[Insula] Lando Landulfssohn

  • Er fing an darüber zu dozieren wie die Unterschiede und Gemeinsamkeit der Duccier zu jenen im freien Germanien aussahen...


    "Natur? Jede Menge... die Casa hat einen Wildgarten, ausserdem liegt sie vor der Stadtmauer, und nicht innerhalb, wie du sehen kannst.", er deutete auf den Wald in der Nähe,"..dort befindet sich ein Heiligtum, eins,", er betonte dies besonders," das man nicht so einfach abfackeln kann! Es dienen diverse Germanen in der Classis, und wir dürfen sogar unbeheligt unserem Glauben nachgehen. Allerdings müssen wir das Rechtssystem der Römer akzeptieren, jenes, wofür schon Vater so geschwärmt hat, und eben das Bürgerrecht macht einem sehr zu schaffen, wenn man es nicht hat. Und darum geht es ja in der Adoption eigentlich... das Bürgerrecht.", er erklärte ihr weiterhin wie das Bürgerrecht aussah und was man damit anstellen konnte.


    Dann erzählte er ihr von seiner Reise durch das römische Reich, wie er verwundet und halbtot am anderen Rheinufer angespült wurde, seinen Weg zur Colonia durchschlug und schließlich in einem Tempel zusammenbrach, wo er von einer Priesterin namens Decima Valeria gesund gepflegt wurde, einen Mann namens Decimus Livianus und einen anderen namens Tiberius Vitamalacus auf recht unangenehme Art und Weise kennenlernte.


    Mitten in seinen Erzählungen holte er noch einmal neue Getränke auf der Culina und bot seiner Schwester eine Kleinigkeit zu essen an, während sie dort auf dem Solarium hockten und miteinander sprachen.


    "Und dann hat mit Valeria Ancius Duccius Monatianus vorgestellt, Farold, ein zu der Zeit etwas verschlossener und wortkarger Mensch. Er gab mir allerdings ohne weitere Umschweife eine Stelle in seinem Gestüt, in dem ich mich jetzt zum Teilhaber hochgearbeitet habe..."


    Und weiter gingen die Erzählungen, über den gerissenen wie rotzfrechen Sextus, Marbod, den nachdenklichen wie authoritären Pater Familias Valentin, Sarolf, die geschäftige wie ernste Venusia, Dagmar, der selten anzutreffenden doch angenehmenen Verina, Svea, der seltsamen und sehr römischen Clara, der Küchenchefin Marga, die Loki mehr als nur einmal den Arsch versohlt hat, den Stallburschen Leif und Thorgall, dem Legionär Scipio, dem Reitereiboss Primus, und natürlich viel von Marcus und seinem Glauben...

  • Es war eine sehr lange Unterhaltung, aber es gab ja auch eine Menge zu erzählen. Eila lauschte allem was ihr Bruder sagte gespannt. Er hatte wahrlich viel erlebt und vermochte die Menschen die er kennengelernt hatte in vielen Facetten zu zeichnen, sodass man beinahe das Gefühl hatte, man würde sie selbst kennen.
    Immer wieder warf Eila Dinge ein, die gerade in den Zusammenhang passten. Ob nun Erinnerung die mit dem "Tempelbrand" zusammenhingen, weswegen Lando Loki gerufen wurde , ihre Erlebnisse im römischen Reich oder auch die Menschen, die ihr auf der langen Reise mitunter begegnet sind.


    Es vergingen Stunden und noch immer schienen die zu erzählenden Dinge nicht mal annähernd erschöpft zu sein.
    "Und du willst mir sagen, du wärst nicht schon Teil dieser Familie und diese Familie ein Teil von dir?" fragte sie dann lächelnd.

  • "Ja, irgendwie schon. Weil der Aufbruch zuhause zu überhastet war... unsere Flucht... ich hatte nicht einmal die Chance den Geistern unserer Familie zu opfern... vielleicht sollte ich", er unterbrach sich, "vielleicht sollten wir das tun, bevor wir uns entscheiden."

  • "Ja, die Idee ist nicht schlecht. Aber vergiss nicht, dass es deine Entscheidung ist, ob du dich adoptieren lässt , nicht unsere."
    Den Göttern opfern, dachte Eila, das hatte sie schon viel zu lange nicht getan und schließlich gab es viel , für dass es sich nun wieder zu danken lohnte.

  • "Was heißt nicht ohne mich?" Ihr Bruder schien wohl davon auszugehen, dass die Duccier auch sie adoptieren würden. Doch für sie gehörte die Entscheidung ob sie selbst sich adoptieren lassen würde auf ein ganz anderes Blatt. Diese Familie bedeutete IHM viel, und das verstand sie. Doch sie kannte noch nicht einen davon.
    Unschlüssig schaute sie ihren Bruder an.

  • Lokis Blick wurde glasig, als sie so sprach... irgendwie hatte er sich das anders vorgestellt, in unzertrennlicher Schwester-Bruder-Manier durch die restlichen Wirren des Lebens im römischen Reich...


    "Ich habe dich für tot gehalten... und die Monate in voller Gesellschaft doch in Einsamkeit verbracht... ich will das einfach nicht mehr, jetzt wo ich dich wiederhabe. Ich will einfach nichts mehr ohne dich machen... wie könnte ich auch?"

  • Eila verstand Loki und sah es teilweise ähnlich, aber die Zeit der Trennung hat sie nicht nur durch das Wiedersehen verbunden sonder durch die Dauer der eigenen Wege auch auseinander geführt. Eila zumindest war im letzten halben Jahr wesentlich reifer geworden.
    Abgesehen davon erschien es ihr, als verstünde Loki nicht , wovon sie sprach.
    "Loki, es geht nicht darum , dass ich dich verlassen will oder würde. Ich meine nur, dass diese Adoption und diese Familie die deinen sind und nicht die meinen.Eine Adoption würde uns nicht auseinanderbringen. Nur weil du ein Duccier wärst und ich eine Irmvolk bliebe."
    Traurig blickte sie Loki an und versuchte herauszufinden, ob er sie dieses Mal richtig verstanden hatte.

  • Innerlich erstarrte er.. was redete sie da? Ihm war als würde er gerade mit voller Wucht vor eine Wand laufen.


    War das noch seine Schwester?


    Er wusste, er wurde allgemeinhin für den Trottel schlechthin gehalten, aber das auch nur aus dem Grund dass er WOLLTE dass ihn alle dafür halten, und Eila war bisher immer die einzige die wusste wozu ihr Bruder eigentlich imstande war, und vor allem was er für sie getan hatte. Aber so wie sie nun redete, er begann zu zweifeln, mal wieder...


    Er bedachte sie noch mit einem traurigen Blick, dann stand er auf und schritt zurück in die Wohnung, um seine Pritsche mit möglichst wenig Krach in das Zimmer von Eila zu zerren.


    "Es ist spät, ich hatte wenig Schlaf in den letzten Tagen. Und es gibt viel zu tun... gute nacht.", verzog er sich ohne große Worte in sein Zimmer und zog den Vorhang zu.

  • Anscheinend hatte er es nicht. Und würde sie ihren Bruder nicht so gut kennen, hätte sie sich vermutlich sonst was bei seinem Verhalten gedacht. Doch Loki war schon immer der , der sich eher zurückzog anstelle gewisse Dinge einfach auszudiskutieren, während er über andere Dinge viel zu viel redete.


    Doch Eila wäre nicht Eila, wenn sie ihm dies so einfach hätte durchlassen gehen. Ja, er schmollte. Vielleicht war er auch verletzt. Aber es gab keinen Grunde weshalb die beiden, so kurz wieder vereint, sich im Zorn entzweien sollten und so folgte sie ihrem Bruder nur kurze Zeit später in seine Kammer.


    Sie blieb, wie es so typisch für sie war, mit in die Hüften gestemmten Händen in der Tür stehen. "Loki, was ist los? Ich habe das Gefühl du verstehst heute alles anders, als ich es eigentlich meine. Denn das, was ich meine kann dich eigentlich nicht zu einem solchen Verhalten bewegen. "
    Sie schaute ihn skeptisch, aber liebevoll an. Schon immer hatte sie mehr das Gefühl , dass sie die Ältere von beiden war, gehabt.
    "Ich verstehe DICH und warum du diesen Schritt gehen willst. Aber versteh doch auch bitte mich, wenn ich sage, dass die Situation für mich anders ist. Wir haben uns gerade wiedergefunden, gerade entdeckt, dass es doch noch einen Teil unserer Familie gibt und schon erwartest du von mir, dass ich meinen Namen ablege und Teil einer anderen Sippe werde. Noch bevor ich die Ruhe hatte wirklich Abschied von der meinen zu nehmen?"


    "Während du hier ein neues Leben angefangen hast , war ich noch auf der Flucht und habe ich von einer schweren Krankheit aufgerappelt um dich zu suchen." sagte sie dann ganz leise und hoffte, er würde dies nun nicht als Vorwurf betrachten, der es nicht war.
    "Ich muss erstmal überhaupt anfangen wieder zu leben..."

  • Loki hörte ihr nur halb zu, er brauchte einfach Zeit um die neue Situation mental zu verdauen..


    Jetzt stand seine Schwester vor ihm in seinem Zimmer, und redete auf ihn ein, bis schließlich in ihm der Dupondius fiel. Er raffte sich auf und packte sie bei den Schultern...


    "Egal was passiert ist. Und egal was passieren wird. Ich lasse dich nie wieder allein. Nie. Wieder. Vergiss das mit der Adoption. Ich werde dir in den nächsten Tagen zeigen was mein Leben hier ausmacht, und dann kannst du dich selbst entscheiden ob du hier bleiben willst, oder ob wir wieder zurück gehen.", ihm selbst lief ein Schauer über den Rücken als er an die Idee dachte, wieder in ihr altes Stammesgebiet zurückzukehren, doch wenn seine Schwester dorthin wollte, würde er sie begleiten.

  • Eila wusste nicht so recht, was sie von Lokis Ausbruch halten sollte. Aber immerhin schien er nun zu verstehen, dass sie schlichtweg mehr Zeit brauchte.
    "Ja, Loki. In Ordnung. Aber du brauchst dich nicht sorgen, mit den Menschen unserer Heimat bin ich fertig. Ein für Allemal."
    Zuviel schreckliche Erinnerungen verband sie mittlerweile mit dem alten Teil Germaniens.

  • Loki nickte traurig.. irgendwie.. er verwarf den Gedanken sofort wieder als er sich ankündigte.


    "Okay... wir sollten morgen zusehen dass du hierbleiben kannst. Ich werde dich beim Duumvir melden, aber ich weiss schon wo wir den finden werden...", er lächelte matt, ging auf seine Schwester zu und strich ihr eine Strähne aus dem Haar...


    "Ich liebe dich, und ich hoffe das weisst du. Ich mache mir einfach Sorgen um dich, das ist alles..."

  • "Ja, das klingt vernünftig." erwiderte sie schlicht auf sein Vorhaben.


    Anschließend legte sie kurz den Kopf an seine Schultern.
    "Ja, ich weiß, Loki. Aber du brauchst dich nicht um mich sorgen. Ich bin kein Kind mehr."
    Dann hob sie ihren Kopf wieder und lächelte ihn an.


    "Ich denke ich werde dann auch ins Bett gehen. Schlaf gut, Bruderherz."


    Damit wandte sie sich um und ging zurück in ihre Kammer.

  • Mit dem Pferd an der Leine erreichte Glabrio am Abend das Haus und klopfte an die Tür mit dem Wolf, während er seinem Pferd erklärte: "Also, meine Liebe! Das ist kein echter Wolf, du brauchst dich also nicht zu fürchten. Ja, wir finden schon einen Schlafplatz für dich, du wirst sicher nicht bei Eila und Loki in der Wohnung schlafen können, doch sie wissen sicherlich, wo ich dich warm und trocken unterstellen kann. Und in ein paar Tagen reisen wir ab, dann werden wir beiden zum ersten Mal die Freiheit erleben. Ach nein, erst lerne ich dich zu reiten. Also sei lieb: Je braver du bist, desto schneller geht es!"

  • Eigentlich hatte Eila erwartet, dass ihr Bruder noch bei der Auktion sein würde.
    Sie verschwendete keinen Gedanken daran, dass es wer anders sein könnte und öffnete die Tür.
    Sie wollte gerade Anstalten zu machen, ob er nicht genug Arbeit hätte, dass er so "früh" nach Hause käme, als sie erkannte, dass es garnicht Loki war.


    "Glabrio, was für eine Freude!" Sie strahlte von einem Ohr zum anderen.


    "Ich hatte keine Ahnung, dass du kommst. Komm doch rein."


    Dann erkannte sie Glabrios Pferd und überlegte einen Moment.


    "Binde die Stute doch einfach hier vorne an und wenn Loki, er ist gerade bei einer Auktion, wiederkommt, dann kann er dein Pferd bei den Ducciern unterstellen. "


    Sie blieb in der offenen Tür stehen und wartete lächelnd darauf, dass dieser gerngesehene Gast eintreten würde.

  • So standen sie ein paar Minuten später vor Lokis Wohnungstür, jeder mit einem Becher Met in der Hand, und klopften an, was Loki sehr seltsam vorkam..


    "Ehm... eigentlich ist das hier ja meine Wohnung... wieso klopfen wir an?"

  • "Das musst du mir sagen! Du hast geklopft!", sprach Sextus und zuckte mit den Schultern. "ich bin nur Gast, ich muss klopfen, aber weshalb du es getan hast, keine Ahnung." Er grinste seinen Freund an, und freute sich zugleich schon darauf Eila wieder zu sehen, wie es wohl ihrer Nase ging?

  • Irgendwie begann es hier schon zur Gewohnheit zu werden, dass Abends Leute anklopften mit denen Eila nicht gerechnet hatte.
    Verwundert ging sie zur Tür und öffnete.
    Zunächst sah sie Loki und wollte ihn fast loben, dass er nach so einem Abend schon so früh und sogar noch recht nüchtern nach Hause kam, doch dann erblickte sie hinter Loki Sextus stehen.
    Sofort zauberte sie ein Lächeln auf die Lippen, doch gleichzeitig schaute sie leicht skeptisch. Was zum Henker hatten die zwei jetzt schon wieder vor, grübelte sie.
    "Hallo Sextus." begrüsste sie nur einen von beiden, da sie es nicht für nötig empfand ihren eigenen Bruder an der Haustür zu begrüßen.


    "Ist die Verlobung geplatzt, oder was treibt euch so früh und so nüchtern hierher?"

  • "Das Milchgesicht hatte so viel Sehnsucht nach meiner kleinen Schwester dass er es kaum mehr aushielt, und damit er nicht gleich über dich herfällt bin ich zur Sicherheit mitgekommen.", frotzelte Loki in dem Bewusstsein, Marbod noch irgendwas heimzuzahlen... egal wie sehr man ihm eins reinwürgte, man hatte dem Kerl immernoch was heimzuzahlen...

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