Atrium | Furianus, Commodus

  • Rom akzeptierte zwar den fremden Glauben anderer Kulturen, doch es war Furianus immer ein kleiner Dornen im Auge, dass sogar romanisierte Familien, die sich doch ganz klar auf die Seite der Zivilisation und des Siegers schlugen noch an ihren Wurzeln festhielten. Doch er war noch nie in einer ähnlichen Situation und hoffte dies auch niemals am eigenen Leibe zu erfahren - Rom würde bestehen solange er noch lebte und wohl auch hinaus, die Furcht war also unbegründet.


    "Man kann ihnen den barbarischen Glauben nicht verbieten, das wäre ein zu großer Eingriff."


    Auch wenn er davon nicht überzeugt war und lieber einen Eingriff als die Übernahme fremder Gottheiten zulassen würde.


    "Es tut mir leid, Commodus. Sie schreitet sicherlich mit einem Lächeln auf den Lippen über die Gefilde des Elysium, da bin ich mir sicher. Doch wie starb deine Tochter?"


    Ob diese Frage unangemessen war wollte er nicht feststellen, denn sie war es eindeutig. Doch seine Neugier war größer und sein Alter ließ noch einige forsche Fragen zu ohne jemanden ernsthaft zu beleidigen. Mit 50 Jahren wäre dies wohl anders.

  • Weder hatte er wirklich Lust noch weiter über Religionen zu diskutieren, noch wollte er wirklich über den Tod seiner Tochter sprechen. Aber das letzte Thema erschien ihm weniger anstrengend.


    "Ich muss ehrlich sagen, dass ich über die genauen Umstände keine Kenntnisse habe. Sie starb im Atrium Vestae und die Jungfrauen kümmerten sich um alle notwendigen Dinge."

  • Sein Gesicht war von Mitgefühl gezeichnet und auch die heruntergesenkten Schultern mochten Commodus verraten, dass sein Freund den nötigen Respekt auch nach der allzu forschen Frage wahrte und seinen Kummer und Schmerz verstand.


    "Ich beging sogleich nach meiner Geburt Mord, Commodus. Meine Mutter starb im Kindsbett. Doch eine junge Frau, welche doch diesem Schicksale noch fern war, keine Gefahr oder Ahnung verspürte, einfach so zu verlieren ist wohl schmerzlicher."

  • "Ich habe fast alle meine Kinder bereits überlebt und es war bei allen schmerhaft. Eltern sollten ihre Kinder nicht überleben, doch scheint dies mein Schicksal zu sein, so wie es auch das meines Vaters war, der auch nur eines seiner Kinder nicht überlebte."


    Welches Kind das war, sollte offensichtlich sein.

  • "Das Schicksal trägt einen Schleier und du siehst kein erzürntes und auch kein lächelndes Gesicht - es ist völlig überraschend."


    Fügte Furianus den schönen Satz ein, den er irgendwo schonmal gehört hatte und seit dem Tage stets anwandte wo es nur passte.


    "Dein Sohn lebt noch und wenn es sich weiterhin so verhält wird er dich überleben."


    Auf der einen Seite machte Furianus dem alten Freund Mut doch auf der anderen rief er die Angst davor bald in das Elysium hinüber zu gleiten. Doch Commodus konnte es auslegen wie er nur wollte, Furianus war zuversichtlich, dass es aufgrund des jetzigen Themas, die erste Variante sein würde.

  • Furianus wusste nicht was er darauf erwidern sollte. Denn anders als Commodus dachte er über die Risiken eines Princeps Praetorio nicht gerade viel nach, da es für ihn fast gar keine gab. Vermutlich lebte er selbst gefährlicher als Balbus, der als durchaus respektierter Mann, als Soldat, innerhalb der friedlichen Mauern Roms die Elitekämpfer des Reiches in ihrer Castra befehligte. Und in dieses Gebäude trauten sich wohl auch keine Meuchelmörder.


    "Das Demoklesschwert wird wohl nicht über ihm hängen, denn er ist Praetorianer."


    Wäre er an der Grenze, hätte Furianus einen anderen, in Ermangelung nötiger Neutralität, Kommentar von sich gegeben.


    "Ich würde gerne, falls ich gewählt werde, eine Privataudienz bei unserem Kaiser erbitten. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn du mich begleiten könntest, da ich um meine Aufgaben fragen will. Falls er uns, wie so üblich, zuvor schon zu sich bestellt, würde sich eine Privataudienz erübrigen."

  • Ein dezentes Dankesnicken vollzog er in ebenso geschmeidiger Abfolge wie auch das Greifen nach der letzten Traube auf der silbernen Platte.


    "Wir werden uns wohl, so denn uns die Götter gewogen und wir durch die Stimmen der Wähler in die höchsten Würden eines Römers empor gehoben sind, noch einmal treffen müssen, um konkretere Gedanken über die Spiele und Veranstaltungen zu spinnen. Ich schlage vor, dass mal zur Abwechslung ich vor deiner porta stehe.
    Nach den Wahlen, mein Freund?"


    Langsam beschlich ihn das Gefühl höchster Besorgnis, wenn er wieder einmal an die Wahlen dachte und hoffte die Schicksalsgötter mögen ihm keinen Schlag verpassen. Sein Besuch bei Commodus hin von den Wahlen ab und Furianus´Gefühlsstand glich sowieso mehr einer stürmischen Überfahrt des Mittelmeeres, als einem See.
    Wer wusste schon, nicht einmal er selbst, was er im Taumel der Freude oder der Unglücksseeligkeit des Zorns anstellen mochte.

  • "Eine gute Idee. Ich hoffe, dass mein bescheidenes Heim dir nicht zu gewöhnlich ist." sagte er scherzhaft mit einer angedeuteten Blick durch das Atrium der Villa. Sicherlich war dies hier ein beeindruckendes Haus, doch auch sein eigenes, obwohl durch den Besitzer häufig klein und unbedeutend geredet, brauchte sich nicht zu verstecken, denn die unmittelbare Nähe zum Forum und auch zum Palast hatte durchaus ihre Vorteile.


    "Nach den Wahlen, mein Freund." wiederholte er und fügte hinzu: "Und mache dir nicht zu viele Gedanken, du wirst sicherlich als Sieger aus dieser Wahl hervorgehen."

  • "Denke nicht falsch von mir, Commodus, denn so anspruchsvoll bin ich nicht. Denn entgegen der üblichen Jugend in Baiae erfuhr ich eine andere."


    Sagte er milde lächelnd und wunderte sich wie schon zu oft, dass man mitsamt alle Patrizier für Göttern nacheifernde Arroganten hielt. Er kannte viele, viele, die so sehr dieser Vorstellung entsprachen wie die Sonne blau sein konnte - nämlich gar nicht.


    "Ich hoffe es aufrichtig, mein Freund. Doch es liegt in den Händen der Götter, daher wäge ich mich niemals in Sicherheit."


    Und vermutlich würde er eines Tages noch Recht haben.

  • "Ich habe in dir nie einen dieser Patrizier gesehen, die nicht auch einmal das etwas bescheidenere Leben kennengelernt haben." sagte er entschuldigend.


    "Bete zu den Göttern und sie werden dir sicherlich hold sein."








    BEISITZER - CURIA PROVINCIALIS GERMANIA
    SODALIS FACTIO PURPUREA - FACTIO PURPUREA

  • "Der Götter Segen und das Leben gedeiht. Mehr braucht es nicht, Speis und Trank ausgenommen."


    Bemerkte er lächelnd an und befand, dass das Thema schon vollends ausgeschöpft war, man eigentlich eines neuen bedurfte.


    "Besitzt du eigentlich Betriebe, Commodus?"

  • "Ich fragte, da ja kürzlich der, der Lex Claudia ähnlicher, Zusatz zur Lex Mercatus eingebracht wurde. Im Zuge dessen habe versuche ich nun meinen Barbier möglichst rentabel zu veräußern. Es war ein Vortasten, daher weine ich dem nicht nach."


    Dann nahm er sich ein Stück Fladenbrot.


    "Und wie siehst du das?"

  • "Ja, dieser unsägliche Zusatz." kommentierte er. "Ich wünsche dir viel Glück bei der Veräusserung."


    "Ich selbst besitze sowieso primär Betriebe die der Landwirtschaft und der Weiterverarbeitung entsprechender Produkte dienen, daher gibt es in der Beziehung kaum Probleme."

  • Nun musste Furianus auflachen. Unsäglicher Zusatz, das hätte Furianus nun nicht gesagt.


    "Naja, für diesen unsäglichen Zusatz habe ich gestimmt."


    Dann nahm er einen bissen des guten Fladenbrotes und ließ Commodus nicht lange in der Verwunderung über seine Stimmabgabe.


    "Der Grund dafür ist, dass es wirklich nicht unserem Stande entspricht solcherlei Betriebe unser Eigen nennen zu können. Der Wirtschaft, dem normalen Bürger, dürfte dies sowieso ungemein entgegen kommen, hat er doch jetzt die Möglichkeit zu wirtschaften - nun ohne große Konkurenz.
    Da veräußere ich lieber meinen Betrieb, als von dem Volk als nach Sesterzen strebend dargestellt zu werden. Schließlich sind wir keine Epikureer."

  • "Nun, für dich scheint dies so zu sein, doch stamme ich aus einer Familie von Händlern. Seit meine Familie Achaia verlassen hat, waren wir immer als Händler unterwegs und in diesem Wissen wurden ich, meine Geschwister und auch unsere Kinder erzogen." erklärte er.


    "Du wirst einem alten Mann wie mir sicherlich nachsehen, wenn er daher leichte Probleme hat seine Betriebe einfach aufzugeben."

  • "natürlich, Commodus, ich verstehe deine Ansicht vollkommen. Es wäre ja auch ein wenig schade, wenn der Senat nur aus gleich hallenden Stimmen bestehen würde, Differenzen machen die Politik attraktiver und führen meist zu einer guten Entscheidung."


    Wenn jeder Mensch gleich wäre, die gleichen Ideen und Ansichten pflegte, so wäre eine Institution wie der Senat nich vonnöten. Außerdem führten viele verschiedene Ansichten zu dem besten Ergebnis.


    "Ich überlege auch, ob ich mir nicht ein Landgut kaufen sollte und mit jenen Erträgen wirtschafte. Aber mir scheint, der Markt ist vollkommen gesättigt."

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