• "Du hast recht Onkel, es dauert noch etwas. Ich will dennoch keine Sekunde davon verschenken." sagte sie und lächelte. Dann wandte sie sich an ihre neue Tante, mit der sie heute zum ersten wirklich Zeit verbrachte. Bisher hatte entweder sie selbst keine Zeit gehabt oder aber Vespa war mit Dingen beschäftigt gewesen, bei denen Callista sich nur im Weg gefuehlt hätte. Es tat gut, sie nun endlich besser kennenzulernen.


    "Nun, Balbus hat es noch nicht offiziell bestätigt, aber es ist angedacht, dass ich meine Ausbildung bei einem Duccier mache, in MOgontiacum. Er ist ebenso Iunopriester und sogar in meinem Alter. Es scheint wohl, dass alle Ausbilder hier in Rom zu viel zu tun haben um sich um mich zu kuemmern."
    klärte sie ihre Tante auf und schob direkt noch eine Frage hinterher. "Kennst du Mogontiacum? Was kannst du mir darueber erzählen?"

  • Bei einem Duccier? Der Name sagte ihr etwas. Sie hatte einige auf der Hochzeit kennen gelernt. Es war eine dort schon lang ansässige Familie. Allerdings wusste sie nicht, dass sie nun auch den Bereich des Cultus in Germania vertraten.


    "So viel kann ich dir leider davon nicht berichten. Dein Onkel kennt die Stadt sicher besser als ich. Er hatte in seiner Zeit als Ala Praefekt dort des Öfteren zu tun gehabt. Ich habe sich als aufstrebende römische Stadt am Rhenus in Erinnerung. Sie ist bei weitem nicht so groß wie Roma. Sogar recht klein im Vergleich dazu. Aber sie hat einen charmanten Charakter. Natürlich auch wesentlich ruhiger als hier. Du kannst dort viele Germanen treffen. Durch die Nahe Lage am Limes und generell seiner Position, kommen viele um in der Stadt zu handeln, ihre Waren anzubieten. Das Wetter ist wesentlich kälter und rauher als hier. Im Winter liegt dort Schnee, im Sommer ist es gemäßigter. Der Herbst ist rau und kann viele Stürme mit sich bringen. Es ist eine weise Entscheidung deines Onkels dich im Frühjahr dorthin zu schicken. Die Reise ist ungefährlicher und du wirst das Land in einer Farbenpracht bestaunen können. Es verlässt die eisigen Griff des Winters, der alles grau und dunkel wirken lässt und erstrahlt in neuem Glanz."


    Man konnte aus diesem Vortrag sehr deutlich heraushören, dass Vespa von dieser Provinz angetan war. Es war ein teil von ihr, eine Zeit lang ihre Heimat gewesen.

  • Gespannt und begeistert lauschte die junge Prudentia den Worten ihrer Tante, die es schaffte ein recht genaues und lebendiges Bild von Germanien zu zeichnen. Zusammen mit den Beschreibungen ihres Onkels und den Informationen, die sie sich selbst zusammen gesucht hatte konnte sie sich schon gut vorstellen, worauf sie sich da eigentlich einließ. Sie freute sich schon darauf und auch wenn es ihr gefiel, dass noch etwas Zeit verstrich, bis sie abreisen sollte, so konnte sie es dennoch im Grunde kaum erwarten, diesen Schritt zu wagen. Die noch zu überbrückende Zeit würde sowieso schnell vergehen, sie würde mit Thalna Rom erkunden, etwas griechisch lernen und sich vorbereiten. Iuno hatte ihr selbst gezeigt, dass sie in ihren Reihen aufgenommen worden war. Was also konnte schief gehen!?


    "Das klingt fantastisch. Richtig aufregend. Und wie sind die Germanen so?" fragte sie weiter und wandte sich dann aber doch noch an Balbus, weil ihr etwas eingefallen war. "Sag, Onkel, kennst du vielleicht jemanden, der mir etwas germanisch beibringen könnte? Nur ein wenig, also wie man sich begrüßt und solche Dinge. Damit ich keine Fehler mache und aus Unwissenheit ... " Sie stockte kurz und musterte ihre Hände, die sie brav auf ihren Schoß gelegt hatte "... Schande über dich oder mich bringe. Du hast doch mal von einem Soldaten erzählt, den du kennst. Könnten wir ihn nicht mal zum Essen einladen?"

  • Balbus verfolgte den Wortwechsel zwischen seiner Frau und seiner Nichte aufmerksam und natürlich entging ihm nicht die leichte Sehnsucht und Verliebtheit, die in Vespas Stimme mitklang, als sie über Germania sprach. Er war da ganz ihrer Meinung, denn auch wenn seine Zeit dort recht kurz war, hatte auch er das Land in einer sehr positiven Erinnerung.


    Dann schaltete er sich wieder in das Gespräch ein. "Ich habe übrigens gestern mit dem Septemvir Aurelius gesprochen und ihm meine Zustimmung für deine Ausbildung in Germania gegeben. Duccius Verus erwartet dich im Frühling in Mogontiacum." sagte er an seine Nichte gerichtet, weil ihm durch ihre Worte einfiel, dass er das noch gar nicht erwähnt hatte.
    "Und was das Kennenlernen der Germanen angeht, so werde ich nacher Duccius Eburnus, eben jenem Miles, eine Nachricht zukommen lassen."

  • "Danke." sagte Callista freudestrahlend an ihren Onkel gewandt, sie konnte es kaum erwarten und war ihm sehr dankbar, dass er ihr das alles ermöglichte. Und sie hoffte, dass er das auch an ihrem Gesicht ablesen konnte.

  • Zitat

    Original von Prudentia Callista



    "Das klingt fantastisch. Richtig aufregend. Und wie sind die Germanen so?" fragte sie weiter....[/I]


    "Die Germanen leben in einfachen Hütten und in Familienverbünden zusammen. Sie kennen keine großen Städte wie wir Römer, Griechen oder Aegypter es tun. Aber sie sind auch keine Barbaren. Sie können liebe Menschen sein. Zumindest die Germanen, die ich kennen gelernt habe. Dennoch ist aber auch nicht zu leugnen, dass sie gern kämpfen. Es gab vor vielen Jahren einen Krieg in Germanien. Er hat vielen Römern das Leben gekostet und gewonnen hat keiner recht. Dieser Aufstand wurde zwar vereitelt, aber ich weiß nicht ob man ihn als Erfolg bezeichnen kann, wenn so viele Männer sterben. Aber nicht alle Germanen sind gleich und auch nicht alle Römer. Es ist seit langem wieder friedlich in der Provinz und ich denke man kann dort wieder genauso gut leben wir früher. Ich war nach dieser Schlacht nur kurz wieder in Confluentes wo dein Onkel stationiert war. Eine kleine Nachbarstadt von Mogontiacum."


    Sie hatte wohl nun doch zur Genüge erzählt. Zumindest zu dieser Frage. Wenn es noch mehr gab, würde Vespa diese beantworten. Natürlich. Allerdings war der Gedanke einen Bewohner der Provinz einzuladen kein schlechter. Er konnte vieles aus erster Hand erzählen.

  • Auch jetzt hörte Callista ihrer Tante gespannt zu und versuchte sich vorzustellen, was ihr alles noch passieren würde, wenn sie erstmal in Mogontiacum war. Dabei fiel ihr noch etwas wichtiges ein und sie wandte sich an ihren Onkel, bevor sie das Thema ruhen lassen würde.


    "Balbus, konntest du schon Kontakt zu Duccius Verus herstellen? VIelleicht kann ich ihm auch schon mal einen Brief schreiben und mich so vorstellen. Dann sind wir uns nicht ganz so fremd, wenn er mich dann schlußenlich ausbilden soll. Wie lange braucht denn Post bis dorthin? Und überhaupt, wann muss ich denn abreisen, damit ich pünktlich da bin?"


    Jetzt hatte die Vorfreude sie gepackt und sie rutschte beinahe ungeduldig auf ihrer Cline umher, weil sie am liebsten sofort aufgebrochen wäre.

  • Balbus beschäftigte sich gerade mit einem Stück Obst und war daher etwas abgelenkt, als Calista ihn ansprach. Fast verlor er das Stück, als er seine Aufmerksamkeit zu seiner Nichte verschob. Er schüttelte leicht den Kopf.


    "Ich habe bisher noch keinen direkten Kontakt hergestellt. Allerdings weiss er wohl schon Bescheid, denn Aurelius Corvinus wollte ihn bereits vorbereiten." sagte er. "Du kannst ihm ruhig schreiben, das wird sicherlich nicht schaden."
    Dann überlegte er einige Momente.
    "Die Post braucht ein paar Tage, wenn sie gut durchkommt. Und du solltest dich auf eine Woche oder sogar etwas mehr einstellen."

  • Also war es beschlossene Sache, sie würde dem Duccier einen Brief schreiben. Sie hatte zwar noch keine Ahnung, was sie genau schreiben wollte oder sollte, aber es war sicherlich eine nett gemeinte Geste. Und sie hoffte, dass er es dann auch so auffassen würde. Sie lächelte still in sich rein, trank noch etwas Saft und aß einige Nüsse. Jetzt hatte sie das ganze Gespräch an sich gerissen und Thalna gar keine Möglichkeit gegeben zu sprechen, ganz betreten schaute sie einmal in deren Richtung. Hoffentlich war sie nicht böse?

  • Nach dem Gespräch mit dem Praefectus Urbi, hatten Balbus und sein Kollege sich darauf geeinigt, dass der Antonier allein zum Palast zurückgehen würde, damit Balbus nach Hause zu seiner Frau gehen konnte. Immerhin musste sie ja informiert werden.
    So kam er also nach Hause und steuerte auf das Adedis zu. Noch im Forum wies er einen Sklaven an, nach Vespa zu suchen und ihr mitzuteilen, dass er sie dringend sprechen musste.
    Im Adedis angekommen warf er sich auf einen der Sessel und rief nach einem weiteren Sklaven, von dem er sich dann einen Becher unverdünnten Wein bringen liess. Normalerweise trank er ihn nicht unbedingt so, doch an solchen Tagen war das einfach nötig. Er nahm einen großen Schluck und lehnte sich dann zurück um auf seine Frau zu warten.

  • Der beauftragte Sklave fand Vespa schließlich in ihrem Arbeitszimmer. Hier hatte sie einige Briefe an die Familie geschrieben und war dabei jene zu verfassen. Schließlich musste sie sich ja all die Überraschungen von der Seele schreiben, die sie hatte auf der Hochzeit mit der Gens Duccia in Germania erleben hatte müssen. Es nagte noch immer schwer an ihr und sie würde wohl sehr lange brauchen bis sie das überwunden hatte. Das Gespräch mit Balbus hatte sie schon gesucht. Ihre Meinung über all das Geschehene hatte sie klar und deutlich dar gelegt. Aus dem Reisewagen konnte er ihr ja auch nicht entkommen.


    Nun aber war sie gerufen worden und brav begab sie sich zum gewünschten Ort. Sie betrat den Raum, ging zu ihrem Mann um ihn zu begrüßen und nahm dann Platz.


    "Was hast du mir denn zu sagen. Was ist denn so dringend?"

  • Als Vespa den Raum betrat, begann Balbus zu lächeln, denn für ihn ging in einem solchen Moment stets die Sonne auf. Die langen Gespräche während der Rückreise von Germania waren recht anstrengend gewesen, doch hatte er sich in dieses Schicksal ergeben, da er wusste, dass er die Schuld an dem trug, was Vespa so in Rage versetzt hatte.
    Doch in diesem Moment war das alles egal, denn er hatte ihr etwas wichtiges zu sagen, das wichtig war und von dem er befürchtete, dass es ihr nicht gefallen würde.


    "Ich war heute in der Castra Praetoria, beim Praefectus Urbi. Wir hatten einige wichtige Dinge zu besprechen und er musste einige Entscheidungen treffen." sagte er zum Einstieg.


    "Und eine dieser Entscheidungen betrifft mich. Ich werde die Arbeit im Palast niederlegen müssen."

  • Da saß sie nun und schluckte. Er hatte die Anstellung im Palast verloren? Was war da nur vorgefallen? Er hatte sich doch nichts zu Schulden kommen lassen, oder? Hatte doch immer seine Arbeit gut erledigt. Dann fiel ihr ein, dass der Praefectus Urbi doch dieser Vescularier war und der war doch ihrer Familie nicht zugetan und sollte nun ihr Mann darunter leiden? Dann fiel ihr aber noch etwas ein. So etwas tat er ja gern. Erst ihr einen Schrecken einjagen und dann kommt was ganz anderes zur Sprache. Also wartete sie lieber ab.


    "Das ist wirklich schade, dass du nicht mehr im Palast arbeiten kannst. Was wirst du denn danach machen?"


    Ihre Stimme drückte schon Sorge aus, aber nicht die vorhergehenden Gedanken. Sie wollte sich erst einmal alles anhören.

  • "Nun, Vescularius Salinator hat beschlossen, dass ich dem Reich und deinem Onkel in Zukunft als Praefectus Praetorio dienen soll." sagte Balbus nach einem kurzen Moment des Schweigens. Und auch wenn ihm diese Neuigkeit in der Vergangenheit große Freude und eine entsprechende Reaktion entlockt hätte, so hielt sich seine Freude in diesem Moment eher in Grenzen.


    "Was sagst du dazu, Liebes?" fragte er dann. "Ich meine, ich hab ja eigentlich extra meinen Dienst bei der Garde beendet, damit du dir um mich keine allzugroßen Sorgen machen brauchst."

  • Für einen Moment sah Vespa wirklich etwas fassungslos drein. Das konnte doch nicht wahr sein. Er ging schon wieder zu den Praetorianern? Leise seufzte sie.


    "Wenn er es so beschlossen hat, dann wird er es aus bestimmten Gründen machen. Auch wenn man es vielleicht nicht so ohne Weiteres versteht. Aber du bist doch Kommandant. Da wird es sicher nicht so gefährlich sein wie vorher und wenn ich ehrlich bin. So lange du mich nicht umbringen willst, weil ich mich nach deinem Arbeitstag erkundige und du die Aufgabe gern übernehmen willst, so lasse dich nicht von vorher gesprochenen Worten behindern. Es ist doch dein Leben bei der Truppe. Das weiß ich doch."


    Vespa hatte als gute Frau natürlich gemerkt, dass sein Herz bei den Praetorianern war und nicht am Hofe in der Verwaltung.

  • Natürlich hörte Balbus das leise Seufzen und er verstand es nur zu gut.


    "Ich bin mir nicht sicher, warum er es so beschlossen hat. Und ich weiss auch nicht, was er denkt dadurch zu erreichen, denn in seiner Schuld sehe ich mich dadurch nicht." sagte Balbus und lächelte dann ein klein wenig.
    "Ob es weniger gefährlich ist möchte ich so ohne weiteres nicht beurteilen, auch wenn ich zugeben muss, dass der Großteil der Praetorianerpraefecte die ich erlebt habe sich guter Gesundheit erfreuen. Und natürlich werde ich dich nicht umbringen. Nichts läge mir ferner. Wenn es etwas gibt, dass du nicht wissen darfst, werde ich es dir nicht erzählen, dann kommen wir gar nicht erst in solche Situationen."
    Natürlich wusste er genau auf welche Situation sie anspielte und er wusste auch, dass es ihm bis zu diesem Tag noch immer ein Wenig leid tat.


    "Es wäre schon etwas, was ich gerne machen würde. Vor allem auch, weil ich denke, dass ich deinem Onkel dort viel hilfreicher sein und ihn hoffentlich auch vor unnötigem Unheil beschützen kann."

  • Vespa nickte und grübelte weiter während sie weitersprach.


    "Da hast du natürlich recht. Meinem Onkel kannst du dort viel besser helfen. Deinem Wunsch will ich natürlich nicht im Wege stehen."


    Dann lächelte sie wieder.


    "Ich denke, dass es ein guter Kompromiss ist. Wer nichts weiß, kann sich auch keine Gedanken über solche Sachen machen. Allerdings möchte ich sehr gern wissen, was dieser Praefect sich davon erhofft. Ich möchte dein Können und deine guten Voraussetzungen für den Posten nicht schmälern. Es wundert mich nur nachdem du mir erzählt hattest, dass er dich eigentlich nicht zu mögen scheint."


    Diesen Schachzug konnte sie bisher nicht verstehen.

  • Balbus' Schultern zuckten und er machte einen fragenden Gesichtsausdruck.
    "Ich habe keine Ahung, was er sich davon erhofft. Wir waren bei ihm um die möglichen Kandidaten zu diskutieren, dabei fiel auch mein Name als theoretisch geeigneter Kandidat und den hat er sich dann herausgepickt und war äusserst begeistert von der Idee."
    Er hatte den ganzen Weg von der Castra nach Hause darüber nachgedacht, was der Grund gewesen sein könnte, aber er war zu keinem wirklich überzeugenden Grund gekommen.
    "Wahrscheinlich denkt er, dass ich dadurch in seiner Schuld stehe und er mich kontrollieren kann."

  • Auch Vespa wollte kein Grund einfallen. Wenn ihrem Mann schon keiner einfiel, wie sollte sie dann einen finden. Allerdings machte sie es nun etwas nervös, dass sie nicht hinter die Absichten dieses Mannes kam.


    "Vielleicht sollten wir uns da nicht zu viele Gedanken machen und uns freuen, dass du den Posten bekommen hast. Er ist ja schon ein Wichtiger."


    Das Grübeln wollte dennoch nicht vergehen.

  • Balbus lächelte. "Du hast Recht." sagte er. "Wir sollten uns einfach freuen und abwarten, was kommen wird."
    Dann schaute er sie sehr angestrengt nachdenkend an.
    "Ich hoffe, dass ich noch in meine Rüstung passe." sagte er dann lachend.

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