• Balbus lächelte und nickte leicht.
    "Dann werde ich gleich einen Boten auf den Palatin schicken um nachzufragen, wann dein Onkel die Zeit dafür erübrigen kann. Und dein Verwandter... wie hiess der doch gleich? Architus?" Er schaute fragend, da er sich so gar nicht sicher war. Manchmal war er froh, dass er sich die Namen seiner eigenen Verwandten merken konnte.


    "Das wird sie bestimmt." War der einzige Kommentar, den er noch zum Thema Opfer ausdrückte, denn für ihn war das nun schon festgelegt.

  • "Dann hoffe ich sehr, dass Onkel Quarto bald etwas Zeit für uns erübrigen kann. Der Ärmste ist ja auch sehr eingespannt. Mein Verwandter ist Archias. Es wäre wirklich schön ihn mal wieder zu sehen. Ich hoffe, dass er dann auch Zeit hat und nicht dann zu tun wenn Onkel Quarto Zeit hätte. Ich freue mich schon sehr drauf."


    Vespas größte Sorge war wirklich, dass sie gemeinsam keine Zeit hatten. Auf das Opfer ging sie nicht mehr wieter ein, das war abgemacht und morgen würden sie Iuno opfern gehen.


    "Hach, ich freu mich so,"


    brach es aus Vespa erneut heraus und es war nicht sofort zu erkennen ob sie das Familienessen meinte oder die Tatsache, dass sie schwanger war.

  • "Archias, genau. Ich sollte mir das merken." sagte Balbus, ein klein Wenig schuldbewusst. "Aber ich bin sicher, dass die beiden einen Tag finden werden an dem sie beide Zeit haben um herzukommen."
    Er legte den Arm um sie und zog sie eng an seine Seite.
    "Es wird schön sein, wieder ein kleines Kind im Haus zu haben." sagte er, und liess dabei völlig ausser Acht, dass es eigentlich immer irgendwelche kleinen Sklavenkinder im Haus gab.
    Sein Blick wanderte ein wenig nach oben, wo es über ihnen im Geäst raschelte, als einer der kleinen Bärchen von einem Ast zum nächsten kletterte.

  • "Du hast recht, sie werden Zeit finden. Ich sollte nicht so pessimistisch denken. Wir sind ja auch nicht irgendwer. Wir sind ja Familie."


    Auch Vespa nahm ihren Mann etwas in den Arm. So gut sie konnte natürlich und folgte dann seinem Blick ins Geäst als es dort etwas raschelte und der Standort gewechselt wurde.


    "Ja, das wird sehr schön. Die Bären werden Spielgefährten haben und das Haus mit mehr Leben erfüllt sein. Na ja, zum Anfang ja nicht ganz, aber dann später zumindestens und vielleicht ist es ja ein gutes Zeichen und es folgen noch ein paar Geschwister."


    Nichts mehr wünschte sich Vespa als auch hier ihrer Aufgabe so gut es möglich war gerecht zu werden.

  • "Na ob die beiden die Spielgefährten wirklich zu schätzen wissen, wird sich zeigen." sagte er und musste schmunzeln, als er daran zurückdachte, wie er ein paar Tage zuvor einen der Bären mit der Katze hatte streiten sehen.


    "Aber ersteinmal schauen wir, dass wir eines hinkriegen, und über weitere machen wir uns dann Gedanken, wenn es soweit ist." sagte er und war sich sicher, dass nach dem ersten Kind noch weitere folgen würden, immerhin hatte er selbst einen ganzen Haufen Geschwister und stammte aus einer recht kinderreichen Familie.

  • "Ja, natürlich. Du hast recht. Alles nacheinander und nicht zu viel auf einmal wollen. Ich freue mich einfach zu sehr."


    Die Bedenken hatte sie im Moment fortgeschoben und die Probleme, die auftauchen könnten. Sie wollte den Moment des Glücks genießen. Es wa rnoch immer schwer zu glauben und sie müsste sich bald eine Hebamme suchen, die sie weiter betreuen würde. Den Medicus hatte sie mehr oder minder um sonst gerufen. Trocken stellte er nach wenigen Handgriffen die Diagnose, wollte die Bezahlung und verschwand dann wieder. Vespas Jubelstürme bekam daraufhin die anwesende Sklavin ab.

  • Balbus lächelte noch immer, geriet jedoch ein wenig in Gedanken, wie er da so sass, seine schwangere Frau im Arm, voller Pläne für weitere Kinder.
    Würde er wirklich Vater werden? Sollte es ihm tatsächlich vergönnt sein den Stammbaum fortsetzen zu können, anders als seine Brüder und Schwestern? Wieder einmal wurde ihm bewusst, dass er all seine Geschwister schon zu Grabe getragen hatte, obwohl er selbst der Zweitälteste war. Und ihm wurde schmerzlich bewusst, dass er neben seiner Nichte Callista und den Zwillingen Scipio und Thalna der jüngste in der Familie war.
    Balbus Blick verfinsterte sich ein wenig bei dem Gedanken, dass es in der Familie zu meist nur zwei Extreme gab. Entweder man starb sehr jung, oder man starb sehr alt. Nur wenige waren irgendwo dazwischen gestorben.
    Er blickte zu Vespa und musste lächeln. Sie anzusehen war genug um die düsteren Gedanken zu vertreiben. Er hatte mit ihr bisher nur Glück erlebt, warum sollte sich daran etwas ändern?
    "Weisst du, ich freue mich auch. Und ich bin sicher alles wird gut und in ein paar Jahren wird uns eine ganze Herde kleiner Kinder um die Füsse rennen."
    Eine wirklich schöne Vorstellung, fand Balbus.
    "Aber jetzt sollten wir uns erstmal auf den Moment konzentrieren." sagte er.
    "Und in diesem wird mir persönlich langsam ein Wenig frisch. Wollen wir nicht reingehen?"

  • Bei all der Aufregung und der Planung war ihr gar nicht aufgefallen, dass die Zeit so schnell vorangeschritten war und es, wie ihr Mann sgate, kühl wurde. Jetzt wo sie so darauf aufmerksam gemacht wurde, fröstelte sie tatschlich etwas.


    "Du hast recht, wir sollten rein gehen. Dort werde ich mich dann wohl erst einmal an eine Feuerschale setzen. Ich freu mich schon auf die Zeit wenn es wieder wärmer wird und man länger im Garten sitzen kann."


    Da ihr Mann sie noch im Arm hielt, konnte sie also nicht gleich aufstehen sondern musste warten bis er zuerst auf die Füße kam.

  • Balbus lockerte seinen Griff um seine Frau und erhob sich. Dann hielt er ihr die Hand hin, um ihr - eigentlich unnötigerweise - beim Aufstehen zu helfen.


    "Möchtest du vielleicht auch etwas warmes essen oder trinken?" fragte er dann noch, während er sie zur Tür führte, die ins Innere des Hauses führte.

  • Auch wenn es nicht nötig war, ließ sich Vespa aufhelfen und folgte ihrem Mann ins Haus. Doch ehe sie dieses betraten, wurde sie schon wieder etwas gefragt. Etwas gerüht ob der Führsorge ihres Mannes, versuchte sie ein wenig zu lächeln während sie antwortete. Hoffentlich würde er nicht irgendwann anfangen sie zu tragen damit sie nicht laufen musste und sich dabei überanstrengen könnte.


    "Einen warmen Obstsaft hätte ich gern. Das Abendessen können wir nachher ganz normal einnehmen denke ich. So durchgefroren bin ich nicht und in meinem Zimmer habe ich ein Kohlebecken anheizen lassen damit ich dort nicht frieren muss."

  • [Blockierte Grafik: http://img697.imageshack.us/img697/3383/schraubzieris.png]


    Als der Besuch von Vala von 0 auf 1 pro Woche zunahm, hatte er Schraubzieris und die anderen Sklaven, die den Dienst an der Tür versahen gebeten, seinen Besuch bei gutem Wetter in den Hortus zu führen. Der Hortus hatte sich seit seiner Ankunft als Lieblingsort des Ducciers erwiesen, und er pflegte es soviel Zeit wie möglich hier zu verbringen. Heute allerdings büffelte er wieder über gewissen Akten, die der junge Duccius aus dem aurelischen Haushalt mitgenommen hatte um sie hier zu bearbeiten.


    "Wenn ihr bitte hier warten möchtet.", verneigte sich Schraubzieris und überließ es der Decima selbst, ihre Sklaven in die Obhut des prudentischen Haushalts zu schicken während sie sich mit dem Germanen unterhielt. "Ich werde den Dominus Duccius nun rufen."

  • „Ich danke dir“, entgegnete Seiana dem Ianitor, wie sie es bereits am Morgen beim aurelischen Ianitor getan hatte. Etwas überrascht war sie, dass sie in den Garten geführt wurde und nicht etwa ins Atrium oder Tablinum, aber der Tag war angenehm genug, um sich draußen aufzuhalten. Mit einer leichten Kopfbewegung bedeutete sie Elena, sich mit dem anderen Sklaven zurückzuziehen, dann wandte sie sich um. Die Arme verschränkt, und ohne eine der Sitzgelegenheiten zu nutzen, betrachtete sie mit undurchdringlicher Miene den Garten und wartete. Darauf, sich ein weiteres Mal zu entschuldigen. Nicht, dass sie das gern tat, aber sie ging davon aus, dass Caius sicherlich nicht zu diesem Entschluss kommen würde. Sie hatte nicht gehört, was der Duccier zu ihm gesagt hatte, aber das musste sie auch gar nicht. Sie kannte Caius gut genug um zu wissen, dass er nicht kommen und sich entschuldigen würde. Schon gar nicht aus dem simplen Grund, weil es sich gehörte. Also blieb ihr gar nichts anderes übrig, als es selbst zu tun, und wenn es nur deswegen war, um sich so von dem Geschehen zu distanzieren.

  • Einige Minuten lang hatte Vala Schraubzierus nur fassungslos angestarrt, als der ihm eröffnete, dass sich niemand anders als Decima Seiana im Hortus befand und dort auf ihn wartete. Der vor ihm liegende Briefentwurf zur Vorbereitung der Spiele war vergessen, und ebenso weltvergessen lehnte Vala sich im Sessel zurück und starrte aus dem Fenster.


    "Va.. Dominus.", korrigierte Schraubzieris sich selbst, der von dem laxen Umgang des Germanen mit den Sklaven langsam an sich selbst verzweifelte, "Die domina wartet immernoch."


    Vala antwortete nicht. Er starrte weiterhin aus dem Fenster und dachte nach. Dann schlich sich ein Lächeln in seine Mundwinkel, und mit einem Mal schob er sich und den Sessel zurück und stand einen halben Augenblick später neben dem Sklaven: "Na, dann wollen wir sie nicht länger warten lassen, wie? Lass Wasser und Wein in den Garten bringen."
    Damit machte er sich auf durch die langen Gänge und Winkel der Casa zum Hortus gelangen, und als er ihn betrat stand die Decima gerade mit dem Rücken zu ihm, was ihm die Möglichkeit verschaffte, sie einen Moment länger zu mustern. Sein Lächeln kam zurück, und er lehnte sich an eine Ecke, die Decima einfach nur beobachtend. Innerlich schüttelte er den Kopf, wusste er doch, dass es nur einen Grund geben konnte warum sie hier war. 'Zu schade', dachte er bei sich während seine Blicke vergeblich versuchten den Stoff zu durchdringen um zu erkunden was unter dem vielen Stoff lag, mit dem sich die Decima auf physischem Wege gegen die Außenwelt abschirmte. Eine Sklavin erschien in einer anderen Ecke und sah Vala irritiert an, hatte er den Gast doch noch nicht begrüßt, zu deren Erfrischung sie doch gerade Wein und Wasser brachte. Vala wedelte sie einen Moment zurück, und machte sich dann mit einem leisen Räuspern bemerkbar.


    "Decima.", schritt Vala lächelnd auf sie zu nachdem sie sich umwandte und ihm entgegensah, "Welch Überraschung dich hier zu sehen.. eine nicht unangenehme, wie ich zugeben muss.", nun winkte er die Sklavin mit dem Tablett herbei, "Darf ich dir eine Erfrischung anbieten, bevor du mir erklärst wie unangenehm dir das Geschehene ist, und dass du dich entschuldigen willst? Ich hoffe doch, dass nicht für dich selbst. Und auch wenn dem nicht so wäre: es gibt keinen Grund sich zu entschuldigen, noch dunkle Gedanken an die Vergangenheit zu verschwenden."
    Ein allzu offensichtlicher Versuch ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen bevor sie überhaupt begonnen hatte, aber Valas Lächeln und seine verschmitzt blitzenden Augen stellten klar, dass er ihre Präsenz keineswegs mit Groll oder Zorn verband. Eine Sicherheit die nur jemand haben konnte, der sich seiner Rache absolut sicher war.

  • Seiana stand regungslos da und starrte in den Garten, während die Zeit verging. Es dauerte etwas, aber sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass der Duccier sofort erschien. Es hätte genauso gut sein können, dass sie am Eingang zu hören bekommen hätte, dass er nicht da war oder keine Zeit hatte, so dass sie unverrichteter Dinge wieder hätte gehen müssen. Aber einen Termin auszumachen für eine Entschuldigung wäre ihr lächerlich vorgekommen.


    Sie bemerkte nicht, wie der Duccius den Garten betrat, bemerkte nicht, dass er sie einige Zeit lang musterte. Gedankenverloren stand sie da und sah die Pflanzen vor sich an, ohne sie wirklich zu sehen. In ihrem Kopf herrschte keine Leere, aber einen ihrer Gedanken wirklich fassen konnte sie auch nicht. Das konnte sie scheinbar seit Tagen nicht. Erst als hinter ihr ein leises Räuspern erklang, bemerkte sie, dass sie nicht mehr allein war, und veranlasste sie dazu sich umzudrehen. Der Duccier kam ihr entgegen, als sei er gerade eben erst gekommen, und Seiana erwiderte sein Lächeln höflich. „Salve, Duccius.“ Sie musterte ihn flüchtig während des Eingangsgeplänkels, wollte dazu ansetzen sich zunächst für die Störung zu entschuldigen, aber er sprach weiter. Und mit den Worten, die folgten, nahm er ihr tatsächlich den Wind aus Segeln. Sie hatte sich Worte zurecht gelegt, hatte verschiedene Szenarien in Gedanken durchgespielt, aber dass er so offensiv vorgehen und ihr ihre Entschuldigung vorweg nehmen würde, war nicht dabei gewesen. Überraschung zeigte sich kurz auf ihrem Gesicht, und für einen Moment fühlte sie sich hilflos, weil sie darauf nicht vorbereitet gewesen war.


    „Ich…“ Erneut erwiderte sie sein Lächeln, das ehrlich zu sein schien. „Nur Wasser, danke“, sagte sie dann zu der Sklavin, die immer noch da stand, und dem Duccius gleichermaßen, und wartete, bis sie das Gewünschte erhalten hatte und die Sklavin sich zurückzog, bevor sie weiter sprach. „Du hast recht akkurat zusammengefasst, weswegen ich hier bin. Dem kann ich eigentlich nichts hinzufügen.“ Seiana warf einen kurzen Blick in den Garten, bevor sie wieder den Duccius ansah. Zum ersten Mal stellte sie fest, wie groß er eigentlich war, als sie diesmal zu ihm aufsah, und zugleich überlegte sie, wie sie jetzt fortfahren sollte. Sie wusste nicht, ob sie froh sein sollte oder nicht, dass er so reagierte. Einerseits war die Angelegenheit in jedem Fall angenehmer so, als wenn er beleidigt gewesen wäre und das an ihr ausgelassen hätte – und er wirkte, als ob er meinte, was er sagte. Als ob er tatsächlich keinen Groll hegte, trotz der Beleidigung, die ihm widerfahren war. Andererseits gab er ihr so kaum die Gelegenheit, die Teilschuld, die sie haben mochte, abzutragen. Teilschuld nicht, weil sie tatsächlich irgendetwas getan hatte, sondern Teilschuld, weil Caius mit ihr dort gewesen war. Ihr Begleiter. Ihre Verantwortung. Zumal sie wusste, wie er sein konnte, wie wenig gesellschaftsfähig er manchmal war. Sie hatte ihn trotzdem gefragt, ob er mitkommen wollte. Dass der Duccier ihr nun sagte, es gäbe keinen Grund sich zu entschuldigen, machte es für sie einfach. Zu einfach, vielleicht. Es zählt nicht, wenn es einfach ist. Wie oft hatte sie das in den letzten Tagen, Wochen nun gedacht? Zu oft, kam es ihr vor. „Es ehrt dich, dass du so darüber denkst. Ich möchte dich dennoch um Entschuldigung bitten, und sei es nur der Form halber. Was geschehen ist, war keineswegs in Ordnung, und du hast ein Recht auf eine Entschuldigung.“ Und er konnte von Caius keine erwarten, da war sie sich sicher.

  • Ein weiterer Becher mit Wasser fand sich bald in Valas Hand wieder, und er lud die Decima mit einer stummen Geste ein sich auf einer Bank nieder zu lassen. Einen kurzen, nur allzu flüchtigen Augenblick konnte er sich dem Eindruck hingeben tatsächlich einmal kurz durch den Panzer seiner Gegenüber gedrungen zu sein, und er musste stark an sich halten um nicht selbstzufrieden zu lächeln.


    "Wenn ich dir damit zumindest eine kleine Freude bereiten kann, will ich deine Entschuldigung nicht nur der Form halber akzeptieren.", meinte Vala nonchalant und lehnte sich an einen in sehr römischer Art akurat frisierten Baum an während er die Decima nicht aus den Augen ließ, "Ich will garnicht abstreiten, dass das Geschehene abseits jeder Ordnung und jedes Anstands war, allerdings muss ich die Gegenfrage stellen: wäre es dann nicht genauso an mir, mich zu entschuldigen? Ich weiß nicht, was dein Verlobter dir von unserer Konversation erzählt hat, aber ich kann nicht leugnen ihn in nicht unbeträchtlichem Maße provoziert zu haben. Um genauer zu sein: einen kurzen Moment habe ich es genau darauf angelegt. Allerdings war ich nicht auf seine Reaktion vorbereitet, die uns dann letztendlich der Aufmerksamkeit der Anwesenden versichert hat. Wenn man es so sieht, habe ich nicht nur ein Recht auf Entschuldigung, so wie du es darstellst... ich habe selber die PFLICHT zur Entschuldigung."


    Irgendwo in Vala lachte es. Er selbst hatte natürlich keinen Zweifel an der Falschheit seiner Worte, schauspielerte sie allerdings mit einer Form von Betroffenheit und schelmischen Lächelns, dass man sie ihm einfach abkaufen musste. Auch hegte er keinen Zweifel an der Schuld an dem Vorfall, für ihn war nur allzu klar wem er diesen Augenblick der Peinlichkeit zu verdanken hatte. Und auch wenn er sich arglos gab, er würde sich rächen. Natürlich nicht übertrieben, immerhin hatte der Aelier nur Valas nicht existente Ehre angekratzt. Und das auf eine effektiv sehr weibische Art. Aber nichts desto trotz würde Vala sich für diesen Moment erkenntlich zeigen, an etwas, dass dem Aelier sehr am Herzen lag.


    Er stieß sich von dem Baum ab und nahm neben der Decima Platz, sich leicht zu ihr hinüberlehnend: "Nun, werte Decima. Wenn ich dir also deine Last abnehme, wärst du so gütig, mir die meine abzunehmen?"


    Sehr am Herzen. Sehr.

  • Seiana folgte der wortlosen Geste, mit der er sie einlud Platz zu nehmen, womit sie noch mehr zu ihm aufsehen musste als ohnehin schon, da er sich zunächst nur an einen Baum lehnte. Sie wusste ebenso wenig, was sie davon halten sollte, wie von seinen Worten, aber stehen zu bleiben wäre in diesem Fall unhöflich gewesen. Zu einfach, hallte es erneut in ihrem Kopf, als er ihre Entschuldigung schlicht akzeptierte. Noch dazu mit den Worten, ihr eine Freude zu machen. Und die nachfolgende Ausführung dann ließ wieder Überraschung, beinahe Irritation in ihr aufkeimen. Was auch immer er gesagt haben mochte, ein Römer ließ sich nicht derart reizen. Schon gar nicht bei einer solchen Veranstaltung. Ganz davon abgesehen, dass es Caius gewesen war, der den Duccier, noch dazu recht unhöflich, um ein Wort gebeten hatte, also war die Aggression mit Sicherheit nicht von diesem ausgegangen. Er hatte höchstens darauf reagiert, und seine Darstellung jetzt klang um einiges anders als das, was sie gesehen hatte bei den Aureliern. „Nicht viel“, erwiderte sie auf die indirekte Frage, was ihr Verlobter ihr erzählt hatte. Ihr Verlobter… Seiana starrte einen Augenblick lang einfach vor sich hin, als das Wort wider Willen etwas in ihr anrührte, was sie bewusst und mit nicht gerade wenig Mühe in sich verschlossen hatte, bevor sie zur Casa Prudentia gekommen war. Was zwischen Caius und ihr war, gehörte nicht hierher, gehörte überhaupt nicht in die Öffentlichkeit. „Aber es war nicht allzu schwer, seinen Beitrag zu eurem… Gespräch… zu hören.“


    Seiana hob ihren Blick wieder und musterte ihn. Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er tatsächlich meinte, was er da sagte. Dass er ernsthaft glaubte, er müsse sich ebenfalls entschuldigen. „Duccius, du siehst mich verwirrt.“ Sie lachte leise, nicht, weil sie es lustig fand, sondern um zu überspielen, dass sie tatsächlich ein wenig verwirrt war. „Ich weiß nicht, was du gesagt haben magst, aber so wie sich mir die Dinge präsentiert haben, bist es du, der keinen Grund hat sich zu entschuldigen. Dass du es dennoch tun willst, spricht für dich.“ Sie folgte mit ihren Augen seinen Bewegungen, als er sich abstieß von dem Baum und nun ebenfalls setzte, neben sie auf die Bank. Als er sich dann zu ihr neigte, musste sie ein wenig an sich halten, um sich nicht im selben Maß zurückzulehnen, sondern einfach zu verharren. So blickte sie ihn einfach nur an, während er erneut das Wort ergriff und sie in eine Bredouille brachte. Sie konnte seine Entschuldigung nicht nicht annehmen. Nicht nachdem er ihre angenommen hatte, und nicht nach dem, was er gerade gesagt hatte. Sie neigte leicht den Kopf, ein vages Lächeln auf den Lippen. Eines stand fest: mit Worten konnte er eindeutig umgehen. Besser als sie, so schien es ihr jedenfalls – oder vielleicht lag es nur an der Situation, in der sie sich befand, in der er, ob er es nun wusste oder nicht, wollte oder nicht, im Vorteil war ihr gegenüber. „Nun, ich kann dir das kaum verwehren, nachdem du mir meinen Wunsch nicht abgeschlagen hast. Aber ich fürchte, ich bin dir etwas schuldig. Es gäbe nicht viele, die nach einer solchen Szene in der Halböffentlichkeit so reagieren würden.“

  • Verwirrt. Schuld.


    Vala roch Blut. Weit hinten in seinem Geiste formten sich bereits verschwitzte Bettlaken und das in genüsslicher Agonie verzerrte Gesicht seiner Frau. Er betrachtete das Bild einen Moment lang bevor er es mit der Hand beiseite wischte und sich ganz wieder auf die Realität konzentrierte.


    "Schuldig?", wiederholte Vala für sich, "Schuld ist etwas sehr gefährliches, Decima, und ich würde sie nicht zu offenherzig vergeben." Sein spitzbübisch-wölfisches Lächeln schlich sich schneller in seine Lippen als er es ahnen konnte, und einen Moment später stand er schon wieder einige Schritte von der Bank entfernt. Er sah die sonst so makellose Verteidigung der Decima bröckeln, und es würde Geduld und Zeit und noch mehr Geduld brauchen sie zum Einsturz zu bringen, damit Vala bekam was er wollte. Er durfte jetzt keinen Fehler machen.


    "Ich kann diese Schuld daher nicht akzeptieren.", brachte er schließlich hervor und sah sie mit einem Blick an, als hätte er gerade verhindert, dass sie etwas sehr dummes tat, "Belassen wir es doch einfach dabei."

  • Ihre Aussage, sie sei ihm etwas schuldig, schien irgendetwas in dem Duccier zu bewegen. Hätte Seiana gewusst, was dieser Satz in ihm auslöste, sie hätte sich vermutlich nicht nur gewünscht, ihn nie gesagt zu haben, sie hätte sich umgehend verabschiedet. Aber sie wusste es nicht. Sie ahnte noch nicht einmal etwas davon. Sie sah nur, wie der Duccius einen Moment lang zu zögern schien und dann etwas sagte, was ihr doch zu denken gab. Schuld ist etwas gefährliches. Und dann lächelte er erneut, kurz bevor er aufsprang und sich wieder von ihr entfernte. In diesem Moment wurde Seiana nicht recht schlau aus ihm, aus seinem Verhalten. Sie sah ihm nach, wie er sich etwas entfernte, und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, um ihm zu widersprechen womöglich – dass sie mitnichten offenherzig Schuld auf sich nahm. Aber dass es Situation gab, in denen man einfach Verantwortung übernehmen musste, ob man nun tatsächlich unmittelbar Schuld daran trug oder nur mittelbar. Und dass er ihre Entschuldigung so schnell und so ehrlich angenommen hatte, dass er ihr nichts nachtrug, machte es für sie umso schwerer, für sich mit dem Geschehen abzuschließen. Es wäre einfacher gewesen für sie, hätte er sich geziert, hätte angefangen Fragen zu stellen wie die Aurelier beispielsweise.


    So blieb in ihr das Gefühl hängen, ihm etwas schuldig zu sein, obwohl oder gerade weil er das ebenso ablehnte wie ursprünglich ihre Entschuldigung. Sie wollte erneut etwas sagen – wollte darauf hinweisen, dass er einen Gefallen gut hatte bei ihr, gleich ob er das wollte oder nicht, und es gab durchaus Dinge, die sie bewirken konnte. Ihre Familie trug nicht nur einen Namen, der in Rom Gewicht hatte, sie hatte auch einige Verwandten, die ganz konkret Einfluss hatten, seien es nun direkte oder angeheiratete; und sie selbst hatte in Rom vielleicht noch nicht viele Kontakte, aber das würde sich ändern, und den oder anderen kannte auch sie. Aber etwas in seinem Blick hinderte sie daran. „Schuld ist nichts, was man vergeben kann“, meinte sie leise. Man hatte sie, oder man hatte sie nicht, war ihre Auffassung. Natürlich konnte man große Worte darüber schwingen, konnte sie auch anderen zuweisen, aber an den Tatsachen änderte das nichts. Das einzige was man tun konnte war, sich dazu zu bekennen – oder es zu verweigern.


    Allerdings behielt Seiana – obwohl emotional aufgrund dieser ganzen Geschichte mit Caius tiefer betroffen als ihr lieb war – durchaus im Sinn, um was es hier eigentlich ging. Es war lächerlich, einen Disput darüber anzufangen, ob sie ihm nun etwas schuldig war oder nicht wegen dieser Sache. Wenn sich zukünftig die Gelegenheit ergeben würde, würde sie sich erkenntlich zeigen für sein anständiges Verhalten ihr gegenüber. Um das zu tun, brauchte sie jetzt nicht sein Einverständnis. „Belassen wir es also dabei, wenn du das möchtest“, nickte sie. Einen Augenblick lang musterte sie ihn noch, dann setzte sie wieder ihr Lächeln auf, um das Abschiedsgeplänkel in die Wege zu leiten. Sie wollte nicht unhöflich erscheinen, indem sie zu rasch wieder verschwand, aber sie hatte gesagt, weswegen sie gekommen war – und sie würde ja sehen, wie er reagierte. „Nun, im Grunde ist das alles, weswegen ich gekommen bin. Ich hoffe, ich habe dich bei nichts allzu wichtigem gestört.“

  • "Aber man kann sie zulassen.", erwiderte Vala, der stets großen Wert darauf legte, dass seine Gedanken dort blieben, wo sie entsprangen: in seinem Kopf. Eine Schuld hatte man nicht einfach automatisch, man hatte sie, weil man sie jemandem zugestand. Wenn man nicht in der Schuld von jemandem stehen wollte gab es adäquate Mittel um eben dies zu verhindern.


    "Das möchte ich.", meinte Vala noch, bevor sie das Gespräch souverän auf sein Ende zulenkte, was ihn einem Sklaven ein Zeichen geben ließ, die ihren herbeizubitten. Er lächelte, als sie ihm eine Floskel zuwarf, die er sich doch mit blanker Ehrlichkeit zu beantworten erlaubte: "Werte Decima, so sehr ich deinen Besuch auch schätze, hätte ich ihn nicht angenommen wenn ich etwas wirklich wichtiges zu erledigen gehabt hätte. So war die Gunst der Stunde auf deiner Seite.. und auf meiner."

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