ZitatOriginal von Decima Seiana
... ein leichtes Schmunzeln zu zeigen. „Nun, meiner Familie geht es so weit gut, danke der Nachfrage, Aurelia. Wie sieht es denn mit der deinen aus?“ Ihr Lächeln wurde ein wenig mitfühlend, und es sah echt aus – auch wenn es das nicht war. Wenn die Damen Klatsch und Tratsch auf den Tisch bringen wollten, mussten sie damit leben, dass die interessantesten Dinge zuerst angesprochen wurden, auch wenn ihre eigenen Familien davon betroffen waren. ... „Ich hoffe ihr erholt euch von euren Verlusten – gleiches gilt selbstredend für die Flavia. Wie man hört sind die aurelischen Verbindungen zu ihnen nach wie vor sehr gut.“
Hätte Seiana sich nicht schon vor ein paar Minuten bereits nach dem Befinden ihrer Familie erkundigt, hätte Prisca dieses mitfühlende Lächeln jetzt durchaus als ehrlich empfunden. So aber war der Aurelia bewusst, worauf die die Decima mit ihrer "zweiten Anfrage" - mehr oder weniger - dezent anspielen wollte. Der Skandal von Nemi (und die mysteriösen Zusammenhänge mit den Selbstmorden ihres Onkels und seiner Frau), zweifellos eines DER Gesprächsthemen dieser Tage in Rom. Witterte die auctrix gar DIE Gelegenheit, um nun an exklusive Informationen zu gelangen - sozusagen direkt von der Quelle?! Gut möglich. (und mal ganz ehrlich: Im Grunde war doch jede von den hier anwesenden Damen gleichermaßen neugierig und begierig darauf Neuigkeiten zu erfahren).
Zumindest war dies der Standpunkt der Aurelia und ebenso stand sie zu ihrer eigenen Neugier. Nun ja, so ganz passte es der Aurelia allerdings nicht, dass sie mit ihrer eigenen Neugier wieder mal eine Retourkutsche bekam. Aber gut, mittlerweile war sie geübt genug um sich auch bei unliebsamen Themen äußerlich gelassen zu geben. "Wie schon gesagt, geht es es uns Aureliern gut! Gleiches wage ich von den Flaviern zu behaupten. ...Egal welche Lügen der plebs dieser Tage auch über unsere Familien verbreiten mag. Pah! War jemand von euch an diesem Tag mit dabei? Also ich war es nicht - zum Glück - und dennoch bin ich überzeugt, dass nur ein einfacher Irrer für diese Tat verantwortlich sein kann!", betonte Prisca mit unverhohlenem Stolz ihre eigene Herkunft, so wie sie im selben Atemzug den Namen des verhassten Pöbels ausspuckte. Sie tat das in der Überzeugung, dass jene Peblejer, die sich einen Namen gemacht hatten wussten, dass sie damit nicht gemeint wären, sondern lediglich jener namenlose Teil der Bevölkerung, jene peregrini, Freigelassene und sonstigen Nichtsnutze, die Prisca - hierarchisch gesehen - noch unterhalb der gemeinen Schmeißfliege einordnete.
So weit käme es noch, dass der Adel sich von den Tratschereien auf der Straße beeindrucken ließe. Prisca machte demonstrativ eine Pause, in der sie ein Häppchen verspeiste und sie ihre Worte wirken lassen wollte. Genaueres über den Skandal wusste die junge Patrizierin zwar nicht, aber im Grunde war es für sie ganz einfach. Irgendwer hatte versucht Flavia Celerina zu vergewaltigen. Was auch immer diese Rinderherde daraufhin veranlasst haben mochte, durch den Hain der Diana zu trampeln … es gab letztendlich mehr als genügend Tote, denen man am Ende die Schuld in die Schuhe schieben konnte ... Und keiner von ihnen würde mehr widersprechen können. Was wollte man mehr???
"Ja das ist richtig. Ein entfernter Cousin von mir heiratet demnächst eine Flavia und dies wird nicht die einzige Verbindung bleiben, die in absehbarer Zeit die Verbindung unserer beiden Familien bekräftigen wird",kam Prisca nicht umhin, indirekt auch auf ihre eigene Hochzeit anzuspielen, ohne dabei näher auf die zuvor gesprochenen Worte einzugehen zu wollen. Sollten doch die anderen Damen auch mal etwas dazu sagen ...