• Zitat

    Original von Decima Seiana
    ... ein leichtes Schmunzeln zu zeigen. „Nun, meiner Familie geht es so weit gut, danke der Nachfrage, Aurelia. Wie sieht es denn mit der deinen aus?“ Ihr Lächeln wurde ein wenig mitfühlend, und es sah echt aus – auch wenn es das nicht war. Wenn die Damen Klatsch und Tratsch auf den Tisch bringen wollten, mussten sie damit leben, dass die interessantesten Dinge zuerst angesprochen wurden, auch wenn ihre eigenen Familien davon betroffen waren. ... „Ich hoffe ihr erholt euch von euren Verlusten – gleiches gilt selbstredend für die Flavia. Wie man hört sind die aurelischen Verbindungen zu ihnen nach wie vor sehr gut.“


    Hätte Seiana sich nicht schon vor ein paar Minuten bereits nach dem Befinden ihrer Familie erkundigt, hätte Prisca dieses mitfühlende Lächeln jetzt durchaus als ehrlich empfunden. So aber war der Aurelia bewusst, worauf die die Decima mit ihrer "zweiten Anfrage" - mehr oder weniger - dezent anspielen wollte. Der Skandal von Nemi (und die mysteriösen Zusammenhänge mit den Selbstmorden ihres Onkels und seiner Frau), zweifellos eines DER Gesprächsthemen dieser Tage in Rom. Witterte die auctrix gar DIE Gelegenheit, um nun an exklusive Informationen zu gelangen - sozusagen direkt von der Quelle?! Gut möglich. (und mal ganz ehrlich: Im Grunde war doch jede von den hier anwesenden Damen gleichermaßen neugierig und begierig darauf Neuigkeiten zu erfahren).


    Zumindest war dies der Standpunkt der Aurelia und ebenso stand sie zu ihrer eigenen Neugier. Nun ja, so ganz passte es der Aurelia allerdings nicht, dass sie mit ihrer eigenen Neugier wieder mal eine Retourkutsche bekam. Aber gut, mittlerweile war sie geübt genug um sich auch bei unliebsamen Themen äußerlich gelassen zu geben. "Wie schon gesagt, geht es es uns Aureliern gut! Gleiches wage ich von den Flaviern zu behaupten. ...Egal welche Lügen der plebs dieser Tage auch über unsere Familien verbreiten mag. Pah! War jemand von euch an diesem Tag mit dabei? Also ich war es nicht - zum Glück - und dennoch bin ich überzeugt, dass nur ein einfacher Irrer für diese Tat verantwortlich sein kann!", betonte Prisca mit unverhohlenem Stolz ihre eigene Herkunft, so wie sie im selben Atemzug den Namen des verhassten Pöbels ausspuckte. Sie tat das in der Überzeugung, dass jene Peblejer, die sich einen Namen gemacht hatten wussten, dass sie damit nicht gemeint wären, sondern lediglich jener namenlose Teil der Bevölkerung, jene peregrini, Freigelassene und sonstigen Nichtsnutze, die Prisca - hierarchisch gesehen - noch unterhalb der gemeinen Schmeißfliege einordnete.


    So weit käme es noch, dass der Adel sich von den Tratschereien auf der Straße beeindrucken ließe. Prisca machte demonstrativ eine Pause, in der sie ein Häppchen verspeiste und sie ihre Worte wirken lassen wollte. Genaueres über den Skandal wusste die junge Patrizierin zwar nicht, aber im Grunde war es für sie ganz einfach. Irgendwer hatte versucht Flavia Celerina zu vergewaltigen. Was auch immer diese Rinderherde daraufhin veranlasst haben mochte, durch den Hain der Diana zu trampeln … es gab letztendlich mehr als genügend Tote, denen man am Ende die Schuld in die Schuhe schieben konnte ... Und keiner von ihnen würde mehr widersprechen können. Was wollte man mehr???


    "Ja das ist richtig. Ein entfernter Cousin von mir heiratet demnächst eine Flavia und dies wird nicht die einzige Verbindung bleiben, die in absehbarer Zeit die Verbindung unserer beiden Familien bekräftigen wird",kam Prisca nicht umhin, indirekt auch auf ihre eigene Hochzeit anzuspielen, ohne dabei näher auf die zuvor gesprochenen Worte einzugehen zu wollen. Sollten doch die anderen Damen auch mal etwas dazu sagen ...

  • Noch immer war Axilla am Schwanken, ob sie etwas sagen sollte oder nicht. Nicht, weil sie ihr Geheimnis unbedingt für sich behalten wollte, sondern eher, weil sie ernsthafte befürchtungen hatte, das Gespräch damit abzuwürgen. So saß sie also nur da und nahm zaghaft etwas Fleisch und Gemüse. Vespa hatte sich wirklich alle Mühe gegeben, es sah wirklich wundervoll aus. Axilla wollte gerade etwas dazu sagen, als die Aurelia das auch schon tat, gefolgt von einer Frage von Seiana, und Axilla kam sich dann dumm vor, noch etwas dazwischenwerfen zu wollen. Sie konnte das nicht so gut, diesen Umgang in der Gesellschaft. Dieses einfach fröhlich drauf los reden in einem Kreis von Frauen. Bei Männern hatte sie da weniger Probleme, die sahen einen nicht an, als wollten sie einen auffressen, wenn man mal etwas ein wenig verdrehte. Überhaupt waren Männer sehr viel einfacher, zumindest die meisten. Die verziehen einem mit einem Lächeln, und wurden großzügig mit einem Augenaufschlag. Frauen nicht. Eher im Gegenteil. Je mehr man versuchte, sie für sich zu gewinnen, umso weniger mochten sie einen. Auch wenn Axilla da nicht wirklich böse war, sie mochte Frauen umgekehrt auch nur in den wenigsten Fällen.
    Und der Grund, warum das so war, den lieferte auch gleich wieder die Aurelia sehr lautstark und hochnäsig. Den hochwohlgeborenen Aureliern ging es also gut, auch wenn der plebs etwas anderes behaupten mochte. Und wie sie das sagte. Der Plebs. Als wären Plebejer per se etwas viel schlechteres, ein ungebildetes Volk, das nur stupide irgendwelchen Blödsinn faselte. Und üble Gerüchte verbreitete. Wie beispielsweise die beiden Plebejerinnen hier am Tisch, die bei der Acta arbeiteten. Oder auch die Plebejerin, die eine Verwandte des Kaisers war.


    Wut war eine interessante Sache. Wenn Axilla normal war, war sie meist zu schüchtern und zu sehr darauf bedacht, nichts falsches zu sagen, als dass sie auch nur vernünftig die Zähne auseinander bekam. Dann gab sie sich selbst die Schuld, wenn etwas gegen ihren Willen lief, und dann sah sie ihre eigenen Unzulänglichkeiten viel deutlicher als die der anderen.
    Aber wenn sie wütend war, war das anders. Nicht, dass sie dann besser überlegen könnte, oder logischer wäre. Auch fehlte ihr die kühle Beherrschung, die manch anderen dann beseelte. Nein, bei ihr manifestierte sich das einfach in einer schlagfertigen Bissigkeit, die man ihr sonst wohl nur schwer zutrauen würde. Und ihr Gehirn fand irgendwo eine Information, um dem Gegner mit eben jenem Scharfsinn etwas vor den Latz zu knallen.
    “Sag, Aurelia, waren deine Vorfahren bis vor zwei Generationen nicht auch noch Plebejer? Ich meine, die Aurelier wurden in den Adel erst erhoben, besitzen aber kein Geblütsrecht darauf.“ Ein unschuldiges Lächeln zierte Axillas Gesicht, das sicher nicht das geringste von ihrer Wut zeigen mochte.
    Plebs, wenn sie das hörte! Sie selbst war eine Iunia, vom ältesten römischen Geschlecht überhaupt. Und das war ursprünglich patrizisch gewesen! Und nur dank Marcus Brutus Torheit waren sie es heute nicht mehr. Dennoch ließ sich Axilla sicher nicht sagen, dass ihr Blut unedler war als das einer Aurelia, selbst wenn die sich bei den Flaviern einheirateten.

  • Zitat

    Original von Iunia Axilla
    “Sag, Aurelia, waren deine Vorfahren bis vor zwei Generationen nicht auch noch Plebejer? Ich meine, die Aurelier wurden in den Adel erst erhoben, besitzen aber kein Geblütsrecht darauf.“ Ein unschuldiges Lächeln zierte Axillas Gesicht, das sicher nicht das geringste von ihrer Wut zeigen mochte.


    Ein mitfühlendes Lächeln hier, ein unschuldiges Lächeln da … wer wusste schon, welche Gedanken und (Anti-)Sympathien in Wahrheit in diesen hübschen Köpfen vorgehen mochten. Nun konnte Prisca zwar keine Gedanken lesen, aber sie war sich durchaus bewusst, dass die Eine oder Andere ihre - zugegeben - provokant gewählten Worte in den falschen Hals bekommen könnte. Natürlich hätte es eigentlich Pöbel, oder Mob heißen müssen nicht plebs, die Menge, das Volk,… im Grunde genommen also alle Römer! Patrizier inklusive. Mit dem feinen Unterschied, dass sich Patrizier eben gerne für etwas besseres hielten und die Plebejer im Gegenzug dem Adel oft reserviert und abweisend gegenüber standen. Vorurteile eben. Prisca bildete da für ihren Stand keine Ausnahme, schließlich wurde ihr von Kindes Beinen an dieses Denken eingebläut - plebejische Wurzeln hin oder her. Daran musste die Iunia, mit ihrem scheinheiligen Lächeln sie nicht erst erinnern.


    Nun war es im Grunde nicht Priscas Absicht gewesen die hier anwesenden Damen in irgend einer Form zu beleidigen, doch konnte sie auf die Worte der Iunia hin nun keine direkte Entschuldigung mehr folgen lassen. Wenn du glaubst mich damit treffen zu können, irrst du dich, fixierte Prisca ihr Gegenüber mit einem kühlen gelangweilten Blick, ehe sie mit ruhiger Stimme und einem leicht belustigtem Schmunzeln auf den Lippen die Antwort gab auf welche die Iunia offensichtlich wartete: "Oh! Du kennst dich mit unserer Familiengeschichte aber sehr gut aus, werte Iunia. " Hoffentlich ist dir die Deinige ebenso geläufig, betonte Prisca den Namen mit besonders süßer Stimme, um ihrer Stichelei ein wenig Nachdruck zu verleihen. Aber wir haben uns diesen Adelstitel eben verdient - ganz im Gegensatz zu euch!!, wollte die Aurelia schon mit stolz geschwellter Brust laut hinzu fügen, beließ es aber bei der stillen Genugtuung, dass ihre Familie zu den wenigen gehörte denen das Adelsprivileg je verliehen worden war.


    "Allerdings nützen uns unsere plebejischen Wurzeln heutzutage leider recht wenig, wenn der plebs - und damit meinte ich im übrigen das namenlose Volk, nicht jene gentes die sich verdientermaßen einen Namen im Reich gemacht haben - wenn also dieser plebs, auf der Suche nach einem Sündenbock, die Straßen Roms tagelang unsicher macht!", versuchte Prisca mit einem tiefen Seufzer auf die eigentliche Intention ihrer Aussage hinzuweisen, wobei sie speziell die Iunia eindringlich ansah. Was sich im Anschluss an dem Skandal auf den Straßen abgespielt hatte und wer dabei vornehmlich das Ziel der Übergriffe war musste sie wohl nicht weiter erläutern. Sogar eine ihrer Cousinen war dabei in Bedrängnis geraten (so hatte es Prisca zumindest vom hausinternen Flurfunk gehört) und wenn es um die Sicherheit der Familie ging, lagen bei ihr die Nerven blank. Patrizier hin, Plebejer her.

  • Als die Aurelia zu sprechen begann, veränderte sich Seianas Lächeln, verlor das Mitgefühl und gewann stattdessen dezent an Freundlichkeit – das eine genauso wenig tatsächlich empfunden wie das andere, aber nichtsdestotrotz: es wirkte völlig glaubwürdig. Gerade weil Seiana den Bogen nicht überspannte, sondern dennoch zurückhaltend und kühl blieb, wie es schlicht ihre Art war, gab es nichts an ihrer Mimik, was einen Rückschluss auf ihre Gedanken hätte zulassen können. Diese allerdings waren nicht ganz so freundlich geprägt. Der Plebs also? In ihren Augen gab es einen feinen Unterschied zwischen dem Plebs und dem Pöbel. Beides in einen Topf zu werfen zeugte nun entweder davon, dass die Aurelia – höflich ausgedrückt – nicht nachdachte über das, was sie von sich gab, oder aber: dass sie bewusst beleidigen wollte. Und Seiana war sich in diesem Moment nicht ganz sicher, was es sein mochte.


    Was jenen Tag im Hain der Diana anging, verzichtete Seiana auf eine Reaktion. Sie war nicht dabei gewesen, aber einer ihrer Mitarbeiter – und sie hatte in der Zwischenzeit mit einigen Leuten gesprochen, die dort gewesen waren. Und wie es stets war bei derartigen Ereignissen: man sprach mit zehn Menschen und hatte am Ende mindestens fünfzehn Varianten dessen, was angeblich geschehen war. Gesichert erschien ihr bisher nur, dass tatsächlich Flavia Celerina in irgendeinem Zusammenhang mit den Ereignissen stand. Ob allerdings, wie Prisca ihre Überzeugung kundtat, tatsächlich nur ein sogenannter Irrer gewesen war, bezweifelte Seiana jedoch. Das Gespräch unterdessen stockte nicht, und Axillas Kommentar zeigte, dass auch sie nicht begeistert gewesen war von dem, was die Aurelia über den Plebs gesagt hatte. Und sie wies sie mit einer ebenso schlichten wie wahren Bemerkung in die Schranken. Die Reaktion darauf veranlasste Seiana allerdings nun doch dazu, wieder etwas zu sagen. So zwiespältig sie die Iunia immer noch sah, sie war eine ihrer Mitarbeiterinnen. „Nun, ich denke doch, als Subauctrix ist es angebracht, Bescheid zu wissen über alle Familien, die das Potential haben, Roms Schicksal mitzugestalten. Auch wenn die Geschichte gezeigt hat, dass nur wenige dieses Potential entfalten.“ Mit welchen Konsequenzen auch immer, sei es nun im positiven oder im negativen Sinn. Man sah es ja gerade wieder an ihrem Onkel: er hatte zu offen gezeigt, was er vom Praefectus Urbi hielt, und war in der Provinz gelandet, als Legat, das ja, aber dennoch: weit weg von Rom. „Der Plebs – wir ebenso wie das namenlose Volk – ist Rom, Aurelia. Sicher wird es auf den Straßen reichlich unangenehm, wenn der Pöbel daran erinnert, aber das ändert nichts an den Tatsachen. Sie haben ein Recht darauf, den oder die Schuldigen präsentiert zu bekommen, immerhin war es zu einem großen Teil ihresgleichen, die an jenem Tag umgekommen sind. Sie haben ein Recht darauf, dass die pax deorum wiederhergestellt wird – von eben jenen Familien, die sich einen Namen gemacht haben, gleich wer welchen Anteil Schuld an der Störung hat. Einen glänzenden Namen zu tragen bedeutet in erster Linie nicht Privileg, sondern Verantwortung.“

  • Nerv getroffen! Prisca hätte keine schönere Bestätigung für Axillas Zielgenauigkeit geben können, als eben jenen kalten Blick. Entweder hatte Axilla die Aurelia damit ganz kalt erwischt, oder aber dieser Teil der Familiengeschichte war etwas, dass die Aurelia gern unter den Teppich gekehrt hätte.
    So oder so, eine weise Frau hätte es damit gut sein lassen und sich damit begnügt, hier einen feinen Stich angebracht zu haben. Zu demonstrieren, dass trotz noch so hochnäsiger Worte man jederzeit dazu willens und vor allen Dingen fähig war, die Nase des Gegenübers ein paar Stockwerke tiefer zu bekommen. Nur eine kleine Machtdemonstration eben. Und sich an dem aufplusternden Getue nicht weiter zu stören sondern es nur als Untermalung des eigenen Sieges anzusehen. Nun, Axilla war nicht weise. Und schon gar nicht friedlich. Und schon weitaus wichtigere Persönlichkeiten hatten feststellen müssen, dass sie es mit ihrer Familienehre sehr genau nahm und sich bei dieser nicht beleidigen ließ. Auch nicht von scheinbar wohlmeinenden Neuadeligen.


    Leider aber kam Seiana zwischen Axilla und ihre direkte Antwort, die schon als giftige Bemerkung auf ihrer Zunge lag. So nahm Axilla stattdessen einen Schluck Wasser und noch ein kleines Häppchen Fleisch – man wollte ja sich nicht auch noch mit der Gastgeberin anlegen, weil diese dachte, man verschmähe ihre Gastfreundschaft – und wartete auf das Ende der Worte der Decima. Leider passte ihre eigentliche Antwort nun nicht mehr, allerdings war Axilla doch recht schmerzfrei, was politisch korrekte Höflichkeit anging, oder gar die Möglichkeit, einen Rückzieher zu machen. Ein Soldat Roms wich nicht zurück! Das hatte ihr Vater mehr als einmal gesagt. Rom weicht nicht zurück, und seine Soldaten auch nicht. Und sie war vielleicht nicht Rom und sicher kein Soldat, dennoch verlangte es ihr Stolz, keinen einzigen digitus zurückzuweichen.
    Mit leichtem Amüsement, das aus ihrer Stimme beim Reden herauszuhören war, wandte sie sich ganz ruhig und überaus freundlich an Prisca. “Wie Decima Seiana schon sagte, für die Acta Diurna benötigt man so etwas wie ein wenig Grundneugier. Und gerade, weil ich Iunia bin, interessiert es mich natürlich, was neuerdings an Familien aufsteigt und was nicht. Auch wenn ich Händler aus Syria nun nicht dem Pöbel zuordnen würde.“
    Sicher, Prisca hatte das, was sie gesagt hatte, nicht so gemeint. Aber sie hatte in einem Atemzug die eigenen plebejischen Wurzeln erwähnt, dass diese nichts nützten, und im nächsten Atemzug darauf hingewiesen, dass sie mit dem Plebs nur den Pöbel meinte. Man konnte also mit Fug und Recht behaupten, dass sie ihre eigenen plebejischen Wurzeln grade als solche bezeichnet hatte, die der untersten Kategorie der römischen Gesellschaft entsprangen, und das auch noch mit einem Ton, der an Abfälligkeit und Hochmut kaum zu überbieten war. Und es benötigte nicht viel Interpretationsfähigkeit, um daraus einen abfälligen Kommentar über ihre eigene Familiengeschichte herauszuhören.
    “Gut, sicher sind sie keine Italiker, und nicht jeder kann auf acht Jahrhunderte Familiengeschichte zurückgreifen, oder sich bis zu den Weggefährten Aeneas zurückführen. Aber ich bin sicher, dass auch dort ehrbare Römer zu finden sind. Andernfalls würde unser Kaiser denke ich nicht so großzügig mit den Privilegien eines hohen Standes sein.“
    Zuckersüß, unschuldig, sogar die Aurelia ein wenig in Schutz nehmend. Ja, Axilla war durchaus zufrieden mit sich. Ob die Aurelia sie leiden mochte oder nicht, war ihr hingegen vollkommen egal. In Axillas Augen hatte sie versucht, die Iunier zu beleidigen und damit dieses bisschen Spott mehr als verdient.

  • Sirius
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/z-spezielle/valahelfer05.png]


    Muharrrr, Zickenkrieg!!i!


    Sirius beobachtete, einige Zeit nachdem er die Speisen mit aufgetragen hatte, fasziniert die Auseinandersetzung zwischen den Frauen, die stets bemüht subtil, aber doch mit rasiermesserscharfen Klingen als unsichtbares mordwütiges Ungetüm im Oecus wütete.
    Was hätte er die Frauen vorher... nein, hätte er nicht. Aber er wäre beinahe wahnsinnig geworden! Wieso hatte Vala ihn zurückgelassen? In einem Haushalt dem zur Zeit der Hausherr fehlte, und der unter dem Regime einer Frau stand die ihn offensichtlich hasste? Aber nicht nur sie, nein, die ganze WELT hasste ihn.


    Quak, quak. Wetter. Quak, quak. Kleidung. Quak, quak. Familie. Quak, quak.


    Und dann auf einmal, in einem so kurzen Moment der für Männer garnicht wahrnehmbar war, kippte die Stimmung nicht nur, nein, sie tanzte auf einem dünnen Seil über dem Kapitol Salti. Und das, ohne dass ein Mann auch nur den Ansatz einer Chance gehabt hatte zu begreifen wieso und weshalb. Es war einfach so. Blitzschnelle Kriegserklärung.
    Sirius verfolgte das hin und her zwischen den Frauen so weggetreten ob der Komplexität der zeitlichen Mehrschichtigkeit, dass er garnicht mitbekam wie er gedankenverloren die Knabbereien auf dem Tablett vor ihm vertilgte, nur um seinen Muskeln etwas zu tun zu geben. Damit er das Gefühl hatte, sich immernoch im Hier-und-Jetzt zu befinden, und nicht in einer abstrakten Paralleldimension, zu der durch den plötzlichen Umschwung ein Wurmloch geöffnet wurde, oder so. Ein hübsch rosa angemaltes und mit Plüsch ausstaffiertes Wurmloch, aus dessen Wände kunstvoll durchgesignte Pfeile schossen und elegant geschwungene Klingen schossen um jeden maskulinen Eindringling effektiv und dabei möglichst hübsch anzusehen aus dieser Dimension fernzuhalten.


    Wie war er hierhin gekommen? Und vor allem: warum?


    "Schlag mich...", murmelte er einem nebenstehenden Sklaven zu, der neben ihm stand und mit stoischer Miene das Unfassbare ertrug. Und eben nicht reagierte.
    "SCHLAG MICH!!!", murmelte Sirius erneut, in der Hoffnung man könnte ihn aus dieser für das männliche Gehirn nicht zu erfassenden Obskurität lösen.


    Der Schlag kam, aber nicht die Erlösung. In Sirius zerbrach etwas, als er begriff, dass das wirklich die beinharte Realität war. Etwas, was er nicht verstehen konnte. Etwas, was er nicht verstehen DURFTE.
    "Wenn ihr mich entschuldigt..", sprach er zu den anderen Sklaven, als er sich samt leergefressenem Tablett an ihnen vorbeizwängte "..ich muss mich mal kurz erhängen."

  • Tja, wie man in den Wald hinein ruft so schallt es heraus und ganz unschuldig daran war Prisca (wegen ihrem losen Mundwerks) ganz sicher nicht. Im übrigen etwas woran sie ernsthaft zu arbeiten versuchte, um 'ihrem Flavier' künftig keine Schande zu bereiten. Für diese Iunia schien die (in Priscas Augen) "harmlose Provokation" allerdings eine willkommene Gelegenheit für zuckersüß verpackte Sticheleien zu sein. Von wegen Händler aus Syria, … keine Italiker, Großzügigkeit des Kaisers …Ts .. Und worauf will sie jetzt hinaus?, grübelte Prisca mit ausdrucksloser Miene darüber nach, ob sie sich wirklich weiter mit dieser Person zanken sollte. Nein, wozu eigentlich? … Waren ihr die eigenen Wurzeln doch bei weitem nicht so unangenehm, wie es die Iunia anscheinend mit ihren Anspielungen hinzustellen versuchte. Pah! Lieber ein erfolgreicher Händler aus Syrien, als ein Taugenichts aus Rom der glaubt, seine Vorfahren hätten höchstpersönlich an den Zitzen der Wölfin gesaugt, verkniff sich Prisca diese sarkastische Bemerkung, wobei sie diese nicht einmal direkt auf die Iunier bezog sondern eben auf jene namenlosen Peregrini die Rom, ihrer Meinung nach, völlig zu Unrecht bevölkerten. Aber wozu weiter diskutieren, fühlte sich die Aurelia doch im Recht und völlig unverstanden mit dem, was sie eigentlich hatte ausdrücken wollen angesichts der Szenen, die sich auf den Straßen abgespielt hatten. Müssen wir Patritzer etwa nicht stets als willkommene Hassobjekte für das übrige Volk herhalten, wenn es darum geht einen Sündenbock zu finden??, fragte sie sich nur stumm ...


    … für was auch immer. Prisca besann sich letztendlich ihrer guten Vorsätze und unterließ eine weitere Spitze gegen den plebs, nicht zuletzt auch Vespa zuliebe, deren Feier hier nicht ihretwegen in eine Streiterei eskalieren sollte. Da kamen die Worte der Decima gerade recht, um die Bemerkungen der Iunia geflissentlich zu überhören oder besser gesagt, nach einer gefühlten Ewigkeit des Schweigens mit einem selbstgefälligen Blick, ganz einfach als wertloses Gequatsche abzutun, auf das es sich nicht lohnte erneut zu antworten. In den Augen der Aurelia durchaus ein Triumph gegenüber der Anderen, den sie für sich verbuchte - jede für sich, wie es eben so lief bei solchen Gesprächen.


    Statt der Iunia zu antworten wandte sich Prisca also der Decima zu, die ihr wiederum imponierte mit ihrer undurchsichtige Art und der Tatsache, dass sie ihre Worte völlig emotionslos und ohne jede abfällige Bemerkung zu vermitteln vermochte. Sehr diplomatisch. Von der Leiterin der Acta konnte man dies auch erwarten, wenngleich Prisca ebenfalls nicht verstand worauf die Decima eigentlich hinaus wollte. Das ändert nichts an den Tatsachen? Das Volk hat ein Recht darauf, dass der pax deorum wieder hergestellt wird?! Recht und schön, aber mit dem in flagranti delicto kann man es auch übertreiben, war die Aurelia völlig anderer Meinung. Aber gut, es war eine sachlich vorgebrachte Meinung auf die sie nun ebenso sachlich wie ruhig antwortete, um das Gespräch damit wieder in geordnete Bahnen zu lenken. " Nun ich bin ganz deiner Meinung, Decima, dass viele Unschuldige an dem Tag ihr Leben verloren und ich denke es gibt niemanden unter uns der den Frieden mit den Göttern nicht lieber heute als morgen wieder herstellen wollte.",pflichtete Prisca ihrer Gesprächspartnerin nickend zu. "Abgesehen davon sind wir uns der Verantwortung durchaus bewusst, den die namhaften Familien Roms in solchen Fällen tragen nur gibt das meiner Meinung nach dem Pöbel" dieses Mal wählte Prisca mit Bedacht den korrekten Begriff "noch lange nicht das Recht, auf den Straßen Selbstjustiz zu üben. So viele Schuldige kann es gar nicht gegeben haben wie an diesen Tagen dem Mob zum Opfer fielen.", von wegen das Volk. Pah! Mal war es Eins und mal wieder war es geteilt in plebs und Adel. Wo sollte das hinführen? "Was würdest du denn tun, wenn deine Angehörigen auf offener Straße zum Ziel der Übergriffe würden? Würdest du es etwa für gut heißen, wenn man sie auf offener Straße angreift und Rom brennt, nur, weil der namenlose Pöbel sein vermeintliches Recht mit Gewalt einzufordern versucht?! ... Also für mich ist es immer noch Angelegenheit des Staates, für Recht und Ordnung zu sorgen und genau das ist in den Tagen nach diesem Vorfall nicht passiert. ", legte Prisca ihren Standpunkt weiter ruhigen Wortes und überzeugt von ihrer Einstellung dar.


    "Apropos, ... wenn wir schon dabei sind, was haben denn eigentlich die Recherchen der Acta ergeben? Ich hoffe doch sehr, dass die Stimme des Imperiums sich ihrer Verantwortung bewusst ist und demensprechend genau recherchiert hat, was genau an jenem Tag vorgefallen sein mag, oder nicht?!", stellte Prisca ihrer Neugier folgend nun ganz sachlich die Frage nach der Wahrheit. An deren Findung sich gerne auch die Iunia wieder beteiligen könnte und der die Aurelia nun extra ein liebliches, wie nichtssagendes Lächeln zu warf.


    Wie gut hatte es doch da so mancher Sklave der, unbeachet seiner eigenen Meinung, im nichtssagenden Abseits der Gesellschaft stand und folglich tun und lassen konnte was er wollte. Sklaven eben ... jenem, dem Prisca nur einen flüchtigen Blick schenkte, just in dem Moment, als dieser sich zurück zog - welcher Intention auch immer folgend ... ^^

  • Seiana warf Axilla mit undurchdringlicher Miene einen kurzen Blick von der Seite zu. Die Iunia zeigte, wie scharf ihre Zunge wirklich sein konnte – einer der Gründe, warum Seiana sich schließlich dazu gezwungen hatte, die Vergangenheit ruhen zu lassen und Axilla nicht nur zur Acta zu holen, sondern ihr in gewissem Sinn eine herausgehobene Stellung zu geben. Momente wie dieser waren aber auch einer der Gründe, warum Seiana es dann doch nicht schaffte, die Vergangenheit komplett ruhen zu lassen. So unschuldig, fast schon naiv Axilla die meiste Zeit wirkte, in Momenten wie diesen zeigte sie, dass da noch deutlich mehr war in ihrem hübschen Kopf. Und dass sie es einzusetzen wusste. Warum also nicht auch damals, bei Caius... Seiana zwang sich, diesen Gedanken beiseite zu schieben. Es spielte keine Rolle mehr. Caius hatte gewählt, so einfach war das, und heute war er ohnehin nicht mehr am Leben. Und wenigstens die Schmach war ihr dadurch erspart geblieben, die es bedeutete, wenn der Mann vom Tarpejischen Felsen sprang.


    Der kurze Moment verging, ohne dass Seiana die geringste Gefühlsregung anzusehen war. Sie sah die Iunia noch nicht einmal deutlich länger an als üblich gewesen wäre. Stattdessen wandte sie im Anschluss ihren Blick wieder der Aurelia zu, als diese antwortete, die Miene so undurchschaubar wie stets. „Ist nicht gerade das ein Zeichen unserer Gesellschaft, dass wir selbst tätig werden, wenn Unrecht geschehen ist? Dass die Bürger ein solches selbst anzeigen und Gerechtigkeit einfordern? Natürlich sind auch jene bedauernswert, die dem Mob zum Opfer fielen. Aber auch hier gilt: es sind in erster Linie die niederen Schichten, die darunter zu leiden hatten, nicht Angehörige unserer Schicht, die sich Leibwächter leisten können und Villen als Rückzugsort ihr eigen nennen, und das in Gegenden, in denen der Mob kaum je sein Unwesen treibt.“ Als die Aurelia dann etwas sagte, was im Grunde ihr ein Argument lieferte, ließ Seiana ein vages Lächeln über ihre Züge gleiten. „Du sagst es. In den Tagen nach dem Vorfall ist von Seiten des Staates – und der Elite eben jenes Staates, Familien wie den unseren – nichts erfolgt. Keine Reaktion. Weshalb die Verantwortung für das Treiben des Pöbels in erster Linie eben dort zu suchen ist. Wir wissen doch, wie Menschen reagieren, wenn sie Angst haben. Und die, die an Roms Spitze stehen, haben eine Verantwortung für diese Menschen.“ Sie lehnte sich ein wenig zurück und nippte an ihrem Wein, und ihr Lächeln verstärkte sich, als die Frage der Aurelia nach den Recherchen der Acta erklang. „Sicher hat die Acta recherchiert. Zu gegebener Zeit wird auch wieder darüber berichtet werden. Für den Moment ist jedoch das wichtigste, eine mahnende Stimme zu sein an all jene, die dazu beitragen können, den Frieden mit den Göttern wieder herzustellen, dass dies bald geschieht.“

  • Kaum war die Vorspeise aufgetragen worden, hatten ihre Besucherinnen schon ein ziemlich interessantes Thema gefunden. Sie fand es zwar etwas schwer zur Vorspeise aber es schien keinem zu stören. also sah sie keine Veranlassung ein anderes Thema zu suchen und außerdem war es höchst interessant zuzuhören. Sie selbst wollte sich an dieser Unterhaltung nicht beteiligen. Irgendwie war sie der Meinung, dass sie lieber schweigen sollte.


    Langsam waren die Vorspeisen weitestgehend leer geräumt. Vespa wies die Sklaven an, die Getränke zügig nachzufüllen so fern gewünscht und auf einen weiteren Wink hin, wurden die verbliebenen Vorspeisen abgeräumt und das Hauptgericht gebracht. Es gab Brot mit gebratenem und gekochtem Fleich. Lamm, Pfau, Kalb und Fisch. Dazu wurden diverse Saucen und Gemüse gereicht. Gedünstet und gebraten und gekocht. So wie es ihm am Besten tat. Mit einem Kopfschütteln musste sie feststellen, dass der Sklave von Vala schon wieder verschwunden war. Immer wenn man ihn brauchte, war er weg. Sie begann sich zu fragen warum ihr Dauergast ihn überhaupt zum Sklaven hatte. War er bei ihm auch ständig verschwunden? Nun ja...Sie hatte ja zum Glück noch andere und verlässliche.


    Hoffentlich hatte das Umräumen das Gespräch nicht gestört...

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