Appell | Empfang des neuen Kommandeurs - Verabschiedung des alten Kommandeurs

  • Meridius hatte den allgemeinen Truppenappell auf die achte Stunde angesetzt. Die zuständigen Centuriones waren instruiert worden. Einige Cohorten sollten aufgeboten werden. Hinzu kam eine Vollversammlung der Centuriones und des Stabs. Nach dem Empfang des neuen Legaten und der Verabschiedung des Alten, würden sich dann der Stab mit dem "Neuen" in die Principia zurückziehen. Vorher jedoch galt es noch, ein paar Reden zu halten, hier und da ein paar Auszeichnungen als letzte Amtshandlung vorzunehmen und den Kameraden von der II. für ihre Treue und ihr Pflichtbewusstsein zu danken. Meridius war stolz gewesen, diese Truppe kommandieren zu dürfen.

  • Entspannt machte Reatinus die Augen in den Unterkünften auf und stand, die Arme streckend auf. Ein kurzer Morgengähner fuhr ihm über die Lippen. Er pflegte es ja immer gerne, nach dem Aufstehen darüber nachzudenken, was wohl Wichtiges auf dem Plan stand. Und genau jetzt fiel ihm ein, dass doch heute der Neue Legat ankommen würde! Sofort sprang er auf und zog sich eine frisch gewaschene Tunika über. Dann legte er seine Paraderüstung an, die er hegte und pflegte, wie einen persönlichen Schatz.
    Seinen Gladius angelegt und die Caligae aufgezogen stapfte er vor den Porticus, wo ihn auch schon die die warme Morgensonne begrüßte. Es blieb nur noch übrig, auf den Centurio zu warten. Schließlich konnte er die anderen Faulpelze nicht ohne Befehl wecken.

  • Wie jeden Morgen ließ der Centurio wecken (natürlich durch seinen Optio, der bereits sehnsüchtig darauf wartete). Er sorgte dafür, dass seine Männer ihre Paradeuniform trugen - das bedeutete schlicht, dass sie alles auf Vordermann gebracht und den Ansteckfederbusch auf dem Helm platziert hatten.


    Dann begannen ergänzende Übungen zur Formation und es wurde Mittag.


    Bereits einige Zeit vor dem Appell marschierte Centurio Petronius mit seiner Centuria auf den Exerzierplatz. Crispus selbst trug seine altbewährten Beinschienen, den Feiertagsfederbusch und einen roten Umhang, der fast einem Paludamentium Konkurrenz machen konnte - aber nur beinahe!


    Auf dem Exerzierplatz angekommen gab Crispus seinem Optio letzte Anweisungen, bevor der Legat und sein Nachfolger erschienen.


    "Optio, kontrolliere noch einmal die Männer."

  • Endlich hatte der Optio seine Bestätigung, die schlafenden Legionäre wecken zu gehen. Sogleich trat er in die Unterkunft eines Contuberniums. Mit einem lauten "Rumms!!" knallte die Sperrholztür an eine Wand und schaukelte noch hin und her, als er herein trat und anfing , wie am Spieß zu brüllen.


    "Guten Morgen, ihr Waschlappen!! Wir bekommen heute einen neuen Legaten, also ab in eure Paradeuniformen und legt die Federbüsche an eure Helme!! Ihr habt 10 Minuten, nutzt die Zeit weise!"


    Tja, Reatinus war ein Optio, der sich gerne lautstark ankündigte. :D
    Doch die armen Legionäre, die noch geschockt auf ihren Pritschen saßen und wie bestellt und nicht abgeholt guckten, zeigten sich natürlich nicht begeistert. Von dem Brüllen und Krächzen anderer Optiones und Centuriones aus dem ganzen Castellum begleitet verließ Reatinus die Unterkunft und widmete sich dem nächsten Contubernium, bis nach und nach die ganze Centuria hellwach war und vor dem Porticus angetanzt war. Und sie war wirklich wach, denn ihre Augen waren sperrangelweit offen.


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    Und schon bevor er sich versah, war Mittag und Zeit, den neuen Legaten zu empfangen. Feierlich in seiner blitzblank polierten Paraderüstung marschierte er mit seiner Centuria zusammen Richtung Exerzierplatz.
    Den Befehl des Centurios, die Männer noch einmal zu kontrollieren führte er mit einem "Jawohl, Centurio Petronius!" selbstverständlich aus.
    Nachdem er ein paar "Feinjustierungen" der Legionäre vorgenommen hatte, befand er den allgemeinen Zustand der Centurie lobenswert. "Keine Mängel festzustellen, Centurio!"

  • Der Praefectus Castrorum erschien auf dem Exerzierplatz um zu kontrollieren, ob denn die Männer auch herausgeputzt und in gewienerten Uniformen antraten, wie es sich für diesen Anlass gehörte.
    Eigentlich hatte er daran keinen Zweifel, denn die Offiziere der Zweiten hatten ihre Männer gut im Griff und waren fast alles höchst verlässliche Männer. Dennoch trieben ihn solche Anlässe immer wieder zur Unruhe und gerade an diesem Tag sollte sich die Legion so glanzvoll als nur irgend möglich präsentieren.
    Schließlich verabschiedete man nicht nur einen Kommandeur, sondern präsentierte sich auch erstmals dem neuen. Jeder Fehler, jede Unachtsamkeit und alles, was aus dem Rahmen fiel, den man von ihnen erwartete, würde sie noch lange weiter verfolgen. Denn ein aufmerksamer Legat vergaß so etwas nicht so rasch.


    Also wandte er sich an den am nächsten stehenden Centurio, fixierte ihn genau und bemerkte aufmunternd:
    “Alles bereit? Wir wollen dem neuen Legaten doch zeigen, dass er hier die beste Legion des ganzen Imperiums übernimmt, nicht wahr?“

  • Crispus beobachtete die Tribüne, auf der die beiden Legaten mit Sicherheit auftauchen würden, sobald sie anwesend waren. Crispus kannte sie ja bereits, aber er war sich sicher, dass die meisten Männer überaus gespannt waren, wie der Neue sich geben würde.


    Dann kam Reatinus zurück und meldete.


    "Sehr gut."


    Ein Blick zu seinen Männern bestätigte die Meldung des Optios, sodass er dem Praefectus Castrorum, der sich zu ihnen gesellt hatte, antworten konnte


    "Jawohl, Praefecte!"


    Dann malte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Selbst im oberen Stab behielt man offensichtlich noch ein kleinwenig Stolz auf seine Einheit!

  • “Sehr gut. Lass deine Männer glänzen!“


    Corvus lächelte.


    “Der neue Legatus Legionis soll sehen, was für großartige Burschen die Legio II hat und das wir Rom alle Ehre machen und Decimus Meridius soll einen prächtigen Abschied bekommen.“


    Der Praefectus Castrorum nickte den Legionären nochmals zu, salutierte dem Centurio und begab sich dann in Richtung der Tribüne, wo man seine Anwesenheit erwarten würde.

  • Na fein, mal wieder in der Früh aufgeweckt von diesen nervingen Scherzkeks von Optio. Ich sprang aus meiner Pritsche und beeilte mich, die Uniform anzulegen. Paradeuniform... Der neue Legat...


    Um ehrlich zu sein, der neue Legat war mir sowas von egal.


    Trotzdem eilte ich, wie befohlen zum Empfang...

  • Nun war es also soweit. Meridius stand vor der Prncipia und wartete auf die Ankunft des neuen Legaten. Mit diesem zusammen würden sie dann von dem Hauptquartier weiter zum Exerzierplatz vor dem Lager reiten, die Formationen abnehmen. Meridius und der neue Legatus würden eine Ansprache an die Männer halten, ein Priester würde ein Opfer abhalten.


    Der Brustpanzer des Statthalters glänzte in der Frühsommersonne. So kalt der Winter gewesen war, hatte der Frühling doch einiges sehr schnell verändert. Und obwohl es zu dieser Zeit eigentlich unüblich war, herrschten Temperaturen, welche eher an das Mittelmeer erinnerten.

  • Und es dauerte auch nicht lange, kam ich schon, in Begleitung der Prätorianer, die mich auch nach Germania begleitet an, im Castellum an.


    Man hatte mir gesagt, dass Meridius mich schon erwartet und so liessen wir den Mann nicht länger warten und machten uns gleich auf den Weg zu ihm.


    Am Hauptquartier angekommen grüsste ich den Noch-Legaten "Salve Legatus.... ich hoffe du wartest nicht zu lange..."

  • Nun war der neue Legatus der Legion eingetroffen. Meridius grüßte diesen, stellte ihn den begleitenden Offizieren vor und schlug dann vor, die Kommandoübergabe schnell und ohne großes Klimbim über die Bühne zu bringen.


    "Legatus Vinicius - Praefectus Castrorum Germanicus."
    "Legatus Vinicius - Tribunus Aurelius."
    "Legatus Vinicius - Tribunus Octavius."


    ...


    Gemeinsam begab sich nach dieser etwas kleineren Runde der gesamte Stab auf den Exerzierplatz um die Formationen abzunehmen. Das Wetter war prächtig. Ein erfrischender Wind wehte vom Rhenus her und ließ die Mäntel der Offiziere flattern. Meridius trat ein letztes mal vor die Männer seiner Legion, welcher er eine lange Zeit voller Stolz vorgestanden hatte. Seine Worte halten ein letztes mal über den Platz. Ein wenig Wehmut schwang mit, als der Triumphator aus Hispania seinen Posten als Truppenkommandeur abgab. Legatus Legionis der Legio II Germanica. Legatus Augusti Pro Praetore von Germania. Kommando über ein halbes Dutzend Legionen und noch mehr Auxiliareinheiten. Kein Kommandeur des Imperiums hatte mehr Macht.


    "Milites! Männer Roms und Kameraden!"


    erklang seine Stimme über dem Platz.


    "Der erhabene Imperator in Rom,
    unser Kaiser und oberster Feldherr,
    erbietet euch den Gruß und beruft mich
    nach Rom zurück.


    Das Kommando über diese Legion und die Truppen in Germanien
    geht damit an den Consular Marcus Vinicius Lucianus über.
    Er wird ab sofort Legatus Legionis dieser Legion,
    Legatus Augusti Pro Praetore dieser Provinz sein.


    Wie ihr dem Kaiser und mir in den vergangenen Monaten,
    Wochen und Tagen die Treue schwort,
    und ich kann bestätigen, wie treu und pflichtbewusst ihr wart,
    erweist nun auch dem neuen Kommandeur eure Hingabe.


    Ich selbst bin stolz, eine lange Zeit euer Kommandeur gewesen zu sein!
    Ich werde dem Kaiser von Eurer Treue und Eurem Pflichtbewusstein erzählen.
    Ich werde berichten, welche Treue ihr ihm gegenüber erbracht habt
    und auch weiterhin erbringen werdet.


    Möge Mars euch allezeit den Sieg gewähren!
    Möge Iupiter Stator euch standhaft machen!
    Möge er euren Arm und eure Füße stärken,
    Möge er die Schärfe eures Schwertes unerbittlich machen!


    Möge er jedoch auch Zeiten des Friedens geben!
    Denn wir alle haben Familien.
    Und so sehr wir unser Handwerk lieben,
    so sehr wir bereit sind unser Leben zu geben
    FÜR ROM!


    so sehr leben wir auch für Rom.
    Im Frieden, wie im Kriege!


    RUHM dem Kaiser!
    RUHM der glorreichen Zweiten Legion!
    ROMA VICTRIX!"


    Die Rede war gehalten.
    Das Kommando war übergeben.

  • Ich begrüsste die Offiziere, in der Reihenfolge, wie sie mir vorgestellt wurden und gab auch gleich bekannt, dass im Anschluss an die Kommandoübergabe eine Stabsbesprechung stattfinden würde, bei der sich alle Offiziere einfinden sollten.


    Dann begaben ich mich, zusammen mit den anderen, auf den Exerzierplatz, wo die Männer der Legio II in voller Pracht angetreten waren.


    Ich stellte mich neben Meridius, blieb aber noch etwas zurück, während er seine Worte an die Männer richtete....


    Nachdem er geendet hatte, trat ich vor und ergriff das Wort:


    "Milites der Legio II Germanica!


    Euer Ruf eilt euch vorraus und sogar in Rom spricht
    man vom Mut und und der Stärke dieser Legio!"


    Kurz wandte ich mich an Meridius


    "Senator, ich möchte dir danken,
    für die vielen Jahre in der du die Legio II
    geführt hast und mit ihrer Hilfe der Provinz
    den Frieden wieder gegeben hast!"


    Dann sprach ich wieder zu den Männern


    "Mit dem heutigen Tage, übernehme ich, dem Willen des Kaisers entsprechend, das Kommando über diese Legio und ich bin stolz, dies tun zu dürfen und ich hoffe, euch nur annähernd ein ebenso guter Legat, wie Decimus Meridius, zu sein.


    Verabschieden wir nun den e
    hemaligen Legatrus Legionis,
    wie es sich gehört!
    Möge Mars immer mit ihm sein
    und über ihn und seine Familie wachen!


    RUHM dem Kaiser!
    RUHM der glorreichen Zweiten Legion!
    ROMA VICTRIX!"

  • Corvus lauschte den Reden der beiden Männer, des scheidenden, wie des neuen Kommandeurs. Als Vinicius Lucianus Roms immerwährenden Sieg beschwor, fiel er in die aus tausenden Kehlen gerufene Antwort mit ein: “ROMA VICTRIX!“

  • Die Reden des Alten und des Neuen fanden ihre Wege in mein eines Ohr hinein und aus dem anderen wieder raus. Was nützten mir auch erbauliche Reden, wenn ich jeden Tag schuften musste, während die feinen Herren an ihren Schreibtischen saßen und Leckereien in sich reinstopften.


    Aber der Aufmarsch beeindruckte mich dagegen ungemein. Tausende von Legionären, gereiht und geordnet in feinster Uniform strammstehend! Genial. So schrie ich mit der Masse mit:


    "ROMA VICTRIX!"

  • "ROMA VICTRIX!" rief ich mit emporgestreckter Faust. Mehr und mehr fühlte ich mich heimisch, auch wenn inzwischen gut die Hälfte meiner Zeit hier in Germanien bereits verstrichen war. Decimus Meridius war ein fähiger Mann, auch wenn uns einige grundliegende Dinge unterschieden. Vinicius Lucianus kannte ich bisher nur vom Hörensagen, jedoch nicht privat. Es würde sich gewiss eine Möglichkeit finden lassen, dies zu ändern. Vorerst allerdings grüßte ich den Legaten zurück und verließ nach der Prozedur der Übergabe den Exerzierplatz, um mich zur Stabsbesprechung einzufinden.

  • Endlich erschienen die beiden Legaten Seite an Seite. Crispus erkannte das eher jugendlich wirkende Gesicht des Neuen. Kaum hatten sie den Campus betreten, brüllte er ein


    "State!"


    und hörte dann die letzte Rede von Meridius, die er jemals hören würde - vermutlich. Sie erinnerte ein wenig an den letzten Anlass, an dem der Decimer geredet hatte - genaugenommen an alle Reden, die Crispus jemals von ihm gehört hatte. Aber er war eben Soldat und kein Redner - umso besser, dann war es schnell zu Ende.
    Die Rede des Neuen war ähnlich, nur eben noch kürzer. Er erzählte nichts über sich oder seine Ziele und Vorstellungen - das würden sie wohl erst später erfahren. Zum Ende schließlich stimmte Crispus in das


    "Roma Victrix!"


    mit ein - genauso wie seine Männer hinter ihm.

  • So schnell sich die Männer eingefunden hatten, so schnell war die Sache auch wieder erledigt.


    Fürs Erste musste das auch reichen, denn bevor ich irgendetwas anfing, wollte ich mir, bei der Stabsbesprechung, ein Bild von der Legio machen.


    Ich wandte mich also an den Praefectus Castrorum "Praefectus, du kannst die Männer abtreten lassen!"

  • “Jawohl, Legatus Legionis!“, antwortete der Angesprochene zackig.


    Daraufhin wandte er sich der versammelten Legion zu und brüllte über den weiten Exerzierplatz hinweg den knappen Befehl:
    “LEGIO SECUNDA! WEGTRETEN!“

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