatte.


    "Wenn du die nötige Zeit aufwenden kannst, mich zu den Stallungen zu führen, gerne Curator."

  • Bei den Bedenken zum Zeitaufwand winkte Macer ab. "Ach, das wird schon passen." Er konnte zwar nicht sofort aufbrechen, aber im Laufe des Nachmittags sollte es möglich sein. "Treffen wir uns zur achten Stunde an der Porta Sanquaris? Dann gehen wir von dort aus gemeinsam, schlage ich vor."



    ---> [Ställe] Factio Russata

  • Tiberius ging wie so oft in letzter Zeit die Gänge der Basilica Iulia bis zum Officium seines Vorgesetzten, Curator Macer, hinunter. Doch war es allerdings wohl vorerst das letzte Mal, dass er dieses Officium aufsuchte. Crassus klopfte.

  • Von drinnen ertönte Macers Stimme, die den Aquarius herein rief und ihm danach auch einen Sitzplatz anbot. "Salve, Decimus Crassus. Was kann ich heute für dich tun?"

  • Tiberius betrat das Officium und setzte sich.


    "Salve Curator!"


    Er pausierte kurz. Crassus überlegte, wie er es am besten formulieren sollte, um gleichzeitig nicht so zu erscheinen, als ob er um den heißen Brei herumreden würde.


    "Die Arbeit als Aquarius hat mich sehr vorangebracht, was das Arbeitsleben angeht und ich konnte auch viel Erfahrung sammeln, doch ich muss die Arbeit leider aufgeben. Mein Weg führt mich nach Mantua, wo ich als Magistratus kandidiere. Ich hoffe du nimmst es mir nicht Übel, Senator."


    Der Decimus ließ seine Worte kurz einwirken, ehe er nun ein völlig anderes Thema ansprach.


    "Gleichzeitig hätte ich ein Anliegen. Du warst mir nicht nur ein exzellenter Arbeitgeber, sondern du hast mich auch außerhalb der Arbeit unterstützt. Das beste Beispiel dafür ist wohl dein Engagement für mich was das Rennen des Cursus Deorum angeht. Deshalb möchte ich dir in Zukunft als dein Klient meine Stimme geben und erhoffe mir, dass du mich als mein Patron unterstützen wirst", formulierte Crassus vorsichtig. 'Hoffentlich war das nicht zu viel verlangt', dachte sich Tiberius.

  • Wie Macer das von der bisherigen Zusammenarbeit her gewohnt war, kam der Aquarius rasch auf den Punkt des Gespräches. "Das ist schade, dass du die Cura Aquarum schon wieder verlassen möchtest", gab Macer erst einmal seine Enttäuschung preis. "Andererseits weiß ich natürlich dass die Arbeit hier für viele junge Männer nur eine Zwischenstation ist. Ich kann mich über deine Leistungen nicht beklagen und möchte dir keine Steine in den Weg legen. Warum führt dich dein Weg gerade nach Mantua?"


    Macer selbst verband einige Erinnerungen mit der Stadt, da er selbst dort bei der Legio I lange als Kommandeur stationiert war und außerdem die Gens Annaea dorther stammte, zu der er einige Kontakte pflegte.

  • Gute Frage. Warum eigentlich Mantua? Tiberius musste kurz überlegen.


    "Mantua ist eine traditionsreiche Stadt mit viel Potential. Außerdem befindet sich dort auch das Lager der Legio I. Ich denke gute Voraussetzungen um eine erfolgreiche Amtsperiode als Magistrat hinter sich zu lassen."


    Das Macer nichts zu seiner Frage bezüglich des Klientels sagte, verwirrte den Decimus zunächst. Doch er war sich sicher, dass der Curator darauf noch antworten würde...

  • Macer wusste nicht ganz genau, was das Lager der Legio I mit einer erfolgreichen Amtszeit als Magistrat zu tun haben sollte, also fragte er einfach nach. "Du willst deine Tätigkeit als Magistrat eng mit der Anwesenheit der Legion verknüpfen? Ein interessanter Gedanke. Wie stellst du dir das vor? Fragst du deshalb auch um mein Patronat, weil ich schonmal diese Legion kommandierte?"

  • Tiberius nickte leicht.


    "Ich denke wo eine Legio und noch dazu die erste ist, herrscht viel Trubel und wo viel Trubel herrscht, ist viel Leben, was meiner Meinung nach wiederum zu mannigfaltigen Möglickeiten, was die Stadtverwaltung anbelangt, führt oder führen kann. Die Legio enger mit der Stadtverwaltung zu verknüpfen wäre sicherlich sinnvoll, doch dazu muss ich mich wohl erst einarbeiten und werde dann sehen, inwieweit das möglich ist."


    Der Decimus pausierte kurz, ehe er die nächste Frage beantwortete.


    "Eigentlich frage ich aus vorhergehenden Gründen um dein Patronat", Crassus lächelte leicht. "Noch dazu wusste ich nicht, dass du ehemaliger Kommandant der Legio bist, bitte verzeih mir. Aber sicherlich wäre dies kein Nachteil, ganz im Gegenteil..."

  • Dass der Aquarius nicht wusste, dass Macer die Legio I kommandierte, war schnell verziehen. "Das macht nichts, dass du das nicht wusstest. Es ist ja schon einige Jahre her." Dass er in genau dieser Funktion als Kommandeur Seite an Seite mit dem jetzigen Kaiser auf dem Schlachtfeld stand, um dem vergöttlichten Kaiser den Thron zu sichern, ließ er unter den Tisch fallen. Sonst hätte er den Aquarius wohl eher wegen groben Unwissens als Klient ablehnen müssen und das wollte er nicht.


    "Du wirst unter meinen Klienten daher den einen oder anderen ehemaligen Soldaten oder Offizier finden und nicht wenige davon in Mantua. Ich denke, du wirst dich dort also schnell einfinden und wenn du sagst, dass du mein Klient bist, schon die eine oder andere Stimme sicher haben."


    Er streckte die Hand aus, um das Patronatsverhältnis zu besiegeln.

  • Tiberius lächelte zufrieden und streckte dem Senator natürlich auch seine Hand entgegen, um das Patronat zu besiegeln.


    "Vielen Dank. Ich hoffe ich werde dir ein guter Klient sein."


    Es folgten einige Sekunden Stillschweigen, ehe Crassus fortsetzte.


    "Nun gut. Wenn es dich nicht stört, würde ich langsam aufbrechen. Die Reise nach Mantua ist lang und rechzeitig zur Wahl muss ich wohl auch auftauchen..."


    Mit einem leichten Grinsen wartete der Decimus ab.

  • "Ja, es empfiehlt sich, dass der Kandidat zur Wahl auch anwesend ist", bestätigte Macer lächelnd. "Und wie gesagt, wenn du zum Beispiel ein paar Wahlhelfer brauchst, die noch rasch deinen Namen an eingie Wände pinseln, dann schau dich unter den Veteranen der Legio I um. Wenn nicht, schau dich dort trotzdem um und richte ihnen meine Grüße aus." Klienten musste man schließlich pflegen, auch wenn sie in anderen Städten saßen und weder Hilfe noch Last waren.


    "Dann also alles gute für die Reise und ich hoffe, dass ich dann bald gute Nachrichten von dir bekomme."

  • Macer blickte von seiner Arbeit auf, als es klopfte und war dann überrascht, dass es ein Klient war, der ihn da beuschte. Und zwar einer, der eine Anreise aus Mantua hinter sich hatte.


    "Salve", grüßte er und erhob sich von seinem Platz. "Das nenne ich mal einen überraschenden Besuch. Wie geht es dir? Wie geht es Mantua? Was führt dich nach Rom?" Eine Handbewegung deutete überdies an, dass sich Decimus Crassus vor der Beantwortung der Fragen auch hinsetzen dürfe.

  • Tiberius betrat den Raum und wurde direkt von Macer empfangen.


    "Salve Patron! Ich hoffe ich komme nicht ungelegen oder allzu überraschend."


    Crassus nahm Platz und holte tief Luft, um eine Frage nach der anderen zu beantworten.


    "Mir geht es ausgezeichnet, und dir? Ich bin gerade dabei ein bisschen für das Turnier in Mantua zu werben, dass die Stadtverwaltung in Kürze veranstalten wird. Ich dachte mir, ich bin heute ein guter Klient und besuche meinen Patron."


    Der Decimus lächelte leicht. Zwar war ein Unterton von Humor zu vernehmen, doch nahm er das Klientel keineswegs auf die leichte Schulter. Ein Klientel war für Tiberius, und das sollte es auch für jeden anderen sein, mehr als eine bloße Freundschaft, in der man seinem Patron immer sagte, wie gut er war und dieser im Gegenzug den Klienten auf die richtige Bahn leitete. Nein, ganz im Gegenteil. Ein Klientel war ein Akt der Ehre. Beide Seiten trugen ihren Teil dazu bei und unterstützten sich mehr oder weniger gegenseitg.


    "Wie du dir denken kannst möchte ich die Gunst der Stunde direkt nutzen um ein Anliegen zu bekunden. Natürlich würde ich mich freuen, wenn du als mein Patron beim Wettkampf anwesend wärst. Gleichzeitig hoffte ich, dass du vielleicht einige interessierte, einflussreiche Männer Rom's mitbringen könntest, die wie du ein solches Turnier schon allein aufgrund ihrer Anwesenheit erleuchten könnten. Wie du dir sicher denken kannst sind die Kassen Mantua's leer und daher freuen wir uns über jede Spende, die der Stadt zu Gute kommt."


    Crassus hoffte, dass das nicht zu unverschämt klang, doch waren es nunmal die Fakten.

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