Der Tag neigte sich bereits seinem Ende zu, ebenso wie die Quinquatrus Maiores, welche ante diem XIV kalendis aprilis* begonnen hatten und nun nach fünf Tagen des Feierns im Namen der Minerva ebenfalls zu ihrem Ende fanden. Der heutige Tag jedoch, das Tubilustrium, galt nicht nur der Göttin der Weisheit, sondern auch Mars, dem Gott des Krieges, denn die Bläser der Kriegstuben waren es, welche ihre Instrumente ihm zu Ehren heute weihten.
In einer kleinen Pompa hatten die Trompeter am Forum Sutorium Aufstellung genommen, angeführt vom Flamen Martilis und einigen weiteren Priestern. Ihnen voraus marschierte ein Auserwählter mit einem Blasinstrument aus purem Gold, welches den Lituus des Romulus symbolisierte. Zwar hatte das Instrument keinen guten Klang, weshalb jener Mann auch nicht versuchte es tatsächlich zu spielen, doch sein Schritt führte die Prozession an, wie Romulus, der Sohn des Mars, seine Soldaten in den Krieg geführt haben mochte. Als die Männer sich in Bewegung setzten und die langen, konisch geformten Röhreninstrumente bliesen, erschallte der helle, durchdringende Klang der Tuben laut über das Forum und war noch in weit entfernten Straßen der Stadt zu vernehmen. Er begleitete die Männer einmal um das Forum herum, und verstummte erst, als der Flamen Martialis sich im Atrium Sutorium anschickte, das Opfer des Schafes zu vollführen.
In gebührendem Respekt brachte der Priester Weihrauch und Kekse als Voropfer dar, schließlich wurde das Opfergebet verlesen.
"Mars Gradivus, der Du dem Heer voran schreitest, wir bitten Dich, dass mit der Deinen guten Hilfe Sieg unseren Kriegern beschert sei, dass Du unsere Soldaten führen und leiten mögest! Mars Pater, der Du unseren Staat schützt, wir bitten Dich, dass Du uns wohlgesonnen seiest, unserem Kaiser, unserem Imperium und uns Römern, und dass Du unseren Ruf erschallen lässt über die Welt hinaus, aus welchem Grund wir Dir dieses Schaf anbieten, Mars Ultor, dass Du unsere Truppen anführen mögest mit Deiner Kraft und Deiner Herrlichkeit und unsere Feinde zerschmetterst! Aus diesem Grund bitten wir Dich, dieses Tier anzunehmen, um Deinen Söhnen den Sieg zu bringen auf ihrem Weg!"
Um die Worte zu unterstreichen, erschallten noch einmal die Tuben über das Forum, sodann tat der Flamen Martialis selbst den Opferschnitt. Das dunkle Blut wurde in einer Schale aufgefangen, bevor dem Tier der Bauch geöffnet wurde, um die Eingeweide zu entnehmen. Nachdem der Priester die Vitalia begutachtet hatte, tauchte er die Spitze seiner Hand in das noch immer warme Schafsblut und schritt von Mann zu Mann, um ihnen einen blutigen Strich über die Stirn zu ziehen. Erst als auch der letzte der Bläser solcherart markiert war, verkündete der Flamen Martialis die Litatio, was jedoch nur noch eine Formalität darstellte.
Die Kriegstrompeten waren dem Mars für ein weiteres Jahr geweiht, so dass Rom auch in diesem Jahr mit seiner Hilfe keinen Krieg verlieren mochte.
*19.03.