[OG] Officium II -

  • Schon eine gewisse Zeit lag EIN BRIEF aus Germania auf Balbus' Schreibtisch und auch wenn er ihn schon mehrfach gelesen hatte, hatte er noch nicht die Zeit gefunden ihn zu beantworten.
    Doch an diesem Tag war EIN WEITERER BRIEF aus Germania angekommen. An sich war das natürlich nichts sonderlich ungewöhnliches, aber da sie den gleichen Absender hatten, war Balbus dennoch ein wenig misstrauisch und hatte den zweiten Brief direkt mit in sein Arbeitszimmer genommen um ihn dort zu lesen, wo er auch den vorherigen zur Hand nehmen konnte.


    So setzte er sich mit dem Brief an seinen Tisch und öffnete und entrollte ihn sorgsam, bevor er zu lesen begann.


    Aufmerksam las er den Brief zwei Mal und liess ihn dann auf den Tisch sinken. Die Nachrichten waren schlimm, sehr schlimm. Wie konnte das nur passieren? Er hatte doch versprochen auf sie zu achten. Sein Vater wäre sicherlich mehr als nur enttäuscht und das vollkommen zu recht.
    Balbus kannte Aquilia kaum, aber dennoch spürte er wie in ihm einige Tränen aufstiegen. Er schluchzte leise.
    Er musste etwas tun, dafür sorgen, dass nach ihr gesucht wurde. Doch wie konnte er das tun? Er wusste es nicht. Sollte er nach Germania reisen? Nein, das ging nicht. Sollte er die Verwaltung in Germania informieren, damit sie sie suchten? Nein, das ging auch nicht, da hatte Lando eigentlich Recht, denn sie würden hinterfragen, was Aquilia in Magna zu suchen hatte.
    Es blieb nur eins, er musste Lando bitten ihm zu helfen und darauf hoffen, dass diese irgendetwas rausfinden konnte.


    Er suchte einen leeren Bogen Papyrus und breitete ihn aus. Dann nahm er eine Feder und tauchte sie in die Tinte und begann nach kurzen Überlegen zu schreiben.

  • Es dauerte eine Weile, bis Balbus den Brief endlich vollendet hatte. Zwischendurch hatte er immer wieder mit dem Schreiben aufhören müssen um seine Worte zu überdenken, doch dann war es geschafft. Er legte die Feder beiseite und Siegelte den Brief, bevor er ihn in einer ledernen Transportrolle verpackte, die er dann verschloss.
    Er rief nach einem Sklaven, dem er auftrug den Brief wegzubringen.

  • Lange Zeit hatte Vespa überlegt was sie ihrem Mann wohl zur Hochzeit schenken könnte. Sie konnte sich ewig nicht entscheiden, wog ab, entschied sich um. Es waren so viele Gedanken gewesen und irgendwann hatte sich dann wirklich einer heraus kristalisiert und den Sieg davon getragen. Sie war auch schon in Roma unterwegs gewesen und hatte sich Angebote eingeholt. Dem Besten wurde der Zuschlag gegeben und nun stand sie vor Balbus Arbeitszimmer, klopfte kurz an die Tür und trat dann ein. Hier sollte sich ihr Mann aufhalten, wurde ihr ausgerichtet. Das würde sich nun zeigen...

  • Und tatsächlich fand sie Balbus hier, vertieft in den alltäglichen Papyruskram und leise vor sich hinmurmelnd. Das Klopfen bemerkte er gar nicht, aber als Vespa eintrat, hörte er ihre Schritte und blickte auf.
    Sein Gesicht, zuvor noch missmutig zerknautscht in die Arbeit vertieft, hellte sich auf und er strahlte den Sonnenschein seines Lebens an.


    "Vespa, du bist meine Rettung." sagte er fröhlich. "Du rettest mich davor mich über das hier aufzuregen." Er deutete auf die Papyri vor ihm.

  • Leise schloß sie die Tür hinter sich und ging auf den Schreibtisch zu wo sie Balbus gegenüber Platz nahm. Sie sah etwas fragend drein als sie als Rettung bezeichnet wurde.


    "Was regt dich denn auf? Worum geht es denn in diesen Schreiben, wenn ich das überhaupt wissen darf."


    Sie lächelte ein wenig um den kleinen Witz in den Worten deutlich zu machen. Es spielt auf seine alte Arbeit an wo sie immer angedroht bekam umgebracht werden zu müssen wenn sie Dinge erzählt bekäme.

  • "Ach, eigentlich nichts sonderlich schlimmes." sagte er. "Ein Bericht vom Vilicus unseres Landguts in Germania Inferior. Es geht um die Schäden, die im Winter entstanden sind. Und da das nur der erste Bericht ist, befürchte ich, dass da noch einiges mehr kommen wird."

  • Ein nachdenklicher Ausdruck war in Vespas Gesicht zu erkennen.


    "War der Winter in Germanien so stark, dass du mit solchen Schäden rechnest? Über außergewöhnlich starke Schneemassen oder Winde habe ich nichts gehört. Was hat dein Vilicus denn alles zu berichten bisher?"


    Nachdem sie nah an den Tisch getreten war, nahm sie auf dem Stuhl, der Balbus gegenüber stand Platz. Das Gespräch würde wohl einige Zeit dauern.

  • "Generell war der Winter wohl nicht so stark, aber es gab wohl einige extreme Wochen." sagte er. "Zumindest schreibt er das. Die ersten Schäden von denen er berichtet sind wohl auch weniger durch Schnee oder ähnliches entstanden."


    Er schaute auf den Brief. "Es haben sich wohl einige Tiere in den Wirtschaftsgebäuden ausserhalb der Einfriedung eingenistet und diese für ihren Winterschlaf genutzt. Und weil die Gebäude über den Winter nicht genutzt werden hat das auch niemand bemerkt. Allerdings war in dem Gebäude in dem die Imker arbeiten wohl ein Bär, der es dort kuschelig fand und der dort auch sehr gewütet hat."
    Er schüttelte den Kopf.
    "Das Landgut wird von einer kleinen Söldnertruppe bewacht und beschützt und keiner bemerkt soetwas."
    Es war wirklich traurig.
    "Und die Barracke der Feldsklaven ist vor zwei Wochen oder so durch Unachtsamkeit der Sklaven niedergebrannt. Die Sklaven hausen jetzt im Haupthaus, weil alle anderen Unterkünfte belegt oder durch das Wetter beschädigt sind."

  • "Da sprichst du nur von anfänglichen Berichten. Die Liste ist doch schon ganz orentlich. Den Sklaven sollte man aber für ihre Nachlässigkeit schon etwas erzählen. Das ist doch unverantwortlich. Es hätte noch viel mehr zu Schaden kommen können als nur die Barracke selbst und ein Bär. Das ist wirklich unfassbar. Ich glaube du solltest dort einmal hart durchgreifen lassen. Söldner, die ihre Arbeit nicht machen und Sklaven, die nun im Haupthaus leben. Das sollte so nicht sein."


    Das hörte sich wirklich unglaublich an. Wie konnten Menschen nur so versagen? Manchmal schien es so als würden die Angestellten und Sklaven eines Haushaltes nachlässig wenn sie ohne Aufsicht der Herrschaften waren.

  • "Dann verstehst du ja sicherlich, warum mich das so aufregt." sagte er.
    "Ich hab schon mit dem Gedanken gespielt das ganze einfach zu verkaufen, aber andererseits hat es meinem Vater sehr viel bedeutet."
    Er zuckte leicht mit den Schultern.


    "Aber egal, damit kann ich mich immernoch beschäftigen." Er lächelte sie an.
    "Du wolltest etwas?"

  • "Ja, ich kann nun durchaus nachvollziehen warum dich das alles so erzürnt. Aber verkaufen...wenn es einst deinem Vater so am Herzen lag...vielleicht solltest du einen anderen Verwalter damit beauftragen. Vielleicht ist dein jetziger nur nicht ganz so fähig wie jemand anderes."


    Sie wollte dem Mann vor Ort ja keine Unfähigkeit nachsagen, aber so wie es sich anhörte, war er aber genau das. In Momenten wie diesen war sie sehr froh, dass ihre Tante sie an einigen Diskussionen hat teilhaben lassen. So konnte sie Gedanken und Meinungen so gut verpacken, dass es sich dennoch immer positiv anhörte. Dennoch wurde dieses Thema nun beendet und sie nach ihrem Anliegen gefragt. Es war also Zeit damit heraus zu rücken.


    "Ich habe einen Steinmetz beauftragt uns eine Statue anzufertigen. Es ist mein Geschenk für dich zur Hochzeit. Ich wollte es dir gern weitaus früher präsentieren, doch war bisher kein Termin zu bekommen gewesen. Der Auftrag ist bestätigt. Deine Pflicht ist es nun ein Motiv zu wählen und dieses bekannt zu geben. Alles andere ist meine Sache."


    Hier waren die direkten Worte die richtigen gewesen und keine versteckten. Sie lehnte sich auf dem Stuhl ein wenig zurück und wartete auf eine Reaktion ihres Mannes.

  • "Ich werde mal darüber nachdenken, vielleicht finde ich wirklich jemanden der etwas fähiger ist." sagte er noch zu dem Thema, bevor es vorerst endgültig geschlossen wurde.


    Ihr Anliegen überraschte ihn ein wenig. Natürlich freute er sich über ein Hochzeitsgeschenk, auch wenn es verspätet kam, aber gleich eine Statue erschien ihm fast schon zu dick aufgetragen. Aber dennoch freute er sich ganz offensichtlich und lächelte, während seine Augen ein kleines Bisschen leuchteten.


    "Das ist lieb von dir." sagte er. "Ein passendes Motiv muss jetzt nur noch her. Hmm..." Er begann zu überlegen.
    Es wäre natürlich die Gelegenheit der Statue seines Vaters, die das Atrium zierte, eine Statue seiner Mutter an die Seite zu stellen, aber das Problem, dass sich da ergeben würde, wäre das Vespa nicht wissen konnte, wie seine Mutter aussah und das einzige existierende Bildnis jener Frau noch immer in Germania auf dem ärgerlichen Landgut war.
    So überlegte er weiter, bis ihm eine Idee kam und er sagte: "Eine Minerva wäre schön. Wenn möglich vielleicht sogar im griechischen Stil."

  • Ein Bildnis der Minerva im griechischen Stil. Vespa überlegte kurz ob sie so etwas schon einmal gesehen hatte oder wie es aussehen würde. An dieser Stelle musste sie zugeben, dass sie nur wenig über das Griechische an und für sich wusste und dies an geeigneter Stelle nachgeholt werden musste. Man sollte das ja schon ein wenig kennen.


    "Eine griechische Minerva. Ich denke das lässt sich gut einrichten. Hast du schon einen Platz im Sinn wo sie dann hingestellt werden soll?"


    Wenn Vespa nicht wusste wie diese besondere Art der Minerva aussehen sollte so würde es sicher der Bildhauer wissen. Dessen war sie sich sicher.

  • "Nun ja, sie sollte etwa diese Größe haben."


    Vespa stellte sich aufrecht hin und streckte den arm in die Höhe um die Größe zu zeigen. Die Statue sollten also mindestens ihre Größe haben.


    "Ist dir das zu groß oder zu klein? Sei ruhig ehrlich."


    Sie wusste ja nicht welche Größe Balbus bervorzugte und wollte alles andere als knausrig wirken.

  • Lange Zeit war sich Thalna nicht sicher gewesen, wie es weiter gehen sollte. Zwar war sie nun schon eine Weile in Rom und hatte sich auch schon eingelebt, doch in ihr schwelte noch immer die Ungewissheit, was sie mit sich und ihrem Dasein anfangen sollte. Der Griechischunterricht war ein Anfang gewesen, auch wenn ihr diese Sprache nicht sonderlich gut lag. Immerhin gab sie sich Mühe und ihre Trägheit, die sich in der letzten Zeit eingeschlichen hatte, hatte sie sich vom Lernen abgehalten. Allerdings auch noch von allerlei Gedanken, die darüber hinaus reichten.
    Callista wollte eine Priesterin der Iuno werden, doch das kam für Thalna nicht in Frage. Sie hing mehr an Minerva, der dichterischen, auch wenn ihre eigenen Fähgikeiten was dieses Fachgebiet betraf auch noch nicht sonderlich weit ausgereift war. Zwar schrieb sie in letzter Zeit viel, doch so recht einfallsreich wollte ihr alles nicht vorkommen. Außerdem gehörte ja noch sehr viel mehr dazu.
    In jenem Moment, in dem sie an die Tür der Officiums klopfte kam ihr alles unausgereifter denn je vor. Was würde Balbus wohl sagen, wenn nun die nächste sich in die Reihe der Priesterinnen stellte? Aber das Leben war einfach viel zu kurz, um die Zeit mit langanhaltendem Grübeln verschwenden zu können. Er würde nichts dagegen haben, oder? Immerhin war es ehrenvoll. Ja, das war es. Vorsichtshalber klopfte sie noch einmal.

  • Balbus stand an einem der Fenster des Officiums und liess seinen Blick ebenso schweifen wie seine Gedanken. Die Nachricht des Decemvir litibus iucandis hatte ihn verstört. Die Senatsbeamten verteilten schon Aquilias Erbe, während ihr Schicksal nicht geklärt war. Der letzte Brief aus Germania war ebenso nicht sonderlich aufschlussreich gewesen. Seine Hoffnungen darauf, dass Aquilia noch lebte wurden von Tag zu Tag kleiner und jener Erbbescheid war ein schlimmer Schlag für den sonst so optimistischen Mann gewesen. Er hatte das Erbe zwar pro forma angenommen, aber dennoch blieb die Hoffnung, dass Lando Aquilia finden würde.
    So in Gedanken überhörte er das erste Klopfen, auch wenn es an seine Ohren drang. Erst das zweite Klopfen drang dann auch in seinen Geist und er widmete kurz der Tür seine Aufmerksamkeit um ein "Herein" in ihre Richtung z sprechen. Doch statt dann weiter zur Tür zu blicken, wanderte sein Blick wieder hinaus aus dem Fenster.

  • Vorsichtig betrat sie den Raum und entdeckte ihren Cousin sogleich. Er schaute zum Fenster hinaus und schien tief in seinen Gedanken versunken. Zwar konnte sie erahnen, welche belastenden Dinge in seinem Kopf kreisen mussten, doch wollte sie ihn nicht darauf ansprechen. Zwar war sie eine Frau, doch in Gefühlsdingen war sie sich selber immer unsicher und noch unsicherer war sie...nun, wenn sie eben sich selbst nicht sicher war.
    Thalna versuchte es mit einem leichten Räuspern und sie lächelte scheu. "Man hat mir gesagt, dass du hier bist, und..." Weiter sprach sie ersteinmal nicht, sondern ging noch einige wenige Schritte, wobei sie noch einmal tief durchatmete. "...vielleicht hast du etwas Zeit für mich? Ich meine, ich will dich keineswegs stören." Setzte sie etwas hektischer nach.

  • Balbus drehte sich um, als er die Schritte und ein Atmen hinter sich hörte. Als er Thalna sah, begann er zu lächeln und trat vom Fenster weg und an den Tisch ran.


    "Aber natürlich hab ich Zeit für dich. Setz dich doch." sagte er und deutete auf einen Stuhl vor dem Tisch. "Was hast du auf dem Herzen?" fragte dann und setzte sich hinter den Tisch.

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