Gesühnt? Valerian nahm natürlich an, daß dies von besagtem Bruder erledigt worden war, wie könnte das auch anders sein? Doch er fragte sich, ob es wirklich half bei der Bewältigung der Trauer, wenn man wußte, daß die Mörder für ihre Taten bezahlt hatten. Sicher, die Ahnen im Jenseits wußten es gewiß zu schätzen, daß ihr Tod nicht ohne Sühne geblieben war. Valerian ging auch nicht mehr darauf ein, er wollte nicht noch mehr in der Wunde herumstochern, den Schmerz nicht noch weiter vergrößern.
Das Thema wechselte zu Rom und hier fühlte er sich auch gleich wieder viel sicherer, hier kannte er sich aus. "Manchmal frage ich mich, wie sich jemand wohl Rom vorstellt, der nur davon erzählen hört. In Germanien wurde ich oft nach Rom gefragt und habe mir große Mühe gegeben, es zu beschreiben. Aber ich hatte immer das Gefühl, daß meine Worte nicht ausreichen würden, um demjenigen wirklich eine Vorstellung davon zu vermitteln. Wie ist es Dir damit ergangen? Wie ist Dein Eindruck? Bist Du eher enttäuscht von Rom oder staunst Du eher?" Ihr Lächeln sah bei diesem Thema viel befreiter aus.
Doch dann war es wieder Sorge, die sie drückte. Ihre geflüsterten Worte waren nicht für ihn bestimmt, das merkte sogar er. Doch sie kamen so von Herzen, daß er gar nicht anders konnte, als darauf zu reagieren. Einen Moment lang blickte er auf seine Hand, die noch immer auf der ihren lag, und drückte ihre abermals. "Meinst Du Deine Familie hier? Ich glaube nicht, daß Du Dir um sie Sorgen machen mußt. Unser Patron wird schon dafür sorgen, daß ihnen nichts geschieht. Er hat seine Befehle und muß sie ausführen. Aber wie er sie ausführt, liegt bei ihm. Vertraue ihm ein bißchen, Flamma..."