• Vala lauschte andächtig, wie Axilla sich zu erklären versuchte. Er faltete die Hände über dem Kopfende und versuchte ihr zu folgen. Dieses Mal gelang es ihm, doch wirklich begeistert war er nicht von dem, was er hörte.


    "Also siehst du Ehre wirklich als das grundlegende der römischen Gesellschaft an?", er runzelte die Stirn und griff nach dem Becher mit Wasser, den er sich selbst wieder füllte. Er winkte nicht nach einem Sklaven als die Schale mit Oliven schließlich leer waren, noch ließ er das jemanden anderen machen als Axillas Becher ebenfalls leer war. Es war auch niemand da. Vala hatte sie weggeschickt, weil er der Meinung war die prudentischen Sklaven hätten besseres zu tun als ihm hinterher zu arbeiten, und er selbst sah es als Verschwendung von Arbeitskraft an, wenn man dies zuließ. Dafür war er von den Sklaven der Casa kurzum für verrückt erklärt worden und als Vernichter von Arbeitsplätzen verschrien.


    "Was ist dann mit dem Gesetz? Und wie definierst du Ehre? Fangen wir erst einmal da an.. obwohl, ich weiß es schon. Ehre ist für dich eine Heldentat im Angesicht des sicheren Untergangs. Eine Aufopferung für eine größere Sache, vielleicht für die eigene Liebe, die eigene Familie? Aus reiner Selbstlosigkeit vollbrachte Heldentaten am Gemeinwohl.", er ließ diese Worte sacken und fischte nach einem Stück getrocknetem Obstes bevor er fortfuhr: "Und du denkst es ist die Ehre, die das Wort gültig macht was ein Mann gibt? Ich sage dir, es sind andere Dinge die einen Mann sein Wort halten lassen. Was du als Ehre bezeichnest sehe ich als das komplexe System der Zwänge und Notwendigkeiten an. Ein Mann könnte ohne Probleme sein Wort brechen, wenn er denn nicht mit der Konsequenz rechnen müsste, dass dieser Wortbruch irgendwann einmal negative Folgen für ihn haben wird. Menschen die nichts zu verlieren haben pfeifen auf Ehre, eben weil sie nichts zu verlieren haben. Ein Mann der einen anderen um Geld prellt hofft darauf, dass dieser sich nicht an ihm rächen kann. Wenn er aber um der Ehre willen das Geld zurück gibt, hofft er darauf sich irgendwann wieder Geld von ihm leihen zu können. Das hat mit Selbstlosigkeit und Ehre nichts zu tun. Verschiebe es in die höheren Schichten der Gesellschaft, und du findest ähnliche Handlungsmuster. Selbstverständlich glaube ich an so etwas wie Ehre. Aber nicht als Handlungsmaßstab wie du ihn siehst, sondern als Konsequenz von Aufrichtigkeit der eben losgelöst von diesen Notwendigkeiten ist. Damit ist dann auch dein Mord hinfällig. Das was im Falle des gehörnten Ehemannes zu der Tat regt ist nicht seine verletzte Ehre, sondern sein verletzter Stolz. Ehrenvoll wäre es meiner Definition nach gewesen den verletzten Stolz herunter zu schlucken und den Mann zum Duell zu fordern. So ist das nichts anderes als tumber Mord. Da ist nichts ehrenvolles dran. Ehre ist das Bestehen gegen große Hindernisse, selbst wenn dieses Hindernis man selbst ist."


    Er kaute genüsslich auf einem Stück Trockenobst herum, hob den Finger um Axilla daran zu hindern etwas zu sagen, und fuhr nach einem weiteren Schluck Wasser fort: "Nehmen wie Leonidas, der mit seinen Mannen an den Thermopylen den Medern eine einigermaßen effektive Wehr entgegengesetzt hat. Ich habe mich vor kurzem damit befasst, und es ist glasklar: er hat das eben nicht aus heroischem Uneigennutz gemacht, sondern weil ein Rückzug seinerseits die griechische Flotte in einer nahen Meerenge der persischen Artillerie ausgeliefert hätte. Er konnte da garnicht weg, ohne den letztendlich möglichen Sieg der Griechen über die Perser auf's Spiel zu setzen. Nun frage ich dich, was ist ehrenvoller? Dass Leonidas aus keinem erkennbaren strategischen Grund sich und seine Männer geopfert hat, oder um die griechische Flotte zu retten?"

  • Natürlich sah Axilla Ehre als das grundlegende Prinzip der Gesellschaft an. Nichtmal nur der römischen, denn eigentlich war Axilla ja so tolerant, nicht zu glauben, dass Römer bessere Menschen seien und alles andere Barbaren, die es verdient hatten, unterworfen zu werden, nein, nein. Sie glaubte durchaus, dass auch andere Menschen Ehre besaßen und ehrenhaft handeln konnten, und dass somit auch bei anderen Völkern eine ähnliche Moral herrschen konnte wie die, die von den Römern angestrebt wurde.
    Sie verstand seine Ausführungen zu dem, wie er Ehre definierte, nicht ganz, würde das aber niemals zugeben. Was er mit diesen ganzen Folgen und den Folgen daraus meinte, erschloss sich ihr nicht auf Anhieb, und sie musste wirklich genau zuhören, um alles zu begreifen, was er ihr sagte. Als er kurz etwas aß und sie mit vorgestrecktem Finger vom Argumentieren abhalten wollte, hätte sie ohnehin nichts sagen können, weil ihr Hirn die letzten Schlussfolgerungen noch nachvollziehen wollte, es aber nicht zur Gänze schaffte. Seine Argumente waren irgendwie widersinnig. Sowas komisches konnte auch nur einem Mann einfallen.
    Und mit den Thermopylen schließlich verwirrte er sie dann schließlich vollkommen. Gab er ihr damit nicht gerade recht, dass es ehrenvolle Handlungsweisen gab? Axilla witterte eine Falle, aber sie sah sie nicht. Und so saß sie einen Augenblick nur da mit gerunzelter Stirn und ernstem Gesicht, während sie ihre Gedanken wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen versuchte.
    “Natürlich bildet die Ehre... oder sagen wir, recht und Ehre, die Basis für eine Gesellschaft. Und es ist mehr als nur die Furcht vor Konsequenzen, die Ehre ausmacht. Ehre ist...“
    Axilla schaute kurz in die Luft, als läge dort die Antwort auf diese wirklich schwierige Definition. “Ehre ist mehr, als nur das Richtige zu tun aus Pflichtgefühl heraus. Ehre ist das, was einem keiner geben kann. Die Summe aus Würde, Tugenden und Pflichtbewusstsein.
    Es ist mehr als nur das zu tun, was die Notwendigkeit erfordert. Gerade, wie du es bei den Thermopylen angesprochen hast. Natürlich war es ehrenvoll von Leonidas, sich und seine Männer zu opfern, damit andere nach ihm den Sieg davontragen konnten. Um die griechische Flotte zu retten war es geradezu heldenhaft.“

    Axilla witterte noch immer eine Falle, aber sie wusste nicht, was er von ihr wollte. Es war irgendwie fast schon spannend, zu sehen, welchen Strick er ihr daraus drehen würde. Beinahe wollte sie ja, dass er diesen Satz als Anlass nahm, sie in Grund und Boden zu diskutieren. Hauptsache, sie redeten weiter. Hauptsache, er war ein echter Kerl.
    “Wenn du sagst, Ehre sei bloß geboren aus Notwendigkeit und Furcht vor Konsequenzen, was sind für dich dann die Tugenden? Mut, Pflichtgefühl, Treue? Sie alle sind Teil der Ehrenhaftigkeit eines Menschen. Sind sie dann auch nur Konstrukte aus Furcht? Aber wenn man sich an sie hält und dabei stirbt, wie gerade Leonidas Männer es getan haben, warum hält man sich dann an sie? Sollte man den Tod nicht mehr fürchten dann? Warum haben die Männer deiner Meinung nach Stand gehalten, haben sich geopfert für die anderen Griechen, die ja teilweise sogar ihre Feinde waren? Sparta hat nicht nur eine Schlacht geschlagen mit Athen, ständig lagen die Poleis im Krieg. Warum also sollten sich die einfachen Männer, denen vielleicht der Weitblick des Leonidas fehlte, warum sollten diese standhaft sich opfern für Männer, die sie nichtmal kannten, wenn nicht aus Gründen der Ehre und der Tugend?“

  • "Achso.", grinste Vala breit, der Axilla schließlich da hatte, wo er sie haben wollte: "Dann kann man im Grunde genommen jeden Kehricht als Ehre deklarieren, solange man weiß wie man die Vokabeln Pflichtgefühl, Tugend, Würde und Notwendigkeit irgendwie wichtig klingend in einem Satz unterbringen kann."


    Er griff nach dem Becher und nahm einen Schluck Wasser, einen Moment der Stille kreierend in dem er seine Gegenüber nicht aus den Augen ließ. Erst als er den Becher präzise wieder auf demselben Fleck abgestellt hatte, von dem er ihn gerade genommen hatte begann er, ihre Argumente fein säuberlich auseinander zu klopfen: "Vercingetorix wurde nach seiner Kapitulation mit großem Aufwand von Cäsar entmannt. Dass ihm die Kleider vom Leib gerissen wurden und er den römischen Adler küssen durfte war ja nur der Anfang. Die Demütigungen nahmen kein Ende. Man hat eigentlich alles getan, um die Würde des Kuningaz der Gallii am Boden zu zertreten. Und dann auch nur das, was von der Kapitulation übrig gelassen wurde. Und doch wird Vercingetorix als eine der ehrenvollsten Gestalten der celti betrachtet. Nur von den Römern nicht.
    Im Gegensatz dazu wird dein erwähnter Brutus als jemand beschrieben der erhobenen Hauptes in den Tod gegangen ist. Mit der Würde eines sich und seiner Herkunft vollends bewussten römischen vir virtutis. Jetzt sag mir, wie geht eine Summe auf bei dem eine Null im Spiel ist*?"


    Ein weiterer Schluck, eine weitere Pause, und Vala fuhr unerbittlich mit der Demontage von Axillas Argumentation fort: "Die Tugend. Soso. Barrus hat seinen Vetter umgebracht, und damit die Tugend des Gastrechts gebrochen, was ihn per se unehrenhaft macht. Schau nicht so, das waren deine Worte. Also, hätte Barrus aber Dareios umgebracht, und letztendlich seine Herrschaft gerettet, so wäre er nicht als unehrenhafter Familienmörder in die griechischen Annalen eingegangen, sondern als ruhmreicher Bewahrer des Friedens in die der Meder. Wo wir schon dabei sind, ein Gegenbeispiel: Romolus und Remus. Romulus erschlägt seinen Bruder, und wird DIE Gestalt der römischen Geschichte schlechthin. Der Mord an Remus wird als konsequente Bestrafung von Rechtsbruch gedeutet. Ich bin mir absolut sicher, hätte einer von Remus Schergen Romulus erschlagen sähe die Sache vollkommen anders aus. Das ist schon wieder eine sehr wackelige Variable in deiner Rechnung, werte Iunia."


    Als Vala erneut zum Becher, und begriff in diesem Moment, dass er gerade nichts anderes praktizierte als schiere Folter. Irgendwie gefiel ihm das. Es war nicht die Macht, die ihn so faszinierte, sondern die Ausübung von etwas, das im nächsten Augenblick wieder verflogen sein mochte. Es war sehr gefährlich, das spürte er. Eine neue Form von Verlangen, das fatale Auswirkungen haben konnte wenn man ihm zu unbedacht nachgab.


    "Und dann das Pflichtbewusstsein. Soweit ich weiß hat der von dir so geschätzte Cäsar beinahe allen seinen Feinden vergeben. Vor allem den einfachen Soldaten, die aus den Heeren seiner Gegner desertierten, kapitulierten und einfach die Seiten wechselten. Aber nicht nur.. auch seinen Gegnern aus der Elite Roms und der der Provinzen vergab er, förderte sie und positionierte sie zu seinen Gunsten. Das ist paradox, ich meine, dass von diesen Leuten im kollektiven Gedächtnis sehr viele als ehrenvolle Vorbilder der mos maiorum Roms enthalten sind. Obwohl sie ALLE das von dir als so wichtig angeführte Pflichtgefühl nicht nur verletzt, sondern gar mit Füßen getreten haben."


    Vala machte eine mitleid ausdrückende Miene, als hätte er ein junges Küken vor sich, das zu früh das sichere Nest verlassen hatte: "Axilla, ich will dir nicht zu nahe treten, aber weißt du eigentlich, was du da redest? Du wirfst Wörter in den Raum und versuchst diese zu Konstrukten verbinden die die Welt in einem Satz erklären und in Gut oder Böse teilen. Dabei ist dieses Konstrukt zu labil, dass ich nur mit einem Finger wedeln muss um es zum Einsturz zu bringen. Aber...", legte er die Maske ab und sah sie mit kaltem und unerbittlichen Blick an, derselbe Blick, der Vala das Fürchten gelehrt hatte, wenn er etwas falsch gemacht hatte, und sein Vater hatte Fehler nicht so schnell vergeben, "..um dir wenigstens einen kleinen Teil deiner Illusion zu lassen: ja, es gibt sie. Es gibt die Ehre, und ja, sie bewegt die Menschen. Aber was sie ist begreifst du nicht einmal im Ansatz. Nicht einmal ich tue das... ich weiß nur, wie sie sich anfühlt. Sie ist kalt. Sie ist dreckig. Sie stinkt. Und sie tut weh. "


    [SIZE=7]* auch wenn die Null eine Erfindung späterer Jahrhunderte ist[/SIZE]

  • Das... war... Grrrr! Da verdrehte er ihr einfach die Worte im Mund! Vor allem sein erster Satz war mehr als nur demütigend für Axilla, und sie holte auch sofort Luft, um etwas zu sagen. “Das stimmt doch gar nicht! Und das hab ich auch überhaupt nicht gesagt!“ Sie wollte sich gerade weiter darüber ereifern, als Vala sein Glas auch schon abgestellt hatte und ihr mit seiner Rede wieder das Wort abschnitt.
    Dieser... dieser... KERL! Hatte Axilla sich eben noch beruhigt gehabt und das Durcheinander ihrer Gedanken und Gefühle in einigermaßen gleichlaufende Bahnen gelenkt, so war das jetzt alles hinfällig. Vala verdrehte ihr jedes einzelne Wort, Stück für Stück, und sie konnte nur dasitzen und unauffällig die Fäuste ballen, bis die Knöchel weiß hervortraten. Sie hatte doch eben sogar gesagt, dass sie wusste, dass die Sieger die Geschichte nach ihrem Gutdünken schrieben! Dass das per se nicht als Maßstab für Ehre daher gelten kann und sollte! Aber so hatte sie das nicht gemeint, dass dadurch ein Mörder und Frevler am Gastrecht zum Helden emporgehoben wird. Und was er mit ihrem bedauernswerten Verwandten, Iunius Brutus, meinte, verstand sie in diesem Zusammenhang auch nicht ganz. Es war ehrenvoll gewesen, dass er so aufrecht in den Tod gegangen war! Was wollte er ihr denn jetzt damit beweisen?
    Und wann hatte sie irgendwas von Caesar gesagt, oder gar gesagt, sie bewundere ihn? Dem war nämlich absolut nicht so. Sie würde das zwar nie öffentlich sagen, aber im Grunde fand sie es nicht Recht, dass er Rom erobert und sich selbst zum Imperator gemacht hatte. Er war sicherlich ein brillanter Stratege und gewiss auch ein hervorragender Politiker gewesen. Aber bewundern tat Axilla ihn deshalb noch lange nicht. Überhaupt, was wollte er ihr damit sagen, dass Caesar seine Feinde quasi begnadigt hatte? Das war von ihm nicht nur mildtätig, sondern ziemlich genial. Feinde so zu Gefolgsleuten zu machen war ein sehr kluger Zug, festigte es doch seine Stellung. Dass man das auch als ehrlos sehen konnte, war halt so. Axilla hätte es nicht gemacht, aber sie war weder eine Politikerin noch brillant.
    Und dann schließlich starrte er sie nieder. Oder, naja, er versuchte es. Seine Augen taxierten Axilla, die nur zurückschauen konnte und dabei durchaus etwas kleiner wurde. Allerdings senkte sie ihren Blick nicht, sondern schaute tapfer zurück, selbst, nachdem er geendet hatte und sie erstmal nichts zu sagen wusste.
    “Ich hab keine Angst vor dir“, kam schließlich etwas kleinlaut über ihre Lippen. Im Grunde genommen bedeutete dieser Satz aber nichts anderes, als dass sie doch so ein klein wenig Angst im Moment vor ihm hatte, aber bevor sie etwas anderes sagen konnte, sie erstmal ein bisschen Restwürde zusammenkratzen musste und ihre Stellung damit festigte.
    “Und ich verstehe sehr wohl, was Ehre ist. Nur seh ich sie nicht so... sooo... SO!“ Wie sollte man das denn sagen? Axillas Welt war einfach, weil Axilla sie einfach hielt. Schwarz, und weiß, kein grau. Ab und an bekam diese Weltsicht einen kleinen Knacks und zwang sie dazu, Dinge, die sie stur dem einen oder anderem Extrem zugeordnet hätte, neu zu bewerten und abzumildern. Aber im Grunde funktionierte ihre Welt so für sie. Und es passte ihr nicht, dass Vala diese mühsam aufgebaute Illusion, wie er es nannte, einfach so auseinander pflückte. Und vor allem passte es ihr nicht, dass sie ihm an Argumenten eindeutig unterlegen war. Aber aufgeben kam gar nicht in Frage!
    “Wie kommst du darauf, die Ehre als sowas... sowas... schreckliches darzustellen. Die Ehre macht uns gut, und aufrecht, und, und... tugendhaft! Wie kann das dreckig und kalt und schmerzhaft sein? Das ergibt doch gar keinen Sinn!“
    Gut, das waren jetzt keine Argumente als vielmehr ein heftiger Ausbruch, aber Axilla hatte keine Argumente. Was man auch sehr deutlich daran merkte, dass sie, je mehr Vala sagte, selbst umso weniger zu sagen wusste. Das jetzt war eigentlich nur noch verzweifeltes Wehren und Abstreiten.

  • "Weil ich gesehen habe, wie Männer und Frauen sich Ehre verdient haben.", meinte Vala und blickte dabei düster geradewegs durch Axilla hindurch. Es waren keine schönen Erlebnisse, die Vala zu diesem Schluss haben kommen lassen, und er teilte sie nicht. Mit niemanden. Diejenigen, mit denen er sie erlebt hatte waren tot oder weit weg, und Vala hielt sich generell mit Informationen über sich selbst bedeckt. Seine Cousine Eila wusste das genau: Wissen ist Macht. Und Vala hatte nicht vor, jemandem Macht über ihn zu verleihen.


    "Ich glaube, du weißt eigentlich garnicht was Ehre ist.", schloss Vala, und signalisierte damit unmissverständlich, dass das Thema für ihn gegessen war. Er fühlte sich schäbig, als hätte er einem kleinen Kind den Lutscher weggenommen. Hatte die Freude, sich endlich mal wieder zünftig streiten zu können, tatsächlich dazu geführt, dass er verbal auf diese Frau einschlug? Das schlechte Gewissen wog bald Tonnen, als er sich daran erinnerte was sein Vater ihm einmal erzählt hatte: ein Mann mit einer Waffe in der Hand ist noch lange kein Gegner, und ein Mann mit bloßen Händen noch lange kein leichtes Spiel. Was hatte er hier gerade eigentlich erreicht? Nichts. Nicht das geringste. Er schoss mit Ballisten auf Spatzen.
    Dieses Wissen vergällte ihm den Geschmack des Sieges, und eine Sekunde lang fühlte er sich versucht sich zu entschuldigen. Aber eben nur eine Sekunde lang. Das letzte Mal, als ihm das passiert war, war er... er hielt inne. Das war gewesen, als er Axilla am Portus getroffen hatte. Warum gerade Axilla? Er blickte die junge Frau an, als sah er sie gerade zum ersten Mal. Er kam nicht darauf, es wollte sich ihm nicht erschließen.


    "Gehst du oft aus? Ich meine, bewegst du dich in der Gesellschaft?", eine unbefangene, offene Frage. Allerdings vielleicht ein wenig zu tückisch, denn Vala verfolgte einen Plan, und es gelang ihm nicht immer dies auch zu verbergen.

  • Wie meinte er denn das jetzt schon wieder? Er hatte gesehen, wie sich Männer und Frauen Ehre verdient hatten? Gut, bei Männern konnte es sich Axilla denken. Er hatte ihr ja selber gesagt, dass er ein Krieger war und gekämpft hatte. Nirgendwo ließ sich so viel Ehre verdienen wie auf einem Schlachtfeld, davon war Axilla fest überzeugt. Aber Frauen? Das passte nicht. Frauen zogen nicht in die Schlacht, so gerne Axilla das das ein oder andere Mal auch tun würde in ihrem jugendlichen Übermut. Aber das ging nicht, der Platz einer Frau war zuhause. So war das nunmal.
    Bei seinem nächsten Satz aber hätte Axilla ihm am liebsten etwas hartes gegen den Schädel gehauen. Sie hatte keine Ahnung, was Ehre war? Dieser impertinente Mistkerl! Wie konnte er es nur wagen, sowas zu sagen? Zog er ihre Ehre ernsthaft in Zweifel? Axilla wurde vor Wut weiß und musste wirklich schwer an sich halten, ihr verletztes Ehrgefühl nicht mit einer sauberen rechten Geraden wieder herzustellen. Axilla war kein Mädchen, das ihrem Gegenüber eine Ohrfeige gab. Nein, da war sie ganz Kerl, und sie war sich auch sicher, Vala auf die kurze Distanz sauber treffen zu können. Schön mit hohem Ellbogen, falls sie tatsächlich vorbeischlug, so dass sie ihm den noch vor den Latz knallen konnte. In Gedanken malte sie es sich schon aus, als er auf einmal das Thema wechselte.
    “Was?“ schnappte sie also im ersten Moment, ehe sie realisierte, dass Vala damit das Thema aufgegeben hatte. Hatte sie etwa gewonnen? Sie war sich nicht sicher. Gewinnen fühlte sich normal besser an. Und das hier fühlte sich eher nach... in Grund und Boden gestampft worden zu sein an.
    Trotzdem schaute sie zu Vala kurz noch wütend herüber, ehe sie es gut sein ließ. Sie wollte sich ja gar nicht mit ihm streiten! Und wenn er ihr so eine Brücke baute, wer war sie denn, um die nicht zu beschreiten? Sie wollte sich ja eigentlich mit ihm unterhalten und sich gut mit ihm verstehen. Sie blinzelte also die letzten Überbleibsel ihres Ärgers kurzerhand weg, wenngleich sie nicht sofort wieder zu nett lächelndem Palaver zurückfand.
    “Ab und an, ja. Ich meine, ich bin ja auch nicht von hier. Neulich war ich auf einer Verlobungsfeier von... ähm, Iulius Centho und Furia Calliphania.“ Ihr Namensgedächtnis war einfach nicht das beste. “Und davor bei Pompeius Imperiosus. Oh, und eine Einladung bei Decimus Livianus steht noch aus. Und mein Vetter Silanus wollte demnächst auch ein Fest geben. Wieso fragst du?“
    Noch war sie nicht wieder ganz versöhnt, aber... verdammt, warum musste er so wundervoll graue Augen haben? Sie konnte ihm nicht dauerhaft nachtragend sein.

  • Vala, wieder gänzlich in sich gekehrt, hatte die Wut der Iunia vollkommen übersehen. Oder einfach schlichtweg ignoriert, war ihr Gesichtsausdruck doch der eines bockigen Kindes und nicht der einer verletzten Frau. Wobei Vala hier offenbar noch vollkommen in seinen alten Denkmustern steckte: germanische Frauen waren was sowas anging wenig zimperlich. Man konnte ihren Unmut garnicht ignorieren, weil das germanisch sozialisierte Weib keine Skrupel kannte ihren Unmut auch adäquat rabiat auszudrücken. Und wenn es nur Gekeife war, konnte man sich noch glücklich schätzen. Blieb hingegen alles ruhig, war demnach auch alles in bester Ordnung. Axilla hielt die Klappe. Und starrte ihn wütend an. Das war ein Verhalten was er von Kindern kannte, aber nicht von Frauen, und daher war es nicht weiter bedenkenswert.


    "Hmhmh...", murmelte er schließlich, als er seinen Denkfaden zuende gesponnen hatte, "..gut. Ziemt es sich für eine römische Frau an einem solchen Ereignis in Begleitung eines Mannes zu erscheinen mit dem sie weder verwandt noch verlobt oder -heiratet ist?"

  • So ganz kam Axilla immer noch nicht mit, was er eigentlich wollte. Als er dann aber schienbar mit seiner Überlegung am Ende war, schlug ihr Geist wahre Purzelbäume. Einen Moment fehlte ihr wirklich die Sprache, und dass sie ihm ja eigentlich noch böse sein sollte, war vollkommen vergessen. Sie hatte vielmehr den Impuls, ihm um den Hals zu fallen, anstatt seine Nase Bekanntschaft mit ihrer Faust schließen zu lassen, und dieses aufgeregt flatternde Gefühl in der Brust war augenblicklich wieder da. Natürlich nahm Axilla ganz automatisch an, dass er sie damit fragte, ob er sie demnächst zu solchen Festen begleiten sollte oder durfte.
    “Naja, wenn er ein Freund ist... also, einer der Familie.... wenn man beispielsweise ja schon lange zwischen den Gentes Geschäftsbeziehungen hat...“ Ihr Lächeln wurde immer ununterdrückbarer, und ihre Ganze Haltung zugleich verlegener und doch irgendwie aufreizender, als müsse sie sich Vala besonders vorteilhaft präsentieren. “... und man kann ja eine Frau auch nicht ganz allein irgendwohin einfach lassen, und wenn kein männlicher Verwandter da ist, der diese gesellschaftlichen Anlässe dann mit einem teilen möchte... also, ja, da wäre das durchaus angebracht.“
    Axilla war sich da zwar nicht ganz so sicher, ob das nicht doch vielleicht zu Klatsch führen könnte, aber das war ihr verdammtnocheins herzlich egal. Wenn Vala mit ihr ausgehen wollte, konnte er sie hinführen, wohin auch immer er wollte. Egal, was irgendwer sagen mochte.

  • "Sehr schön. Lasse mich wissen, wenn die Möglichkeit besteht gemeinsam zu einem solchen Ereignis zu gehen.", rieb Vala sich die Hände, in eine vollkommen andere Richtung denkend. Wenn man es genau nahm, kommandierte er Axilla gerade zu einem Date. Wobei er das vollkommen anders sah: für ihn war das kein Date. Es war ein weiterer Schritt. Ein Mittel zum Zweck.
    Axilla bewegte sich in der römischen Gesellschaft, und so wie sie aussah konnte sie ihm durchaus nützlich sein. Warum auch nicht? Sie sah gut aus, war naiv genug um gemocht zu werden. Und das, was Vala im Moment noch fehlte war Erfahrung im Umgang mit der römischen Jetset-Gesellschaft. Axilla konnte der Schlüssel dazu sein, und im gleichen Maße konnte er so auch dem auf den Grund gehen, warum er so reagierte wenn er bei ihr war. Alle anderen ließen ihn kalt, nur sie provozierte solche Reaktionen.


    Vala erhob sich, lächelte unverbindlich und signalisierte, dass er dieses Treffen jetzt zu beenden wünschte: "Es tut mir leid, dich jetzt so hinauskomplimentieren zu müssen, aber du wirst sicherlich verstehen wenn mich meine Pflichten leider davon abhalten dieses mir durchaus Freude bereitende Gespräch fortzuführen. Allerdings würde ich mich über eine Fortsetzung freuen.. bald." Er blickte sie falsch lächelnd an. Vala wollte alleine sein, und die Durchsetzung dieses Verlangens setzte er zielstrebig und nonchalant durch. Er warf sie hinaus, war ihrer auf einen Schlag überdrüssig geworden, und das einzige was ihn keinen Gedanken an eine Szene verschwenden ließ war das unerschütterliche Vertrauen in seine Chuzpe.

  • Axilla hatte das Gefühl, gleich laut aufjauchzen zu müssen. Er wollte tatsächlich mit ihr zu einem Fest gehen? Mit ihr? So richtig als ihre Begleitung? Axilla wollte am liebsten aufspringen und tanzen! Das war ja wundervoll! Einfach nur wundervoll!
    Aber leider hatte Vala keine Zeit mehr, Opfer ihrer überschäumenden Freude zu werden. Lediglich ein strahlen, das die Sonne in den Schatten zu stellen drohte, musste er sich ansehen, als er aufstand und so das Ende des gemeinsamen Treffens einleitete.
    “Oh, ja, natürlich. Ich muss ja auch weiter, also arbeiten. Ich wollte dir ja auch nur kurz danken und das Buch vorbeibringen.“
    Axilla stand leichtfüßig auf und konnte einfach nicht aufhören, ihn anzulächeln. Achwas, anlächeln, sie himmelte ihn ganz offensichtlich an und er hätte schon absolut blind sein müssen, um nicht zu sehen, was seine Worte gerade mit ihr anrichteten. Und hätte sie ihm nicht versprochen, ihn nie wieder ohne sein vorheriges Einverständnis zu berühren, Axilla wäre ihm wohl nur zu gerne um den Hals gefallen. Aber sie hatte es versprochen, und ihr Wort war Axilla heilig.
    “Ich würde mich auch sehr freuen, wenn wir das bald einmal wiederholen könnten. Vielleicht gibt es ja schon bald wieder ein Fest. Also, ich würde mich wirklich sehr freuen.“
    Dass sie gerade eben sich – schon wieder! - gestritten hatten, war in diesem Moment vollkommen aus Axillas Gedächtnis getilgt. Wie schon bei ihrem ersten streit auf dem Weg vom Hafen zu ihr nach Hause hatte Vala sie mit ein paar Worten einfach wieder um den Finger gewickelt und Axilla war einfach nur hin und weg von seiner charmanten und selbstsicheren Art.
    “Ich will dich dann auch gar nicht mehr aufhalten. Also... Vale“ Zu gern hätte sie ihm zum Abschied noch ein unschuldiges Küsschen oder sonstige Zuneigungsbekundung gegeben, aber sie ließ es lieber bleiben. So ganz traute sie sich dann doch nicht und wollte dieses zarte Band, das sie zwischen ihnen zu fühlen meinte, nicht zerstören.

  • Man kann durchaus 'umfassend' sagen, wenn es darum geht die Dinge zu benennen die man auf einem Schlachtfeld lernt. So lernt man dort nicht nur, aus einer Aneinanderreihung von ziellos platzierten Stichen und Hieben, Ausrutschern und Strauchlern, Panikattacken und Wutanfällen irgendwie an einem Stück herauszukommen, sondern auch wie ein Mensch worauf reagiert.
    Am eigenen Leibe hatte der Sohn des Leif zum Beispiel erfahren, wie es war Angst zu zeigen. Ein Cherusker, dem er abseits einer größeren Auseinandersetzung im Wald begegnet war, hatte Schild und Speer weggeworfen als er sah wie Vala, kaum vierzehn Sommer alt, sich einnässte, und den Jungen daraufhin grün und blau geprügelt. Einerseits hatte Vala dieses Zeigen von Angst das Leben gerettet, andererseits hatte er damals kapiert was für Konsequenzen es hatte zu offen Gefühle zu zeigen. Etliche Prellungen und Wunden später hatte Vala gemerkt, dass derjenige am ehesten überlebte, der seinem Gegner NICHTS von dem verriet, was in ihm vorging. Ein Grieche namens Linus sollte ihm das später in wortreichen Vorträgen genauer erklären, für Vala kam die Theorie allerdings Jahre nach der Praxis.
    Ironischerweise war Vala wenig später darauf gekommen, dass Frauen im Bewältigen von Gefühlen noch viel unbedarfter waren, was sie viel anfälliger für Manipulationen machte. Diese Erkenntnis hatte ihm einige Ohrfeigen eingebracht, aber irgendwann hatte er den Dreh raus. Vala verachtete Frauen nicht. Aber er liebte sie auch nicht. Sie waren schwach, und er hatte das Gefühl je südlicher man kam, desto schwächer wurden sie. Das hatte ihm einige ergötzliche Stunden zwischen den Beinen schöner Frauen eingebracht (Gedanken um sein Erbe im Genpool der Antike musste sich Vala auf jeden Fall keine mehr machen).
    Sie fraßen ihm aus der Hand. Genauso wie die hier.


    "Das würde es mich auch.", lächelte Vala die Iunia sein schmalstes Lächeln und führte sie zurück ins Atrium, wo ihr von den Schatten der Casa Prudentia schon benachrichtigte Sklave auf sie wartete, "Aber wo denkst du hin? Du hast mich nicht aufgehalten... die letzten Minuten waren mir eine hehre Freude, ich muss mich für deinen Besuch bedanken. Nein, ich WILL mich für deinen Besuch bedanken."

  • Axila fraß Vala nicht aus der Hand, nein, nein. Sie war ihm in diesem Moment ganz und gar verfallen, dass er nichtmal was in der Hand gebraucht hätte, um es ihr anzubieten. Sie konnte nicht aufhören, zu lächeln, während er sie noch wieder zurück ins Atrium begleitete. Ihr Herz flatterte die ganze Zeit aufgeregt, weil sie überlegte, ob sie sich nicht einfach bei ihm einhaken sollte oder doch besser nicht. Aber sie ließ es bleiben, aus Angst, ihn dadurch wieder wütend zu machen, so gern sie auch wollte.
    Im Atrium angekommen bewies er auch nochmal seinen Charme und dankte Axilla für das Gespräch. Sie selbst war geneigt, den Streit bei eben jenem vollkommen aus ihrem Gedächtnis zu löschen und sich nur an sein Lächeln und seine grauen Augen zu erinnern. So lächelte sie jetzt auch einmal ganz offen und etwas beschämt zu ihm hoch, eindeutig verlegen. Und das, obwohl er eigentlich nicht einmal etwas gesagt hatte, was sie in Verlegenheit hätte bringen müssen. Sie trat einen zögerlichen Schritt auf ihn zu, eindeutig in der Absicht, ihn zum Abschied einmal kurz zu berühren. Nur ein flüchtiges Umarmen, vielleicht ein gehauchter Kuss, irgendwas. Aber sie blieb stehen. Sie hatte es versprochen. Sie hielt sich daran.
    “Dann sollte ich zusehen, dass es bis zu unserem nächsten Treffen nicht so lange ist. Aber vielleicht ergibt sich ja bald schon die Gelegenheit, dass du mich als meine Begleitung auf einem Fest schützen kannst.“
    Ihre Augen strahlten nochmal zu ihm hoch. Sie liebte seine grauen Augen. Sie schluckte und zwang sich, runterzuschauen. “Vale, Vala“, meinte sie also noch leise.

  • "Bei mir bist du sicher, das verspreche ich dir. Ich lasse dich nicht alleine, Axilla.", log Vala ohne mit der Wimper zu zucken, und zeigte sich dabei so eiskalt boshaft, dass er sich Jahre später noch mit einem Lächeln in den Mundwinkeln an diesen Moment zurück erinnern würde.
    Sie kam auf ihn zu, und der junge Germane überlegte (wieder einmal) ob er sie nicht noch einfach mit in eine der dunkleren Ecken der Casa Prudentia nehmen sollte. Den Gedanken schüttelte er jedoch ab, bevor er sich in eine ernstzunehmende Erwägung verwandeln konnte, hob anstelle dessen nur die Hand und streichelte ihr über die rechte Wange, sie dabei verschmitzt anlächelnd: "Auf bald, Axilla."


    Als er die Porta hinter ihr schloss, fielen seine Mundwinkel nach unten und sein Blick verdüsterte sich wieder. Den fragenden Blick eines Sklaven quittierte er mit einem vernichtenden und schickte ihn damit schnell Weite suchend ins innere des prudentischen Anwesens.
    Wieso war er eigentlich so anders? Der Rest seiner Sippe: alles ehrbare und ideologisch irgendwo konsequente Männer und Frauen, die sich ihren Platz in der römischen Gesellschaft durch ihre menschlichen Qualitäten verdient hatten. Und Vala? War nicht dumm genug um sich selbst anlügen zu können, er war ein Bastard, ein Mörder, ein Intrigant, dem Menschen nur soviel bedeuteten wie sie ihn weiterbringen konnten bevor er sie wegwarf.


    "Und warum?", fragte er sich selbst, als er sich auf den Weg zurück zur Arbeit machte, "Warum bist du das, Alrik? Weil du sie alle übertrumpfen wirst."

  • Arvina hatte geschlafen wie ein Stein. Oder besser wie ein Felsen. Doch dann war er irgendwann aus dem Land der Träume zurückgekehrt und hatte alsbald seinen Magen knurren hören. Also hatte er sich schnell angezogen und sich auf die Suche nach etwas Nahrhaftem gemacht. Doch so ganz fand er sich in der Casa Prudentia noch nicht zurecht, was auch daran lag dass er erst angekommen war als es schon dunkel gewesen war.


    Nun stand er in dem, zugegeben sehr schönen, Atrium und wusste nicht so ganz wohin er jetzt gehen sollte.
    "Hallo?" fragte er ein wenig hilflos in der Hoffnung jemand würde ihn hören. Dann fiel ihm aber ein, dass Balbus ja angeblich einen wilden Germanen hier haben sollte und auf einmal hoffte er, dass ihn doch niemand gehört hatte.

  • Alexandros war erst zwei Tage zuvor aus Alexandria zurückgekehrt und kämpfte noch immer ein Wenig mit den Nachwirkungen der Seereise. Aber dennoch verrichtete er natürlich gewissenhaft seine Arbeit, die er allerdings hin und wieder unterbrechen musste um sich zu übergeben. Es war sehr unangenehm und er verfluchte nicht nur das Schiff, sondern auch seinen Kapitän und selbst für Poseidon hatte er einige wirklich unschöne neue Beinamen in seiner Muttersprache auf Lager.
    Doch nun ging es ihm eingermaßen gut und er war auf dem Weg hinaus in den Garten, wo es scheinbar ein kleines Problem mit den Haustierchen gab. Da er auf diesem Weg auch das Atrium durchqueren musste, traf er dort natürlich auch auf den etwas hilflos wirkenden Arvina. Er hatte schon gehört, dass irgendein Verwandter aus Achaia eingetroffen war, doch hatte er ihn bisher nicht gesehen. Aber aufgrund der Beschreibungen, die die Sklaven ihm gegeben hatten, schien es sich hier um den jungen Herren zu handeln.
    Da dieser allerdings scheinbar etwas verschreckt wirkte, näherte sich Alexandros vorsichtig und sprach ihn dann fast schon zaghaft an: Chaire phile. Dann setzte er ein freundliches Lächeln auf und hoffte ihn so zu ermutigen.

  • Ich blieb stehen, allerdings nicht weil der Sklave es angeordnet hatte sondern weil es mir gerade eben in den Kram passte, wäre ja noch schöner wenn aufeinmal Sklaven Römern Befehle erteilen dürften ...


    Ja, Ja aber beeil dich es ist dringend!"


    Am liebsten hätte ich sofort die Statue umgeworfen, aber erneut scheiterte ich an den drei Problemen die mir schon die Tür bereitet hatte nur das es diesmal Bewese gewesen wären die ich hinterlassen hätte und das war einfach nicht meine Art ...

  • Es dauerte eine Weile, bis es Anzeichen dafür gab, dass der Pompeier sich seinem Ziel näherte. Das erste Zeichen war die Rückkehr des Galliers, der sich am Eingang des Atriums postierte und keinen Hehl daraus machte, dass er Imperiosus im Auge behielt.
    Dann dauerte es erneut einige Minuten, bis das rythmische Klacken von genagelten Sohlen auf dem Marmorboden die Ankunft des Hausherren ankündigten. Balbus betrat das Atrium in voller Rüstung und dem Gladius an seinem Gürtel, da er erst vor kurzer Zeit nach Hause gekommen war, und ging auf den Pompeier zu. Er blickte ihn mit einem neutralen Gesichtsausdruck an und sagte: "Salve Pompeius. Du möchtest mit mir über architektonische Aesthetik sprechen?"

  • Ich hatte den Sklaven nicht eines Blickes gewürdigt, vorallem da ich nun mit jeder verstrichenen Minute unsicherer wurde, was wenn das ganze eine Falle war und der Prudentier vorhatte mich zu beseitigen, aber warum sollte er das tun ... ich hatte nichts Unrechtes getan und überhaupt war ich doch wohl einer der treuesten Diener des Kaisers ... und dann kam der Praefectus Praetorio in Rüstung und bewaffnet als wollte er mich gleich hier selbst noch erdolchen ...


    "Ach papperlapapp! Wir beide wissen ganz genau worum es hier geht und ich bin hier weil ich es als persöhnliche Beleidigung auffasse das du mich nicht einfach zu einem Gespräch eingeladen hast! Ich habe mir nichts zu schulden kommen lassen und überhaupt sehe ich mich selbst als einen der tüchtigsten und treuesten Diener des Kaisers, warum also stellst du meine Loyalität in Frage?"


    Gerade noch hatte ich Angst gehabt, doch mit dem ersten Wort kam auch die entsetzliche Wut wieder in mir hoch, alles was meiner Familie seit Strabo blieb war die selbstverdiente Ehre und unsere eigenen Taten denn immer wenn wir unsere großen Verwandten ansprachen fielen stets auch die Namen derjeniger die die Familie lieber vergessen würde und das war einfach nicht gerecht ...

  • Balbus Gesichtsausdruck änderte sich nicht, als er sich direkt vor dem Pompeier hinstellte und diesen fest ins Auge fasste.


    "Ich habe dich nicht zu einem Gespräch eingeladen?" fragte er gespielt erschrocken. "Aber du bist doch hier, also hast du meine Einladung doch eindeutig erhalten."
    Er zuckte mit den Schultern.
    "Und was deine Loyalität angeht, so stelle ich sie nicht in Frage, denn ich gehe davon aus, dass du fast so loyal bist, wie du zu sein vorgibst. Ich frage mich nur, wem sie gilt."

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