[Officium] Legatus Legionis Marcus Vinicius Lucianus

  • "Uns ist jedes Mitglied von Nutzen. Immerhin werden alle...", fing Reatinus an zu erklären und wurde wenig später von einem Schreiberlein unterbrochen, welches an ihm vorbeihuschte und dem Legaten ein Schreiben reichte. Von höherer Wichtigkeit, sollte sich herausstellen.
    "Wo blieb ich stehen? Ach ja", besann sich Reatinus, "Immerhin werden alle Mitglieder irgendwann ein großes Ganzes bilden. Von daher... auch wenn es nur ein Betrieb ist."
    Das Schreiben erhielt Reatinus anschließend selbst und überflog es mit zusammengerückter Stirn. "Eine Beförderung zum Centurio. Liegt schon der Segen des Kaisers vor, oder soll ich auch das in die Hand nehmen?"


    "Und du kannst deine Waren jederzeit selbst vertreiben", setzte der Praefectus fort, "So werden wir es generell halten. Aber ein günstiger Warenaustausch soll untereinander möglich sein. Eventuell auch, dass der Abnehmer zu erhöhten Preisen weiterverkaufen kann."

  • "Dann wird es geschehen", nickte der dienstbeflissene Reatinus und machte sich eine geistige Notiz, die kaiserliche Kanzlei in Bälde anzuschreiben. Er hatte das Gefühl, dass dies seine letzte Amtshandlung sein würde, aber das konnte er natürlich nicht wissen und genauso wenig vorhersagen.
    Dass der Legat ehrliches Interesse zeigte, ließ Reatinus strahlen. "Das freut mich, Legatus! Ich werde Crispus davon unterrichten und dich auf dem Laufenden halten." Oh weh, wäre da nur nicht der Umzug...

    "Bitte darum, wegtreten zu dürfen, Legatus."
    Für den Artorier war jetzt so gut wie alles geregelt, was eine Regelung bedurfte.

  • Anschließend blieb Reatinus wohl nichts anderes mehr übrig, als sich zu verabschieden. "Dann sage ich nur: Vale, Legatus! Wir werden uns sehen!" Immerhin waren sie nicht blind!
    Nach einem gekonnten Salut und einer geübten Kehrtwende verließ Reatinus das Officium und verabschiedete sich sogar vom Scriba. Ob er dies aus Trauer tat (denn er verließ die Legio I), oder eher aus Freude (der Legat hatte Interesse an der Handelsgesellschaft), wusste der Praefect selbst nicht.

  • Vor der Principia saß der junge Avianus von seinem Ross ab und ließ seine Sklavenbegleitung vor diesem sehr großen Gebäude im Zentrum des Lagers warten. Natürlich mit der Anweisung, dass sie sich nicht vom Fleck bewegen sollten, während sich Avianus drinnen versuchte, zurechtzufinden.
    Letzten Endes kam er nicht drumherum, sich zum Officium des Legaten durchzufragen. Eine unangenehme Art, aber sie war effektiv, um den richtigen Weg aus diesem Türenkomplex der Principia zu finden. So fand er das Officium und betrat den Vorraum der legateneigenen Schreibstube, wo ein Scriba saß.


    "Salve", grüßte der Aurelier, "Ich bin Tiberius Aurelius Avianus und wurde in der Legio II für mein senatorisches Tribunat entsandt. Kann ich bitte den Legaten sprechen, meine Instruktionen abzuholen?"

  • Avianus wurde von dem Scriba zum Legaten gebeten. Schon wieder würde er als kleiner Mann vor einem großen Mann stehen. In seiner Ehrfurcht baute sich Avianus auf, bevor er eintrat, nickte dem Scriba dankend zu und tat dies. Als er vor dem Legaten ankam, salutierte er. Dies tat er gänzlich ungeübt, aber sichtlich bemüht. Auch wenn es nicht annähernd an einen professionellen Salut eines langjährigen Soldaten heran kam. Der Legat hingegen konnte er sich nun gut gehen lassen, und luxuriös eingerichtet war es in seiner Schreibstube auch. Kein Wunder, der musste Geld wie Heu haben!


    "Salve, Legatus", grüßte er und stand in einer qualvollen, stocksteifen Haltung vor dem Vorgesetzten, "Ich bin der neue Tribunus Laticlavius Tiberius Aurelius Avianus, komme gerade von meiner Reise aus dem weiten Rom und möchte in mein Amt eingewiesen werden!"

  • Natürlich bemerkte ich die UNgeübtheit des patriziers, wollte aber nicht näher darauf eingehen, da es mehr oder weniger normal war, das diese Tribune wenig bis keine Ahnung davon hatten, wie es beim Militär zuging.
    Dennoch sollte jeder bei mir seine Chance erhalten und der eine oder andere hatte mich ja schon eines besseren belehrt. Warum also auch nicht dieser.


    "Salve Aurelius, ich begrüße dich in Germania, wie war die Reise!"


    und im selben Moment deutete ich ihm, Platz zu nehmen und liess dem Scriba Wasser und Wein bringen.

  • Anders Avianus, welcher sich sehr interessiert vorbereitet hatte und klare Vorstellungen von den Abläufen in einem Militärlager sammeln konnte. Es waren nur die Formalitäten, an welche er sich gewöhnen musste. Aber auch das würde er schaffen, mit vielen Stunden vor dem Spiegel.
    "Danke. Sie war lang und der Strapazen reich, aber wie du siehst, bin ich lebendig angekommen", nahm Avianus das Angebot des Legaten nickend wahr und nahm Platz. Innerlich stöhnte er erleichtert. Endlich ein bequemerer Sitzplatz als der Pferdesattel!

  • Die Frage freute den Aurelier letzten Endes, doch vielleicht war es gut, so bescheiden wie möglich zu bleiben. Er war kein Militärtheoretiker, aber er hatte seine Zeit genutzt. Er musste nur sein theoretisches Wissen in die Praxis umwandeln. Es sollte sich wohl nicht als zu schwer entpuppen.


    "Die habe ich, Legatus", antwortete Avianus wahrheitsgemäß und nahm den mit Wasser verdünnten Wein entgegen, welchen der Scriba vorbeibrachte, "Ich habe die Zeit bis zu meinem Tribunat weise genutzt, hoffe ich. Zumindest bin ich des Wissens aus zwei Militärexamen mächtig. Mir fehlen nur die praktischen Erfahrungen. Aber alles zu seiner Zeit."

  • Über die Legionsreiterei wusste Avianus ebenfalls ein wenig. Nicht zuletzt deshalb, weil sein aurelischer Vorgänger und Vetter Ursus diese kommandiert hat.


    "Die Legionsreiterei ist in Turmae zu jeweils 32 Mann pro Einheit organisiert. Die Turma wird vom Decurio angeführt, dem der Duplicarius als Unteroffizier zur Seite steht. Die Legion besitzt in Sollstärke 4 Turmae, dies sind 128 Mann. Eingesetzt wird die Reiterei für Aufgaben als Späher, Boten und für die Unterstützung des Hauptbestandteils der Legion, der Infanterie."
    Die Kavallerie war in Avianus´ Augen sehr unterschätzt, denn sie hatte sicherlich schlachtentscheidende Wirkung, wenn man sie richtig einzusetzen vermochte.

  • Das allgemeine Wissen der Academia also..... aber es war ein Anfang


    "Sehr gut aufgepasst...." grinste ich "..... doch du wirst dein Wissen über die Reiterei erweitern können, denn ich werde dich als Kommandant der legionsreiterei einsetzen."

  • "Besten Dank", schmunzelte auch Avianus und stockte kurz... die Reiterei. Also würde er doch in die Fußstapfen seines Vetters treten, was er doch hätte erwarten müssen, wenn der Legat dieses Thema ansprach.
    "Es ist mir eine Ehre, Legatus", erwiderte der Aurelier kurz und sah fragend drein, "Doch erlaube mir die Frage nach meinen Befugnissen."

  • "Nun, was darf ich und was darf ich nicht? Welche Möglichkeiten stehen mir offen? Kannst du mir Tipps geben, wie ich meine Befehlsgewalt am Besten einsetze?"
    Es war zwar eine Handvoll Fragen, doch der Aurelier fragte lieber zwei Mal nach, als ein Mal zu wenig! Das Prinzip hatte bis jetzt immer funktioniert, also behielt er es bei!

  • "nunja, als Kommandant der Reiterei bist du eigenverantwortlich für deren Aufgaben. Am Besten aber du sprichst dich mit dem Praefectus Castrorum ab, meine rechte Hand. Er weiss Bescheid und wird dich einweisen. Ansonsten ist es ziemlich ruhig momentan und die Aufgaben für die Reiterei dünn gesäht...... so gesehen aber eine gute Zeit, um die Männer zu trainieren und auf Vordermann zu bringen!"

  • Das hörte sich nach nicht allzu viel Arbeit an. Da Avianus schon sehr viel Zeit und Mühen in Abarbeitung von Erbschaften investiert hatte, würde sich das Kommando über eine unbeschäftigte Reiterei wohl nicht als Zuckerschlecken, aber immerhin tragbar entpuppen. "Nun gut", sprach der Aurelier und erhob sich, "Ich danke dir für deine Einweisung, Legatus. Mit deiner Erlaubnis werde ich mich auf den Weg machen, mein Officium und das Haus zu beziehen."

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